Drei große göttliche Offenbarungen

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Übersicht und Vergleich

Swedenborg Offenbarungen

Himmel Hölle Geisterwelt

Teil 1 - Die Geisterwelt

Teil 2 - Der Himmel

Teil 3 - Die Hölle

Teil 4 - Nachwort

Leben und Lehre - Band 1

Leben und Lehre - Band 2

Leben und Lehre - Band 3

Die Erdkörper im Weltall

Verkehr zw. Seele und Leib

Lorber Offenbarungen

Mexikanische Offenbarungen


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Impressum


Himmel Hölle Geisterwelt - Teil 2

Der Himmel und die Entsprechungen

Kapitel 6 –   Die drei Teile des Himmels

Der Himmel ist nicht außerhalb, sondern innerhalb eines jeden

Was macht uns erst zum wahren Menschen?

Die Engel sehen nicht den gesamten Himmel

Unkenntnis und falsche Vorstellungen über die Engel selbst bei den Gelehrten und Geistlichen

Kapitel 7 –   Die Entsprechungslehre, heute fast vergessen

Die Urmenschen dachten wie die Engel.

Der Mensch als Mikrokosmos

Entsprechungen des Himmels zu den Körperteilen

Redewendungen aufgrund von Entsprechungen

Der Mensch ist nur seiner inneren Form nach ein Ebenbild des Himmels

Alles entspringt dem Göttlichen, nicht der Natur

Tier-, Pflanzen- und Menschenreich

Atmosphäre, Tages- und Jahreszeiten

Der Instinkt der Tiere als Eigenschaft des Himmels

Die Metamorphose des Schmetterlings

Die Vögel und das Wunder im Ei.

Die Natur als Wirkung geistiger Ursachen

Die Geschöpfe der Erde entsprechen ihren Trieben

Schlacht- und Brandopfer in der jüdischen Kirche

Vergleich d. natürlichen Menschen mit bestimmten Tieren

Der Garten entspricht der Einsicht u. Weisheit d. Himmels

Eine Tätigkeit stellt die Verbindung her zwischen dem Natürlichen und dem Geistigen

Der Daseinszweck des Menschen

Das goldene Zeitalter und die älteste Kirche

Das silberne, kupferne und eiserne Zeitalter

Kapitel 8 –   Die geistige Sonne im Himmel ist Gott

Gott erscheint jedem so, wie Er von demjenigen aufgenommen wird

Jeder erblickt im Jenseits das, was sein Inneres beherrscht

Das wahre Licht unterscheidet sich von dem natürlichen

Wärme und Liebe im Himmel entsprechen einander

Wie die Engel Gott und sich einander sehen

Kapitel 9 –   Verschieden intensive Grade der Liebe bei den Engeln wechseln sich ab

Gründe für die Zustandsänderungen der Engel

Die Engel kennen anstelle von Zeit nur Zustände und Zustandsänderungen

Bewegungsvorgänge sind ebenfalls Zustandsänderungen

Über die Reisen der Engel durch den Raum

Wie funktioniert die Unterhaltung zwischen den Engeln und den Menschen?

Kapitel 10 – Die oft falschen Vorstellungen der Menschen über das Reich der Engel

Sinnbilder, Erscheinungen, Trugbilder

Gärten und Paradiese im Himmel

Die Kleider der Engel entsprechen der inneren Einsicht

Wohnungen, Paläste, Straßen und Städte der Engel

D Mensch muss sich d Harmonie d Himmels zurückerobern

Die Ausbreitung der Gedanken und Gefühle ist real

Kapitel 11 – Vereinigung zu Gemeinschaften entsprechend der geistigen Verwandtschaft

Herrschaft, Ordnung und Leitung im Himmel

Wer in göttlicher Liebe sich allen zuwendet, steht unter Gottes Obhut

Gottesdienste und Predigten im Himmel

Die Macht des Menschen und die Macht der Engel

Kapitel 12 – Im Himmel reden alle nur eine Sprache

Ohne Gefühl gibt es weder Gedanken noch Vorstellungen

Die Ursprache der Menschen stammt aus dem Himmel

Viele Dinge im Himmel können nur durch Farbenwechsel ausgedrückt werden

Feine Unterschiede der Sprache im himmlischen und im geistigen Reich

Unterschiede in der Sprache entsprechend der Weisheit

Bei der Unterhaltung mit Menschen sprechen die Engel und Geister nur in der jeweiligen Sprache der Menschen

Kapitel 13 – Warum es gefährlich ist, mit Geistern zu reden

Schwarmgeister bilden sich ein, der Heilige Geist zu sein, und führen ihre Anhänger oft in die Irre

Für Menschen, die Gott anerkennen, ist die Unterhaltung mit den Engeln durchaus gestattet

Wie sprach Gott mit den Propheten?

Nicht die Entfernung, sondern die Zuwendung bewirkt, ob man einen Engel oder Geist hört

Besessenheitsgeister dringen in den Körper des Menschen ein und nehmen seine sämtlichen Sinne gefangen

Täuschungen und Visionen aus der Einbildung heraus

Kapitel 14 – Echte Gesichte sind visionäres Schauen, das nur von Gott erschlossen wird

Gott hat den Propheten durch Gesichte und Träume die himmlischen Geheimnisse offenbart

Die drei Arten von Träumen

Die bösen Geister wollen die Schlafenden heimsuchen, doch werden sie meistens von Gott behütet

Kapitel 15 – Die Schriften der Engel

Die Schrift im innersten Himmel und die der ältesten Menschen auf Erden

Die Schriften der unteren Himmel

Schriften, die aus lauter Zahlen bestehen

Kapitel 16 – Die Weisheit der Engel geht weit über die Weisheit der Menschen hinaus

Die drei Lebensstufen der Engel

Die Weisheit der Engel am Beispiel der Wiedergeburt

Die göttlichen Wahrheiten sind den Engeln des innersten Himmels eingeprägt und angeboren

Wie empfinden die Engel im äußeren Himmel die göttlichen Wahrheiten

Die unterschiedliche Weisheit und Sicht der Dinge

Kapitel 17 – Die Unschuld d Kinder kennt noch nichts Böses

Wahre Unschuld bedeutet, nicht sich selbst, sondern Gott alles anzurechnen, was man aus Liebe an Gutem tut

Die Verbindung des Guten mit dem Wahren nennt man himmlische Ehe und dient auch in der irdische als Basis

Unschuld und Frieden entspringen der göttlichen Liebe

Wahrer innerer Frieden kommt von Gott im Gegensatz zu dem äußeren Scheinfrieden

Jeder Mensch ist von guten und bösen Geistern umgeben

Die Freiheit, zwischen dem Guten oder Bösen zu wählen

Die Geistwesen beim Menschen wechseln entsprechend seinen Neigungen und Lebensperioden

Angst, Traurigkeit und Schwermut infolge der Beeinflussung von Geistwesen

Kapitel 18 – Falsche Vorstellungen der Menschen über das Leben nach dem Tode

Die Verschmelzung des inneren, geistigen Wesens des Menschen mit seinem äußeren, natürlichen

Was bedeutet falsche Einsicht und falsche Weisheit?

Der Wissenschaftler beschränkt sich fast ausschließlich auf das Körperlich-Materielle

Gespräche mit vielen Gebildeten nach ihrem Tode

Das höllische Feuer ist die Gier nach Ruhm und Namen

Der Himmel steht für alle offen – ob arm oder reich –, die in der Liebe und im Glauben leben

Reichtum wie auch Armut schützt nicht vor Torheit

Kapitel 19 – Die Ehen im Himmel

Verschiedenheit der geistigen Anlage von Mann und Frau

Warum wahre eheliche Liebe eines Mannes mit mehreren Frauen unmöglich ist

GWahre Liebe befreit, während Herrschsucht knechtet

Ehen, wo Uneinigkeit und Streit herrschen, führen nach dem Tode zu erbitterten Kämpfen

Scheinbar eheliche Liebe und ihre vielen äußeren Gründe

Der Ursprung der wahren ehelichen Liebe ist der Himmel

Ehebruch und das Los der Ehebrecher nach dem Tode

Kapitel 20 – Die unermessliche Größe des Himmels und des Weltalls als Wohnsitz für Engel, Geister und Menschen

Die Existenz von menschlichem Leben auf anderen Weltkörpern hat einen höheren Zweck

Kapitel 21 – Falsche Vorstellungen einiger Geistwesen in Bezug auf Untätigkeit im Himmel

Das Reich Gottes basiert auf dem einen Gebot: Liebe Gott über alles und deinen Nächsten wie dich selbst und mehr

Beispiele von aufopfernder Liebe

Wer ist der Geringste und wer ist der Größte?

Keine menschliche Sprache kann die Wunder des Himmels beschreiben






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Kapitel 6
Die drei Teile des Himmels

Es gibt drei Himmel, die völlig voneinander verschieden sind: einen innersten oder dritten, einen mittleren oder zweiten, einen unteren oder ersten Himmel; sie folgen aufeinander und sind miteinander verwachsen, wie der obere Teil des Menschen, der aus seinem Haupte, der mittlere, der aus seinem Leib und der untere, der aus seinen Füßen besteht. Wie ein Haus drei Stockwerke hat, ein oberes, mittleres und unteres, so ist auch die Anordnung des Göttlichen, das von Gott ausgeht und niedersteigt; aufgrund einer zwingenden Ordnung also besteht der Himmel aus drei Teilen. Das Innere des Menschen, das seine geistigen Kräfte enthält, hat eine ähnliche Einteilung, nämlich ein innerstes, mittleres und äußeres Teil. Während der Schöpfung wurden alle Gesetze der göttlichen Ordnung dem Menschen eingepflanzt, so dass er zu ihrem Bilde, das heißt, zu einem Himmel in kleinster Gestalt erwuchs. Deshalb steht der Mensch vermöge seines Inneren in Gemeinschaft mit den Himmeln und gelangt nach dem Tode zu den Engeln, und zwar zu denen des innersten, mittleren oder unteren Himmels, je nach der Aufnahme des Göttlich-Guten und Göttlich-Wahren während seines Lebens in der Welt. Kein Engel des einen kann zu den Engeln des anderen Himmels eingehen, keiner aus einem tieferen Himmel emporsteigen, keiner aus einem höheren hinabsteigen; wer aus einem tieferen aufsteigt, wird von einer schmerzhaften Bangigkeit ergriffen und ist nicht imstande, die dort Weilenden zu sehen, geschweige mit ihnen zu reden; wer aus einem höheren niedersteigt, wird seiner Weisheit beraubt, beginnt zu stottern und gerät in Verzweiflung.

Der Himmel ist nicht außerhalb, sondern innerhalbeines jeden

Wer da glaubt, zu den Engeln erhoben zu werden, hieße, schon in den Himmel kommen, gleichgültig, wie sein Inneres beschaffen ist, täuscht sich. Viele Geister mit dieser Ansicht wurden ihres Glaubens wegen in den Himmel erhoben; weil ihr Inneres aber dem der Engel entgegengesetzt war, fing ihr Verstand gleich bei ihrem Eintritt an, zu erblinden, so dass sie zu Narren wurden; auch marterte sie ihr Wille dermaßen, dass sie sich wie Wahnsinnige gebärdeten. Mit einem Worte: wer ein böses Leben führt und in den Himmel gelangt, ringt dort nach Atem und quält sich ab wie ein Fisch, der vom Wasser an die Luft kommt, oder wie Tiere, die im luftleeren Raum nach Luft schnappen.

Es ist ein kaum bekanntes Geheimnis in der Welt, dass der Himmel in seinem gesamten Umfange Einen Menschen darstellt; in den himmlischen Reichen aber ist es wohlbekannt. Dies in seinen besonderen Einzelheiten zu erkennen, ist eine Hauptaufgabe der Engel; davon hängt so vieles ab, was ohne dies grundlegende Prinzip nicht klar und deutlich in ihre Vorstellungen eindringen wurde. Da sie wissen, dass alle Himmel zugleich mit allen Gemeinschaften Einen Menschen darstellen, so bezeichnen sie den Himmel auch als den Größten und Göttlichen Menschen. Wenn man von den geistigen und himmlischen Dingen keine richtige Vorstellung hat, wird man nie begreifen, dass beide in dieser bildlichen Form in einem bestimmten Zusammenhang stehen.

Was macht uns erst zum wahren Menschen?

Man wird annehmen, die irdischen und materiellen Dinge, aus denen der äußere Mensch besteht, machen den ganzen Menschen aus, und er sei ohne sie kein Mensch mehr. Doch möge man wissen, er wird nicht dadurch zum Menschen, sondern durch seine Fähigkeit, das Wahre zu erkennen und das Gute zu wollen: dieses Geistige und Himmlische macht ihn erst zum Menschen. Jeder Mensch ist so, wie sein Verstand und Wille ihn bildet; sein irdischer Leib ist geschaffen, diesen beiden in der Welt zu dienen und sie gleichmäßig auszuwirken in der untersten Sphäre der Natur. Deshalb tut der Körper nichts aus sich selbst, sondern er wird in völliger Hörigkeit auf einen Wink des Verstandes und Willens angetrieben, so dass man alles, was man denkt, mit Mund und Zunge ausspricht, und was man will, mit Leib und Gliedern ausführt, wobei nicht der Körper der Handelnde ist, sondern der Verstand und Wille. Sie beide machen aus dem Menschen einen inneren, geistigen, und ein solcher Mensch in größter und vollkommenster Gestalt ist der Himmel. Das ist die Vorstellung der Engel vom Menschen; deshalb achten sie nicht auf die Taten seines Körpers, sondern auf den Willen, nach dem der Körper handelt; ihn nennen sie den eigentlichen Menschen, ebenso wie den Verstand, soweit er mit dem Willen zusammenwirkt.

Die Engel sehen nicht den gesamten Himmel

Die Engel sehen die Gestalt des Himmels nicht in ihrem ganzen Umfange, weil das Gesichtsfeld keines Engels den gesamten Himmel umfasst, wohl aber sehen sie bisweilen entlegene Gemeinschaften von vielen Tausenden von Engeln, zusammenhängend in einer Gestalt. Aus der Gemeinschaft als einem Teil schließen sie dann auf den ganzen Himmel, denn das Ganze entspricht genau seinen Teilen und umgekehrt; der Unterschied liegt nur im Ausmaß. Mir ward zu sehen vergönnt, wie eine Gemeinschaft von Engeln, wenn Gott sich offenbart, als Ganzes in menschlicher Gestalt erscheint. In der Höhe gen Aufgang zeigte sich eine vom Weißen ins Rötliche schimmernde, von kleinen Sternen umkränzte Wolke, die niederschwebte; je tiefer sie sank, desto lichter wurde sie, bis sie endlich in vollendeter menschlicher Gestalt zu sehen war: die kleinen Sterne rings um die Wolke offenbarten sich im Schein des göttlichen Lichtes als Engel.

Dass Engel menschliche Gestalten oder Menschen sind, kann ich tausendfach durch meine Erfahrung bestätigen; ich sprach mit ihnen als Mensch zum Menschen, manchmal mit einem einzelnen, manchmal mit einer Gemeinschaft von vielen, und es fiel mir nie ein Unterschied zwischen ihnen und der Gestalt eines Menschen auf. Das setzte mich oft in Erstaunen; um aber nicht in den Verdacht zu geraten, ich sei einer Einbildung oder Täuschung erlegen, vermochte ich sie mit klarer, körperlicher Empfindung bei völlig wachem Bewusstsein zu sehen.

Unkenntnis und falsche Vorstellungen über die Engel selbst bei den Gelehrten und Geistlichen

Oftmals erzählte ich ihnen, es herrsche bei den Menschen über Engel und Geister eine so tiefe Unkenntnis, dass man die Vorstellung habe, sie seien gestaltlose Wesen und bloße Gedanken, gleichsam Erscheinungen mit ätherischem Leben, denen man außer der Denkfähigkeit keine menschliche Eigenschaft zuschrieb; daher glaube man, sie sähen nicht, weil sie keine Augen, hörten nicht, weil sie keine Ohren und redeten nicht, weil sie keinen Mund und keine Zunge hätten. Darauf erwiderten die Engel, es sei ihnen bekannt, dass viele in der Welt diesen Glauben hegten; er herrsche nicht nur bei den Gelehrten, sondern sogar bei den Priestern, worüber sie sich wunderten. Sie gaben auch den Grund dafür an: die Gelehrten nämlich als Vorkämpfer dieser Anschauung entwickelten ihre Gedanken und Schlüsse aus der sinnlichen Welt des äußeren Menschen; wer aber in diesem Zusammenhang denke und nicht durch innere Erleuchtung aufgrund einer allgemeinen, jedem eingeborenen Intuition, müsse notwendig zu solchen Schlüssen kommen, denn die sinnliche Welt des äußeren Menschen fasse nur das, was innerhalb der Natur sei, nicht aber, was darüber hinausgehe, folglich nichts von der Geistigen Welt. Von diesen auserwählten Führern ging die falsche Vorstellung über Geister und Engel auf andere über, die nicht aus sich selbst, sondern durch jene dachten; wer aber durch andere denkt und sich deren Meinung zu eigen macht, um sie später erst mit seinem Verstande zu prüfen, kann sich nur schwer wieder von ihr trennen; deshalb beruhigen sich die meisten damit, sie anzuerkennen.






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Kapitel 7
Die Entsprechungslehre, heute fast vergessen

Was eine Entsprechung ist, weiß man heute nicht mehr, und zwar aus vielen Gründen; hauptsächlich deshalb, weil die Menschen sich durch Selbstliebe und Weltliebe vom Himmel entfernt haben. Wer sich und die Welt über alles liebt, beschäftigt sich nur mit weltlichen Dingen, die den äußeren Sinnen schmeicheln und die Genusssucht reizen; die geistigen Interessen dagegen, die das Innere erheben und die Seele erbauen, weist er von sich, mit der Erklärung, es sei zu hoch, um darüber nachzudenken. Anders die Alten; ihnen war die Lehre von den Entsprechungen die höchste aller Wissenschaften und durch sie gelangten sie zur Einsicht und Weisheit. Auch die Diener der Kirche standen durch sie in Gemeinschaft mit dem Himmel, denn die Lehre der Entsprechungen ist eine Lehre der Engel.

Die Urmenschen dachten wie die Engel

Die Urmenschen, welche Menschen des Himmels waren, dachten wie die Engel durch die Entsprechung selber; deshalb sprachen sie mit den Engeln, deshalb erschien ihnen oftmals Gott und unterwies sie. Heute aber ist diese Lehre so völlig verlorengegangen, dass niemand mehr weiß, was eine Entsprechung ist. Da jedoch ohne die Kenntnis ihrer Bedeutung nichts im Licht von der Geistigen Welt erkannt werden kann, weder etwas von ihrem Einfluss auf die natürliche, noch vom Wesen des Geistigen im Gegensatz zum Natürlichen, noch vom Geiste des Menschen, den man Seele nennt, und dessen Einwirkung auf den Körper, noch vom Zustand des Menschen nach dem Tode, so muss erklärt werden, was eine Entsprechung zu bedeuten hat, um den Weg für das Folgende vorzubereiten.

Die ganze natürliche Welt entspricht der geistigen; daher nennt man alles, was in der natürlichen aus der Geistigen Welt entsteht, etwas Entsprechendes. Die natürliche Welt entsteht und besteht aus der geistigen, genau wie die Wirkung aus ihrer Ursache. Sämtliche Körper unter der Sonne, die Licht und Wärme von ihr empfangen, bilden die natürliche Welt; zu ihr gehört alles, was die Sonne erhält. Die Geistige Welt aber ist der Himmel; ihr Reich ist das, was in den Himmeln ist.

Der Mensch als Mikrokosmos

Der Mensch, welcher Himmel und Welt in kleinster Gestalt ist, hat sowohl die geistige, wie die natürliche Welt in sich. Das Innere, das seine geistigen Kräfte enthält und sich auf Verstand und Willen bezieht, ist seine geistige Welt; das Äußere, das seinen Körper umfasst und sich auf die Sinne und Handlungen des Körpers bezieht, seine natürliche Welt. Was daher in seiner natürlichen Welt, das heißt, im Körper der Sinne und Handlungen, durch seine geistige Welt, das heißt, die geistigen Kräfte des Verstandes und Willens, bewirkt wird, nennt man etwas Entsprechendes.

Die Art der Entsprechung kann man am Antlitz des Menschen erkennen. In einem Gesicht, das von keiner Verstellung weiß, prägt sich jede Gemütsbewegung in ihrer natürlichen Form aus, deshalb nennt man das Antlitz auch den Spiegel der Seele; so drückt sich seine geistige Welt in seiner natürlichen aus, genau wie die Verstandesäußerungen in der Rede und die Willensäußerungen in den Körperbewegungen. Folglich sind sämtliche Vorgänge des Körpers in Gesicht, Rede und Gebärden Entsprechungen. Also wird ersichtlich, was der innere und der äußere Mensch ist; der innere ist der sogenannte geistige, der äußere der natürliche, beide sind verschieden voneinander wie Himmel und Welt; alles, was sich im äußeren, natürlichen Menschen entwickelt und abspielt, entspringt seinem inneren, geistigen Menschen.

Entsprechungen des Himmels zu den Körperteilen

Der Himmel besteht aus zwei Reichen, dem himmlischen und dem geistigen Reich. Das himmlische Reich entspricht im allgemeinen dem Herzen und dem, was im Körper zum Gebiet des Herzens gehört; das geistige Reich der Lunge und dem, was zur Lunge gehört. Das Entsprechungsverhältnis der beiden Reiche des Himmels zum Herzen und zur Lunge ist das allgemeine Entsprechungsverhältnis des Himmels zum Menschen. Weniger allgemein ist das der einzelnen Glieder, Organe und inneren Teile; es stellt sich dar wie folgt. Die Bewohner des Hauptes des Größten Menschen, des Himmels nämlich, sind die Auserwählten in allem Guten; ihr Leben ist Liebe, Friede, Unschuld, Einsicht, Weisheit, also Freude und Seligkeit; sie beeinflussen das Haupt des Menschen nebst allem, was dazu gehört, und entsprechen ihm. Die Bewohner der Brust des Größten Menschen leben im Guten des Glaubens und der Barmherzigkeit; sie beeinflussen die Brust des Menschen und entsprechen ihr. Die Bewohner der Lenden und Zeugungsorgane leben im Zustand der ehelichen Liebe; die der Füße stehen auf der untersten Stufe des Guten im Himmel, des sogenannten geistig-natürlichen. Die Bewohner der Arme und Hände haben die Macht des Wahren aus dem Geist des Guten, die der Augen den Verstand, die der Ohren die Gabe des Auffassens und Gehorchens, die der Nase des Wahrnehmens, die des Mundes und der Zunge die Ausdrucksfähigkeit des Denkens und Erkennens; die Bewohner der Nieren die Gewalt der reinigenden, sichtenden und richtenden Wahrheit, die der Leber, Milz und Bauchspeicheldrüse verschiedene andere Reinigungskräfte des Guten und Wahren, und so fort. Sie alle beeinflussen die ihnen gemäßen Teile des Menschen und entsprechen ihnen. Der Einfluss des Himmels erstreckt sich auf die Funktionen und Anwendung der Organe; diese Anwendung drückt sich, da sie aus der Geistigen Welt stammt, in sämtlichen Formen der natürlichen Welt aus und gelangt so zur Wirkung; daher findet eine Entsprechung statt.

Redewendungen aufgrund von Entsprechungen

Alles hat eine Bedeutung im Sinne der Entsprechungen. So bezeichnet man mit dem Haupte die Einsicht und Weisheit, mit der Brust die Güte, mit den Lenden die eheliche Liebe, mit den Armen und Händen die Macht der Wahrheit, mit den Füßen die Natur, mit den Augen den Verstand, mit der Nase die Wahrnehmung, mit den Ohren den Gehorsam, mit den Nieren den Reinigungsbetrieb der Wahrheit, und so fort. Daher pflegt man auch, wenn von einem Einsichtsvollen und Weisen die Rede ist, zu sagen, er hat einen Kopf; von einem, der gut zu uns ist, er ist ein Busenfreund; von einem Gewitzigten, er hat eine scharfe Nase; von einem Verstandesmenschen, er hat ein scharfes Auge; von einem Mächtigen, er hat eine starke Hand; von einem, der etwas aus Liebe will, es kommt ihm von Herzen. Diese und viele andere Redewendungen der Menschen rühren von den Entsprechungen her; sie stammen aus der Geistigen Welt, ohne dass die Menschen es wissen.

Der Mensch ist nur seiner inneren Form nach ein Ebenbild des Himmels

Obzwar alle körperlichen Eigenschaften des Menschen solchen des Himmels entsprechen, ist er dennoch nicht seiner äußeren, sondern nur seiner inneren Form nach ein Ebenbild des Himmels, denn sein Inneres nimmt den Himmel, sein Äußeres aber die Welt auf. Dabei kann dies Äußere in mannigfacher Schönheit nach der Harmonie der Welt gestaltet sein, denn die äußere, körperliche Schönheit stammt von den Eltern her, wird im Mutterleib gebildet und weiter erhalten durch den allgemeinen Einfluss der Welt. Daher ist die natürliche Gestalt des Menschen von seiner geistigen grundverschieden. Von dieser Gestalt des Geistes ist öfters die Rede gewesen, wie sie bei manchen mit schönem und lieblichem Aussehen schwarz und hässlich wie eine Missgeburt war, so dass man sie für ein Bild der Hölle und nicht des Himmels halten konnte, während sie bei anderen, weniger schönen, weiß, zierlich und engelsgleich war. In Wirklichkeit erscheint der menschliche Geist nach dem Tode so, wie er im Körper während seines Aufenthaltes in der Welt gelebt hat.

Alles entspringt dem Göttlichen, nicht der Natur

Die Engel sind erstaunt, wenn sie hören, es gibt Menschen, die alles der Natur und nichts der göttlichen Macht zuschreiben und da glauben, ihr Körper, in dem so viele bewunderungswürdige Dinge des Himmels versammelt sind, sei ein Machwerk der Natur, ja sogar die Vernunft stamme dorther, wo sie doch bei einiger Erhebung des Geistes durchschauen könnten, dass alles nicht der Natur, sondern dem Göttlichen entspringt, und die Natur nur geschaffen ist, das Geistige zu umkleiden, um es der Reihe nach bis ins kleinste hin darzustellen: solche Menschen sind in ihren Augen Nachteulen, die im Finstern sehen und nicht im Licht.

Was Entsprechungen sind, wurde im vorigen Abschnitt gesagt; es wurde gezeigt, dass alles und jedes im lebendigen Körper eine Entsprechung ist. Jetzt soll erklärt werden, wieso sämtliche Teile des Erdkörpers, überhaupt alle Bestandteile der Welt Entsprechungen sind.

Tier-, Pflanzen- und Menschenreich

Was auf Erden ist, zerfällt in drei Gattungen oder Reiche: das sogenannte Tier-, Pflanzen- und Mineralreich. Was sich im Tierreich befindet, ist eine Entsprechung ersten Grades, weil es lebt; was sich im Pflanzenreich befindet, eine Entsprechung zweiten Grades, weil es nur wächst; was sich im Mineralreich befindet, eine Entsprechung dritten Grades, weil es weder lebt noch wächst. Die Entsprechungen im Tierreich bestehen aus lebendigen Wesen verschiedener Art, teils solchen, die über die Erde gehen und kriechen, teils solchen, die in der Luft fliegen und sämtlich hier nicht weiter erwähnt werden, weil sie bekannt sind. Die Entsprechungen im Pflanzenreich bestehen aus der Gesamtheit dessen, was in Gärten, Wäldern, auf Äckern und Feldern wächst und blüht und ebenfalls hier nicht weiter erwähnt wird, weil es bekannt ist. Die Entsprechungen im Mineralreich bestehen aus den edleren und unedleren Metallen, den kostbaren und nicht kostbaren Steinen, den verschiedenen Erdarten und schließlich den Gewässern.

Außerdem sind alle Dinge Entsprechungen, die aus den vorigen durch menschlichen Fleiß zum Gebrauch verarbeitet werden, wie sämtliche Arten von Speisen, Kleidungsstücken, Häusern, Gebäuden und vieles andere mehr.

Atmosphäre, Tages- und Jahreszeiten

Ebenso gehört alles, was über der Erde ist, wie Sonne, Mond und Sterne, desgleichen die Atmosphäre mit Wolken, Nebel, Regen, Blitz und Donner zu den Entsprechungen, auch der Stand der Sonne, ihre An- und Abwesenheit, Licht und Schatten, Wärme und Kälte, sowie die Jahreszeiten, Frühling, Sommer, Herbst und Winter und die Tageszeiten, Morgen, Mittag, Abend und Nacht. Mit einem Wort: alles, was die Natur hervorbringt, vom Kleinsten bis zum Größten, ist eine Entsprechung, weil die natürliche Welt mit ihrem ganzen Inhalt aus der geistigen entsteht und besteht, und beide aus dem Göttlichen. Alles Bestehen ist ein fortwährendes Entstehen; nichts kann von sich aus bestehen, sondern nur durch etwas Vorhergegangenes, Ursprüngliches; trennt es sich davon, so geht es zu Grunde und verschwindet.

Der Instinkt der Tiere als Eigenschaft des Himmels

Alle Dinge der Welt haben ihren Ursprung im Göttlichen und sind so ausgestattet in der Natur, dass sie in ihr leben, sich nützlich machen und dadurch Entsprechungen werden können. Das zeigt sich deutlich an einzelnen Erscheinungen im Tier- wie im Pflanzenreich; beide haben Merkmale, die jeder, der nach innen denkt, als Eigenschaften des Himmels erkennen kann. Zur Erläuterung sei aus der unendlichen Zahl nur weniges hier erwähnt; zunächst etwas aus dem Tierreich. Es ist bekannt, welches Wissen jedem Tier gleichsam eingepflanzt ist. So verstehen die Bienen, aus den Blumen Honig zu sammeln und Zellen aus Wachs zu bauen, worin sie ihn aufbewahren, um sich und ihren Stamm für den kommenden Winter mit Nahrung zu versorgen. Die Weibchen legen die Eier, während ein anderer, dienender Teil sie ausbrütet, damit das Geschlecht sich erneuert. Alle leben in einer bestimmten Staatsform, die sie aufgrund ihres angeborenen Wissens genau kennen. Die nutzbringenden ihres Stammes erhalten sie, die unnützen verjagen sie und nehmen ihnen die Flügel fort. Diese und viele andere, wunderbare Eigenschaften sind ihnen vom Himmel verliehen, um sie zu verwerten, denn das Wachs dient auf der ganzen Erde den Menschen zu Leuchtzwecken, und der Honig versüßt ihnen die Speisen.

Die Metamorphose des Schmetterlings

Was geht nicht alles bei den Raupen vor, die doch die Verachtetsten im Tierreich sind? Sie wissen, sich mit dem Saft ihrer Blätter zu ernähren, um dann, wenn die Zeit gekommen ist, sich gleichsam vermummt in einen Mutterleib zu legen, aus dem sie als Spross ihres Stammes ausschlüpfen. Manche von ihnen verwandeln sich erst in Larven und Puppen, spinnen Fäden und werden nach vollbrachter Arbeit mit einem neuen Körper geschmückt; in einem Flügelkleide fliegen sie in die Luft, als flögen sie in ihren Himmel; dann feiern sie das Fest ihrer Begattung, legen Eier und sorgen für ihre Nachkommenschaft.

Die Vögel und das Wunder im Ei

Außer den erwähnten kennen alle geflügelten Tiere unter dem Himmel Ort und Art ihrer Nahrung. Sie verstehen, ihre Nester zu bauen, jedes auf seine Weise, ihre Eier hineinzulegen, Junge auszubrüten, diese Jungen zu sättigen und aus dem Nest zu treiben, sobald sie selbständig sind. Sie unterscheiden auch Feinde, vor denen sie fliehen, und Freunde, zu denen sie sich gesellen, und zwar von klein auf; zu schweigen von den Wundern im Ei selbst, wo alles für das Wachstum und die Ernährung des werdenden Tierchens in schönster Ordnung vorbereitet ist, und zahllosen anderen Vorgängen.

Die Natur als Wirkung geistiger Ursachen

Wer könnte noch mit weiser Überlegung behaupten, dass diese Dinge aus einer anderen als der Geistigen Welt stammen, der die natürliche nur als Verkörperung ihrer Ideen oder als Zweck dient, die geistige Ursache in der Wirkung darzustellen!

Wenn die Tiere auf der Erde und unter dem Himmel im vollen Besitz dieses Wissens geboren werden, nicht aber der Mensch, der doch mehr ist als sie, so kommt es daher, weil die Tiere sich in der Harmonie ihres Lebens befinden und ihren Anteil an der Geistigen Welt nicht zerstören konnten, denn es fehlt ihnen die Vernunft; anders der Mensch, der im Zusammenhang mit der Geistigen Welt denkt; er, der seinen Anteil durch unharmonisches Leben, verführt von seiner Vernunft, missbraucht, kann nur in reiner Unwissenheit geboren werden, um dann mit Hilfe der göttlichen Mittel wieder zur Harmonie des Himmels zurückzugelangen.

Auch im Pflanzenreich zeigen sich überall Entsprechungen, beispielsweise darin, dass ein winziges Samenkörnchen zum Baum erwächst, Blätter und Blüten treibt und Früchte hervorbringt, in denen sich wiederum Samen bildet. Dies entsteht nach und nach und geht in so bewunderungswürdiger Ordnung vor sich, dass man es nicht mit wenigen Worten schildern kann; man könnte Bände darüber schreiben, und doch würden sich die tieferen Geheimnisse, die dem Sinn der Dinge näherkommen, durch keine Wissenschaft ergründen lassen. All das stammt aus der Geistigen Welt oder dem Himmel, der, wie oben erklärt wurde, menschliche Gestalt hat; deshalb haben auch die Vorgänge im Pflanzenreich eine gewisse Beziehung zu denen des Menschen, was sogar einigen unter den Gelehrten bekannt ist. Oftmals, wenn ich durch Gärten wandelte, in Betrachtung versunken von Bäumen, Blumen und Früchten, schaute ich ihre Entsprechungen im Himmel; ich sprach mit den Wesen ihrer Sphäre und lernte die Bedeutung der Entsprechungen kennen.

Die Geschöpfe der Erde entsprechen ihren Trieben

Keiner kann heute das Geistige des Himmels, dem das Natürliche der Welt entspricht, anders erkennen als durch den Himmel selbst, denn die Lehre der Entsprechungen ist verlorengegangen; doch will ich das Entsprechungsverhältnis zwischen Geistigem und Natürlichem an einigen Beispielen erläutern. Die Geschöpfe der Erde entsprechen im allgemeinen den Trieben; die zahmen und nützlichen den guten, die wilden und unnützen den bösen. Im besonderen entsprechen Rinder und Stiere den Trieben des natürlichen Sinns, Lämmer und Schafe denen des geistigen Sinns und die geflügelten Tiere, je nach ihrer Gattung, den Verstandeskräften beider Sinne.

Schlacht- und Brandopfer in der jüdischen Kirche

So kam es, dass verschiedene Tiere, wie Rinder, Stiere, Widder, Schafe, Ziegen, Böcke, männliche und weibliche Lämmer, ferner Tauben und Turteltauben in der jüdischen Kirche, die vorbildlich war, für die heiligen Gebräuche bestimmt und bei Schlacht- oder Brandopfern dargebracht wurden; sie entsprachen dabei geistigen Ideen, die aufgrund der Entsprechungen im Himmel erkannt wurden. Die Tiere, geordnet nach Art und Gattung sind deshalb Triebe, weil sie leben.

Vergleich d. natürlichen Menschen mit bestimmten Tieren

Kein Leben stammt anderswo her als aus dem ihm gemäßen Triebe; so hat jedes Tier das angeborene Wissen seines Lebenstriebes; darin gleicht ihm der Mensch hinsichtlich seines natürlichen Menschen, weshalb man ihn auch im gewöhnlichen Sprachgebrauch mit den Tieren vergleicht und den Sanftmütigen ein Lamm oder Schaf, den Gewalttätigen einen Bären oder Wolf, den Schlauen einen Fuchs oder eine Schlange nennt, und so fort.

Der Garten entspricht der Einsicht und Weisheitdes Himmels

Ein ähnliches Entsprechungsverhältnis besteht im Pflanzenreich. Der Garten in seiner Gesamtheit entspricht dem Himmel hinsichtlich der Einsicht und Weisheit; deshalb heißt der Himmel auch Garten Gottes oder Paradies; die Menschen nennen ihn das himmlische Paradies. Die Bäume, je nach ihrer Gattung, entsprechen dem Auffassungs- und Erkenntnisvermögen des Guten und Wahren, welches Einsicht und Weisheit vermittelt; so hielten die Alten, denen die Entsprechungen bekannt waren, ihren Gottesdienst in Hainen ab.

Darum ist in der heiligen Schrift so oft von Bäumen die Rede, mit denen der Himmel, die Kirche und der Mensch verglichen werden, beispielsweise mit dem Weinstock, dem Ölbaum, der Zeder und anderen, wobei das Gute, das man tut, ihren Früchten gleicht. Auch alle aus diesen, besonders den Früchten des Feldes, zubereiteten Speisen entsprechen den Trieben des Guten und Wahren, denn sie bilden die Nahrung des geistigen Lebens, wie jene die des natürlichen. Gewöhnlich entspricht das aus der Ernte der Saat gewonnene Brot dem Trieb zum völlig Guten, weil es mehr als die anderen Speisen das Leben erhält und der ganzen Ernährung zugrunde liegt; um dieser Entsprechung willen nennt Gott sich das Brot des Lebens. Aus demselben Grunde verwandte man in der jüdischen Kirche die Brote bei den heiligen Gebräuchen; sie wurden auf den Tisch der Stiftshütte gelegt und Schaubrote genannt; ebenso hieß jeder Gottesdienst, der durch Schlacht- oder Brandopfer stattfand, Brot. Wegen dieser Entsprechung ist auch das Heiligste in der christlichen Kirche das Heilige Abendmahl, bei dem Brot und Wein gereicht wird.

Eine Tätigkeit stellt die Verbindung her zwischendem Natürlichen und dem Geistigen

Wie eine Verbindung des Himmels mit der Welt durch Entsprechungen stattfindet, soll kurz gesagt werden. Das Reich Gottes ist ein Reich der Zwecke, die zur Anwendung gelangen, oder, was dasselbe ist, ein Reich von Anwendungen, die zu ihrem Zweck gelangen. Das ganze Weltall ist von Gott geschaffen und gestaltet, damit sich diese Absichten zur Entfaltung ihrer Tätigkeit oder Wirkung verstofflichen, erst im Himmel, dann in der Welt, darauf schrittweise abwärts bis hinab zur untersten Stufe der Natur. Das bedeutet, dass eine Entsprechung zwischen Natürlichem und Geistigem, oder zwischen Welt und Himmel, durch eine Handlung stattfindet, die zwischen beiden die Verbindung vermittelt; alle Formen des Geschehens sind in diesem Sinne Entsprechungen und Vermittlungen. Im dreifachen Reich der Natur ist gesetzmäßig jeder Gegenstand der Ausdruck seiner Zwecktätigkeit oder die Wirkung ihres Verlaufs; daher sind Gegenstände Entsprechungen.

Der Daseinszweck des Menschen

Beim Menschen äußert sich dieser Vorgang in der Liebe zu Gott und dem Nächsten als Daseinszweck; das sind die Entsprechungen, die ihn mit dem Himmel verbinden, aber nur soweit er im Sinne der göttlichen Ordnung lebt; in diesem Fall ist er das Bindeglied zwischen der natürlichen und der geistigen Welt, denn beide Welten sind in ihm.

Zuletzt noch ein Wort von der Lehre der Entsprechungen und ihrer Anwendung. Damit eine Verbindung des Menschen mit dem Himmel zustande komme, wurde die Heilige Schrift in lauter Entsprechungen geschrieben; jedes Wort darin bedeutet eine Entsprechung. So könnte jemand, der diese Lehre beherrscht, die Schrift in ihrem geistigen Sinne verstehen, wodurch ihm Geheimnisse offenbar würden, von denen der Buchstabenmensch nichts ahnt. Die Schrift enthält nämlich einen buchstäblichen und einen geistigen Sinn; der buchstäbliche umfasst die Welt, der geistige den Himmel.

Das goldene Zeitalter und die älteste Kirche

Ich wurde vom Himmel belehrt, dass die Diener der ältesten Kirche auf Erden, welche Menschen des Himmels waren, nur in Entsprechungen gedacht haben, wobei ihnen die natürlichen Dinge der Welt, die sie vor Augen hatten, als Ausdrucksmittel dienten; deshalb gehörten sie zu den Engeln und redeten mit ihnen, und so waren Himmel und Welt durch sie verbunden. Darum nannte man ihre Zeit das goldene Zeitalter, von dem die alten Schriftsteller berichten, die Bewohner des Himmels hätten mit den Menschen zusammengewohnt und mit ihnen verkehrt, wie Freunde untereinander.

Das silberne, kupferne und eiserne Zeitalter

Nach dieser Zeit sei ein Geschlecht gekommen, das nicht unmittelbar in Entsprechungen, sondern vermittels ihrer Lehre dachte; auch da noch habe eine Verbindung des Himmels mit dem Menschen bestanden, wenn auch keine so innige mehr. Diese Zeit hieß das silberne Zeitalter.

Die späteren Geschlechter kannten zwar die Entsprechungen, dachten aber nicht aufgrund ihrer Lehre, weil sie nicht, wie ihre Vorgänger, aus dem geistigen Guten, sondern aus dem natürlichen Guten stammten; ihre Zeit hieß das kupferne Zeitalter.

Darauf seien die Menschen allmählich äußerlich geworden und schließlich ganz materiell, worauf die Lehre von den Entsprechungen verlorengegangen sei und mit ihr die Kenntnis des Himmels und fast aller seiner Reiche. Die Benennung der Zeitalter nach dem Gold, Silber und Kupfer drückt ebenfalls eine Entsprechung aus, denn das Gold bezeichnet das himmlische Gute der ältesten Menschen, das Silber das geistige Gute ihrer Nachfolger und das Kupfer das natürliche Gute des dritten Geschlechts; das Eisen aber, nach dem das letzte Zeitalter genannt wird, bezeichnet die harte Wahrheit ohne alles Gute.






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Kapitel 8
Die geistige Sonne im Himmel ist Gott

Im Himmel scheint nicht die Sonne der Welt; die Sonne des Himmels ist Gott. Das Licht ist das Göttlich-Wahre, und die Wärme das Göttlich-Gute; beide gehen von Gott aus als Sonne; hier ist die Quelle aller Kräfte und Erscheinungen im Reiche des Himmels. Als Sonne steht Gott nicht im Mittelpunkt des Himmels, sondern hoch über den himmlischen Reichen, und zwar weder über dem Haupte der Engel noch über ihrem Scheitel, sondern in mittlerer Höhe vor ihrem Antlitz an zwei Orten: einmal vor dem rechten Auge, ganz als Sonne, ungefähr in gleichem Feuer und gleicher Größe wie die Sonne der Welt, das andere Mal in weiter Entfernung vor dem linken Auge als Mond, ebenso groß und hell, nur etwas strahlender als der Mond unserer Erde, von kleineren Monden rings umgeben, von denen jeder ähnlich schimmert und glänzt.

Gott erscheint jedem so, wie Er von demjenigen aufgenommen wird

Gott erscheint an zwei Orten verschieden, weil er jedem so erscheint, wie er von ihm aufgenommen wird. Wer ihn empfängt im Guten der Liebe, dem erscheint er flammend als feurige Sonne, wie einem Wesen aus dem himmlischen Reich; wer ihn empfängt im Guten des Glaubens, dem erscheint er weiß als schimmernder Mond, wie einem Wesen aus dem geistigen Reich.

Das Gute der Liebe entspricht dem Feuer, deshalb bedeutet das Feuer im geistigen Sinn die Liebe; das Gute des Glaubens entspricht dem Licht, und so ist das Licht im geistigen Sinn der Glaube.

Die Sonne der Welt erscheint den Engeln ewig finster gegenüber der himmlischen Sonne, und der Mond verdunkelt gegenüber dem himmlischen Mond, weil das weltliche Feuer mit seiner Helligkeit der Selbstliebe und ihren falschen Absichten entspricht. Diese Selbstliebe mit ihrem falschen Schein ist genau das Gegenteil der göttlichen Liebe und Wahrheit, und jeder Gegensatz zum Göttlichen erscheint den Engeln als schwärzeste Finsternis.

Jeder erblickt im Jenseits das, was sein Inneres beherrscht

Da Gott selbst kraft seiner eigenen, göttlichen Liebe im Himmel als Sonne steht, so wenden sich alle in seinen Reichen Ihm unaufhörlich zu; die Bewohner des himmlischen Reiches wie zu einer Sonne, die Bewohner des geistigen wie zu einem Mond; nur die Bewohner der Hölle wenden sich von ihm ab zu den dunkeln und finsteren Schatten, die dem Gegensatz entspringen. Jeder erblickt im anderen Leben das, was sein Inneres beherrscht, folglich seine Liebe; dies Innere prägt sich im Antlitz der Engel und Geister aus; es gibt in der Geistigen Welt keine bestimmte Gegend, wie in der natürlichen Welt, sondern das Antlitz bestimmt die Gegend. Das Licht im Himmel ist geistig, denn es ist das Göttlich-Wahre.

So hat auch der Mensch ein geistiges Licht, das ihn je nach der Einsicht und Weisheit aus dem Göttlich-Wahren erleuchtet, nämlich das Licht seines Verstandes, der als Grundlagen des Denkens die Wahrheiten enthält, sie zergliedert, ordnet, Systeme aus ihnen bildet und Folgerungen und Schlüsse aus ihnen zieht. Nur weiß der natürliche Mensch nicht, dass der Verstand die Dinge durch ein wirkliches Licht sieht, weil er dieses Licht weder mit seinen Augen sehen, noch mit seinem Denken sich vorstellen kann.

Das wahre Licht unterscheidet sich von dem natürlichen

Ich habe öfters gesehen und erfahren, wie das wahre Licht, das die Gedanken erleuchtet, von dem sogenannten natürlichen grundverschieden ist; ich wurde von innen her stufenweise in dieses Licht erhoben, so dass mein Verstand erleuchtet wurde, bis ich schließlich alles erkannte, was ich früher nicht begriffen hatte, geschweige mit meinen Gedanken im natürlichen Lichte hätte fassen können, während es mir im himmlischen klar und deutlich zu Bewusstsein kam. Deshalb sagt man vom Verstande, genau wie vom Auge: er sieht, und es geht ihm ein Licht auf, wenn er etwas begreift, und er ist getrübt und umnachtet, wenn er nichts begreift.

Alle Wahrheiten leuchten, wo sie auch erscheinen mögen, denn die göttliche Wahrheit ist das Licht des Himmels. Außerhalb des Himmels leuchten sie nicht so stark, wie innerhalb; außerhalb ist ihr Licht kalt wie Schnee, der keine Wärme hat. Dies kalte Licht verschwindet bei eindringendem Himmelslicht und wird in Finsternis verwandelt, wenn sich Böses in ihm verbirgt.

Wärme und Liebe im Himmel entsprechen einander

Die Wärme des Himmels ist ihrem Wesen nach Liebe; auch sie geht von Gott als Sonne aus und ist geistig, wie das Licht des Himmels, denn sie stammt aus derselben Quelle. Wärme und Liebe im Himmel entsprechen einander so, dass die Wärme eines jeden seiner Liebe gemäß ist. Alles Wachstum in der Welt, als da sind Bäume, Saaten, Blumen, Gräser, Früchte und Samen, entsteht allein durch das Licht und die Wärme der Sonne, darin offenbart sich die Größe ihrer Schöpfungskraft; um wieviel größer muss die Gewalt der göttlichen Wärme und des göttlichen Lichtes sein, wenn aus ihnen Himmel und Welt entspringt!

Wie die Engel Gott und sich einander sehen

Es gehört zu den Merkwürdigkeiten des Himmels, dass alle sich dort Gott zuwenden; viele können an einer Stelle versammelt sein, und jeder kann mit seinem Gesicht und Körper eine andere Stellung einnehmen, und doch sehen alle Gott vor sich. Deshalb heißt es in der Welt, man soll Gott vor Augen und Angesicht haben und zu ihm aufblicken, denn wer ihn liebt und an ihn glaubt, der wird ihn sehen; auch diese Redewendung stammt, wie so manche, aus der Geistigen Welt, ohne dass die Menschen es wissen.

Ebenso wunderbar ist die Tatsache, dass keiner im Himmel hinter dem Rücken eines anderen stehen und auf sein Hinterhaupt sehen darf, weil dadurch der von Gott kommende Einfluss des Guten und Wahren gestört wird. Die Engel sehen Gott, und Gott sieht sie, jeder den anderen auf seine Art. Die Engel sehen Gott mit den Augen, Gott aber sieht sie in seiner Stirne, denn die Stirn entspricht der Liebe; durch die Liebe dringt Gott in den Willen der Engel ein und gibt sich ihrem Verstande, dem die Augen entsprechen, zu erkennen.






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Kapitel 9
Verschieden intensive Grade der Liebe bei den Engeln wechseln sich ab

Die Engel befinden sich nicht immer im gleichen Zustand ihrer Liebe und Weisheit; manchmal weilen sie in einem Zustand inbrünstiger Liebe, manchmal ist diese Inbrunst weniger stark; sie schwächt sich allmählich ab, von der höchsten bis zur niedersten Stufe. Auf der höchsten Stufe der Liebe empfinden sie das Licht und die Wärme ihres Lebens, ihre Klarheit und ihre Lust; auf der niedersten Stufe Kälte und Schatten, Unlust und Verfinsterung. Von der niedersten kehren sie wieder zur höchsten Stufe zurück, und so fort in ewigem Wechsel; diese Zustände folgen einander, wie die wechselnden Phasen von Licht und Schatten, Wärme und Kälte, Morgen, Mittag, Abend und Nacht an jedem Tage der Welt; sie stehen im gleichen Entsprechungsverhältnis des Morgens zur Klarheit ihrer Liebe, des Mittags zur Klarheit ihrer Weisheit, des Abends zur Verfinsterung ihrer Weisheit und der Nacht zum Erlöschen ihrer Liebe und Weisheit. Dennoch gibt es keinen Zustand im Himmel, der völlig der Nacht entspricht, sondern höchstens der Dämmerung, die dem Morgen vorangeht; eine Entsprechung der Nacht besteht nur in der Hölle.

Gründe für die Zustandsänderungen der Engel

Ich wurde vom Himmel belehrt, weshalb diese Zustandsänderungen stattfinden; es gibt mehrere Gründe dafür. Erstens müsste die Lebens- und Himmelslust der Engel an Inbrunst verlieren, wenn die dauernd darin verharren würden, wie jemand, der ununterbrochen in Freuden und Wonnen schwelgt. Zweitens haben die Engel, genau wie die Menschen, eine Persönlichkeit, die im Kern Selbstliebe ist; je vollkommener Gottes Liebe und Weisheit im Himmel aufgenommen wird, desto mehr fällt das Persönliche ab; jeder liebt seine Person und lässt sich von ihr beherrschen, deshalb treten Zustandsänderungen bei ihm auf. Drittens wird durch den Wechsel von Lust und Unlust der Instinkt für das Gute verfeinert. Die Engel fügten hinzu, dass nicht Gott diese Veränderungen hervorrufe, weil er selber als Sonne ewig voll Licht und Wärme, also voll Liebe und Weisheit, zu ihnen dringe, sondern der Grund liege in ihnen, weil sie ständig durch ihre Eigenliebe abgelenkt würden. Sie erläuterten diesen Vorgang durch einen Vergleich mit der Sonne der Welt; auch hier sei nicht die Sonne die Ursache des Wechsels von Wärme und Kälte, Licht und Schatten an jedem Tage und in jedem Jahre, denn ihr Zustand bleibe unverändert; der Wechsel sei im Wesen der Erde begründet.

Die Engel kennen anstelle von Zeit nur Zustände und Zustandsänderungen

Wenn auch der Himmel, ebenso wie die Welt, einer gleichen Folge wechselnder Ereignisse unterworfen ist, so fehlt doch den Engeln jeder Begriff und jede Vorstellung von Raum und Zeit. Obwohl sich bei ihnen sämtliche Vorgänge nacheinander abspielen, in völliger Übereinstimmung mit der Welt, wissen sie nicht, was Zeit bedeutet, weil im Himmel weder Jahre noch Tage, sondern Zustandsänderungen herrschen. Wo Jahre und Tage sind, herrschen Zeiten, wo Zustandsänderungen sind, Zustände. Da die Engel keine Vorstellung von der Zeit haben, wie die Menschen, so fehlt ihnen auch die Bestimmung der Zeit; sie kennen nicht einmal ihre Einteilung in Jahre, Monate, Wochen, Stunden, in morgen, gestern und heute. Hören sie einen Menschen davon reden — und Gott hat ständig den Menschen Engel zugesellt — dann verstehen sie darunter Zustände und Zustandsbestimmungen; so wird die natürliche Vorstellung der Menschen bei den Engeln zu einer geistigen. Der Mensch denkt aus der Zeit, der Engel aus dem Zustand. Frühling und Morgen verwandeln sich bei den Engeln in die Vorstellungen der Liebe und Weisheit ihres ersten Zustandes, Sommer und Mittag in die ihres zweiten, Herbst und Abend in die ihres dritten, Nacht und Winter in die Vorstellung der Hölle.

Da die Engel sich keinen Begriff von der Zeit machen können, so haben sie auch eine andere Vorstellung von der Ewigkeit, als die irdischen Menschen; sie verstehen darunter einen unendlichen Zustand, nicht eine unendliche Zeit. Ich dachte einmal über das Ewige nach und konnte in meiner Zeitvorstellung zwar begreifen, was in Ewigkeit heißen soll, nämlich das Unendliche; dagegen begriff ich nicht, was von Ewigkeit her bedeutet, folglich nicht, was Gott vor der Schöpfung von Ewigkeit her getan hat. Als ich darüber in Besorgnis geriet, wurde ich in die Sphäre des Himmels zum Bewusstsein der Engel erhoben und durch Erleuchtung aufgeklärt, dass man das Ewige nicht aus der Zeit, sondern aus dem Zustand erkennen muss.

Bewegungsvorgänge sind ebenfalls Zustandsänderungen

Alle Bewegungsvorgänge in der Geistigen Welt geschehen durch innere Zustandsänderungen, so dass Bewegungen Zustandsänderungen sind. Auf diese Weise wurde auch ich von Gott durch die Reiche des Himmels geführt und zu den Gestirnen des Weltalls geleitet, und zwar im Geiste, während mein Körper an derselben Stelle blieb. Alle Engel bewegen sich so von Ort zu Ort, deshalb gibt es für sie keine Abstände, folglich auch keine Entfernungen, sondern nur Zustände und Zustandsänderungen.

Jede Annäherung ist eine Ähnlichkeit innerer Zustände, jede Entfernung eine Verschiedenheit; Räume im Himmel sind nichts als äußere Zustände, die den inneren entsprechen. So kommt es, dass die Reiche des Himmels untereinander verschieden sind, wie die Gemeinschaften in jedem Himmel, und wie ein Wesen vom anderen in jeder Gemeinschaft; darum sind Himmel und Hölle grundverschieden durch ihren entgegengesetzten Zustand.

Jeder wird in der Geistigen Welt dem anderen sichtbar erscheinen, sobald er ein dringendes Verlangen nach dessen Gegenwart hat, denn dann sieht er ihn in Gedanken und versetzt sich in seinen Zustand; umgekehrt wird er sich bei vorhandener Abneigung von ihm entfernen. Alle Abneigung entspringt einem Gegensatz des Gefühls und zwiespältigen Gedanken. Wenn viele in der Geistigen Welt an derselben Stelle versammelt sind, bleiben sie einander sichtbar, solange sie übereinstimmen; sobald sie uneinig sind, verschwinden sie.

Über die Reisen der Engel durch den Raum

Ebenso kommt jemand, der in seiner Gemeinschaft, in hallen oder Gärten, seinen Aufenthalt wechselt und sich zu anderen Orten außerhalb seines Kreises begibt, schneller dorthin, wenn er sich danach sehnt, und langsamer, wenn seine Sehnsucht geringer ist. Der Weg selbst wird, je nach dieser Sehnsucht, verlängert oder verkürzt, obwohl er derselbe bleibt; das habe ich oft staunend gesehen. Mit anderen Worten: Abstände oder Räume richten sich nach dem inneren Zustand der Engel, so dass ihr Denken weder einen Begriff noch eine Vorstellung des Raumes enthalten kann, obwohl es Räume bei ihnen gibt, ebenso wie in der Welt.

Auch die Gedanken der Menschen, um ein Beispiel zu nennen, kennen keine Entfernungen; wer etwas angestrengt in Gedanken betrachtet, für den wird es sichtbar. Jeder Beobachter weiß, dass sein Auge nur Zwischenräume zwischen gleichzeitig gesehenen Gegenständen auf der Erde wahrnimmt, oder aber er kennt ihre Entfernungen aus der Erfahrung; denn der Raum ist eine ununterbrochene Folge, in der ein Zwischenraum nur durch Unterbrechung erscheint: umso mehr bei den Engeln, wo Sehen und Denken, ebenso wie Denken und Empfindung, ein einziger Vorgang ist, und Nähe und Ferne aufgrund innerer Zustände wechselnd in Erscheinung treten.

Wie funktioniert die Unterhaltung zwischen den Engeln und den Menschen?

Wenn die Engel mit den Menschen reden, bedienen sie sich niemals natürlicher, den Menschen eigentümlicher Vorstellungen, die alle aus Raum, Zeit, Materie und ähnlichen Anschauungen stammen, sondern geistiger Ideen, die sämtlich ihren vielfach wechselnden inneren und äußeren Zuständen entspringen. Sobald diese geistigen Ideen bei den Menschen Eingang finden, verwandeln sie sich augenblicklich und selbsttätig in die den Menschen eigenen, natürlichen Vorstellungen, welche den geistigen völlig entsprechen; doch ist weder den Engeln noch den Menschen etwas von diesem Vorgang bewusst. Der natürliche Mensch, dem die Vorstellungen von Zeit, Raum und Materie genommen würden, könnte befürchten, die Fähigkeit seines Denkens zu verlieren, denn sie bilden die Grundlage seiner Erkenntnis. Doch möge er wissen: solange seine Gedanken von Zeit, Raum und Materie abhängen, sind sie an das Endliche gebunden; befreit davon, wachsen sie ins Unendliche, je höher sich der Geist über die Körperwelt erhebt. Von dort kommt den Engeln ihre unbegreifliche Weisheit, die nicht mehr diesen Vorstellungen unterliegt.






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Kapitel 10
Die oft falschen Vorstellungen der Menschen
über das Reich der Engel

Wer nur im natürlichen Lichte denkt, begreift nicht, dass im Himmel etwas sein könnte, was den Dingen der Welt gleicht, denn die Engel sind für ihn begriffliche Wesen, gleichsam ätherische Gebilde, die keine Sinnesorgane haben, folglich auch keine Gegenstände kennen. Nun sind aber die Engel, wie vorher gesagt, Menschen in vollkommenster Gestalt, mit viel feineren Sinnesorganen, weil sie alles in hellerem Lichte sehen. Was ihnen im Himmel sichtbar erscheint, gleicht zum größten Teil dem auf Erden, nur dass es vollendeter in der Form und größer an Zahl ist und nicht mit den Augen des Körpers, sondern des Geistes gesehen wird. Als ich mit den Engeln in Verbindung treten durfte, sah ich diese Dinge im geistigen Licht des inneren Schauens, ebenso klar und deutlich wie auf der Welt, als wäre ich am Hof eines irdischen Königs.

Sinnbilder, Erscheinungen, Trugbilder

Da sämtliche Dinge, die dem Innern entsprechen, zugleich dessen Bild widerspiegeln, bezeichnet man sie als Sinnbilder; sobald sie sich ändern aufgrund innerer Zustände, als Erscheinungen. Derartige Erscheinungen im Himmel nennt man wirkliche Erscheinungen, weil sie wirklich vorhanden sind; es gibt auch Trugbilder, die zwar erscheinen, aber nicht dem Innern entsprechen.

Gärten und Paradiese im Himmel

Um die Dinge zu veranschaulichen, die den Engeln je nach den Entsprechungen erscheinen, will ich hier nur ein Beispiel anführen. Den Wissenden unter ihnen erscheinen Gärten und Paradiese mit Bäumen und Blumen mannigfaltigster Art. Die Bäume, in schönster Harmonie gepflanzt, sind von Hecken umgeben und bilden Gruppen, durch die sich Laubengänge ziehen. In dieser unbeschreiblichen Pracht wandeln die Wissenden, pflücken Blumen und winden Kränze, mit denen sie Kinder schmücken. Hier gibt es eine Art von Bäumen und Blumen, die nirgends in der Welt zu sehen ist, noch überhaupt in ihr vorkommen könnte. Die Bäume tragen Früchte je nach dem Guten der Liebe, das die Wissenden beseelt; all das erblicken sie, weil der Garten, das Paradies und die fruchtbaren Bäume und Blumen der Einsicht und Weisheit entsprechen.

Die Kleider der Engel entsprechen der inneren Einsicht

Da die Engel Menschen sind und miteinander leben, wie Menschen auf Erden, so haben sie auch Kleider, Wohnungen und ähnliches mehr, nur viel vollkommener, denn sie leben auf einer höheren Stufe. Ihre Kleider sind wirkliche Kleider, die sie nicht nur sehen, sondern durch Berührung fühlen, und die sich verändern mit dem Wechsel ihres Zustandes. Jeder ist seiner Einsicht entsprechend gekleidet; darum hat der eine schönere Kleider als der andere. Die weisesten unter ihnen tragen schimmernde Kleider wie aus Feuer- und Lichtglanz, denn ihre Einsicht stammt aus dem Göttlich-Wahren; die rötliche Farbe des Feuers entspricht dem Guten, die weiße des Lichtes dem Wahren. Weniger Einsichtsvolle tragen weiße, mattweiße und glanzlose Kleider, manche sogar bunte. Bei geringerer Einsicht leuchtet das Göttlich-Wahre schwächer; die Farben entsprechen seiner Mannigfaltigkeit. Die Engel im innersten Himmel sind nackt, weil sie unschuldig sind, und die Unschuld entspricht der Nacktheit.

Wohnungen, Paläste, Straßen und Städte der Engel

Jedes Mal, wenn ich mit den Engeln von Angesicht zu Angesicht sprach, befand ich mich auch in ihren Wohnungen; diese sind ebenso wie die Wohnungen auf Erden, die wir Häuser nennen, nur schöner, und bestehen aus zahlreichen Sälen, Zimmern, Schlafräumen und Hallen, umgeben von Gärten, Beeten und Rasenflächen. Dort, wo die Engel miteinander leben, reiht sich eine Wohnung an die andere, und so entstehen Gemeinwesen mit Straßen, Plätzen und Märkten, ähnlich den Städten unserer Erde. Mir wurde vergönnt, dort zu wandeln, mich umzusehen und hier und da ein Haus in völlig wachem Zustande zu betreten, als mein inneres Sehen geöffnet war.

Ich sah Paläste des Himmels von unbeschreiblicher Pracht, die oben wie reinstes Gold und unten wie Diamanten funkelten, einer leuchtete mehr als der andere. Die Gemächer waren mit Verzierungen geschmückt, die ich nicht schildern kann, weil meine Worte und Kenntnisse nicht ausreichen. Seitwärts gen Süden erblühten Paradiese von gleichem Glanz; dort schimmerten silberne Blätter, goldene Früchte und Beete in den Farben des Regenbogens. Am Horizont, wo der Blick versinkt, erhoben sich abermals Paläste; die Architektur des Himmels ist derart vollkommen, dass man sie als die wahre Kunst preisen kann, was nicht wundernimmt, denn die Kunst stammt vom Himmel.

Der Mensch muss sich die Harmonie des Himmels zurückerobern

Es ist wichtig, etwas von der Gestalt des Himmels zu erfahren, denn sie ist nicht nur für alle Gemeinschaften, sondern auch alle Mitteilungen der Engel maßgebend. Das Innere des Menschen ist nach dem Bilde des Himmels geschaffen, sein Äußeres nach dem Bilde der Welt. Durch das Böse seines Willens und Falsche seines Denkens hat er das Bild des Himmels zerstört und statt dessen das Bild der Hölle in sich aufgenommen. Deshalb ist sein Innerstes schon von frühester Geburt an verschlossen, so dass er im Gegensatz zu sämtlichen Tieren in völliger Unwissenheit geboren wird und die Harmonie des Himmels wiederfinden muss, um das Bild des Himmels zurückzugewinnen. Soweit ihm das gelingt, lebt er im Himmel, ja noch mehr, wird er zu einem Himmel in kleinster Gestalt und der Einsicht und Weisheit teilhaftig.

Die Ausbreitung der Gedanken und Gefühle ist real

Jeder Gedanke seines Verstandes und jede Regung seines Willens verbreitet sich rings im Himmel und teilt sich wunderbarerweise allen Gemeinschaften des Himmels mit, wie umgekehrt diese sich ihm. Viele zweifeln, dass die Gedanken und Triebe sich tatsächlich im Umkreis von ihnen ausbreiten, sondern glauben, sie bleiben in ihnen, denn sie betrachten ihr Denken als etwas in ihnen Ruhendes, das sich nicht von ihnen entfernt; doch sie täuschen sich sehr. Genau wie der Blick des Auges eine Weite hat und entfernte Gegenstände in ihrer Reihenfolge wahrnimmt, so hat auch das innere Sehen, nämlich der Verstand, eine Ausbreitung in der Geistigen Welt, ohne sich dessen bewusst zu sein. Der Unterschied ist nur, dass die Sehkraft des Auges auf natürlichem Wege die natürliche Welt umfasst, während die Einsicht des Verstandes auf geistigem Wege das Gute und Wahre der Geistigen Welt erfasst.

Ich kannte einen Geist, der gleichfalls nicht an das Ausbreitungsvermögen und die Mitteilungsmöglichkeit seines Denkens an Gemeinschaften außerhalb seiner selbst glaubte; ihm wurde zum Beweise seiner irrigen Anschauungen der Verkehr mit den nächsten Gemeinschaften unterbunden, worauf er nicht nur die Fähigkeit seines Denkens verlor, sondern bewusstlos zusammenbrach und krampfhaft mit den Armen um sich schlug, wie ein neugeborenes Kind; nach einer Weile wurde die Verbindung wieder hergestellt, und allmählich kehrte sein Denken zurück.






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Kapitel 11
Vereinigung zu Gemeinschaften entsprechend
der geistigen Verwandtschaft

Im Himmel sind alle nach geistigen Verwandtschaften vereinigt, die sich aus der Abstufung des Guten und Wahren ergeben; das gilt für den ganzen Himmel, wie für jede Gemeinschaft und jedes Haus. Daher kennen sich die Engel, die ein gleiches Maß des Guten und Wahren vereint, wie Verwandte und Verschwisterte auf Erden, als wären sie von Kind an vertraut.

Die Gestalt des Himmels in allen ihren Einzelheiten ist selbst den Engeln unbegreiflich. Etwas davon kann der Vorstellungskraft fassbar gemacht werden durch die Betrachtung des menschlichen Körpers mit seinen sämtlichen Organen; denn der ganze Himmel stellt, wie gesagt, Einen Menschen dar, und alles im Menschen entspricht ihm. Das Unerklärliche und Unfassliche dieser Form zeigt sich schon an den Nervenfasern, die eine unsichtbare Tätigkeit entwickeln, während sich alle Äußerungen des Verstandes und Willens durch ihren Einfluss deutlich in Handlungen auswirken. Wer den wunderbaren Bau des menschlichen Körpers durchschaut, wird in tiefes Staunen versinken, und doch ist das, was sein Auge sieht, gering gegen die vielen Wunder, die es nicht sieht; so lässt sich auch der Himmel nicht in seinem gesamten Bilde erfassen, das sogar für die Engel unbegreiflich ist.

Herrschaft, Ordnung und Leitung im Himmel

Die Herrschaft im Himmel ist die Herrschaft der gegenseitigen Liebe. Es gibt eine Ordnung im Himmel, folglich auch eine Leitung, die aus zwei verschiedenen Gruppen besteht; zu der einen gehören die Gemeinschaften im himmlischen, zu der anderen die im geistigen Reiche Gottes. Die Leitung des himmlischen Reiches heißt: Die Gerechtigkeit, denn alle, die ihr unterstehen, sind beseelt vom Guten der göttlichen Liebe, dessen Ausdruck das Gerechte ist. Hier führt Gott selber die Herrschaft.

Die Leitung des geistigen Reiches heißt: Das Gericht; hier sind alle Träger des geistigen Guten, dessen Wesen Wahrheit und Nächstenliebe ist. Die Wahrheit ist Sache des Gerichts, das Gute Sache der Gerechtigkeit. Auch diese werden von Gott gelenkt, doch nicht unmittelbar, sondern durch Statthalter, die an ihrer Spitze stehen, die Gesetze kennen, nach denen sie leben müssen, und in zweifelhaften Fällen von Gott erleuchtet werden.

Wer in göttlicher Liebe sich allen zuwendet, steht unter Gottes Obhut

Im Himmel steht jeder unter Gottes Obhut, der in göttlicher Liebe sich allen zuwendet und alle nach ihrer Liebe am Guten teilnehmen lässt. Die Statthalter, die mehr Liebe und Weisheit als die anderen besitzen und allen aus Liebe wohlwollen, sorgen in ihrer Weisheit dafür, dass das Gute zur Ausführung gelangt; sie herrschen und befehlen nicht, sondern dienen und verwalten. Gutes tun aus Liebe zum Guten, heißt dienen; darauf achten, dass es zur Ausführung kommt, verwalten. Sie machen sich nicht größer als die anderen, sondern kleiner; an erster Stelle steht ihnen das Wohl der Gemeinschaft und ihres Nächsten, an zweiter Stelle erst kommen sie selbst. Trotzdem wohnen sie mitten in ihrer Gemeinschaft, erhöht über alle, in herrlichen Palästen; sie nehmen Ehre und Auszeichnung an, nicht um ihrer selbst willen, sondern um des Gehorsams willen, der Gott dafür gebührt.

Gottesdienste und Predigten im Himmel

Es gibt im Himmel Tempel und Predigten zur Vervollkommnung der Engel. Doch besteht hier der Gottesdienst nicht im Kirchenbesuch und Anhören von Predigten, sondern in einem Leben der Liebe, des Glaubens und der Barmherzigkeit, das die Gebote erfüllt; die Predigten sind nur ein Mittel, dieses Leben zu erlernen. Ich sprach mit den Engeln darüber und sagte ihnen, in der Welt herrsche die Meinung, der Gottesdienst bestehe nur aus kirchlichen Zeremonien, worauf sie erklärten, das seien Äußerlichkeiten, die man zwar tun könne, die aller zwecklos seien, wenn man nicht im Innern die Lehren befolge.

Ich weilte einige Male in ihren Tempeln und lauschte ihren Predigten. Der Prediger steht im Osten auf einer Erhöhung; ihm gegenüber sitzen die an Weisheit Auserwählten, rechts und links davon die weniger Erleuchteten, und zwar alle im Halbkreis, so dass sie dem Prediger ins Antlitz sehen. An den Seiten, wo sein Blick nicht hinreicht, befindet sich niemand; am Tore links von der Kanzel an der Ostseite des Tempels ist der Platz derer, die eingeweiht werden. Keiner darf sich hinter der Kanzel aufhalten, sonst gerät der Prediger in Verwirrung; dasselbe tritt ein, wenn jemand in der Versammlung anderer Meinung ist; dann muss der Betreffende sein Antlitz abwenden. Die Predigten sind von solcher Weisheit, dass nichts in der Welt ihnen gleicht; sie strahlen im Glanze des inneren Lichtes. Im geistigen Reich sind die Tempel ähnlich wie aus Stein, im himmlischen wie aus Holz; denn der Stein entspricht dem Wahren, und das Holz dem Guten.

Kein Prediger stammt aus dem himmlischen, sondern alle aus dem geistigen Reiche Gottes; hier herrscht die Wahrheit, die der Ursprung aller Verkündigung ist, dort dagegen die Liebe, in der die Wahrheit erkannt wird, so dass es keiner Worte mehr bedarf. Der Inbegriff aller Lehren ist, das Göttlich-Menschliche Gottes zu bekennen.

Die Macht des Menschen und die Macht der Engel

Des Menschen Macht beruht auf seinem Verstand und Willen, die sein geistiges Teil bilden und von Gott durch Geister und Engel geleitet werden; die Macht der Engel beruht auf dem Göttlich-Wahren und Göttlich-Guten, dem alle Macht im Himmel gegeben, und das in Gott vereinigt ist. Soweit die Engel Träger dieser Eigenschaften sind, werden sie zu Mächten. Ihre Macht in der Geistigen Welt übersteigt alle Grenzen. Wenn dort etwas, was im Gegensatz zur göttlichen Ordnung steht, entfernt werden soll und Widerstand leistet, wird es durch die bloße Kraft ihres Willens mit einem Blick zerschmettert und vernichtet. Ich sah Berge, von Bösen besetzt, bersten und in Trümmer versinken, wie bei einem Erdbeben, große Felsblöcke gespalten bis auf den Grund, und die Bösen vom Abgrund verschlangen; ich sah tausende und abertausende Scharen böser Geister von den Engeln zersprengt und in die Hölle geworfen; nichts kommt gegen sie an, weder Gewalt noch Schlauheit, weder List noch Übermacht: sie sehen alles und zermalmen es augenblicklich.






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Kapitel 12
Im Himmel reden alle nur eine Sprache

Die Rede der Engel ist, genau wie bei den Menschen, aus Worten zusammengesetzt; sie wird in Tönen gesprochen und in Tönen vernommen; sie haben, genau wie diese, Mund, Zunge, Ohren und eine Atmosphäre, in der sich der Ton ihrer Stimme fortbewegt, doch ist die Atmosphäre, in der sie atmen und atmend Worte bilden, die ihnen gemäße, geistige. Im Himmel reden alle nur eine Sprache und verstehen einander, woher sie auch stammen mögen, aus nahen oder fernen Gemeinschaften. Hier wird die Sprache nicht erlernt, sondern sie ist jedem eingeboren und entspringt unmittelbar seinem Fühlen und Denken. Die Betonung entspricht seinem Gefühl; die Tongliederung, durch die sich Worte bilden, den Vorstellungen seines Denkens. Da die Sprache diesen Dingen entspricht, so ist auch sie etwas Geistiges: sie ist tönendes Gefühl und redendes Denken. Ein scharfsinniger Beobachter kann erkennen, dass jeder Gedanke einer Liebesneigung entspringt, während die Vorstellungen die verschiedenen Formen annehmen, aus denen sich die Neigung im ganzen zusammensetzt.

Ohne Gefühl gibt es weder Gedanken noch Vorstellungen

Ohne ein Gefühl, das beiden Seele und Leben verleiht, gibt es weder Gedanken noch Vorstellungen; deshalb können die Engel das Wesen eines anderen schon an seiner Rede erkennen, und zwar sein Gefühl an der Betonung und seine Gesinnung an den Tongliederungen oder Worten. Die weiseren Engel erkennen aus einem einzigen Satze die hervorstechende Neigung eines anderen, denn sie richten ihre ganze Aufmerksamkeit darauf.

Bekanntlich hat jeder verschiedene Gefühle: andere in der Freude als im Schmerz, andere in Güte, Barmherzigkeit, Aufrichtigkeit, Wahrhaftigkeit, Liebe und Liebestätigkeit als in Eifer, Zorn, Betrug, Verstellung, Ehrgeiz und Ruhmsucht; doch lebt in ihnen allen eine vorherrschende Liebe.

Ich war Zeuge, wie die Engel, kaum dass sie jemand hörten, sein Leben enthüllten; sie behaupteten, seinen ganzen Lebensinhalt an bestimmten Vorstellungen seines Denkens zu erkennen, weil seine vorherrschende Liebe sich darin offenbare, die, wie das Lebensbuch eines Menschen, alles in sich enthalte. Die Sprache der Engel hat nichts mit den Sprachen der Menschen gemein, mit Ausnahme einiger Worte, in denen eine besondere Empfindung schwingt, und zwar sind es weniger die Worte selbst als ihre Betonung.

Die Engel sind nicht imstande, auch nur ein einziges Wort der menschlichen Sprache auszusprechen; sie versuchten es, doch sie vermochten es nicht; sie vermögen nur das auszusprechen, was mit ihrem Gefühl übereinstimmt, alles andere widerspricht ihrem Leben. Ihr Leben ist ihr Gefühl, und ihr Gefühl ist ihre Rede.

Die Ursprache der Menschen stammt aus dem Himmel

Mir wurde gesagt, die Ursprache der Menschen auf Erden habe diese Übereinstimmung gekannt, denn sie stammte vom Himmel; auch in der hebräischen Sprache sei noch etwas davon vorhanden. Die Rede der Engel entspricht ihrer Liebesneigung, und die Liebe des Himmels ist die Liebe zu Gott und dem Nächsten. Daraus erhellt, wie schön und lieblich sie klingen muss; sie dringt nicht nur zu den Ohren der Hörer, sondern tief in ihre Seele.

Es gab einen Geist mit verstocktem Herzen, zu dem ein Engel sprach; er war von den Worten des Engels schließlich so gerührt, dass er in Tränen ausbrach und bekannte, nicht länger widerstehen zu können, denn es sei die redende Liebe gewesen, und er habe nie vorher geweint. Die Rede der Engel ist voll von Weisheit, denn sie strömt aus dem inneren Denken. So vermögen sie in einem einzigen Wort etwas auszudrücken, wozu ein Mensch lange Sätze braucht; ihre Vorstellungen reichen an Dinge heran, die kein Mensch zu fassen, geschweige zu nennen vermag, so dass mit Recht von den unaussprechlichen Dingen des Himmels die Rede ist. Das habe ich selber erlebt, denn ich weilte manchmal in ihrer Sphäre, sprach mit ihnen und konnte alles verstehen; sobald ich aber in meinen früheren Zustand zurückkehrte und mir das, was ich gehört hatte, mit meinem natürlichen, menschlichen Denken vergegenwärtigen wollte, war ich nicht mehr imstande dazu.

Viele Dinge im Himmel können nur durch Farbenwechsel ausgedrückt werden

Unzählige Dinge überschritten weit die Grenze des menschlichen Denkens und konnten nicht mehr mit Worten, sondern nur durch den Farbenwechsel des himmlischen Lichtes ausgedruckt werden. So sind auch die Vorstellungen der Engel, aus denen ihre Worte stammen, Abstufungen des himmlischen Lichtes, wie ihre Gefühle, die den Worten die Betonung verleihen, Gradunterschiede der himmlischen Wärme sind. Da die Rede der Engel unmittelbar ihrem Gefühl entströmt, vermögen sie in einem einzigen Augenblick etwas zu sagen, wozu ein Mensch lange Zeit braucht; wenige Worte genügen ihnen zur Wiedergabe einer Erzählung, die viele Seiten in Anspruch nimmt.

Vorstellungen und Worte sind eins bei ihnen, wie Ursache und Wirkung, wobei ihre Worte die Wirkung dessen darstellen, was als Ursache in ihren Vorstellungen enthalten ist; deshalb umfasst jedes ihrer Worte so ungeheuer viel. Die Gegenstände ihres Denkens, also auch ihrer Rede, erscheinen, wenn sie Gestalt annehmen, wie eine dünne Welle oder das Fluidum einer bewegten Atmosphäre, in der sich die unendlichen Ideen ihrer Weisheit harmonisch entfalten und das Denken der anderen befruchten und anregen. Die Vorstellungen aller Menschen und Engel werden im Lichte des Himmels sichtbar, wenn es Gott gefällt.

Feine Unterschiede der Sprache im himmlischen und im geistigen Reich

Die Engel des himmlischen Reiches sprechen dieselbe Sprache, wie die des geistigen; nur klingt sie im himmlischen Reiche der göttlichen Liebe weich und gleichmäßig, wie ein sanft fließender Strom, während sie im geistigen Reiche der Wahrheit und Nächstenliebe schwungvoller und verhaltener klingt. Im himmlischen Reiche tönt sie mehr in den Vokalen A und O, im geistigen in E und I, denn die Vokale geben den Ton an, und der Ton gibt die Empfindung wieder. Da die Vokale nicht die eigentliche Sprache bedeuten, sondern bei jedem die Worte, je nach seiner Empfindung, durch die Hebung des Tons erklingen lassen, so sind sie in der hebräischen Sprache nicht verzeichnet und werden beliebig in ihr ausgesprochen; an den Vokalen erkennen die Engel die Liebe und Gesinnung eines Menschen. Die himmlische Sprache kennt keine harten Konsonanten und geht selten von einem Konsonanten in den anderen über, höchstens durch Einfügung eines Wortes, das mit einem Vokal beginnt. Deshalb wird in der Heiligen Schrift so oft das Wörtchen Und eingefügt, das, wie jeder Leser der Schrift in hebräischer Sprache weiß, weich ist und am Anfang und Ende einen Vokal hat.

So lässt sich an den Worten der Schrift ungefähr erkennen, zu welchem Bereich sie gehören, zum himmlischen oder zum geistigen, und ob sie das Gute oder das Wahre enthalten; im ersten Falle haben sie viel von U und O, auch etwas von A in sich, im zweiten vom E und I. Da Gefühle sich hauptsächlich in Tönen äußern, verwendet man in der menschlichen Sprache, wenn von erhabenen Dingen, wie von Gott und Himmel, die Rede ist, mit Vorliebe Worte mit U und O; auch die Musik, die in Klängen die verschiedenen Arten der Empfindungen ausdrückt, bedient sich bei ähnlichen Motiven dieser Laute.

Die Sprache der Engel ist von einer unbeschreiblichen Harmonie, denn ihre Gedanken und Empfindungen, aus denen die Worte entstehen, verbreiten sich rings im Umkreis des Himmels, dessen Form für alle Gemeinschaften und Mitteilungen maßgebend ist.

Unterschiede in der Sprache entsprechend der Weisheit

Im Himmel reden zwar alle die gleiche Sprache, doch kennen sie Unterschiede. Die Rede der Weisen ist innerlicher und reicher an wechselnden Gefühlen und gedanklichen Vorstellungen, als die der minder Weisen, die nicht diese Fülle hat; dagegen ist die Rede der Einfältigen äußerlich und besteht nur aus Worten, in denen man erst nach einem Sinn forschen muss, wie meistens bei den Unterhaltungen der Menschen.

Es gibt eine Sprache des Antlitzes, die in Tönen ausklingt, welche durch Vorstellungen moduliert werden; es gibt eine Sprache, in der sich die Vorbilder des Himmels mit Vorstellungen vermischen und dadurch sichtbar werden; es gibt eine Sprache der Gebärden, die den Gefühlen entsprechen und das ausdrücken, was Gefühle sonst in Worte kleiden; es gibt eine Sprache durch Gefühlsübereinstimmung und Gedankenübereinstimmung; es gibt eine Donnernde Sprache und viele andere Sprachen mehr.

Bei der Unterhaltung mit Menschen sprechen die Engel und Geister nur in der jeweiligen Sprache der Menschen

Wenn die Engel mit den Menschen reden, so sprechen sie nicht ihre eigene, sondern die menschliche Sprache; sie sprechen nur in Sprachen, die von Menschen verstandenen werden, darum nämlich, weil sie während des Redens sich ihnen zuwenden und mit ihnen verbinden, wodurch bei beiden der gleiche Denkvorgang stattfindet. Das menschliche Denken hängt mit dem Gedächtnis zusammen, auf dem die Sprache beruht; wenn ein Engel oder Geist zu einem Menschen kommt und sich kraft seines Zuwendens mit ihm verbindet, beherrscht er gleichzeitig dessen ganzes Gedächtnis mit sämtlichen Kenntnissen, also auch Sprachen, als wäre es sein eigenes Wissen; deshalb sprechen beide in derselben Sprache.






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Kapitel 13
Warum es gefährlich ist, mit Geistern zu reden

Die Unterhaltung mit Geistern ist heutzutage selten gestattet, weil sie gefährlich ist, denn die Geister erfahren dadurch, dass sie bei Menschen sind, was sie vorher nicht wussten. Böse Geister hegen einen tödlichen Hass gegen jeden Menschen und wünschen nichts sehnlicher, als ihn an Leib und Seele zu verderben, was auch mit allen geschieht, die sich zu sehr Trugbildern hingeben und die Freude an den natürlichen, menschlichen Dingen verloren haben. Manche, die ein einsames Leben führen, hören oft Geister zu sich reden, doch ohne jede Gefahr; ihnen entfernt Gott die Geister von Zeit zu Zeit, damit diese nichts von ihrer Anwesenheit bei den Menschen ahnen. Die meisten Geister kennen keine Welt außer ihrer eigenen und wissen nicht, dass es Menschen gibt; darum ist den Menschen die Unterhaltung mit Geistern verboten, weil sie es dadurch erfahren würden.

Schwarmgeister bilden sich ein, der Heilige Geist zu sein, und führen ihre Anhänger oft in die Irre

Wer sich viel in Gedanken mit religiösen Dingen beschäftigt und so hineinversenkt, dass er sie gleichsam innerlich sieht, hört schließlich auch Geister zu sich reden. Bei jedem, der sich an diese Dinge hängt und nicht zwischendurch in der Welt nützlich macht, dringen sie ins Innere, setzen sich dort fest, nehmen seinen ganzen Geist in Anspruch und dringen weiter vor in die Geistige Welt, wo sie die dort befindlichen Geister in Bewegung setzen. Solche Menschen sind Visionäre und Schwärmer, die in jedem Geist, den sie hören, den Heiligen Geist zu erkennen glauben, während es nur Schwarmgeister sind; sie halten das Falsche für wahr und reden es sich und ihren Jüngern ein. Da diese Geister allmählich Verführer wurden und willig Gehör fanden, wurden sie nach und nach entfernt. Die Schwarmgeister unterscheiden sich von anderen Geistern durch ihre Wahnvorstellung, sie seien der Heilige Geist und ihre Rede sei göttlich; sie schaden dem Menschen nicht, weil er ihnen göttliche Verehrung erweist. Ich sprach einige Male mit ihnen, und die Schlechtigkeiten, die sie ihren Anhängern eingeredet hatten, wurden enthüllt; sie wohnen zur Linken beisammen an einem einsamen Ort.

Für Menschen, die Gott anerkennen, ist die Unterhaltung mit den Engeln durchaus gestattet

Dagegen ist die Unterhaltung mit den Engeln des Himmels nur denen gestattet, die an der Wahrheit des Guten teilnehmen; in Sonderheit allen, die Gott und sein Göttliches im Menschen anerkennen, denn das ist die Wahrheit des Himmels. Gottes Einfluss selbst dringt in die Stirn des Menschen und verbreitet sich von dort über sein ganzes Antlitz, denn die Stirn entspricht der Liebe, und das Antlitz den inneren Kräften des Menschen. Der Einfluss der geistigen Engel dringt ins Haupt des Menschen, und zwar überall her vom Vorderhaupt bis zu den Schläfen ins Großhirn, denn diese Gegend des Hauptes entspricht der Einsicht. Der Einfluss der himmlischen Engel erstreckt sich rings um das Hinterhaupt von den Ohren bis zum Nacken und dringt ins Kleinhirn; diese Gegend entspricht der Weisheit. Alles, was die Engel einem Menschen sagen, gelangt auf diesen Wegen zu seinem Bewusstsein; an den Wegen vermochte ich die Herkunft der Engel zu erkennen.

Wie sprach Gott mit den Propheten?

Ich wurde belehrt, auf welche Weise Gott mit den Propheten geredet hat. Er sprach mit ihnen nicht, wie bei den Alten, durch Beeinflussung ihres Inneren, sondern durch Geister, die er, erfüllt von seinem Anblick, zu ihnen sandte, und denen er so die Worte einhauchte, die sie den Propheten eingaben, wodurch weniger ein Einfluss als eine Eingebung stattfand. Da diese Worte unmittelbar von Gott kommen, so ist jedes einzelne vom Göttlichen erfüllt und umfasst einen inneren Sinn, den die Engel des Himmels auf himmlische und geistige, die Menschen auf natürliche Weise erfassen; also hat Gott Himmel und Welt durch das Wort verbunden.

Nicht die Entfernung, sondern die Zuwendung bewirkt, ob man einen Engel oder Geist hört

Wenn die Engel und Geister sich einem Menschen zuwenden, können sie merkwürdigerweise sogar aus der Entfernung mit ihm reden. Auch mit mir sprachen sie ebenso laut in der Nähe, wie aus der Ferne; sobald sie sich aber vom Menschen abwenden und untereinander reden, versteht man kein einziges Wort mehr, es mag noch so nahe vor den Ohren gesprochen sein. Das bedeutet, dass alle Verständigung in der Geistigen Welt aufgrund eines Zuwendens stattfindet.

Kein Engel oder Geist darf aus seinem eigenen, sondern nur aus des Menschen Gedächtnis zu ihm reden; die Engel und Geister haben nämlich, ebenso wie die Menschen, ein Gedächtnis; spräche ein Geist aus seinem eigenen Gedächtnis zu einem Menschen, so würde der Betreffende diese geistigen Vorgänge für seine eigenen halten, während es doch die Gedanken des Geistes sind; es würde ihm vorkommen, wie eine Rückerinnerung an bisher nie Gesehenes noch Gehörtes. Deshalb glaubten manche unter den alten Völkern, sie würden nach vielen tausend Jahren wieder in ihr früheres Leben zu all ihren Taten zurückkehren, ja, sie befänden sich bereits in dieser Wiederkehr; sie kamen zu diesem Schluss durch eine zeitweilige Rückerinnerung an vorher nie gesehene noch gehörte Dinge, die aber dadurch entstanden waren, dass die Geister die Vorstellungen ihres Denkens durch ihr eigenes Gedächtnis beeinflusst hatten.

Besessenheitsgeister dringen in den Körper des Menschen ein und nehmen seine sämtlichen Sinne gefangen

Es gibt Geister, die man natürliche oder körperliche Geister nennt; gelangen solche Geister zu einem Menschen, so verbinden sie sich nicht, wie die anderen, mit seinen Gedanken, sondern dringen in seinen Körper ein, nehmen seine sämtlichen Sinne gefangen, reden mit seinem Mund und handeln mit seinen Gliedern, als ob der ganze Mensch ihr Eigentum sei. Das sind Geister, von denen die Menschen besessen werden; sie wurden von Gott in die Hölle gestürzt.

Gegenwärtig gibt es keine körperliche, sondern mehr eine geistige Besessenheit. Diese innere Besessenheit äußert sich in schmutzigen und frevelhaften Gedanken gegen Gott und den Nächsten, die nur aus äußeren Hemmungen, und zwar aus Angst, man könnte Ruf, Ehre, Vorteil und Leben dabei verlieren, und aus Furcht vor dem Gesetz im Verborgenen bleiben.

Täuschungen und Visionen aus der Einbildung heraus

Wenigen ist bekannt, was es mit Gesichtern für eine Bewandtnis hat, und welche Gesichte echt sind; ich selbst, der ich mehrere Jahre dauernd mit Wesen des anderen Lebens verkehrt und die sonderbarsten Dinge dort erlebt habe, bin durch meine Erfahrung über Gesichte und Träume aufgeklärt worden und darf folgendes davon mitteilen. Manche posaunen ihre Visionen aus und behaupten, sie hätten viel gesehen; sie haben es allerdings gesehen, aber in ihrer Einbildung. Mir wurde gezeigt, wie so etwas zustande kommt. Es gibt Geister, die Phantasiegebilde zu einem Scheindasein erwecken, wie wenn jemand im Schatten oder im Mondschein oder bei Tage im Dunkeln etwas sieht; an dieses Bild, sei es ein Tier, Wald oder Schreckgespenst, heften sie die Seele des Betreffenden und lassen ihn fest und unausgesetzt daran denken, bis seine Einbildung immer größer wird und schließlich derart überhand nimmt, dass er von der Wirklichkeit des Ganzen überzeugt ist, und doch war alles nur eine Täuschung. Meist werden Menschen davon befallen, die zu stark in der Phantasie leben und aus seelischer Schwäche leichtgläubig sind; das sind die Visionären.

Die bösen Geister im anderen Leben bestehen fast nur aus Begierden und Einbildungen; dies ist das Leben, das sie sich selber geschaffen haben. Die Ausgeburten ihrer Phantasie spiegeln ihnen volle Wirklichkeit vor; auch in dieser Beziehung sind die Menschen, verglichen mit ihnen, in weit unvollkommenerem Zustand. Die Geister der Hölle leiden unausgesetzt unter ihren Einbildungen und peinigen sich gegenseitig damit auf das Entsetzlichste.






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Kapitel 14
Echte Gesichte sind visionäres Schauen,
das nur von Gott erschlossen wird

Echte Gesichte dagegen sind ein visionäres Schauen dessen, was wirklich im anderen Leben vorhanden ist und nicht mit körperlichen, sondern nur mit geistigen Augen gesehen werden kann; es erscheint nur dem, dessen innerer Blick, von Gott erschlossen, mit dem Auge des Geistes sieht; solcher Art waren die Gesichte der Propheten. Dasselbe Auge hat der Mensch während der Trennung vom Körper bei seinem Übergang ins andere Leben, denn jeder Mensch ist ein Geist, umschlossen von der Hülle des Körpers. Ist dieses Sehen erschlossen, dann offenbart sich in einem Lichte, heller als der Mittag der Welt, die Sphäre der Geister, ihr Wesen und ihr Ursprung.

Die Gesichte der guten Geister sind Ebenbilder himmlischer Dinge; wenn das Unbeschreibliche, das vor den Engeln im Himmel lebt, zur Geisterwelt hinabsinkt, verwandelt es sich in Sinnbilder, durch die man seine Bedeutung erkennen kann; solche Bilder erscheinen den guten Geistern ununterbrochen in unaussprechlicher Schönheit und Pracht.

Sämtliche Arten der Gesichte aufzuzählen, wäre zu weitläufig, denn es gibt deren viele; nur zur Anschauung möchte ich zwei wiedergeben, an denen man ihr Wesen erkennen und gleichzeitig sehen kann, wie das Geschaute die Geister ergreift, und wie es die bösen Geister peinigt, von dem, was andere sehen und hören, ausgeschlossen zu sein, ein Verlust, den sie nicht verschmerzen können. Die Geister haben nämlich keinen Geschmackssinn, sondern statt dessen eine Art Sehnsucht nach Lernen und Wissen; das ist gleichsam die Speise, von der sie sich nähren. Wird ihnen diese Speise entzogen, so geraten sie in größte Unruhe, wie folgendes Beispiel beweist. Nach schwerem Schlaf, etwa um die erste Morgenstunde, hatte ich eine berückende Erscheinung. Ich sah grüne, prachtvoll geflochtene Kränze wie aus Lorbeer, die sich bewegten, als hätten sie Leben. Ihre Form war derart harmonisch und kunstvoll, dass ein unbeschreibliches Glücksgefühl ihrem Anblick entströmte; in zwei ziemlich langen, dicht nebeneinander laufenden Reihen boten sie ein Bild, dessen Schönheit ständig wechselte und für alle Geister, auch die bösen unter ihnen, sichtbar war. Dann folgte eine andere, noch schönere Erscheinung, in der sich, wenn auch verschleiert, die himmlische Seligkeit offenbarte; Kinder erschienen mit himmlischen Spielen, die unsagbar die Seele rührten. Darauf sprach ich mit den Geistern über die Erscheinungen; sie gaben zu, die erste, genau wie ich, gesehen zu haben, die andere dagegen nur undeutlich, so dass sie den Vorgang nicht wiederzugeben vermochten. Das erregte ihren Unwillen und schließlich ihren Neid, der immer verzehrender wurde‚ bis er solche Formen annahm, dass sie schon in der Erinnerung daran sich vor Schmerzen krümmten und den Schmerz bis in die Eingeweide hinein spürten. So werden die Gottlosen von Neid und Missgunst zerfressen, wenn sie die Seligkeit der Guten von ferne sehen oder nur daran denken.

Gott hat den Propheten durch Gesichte und Träume die himmlischen Geheimnisse offenbart

Bekanntlich hat Gott den Propheten nicht nur durch Gesichte, sondern auch durch Träume die Geheimnisse des Himmels offenbart, wobei die Träume eine gleiche symbolische Bedeutung haben, wie die Gesichte, mit denen sie beinahe wesensverwandt sind; auch die Träume gehen vom Himmel aus, nur mit dem Unterschied, dass sie im schlafenden, Gesichte dagegen im wachen Zustand des Körpers eintreten.

Die drei Arten von Träumen

Es gibt drei Arten von Träumen. Die ersten stammen unmittelbar aus dem Himmel von Gott; das sind die prophetischen Träume der Schrift. Die zweiten stammen von Engel-Geistern, hauptsächlich solchen, die sich vom oben zur Rechten in der Gegend des Paradieses befinden; durch diese Träume empfingen die Erzväter ihre Belehrung. Die dritten stammen von Geistern, die sich dem Menschen im Schlafe nähern; auch sie haben eine besondere Bedeutung. Phantastische Träume dagegen haben einen anderen Ursprung.

Um die Entstehung der Träume genau kennenzulernen, wurde ich in einen Schlaf versenkt. Mir träumte, ein Schiff käme daher, beladen mit köstlichen und schmackhaften Speisen, die nicht sichtbar, sondern verbogen waren. Auf dem Schiff standen zwei bewaffnete Wächter neben einem Dritten, dem Befehlshaber des Schiffs. Das Schiff lief in einen überwölbten Hafen ein; jetzt erwachte ich und dachte über den Traum nach. Da sprachen mich Engel-Geister an und sagten, sie hätten mir diesen Traum gesandt; um die Wahrheit ihrer Behauptung zu bekräftigen, versetzten sie mich in einen Zustand zwischen Schlafen und Wachen, in dem sie mir allerhand ähnliche seltene und kostbare Dinge zeigten, so ein unbekanntes Tierchen, das sich in ein Gebilde schwärzlicher und leuchtender Strahlen auflöste, die mit unbegreiflicher Schnelligkeit in mein linkes Auge schossen. Sie ließen sogar Menschen, geschmückte Kinder und vieles andere, unendlich Reizvolle erscheinen, über das ich mit ihnen sprach. Das geschah nicht einmal, sondern oft, und ebenso oft wurde ich mit lebendiger Stimme von ihnen belehrt. Die Geister, die solche Träume hervorrufen, sind Engel-Geister, die an der Schwelle des Paradieses stehen; ihnen ist auch die Aufgabe übertragen, den Schlaf gewisser Menschen zu bewachen, damit sie nicht von bösen Geistern angefochten werden. Sie erfüllen dieses Amt mit der größten Liebe; ihr Ehrgeiz besteht darin, einem Menschen nahe zu sein; sie wissen nichts Schöneres, als ihn mit allen Freuden und Wonnen zu beglücken, die sie als Ziel seiner Wünsche erkennen. Sie wurden zu Engel-Geistern aus der Schar derer, die bei Lebzeiten des Körpers ihre Befriedigung darin fanden, das Leben der anderen auf jede nur mögliche Weise angenehm zu gestalten; man hört, wenn die Ohren bis hin zu ihnen geöffnet sind, wie aus weiter Ferne einen süßen, melodischen Gesang.

Von ihnen empfingen die Erzväter ihre Träume und die Kenntnis ihrer Bedeutung, und von diesen Träumen stammen größtenteils die Zeichen und Symbole der Alten her, unter denen sich tiefe Geheimnisse verbergen.

Die bösen Geister wollen die Schlafenden heimsuchen, doch werden sie meistens von Gott behütet

Die bösen Geister haben eine unbändige Lust, den Menschen während des Schlafes heimzusuchen und anzufallen, aber gerade dann wird er am meisten von Gott behütet, denn die Liebe schläft nicht. Die feindlichen Geister werden jämmerlich bestraft; öfter, als ich sagen kann, hörte ich, wie sie zur Strafe manchmal stundenlang durch Strecken gefoltert wurden. Hauptsächlich lauern Sirenen, Zauberinnen im Inneren des Menschen, ihm zur Nachtzeit auf und suchen sich in seine innersten Gedanken und Wünsche einzuschleichen, aber ebenso oft werden sie von Gottes Engeln entfernt und schließlich durch schwerste Strafen abgeschreckt. Sie sprachen sogar in meiner eigenen Sprechweise nachts mit anderen, so täuschend ähnlich, als wäre ich es selber gewesen, wobei sie sich in unflätigen Reden und falschen Verlockungen ergingen. Einst genoss ich die süße Ruhe eines erquickenden Schlafes; kaum erwacht, begannen mich einige gute Geister zu schelten, mit der Behauptung, ich hätte sie auf eine so qualvolle Weise beunruhigt, dass sie sich in der Hölle geglaubt hätten. Ich antwortete auf ihre Beschuldigung, ich wisse nichts davon, sondern hätte ganz ruhig geschlafen, so dass ich gar nicht in der Lage gewesen sei, ihnen etwas anzutun. Sie wunderten sich darüber, bis sie schließlich erkannten, dass es durch die Zauberkünste der Sirenen geschehen war.






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Kapitel 15
Die Schriften der Engel

Da die Engel eine aus Worten gebildete Sprache haben, so besitzen sie auch Schriften, in denen sie ihre Gefühle und Gedanken genau so äußern, wie in ihrer Rede. Es wurden mir einige Male beschriebene Blätter übermittelt, die ebenso handschriftlich geschrieben oder gedruckt waren, wie die auf Erden, und die ich auch ebenso lesen konnte; doch durfte ich nicht mehr als einen oder zwei Gedanken aus ihnen entnehmen, denn die göttliche Ordnung lässt keine Belehrung aus dem Himmel durch Schriften, sondern nur durch das Wort zu, weil allein dadurch ein Verkehr und eine Verbindung des Himmels mit der Welt, also Gottes mit dem Menschen, stattfindet. Einst wurde mir aus dem Himmel ein kleines Blatt übermittelt, auf dem nur wenige Worte in hebräischen Buchstaben standen, und mir wurde bedeutet, jeder einzelne Buchstabe berge Geheimnisse voll von Weisheit, die in den Biegungen und Krümmungen der Buchstaben, also auch in ihrer Aussprache, enthalten seien.

Die Schrift im innersten Himmel und die der ältesten Menschen auf Erden

Die Schrift im innersten Himmel besteht aus einer Reihe von verschiedenen Biegungen und Krümmungen, die ähnlich der Form des Himmels verlaufen; in ihnen drücken die Engel die Geheimnisse ihrer Weisheit aus und vieles andere, was sie nicht mit Worten aussprechen können. Wunderbarerweise beherrschen sie diese Schrift ohne alle Übung und Lehrer; sie ist ihnen eingeboren, wie die Sprache selber.

Ich vernahm, dass die ältesten Menschen auf Erden noch vor der Erfindung der Buchstaben eine solche Schrift besessen haben, und dass diese in die Schriftzeichen der hebräischen Sprache übergegangen sei, deren Buchstaben sämtlich in früherer Zeit gekrümmt waren und keineswegs, wie jetzt, geradlinig verliefen; daher sind die göttlichen Dinge und die Geheimnisse des Himmels sogar in den Jota, Strichen und Häkchen des Wortes enthalten. Diese Schrift, die aus den Zeichen des Himmels besteht, wird im innersten Himmel angewandt, von den an Weisheit Auserwählten; in den Zeichen drücken sich Empfindungen aus, denen Gedanken entspringen, die der Reihe nach, je nach dem betreffenden Subjekt des Themas, aufeinander folgen. Deshalb bergen diese Schriften Geheimnisse, die sich nicht mit dem Denken ergründen lassen; mir ward vergönnt, sie zu schauen.

Die Schriften der unteren Himmel

Dagegen gibt es in den unteren Himmeln keine derartigen Schriften; hier gleichen sie mehr den Schriften der Welt und haben auch ähnliche Buchstaben; trotzdem bleiben sie für die Menschen unverständlich, da sie in der Sprache der Engel geschrieben sind, die nichts mit der menschlichen gemein hat. Merkwürdigerweise entströmen die Schriften im Himmel von selbst und ganz natürlich den Gedanken der Engel, und zwar mit solcher Leichtigkeit, als sprudelte jeder Gedanke hervor; auch stockt ihre Hand nie bei der Wahl eines Wortes, denn sowohl die gesprochenen, wie die geschriebenen Worte entsprechen ihren Vorstellungen, und jede Entsprechung ist etwas Natürliches, Freiwilliges. Es gibt auch Schriften im Himmel ohne handschriftliche Ausführung, lediglich durch Entsprechung der Gedanken; doch diese sind nicht von Bestand.

Schriften, die aus lauter Zahlen bestehen

Ferner sah ich solche, die in lauter Zahlen, und zwar in einer bestimmten Reihenfolge, genau wie die aus Buchstaben und Wörtern bestehenden Schriften, geschrieben waren und wurde belehrt, dass diese Schrift aus dem innersten Himmel stamme und sich, sobald ein Gedanke aus ihr niederströme, den Engeln des unteren Himmels in Zahlen darstelle. Auch diese Zahlenschrift berge Geheimnisse, die weder mit Gedanken erfasst, noch mit Worten ausgedrückt werden könnten; denn die Zahlen sind Entsprechungen und haben, genau wie die Worte, eine Bedeutung im Sinne der Entsprechungen, nur mit dem Unterschied, dass Zahlen das Allgemeine, Worte das Besondere umfassen; also muss, da ein einziger Allgemeinbegriff unzählig viele besondere in sich schließt, die Zahlenschrift mehr Geheimnisse enthalten, als die Buchstabenschrift. In der Zahlenschrift steht jedes Mal eine Zahl voran, von der dann die folgenden, wie von ihrem Subjekt, abhängen; sie ist gleichsam der Nenner des Themas und verleiht den folgenden Zahlen ihre zum Thema gehörige Bestimmung.

Wer nichts vom Himmel weiß und sich keine andere Vorstellung von ihm machen will, als die einer reinen Luftregion, in der die Engel wie abstrakte Wesen ohne Gehör- und Gesichtssinn umherschweifen, kann sich nicht denken, dass sie eine Sprache und eine Schrift haben; denn für ihn ist das Dasein jedes Dinges an Materie gebunden, während doch die Dinge im Himmel ebenso wirklich vorhanden sind, wie die auf Erden, und die Engel im Himmel alles für ihr Leben und ihre Weisheit Zweckdienliche besitzen.






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Kapitel 16
Die Weisheit der Engel geht weit über die Weisheit
der Menschen hinaus

Die Weisheit der Engel überragt so sehr die menschliche, dass man beide nicht miteinander vergleichen kann. Alles, was über die menschliche Weisheit hinausgeht, scheint undefinierbar zu sein; etwas Unbekanntes, das die Deutung enthält, schwebt, solange es nicht bekannt ist, wie ein Schatten über dem Verstande und trübt so das wahre Bild. Doch lässt sich auch dies erkennen und begreifen, wenn man voll Freude danach strebt, denn Freude birgt Licht, und Liebe Freude; wer die göttliche und himmlische Weisheit liebt, dem strahlt Licht aus dem Himmel entgegen, und es wird ihm Erleuchtung zuteil. Die Gedanken der Engel werden niemals zu irdischen oder materiellen Dingen herabgezogen, noch von irgendwelchen Sorgen um die Notdurft des Lebens getrübt; deshalb gibt es bei ihnen keine Ablenkung von den Freuden der Weisheit, wie bei den Gedanken der Menschen auf Erden; sie empfangen alles von Gott ohne Entgelt, sie wohnen umsonst, werden umsonst gekleidet und ernährt und darüber hinaus mit Freuden und Wonnen beschenkt, in dem Maße, wie sie Gottes Weisheit aufnehmen. Die Fähigkeit, soviel Weisheit aufzunehmen, kommt daher, weil ihr Inneres erschlossen ist, und die Weisheit, wie jede Vollkommenheit, wächst, je mehr sie auf das Innere gerichtet, und je weiter dieses Innere erschlossen ist.

Die drei Lebensstufen der Engel

Es gibt für jeden Engel drei Lebensstufen, die den drei Himmeln entsprechen; sie sind die Abstufungen seiner Weisheit. Die Größe der Weisheit erkennt man daran, dass zwischen allen im Himmel eine Gemeinsamkeit besteht; die Einsicht und Weisheit des Einen teilt sich dem Andern mit; der Himmel ist die Gemeinschaft aller Güter, denn so ist das Wesen der himmlischen Liebe: was ihr gehört, soll allen gehören. Deshalb kommt jedem im Himmel das eigene Gute nur dann zu Bewusstsein, wenn es auch im anderen vorhanden ist; auch darin liegt ein Grund für die Glückseligkeit des Himmels.

Die Weisheit der Engel verhält sich zur Weisheit der Menschen wie Myriaden zu Einem; um es in einem Vergleich zu sagen: wie die unzähligen Bewegungskräfte des ganzen Körpers, die in ihrer Auswirkung der menschlichen Wahrnehmung als ein Einziges erscheinen, zu der aus ihnen entstehenden Handlung, oder wie die tausendfachen Bestandteile eines Gegenstandes unter einem vollkommenen Mikroskop zu dem einen, undurchsichtigen Ding vor dem bloßen Auge.

Die Weisheit der Engel am Beispiel der Wiedergeburt

Ich möchte das auch durch ein Beispiel erläutern. Ein Engel erklärte mir aus seiner Weisheit die Wiedergeburt und enthüllte der Reihe nach wohl an hundert Geheimnisse von ihr; jedes einzelne erfüllte er mit Ideen, die ihrerseits noch tiefere Geheimnisse bargen, und zwar geschah das von Anfang bis zu Ende. Er entwickelte nämlich, wie der geistige Mensch von neuem empfangen, gleichsam im Mutterleibe getragen und geboren wird, wie er aufwachst und sich allmählich vervollkommnet, und sagte zuletzt, er hätte die Zahl der Geheimnisse um viele Tausende vermehren können; die von ihm angeführten beträfen nur die Wiedergeburt des äußeren Menschen, und es gäbe noch unendlich viel mehr von der des inneren. Durch solche und ähnliche Mitteilungen, die ich von den Engeln vernahm, wurde mir die Größe ihrer Weisheit offenbar, und ihr gegenüber die gewaltige Unwissenheit des Menschen, der kaum weiß, was Wiedergeburt bedeutet, geschweige denn irgendeine Stufe ihrer Entwicklung kennt.

Die göttlichen Wahrheiten sind den Engeln des innersten Himmels eingeprägt und angeboren

Den Engeln des innersten Himmels sind die göttlichen Wahrheiten gleichsam eingeprägt; es scheint, als wären sie ihnen eingepflanzt und angeboren. So brauchen sie die echten göttlichen Wahrheiten nur zu hören, um sie gleich zu bekennen, zu empfinden und dann im Innern zu schauen; deshalb stellen sie keine Betrachtungen darüber an, oder streiten, ob eine Wahrheit so oder so ist; es fehlt ihnen überhaupt der Begriff des Glaubens. Was ist Glaube, fragen sie; ich fühle und sehe doch, dass es so ist. Sie vergleichen das Ganze mit einem Manne, der mit einem Gefährten das Innere und die Umgebung eines Hauses sieht und seinem Gefährten dann sagt, er müsse alles, was er gesehen und wie er es gesehen habe, glauben, oder der einen Garten voller Blumen und Früchte sieht und ihm sagt, er müsse den Glauben haben, dass es ein Garten voller Bäume und Früchte sei, während der Andere es doch deutlich mit seinen Augen sieht: so haben die Engel weder eine Vorstellung vom Glauben, noch eine Benennung dafür; sie sagen von den Glaubenswahrheiten nur: ja, ja, oder nein, nein.

Wie empfinden die Engel im äußeren Himmel die göttlichen Wahrheiten

Dagegen sind den Engeln des ersten oder äußeren Himmels die göttlichen Wahrheiten nicht so im Innern eingeprägt, denn für sie ist nur die erste Stufe des Lebens erreichbar; deshalb stellen sie Betrachtungen darüber an. Wer sich aber in Betrachtungen verliert, dessen Blick reicht kaum über den Gegenstand seiner Betrachtung hinaus; er kommt keinen Schritt weiter, es sei denn durch Beweise, deren Voraussetzungen er dann als Glaubenssache erklärt.

Ich sprach mit den Engeln darüber, und sie versicherten mir, zwischen der Weisheit der Engel im dritten und der im ersten Himmel sei ein Unterschied, wie zwischen Licht und Dunkel; sie verglichen die Weisheit derer im ersten Himmel mit einem wunderbaren Palaste, reich ausgestattet mit allem Bedarf und weit und breit von Paradiesen umgeben, inmitten der mannigfaltigsten Pracht. Die Engel, denen die Wahrheiten der Weisheit verliehen sind, könnten in diesen Palast eintreten, alles in Augenschein nehmen und rings in den Paradiesen zu ihrer Freude lustwandeln, nicht aber jene, die Erörterungen darüber anstellen, oder gar sich darum streiten, denn diese sehen die Wahrheiten nicht im Lichte des Wahren, sondern entlehnen sie entweder von anderen, oder entnehmen sie ohne tieferes Verständnis dem Buchstabensinn des Wortes, und so behaupten sie, man müsse an sie glauben, ohne aufgrund inneren Schauens in sie eindringen zu wollen. Ihnen, sagten die Engel, sei es verwehrt, bis zur ersten Schwelle des Weisheitspalastes vorzudringen, geschweige ihn zu betreten und in seinen Paradiesen zu wandeln, denn ihr Fuß stocke beim ersten Schritt; anders bei denen, die von den Wahrheiten selber durchdrungen sind; sie vermögen ungehemmt und schrankenlos in jeder Richtung vorwärts zu schreiten, denn die geschauten Wahrheiten leiten sie auf ihren Wegen, und zwar hinaus in weite Felder, da jede Wahrheit von unendlicher Ausdehnung ist und mit zahlreichen Dingen in Zusammenhang steht.

Die unterschiedliche Weisheit und Sicht der Dinge

Ferner belehrten sie mich, die Weisheit der Engel im innersten Himmel bestehe hauptsächlich darin, dass sie das Göttliche und Himmlische in jedem Ding, und Wunder in der Verknüpfung der Dinge erblickten. Alles, was vor ihren Augen erscheint, ist eine Entsprechung; sehen sie beispielsweise Paläste und Gärten, so verweilt ihr Blick nicht beim Augenscheinlichen, sondern sie sehen den inneren Ursprung der Dinge und damit ihre Entsprechung. Diese Engel vergraben die göttlichen Wahrheiten nicht in ihrem Gedächtnis, bilden sich also auch kein Wissen aus ihnen, sondern nehmen sie gleich nach dem Hören in sich auf und setzen sie in Leben um; deshalb haften sie wie verwurzelt in ihnen, denn nur was dem Leben einverleibt wird, haftet in dieser Weise.

Anders die Engel im äußeren Himmel; diese prägen sich die Wahrheiten erst ins Gedächtnis ein, verschließen sie in ihrem Wissen, holen sie später wieder daraus hervor und vertiefen sie mit ihrem Verstande; sie richten sich nach ihnen, ohne ihre Richtigkeit mit der inneren Erfahrung zu prüfen, und wenden sie auf ihr Leben an; daher verharren sie im Vergleich mit den anderen im Dunkel. Merkwürdigerweise werden die Engel des dritten Himmels durch das Gehör und nicht den Gesichtssinn an Wahrheit vollkommener; was sie in der Predigt hören, dringt nicht in ihr Gedächtnis, sondern unmittelbar in ihr Inneres und ihren Willen ein und wird so zu einem Bestandteil ihres Lebens; was jene dagegen mit den Augen sehen, dringt in ihr Gedächtnis und veranlasst sie zu Erörterungen und Diskussionen. So wurde mir offenbar, dass der Weg des Gehörs für die Engel der Pfad der Weisheit ist; auch dies geschieht aufgrund einer Entsprechung, denn das Ohr entspricht dem Gehorsam, und der Gehorsam ist Sache des Lebens, das Auge dagegen entspricht der Einsicht, und die Einsicht ist Sache der Lehre.

Da die Weisheit, als Inhalt ihres Lebens, die Engel zur Vollkommenheit führt, und der Himmel mit seinem Guten jeden seiner Weisheit gemäß beeinflusst, so haben alle dort ein sehnliches Verlangen nach ihr, wie ein hungriger Mensch nach Speise; tatsächlich sind Wissen, Einsicht und Weisheit eine geistige Nahrung, wie Speise eine natürliche, und die eine entspricht der anderen. Obwohl die Engel sich immer mehr an Weisheit vervollkommnen, werden sie doch in Ewigkeit nicht so vollkommen, dass ihre Weisheit sich mit der göttlichen messen könnte, denn Gottes Weisheit ist unendlich, die der Engel jedoch endlich, und zwischen dem Unendlichen und dem Endlichen gibt es keinen Vergleich.






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Kapitel 17
Die Unschuld der Kinder kennt noch nichts Böses

Wenige in der Welt wissen etwas von der Unschuld. Die Unschuld der Kindheit oder der Kinder ist nicht die wahre Unschuld: sie ist es nur dem äußeren, nicht aber dem inneren Wesen nach; trotzdem lehrt sie uns, was Unschuld bedeutet, denn sie leuchtet aus dem Antlitz, gewissen Bewegungen und der ersten Sprache der Kinder hervor und rührt uns, weil ihnen gerade das innere Denken fehlt, und sie noch keine Kenntnis vom Guten und Bösen, Wahren und Falschen haben, welche das Denken hervorrufen. Daher ermangeln sie jeder eigenen Klugheit, Vorsätzlichkeit und Überlegung, folglich auch jeder Absicht zum Bösen; sie besitzen keine mit Eigenliebe oder Weltliebe belastete Persönlichkeit, rechnen nichts sich selber zu, sondern verdanken alles ihren Eltern, sind mit der geringsten Gabe zufrieden und freuen sich über jede Kleinigkeit. Sie sorgen sich weder um Nahrung, noch um Kleidung, noch um ihre Zukunft; ihre Augen richten sich nicht auf die Welt, die ihnen wenig bietet; sie lieben ihre Eltern, ihre Amme und ihre Altersgenossen, mit denen sie voll Unschuld spielen, lassen sich geduldig leiten, sind aufmerksam und gehorsam und nehmen so durch ihr Leben an allem teil. Auf diese Weise lernen sie, ohne den Ursprung der Dinge zu kennen, sanfte Sitten, Sprache und die ersten Anfänge von Gedächtnis und Denken, zu deren Auffassung und Weiterbildung sie der Zustand ihrer Unschuld befähigt; doch ist diese Unschuld, wie oben erwähnt, äußerlich, da sie nur körperlich und nicht seelisch ist.

Wahre Unschuld bedeutet, nicht sich selbst, sondern Gott alles anzurechnen, was man aus Liebe an Gutem tut

Die wahre Unschuld ist die Unschuld der Weisheit, denn sie ist die innerliche; darum sagt man im Himmel: die Unschuld wohnt in der Weisheit, und weiter: die Unschuld jedes Engels ist seiner Weisheit gemäß.

Dies wird durch die Tatsache bestätigt, dass niemand im Zustand der Unschuld sich etwas Gutes anrechnet, sondern alles Gott verdankt und zuschreibt; ihn und nicht sich selber erwählt er zum Führer; er liebt das Gute und erfreut sich am Wahren, denn sein Gefühl und sein Wissen sagen ihm, dass die Liebe und der Wille zu guten Taten Gott lieben heißt, und dass Wahrheitsliebe Nächstenliebe ist; er lebt zufrieden mit dem, was er hat, es mag viel oder wenig sein, wohl wissend, dass er nicht mehr und nicht weniger erhält, als ihm frommt. Was ihm Not tut, weiß nicht er, sondern Gott allein, der die ewige Vorsehung ist; darum kümmert er sich nicht um die Zukunft; die Sorge um den kommenden Tag ist in seinen Augen nichts anderes als Schmerz um Verlust oder Ermangelung dessen, was nicht zur Notdurft des Lebens gehört. Er handelt nie gegen seine Mitmenschen in böser Absicht, sondern nur im guten, gerechten und aufrichtigen Sinne; handeln in böser Absicht, bezeichnet er als Arglist, die er flieht, wie das Gift der Schlange, denn sie ist der Erbfeind der Unschuld.

Da die Unschuld alles Gute nicht sich selber, sondern Gott verdankt, so ist sie ein Aufnahmegefäß des Guten und Wahren, denen die Weisheit entströmt; deshalb ist der Mensch so geschaffen, dass er als Kind die äußere, als Greis die innere Unschuld hat, um von der einen zur anderen, und umgekehrt wieder von der zweiten zur ersten zu gelangen; daher kommt es auch, dass der alternde Mensch sogar körperlich verfällt und wieder zum Kinde wird, aber zu einem weisen, nämlich zum Engel, denn ein weises Kind ist im höchsten Sinn ein Engel.

Die Verbindung des Guten mit dem Wahren nennt man himmlische Ehe und dient auch in der irdische als Basis

Etwas Ähnliches geschieht jedem, der wiedergeboren wird; die Wiedergeburt ist die Erneuerung des geistigen Menschen. Niemand vermag ohne Unschuld in den Himmel zu gelangen, denn das Gute und Wahre kann nur auf dem Wege der Unschuld vereinigt werden, und bevor das nicht eintritt, hat niemand den Himmel in sich, darum heißt die Verbindung des Guten mit dem Wahren eine himmlische Ehe. Auch die wahre eheliche Liebe hat ihren Ursprung in der Unschuld; sie stellt die Verbindung des Guten und Wahren im Gemüt des Mannes und Weibes dar, welche, niedersteigend, die Gestalt der ehelichen Liebe annimmt; so ist die Ehe die Vermählung des Guten und Wahren. Die Unschuld, als Inbegriff des Guten im Himmel, ergreift die Gemüter so sehr, dass niemand mehr, wenn sie bei Annäherung eines Engels aus dem innersten Himmel fühlbar wird, seiner selbst mächtig ist; dann wird jeder von solcher Wonne überströmt und hingerissen, dass alle Freude der Welt dagegen nichtig erscheint.

Den Bewohnern der Hölle fehlt der Begriff der Unschuld, sie sind ihre natürlichen Widersacher; je unschuldiger jemand ist, desto heißer ihr Wunsch, ihm zu schaden; so können sie den Anblick der Kinder nicht ertragen, sondern brennen gleich vor grausamer Gier, Schaden zu stiften. Daraus erhellt, dass die Persönlichkeit des Menschen, und zwar seine Selbstsucht, im Widerspruch zur Unschuld steht, denn das Wesen aller Bewohner der Hölle ist Selbstsucht.

Unschuld und Frieden entspringen der göttlichen Liebe

Es gibt im Himmel zwei innerste Reiche, nämlich Unschuld und Frieden; beide entspringen der göttlichen Liebe. Im erhabensten Sinn ist Gott selbst mit dem Frieden gemeint, denn in ihm herrscht Friede, und Friede geht von ihm aus; darum lautete in alten Zeiten und lautet auch heute noch der Gruß: Friede sei mit Euch! Der göttliche Friede wird den Engeln durch die Freude des Herzens und Heiterkeit des Gemütes im Zustand innerer Glückseligkeit bewusst; er entsteht durch die Verbindung des Guten mit dem Wahren.

Etwas Ähnliches begegnet dem Menschen bei der Wiedergeburt; sobald diese Vereinigung in ihm vollzogen ist, was größtenteils nach den Versuchungen eintritt, umfängt ihn die Freude des himmlischen Friedens. Dieser Frieden ist wie der Morgen oder die Morgenröte zur Frühlingszeit, wenn nach vergangener Nacht beim Aufgang der Sonne alles auf Erden sich neu belebt; wenn im Tau, der vom Himmel träufelt, ein Blütenduft rings im warmen Frühling den Boden befruchtet und die Seele der Menschen entzückt: denn der Morgen oder die Morgenröte zur Frühlingszeit entspricht dem Zustand der Engel im Himmel.

Wahrer innerer Frieden kommt von Gott im Gegensatz zu dem äußeren Scheinfrieden

Ich sprach mit den Engeln über den Frieden und sagte ihnen, in der Welt verstehe man unter Frieden die Beendigung von Kriegen und Feindseligkeiten zwischen Staaten und das Ende von Feindschaften und Zwistigkeiten zwischen Menschen; man glaube, der innere Friede sei eine Ruhe der Seele ohne Sorgen, vor allem eine stille Zufriedenheit nach erfolgreichen Unternehmungen. All das, erwiderten die Engel, sei nur ein Scheinfriede für die Betreffenden, mit Ausnahme derer, die im himmlischen Guten lebten, denn hier herrsche der wahre Frieden; der Friede Gottes ströme ins innerste Wesen und ergieße sich von dort auf den äußeren Menschen, den er mit Gelassenheit, Seelenruhe und also mit Heiterkeit erfülle.

Bei den Bösen jedoch gäbe es keinen Frieden; solange ihnen alles nach Wunsch ginge, lebten sie scheinbar in Ruhe, Freude und Zufriedenheit, doch nur äußerlich, nicht innerlich; in ihrem Innern glimme Feindschaft, Rachsucht, Hass, Grausamkeit und manche andere schlimme Leidenschaft, die sie gleich beim Anblick eines ihnen nicht günstig Gesinnten befalle, und die zum Ausbruch komme, wenn nicht Furcht sie bändige; so fühle der Böse sich wohl im Irrwahn, wie der Gute in der Weisheit: es sei der nämliche Unterschied, wie zwischen Himmel und Hölle.

Jeder Mensch ist von guten und bösen Geistern umgeben

Jeder Mensch ist von guten und bösen Geistern umgeben, und zwar mindestens von zwei bösen Geistern und zwei Engeln. Die bösen sind ihm zugesellt, weil er von Geburt an schon im Beginn seines Lebens, in alle Arten des Bösen verstrickt, ohne Gemeinschaft von Geistern, die ihm gleichen, weder leben, geschweige von seinen Bosheiten bekehrt noch gebessert werden könnte. Die bösen Geister fesseln ihn an sein Leben, die guten erlösen ihn davon; diese entgegengesetzte Wirkung verleiht ihm das Gleichgewicht und dadurch die Freiheit, sich vom Bösen zum Guten zu wenden und die Saat des Guten zu empfangen. Das wäre ohne Freiheit nicht möglich, und so steht der Mensch, um zu seiner Freiheit zu gelangen, in der Mitte zwischen den Geistern des Himmels und der Hölle.

Die Freiheit, zwischen dem Guten oder Bösen zu wählen

Wie keiner sein eigenes, angestammtes Leben ohne die Voraussetzung des Bösen und ein Recht auf Freiheit leben könnte, kann jemand zum Guten gezwungen werden, denn Erzwungenes haftet nicht. Der Mensch muss frei sein, um besser werden zu können; eher kann die Liebe zum Guten und Wahren nicht Wurzel in ihm fassen, eher kann sie nicht voll und ganz sein eigen werden. Nichts Erzwungenes kann mit seinem Wesen verwachsen; könnten wir durch Zwang gebessert werden, so wären alle Menschen zu bessern. Nur das Gute, das wir in Freiheit annehmen, wurzelt in unserem Willen und wird unser; darum steht jeder Mensch in Verbindung mit Himmel und Hölle.

Alle Geister des Menschen, die guten wie die bösen, befinden sich in der Geisterwelt, welche mitten zwischen Himmel und Hölle liegt; die Guten verbinden ihn mit dem Himmel, die Bösen mit der Hölle, so wie sie selber mit Himmel und Hölle verbunden sind. Jedem Menschen sind die ihm in Liebe und Neigung wesensverwandten Geister zugesellt, nur werden ihm die guten von Gott gesandt, während er sich die bösen selber zuzieht.

Die Geistwesen beim Menschen wechseln entsprechend seinen Neigungen und Lebensperioden

Sie wechseln bei ihm, wie seine Neigungen sich ändern; so hat er andere in der Kindheit als im Knabenalter, andere als Jüngling und Mann, und andere als Greis. Die Geister der Kindheit sind Geister der Unschuld, die mit dem Himmel der Unschuld, also dem innersten oder dritten, in Verbindung stehen; die des Knabenalters Geister der Wissbegierde, in Verbindung mit dem äußersten oder ersten Himmel; im Jünglings- und Mannesalter sind es Geister der Liebe zum Wahren und Guten, somit der Einsicht, verbunden mit dem zweiten oder mittleren Himmel; im Greisenalter Geister der Weisheit und Unschuld‚ also wieder solche, die mit dem innersten oder dritten Himmel in Verbindung stehen. Sie alle hat Gott denen zugesellt, die zur Besserung und Wiedergeburt reif sind; auch den anderen sind gute Geister nahe, um sie nach Möglichkeit vom Bösen fernzuhalten, doch besteht bei ihnen außerdem noch eine unmittelbare Verbindung mit bösen Geistern, die mit der Hölle verbunden sind.

Der göttliche Einfluss wirkt ununterbrochen und stetig; er wird von den Guten im Guten aufgenommen, von den Bösen aber verschmäht, erstickt oder verdreht; deshalb führen sie ein böses Leben, das im geistigen Sinne der Tod ist. Mir ward vergönnt, zu erfahren, woher die Furcht, der Seelenschmerz und die innere Traurigkeit des Menschen kommt, die man Schwermut nennt.

Angst, Traurigkeit und Schwermut infolge der Beeinflussung von Geistwesen

Es gibt Geister, die noch nicht ganz mit der Hölle verbunden sind, weil sie erst das Anfangsstadium derselben erreicht haben; diese Geister lieben Übles und Unverdautes, wie die Fäulnis der Speisen im Magen, und halten sich deswegen mit Vorliebe in den betreffenden Organen des Menschen auf, wo sie sich aufgrund ihrer bösen Neigungen unterhalten. Die Gesinnung ihrer Reden beeinflusst den Menschen und weckt in entgegengesetzten Naturen Angst und Trauer, in gleichgesinnten Freude und Heiterkeit. Diese Geister erscheinen neben dem Magen; einige links, andere rechts, manche unterhalb, manche oberhalb, naher oder ferner, je nach ihrer Gesinnung. Ich habe oft erlebt und erfahren, dass die Angst der Seele davon herrührt; ich sah und hörte die Geister, fühlte die von ihnen hervorgerufenen Angstzustände und redete mit ihnen; die Angst verschwand, sobald sie vertrieben wurden, und kam mit ihrer Rückkehr wieder; ich merkte, wie sie stärker und schwächer wurde, je nachdem sie sich näherten oder entfernten. Dadurch wurde mir klar, weshalb solche, die kein Gewissen kennen, weil sie keins haben, diese Angstgefühle dem Magen zuschreiben.






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Kapitel 18
Falsche Vorstellungen der Menschen über das Leben
nach dem Tode

Die meisten denkenden Menschen in der Christenheit sind sehr erstaunt, wenn sie sich nach ihrem Verscheiden in einem Leib, in Kleidern und in Häusern wiederfinden, genau wie in der Welt; wird ihnen dann alles, was sie über das Leben nach dem Tode, über Seele, Geister, Himmel und Hölle gedacht haben, ins Gedächtnis zurückgerufen, so geben sie beschämt die Albernheit ihres Denkens zu und bekennen, dass die Einfältigen viel klüger waren als sie. Wer in der Welt Einsicht und Weisheit erworben hat, wird als Engel im Himmel aufgenommen, jeder nach seinem Verdienst.

Was wir auf Erden uns angeeignet haben, bleibt unser Eigentum, das wir nach dem Tode mit hinübernehmen, wo es vermehrt und ergänzt wird, doch nur in den Grenzen unserer Sehnsucht nach dem Guten und Wahren, nicht darüber hinaus. Der Grad dieser Sehnsucht ist gleichsam ein Maß, das voll gemessen wird; wer ein hohes Maß hat, erhält mehr, wer ein geringes hat, weniger; denn die Liebe, der die Sehnsucht entströmt, nimmt soviel auf, wie sie vermag, und so ist ihre Aufnahmefähigkeit ihrer Größe angemessen.

In der Welt herrscht der Wahn, wer durch kirchliche Lehren, das Wort oder die Wissenschaften ein großes Wissen gesammelt habe, müsse tiefer und schärfer als andere die Wahrheiten erkennen, folglich mehr Einsicht und Weisheit besitzen; auch hegen die Betreffenden selbst diese Meinung von sich. Der Unterschied zwischen wahrer und falscher Einsicht und Weisheit soll kurz erläutert werden; wahre bedeutet, durch intuitives Schauen das Erkenntnis- und Unterscheidungsvermögen von wahr und gut, falsch und böse erlangen.

Die Verschmelzung des inneren, geistigen Wesens des Menschen mit seinem äußeren, natürlichen

Das innere, geistige Wesen des Menschen, das nur durch den Himmel geprägt wird, muss mit seinem äußeren, natürlichen Wesen, das dem Eindruck der Welt unterliegt, zu einer einheitlichen Wirkung verschmolzen werden, was nur geschehen kann, wenn das innere im äußeren Wesen durch den Einfluss des Himmels die Welt in einer Entsprechung veranschaulicht; dann beginnt für den Menschen das innere Schauen. Der einzige Weg zu dieser inneren Gestaltung ist, den Blick auf das Göttliche und den Himmel zu richten, in dem festen Glauben, dass von dort alles Wahre und Gute kommt. Wer sich der göttlichen Führung anvertraut, dessen Inneres wird erschlossen; wer sein Leben nach seinem Glauben richtet, erlangt die Kraft zur Einsicht und Weisheit. Um wirklich dahin zu gelangen, muss er vieles lernen, nicht nur vom Himmel, sondern auch von der Welt; was mit dem Himmel zusammenhängt, lehrt ihn das Wort, was mit der Welt zusammenhängt, lernt er durch die Wissenschaften; je mehr er diese Lehren beherzigt und auf sein Leben anwendet, werden seine inneren Kräfte vervollkommnet.

Was bedeutet falsche Einsicht und falsche Weisheit?

Falsche Einsicht und Weisheit bedeutet, nicht auf sein Inneres hören, sondern auf die Meinung anderer bauen und diese Ansichten dann als maßgebend betrachten. Da so das Wahre nicht in seiner Ursprünglichkeit, sondern durch fremde Augen gesehen wird, kann es ebenso gut etwas Falsches sein, das so lange als wahr bewiesen wird, bis es Wahrscheinlichkeit annimmt. Alles, was man beweist, nimmt den Schein des Wahren an, und es gibt nichts, was sich nicht beweisen ließe. Das Licht, in dem diese Menschen sehen, ist nicht das Licht des Himmels, sondern das sogenannte natürliche Licht der Welt; hier können Irrtümer ebenso strahlen, wie Wahrheiten, ja sogar aufleuchten nach jedem Beweis, was im Lichte des Himmels unmöglich wäre.

Falsche Einsicht und Weisheit besitzt ferner, wer nicht das Göttliche anerkennt, sondern statt dessen die Natur, denn dann haftet sein Denken am Sinnlich-Stofflichen, und er bleibt in der sinnlichen Anschauung stecken, mag er als noch so gebildet und gelehrt in der Welt gelten.

Der Wissenschaftler beschränkt sich fast ausschließlich auf das Körperlich-Materielle

Ein solche Mensch beurteilt alles aufgrund seiner körperlichen Sinne und glaubt nur das, was er mit Augen sieht und mit Händen greift; seine Kenntnisse beschränken sich auf den Inhalt der augenscheinlichen Welt, den er sich ins Gedächtnis einprägt und fast ausschließlich in materieller Hinsicht betrachtet, obwohl es sich um die nämlichen Wissenschaften handelt, die dem wahrhaft Erkennenden zur geistigen Bildung verhelfen; es sind das die experimentellen und verschiedene andere Wissenschaften, wie die Physik, Astronomie, Chemie, Mechanik, Geometrie, Anatomie, Psychologie‚ Philosophie, Literaturgeschichte‚ Kritik und Sprachen. Die Menschen der sinnlichen Anschauung analysieren mit Schärfe und Geschicklichkeit, denn sie verschwenden ihren ganzen Witz an eine Dialektik, über die sie aufgrund ihres vollgepfropften Gedächtnisses verfügen, doch unterliegen sie ihren eigenen Sinnestäuschungen, die sie wissenschaftlich bewiesen haben. Durch ihre logischen Fähigkeiten halten sie sich für klüger als alle anderen; die Hitze des Gefühls, mit der sie ihre Theorien verfechten, ist das Feuer der Selbstsucht und Weltliebe.

Gespräche mit vielen Gebildeten nach ihrem Tode

Ich war in der Lage, mit vielen Gebildeten nach ihrem Scheiden aus der Welt zu reden, darunter mit einigen von großem Ruf, berühmt durch Schriften in der gelehrten Welt, und anderen, weniger Berühmten, die jedoch ein geheimes Wissen besaßen. Wer im Herzen das Göttliche geleugnet, bei jeder Gelegenheit aber sein Bekenntnis im Munde geführt hatte, wurde mit solcher Blödheit geschlagen, dass er kaum eine alltägliche, geschweige eine geistige Wahrheit begreifen konnte; sein Inneres, wie man deutlich sah, war so verschlossen, dass es gleichsam schwarz erschien und nicht das geringste Licht aus dem Himmel ertragen konnte. Diese Dunkelheit im Inneren, durch die derartige Eigenschaften in der Geistigen Welt in Erscheinung treten, war größer und ausgedehnter bei denen, die sich in ihrem gelehrten Dünkel wider das Göttliche bestärkt hatten; sie nehmen voll Freude im anderen Leben das Falsche an, saugen es auf, wie ein Schwamm das Wasser, und stoßen alles Wahre von sich ab, wie eine beinerne Kugel einen Gegenstand beim Anprall. Tatsächlich nennt man auch ihr Inneres verknöchert; ihre Kopfhaut scheint hart wie Ebenholz zu sein und reicht bis zur Nase hinab, zum Zeichen dessen, dass sie keine Aufnahmefähigkeit mehr besitzen.

Das höllische Feuer ist die Gier nach Ruhm und Namen

Sie alle werden in Schlünde versenkt, die Sümpfen gleichen, verfolgt von Wahnideen, in die sich ihre irrigen Anschauungen verwandeln; ihr höllisches Feuer ist die Gier nach Ruhm und Namen, die den einen auf den anderen hetzt, bis sie in höllischer Glut sich gegenseitig zerfleischen, denn jeder heischt vom anderen göttliche Verehrung. So verwandelt sich alles gelehrte Wissen der Welt, das in Verkennung des Göttlichen kein Licht aus dem Himmel aufnahm.

Anders ist es bei denen, die durch die Kenntnis der Wissenschaften zur Erkenntnis des Göttlichen gelangten, Einsicht und Weisheit zu ihrem Nutzen anwandten und ein geistig-sittliches Leben führten; ihnen sind die Wissenschaften ein Mittel, um weise zu werden. Ihr Inneres erscheint dem Auge von Licht durchflutet, schimmernd weiß, flammend rot oder himmelblau, wie durchsichtige Diamanten, Rubine und Saphire, je nachdem sie das Göttliche und seine Wahrheiten durch die Wissenschaften bestätigt fanden; so offenbart sich wahre Einsicht und Weisheit, wenn sie in der Geistigen Welt sichtbar wird.

Die Wissenschaften selbst haben nach dem Tode keine Bedeutung, sondern nur, was der Mensch für seinen Verstand und sein Leben daraus gewonnen hat; diese Kenntnisse bleiben nach dem Tode bestehen, doch ruhen sie alsdann; sie sind gleichsam Behälter und Gefäße des Wahren und Guten, ähnlich wie Spiegel, in dem die edlen Eigenschaften des inneren Menschen bildhaft sichtbar werden. Der innere Blick durchforscht die Welt des natürlichen Gedächtnisses, und was er an Bestätigung für das Göttliche darin findet, sichtet er, läutert es durch das Feuer der himmlischen Liebe und verklärt es zu geistigen Ideen; die menschliche Seele gleicht einem Erdreich: wie man gesät hat, so wird man ernten.

Der Himmel steht für alle offen – ob arm oder reich –, die in der Liebe und im Glauben leben

Es herrschen verschiedene Meinungen darüber, wer in den Himmel aufgenommen wird; entweder man glaubt, nur die Armen werden aufgenommen und nicht die Reichen, oder die einen wie die anderen, oder aber die Reichen erst dann, wenn sie ihrem Reichtum entsagt und sich zur Armut bekannt haben. Jeder beruft sich dabei auf das Wort; wer aber das Wort nicht in seinem buchstäblichen, sondern im geistigen Sinne erfasst, weiß, dass der Himmel für alle offensteht, die in der Liebe und im Glauben leben, gleichgültig ob arm oder reich. Nicht darum, weil jemand im Überfluss lebt, wird er vom Himmel ausgeschlossen, ebenso wenig wie ein Leben der Dürftigkeit ihm den Himmel öffnet; die Reichen gelangen ebenso leicht in den Himmel, wie die Armen, und es gibt viele Reiche, die dort mehr Wonne und Herrlichkeit genießen als die Armen.

Im Voraus sei bemerkt, dass jeder nach Belieben sich Reichtümer erwerben und Schätze sammeln kann, nur nicht mit Arglist und niedrigen Mitteln; er mag gut essen und trinken, solange sich nicht sein Leben darin erschöpft, vornehm und standesgemäß wohnen, ein geselliges Dasein führen, Vergnügungen aufsuchen und weltlichen Umgang pflegen; dabei braucht er nicht andächtig seufzend mit hängendem Kopf und niedergeschlagenen Augen umherzugehen‚ sondern darf fröhlich und heiter sein, ohne seine Habe an die Armen verschenken zu müssen, außer wenn ihn sein Herz dazu treibt. Mit einem Wort: jemand kann in seiner äußeren Erscheinung ganz wie ein Weltmann leben, ohne dass ihm ein solches Verhallen im geringsten den Himmel verscherzt; nur in seinem Innern soll er voll Ehrfurcht an Gott denken und gerecht und aufrichtig gegen seinen Nächsten handeln.

Jeden Menschen, den Armen wie den Reichen, begleitet nach dem Tode sein Lehen; nicht um ihrer Armut, sondern um ihres Lebens willen kommen die Armen in den Himmel. Keiner hat vor anderen einen besonderen Anspruch auf Barmherzigkeit; wer einen guten Lebenswandel geführt hat, wird aufgenommen, wer einen schlechten geführt hat, verworfen.

Reichtum wie auch Armut schützt nicht vor Torheit

Übrigens werden die Menschen durch Armut genauso verführt und vom Himmel abgelenkt, wie durch Reichtum; es gibt viele unter ihnen, die, unzufrieden mit ihrem Schicksal, nach mehr streben, Reichtümer für Segen halten, die anderen um ihre Güter beneiden, sie bei jeder Gelegenheit betrügen und in derselben schmutzigen Genusssucht leben, wie mancher Reiche. Der Mensch kann nur in der Welt für den Himmel vorbereitet werden; nur hier können seine Neigungen sich restlos auswirken. Die Gestalt des Körpers ist nichts anderes als der fleischliche Ausdruck des inneren Wesens; die Welt ist eine Pflanzschule des Himmels.






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Kapitel 19
Die Ehen im Himmel

Da der Himmel das Urbild des Menschen ist, so sind die Engel auch verschiedenen Geschlechts. Es ist von der Schöpfung vorgesehen, dass der Mann zum Weibe, und das Weib zum Manne gehört; beiden ist diese Liebe eingeboren, deshalb gibt es auch Ehen im Himmel, nur sind sie von denen auf Erden grundverschieden. Die himmlische Ehe bedeutet das verschmelzen zweier Wesen zu einer Geistigkeit. Die geistige Kraft besteht aus zwei Funktionen, nämlich Verstand und Willen, die in ihrem Zusammenwirken eine geistige Einheit bilden, wobei der Mann den Verstand, die Frau den Willen verkörpert. Die Vereinigung dieser beiden inneren Kräfte wird auf der tieferen, körperlichen Stufe der Menschen als Liebe erlebt und empfunden, und zwar als eheliche Liebe, die sich im Himmel in der Form eines Zusammenlebens offenbart, wobei zwei Ehegatten nicht als zwei verschiedene, sondern als ein Engel gelten.

Verschiedenheit der geistigen Anlage von Mann und Frau

Die Verschiedenheit der geistigen Anlage beim Mann, der als Verstandeswesen nach seiner Vernunft, und bei der Frau, die als Willenswesen nach ihrem Gefühl handelt, drückt sich auch in der Gestalt aus, indem der Mann eine rauhere, weniger schöne Gesichtsform, eine härtere Stimme und einen derberen Körper hat, während die Frau eine viel sanftere, lieblichere Gesichtsbildung, eine zärtlichere Stimme und einen weicheren Körper ihr eigen nennt; ähnlich ist der Unterschied zwischen Verstand und Willen oder Denken und Fühlen, zwischen dem Wahren und Guten, zwischen dem Glauben und der Liebe.

Im Himmel bedeutet die Vereinigung von Mann und Frau eine wirkliche Gemeinschaft; der Wille der Frau durchdringt den Verstand des Mannes, und umgekehrt der Verstand des Mannes den Willen der Frau, besonders wenn sie einander anblicken, denn so vollzieht sich im Himmel, wie schon erwähnt, die Übertragung von Gedanken und Gefühlen; hier hat keiner die Vorherrschaft, wie bei den Ehen der Menschen, sondern alles geschieht aufgrund einer gegenseitigen Wechselwirkung. Je mehr zwei Ehegatten auf diese Weise zu einem Einzigen verwachsen, desto vollkommener wird ihre eheliche Liebe, desto reicher werden sie an Einsicht, Weisheit und Glückseligkeit, denn das Göttlich-Wahre und Göttlich-Gute, der Born aller Einsicht, Weisheit und Glückseligkeit, ergießt sich vornehmlich in die eheliche Liebe, die als Ehe des Guten und Wahren die eigentliche Stätte des göttlichen Einflusses ist.

Warum wahre eheliche Liebe eines Mannes mit mehreren Frauen unmöglich ist

Wahre eheliche Liebe ist unmöglich zwischen einem Mann und mehreren Frauen, denn ein solches Verhältnis zerstört den geistigen Ursprung der Ehe: die Vereinigung zweier zu einer Wesenheit. Nach den Lehren der Engel ist eine Gemeinschaft mit mehreren Frauen ganz wider die göttliche Ordnung; schon der bloße Gedanke daran verringert in solchen Naturen die innere Seligkeit und himmlische Wonne, und die Trennung des Guten vom Wahren macht sie taumeln; dieser Zustand verschließt ihr Inneres und erzeugt an Stelle der ehelichen Liebe eine Wollust und Lüsternheit, die sie weit vom Himmel entfernt.

All das ist für die Menschen schwer verständlich, weil nur wenige unter ihnen zur wahren ehelichen Liebe fähig sind, die meisten vielmehr, ohne etwas von der inneren Seligkeit dieser Liebe zu ahnen, nur die Lust der Ausschweifung kennen, die sich nach kurzem Genuss in Unlust verwandelt, wohingegen die Freude der wahren ehelichen Liebe nicht nur bis in das späte Alter dauert, sondern nach dem Tode sich in die Wonnen des Himmels verklärt und, von innerer Seligkeit erfüllt, sich in Ewigkeit vervollkommnet.

Wahre Liebe befreit, während Herrschsucht knechtet

Die Sucht eines Gatten, den anderen zu beherrschen, vernichtet die eheliche Liebe und ihre himmlische Wonne, die beide nur möglich sind, wenn jeder den Willen des anderen gelten lässt. Herrschsucht in der Ehe zerstört diese gegenseitige Einstellung; der Herrschsüchtige will nur seinen eigenen Willen durchsetzen. Solange zwei Menschen die gleiche Liebe und der gleiche Wille beseelt, befinden sich beide in Freiheit; Liebe befreit und Herrschaft knechtet; nicht nur der Beherrschte, auch der Herrscher ist unfrei, denn er wird zum Sklaven seiner Herrschsucht. Diese Dinge begreift nur, wer die Freiheit der himmlischen Liebe kennt; alle Herrschgelüste erzeugen Uneinigkeit; der Unterdrückte hat entweder keinen, oder einen entgegengesetzten Willen, und wo kein Wille ist, da ist auch keine Liebe; ein entgegengesetzter Wille erzeugt statt Liebe Hass. Das Innere derer, die in einer solchen Ehe leben, verzehrt sich in einem aufreibenden Kampf gegeneinander, wie zwei feindliche Gewalten, mögen sie äußerlich sich noch so sehr zurückhalten und beherrschen, um des lieben Friedens willen.

Ehen, wo Uneinigkeit und Streit herrschen, führen nach dem Tode zu erbitterten Kämpfen

Dieser innere Streit und Aufruhr kommt nach dem Tode zum Ausbruch, wo sie bei jeder Gelegenheit wie Feinde aufeinander losstürzen und sich gegenseitig zerfleischen, denn nun handeln sie nach ihrer wahren Natur. Ich durfte diese Kämpfe und Gewalttätigkeiten einige Male sehen; sie zeugten von größter Wut und Erbitterung. Das Innere eines jeden Menschen gelangt im anderen Leben zur freien Entfaltung, ohne mehr an äußere, weltliche Rücksichten gebunden zu sein; hier zeigt sich sein wirkliches Wesen.

Ferner sind alle zur ehelichen Liebe unfähig, die in die Irrtümer eines bösen Lebens verstrickt sind; ihnen mangelt auch die innere Kraft des Gemütes, ohne die eine eheliche Liebe nicht gedeihen kann; in der unteren Sphäre, im Bereich ihres äußeren, weltlichen Menschen findet eine Vereinigung des Bösen mit dem Falschen statt, das heißt, sie führen eine höllische Ehe. Sie reden und verkehren miteinander voll Lüsternheit, dabei ist ihr Inneres entzündet von einem unbeschreiblichen, tödlichen Hass.

Scheinbar eheliche Liebe und ihre vielen äußeren Gründe

Manche leben scheinbar in ehelicher Liebe, ohne sie jedoch in Wirklichkeit zu fühlen, denn es fehlt ihnen die Liebe zum Guten und Wahren. Solche Ehen, die den Anschein der wahren Ehe erwecken, bestehen im Grunde nur aus Bequemlichkeit; man sehnt sich nach guter Bedienung zu Hause, nach einem ruhigen und geordneten Leben, nach Pflege in Krankheit und Alter und möchte für seine Kinder, die man liebt, sorgen können. Manche halten die Ehe aufrecht aus Furcht vor ihrem Gatten oder Angst vor übler Nachrede‚ andere wollen ein Unterkommen haben‚ viele treibt ihre Sinnlichkeit dazu.

Die eheliche Liebe kann sich bei beiden Gatten verschieden äußern, sie kann stärker oder schwächer sein, sie kann sogar völlig einseitig bleiben, und so kann der eine den Himmel, der andere die Hölle in sich haben. Auf Erden ist der Zweck der Ehe außerdem noch die Erzeugung der Nachkommenschaft, während sie im Himmel, statt der Fortpflanzung zu dienen, eine Pflanzstätte des Guten und Wahren ist. Mir ward zu sehen vergönnt, wie Ehen im Himmel geschlossen werden. Hier werden überall die Gleichgesinnten einander zugesellt, die sich Widerstrebenden getrennt; darum besteht jede Gemeinschaft im Himmel aus gleichgearteten Wesen. So kommen zwei Gatten zusammen, die seelisch ineinander aufgehen können; gleich auf den ersten Blick lieben sie sich innig, betrachten sich als Gatten und gehen die Ehe miteinander ein.

Der Ursprung der wahren ehelichen Liebe ist der Himmel

Die wahre eheliche Liebe hat ihre Heimat im innersten Himmel, dem Himmel des Guten und Wahren, dem Himmel der Unschuld. Als verkörperte Unschuld gewährt sie eine Fülle himmlischer Freuden. Ich sah ihr Sinnbild in Gestalt einer jungen Frau von unbeschreiblicher Schönheit, von einer leuchtenden Wolke rings umflossen, und vernahm, dass von dieser Liebe alle Schönheit der Engel stamme. Die Gedanken und Empfindungen, die von ihr ausgehen, sind wie Strahlen einer diamantenen Luft; ihre Freuden steigern sich zu immer größerer Wonne und Seligkeit, bis empor zur höchsten Freiheit.

Ehebruch und das Los der Ehebrecher nach dem Tode

Da die Ehen auf Erden Pflanzschulen der Menschen und Engel sind und geistigen Ursprung haben, so sind sie in den Augen der Engel höchst heilig, wohingegen Ehebrüche, die der ehelichen Liebe Abbruch tun, von ihnen als ruchlos verdammt werden. Sie erblicken darin die Verbindung des Bösen mit dem Falschen, das heißt, die Hölle. Deshalb wenden sie sich ab, sowie nur vom Ehebruch die Rede ist; aus dem gleichen Grunde bleibt allen Menschen, die am Ehebruch ihre Freude haben, der Himmel verschlossen.

An einer Strömung, die von der Hölle ausging, erkannte ich den Widerwillen ihrer Bewohner gegen die eheliche Liebe; es war wie ein ständiger Trieb, Ehen zu trennen und zu vernichten. Wenn sich Ehebrecher den himmlischen Gemeinschaften nähern, wittern sie ihren eigenen üblen Dunst, der sie zwingt, sich in die Hölle zu stürzen, wo die Wollust des Ehebruchs wütet; sie stürzen von Stufe zu Stufe hinab, in einen Abgrund des Schreckens und Grauens: das ist das Los der Ehebrecher nach ihrem Leben in der Welt.






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Kapitel 20
Die unermessliche Größe des Himmels und des Weltalls
als Wohnsitz für Engel, Geister und Menschen

Die unermessliche Größe des Himmels offenbart sich darin, dass alle in unserem Sonnensystem sichtbaren Planeten Erdkugeln sind, wobei das Weltall außerdem noch voll zahllosen anderen, bewohnten Gestirnen erfüllt ist. Die Existenz vieler Weltkörper, die zum Wohnsitz von Geistern und Engeln werden, ist im anderen Leben wohlbekannt, denn hier darf jeder, der die Wahrheit liebt und sich nach ihren Früchten sehnt, mit den Geistern fremder Gestirne reden, sich so von dem Dasein unzähliger Welten überzeugen und erkennen, dass dies menschliche Geschlecht keineswegs nur auf einen Weltkörper beschränkt, sondern noch auf vielen anderen zu Hause ist. Ich sprach darüber einige Male mit den Geistern unserer Erde, und es wurde mir gesagt, ein urteilsfähiger Mensch könne aus vielen Erfahrungen auf das Dasein anderer, bewohnter Weltkörper schließen, denn seine Vernunft müsse ihn lehren, dass so große Welten, wie die Planeten, deren etliche größer als die Erde sind, nicht nur dazu geschaffen sein können, als leere Klumpen ihren Kreislauf um die Sonne zu vollenden und mit ihrem blassen Schimmer einer einzigen Erde zu leuchten, dass sie vielmehr höheren Zwecken dienen müssen.

Die Existenz von menschlichem Leben auf anderen Weltkörpern hat einen höheren Zweck

Wer den Glauben hat — und diesen Glauben sollte jeder teilen — dass eine göttliche Macht das Weltall geschaffen hat, allein zu dem Zweck, damit ein Geschlecht von Menschen als Pflanzschule des Himmels entstehe, muss notgedrungen auch an menschliche Existenzen auf anderen Weltkörpern glauben. Außerdem meinten die Geister, man könne schon durch die unermessliche Weite des Sternenhimmels zu der Annahme kommen, dass der Weltenraum mehr als nur eine Erde enthalte, denn es kreisen in ihm eine solche Unzahl von Sternen, von denen jeder wieder ein eigenes Sonnensystem bildet, ähnlich dem unsrigen, nur verschieden an Größe. Wer das wohl bedenkt, kommt zu dem Ergebnis, dass dies unendliche All letzten Endes den Sinn haben muss, das Reich Gottes zu verwirklichen, als himmlische Stätte der Engel und Menschen. Darum wird kein vernünftiger Mensch die Erfüllung einer so ungeheuren Aufgabe von einer einzigen Erde erwarten. Was bedeutet die Erde vor Gottes Antlitz! Für Ihn, der die Unendlichkeit selbst ist, sind Myriaden von Welten mit allen ihren Bewohnern nur Atome.

Es gibt Geister, deren ganzes Streben darauf ausgeht, sich Kenntnisse zu erwerben; da sie nur hierin ihre Befriedigung finden, dürfen sie auf ihrem Fluge durchs All unser Sonnensystem verlassen und in anderen verweilen, um ihren Wissensdurst zu stillen. Diese Geister, die zum Planeten Merkur gehören, verkünden die Existenz zahlloser Erdkörper, auf denen Menschen leben, nicht nur innerhalb, sondern auch außerhalb unseres Sonnensystems im Bereich des Fixsternhimmels. Man hat berechnet: wenn im Weltall eine Million Erdkörper, und auf jedem dreihundert Millionen Menschen vorhanden wären, die in einem Zeitraum von sechstausend Jahren zweihundert Generationen hervorbringen würden, wobei jedem Menschen drei Kubikellen Raum zugeteilt wären, so würde die Gesamtsumme all dieser Menschen nicht einmal die Oberfläche unserer Erde und kaum mehr als die Fläche eines die Planeten umkreisenden Trabanten ausfüllen, was im All, wo ein Trabant mit bloßem Auge schwer sichtbar ist, ein verschwindend kleiner Raum wäre. Ich sprach darüber mit den Engeln, und sie erklärten mir, sie hätten die gleiche Anschauung von der geringen Zahl menschlicher Geschöpfe gegenüber der Unendlichkeit des Schöpfers, doch beruhe ihr Denken nicht auf der Vorstellung des Raumes, sondern des Zustandes; wieviel Myriaden Weltkörper man sich auch ausdenken möge: sie zählen ihrer Meinung nach nichts vor Gott.






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Kapitel 21
Falsche Vorstellungen einiger Geistwesen in Bezug auf Untätigkeit im Himmel

Einige Geister hatten in der Welt den Glauben gewonnen, die himmlische Seligkeit bestehe aus einem Leben der Trägheit, in dem sie von anderen bedient würden; doch wurden sie belehrt, dass niemand glücklich sei, der sein Glück in der Untätigkeit suche, sonst würde jeder das Glück des anderen für sich beanspruchen, und wenn alle das täten, wäre niemand mehr glücklich. Jedem sollte einleuchten, dass ein faules Leben zur Erschlaffung führe, während Glück nur aus einem tätigen Dasein erwachse, dem der Müßiggang eine Erholung bedeute, um mit frischen Kräften die Tätigkeit wieder aufzunehmen. Allen, die von der himmlischen Freude eine ewige Welt der Trägheit und des Genusses erwarteten, wurde ein solches Leben zu kosten gegeben; sie erkannten beschämt seine Trostlosigkeit und fühlten, wie schnell sich die Freude in Ekel und Widerwillen verwandelt.

Andere Geister, die besser unterrichtet zu sein glaubten, vermeinten, die Freude des Himmels bestehe in Lobpreisungen Gottes; ihnen wurde bedeutet, das sei noch lange kein tätiges Leben; Gott bedürfe der Lobpreisungen nicht, sondern verlange, dass man sich nützlich mache und Gutes tue. Sie konnten mit dieser tätigen Liebe nicht die geringste Vorstellung himmlischer Freude verbinden, sondern höchstens der Sklaverei; doch bezeugten die Engel, diese Liebe entströme dem inneren Gefühl und sei, von Wonne begleitet, der Ausdruck der höchsten Freiheit.

Oft wünschten die Geister, die himmlische Freude kennenzulernen, und als sie hörten, ihre Stätte sei im Innern der Engel, Verlangten sie, hineinversetzt zu werden, was auch geschah, denn das Verlangen eines jeden, noch nicht im Himmel oder in der Hölle weilenden Geistes wird erfüllt, wenn es ihm frommt. Kaum setzte diese Übertragung ein, so begann eine solche Qual in ihnen, dass sie sich vor Schmerzen nicht zu lassen wussten, man sah, wie sie den Kopf bis zu den Füßen bogen, sich zu Boden warfen und wie eine Schlange im Kreise krümmten, vor innerer Qual: so wirkt die himmlische Freude auf alle in Selbstsucht und Weltliebe Befangenen, denn ihre Liebe steht im Widerspruch zum Himmel, und wenn solche Gegensätze aufeinanderprallen, erzeugen sie diese Qualen.

Das Reich Gottes basiert auf dem einen Gebot: Liebe Gott über alles und deinen Nächsten wie dich selbst und mehr

Die Gesetze des göttlichen Reiches sind die ewigen Wahrheiten, aufgebaut auf dem einen Gebot: man soll Gott über alles lieben und seinen Nächsten wie sich selbst, ja, um den Engeln gleich zu werden, noch über sich hinaus. Viele, die das hörten und es bereits in ihrem körperlichen Dasein vernommen, damals aber nicht geglaubt hatten, staunten, wie es möglich sei, andere im Himmel mehr zu lieben, als sich selbst; sie wurden belehrt, dass alles Gute im anderen Leben in Unendlichkeit wachse, wohingegen es in der Natur des körperlichen Daseins läge, gebunden an die Materie, mit seinen Gefühlen nicht über sich hinaus zu können. Wenn diese Schranke falle, wachse die Liebe zu immer höherer Reinheit und Selbstlosigkeit, bis zur Selbstentäußerung der Engel.

Beispiele von aufopfernder Liebe

Ein Beispiel dafür biete die eheliche Liebe, wo manche für ihren Galten den Tod erleiden, ferner die Liebe der Eltern zu ihren Kindern, wo eine Mutter eher verhungert, als dass sie ihr Kind hungern sieht, so dann die wahre Freundschaft, die für einen Freund alle Gefahren auf sich nimmt. Schließlich ist es das Wesen der Liebe, sich für andere aufopfern, was allen denen unverständlich bleibt, die sich in ihrem körperlichen Dasein von Eigenliebe, Gewinnsucht und vor allem von Geiz beherrschen lassen.

Wer ist der Geringste und wer ist der Größte?

Einer, der bei Leibes Leben die anderen an Macht überragt hatte, wollte im Jenseits seinen herrischen Ton beibehalten; ihm wurde bedeutet, seine irdische Herrschaft sei erloschen, er weile in einem anderen, ewigen Reich, in dem jeder nur nach dem Guten und Wahren und der Gnade Gottes bewertet werde, die er durch sein Leben in der Welt verdient habe. Im Himmel ist der Geringste der Größte; er, der nichts aus eigener Kraft und eigenem Willen weiß, noch vermag, sondern alles von Gott empfängt. Wer sich so demütigt, ist darum der Größte, weil er die größte Glückseligkeit genießt.

Einige aus der Schar der Geister, die nicht zu den bösen gehörten, wurden in einen schlafähnlichen Zustand der Ruhe versenkt und auf diesem Wege des inneren Schauens in den Himmel versetzt, denn die Geister können, bevor ihr Inneres erschlossen ist, in den Himmel gelangen und die Seligkeit der dort Weilenden kennenlernen. Ich sah, wie sie in diesem Zustand eine halbe Stunde verharrten und dann wieder in ihre äußere, ursprüngliche Hülle zurückkehrten, zugleich mit dem Erinnerungsvermögen an alles Geschaute.

Keine menschliche Sprache kann die Wunder des Himmels beschreiben

Sie behaupteten, inmitten der Engel des Himmels geweilt und daselbst erstaunliche Dinge erlebt und gesehen zu haben, wunderbare Gebilde von Gold, Silber und Edelstein, in Glanz und ewigem Wechsel; dabei seien die Engel nicht von der äußeren Erscheinung geblendet, vielmehr von dem unaussprechlich Göttlichen einer unendlichen Weisheit ergriffen, das in diesen Dingen veranschaulicht sei. Solche zahllosen Wunder könne keine menschliche Sprache auch nur in einem Bruchteil schildern; sie seien erhaben über sämtliche Vorstellungen, die an Materie haften. Alle im Himmel Weilenden blühen mehr und mehr auf zum Frühling ihres Lebens; von Jahrtausend zu Jahrtausend wird dieser Frühling schöner und herrlicher, in Ewigkeit wachsend, je größer ihre Liebe, und je tiefer ihr Glaube ist. Frauen, die alt und abgezehrt starben und in glücklicher Ehe, gläubig und voll Nächstenliebe, mit ihren Gatten lebten, verjüngen sich von Jahr zu Jahr zu blühender, jungfräulicher Schönheit, die alles Gesehene überstrahlt. Güte und Nächstenliebe, die so ihr Ebenbild erschaffen, bewirken diese Verwandlung, bis die Seligkeit der Liebe aus den verborgensten Zügen des Antlitzes hervorleuchtet, so dass sie zum Bild der Liebe selber werden. Mit einem Wort: altern im Himmel, heißt, jung werden; alle Engel sind solche Schönheiten, und in unabsehbarer Mannigfaltigkeit bevölkern sie den Himmel. So möge jeder wissen, dass er für den Himmel geboren ist; wer ihn aufgenommen hat in der Welt, wird in ihn aufgenommen; wer sich ihm verschlossen hat, dem bleibt er verschlossen.


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