Drei große göttliche Offenbarungen

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Leben und Lehre - Band 2 - Teil 3

Glaube, Liebe, Werke

Kapitel 11 – Glaube

Was Glaube ist

Das Wesen des Glaubens ist die Liebestätigkeit

Die Erkenntnisse des Wahren und Guten sind nicht der Glaube, ehe der Mensch in der Liebestätigkeit ist

Das Wahre des Glaubens ist das Erste der Zeit nach, die Liebestätigkeit aber ist das Erste dem Zweck nach

Glaube wird nicht Glaube, bis dessen Wahrheiten gewollt und getan werden

Insoweit als jemand das Böse als Sünde flieht, hat er Glauben

Der Glaube ist das erste der Kirche dem Anschein nach, die Liebestätigkeit aber ist tatsächlich das Erste

Wie der Glaube aus der Liebestätigkeit gebildet wird

D Wahrheit wird im Gemüt befestigt durch d Tun derselben

Glauben allein, oder Glauben ohne Liebestätigkeit

Was man ersonnen zum Behuf der Verbindung der guten Werke mit dem Glauben allein

Irrtum und Blindheit derjenigen, die im Glauben allein sind

Die Vorsehung des Herrn über diejenigen, denen die Lehre vom Glauben allein gelehrt wird

Viele aus den Gelehrten, die sich im Wahren der Lehre befanden, sind in der Hölle, während andere, die in Falschheiten waren, im Himmel sind

Der Verstandesglaube

Der Behauptungsglaube

Niemand soll augenblicklich von der Wahrheit überzeugt werden

Die Quelle des geistigen Lichtes

Jeder, der Verlangen nach geistiger Wahrheit hat, kann sie sehen

Warum der Glaube an den Herrn Jesus Christus der seligmachende Glaube ist

Von dem Glauben, um dessentwillen vom Herrn Krankheiten geheilt wurden

Begründungen

Die Schwierigkeit Falsches auszurotten, das durch ein böses Leben bestätigt worden ist

Der Mensch kann nicht durch Dinge, die er weiß, die Geheimnisse des Glaubens erforschen

Von der falschen Annahme, dass nichts geglaubt werden dürfe, ehe es verstanden wird

Der bejahende und der verneinende Zustand des Gemütes

Die Beschaffenheit und der geistige Nutzen äußerer Erwerbung von Kenntnissen

Denkwürdigkeit betreffend den Glauben

Kapitel 12 – Nächstenliebe und gute Werke

Wer ist der Nächste?

Die Grade der Verwandtschaft des Nächsten

Was die Nächstenliebe ist

Die Freuden der Nächstenliebe sind gemäß der Bedeutung und Wichtigkeit des getanen Nutzens

D Mensch ist nicht gesunden Geistes, wenn seine Neigungen und Beschäftigungen nicht auf Nutzleistungen abzielen

Die Freude Gutes zu tun ohne Wiedervergeltung

Die innere Glückseligkeit der Liebe und Liebestätigkeit, wahrnehmbar in diesem Leben

Die Engel erscheinen im Himmel als Gestalten der Liebestätigkeit

Das Kennzeichen des Charakters

Der Mensch hat weder Glauben noch Liebestätigkeit, bevor sie sich in Werken äußern

Leben, Liebe und Werke machen bei jedem Menschen eins aus

Liebe zu Gott und Liebe zum Nächsten unterschieden

Liebe ist die Grundlage aller Übereinstimmung und Ordnung

Feindesliebe

Die Gegenwart des Herrn beim Menschen ist gemäß der Nächstenliebe oder Liebestätigkeit

Die Selbstliebe und die gegenseitige Liebe

Kapitel 13 – Der freie Wille

Allgemeines

Was der freie Wille ist

Etwas dem freien Willen Ähnliches ist in allem Geschaffenen

Wie der Mensch aus dem Herrn allein in Freiheit ist

Weshalb d. Mensch in d .Freiheit wie aus sich selbst empfindet und will, während dieses doch nicht aus ihm selbst ist

Der Mensch soll sich selbst zwingen, und in diesem Selbstzwang ist die höchste Freiheit

Himmlische Freiheit und höllische Freiheit

Warum der Herr den Menschen durch Neigungen und nicht durch Gedanken lenkt

Kapitel 14 – Buße, Umbildung und Wiedergeburt

Buße

Die Natur des Menschen vor der Wiedergeburt, oder was, streng genommen, sein Eigenes ist

Die starke Hinneigung des Menschen zum Bösen

Der Mensch wird in Unwissenheit geboren

Umbildung und Wiedergeburt

Ein Zeichen der Umbildung und Nicht-Umbildung

Der Verlauf der Wiedergeburt und des Fortschritts zu wahrer Weisheit

Die sechs Zustände der Wiedergeburt

Die Wiedergeburt schreitet fort durch aufeinanderfolgende Perioden

Der Gang der Wiedergeburt ist ähnlich dem Lebensgang des Menschen

Dem Menschen ist ein vom Willen getrenntes Verständnis gegeben, damit er wiedergeboren werde

Die Entsprechung der natürlichen und der geistigen Geburt

Während der Wiedergeburt lenkt der Herr den Menschen durch Engel

Die Wiedergeburt wird von Ewigkeit vorhergesehen und vorgesehen

Die Wiedergeburt wird durch Überreste bewirkt

Die Wiedergeburt kann nicht plötzlich bewirkt werden

Alle können wiedergeboren werden, jeder aber wieder verschieden

Wenn der Mensch wiedergeboren werden will, musst der natürliche Mensch ganz und gar unterjocht werden

Auch das Sinnliche musst wiedergeboren werden

Alle Dinge in der Natur bilden die Wiedergeburt vor

D Wiedergeburt geschieht durch Kämpfe in Versuchungen

Man kann sogar durch unechte Wahrheiten kämpfen

Der Nutzen der Versuchungen

Wie durch böse Geister Versuchungen angeregt werden

Das Böse wird durch die Wiedergeburt nicht zerstört, sondern nur ausgeschieden an die Umkreise, und bleibt in Ewigkeit

Zeitweiliges Ruhen des Bösen

Der Unterschied zwischen den Wiedergeborenen und Unwiedergeborenen

Was das himmlische Eigene ist

Der Mensch ist erst dann in wahrer Freiheit, wann er wiedergeboren wird

Unwissenheit der Kirche heutzutage in Bezug auf die Wiedergeburt

Es ist nicht so schwer, ein gutes Leben zu führen

Ein Mönchsleben verträgt sich nicht mit der Wiedergeburt

Das Leben und die Handlungen eines Menschen werden von dem in der Absicht liegenden Endzweck regiert

Kapitel 15 – Zurechnung

Die gewöhnliche Lehre von der Zurechnung

Ursprung der Lehre von der Zurechnung

Zurechnung unbekannt in der Apostolischen Kirche

Zurechnung des Verdienstes und der Gerechtigkeit Christi unmöglich

Die wahre Lehre von der Zurechnung






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Kapitel 11
Glaube

Was Glaube ist

Der Glaube ist eine innere Anerkennung des Wahren. Diejenigen, die in einer geistigen Neigung zum Wahren sind, haben eine innere Anerkennung des Wahren. Weil die Engel in dieser Neigung sind, so verwerfen sie gänzlich jenen Lehrsatz, dass der Verstand unter dem Gehorsam des Glaubens sein müsse, denn sie sagen: was heißt glauben, wenn man nicht sieht, ob es wahr ist? Sagt jemand, dass man es dennoch glauben müsse, so antworten sie: Meinst du etwa, du seiest Gott, dem ich glauben musst, oder ich sei wahnsinnig, dass ich einem Ausspruche glaube, in dem ich das Wahre nicht sehe? mache also, dass ich es sehe. So weicht dann, wer jenen Lehrsatz aufstellt, zurück. Die Weisheit der Engel besteht einzig darin, dass sie sehen und begreifen, was sie denken.

Es gibt eine geistige Idee, von der wenige etwas wissen. Sie fließt bei denen ein, die in der Neigung zum Wahren sind, und sie gibt innerlich ein, dass das, was man hört oder liest, wahr ist, oder nicht. In dieser Idee sind diejenigen, die in der Erleuchtung vom Herrn das Wort lesen. In der Erleuchtung sein heißt nichts anderes, als in der Wahrnehmung, und daher in der inneren Anerkennung sein, dass dies und jenes wahr sei. Dies sind diejenigen, die von Jehova gelehrt heißen, Jes.54/13, Joh.6/45 und von denen bei Jerem.31/31,33,34 gesagt wird: "Siehe die Tage kommen, da einen neuen Bund Ich schließen werde, und dies soll sein der Bund: Ich werde Mein Gesetz in ihre Mitte geben, in ihr Herz es schreiben, und es wird nicht mehr ein Mann den Genossen lehren, noch ein Mann seinen Bruder, und nicht sprechen: Erkennet den Jehova, weil Mich alle erkennen werden".

Hieraus geht hervor, dass der Glaube und die Wahrheit eins sind; weswegen auch die Alten, die mehr als die unsern aus Neigung im Denken des Wahren waren, anstatt des Glaubens Wahrheit sagten. Daher kommt es auch, dass in der hebräischen Sprache für Wahrheit und Glaube ein Wort ist, das Amuna oder Amen heißt. (4HL/LG 1,4-6)

Weil bei den Menschen, die von himmlischer Liebe erfüllt sind, die Weisheit ihrem Leben eingeschrieben ist, so erkennen sie umgehend, ob das, was sie hören, wahr ist oder nicht, und wenn man sie fragt, ob es wahr sei, so antworten sie bloß mit Ja oder Nein. Sie sind gemeint mit den Worten des Herrn: "Eure Rede sei: Ja, ja; nein, nein": Matth.5/37. Aufgrund dieser Eigenschaft wollen sie nichts über den Glauben hören. Sie sagen vielmehr: "Was ist Glaube? Ist er nicht Weisheit? Und was ist Nächstenliebe? Ist sie nicht Tat?" Wenn man ihnen sagt, der Glaube bestehe darin, etwas zu glauben, was man nicht versteht, so wenden sie sich ab und nennen es Faselei. Sie sind es, die den dritten Himmel bewohnen und von allen die weisesten sind. Zu Menschen dieser Art wurden in der Welt jene, die das Göttliche, sobald sie es hörten, sogleich aufs Leben anwandten, das Böse als etwas Höllisches verabscheuten und den Herrn allein anbeteten. (GLW 427)

Das Wesentlichste des Glaubens, der selig macht, ist die Zuversicht, aber diese Zuversicht kann gar nicht stattfinden, außer im Guten des Lebens; ohne das Gute des Lebens ist keine Aufnahme, und wo keine Aufnahme, da ist keine Zuversicht, außer bisweilen eine scheinbare in Krankheiten des Gemütes oder des Körpers, wenn die Begierden der Selbst- und Weltliebe aufhören; aber bei denen, die im Bösen des Lebens sind, schwindet dann, wann jene Krisis vorübergeht oder sich wendet, jene trügerische Zuversicht völlig, denn es gibt auch eine Zuversicht bei den Bösen. Aber wer wissen will, welcher Art die Zuversicht, erforsche bei sich die Neigungen und Zwecke, ferner die Handlungen des Lebens.(HG 2982)

Das Wesen des Glaubens ist die Liebestätigkeit

Man musst wissen, dass die tätige Liebe und der Glaube eins ausmachen, wie der Wille und Verstand, weil die tätige Liebe im Willen und der Glaube im Verstand ist Ebenso, dass die tätige Liebe und der Glaube eins ausmachen, wie die Neigung und der Gedanke, weil die Neigung im Willen und das Denken im Verstand ist. Ebenso, dass die tätige Liebe und der Glaube eins ausmachen wie das Gute und Wahre, weil das Gute der Neigung des Willens und das Wahre dem Gedanken des Verstandes angehört. Mit einem Wort: die tätige Liebe und der Glaube machen eins aus, wie das Wesen und die Form, weil das Wesen des Glaubens die tätige Liebe, und die Form der tätigen Liebe der Glaube ist. Hieraus geht hervor, dass der Glaube ohne die tätige Liebe wie die Form ohne das Wesen ist, die nichts ist; und dass die tätige Liebe ohne den Glauben wie das Wesen ohne Form ist, welches auch nichts ist.

Die tätige Liebe und der Glaube im Menschen verhalten sich ebenso wie die Bewegung des Herzens, die Zusammenziehung und Erweiterung genannt wird, und die Bewegung der Lunge, die das Atemholen heißt. Es findet auch eine völlige Entsprechung derselben mit dem Willen und Verstand des Menschen statt, also mit der tätigen Liebe und dem Glauben; weswegen auch der Wille und seine Neigung im Wort unter dem Herzen verstanden wird, der Verstand aber und sein Denken im Wort unter dem Leben und auch unter dem Geiste; weswegen "das Leben von sich geben" soviel ist als nicht mehr hauchen. Von [der Redensart] "den Geist aufgeben", kommt her, nicht mehr atmen. Hieraus folgt, dass es keinen Glauben geben kann ohne tätige Liebe, und keine tätige Liebe ohne Glauben, und dass der Glaube ohne tätige Liebe, wie das Atmen der Lunge ohne das Herz ist, was bei keinem Lebendigen, sondern nur bei einem Automaten stattfinden kann, und dass die tätige Liebe ohne den Glauben wie das Herz ohne Lunge ist, durch das nichts als lebend empfunden wird; dass folglich die tätige Liebe durch den Glauben den Nutzen hervorbringt, wie das Herz durch die Lunge die Handlung. Es findet zwischen dem Herzen und der tätigen Liebe, sowie zwischen der Lunge und dem Glauben eine so große Übereinstimmung statt, dass man in der geistigen Welt bei jedem am bloßen Atemholen erkennt, wie sein Glaube, und am Schlagen des Herzens, wie seine tätige Liebe beschaffen ist; denn die Engel und Geister leben wie die Menschen durch das Herz und durch das Atemholen. Daher kommt es, dass sie ebenso empfinden, denken, handeln und reden, wie die Menschen in der Welt. (4HL/LG 18,19)

Es gibt auch viele, die keine innere Erkenntnis des Wahren, und doch den Glauben der tätigen Liebe haben. Dies sind diejenigen, die in ihrem Leben auf den Herrn gesehen und aus Religion das Böse gemieden haben, durch die Sorgen in der Welt aber und durch ihre Geschäfte vom Nachdenken über das Wahre abgehalten worden sind, und auch den Mangel des Wahren bei den Lehrenden nicht bemerkt haben; aber diese sind doch innerlich in ihrem Geist in der Anerkennung des Wahren, weil sie in der Neigung zu demselben sind, weswegen sie auch nach dem Tode, wenn sie Geister werden und von den Engeln Unterricht erhalten, das Wahre anerkennen und mit Freuden aufnehmen. Anders aber diejenigen, die in ihrem Leben nicht auf den Herrn gesehen und nicht aus Religion das Böse gemieden haben; diese sind innerlich in keiner Neigung zum Wahren und daher in keiner Anerkennung desselben, weswegen sie nach dem Tode, wenn sie Geister werden und von den Engeln Unterricht erhalten, das Wahre nicht anerkennen wollen, und daher es auch nicht aufnehmen. Das Böse des Lebens hasst innerlich das Wahre, das Gute des Lebens aber liebt innerliche das Wahre. (4HL/LG 30)

Die Erkenntnisse des Wahren und Guten sind nicht der Glaube, ehe der Mensch in der Liebestätigkeit ist

Die Erkenntnisse des Wahren und Guten, die dem Glauben vorausgehen, erscheinen einigen als dem Glauben eigen, sind es aber gleichwohl nicht: darum, dass sie meinen und sagen, sie glauben, glauben sie noch nicht, und sind jene noch nicht Sache des Glaubens; sie sind bloß Sache des Denkens, dass es so sei, führen aber keine innere Anerkennung, dass sie Wahrheiten seien, mit sich; und der Glaube, dass es Wahrheiten seien, während man nicht weiß, dass sie es sind, ist eine Art von Überredung, die entfernt ist von der inneren Anerkennung; sobald aber die tätige Liebe eingepflanzt wird, werden jene Erkenntnisse dem Glauben eigen, aber nur in so weit, als tätige Liebe in demselben ist. (4HL/LG 31)

Das Wahre des Glaubens ist das Erste der Zeit nach, die Liebestätigkeit aber ist das Erste dem Zweck nach

Der Glaube, unter dem auch das Wahre verstanden wird, ist das Erste der Zeit nach, die Liebestätigkeit hingegen, unter der auch das Gute verstanden wird, ist das Erste dem Endzweck nach, und das, was das erste dem Endzweck nach ist, das ist in Wirklichkeit das Erste, weil das Vorzüglichere, somit auch das Erstgeborene; und das, was der Zeit nach das Erste ist, das ist nicht wirklich das Erste, sondern nur scheinbar. Damit aber dies begriffen werde, soll es durch Vergleiche beleuchtet werden, und zwar mit der Erbauung eines Tempels, sowie auch eines Hauses, und mit der Anlegung eines Gartens und der Zurichtung eines Ackers:

Mit der Erbauung eines Tempels: das Erste der Zeit nach ist, den Grund legen, die Mauern aufführen, das Dach darauf setzen und hernach den Altar hineinsetzen und eine Kanzel aufrichten. Das Erste dem Endzweck nach aber ist der Gottesdienst darin, wegen dessen dies alles hergerichtet wird. Mit der Erbauung eines Hauses: das Erste der Zeit nach ist dessen Äußeres aufführen und es auch mit den mancherlei Dingen, die notwendig sind, versehen. Das Erste dem Endzweck nach aber ist die bequeme Wohnung für sich und die übrigen, die im Hause sein werden. Mit der Anlegung eines Gartens: das Erste der Zeit nach ist, den Boden ebnen und das Erdreich zurichten, und die Bäume setzen und solches einsäen, was zum Nutzen dienen soll. Das Erste dem Endzweck nach aber ist die Nutznießung aus all diesem. Mit der Zurichtung eines Ackers: das Erste der Zeit nach ist das Land ebenen, pflügen, eggen und hernach die Samen einsäen. Das Erste dem Endzweck nach aber ist die Ernte, somit auch der Nutzen. Aus diesen Vergleichen kann jeder den Schluss ziehen, was an sich das Erste ist.

Beabsichtigt nicht jeder, wenn er einen Tempel oder ein Haus bauen, oder auch einen Garten anlegen und einen Acker urbar machen will, zuerst den Nutzen, und hält und bewegt er nicht diesen beständig im Gemüt, indem er die Mittel zu demselben herbeischafft? Wir schließen also, dass das Wahre des Glaubens das Erste der Zeit nach, das Gute der Liebestätigkeit hingegen das Erste dem Endzweck nach ist, und dies darum, weil es das Hauptsächliche, in Wirklichkeit im Gemüt das Erstgeborene ist. (WCR 336)

Glaube wird nicht Glaube, bis dessen Wahrheiten gewollt und getan werden

Alles dem Glauben Angehörige, das durch den Erstgeborenen der Söhne bezeichnet wird, ist das, was aus dem Guten der Liebestätigkeit hervorgeht, denn der Glaube hat aus diesem Guten sein Dasein. Die Wahrheiten, mögen sie aus dem Wort oder aus der Lehre der Kirche genommen werden, können nämlich durchaus nicht Eigentum des Glaubens werden, wenn kein Gutes da ist, dem sie eingepflanzt werden. Der Grund ist, weil der Verstand zuerst die Wahrheiten aufnimmt, indem er sie sieht und in den Willen einführt. Und wenn sie im Willen sind, dann sind sie im Menschen, denn der Wille ist der Mensch selbst. Deshalb befindet sich in großem Irrtum, wer da meint, der Glaube sei ein wahrer Glaube beim Menschen, ehe er die Wahrheiten will, und aus dem Wollen sie tut. Die Wahrheiten des Glaubens selbst haben auch wirklich vorher kein Leben. Alles, was dem Willen angehört, wird gut genannt, weil es geliebt wird, und so wird auch das Wahre zum Guten oder der Glaube zur Liebestätigkeit im Willen. ...

Der Mensch der Kirche war aber hierüber im Dunkeln, weil er nicht erkannt hatte, dass alles im Weltall sich auf das Wahre und auf das Gute bezieht, und sich auf beides beziehen musst, damit es etwas Wirkliches sei. Auch hatte er nicht erkannt, dass im Menschen zwei Vermögen sind, der Verstand und der Wille; und dass das Wahre sich auf den Verstand und das Gute sich auf den Willen bezieht, und dass, wenn nicht auf beides, es dem Menschen nicht angeeignet ist. Weil diese Wahrheiten im Dunkel waren und doch die Denkvorstellungen des Menschen sich auf dieselben gründen, darum konnte der Irrtum dem natürlichen Menschen nicht klar gemacht werden; während doch, wenn er einmal geoffenbart worden wäre, der Mensch wie am hellen Tage aus dem Wort, das der Herr selbst geredet hat, Unzähliges über das Gute der Liebestätigkeit gesehen hätte, namentlich dass dieses die Hauptsache der Kirche sei, und dass der Glaube nirgends anders als in diesem Guten wohne. Das Gute der Liebestätigkeit ist aber, Gutes tun aus dem Wollen des Guten. (HG 9224)

Insoweit als jemand das Böse als Sünde flieht, hat er Glauben

Das Böse des Lebens zerstört das Wahre des Glaubens, weil das Böse des Lebens im Willen, das Wahre des Glaubens aber im Verstand ist, und der Wille den Verstand leitet und macht, dass er mit ihm zusammenwirkt. Wenn daher etwas im Verstand ist, das mit dem Willen nicht zusammenstimmt — und dies findet statt, wenn der Mensch sich selbst überlassen ist und aus seinem Bösen und aus seiner Neigung denkt — so wirft er das Wahre, das in seinem Verstand ist, entweder weg oder tut ihm Gewalt an, bis es durch Verfälschung eins mit dem Willen wird. Anders bei denen, die im Guten des Lebens sind: diese denken, wenn sie sich selbst überlassen sind, aus dem Guten, und das Wahre, das im Verstand ist, lieben sie, weil es übereinstimmt. So geschieht dann eine Verbindung des Glaubens und des Lebens, wie es eine Verbindung des Wahren und Guten gibt, und diese und jene verhalten sich wie die Verbindung des Verstandes und Willens.

Hieraus folgt nun, dass der Mensch in so weit den Glauben hat, als er das Böse als Sünde flieht, weil er, wie oben gezeigt worden, in so weit im Guten ist. Dies wird auch durch sein Entgegengesetztes bestätigt, dass, wer das Böse nicht als Sünde flieht, den Glauben nicht hat, weil er im Bösen ist, und das Böse innerlich das Wahre hasst Auswendig zwar kann er sich stellen, als ob er ein Freund desselben wäre, und dulden, ja sogar es gerne sehen, dass es im Verstand ist; allein wenn das Auswendige weggenommen wird, was nach dem Tode geschieht, so wirft er das Wahre, das in der Welt sein Freund war, zuerst weg, hernach leugnet er, dass es wahr sei, und zuletzt verabscheut er dasselbe. (4HL/LL 44,45)

Der Glaube ist das Erste der Kirche dem Anschein nach, die Liebestätigkeit aber ist tatsächlich das Erste

Es sind zwei Dinge, welche die Kirche machen, die Liebestätigkeit und der Glaube: die Liebestätigkeit ist Sache der Neigung und der Glaube ist Sache des aus ihr hervorgehenden Denkens. Das eigentliche Wesen des Denkens ist die Neigung, denn ohne Neigung kann niemand denken; das Ganze des Lebens, das dem Denken innewohnt, kommt aus der Neigung. Hieraus wird klar, dass das Erste der Kirche die Neigung ist, die der Liebestätigkeit oder der Liebe angehört.

Dass aber vom Glauben gesagt wird, er sei das Erste der Kirche, hat den Grund, weil er als das erste erscheint, denn was der Mensch glaubt, das denkt er und sieht es mit dem Gedanken, das aber, wovon der Mensch geistig erregt wird, denkt er nicht, daher sieht er es auch nicht mit dem Gedanken, sondern er wird es inne vermöge einer gewissen Empfindung, die nicht zum Sehen gehört, sondern zu einem anderen Sinnesvermögen, welches das des Lustreizes genannt wird. Diesen Lustreiz, weil er geistig und über dem Sinn des natürlichen Lustreizes erhaben ist, nimmt der Mensch nicht eher wahr, als bis er geistig geworden, d.h., wenn er vom Herrn wiedergeboren ist. Daher kommt es, dass man meint, das, was dem Glauben und somit, was dem Sehen angehört, sei das Erste der Kirche, wiewohl es nicht in Wirklichkeit das erste ist, sondern nur scheinbar. Dieses wird daher der Anfang der Schöpfung Gottes genannt (Offenb.3/14), weil das Wort im Buchstaben dem Schein gemäß ist, denn es ist für die Einfältigen. Die geistigen Menschen wie auch die Engel erheben sich aber über die Scheinbarkeiten und fassen das Wort auf, wie es in seinem inneren Sinn beschaffen ist und werden daher inne, dass die Liebestätigkeit das Erste der Kirche ist und der Glaube aus ihr stammt; denn, wie oben gesagt wurde, ein Glaube, der nicht aus der Liebestätigkeit stammt und nicht der Liebestätigkeit angehört, ist kein Glaube.

Schon von alten Zeiten her hat man sich darüber gestritten, was das Erste der Kirche sei, ob der Glaube oder die Liebestätigkeit, und diejenigen, die nicht wussten, was Liebestätigkeit ist, haben gesagt, der Glaube sei es. Diejenigen aber, die wussten, was Liebestätigkeit ist, haben gesagt, die Liebestätigkeit sei es und der Glaube sei dem Anschein nach Liebestätigkeit, weil die Neigung der Liebestätigkeit, wenn sie sichtbar im Denken erscheint, Glaube ist; denn wenn der Lustreiz einer Neigung vom Willen ins Denken übergeht, so gestaltet er sich und stellt sich in verschiedenen Formen sichtbar dar. Dies wussten die Einfältigen nicht, deshalb fassten sie das als das Erste der Kirche auf, was vor der Anschauung ihres Denkens erschien. Und weil das Wort im Buchstaben den Scheinbarkeiten gemäß ist, darum wird dieses hier das Erste, der Anfang und das Erstgeborene genannt.

Aus demselben Grund wurde auch Petrus, durch den der Glaube der Kirche vorgebildet wurde, der Erste der Apostel genannt, während doch Johannes der Erste war, weil durch Johannes das Gute der Liebestätigkeit vorgebildet wurde. Dass nicht Petrus sondern Johannes der Erste der Apostel war, geht daraus hervor, dass Johannes an der Brust des Herrn lag, und dass er dem Herrn folgte und nicht Petrus: Joh.21/20-22. ...

Aus demselben Grund wurde auch durch Ruben, weil er der Erstgeborene der Söhne Jakobs war, der Glaube vorgebildet und man glaubte, dass der nach ihm benannte Stamm der Erste sei. Aber dennoch war dieser Stamm nicht der Erste, sondern der Stamm Levi, weil durch Levi das Gute der Liebestätigkeit vorgebildet wurde, daher auch dieser Stamm zum Priestertum gemacht wurde; das Priestertum aber ist das Erste der Kirche. ...

Aus demselben Grunde wurde auch im ersten Kapitel der Genesis, wo im Buchstabensinn von der Schöpfung des Himmels und der Erde, im inneren Sinn aber von der Neuschöpfung oder Wiedergeburt des Menschen der damaligen Kirche gehandelt wird, gesagt, dass zuerst das Licht gemacht worden sei und erst nachher die Sonne und der Mond; man sehe 1.Mose 1/3-5,14-19, während doch die Sonne das Erste ist und das Licht aus ihr kommt. Das Licht wurde aber als das Erste der Schöpfung angegeben, weil durch das Licht das Wahre des Glaubens und durch die Sonne und den Mond das Gute der Liebe und der Liebestätigkeit bezeichnet wird. ...

Aus diesem kann man nun erkennen, was der Anfang der Schöpfung Gottes bedeutet, nämlich den Glauben vom Herrn, der dem Anschein nach das Erste der Kirche ist. (EKO 229)

Da der Mensch das Gute nicht sieht in seinem Denken, indem das Gute, wie gesagt, bloß gefühlt wird und unter verschiedenen Gestalten des Angenehmen gefühlt wird, und weil der Mensch nicht auf das merkt, was er im Denken fühlt, sondern auf das, was er in diesem sieht, so nennt er alles das gut, was er als angenehm fühlt, und als angenehm fühlt er das Böse, weil dies von Geburt her eingepflanzt ist, und aus der Liebe zu sich und zur Welt hervorgeht. Dies ist die Ursache, warum man nicht weiß, dass das Gute der Liebe das Ein und Alles des Himmels und der Kirche ist, und dass es im Menschen nur vom Herrn ist, und dass es vom Herrn bei keinem anderen einfließt, als bei dem, der das Böse mit dessen Angenehmen als Sünde flieht. Dies ist es, was verstanden wird unter den Worten des Herrn, dass das Gesetz und die Propheten abhängen von den zwei Geboten: "Du sollst Gott über alles lieben, und den Nächsten wie dich selbst": Matth.22/3 5-38. Ich kann auch versichern, dass es nicht ein Gran Wahres, das an sich wahr wäre, bei dem Menschen gibt, außer sofern es aus dem Guten der Liebe vom Herrn ist, und daher nicht ein Gran Glauben, der an sich Glaube, d.i. lebendig, heilbringend und geistig wäre, außer sofern er aus der Nächstenliebe stammt, die aus dem Herrn ist. Weil das Gute der Liebe das Ein und Alles des Himmels und der Kirche ist, so ist auch der ganze Himmel und die ganze Kirche vom Herrn nach den Gefühlen der Liebe geordnet, und nicht nach irgend etwas im Denken, das von jenen getrennt wäre, denn das Denken ist eine Gestaltung des Gefühls, so wie die Rede eine Gestaltung des Tones ist. (EHO 908)

Wie der Glaube aus der Liebestätigkeit gebildet wird

Es soll nun auch gesagt werden, wie der Glaube aus der tätigen Liebe gebildet wird: Jeder Mensch hat ein natürliches und ein geistiges Gemüt, das natürliche Gemüt für die Welt und das geistige Gemüt für den Himmel. Der Mensch ist in Ansehung seines Verstandes in beiden, nicht aber in Ansehung seines Willens, bevor er das Böse als Sünde flieht und es verabscheut. Wenn er dies tut, so wird das geistige Gemüt auch für den Willen geöffnet. Ist es geöffnet, so fließt von da in das natürliche Gemüt geistige Wärme aus dem Himmel ein, welche Wärme ihrem Wesen nach die tätige Liebe ist, und die Erkenntnisse des Wahren und Guten, die daselbst sind, belebt und aus ihnen den Glauben bildet. Es verhält sich hiermit auch wie mit dem Baum, der kein Pflanzenleben erhält, bevor die Sonnenwärme einfließt und sich mit dem Licht verbindet, was zur Zeit des Frühlings geschieht. Es findet auch darin eine vollkommene Ähnlichkeit zwischen der Belebung des Menschen und der Vegetation des Baumes statt, dass diese durch die Wärme der Welt und jene durch die Wärme des Himmels bewirkt wird; weswegen auch der Mensch vom Herrn so oft mit einem Baum verglichen wird. (4HL/LG 32)

Die Wahrheit wird im Gemüt befestigt durch das Tun derselben

Alles Wahre wird im inneren Menschen gesät und wurzelt im äußeren; wenn daher das gesäte Wahre nicht im äußeren Menschen Wurzel fasst, das durch das Tun geschieht, so wird es wie ein Baum, der nicht im Boden, sondern über demselben steht, und beim Hinzukommen der Sonnenhitze sogleich verwelkt. Diese Wurzel nimmt der Mensch, der die Wahrheiten ausgeübt hatte, nach dem Tode mit sich fort, nicht aber derjenige, der sie bloß im Glauben erkannt und anerkannt hatte. (EHO 17)

Glauben allein, oder Glauben ohne Liebestätigkeit

Diejenigen, die in der Lehre vom alleinigen Glauben sind, haben zwar einen Glauben, aber keinen geistigen Glauben, oder keinen Glauben der Kirche, sondern einen natürlichen Glauben, der ein Behauptungsglaube zu nennen ist; denn sie glauben, dass das Wort göttlich sei, sie glauben an ein ewiges Leben, an eine Vergebung der Sünden und anderes mehr, aber dieser Glaube ist bei denen, die ohne Liebestätigkeit sind, ein bloßer Behauptungsglaube, der an sich betrachtet, sich nicht unterscheidet von einem Glauben an unbekannte Dinge, die man von anderen in der Welt hört und glaubt, obwohl man sie nicht sieht oder nicht versteht, sondern weil sie von jemand, den man für glaubwürdig hält, gesagt werden. Somit ist es an sich der Glaube eines anderen und nicht der eigene Glaube. Der Glaube eines anderen aber, der noch nicht durch Anschauung und Verständnis zum eigenen geworden, ist nicht unähnlich dem Glauben eines Blindgeborenen von den Farben und sichtbaren Dingen der Welt, der auch wirklich ein oberflächliches Gefühl dessen hat, wovon er sich eine ihm fremde Vorstellung macht, die niemand kennt, als er selbst. Dieser Glaube ist es, der ein historischer Glaube genannt wird und keineswegs ein geistiger Glaube, wie es der Glaube der Kirche sein musst. Aller geistige Glaube oder Glaube der Kirche stammt aus der Liebestätigkeit, so dass er seinem Wesen nach Liebestätigkeit ist. Auch die geistigen Dinge, die geglaubt werden, erscheinen denen im Licht, die in der Liebestätigkeit sind. Ich sage dies aus Erfahrung, denn jeder, der in der Welt in Liebestätigkeit gelebt hat, sieht im anderen Leben seine Wahrheiten, die er glaubt; diejenigen aber, die im alleinigen Glauben gewesen sind, sehen gar nichts. Aber dennoch hat der bloß historische Glaube durch das Denken an Gott, an den Himmel und an das ewige Leben einige Verbindung mit dem Himmel, jedoch bloß durch ein dunkles Denken, nicht aber durch eine Neigung, die der Liebestätigkeit angehört; denn diese ist gar nicht da, deshalb sind sie vermöge der Neigung, die sie haben und welche die Neigung der Selbst- und Weltliebe ist, mit der Hölle verbunden. Hieraus kann man erkennen, dass sie zwischen Himmel und Hölle sind, denn sie sehen mit den Augen zum Himmel und mit dem Herzen zur Hölle; und die so tun, die entweihen. Das Los der Entweiher ist aber im anderen Leben das allerübelste. Entweihen heißt, glauben an einen Gott, an das Wort, an ein ewiges Leben und mehreres was im Buchstabensinn des Wortes gesagt wird, und dennoch dem zuwider leben. Dies ist nun der Grund, warum gesagt wird: wärest du doch kalt oder warm; denn wer kalt ist, d.h. ohne Glauben, der entweiht nicht, auch nicht, wer warm ist, dh. wer Liebestätigkeit allein hat. (EKO 232)

Was man ersonnen zum Behuf der Verbindung der guten Werke mit dem Glauben allein

Es soll einiges von den verschiedenen Methoden der Verbindung der guten Werke mit dem Glauben angeführt werden, die von denen erfunden wurden, die sich für scharfsinniger und witziger als die anderen hielten, und sich zugleich mit solchen Talenten ausgerüstet hielten, dass sie durch Vernünfteleien, die auf Täuschungen beruhen, alles Falsche mit einem Anschein von Wahrheit umkleiden konnten. Damit man aber jene Vernünfteleien (untersuchen), deutlich auffassen und dann darstellen kann, will ich hier die Verbindungen der guten Werke mit dem Glauben angeben, durch welche die Nichtübereinstimmung mit dem Wort aufgehoben zu sein scheint, von denen einige von Einfältigen geglaubt und einige von den Gelehrten erfinden wurden:

1. Die Einfältigen wissen nicht anders, als dass der alleinige Glaube darin bestehe, dass man glaube, was im Wort enthalten ist und was die Lehre der Kirche vorschreibt.

2. Die weniger Einfältigen wissen nicht, was der alleinige Glaube bedeutet, sondern meinen, der Glaube bestehe darin, dass man glaube, was man tun müsse; nur wenige unter ihnen unterscheiden zwischen Glauben und Tun.

3. Andere aber meinen, der Glaube bringe die guten Werke hervor, denken jedoch nicht darüber nach, auf welche Weise er sie hervorbringe.

4. Andere denken, der Glaube müsse allerdings vorausgehen, und die guten Werke würden aus demselben hervorgebracht, oder entstünden wie die Früchte aus dem Baum.

5. Einige glauben, dies geschehe durch Mitwirkung vonseiten des Menschen, andere, es geschehe ohne Mitwirkung desselben.

6. Weil aber jene Lehre behauptet, dass der Glaube allein, ohne die guten Werke, selig mache, deshalb achten einige die guten Werke für nichts, indem sie bei sich denken, alles, was sie tun, sei gut in den Augen Gottes, und was böse sei, werde von Gott nicht gesehen.

7. Da aber im Wort so oft von Taten und Werken, von tun und wirken die Rede ist, und doch das Wort mit jenem Lehrsatz in Übereinstimmung gebracht werden soll, so erdichten sie Verbindungen, aber in verschiedener Weise, jedoch in der Art, dass der Glaube für sich allein ist, und ebenso die Werke, damit das Seligmachende im Glauben liege, und durchaus nicht in den Werken.

8. Einige verbinden den Glauben mit dem Bestreben das Gute zu tun bei denen, die zum höchsten Grad der Rechtfertigung gelangt sind, jedoch mit einem Bestreben, das nichts aus dem freien Willen des Menschen nimmt, sondern alles aus dem Einfluss oder der Eingebung, weil das Gute, das aus dem Willen des Menschen komme, an sich nicht gut sei.

9. Manche verbinden den Glauben mit dem Verdienst des Herrn, indem sie sagen, dass dieses auf alles im Leben des Menschen einwirke, ohne dass er es wisse.

10. Andere verbinden den Glauben mit dem sittlichen und bürgerlichen Guten. Dieses müsse man tun, nicht um des ewigen Lebens willen, sondern wegen des Lebens in der Welt, und dieses Gute sei unter den Taten und Werken und unter dem Tun und Wirken im Wort gemeint, und des Nutzens wegen müsse man die guten Werke vor den Laien lehren und predigen, weil diese die Geheimnisse der Verbindung des Glaubens und der Werke nicht kennen und auch nicht fassen.

11. Viele von den Gelehrten glauben, dass in dem alleinigen Glauben schon alles verbunden und enthalten sei, nämlich die Liebe zu Gott, die Liebe gegen den Nächsten, das Gute des Lebens, die Werke, das Verdienst des Herrn und Gott selbst; aber ohne dass der Mensch selbst daran denke, oder es wolle und tue.

12. Man wisse aber, dass noch viele andere Arten der Verbindung erfunden wurden, und mehr noch von ebendenselben in der geistigen Welt erfunden werden, denn das geistige Denken kann sich über unzählige Dinge verbreiten, die das natürliche Denken nicht erreicht. Ich selbst sah einen dort, der über hundert Arten der Verbindung ausgedacht hatte, und bei seinem Nachdenken immer bei den einzelnen Arten vom Prinzip (Grundsatz) aus durch Vermittlungen bis zum Ende fortschritt, wenn er aber zum Ende gekommen war und glaubte, jetzt sehe er die Verbindung, so wurde er erleuchtet und erkannte, dass er, je tiefer er über diesen Gegenstand nachdachte, desto mehr den Glauben, den er verbunden hatte, von den guten Werken absonderte.

Hieraus kann man erkennen, von welcher Beschaffenheit die Verbindungsarten sind, die besonders die Gelehrten erfunden haben, um das Dogma ihrer Meinung dem Anschein nach mit dem Wort in Einklang zu bringen, was darunter zu verstehen ist, dass die tödliche Wunde des Tieres geheilt wurde: Offenb.13/3. (EKO 786)

Irrtum und Blindheit derjenigen, die im Glauben allein sind

Diejenigen, die das Heil in den Glauben allein setzen, und nicht zugleich in das Leben des Glaubens, d.h. in das Leben der Liebestätigkeit, meinen, dass jeder in den Himmel und zum Herrn kommen könne, wie er auch immer gelebt habe, denn sie wissen nicht, was das Leben des Menschen ist. Und weil sie es nicht wissen, glauben sie, es sei nichts. Wenn sie daher gefragt werden, ob ein Böser unter Guten sein könne, sagen sie, er könne es durch die Barmherzigkeit Gottes, weil dies ein Werk der Allmacht sei. Ja sogar, wenn sie gefragt werden, ob der Teufel zu einem Engel des Himmels werden könne, bejahen sie es, wenn er nur den Glauben annehmen wolle, und zweifeln nicht daran, dass er ihn annehmen könne; wenn man ihnen aber sagt, das Böse könne nicht in Gutes umgewandelt werden, also die Hölle nicht in den Himmel bei den Menschen, und es sei unmöglich, weil gegen die Ordnung, und somit gegen das göttlich Wahre und gegen Gott selbst, Der die Ordnung ist, so antworten sie, dies seien Vernünfteleien über die Seligkeit, um die sie sich nichts bekümmerten.

Hieraus und aus unzähligem anderen kann man erkennen, in welche Finsternis über das Seelenheil und das ewige Leben die Lehre von dem alleinigen Glauben führt. (HG 8765)

Wenn diejenigen, die in den Glauben allein das Heil setzen, das Wort lesen, so achten sie ganz und gar nicht auf das, was in demselben von der Liebe und Liebestätigkeit gesagt wird, ja, sie sehen es gar nicht, denn es fällt in den Schatten ihres Gesichtes, wie etwas, was auf der Seite oder hinter dem Rücken ist. (HG 8780)

Die Vorsehung des Herrn über diejenigen, denen die Lehre vom Glauben allein gelehrt wird

Diejenigen, die innerhalb der Kirchen geboren sind, wo die Lehre vom alleinigen Glauben und der Rechtfertigung durch denselben angenommen ist, wissen größtenteils nicht, was der alleinige Glaube ist, noch was unter der Rechtfertigung verstanden wird. Wenn sie daher diese Lehren durch die Predigt hören, so denken sie, es sei ein Leben nach den Geboten Gottes im Wort gemeint, denn das, meinen sie, sei der Glaube und auch die Rechtfertigung. Tiefer gehen sie in die Geheimnisse der Lehre nicht ein. Auch wenn sie über den alleinigen Glauben und über die Rechtfertigung belehrt werden, glauben sie nicht anders, als dass der alleinige Glaube darin bestehe, dass man an Gott und an das Heil denke und lerne, wie man leben müsse, und dass die Rechtfertigung darin bestehe, dass man in der Gegenwart Gottes lebe. In diesem Zustand des Denkens und Glaubens werden vom Herrn innerhalb der Kirche alle erhalten, die selig werden, und sie werden auch nach dem Abscheiden aus der Welt durch die Wahrheiten unterrichtet, denn sie können Erleuchtung aufnehmen. Diejenigen aber, die nach der Lehre vom alleinigen Glauben und von der Rechtfertigung durch ihn gelebt haben, von denen oben die Rede war, werden gleichsam blind und zwar deshalb, weil der alleinige Glaube kein Glaube und daher die Rechtfertigung aus dem alleinigen Glauben ein Unding ist. ...

Aber man wisse, dass sehr wenige sind, die aus der Lehre so leben, obwohl die Prediger von allen es glauben, die ihre Predigen hören; denn es ist eine Fügung der göttlichen Vorsehung, dass es sehr wenige sind. (EKO 233)

Die göttliche Vorsehung wirkt unausgesetzt daraufhin, dass die Menschen selig werden, bei denen der von der Liebe getrennte Glaube ohne ihre Schuld zu einer Lehre der Religion geworden ist, wie nun gezeigt werden soll.

Auf dem Wirken der göttlichen Vorsehung beruht es nämlich, dass jeder Mensch trotz der Erklärung des bloßen Glaubens als Kern der Religion weiß, dass nicht jener Glaube allein selig macht, sondern nur ein Leben der tätigen Liebe, mit dem der Glaube einheitlich zusammenwirkt. In allen Kirchen, in denen jener Glaube als Lehrsatz gilt, wird ja doch gelehrt, dass der Mensch nicht selig werden kann, wenn er sich nicht prüft, seine Sünden erkennt, sie bekennt, Buße tut, von ihnen lässt und ein neues Leben anfängt. Das wird allen, die zum Abendmahl gehen, mit großem Ernst vorgelesen, und man fügt hinzu, wer das nicht tue, würde das Heilige mit dem Profanen vermischen und sich in die ewige Verdammnis stürzen. In England heißt es sogar, der Teufel würde in sie fahren, wie in Judas, und sie an Leib und Seele verderben. Daraus geht klar hervor, dass auch in den Kirchen, in denen der Glaube allein herrscht, jedermann darüber belehrt wird, dass das Böse als Sünde zu fliehen ist.

Überdies weiß auch jeder als Christ Geborene, dass er das Böse als Sünde zu fliehen hat, weil ihm bereits als Knabe oder Mädchen die Zehn Gebote in die Hand gegeben und von Eltern und Lehrern eingeprägt wurden. Auch werden alle Staatsbürger — und besonders das einfache Volk — von den Geistlichen anhand der Zehn Gebote geprüft, die sie auswendig hersagen müssen, und befragt, was sie von der christlichen Religion wissen und ermahnt, danach zu handeln. Der Pfarrer sagt bei dieser Gelegenheit niemals, sie stünden nicht mehr unter dem Joch des Gesetzes oder sie könnten die Gebote nicht halten, weil sie aus sich nichts Gutes zu tun vermöchten. In der ganzen Christenheit ist das sogenannte Athanasische Glaubensbekenntnis angenommen und wird anerkannt, was darin am Schluss gesagt wird: der Herr werde kommen, zu richten die Lebendigen und die Toten, und dann würden diejenigen ins ewige Liebe eingehen, die Gutes getan haben; ins ewige Feuer hingegen geworfen, die böse handelten.

In Schweden, wo ebenfalls die Religion des bloßen Glaubens gilt, wird deutlich gelehrt, dass es keinen Glauben ohne tätige Liebe oder gute Werke gäbe; so steht es auch in einem Anhang zum Auswendiglernen, der allen Psalmbüchern beigefügt ist und den Titel trägt: "Hindernisse oder Fallstricke der Unbußfertigen" (Obodferdigas Foerhinder). Darin finden sich folgende Worte: "Jene, die reich an guten Werken sind, zeigen damit, dass sie reich an Glauben sind, da ja der Glaube, wenn er der seligmachende ist, jene durch die Liebe hervorbringt; denn den rechtfertigenden Glauben gibt es niemals allein und getrennt von guten Werken, wie es auch keinen guten Baum gibt ohne Frucht, keine Sonne ohne Wärme und Licht und kein Wasser ohne Flüssigkeit".

Diese wenigen Sätze wurden angeführt, um zu zeigen, auch dort, wo man die Religion des bloßen Glaubens angenommen hat, wird überall das Gute der tätigen Liebe und damit die Notwendigkeit guter Werke gelehrt, und das geschieht aufgrund der göttlichen Vorsehung des Herrn, damit das Volk nicht durch die Lehre vom bloßen Glauben verführt werde. Ich habe gehört, wie Luther, mit dem ich einige Male in der geistigen Welt sprach, den von ihm aufgestellten alleinigen Glauben verwünschte, wobei er sagte, ein Engel habe ihn ermahnt, es nicht zu tun. Er habe aber bei sich gedacht, wenn er die Werkgerechtigkeit nicht verwerfe, käme die Trennung von der katholischen Kirche nicht zustande. Deshalb habe er entgegen der Mahnung jenen Glauben begründet. (GV 258)

Viele aus den Gelehrten, die sich im Wahren der Lehre befanden, sind in der Hölle, während andere, die in Falschheiten waren, im Himmel sind

Es gibt Menschen, die in den echten Wahrheiten sind; es gibt andere, die in nicht echten Wahrheiten und wieder andere, die im Falschen sind; und dennoch werden diejenigen, die in den echten Wahrheiten sind, oft verdammt, und die in den nicht echten Wahrheiten und auch die, welche im Falschen sind, werden oft selig. Dies wird den meisten als eine widersinnige Behauptung (paradoxon) vorkommen, aber dennoch ist es Wahrheit. Die Erfahrung selbst hat es bestätigt, denn es wurden in der Hölle solche gesehen, die vor anderen unterrichtet waren in den Wahrheiten aus dem Wort und aus der Lehre ihrer Kirche, sowohl Geistliche als andere. Und umgekehrt wurden im Himmel solche gesehen, die in Nichtwahrheiten und auch solche, die in Falschem waren, sowohl Christen als Heiden. Der Grund, warum jene in der Hölle sich befanden, war, weil sie zwar in den Wahrheiten in Ansehung der Lehre waren, aber zugleich im Bösen in Ansehung des Lebens. Diese aber befanden sich im Himmel, weil sie zwar in Nichtwahrheiten in Ansehung der Lehre, gleichwohl aber im Guten in Ansehung des Lebens waren.

Einige neuangekommene Geister, mit denen ich reden durfte, verwunderten sich, dass solche, die vor anderen im Wort und in der Lehre ihrer Kirche bewandert waren, unter den Verdammten sich befanden, während sie doch von ihnen geglaubt hatten, sie würden helle Lichter im Himmel sein, gemäß den Worten bei Dan.12/3: "Die Verständigen werden glänzen wie der Glanz des Himmelsgewölbes, und die, welche viele gerecht machten, wie Sterne von Ewigkeit zu Ewigkeit"; aber es wurde ihnen gesagt, Verständige seien solche, die im Wahren sind, und Wahrheiten lehren, und die Gerechtmachenden solche, die im Guten sind und zum Guten führen, und ebendarum habe der Herr gesagt: "die Gerechten würden glänzen wie die Sonne im Reich Seines Vaters": Matth.13/43.

Ferner wurde gesagt, dass jene Gelehrten in Ansehung der Lehre, die aber Böse waren in Ansehung des Lebens, vom Herrn gemeint sind:

Matth.7/22,23: "Viele werden zu Mir sagen an jenem Tage: Herr, Herr, haben wir nicht durch Deinen Namen geweissagt, und durch Deinen Namen Dämonen ausgetrieben, und in Deinem Namen viele Kräfte gewirkt? Aber dann werde Ich ihnen bekennen: Ich kenne euch nicht, weichet von Mir, ihr Übeltäter".

Luk.13/26,27: "Dann werdet ihr anfangen zu sagen: Wir haben vor Dir gegessen und getrunken, in unseren Gassen hast Du uns gelehrt; aber Er wird sagen: Ich sage euch, Ich kenne euch nicht, woher ihr seid; weichet von Mir, alle ihr Übeltäter".

Und dass solche auch verstanden seien unter den törichten Jungfrauen, die kein Öl hatten in den Lampen, von denen es heißt: Matth.25/11,12: "Zuletzt kamen jene Jungfrauen, und sprachen: Herr, Herr, tue uns auf; Er aber antwortete und sprach: Wahrlich, Ich sage euch, Ich kenne euch nicht": Öl in den Lampen haben heißt, das Gute in den Wahrheiten des Glaubens der Kirche (haben).

Sodann, dass solche, die in Nichtwahrheiten sind, ja, die im Falschen aus Unwissenheit, und doch im Guten sind, und daher in der Neigung das Wahre zu wissen, vom Herrn gemeint seien bei Matth.8/11,12: "Ich sage euch: viele werden kommen vom Morgen und vom Abend, und bei Tische liegen mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich; die Söhne des Reiches aber werden hinausgeworfen werden in die äußere Finsternis".

Luk.13/29,30: "Sie werden kommen vom Morgen und vom Abend, von Mitternacht und von Mittag, und bei Tische liegen im Reiche Gottes; und siehe, es gibt Letzte, welche die Ersten sein werden, und es gibt Erste, welche die Letzten sein werden".

Solche, die im Bösen sind in Ansehung des Lebens, obwohl in Wahrheiten in Ansehung der Lehre, sind dennoch in Falschem ihres Bösen. Dass es so ist, offenbart sich klar im anderen Leben; wenn solche sich selbst überlassen werden, denken sie aus dem Bösen gegen die Wahrheiten, die sie gewusst und bekannt hatten, somit Falsches. Ebenso tun dieselben in der Welt, wenn sie sich selbst überlassen ihren Gedanken sich hingeben; denn alsdann verkehren sie entweder die Wahrheiten, oder leugnen sie dieselben, um das Böse ihres Lebens zu beschönigen. Diejenigen hingegen, die im Guten sind, und doch in Nichtwahrheiten, ja, die sich in Falschem befinden aus Unwissenheit, wie es viele gibt innerhalb der Kirche und auch viele außerhalb der Kirche, die Heiden genannt werden, sehen zwar ihr Falsches als wahr an, weil aber dieses Falsche vom Guten ausgeht, lenken sie es zum Guten. Darum ist nichts Bösartiges darinnen, wie es in dem Falschen ist, das vom Bösen kommt. Und weil eben dadurch das Falsche sanft und lenksam ist, so sind sie fähig, Wahrheiten anzunehmen, und nehmen sie auch an, wenn sie von Engeln belehrt sind. (HG 9192)

Der Verstandesglaube

Wie ein verständiger Glaube aber beschaffen ist, soll jetzt gesagt werden:

Im Wort, und zwar nach dem geistigen Sinn desselben, wird vielfach vom Verständnis des göttlich Wahren im Wort gehandelt, und wo von der Verwüstung der Kirche die Rede ist, da wird auch von dem verlorengegangenen Verständnis der göttlichen Wahrheiten des Wortes gehandelt, und wenn man die betreffenden Stellen zusammenfasst und nach ihrem geistigen Sinn untersucht, so geht daraus deutlich hervor, dass die Kirche in so weit zugrunde geht, als das Verständnis des Wahren in ihr verlorengeht. Durch Ägypten, Assyrien, Israel und Ephraim wird auch in vielen Stellen das Verständnis des Wortes bezeichnet, aber durch Ägypten das natürliche Verständnis desselben, durch Assyrien das vernünftige Verständnis, durch Israel das geistige Verständnis, dagegen durch Ephraim das Verständnis des Wortes, wie es in der Kirche ist. Jene drei Grade des Verständnisses, nämlich der natürliche, der vernünftige und der geistige, müssen aber beisammen sein, wenn der Mensch durch Erleuchtung die echten Wahrheiten des Wortes sehen und inne werden soll. Denn der natürliche Verstand, welcher der unterste ist, kann nicht von seinem eigenen Licht erleuchtet werden, sondern er musst vom Licht des vernünftigen Menschen erleuchtet werden, welcher der mittlere ist, und dieser vom geistigen Licht, weil der geistige Verstand im Licht des Himmels ist und aus diesem (das Wahre) sieht; das Vernünftige aber bildet die Mitte zwischen dem Geistigen und dem Natürlichen und nimmt das geistige Licht auf und leitet dasselbe hinüber in das Natürliche, wodurch dieses erleuchtet wird. Hieraus geht hervor, dass der natürliche Verstand, wenn er nicht sein Licht aus dem Vernünftigen und Geistigen empfängt, nicht wahrhaft Verstand ist, denn dann ist er ohne das Licht aus dem Himmel, und die Wahrheiten der Kirche, die auch die Wahrheiten des Himmels sind, können gar nicht gesehen werden, außer im Licht des Himmels, und zwar aus dem Grund, weil das göttlich Wahre, das vom Herrn als der Sonne ausgeht, das Licht des Himmels ist, und der Herr allein durch Sein Licht, welches das geistige Licht ist, den Menschen erleuchtet.

Hieraus wird auch klar, dass es der Wille des Herrn ist, dass der Mensch die Wahrheiten seiner Kirche nicht nur kenne, sondern auch verstehe, jedoch nicht aus dem natürlichen Licht, wenn es noch getrennt ist vom geistigen Licht; denn solange das natürliche Licht vom geistigen Licht getrennt ist, so ist es in den geistigen Dingen oder in den Dingen des Himmels kein Licht, sondern Finsternis, weil der Mensch aus dem natürlichen Licht, wenn es vom geistigen getrennt ist, die Dinge der Kirche aus sich und nicht aus dem Herrn anschaut, weshalb es dieselben notwendig aus Scheinbarkeiten und Sinnestäuschungen sieht, und wenn der Mensch aus diesen die geistigen Dinge sieht, so sieht er Falsches statt des Wahren und Böses statt des Guten. Das Feuer, von dem dieses Licht erzeugt und entzündet wird, ist die Selbstliebe und durch diese der Dünkel der eigenen Einsicht Aber der Mensch, der aus diesem Feuer und aus diesem Licht denkt, kann in dem Maß, als er geistig begabt ist und dadurch die Befähigung hat, alles Beliebige zu begründen, auch das Falsche und Böse begründen, so dass es wie Wahres und Gutes erscheint; ja, er kann sogar das Falsche und Böse in einem glänzenden, natürlichen Licht darstellen, das jedoch nur ein künstlich hergestelltes Irrlicht ist. Aus diesem Licht die Dinge der Kirche begreifen heißt nicht, sie verstehen, sondern vielmehr sie nicht verstehen, denn aus diesem Licht allein erscheint dem Menschen das Falsche als Wahres und das Wahre als Falsches, und dies geschieht namentlich, wenn irgendein angenommenes Dogma als reine Wahrheit vorausgesetzt und nicht zuvor geprüft wird, ob es wahr sei oder nicht, oder wenn es nur von solchen Prinzipien aus geprüft wird, die bereits durch Vernünfteleien aus dem natürlichen Menschen begründet sind, oder aus nicht verstandenen Stellen des (göttlichen) Wortes. Ein Mensch, der alle Lehren seiner Religion auf diese Weise betrachtet, kann jeden beliebigen Satz als Prinzip aufstellen, und ihn so einleuchtend begründen, dass er wie eine Wahrheit aus dem Himmel erscheint, obgleich er Falsches und Verkehrtes aus der Hölle ist.

Hieraus kann man schließen, dass unter dem Verständnisse der Wahrheiten der Kirche ein solches zu verstehen ist, das vom Licht des Himmels und somit vom Herrn erleuchtet ist. Ein Mensch, der sich einer solchen Erleuchtung erfreut, kann die Wahrheiten der Kirche während seines Lebens in der Welt vernunftmäßig, nach dem Tode aber geistig schauen. Wenn man dagegen aus dem natürlichen Licht, das vom geistigen Licht, d.h. von dem aus dem Herrn stammenden Licht des Himmels getrennt ist, in die Dinge der Kirche eindringt, die im Inneren geistig und himmlisch sind, so schreitet man in umgekehrter Ordnung vor, denn das Natürliche kann nicht in das Geistige eindringen, wohl aber das Geistige in das Natürliche, und zwar deshalb, weil es keinen natürlichen Einfluss in die Gedanken und Absichten des Geistes beim Menschen gibt, was man auch den physischen Einfluss nennt, sondern nur einen geistigen Einfluss, nämlich ein Einfließen der Gedanken und Absichten des Geistes in den Körper und in die Handlungen und Empfindungen desselben.(EKO 846)

Der Behauptungsglaube

Ein Behauptungsglaube kann stattfinden bei einem bösen Leben, nicht aber der seligmachende Glaube, denn der Behauptungsglaube ist nur eine Überzeugung, dass alles Wahrheit sei, was zur Kirchenlehre gehört, nicht um des Wahren willen, auch nicht um des Lebens willen, nicht einmal um des Heiles willen, denn daran glauben sie kaum, sondern um des Gewinnes willen, d.h. um Ehrenstellen und Reichtümer zu gewinnen, und auch um des Rufes willen, als Mittel zu jenen; um solche Dinge zu gewinnen, lernen sie die Lehrbestimmungen, also nicht in der Absicht, der Kirche und dem Heil der Seelen, sondern sich und den Ihrigen zu dienen. Daher ist es ihnen einerlei, ob diese Lehrbestimmungen wahr oder falsch sind. Sie kümmern sich nicht darum, noch weniger forschen sie darüber nach, denn sie haben keine Neigung zum Wahren um des Wahren willen, sondern sie begründen sie, wie sie auch sein mögen, und wenn sie sie begründet (bestätigt) haben, überreden sie sich, dass sie wahr seien, bedenken aber nicht, dass man sowohl das Falsche als das Wahre begründen kann. (HG 8148)

Die, welche in der Welt nach hohen Dingen trachten, und viel begehren, haben eine stärkere Überzeugung, dass das, was die Lehre der Kirche lehrt, Wahrheit sei, als diejenigen, die nicht nach hohen Dingen trachten und nicht viel begehren; und dies darum, weil die Lehre der Kirche jenen nur Mittel zu ihren Zwecken ist; und in dem Maß, als die Zwecke geliebt werden, werden auch die Mittel geliebt und geglaubt.

Aber an sich betrachtet, verhält sich die Sache auf folgende Weise: In dem Maß, als sie im Feuer der Selbst- und Weltliebe sind, und aus diesem Feuer reden, predigen und handeln, sind sie wirklich in jener Behauptung, und alsdann wissen sie nichts anderes, als dass es wirklich so sei; wenn sie aber nicht im Feuer jener Triebe sind, dann glauben sie nichts, und viele von ihnen leugnen die Lehre der Kirche.

Hieraus wird klar, dass der Behauptungsglaube ein Glaube des Mundes, und nicht des Herzens ist, dass er also an sich kein Glaube ist.

Die, welche in solchem Behauptungsglauben sind, wissen nicht aus innerer Erleuchtung, ob wahr oder falsch sei, was sie lehren; es ist ihnen sogar gleichgültig, wenn es nur vom gemeinen Volk geglaubt wird; denn sie sind in keiner Neigung zum Wahren um des Wahren willen. Solche verteidigen auch den alleinigen Glauben mehr als die übrigen, und das Gute des Glaubens, das die Liebestätigkeit ist, hat für sie nur so viel Wert, als sie dadurch Vorteile erlangen.

Die, welche im Behauptungsglauben stehen, fallen vom Glauben ab, wenn sie der Ehrenstellen und der Vorteile beraubt werden, wenn nur dabei ihr guter Name nicht Gefahr läuft. Denn der Behauptungsglaube ist nicht inwendig im Menschen, sondern steht draußen, bloß im Gedächtnis, aus dem er herausgenommen wird, wenn man lehrt; deshalb verschwindet dieser Glaube mit seinen Wahrheiten nach dem Tode, denn alsdann bleibt das vom Glauben, was inwendig im Menschen ist, d.h. was im Guten gewurzelt, und somit Sache des Lebens geworden ist (HG 9365-9368)

Niemand soll augenblicklich von der Wahrheit überzeugt werden

Es ist den Gesetzen der Ordnung gemäß, dass niemand augenblicklich vom Wahren überzeugt werden soll, d.h., dass die Wahrheit in einem Augenblick so bestätigt werde, dass keinerlei Zweifel übrig bliebe. Der Grund ist, weil das Wahre, das so eingeprägt wird, nur eine Behauptungswahrheit wird, und ohne alle Ausdehnung, wie auch ohne alle Nachgiebigkeit ist. Ein solches Wahres wird im anderen Leben als etwas Hartes vorgebildet, und als etwas, was das Gute nicht bei sich zulässt, so dass es anwendbar würde. Daher kommt es, dass, sobald irgendeine Wahrheit durch eine deutliche Erfahrung im anderen Leben den guten Geistern vorgestellt wird, gleich darauf irgendein Gegensatz sich einstellt, der einen Zweifel erregt; so werden sie veranlasst zu denken und zu erwägen, ob es so sei, und sich nach Vernunftgründen umzusehen, und so jene Wahrheit in vernünftiger Weise in ihr Gemüt einzuführen. Dadurch bekommt der geistige Blick in Beziehung auf jene Wahrheit eine Ausdehnung, auch bis zu den Gegensätzen. Infolgedessen sieht und vernimmt man mit dem Verstand die ganze Beschaffenheit des Wahren, und kann sofort aus dem Himmel einen Einfluss empfangen den Zuständen der Dinge gemäß; denn die Wahrheiten nehmen verschiedene Formen an, den Umständen gemäß.

Dies ist auch der Grund, warum die Magier das gleiche tun durften, wie das, was Aaron getan hat; denn so wurde bei den Söhnen Israels das Wunder in Zweifel gezogen, ob es göttlich wäre, und dadurch wurde ihnen Anlass gegeben zu denken und zu erwägen, ob es ein göttliches gewesen sei, und schließlich sich zu versichern, dass es ein solches gewesen sei. (HG 7298)

Die Quelle des geistigen Lichtes

Jeder Mensch hat ein äußeres und ein inneres Denken. Das innere Denken ist im Licht des Himmels und heißt ein Innewerden, das äußere Denken aber ist im Licht der Welt. Auch ist der Verstand bei jedem Menschen so beschaffen, dass er bis in das Licht des Himmels erhoben werden kann, und er wird auch erhoben, wenn er einige Lust hat das Wahre zu sehen. Dass dem so sei, ist mir durch viele Erfahrungen zu wissen gegeben worden, worüber man Wunderdinge finden kann in der "Weisheit der Engel betreffend die göttliche Vorsehung", und mehr noch in der "Weisheit der Engel betreffend die göttliche Liebe und die göttliche Weisheit", denn die Lust der Liebe und der Weisheit erhebt den Gedanken, so dass er wie im Licht sieht, dass es so sei, obgleich er früher nichts davon gehört hatte. Dieses Licht, welches das Gemüt erleuchtet, fließt nicht anderswoher ein, als aus dem Himmel vom Herrn, und weil die, welche aus dem neuen Jerusalem sein werden, sich geradezu an den Herrn wenden werden, so fließt jenes Licht auf dem ordentlichen Weg ein, nämlich durch die Liebe des Willens in das Innewerden des Verstandes. Diejenigen hingegen, die sich in dem Dogma bestärkt haben, dass der Verstand in theologischen Dingen nichts sehen solle, sondern dass man blind glauben müsse was die Kirche lehrt, diese können nichts Wahres im Licht sehen, denn sie haben den Weg des Lichtes bei sich verbaut. (EHO 914)

Es ist bekannt, dass ein Mensch mehr als der andere befähigt ist, zu verstehen und inne zu werden, was ehrenhaft ist im moralischen Leben, was gerecht im bürgerlichen Leben, und was gut im geistigen Leben. Der Grund davon liegt in der Erhebung des Denkens zu dem, was dem Himmel angehört. Von solchem wird aber das Denken durch die äußeren Sinneswahrnehmungen abgelenkt, denn diejenigen, die bloß aus dem Sinnlichen denken, können keineswegs sehen, was ehrenhaft, gerecht und gut ist; deshalb verlassen sie sich auf andere, und reden vieles aus ihrem Gedächtnis, und glauben daher, weiser zu sein als andere.

Diejenigen hingegen, die über das Sinnliche hinaus denken können, sind, wenn ihr Gedächtniswissen geordnet ist, mehr als andere befähigt, zu verstehen und wahrzunehmen, und zwar gemäß der Stufe ihrer inneren Anschauung. (HG 6598)

Jeder, der Verlangen nach geistiger Wahrheit hat, kann sie sehen

Jeder Mensch, dessen Seele ein Verlangen danach hat, kann das Wahre des Wortes im Lichte sehen; es gibt kein Tier, das nicht seines Lebens Speise kennt, wenn es sie sieht, und der Mensch ist ein vernünftiges und geistiges Tier; er sieht, wenn ihn hungert, und er den Herrn darum bittet. (EHO 224)

Warum der Glaube an den Herrn Jesus Christus der seligmachende Glaube ist

Dass man glauben, d.h. den Glauben an Gott den Heiland Jesus Christus haben soll, hat seinen Grund darin, dass derselbe auf einen sichtbaren Gott gerichtet ist, in dem der unsichtbare ist, und der Glaube an einen sichtbaren Gott, welcher Mensch und zugleich Gott ist, in den Menschen eingeht; denn der Glaube ist seinem Wesen nach geistig, seiner Form nach aber natürlich, daher er bei dem Menschen geistig natürlich wird; denn alles Geistige wird im Natürlichen aufgenommen, damit es etwas Wirkliches bei dem Menschen sei. Das nackte Geistige geht zwar in den Menschen ein, wird aber nicht aufgenommen; es ist wie der Äther, der einfließt und ausfließt, ohne anzuregen; denn um anzuregen, musst ein Innewerden und somit eine Aufnahme da sein, beides im Gemüt des Menschen; und dies findet bei dem Menschen nur in seinem Natürlichen statt. Umgekehrt ist aber der bloß natürliche Glaube, oder der seines geistigen Wesens beraubte Glaube, kein Glaube, sondern bloß eine Überredung oder Kenntnis. Die Überredung sucht dem Glauben gleichzukommen im Äußeren, weil aber in ihrem Inneren nichts Geistiges ist, so ist auch nichts Seligmachendes da. Von dieser Art ist der Glaube bei allen, welche die Göttlichkeit des Menschlichen des Herrn leugnen. Von dieser Art war der arianische Glaube, und von solcher ist auch der sozinianische Glaube, weil beide die Göttlichkeit des Herrn verworfen haben.

Was ist ein Glaube ohne ein auf etwas gerichtetes Ziel? Ist er nicht wie der Blick ins Weltall, der wie ins Leere fällt und zerfließt? Er ist auch wie ein Vogel, der über die Atmosphäre hinaus in den Äther fliegt, wo er wie im Leeren das Leben aushaucht. Das Wohnen dieses Glaubens im Gemüt des Menschen kann verglichen werden dem Wohnen der Winde in den Flügeln des Äolus, und dann auch dem Wohnen des Lichtes in einer Sternschnuppe. Er geht auf wie ein Komet mit langem Schweif, geht aber vorüber wie dieser und verschwindet. Mit einem Wort, der Glaube an einen unsichtbaren Gott ist in Wirklichkeit ein blinder, weil das menschliche Gemüt seinen Gott nicht sieht, und das Licht dieses Glaubens, weil es nicht ein geistig natürliches ist, ist ein unechtes Licht. Und dieses Licht ist wie das Licht im Leuchtwurm, und wie das Licht in Sümpfen oder auf schwefelhaltigem Boden zur Nachtzeit, und wie das Licht in faulendem Holz. Aus diesem Licht entsteht nichts anderes, als was der Phantasie angehört, in der man das Erscheinende für seiend hält, während es doch nichts ist. Der Glaube an einen unsichtbaren Gott leuchtet mit keinem anderen Licht, und besonders wenn man denkt, dass Gott ein Geist sei, den Geist aber sich als Äther denkt; was folgt daraus anderes, als dass der Mensch zu Gott aufsieht, wie er zum Äther aufsieht, und so Ihn im Weltall sieht, und wenn er Ihn in diesem nicht findet, die Natur für den Gott des Weltalls hält? Aus dieser Quelle stammt der heutzutage herrschende Naturalismus.

Sagt nicht der Herr, Joh.5/37, dass "niemand je die Stimme des Vaters gehört, noch Seine Gestalt gesehen habe?" und Joh.1/18: "Niemand hat Gott je gesehen, und der eingeborene Sohn, Der im Schoß des Vaters ist, Er hat [Ihn] geoffenbart".

Joh.6/46: "Nicht hat jemand den Vater gesehen, außer Der bei dem Vater ist; Er hat den Vater gesehen".

Joh.14/6: "Niemand komme zum Vater, außer durch Ihn".

Joh.14/7: "Dass den Vater derjenige Mensch sehe und erkenne, der Ihn sieht und kennt".

Ein anderer dagegen ist der Glaube an Gott den Heiland; weil Dieser Gott und Mensch ist, und angegangen und im Denken geschaut werden kann, so ist der Glaube nicht unbegrenzt, sondern hat einen Anfangs- und einen Endpunkt, und bleibt, wenn er einmal aufgenommen ist, wie wenn jemand einen Kaiser oder König gesehen hat, so oft er sich dessen erinnert, ihr Bild zurückkehrt. Das Schauen dieses Glaubens ist wie bei einem, der eine glänzend weiße Wolke und in deren Mitte einen Engel gesehen hat, der den Menschen zu sich einladet, damit er in den Himmel erhoben werde. So erscheint der Herr denen, die den Glauben an Ihn haben, und naht Sich jedem, der Ihn erkennt und anerkennt, was geschieht, sowie derselbe Seine Gebote kennt und tut, welche sind: das Böse fliehen und das Gute tun; und zuletzt kommt Er in sein Haus und macht samt dem Vater, Der in Ihm ist, Wohnung bei ihm, nach den Worten bei Joh.14/21,23: "Jesus sagte: Wer Meine Gebote hat und sie tut, der ist es, der Mich liebt; und wer Mich liebt, der wird von Meinem Vater geliebt werden, und Ich werde ihn lieben und Mich ihm offenbaren, und Wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen". (WCR 339)

Von dem Glauben, um dessentwillen vom Herrn Krankheiten geheilt wurden

Drei Ursachen bewirkten, dass der Glaube an den Herrn die Kranken heilte:

Die erste war, weil sie Seine göttliche Macht anerkannten, wie auch, dass Er Gott war.

Die zweite war, weil der Glaube zugleich Anerkennung ist und diese Anerkennung Anschauung bewirkt, und jede Anschauung aus Anerkennung den anderen als gegenwärtig darstellt, was in der geistigen Welt ganz gewöhnlich ist. Hier fand daher die Anschauung durch die Anerkennung der Allmacht des Herrn statt, und wegen dieser (Anerkennung) sollten sie zuerst den Herrn anschauen, als eine neue Kirche von Ihm gegründet wurde. Hieraus geht hervor, was hier unter dem Glauben zu verstehen ist.

Die dritte Ursache war, weil alle Krankheiten, die der Herr heilte, geistige Krankheiten vorbildeten und bezeichneten, die den natürlichen Krankheiten entsprachen. Diese geistigen Krankheiten können nur vom Herrn geheilt werden, und zwar durch den Hinblick auf Seine göttliche Allmacht und zugleich durch die Buße des Lebens, weshalb Er auch einige Mal sagte: "Deine Sünden sind dir vergeben; gehe hin und sündige nicht mehr". Dieser Glaube wurde auch wirklich durch jenen Wunderglauben vorgebildet und bezeichnet.

Der Glaube aber, durch den vom Herrn die geistigen Krankheiten geheilt werden, ist nur möglich durch die Wahrheiten aus dem Wort und durch ein Leben nach denselben. Diese Wahrheiten und das denselben gemäße Leben bilden die Beschaffenheit des Glaubens, doch mehr hierüber im Folgenden. ...

Matth.17/14-20: "Als Seine Jünger den Mondsüchtigen nicht heilen konnten, sagte Jesus zu ihnen: O du ungläubiges und verkehrtes Geschlecht! Wie lange soll Ich noch bei euch sein! Und Jesus heilte ihn; zu Seinen Jüngern aber sprach Er: Ihr konntet ihn nicht heilen wegen eures Unglaubens".

Math.13/57,58: "Jesus kam in Seine Vaterstadt, und sie ärgerten sich an Ihm; Er aber sprach zu ihnen: Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seiner Vaterstadt und im eigenen Haus! Und Er verrichtete daselbst nicht viele Wundertaten um ihres Unglaubens willen".

Der Herr schalt Seine Jünger Kleingläubige, wenn sie nicht Wunder in Seinem Namen tun konnten, und konnte selbst in Seiner Vaterstadt keine Wunder tun wegen ihres Unglaubens, weil Seine Jünger zwar glaubten, dass der Herr der Messias oder Christus sei, wie auch, dass Er der Sohn Gottes und der Prophet sei, von dem im Wort geschrieben war, gleichwohl aber noch nicht glaubten, dass Er der allmächtige Gott sei, und Jehova, Sein Vater, in Ihm war; und doch konnte, insofern sie Ihn nur für einen Menschen und nicht für Gott hielten, Sein Göttliches, das im Besitz der Allmacht ist, sich Seinen Jüngern durch den Glauben nicht als gegenwärtig darstellen; denn der Glaube stellt den Herrn als gegenwärtig dar, wie oben gesagt wurde, aber der Glaube an den Herrn als einen bloßen Menschen stellt Seine göttliche Allmacht nicht als gegenwärtig dar.

Das ist auch der Grund, weshalb diejenigen nicht selig werden können, die heutzutage in der Welt nur auf Seine Menschheit blicken und nicht zugleich auf Seine Gottheit, wie dies die Sozinianer und Arianer tun. Aus demselben Grunde konnte der Herr in Seiner Vaterstadt keine Wunder tun, weil sie Ihn von Kindheit an wie einen gewöhnlichen Menschen gesehen hatten; mit dieser Vorstellung konnten sie die Idee (Vorstellung) der Gottheit nicht verbinden, wenn diese aber nicht dabei ist, dann ist der Herr zwar gegenwärtig, aber nicht mit Seiner göttlichen Allmacht; denn der Glaube stellt den Herrn als gegenwärtig im Menschen dar, je nach der Beschaffenheit des Innewerdens. (EKO 815)

Begründungen

Die Tatsache, dass der natürliche Mensch alles begründen kann, was immer er will, wird deutlich an den vielen Irrlehren in der Christenheit. Eine jede wird von ihren Anhängern begründet. Und wer wüsste nicht, dass sich Böses und Falsches jeder Art begründen lässt? So kann z.B. begründet werden — und die Bösen tun es auch bei sich selbst —, dass es keinen Gott gibt, vielmehr die Natur alles ist und sich selbst hervorgebracht hat. Es kann begründet werden, dass die Religion nur ein Mittel sei, um die einfältigen Seelen in Schach zu halten, oder dass die menschliche Klugheit alles bewirke und die göttliche Vorsehung nichts, außer dass sie das Weltganze in seiner erschaffenen Ordnung erhalte. Es kann ferner begründet werden, dass Mord, Ehebruch, Diebstahl, Betrug und Rache erlaubt seien, wie Machiavelli und seine Anhänger lehrten. All dies und vieles andere mehr kann der natürliche Mensch begründen, ja ganze Bücher kann er mit derartigen Argumenten füllen. Und ist etwas Falsches einmal begründet, so scheint es in seinem unechten Licht, während die Wahrheiten in einen solchen Schatten geraten, dass sie kaum mehr anders gesehen werden können denn als Nachtgespenster. Mit einem Wort: Nimm die größte Falschheit, stelle sie als These auf und sage einem scharfsinnigen Kopf: 'Begründe dies!' und er wird es begründen, bis er das Licht der Wahrheit völlig ausgelöscht hat. Dann aber lege seine Begründung beiseite, kehre zu deiner These zurück, betrachte sie mit deiner Vernunft, und du wirst ihre Falschheit in ihrer ganzen Hässlichkeit sehen. (GLW 267)

Diejenigen, die ihre einmal angenommene Glaubensmeinung, von welcher Art sie auch sein möge, mit verschiedenen Gründen beweisen, und sie durch verschiedene Vernunftschlüsse als wahrscheinlich darstellen können, glauben, sie seien weiser als die übrigen. Dies ist aber nichts weniger als weise; das kann ein jeder, der einigen Witz hat, und die Bösen noch geschickter als die Redlichen; das tut kein vernünftiger Mensch, denn der vernünftige Mensch kann, wie von einem höheren Standpunkt aus, sehen, ob das wahr sei, was begründet wird, oder falsch; und weil er das sieht, so achtet er die Beweisgründe des Falschen für nichts, und betrachtet sie bei sich nur als Spielerei und eitles Gerede, mag immerhin der andere glauben, jene seien aus der Schule der Weisheit selbst hergeholt. Kurz, es ist nichts weniger als weise, ja nichts weniger als vernünftig, Falsches begründen zu können; denn weise ist es und vernünftig, zuerst sehen, dass etwas wahr ist, und hernach es begründen; denn das Wahre sehen, kommt vom Licht des Himmels, das vom Herrn ist, hingegen das Falsche sehen als wahr, kommt vom Irrlicht, das von der Hölle stammt. (HG 4741)

Die Schwierigkeit Falsches auszurotten, das durch ein böses Leben bestätigt worden ist

Diejenigen, die sich gegen das Wahre und Gute des Glaubens bestärkt haben (wie alle tun, die ein böses Leben führen), verschließen bei sich den inwendigen Mensch nach oben und öffnen ihn nach unten; daher blickt ihr inwendiger Mensch nur auf das, was unten ist, d.h. auf den äußeren oder natürlichen Menschen, und durch diesen auf das, was in der Welt ist, und auf das, was ihren Leib umgibt und auf der Erde ist; und wenn dies der Fall ist, dann blicken sie abwärts, d.h. zur Hölle hin. Bei solchen kann der inwendige Mensch nicht nach dem Himmel zu geöffnet werden, wenn nicht die Verneinungen des Wahren und die Bejahungen des Falschen, die ihn verschlossen haben, entfernt werden, und diese müssen noch in der Welt entfernt und zerstreut werden; das kann aber nur geschehen durch eine gänzliche Umwandlung des Lebens, somit im Verlauf mehrerer Jahre. Denn das Falsche ordnet sich reihenweise zusammen und bildet unter sich ein zusammenhängendes System, und gestaltet das eigentliche natürliche Gemüt und seine Anschauung in Beziehung auf das, was der Kirche und dem Himmel angehört. Daher kommt es, dass alles, was sich auf Glauben und Liebestätigkeit, d.h. auf die Lehre der Kirche oder auf das Wort bezieht, im allgemeinen alles Himmlische und Göttliche, für sie Finsternis ist, und umgekehrt das Weltliche und Irdische ihnen als Licht erscheint.

Hieraus geht hervor, dass bei solchen ein Zerstören des Falschen soviel ist, als das Leben selbst zerstören, und dass, wenn sie ein neues Leben bekommen sollen, das Falsche nach und nach ausgerottet und an dessen Statt Wahres und Gutes eingepflanzt werden musst, was ebenfalls ein zusammenhängendes System unter sich bilden und reihenweise geordnet werden musst. Dies wird unter der gänzlichen Umwandlung des Lebens verstanden, die nur in einer Zeit von mehreren Jahren geschehen kann. (HG 9256)

Der Mensch kann nicht durch Dinge, die er weiß, die Geheimnisse des Glaubens erforschen

Durch Wissenschaftliches die Geheimnisse des Glaubens prüfen, ist so unmöglich, als einem Kamel durch ein Nadelöhr zu gehen; und ebenso unmöglich, als es einer Rippe ist, die reinsten Fiberchen der Brust und des Herzens zu regieren; so grob und noch viel gröber ist das Sinnliche und Wissenschaftliche im Vergleich mit dem Geistigen und Himmlischen. Wer bloß die Naturgeheimnisse, die unzählig sind, erforschen will, entdeckt kaum eines, und wenn er ihnen nachforscht, verfällt er in Falschheiten, wie wohl bekannt ist; wie viel mehr bei den Geheimnissen des geistigen und himmlischen Lebens, wo Myriaden sind für eines, das in der unsichtbaren Natur ist? Zur Erläuterung diene nur dies Beispiel: der Mensch kann von sich nicht anders als Böses tun, und sich vom Herrn abwenden; der Mensch jedoch tut es nicht, sondern die bösen Geister, die bei ihm sind; auch nicht die bösen Geister, sondern das Böse selbst, das sie sich selbst angeeignet haben, und gleichwohl tut der Mensch Böses und wendet sich ab und ist in Schuld, und doch lebt der Mensch nur vom Herrn. Umgekehrt, der Mensch kann von sich niemals Gutes tun, und sich dem Herrn zuwenden, sondern von den Engeln her; auch die Engel können es nicht, sondern allein der Herr; gleichwohl kann der Mensch wie von sich Gutes tun, und sich dem Herrn zuwenden; dass dem so ist, kann man niemals mit den Sinnen, mit der Wissenschaft und Philosophie begreifen. Werden diese zu Rate gezogen, so wird es gänzlich geleugnet, da es doch an sich wahr ist; so in gleicher Weise bei allem übrigen. Hieraus geht hervor, dass die, welche Sinnliches und Wissbegier über Glaubenssachen zu Rate ziehen, nicht allein im Zweifel, sondern auch in Leugnung, das ist in Finsternis sich stürzen, und wenn in Finsternis, auch in alle Lüste; denn wenn man das Falsche glaubt, so tut man auch das Falsche, und wenn man glaubt, es gebe nichts Geistiges und Himmlisches, so glaubt man, es gebe allein Körperliches und Weltliches, somit liebt man alles, was sein eigen und der Welt ist, infolgedessen dann aus dem Falschen Lüste und Böses kommen. (HG 233)

Von der falschen Annahme, dass nichts geglaubt werden dürfe,
ehe es verstanden wird

Jedem kann bekannt sein, dass einmal angenommene Prinzipien, wenn sie auch noch so falsch sind, den Menschen leiten, und dass den Prinzipien alles Wissen und Schließen günstig ist; denn es strömt unzählig Beistimmendes herzu, und so wird er im Falschen begründet; wer daher die Maxime hat, nichts zu glauben, ehe er es sieht und versteht, kann gar nie glauben, denn Geistiges und Himmlisches sieht er weder mit Augen, noch erfasst er es mit der Phantasie. Die wahre Ordnung ist aber, dass man aus dem Herrn, das ist aus Seinem Worte, Weisheit hole, dann gibt sich alles, und man wird auch in den Vernunftwahrheiten und im Wissenschaftlichen erleuchtet; denn es ist gar nicht verwehrt, Wissenschaften zu erlernen, weil sie fürs Leben ersprießlich und auch ergötzlich sind; und wer im Glauben steht, dem ist durchaus nicht verwehrt, zu denken und zu reden wie die Gelehrten der Welt, jedoch aus dem obersten Grundsatze heraus, dass er dem Worte des Herrn glaube, und die geistigen und himmlischen Wahrheiten, soweit er kann, durch natürliche Wahrheiten begründe, mit Ausdrücken, die der gelehrten Welt eigen sind; daher soll das Prinzip aus dem Herrn genommen sein, nicht aus ihm selbst; jenes ist Leben dieses aber ist Tod. (HG 129)

Solange man bei der Streitfrage stehenbleibt, ob es sei, und ob es so sei, kann man durchaus keinen Fortschritt in einiger Weisheit machen; denn in der Sache selbst, worüber man hin und her streitet, ist unzählig vieles, was man gar nicht sehen kann, solange man jene nicht anerkennt, denn man kennt deren Ganzes und Einzelnes zusammen nicht. Die heutige Gelehrsamkeit geht kaum über diese Grenzen, nämlich ob es sei und ob es so sei, hinaus, deswegen steht man auch ausgeschlossen von der Einsicht des Wahren; wie z.B. wer nur streitet, ob ein innerer Sinn des Wortes sei, der kann Unzähliges, ja Unbeschreibliches gar nicht sehen, was im inneren Sinn ist; und so auch wer streitet, ob die Liebestätigkeit in der Kirche etwas sei, und ob nicht all das ihrige dem Glauben angehöre, der kann Unzähliges, ja Unbeschreibliches, was in der Liebestätigkeit ist, nicht wissen, ja er bleibt ganz in der Unkenntnis, was Liebestätigkeit ist.

Ebenso verhält es sich mit dem Leben nach dem Tod, mit der Auferstehung der Toten, mit dem Letzten Gericht, mit Himmel und Hölle. Die, welche bloß disputieren, ob sie seien, die bleiben so lange draußen vor den Pforten der Weisheit, und sind wie die, welche nur anklopfen; und was zu verwundern, solche, die es so machen, glauben, sie seien weise vor anderen, und desto weiser, je besser sie davon sprechen können, ob es so sei, und mehr noch mit Gründen beweisen, dass es nicht so sei, da doch die Einfältigen, die im Guten sind, die sie verachten, ohne einen Streit noch weniger durch gelehrtes Gerede, im Augenblick vernehmen können, dass es ist, und wie es ist. Diese haben ein allgemeines Wahrheitsgefühl, jene aber haben dieses Gefühl durch solches, was sie vorher erörtern wollen, ob es sei, ausgelöscht.

Von diesen und von jenen redet der Herr, wenn Er sagt, dass es verborgen sei den Weisen und Verständigen, und geoffenbart den Unmündigen: Matth.11/25; Luk.10/21. (HG 3428)

Ein anderes ist, auf den Grund des Vernunftmäßigen, Wissenschaftlichen und Sinnlichen glauben, oder dasselbe zu Rate ziehen, um glauben zu können, und ein anderes ist, das, was man glaubt, befestigen und bestärken durch Vernunftmäßiges, Wissenschaftliches und Sinnliches. (HG 2538; HG 1072)

Der bejahende und der verneinende Zustand des Gemütes

Es sind zwei Prinzipien, eines, das zu allem Unverstand und Unsinn führt, und ein anderes, das zu aller Einsicht und Weisheit führt. Jenes Prinzip ist: alles verneinen, oder in seinem Herzen sagen man könne es nicht glauben, bevor man durch solches, was man begreifen oder empfinden kann, überführt wird; dieses Prinzip ist dasjenige, das zu allem Unverstand und Unsinn führt, und ist zu nennen das verneinende Prinzip. Das andere Prinzip ist, dasjenige bejahen, was zur Lehre aus dem Worte gehört, oder bei sich denken und glauben, dass es Wahrheiten seien, weil es der Herr gesagt hat; dieses Prinzip ist dasjenige, das zu aller Einsicht und Weisheit führt, und ist zu nennen das bejahende Prinzip.

Je mehr diejenigen, die aus dem verneinenden Prinzip denken, Vernunftmäßiges, je mehr sie Wissenschaftliches, und je mehr sie Philosophisches zu Rate ziehen, desto mehr werfen und stürzen sie sich in Finsternis, bis dahin, dass sie endlich alles leugnen. Die Ursachen hiervon sind, dass niemand aus den niedrigeren Dingen die höheren, d.h. aus jenen die geistigen und himmlischen, noch weniger die göttlichen begreifen kann, weil sie alles Verständnis übersteigen, und außerdem alsdann das einzelne von dem Prinzip aus in Verneinendes eingehüllt wird. Umgekehrt aber die, welche aus dem Prinzip der Bejahung denken, diese können sich durch alle möglichen Vernunftgründe und durch alles mögliche Wissenschaftliche, ja durch Philosophisches, durch das sie irgend können, bestärken, denn alles das ist für sie bestätigend, und gibt ihnen eine vollständigere Vorstellung von der Sache.

Außerdem gibt es solche, die im Zweifel sind, ehe sie verneinen, und es gibt solche, die im Zweifel sind, ehe sie bejahen. Die im Zweifel sind, ehe sie verneinen, sind diejenigen, die sich zum Leben des Bösen hinneigen, und wenn dieses Leben sie fortreißt, dann verneinen sie ebenso viel als sie darüber denken. Die aber im Zweifel sind, ehe sie bejahen, sind diejenigen, die sich zum Leben des Guten hinneigen, und wenn sie sich vom Herrn dazu hinlenken lassen, dann bejahen sie ebenso viel als sie darüber denken. (HG 2568)

Aber dies soll durch Beispiele beleuchtet werden. Aus der Lehre des Wortes ergibt sich, dass das erste und die Hauptsache der Lehre ist Liebe zum Herrn und Liebestätigkeit gegen den Nächsten. Diejenigen nun, die in der Bejahung in diesem Punkt sind, können in alle beliebigen Vernunft- und wissenschaftlichen Gründe, ja sinnliche Wahrnehmungen eingehen, jeder nach seiner Gabe, seiner Wissenschaft und seiner Erfahrung; ja, je mehr sie eingehen, desto mehr werden sie bestärkt, denn die ganze Natur ist des Bestärkenden voll. Welche aber diesen ersten und Hauptpunkt der Lehre verneinen, und vorher durch wissenschaftliche und Vernunftgründe wollen überwiesen werden, dass es so sei, die lassen sich, weil sie es im Herzen verneinen, gar nicht überweisen, und stehen fortwährend für ein anderes Prinzip, das sie für das wesentliche halten, ein. Und ebendieselben verblenden sich durch die Bestärkungen ihres Prinzips zuletzt so, dass sie nicht einmal wissen können, was Liebe zum Herrn und was Liebestätigkeit gegen den Nächsten ist; und weil sie sich im Gegenteil bestärken, so tun sie dies endlich auch darin, dass sie sich einbilden, dass es keine andere Liebe geben könnte, die mit einer Lust verbunden wäre, als die Selbst- und Weltliebe, und zwar bis dahin, dass sie, wo nicht in der Lehre, so doch im Leben, die höllische Liebe anstatt der himmlischen umfassen. Mit jenen aber, die weder in der Verneinung, noch in der Bejahung sind, sondern im Bezweifeln, ehe sie verneinen oder bejahen, verhält es sich wie HG. 2568 gesagt worden, nämlich, dass die, welche zum Leben des Bösen hinneigen, in die Verneinung fallen, die aber zum Leben des Guten hinneigen, in die Bejahung geführt werden.

Ein anderes Beispiel: Unter die Hauptsätze der Lehre gehört der, dass alles Gute vom Herrn, und alles Böse vom Menschen oder von dem eigenen Ich kommt. Welche in der Bejahung sind, dass dem so sei, die können sich durch vieles, was vernunftmäßig und wissenschaftlich ist, bestärken, als: dass überall nichts Gutes einfließen kann, als vom Guten selbst, d.h. von der Quelle des Guten, somit vom Herrn, und dass der Urgrund des Guten nirgends anders sein kann; indem sie sich es klar machen durch alles, was in ihnen, in anderen, im allgemeinen, ja, im geschaffenen Weltall, wahrhaft gut ist. Hingegen die, welche in der Verneinung sind, die bestärken sich in dem Gegenteil durch alles, was sie je denken, zuletzt so weit, dass sie nicht wissen, was gut ist, indem sie miteinander streiten, welches das höchste Gut sei, in tiefer Unwissenheit, dass das himmlisch und geistig Gute vom Herrn es ist, durch das alles Gute, das geringer ist, belebt wird, und dass der Lustreiz aus demselben wahrhaft ein Lustreiz ist. Einige sagen (wähnen) von nirgendwo anders her als nur von ihnen selbst könne das Gute kommen.

Noch ein Beispiel sei das, dass die in der Liebe zum Herrn und in der Liebestätigkeit gegen den Nächsten sind, die Wahrheiten der Lehre annehmen und Glauben an das Wort haben können, nicht aber die im Leben der Selbst- und Weltliebe sind, oder was das gleiche, dass die im Guten sind, glauben können, nicht aber die im Bösen. Die, welche in der Bejahung sind, können dieses mit Unzähligem vernunftmäßig und wissenschaftlich begründen: vernunftmäßig, dass das Wahre und das Gute zusammenstimme, nicht aber das Wahre und das Böse, und dass, wie im Bösen, so auch aus dem Bösen alles Falsche sei, und wenn einige dennoch das Wahre haben, so sei es auf den Lippen, nicht im Herzen; sie können wissenschaftlich durch vieles beweisen, dass Wahres das Böse flieht und dass Böses das Wahre verschmäht. Welche aber in der Verneinung sind, bestärken sich darin, dass ein jeder, möge er geartet sein, wie er wolle, wenn er auch in fortwährendem Hass, in den Lustreizen der Rache, und in Betrügereien lebt, wie andere glauben können, und zwar bis dass sie das Gute des Lebens ganz aus der Lehre verwerfen, und wenn dieses verworfen ist, glauben sie gar nichts.

Damit weiter klar werde, wie es sich verhält, noch ein Beispiel: Die in der Bejahung sind, das Wort sei so geschrieben, dass es einen inneren Sinn hat, der nicht im Buchstaben erscheint, die können sich mit vielem, auch durch Vernunftgründe, bestärken, wie dass durch das Wort der Mensch mit dem Himmel in Verbindung kommt; dass es Entsprechungen natürlicher Dinge mit geistigen Dingen gibt, und dass diese nicht so in die Erscheinung treten; dass die Vorstellungen des inwendigeren Denkens ganz andere sind, als die materiellen Vorstellungen, die in Worte der Sprache fallen, dass der Mensch, während er in der Welt ist, auch im Himmel sein kann, weil er zum Leben in beiden geboren worden, durch das Wort, das für beide ist; dass ein göttliches Licht bei einigen ins Verständige und in die Neigungen einfließt, wenn das Wort gelesen wird; dass notwendig etwas geschrieben worden sein musst, das aus dem Himmel herabgekommen ist, und dass mithin dasselbe nicht so beschaffen sein kann in seinem Ursprung, wie im Buchstaben, dass es nur heilig sein kann, vermöge einer inwendig liegenden Heiligkeit; auch kann er sich durch wissenschaftliche Gründe bestärken, wie, dass sie ehemals in den Vorbildungen gewesen sind, und dass die Schriften der Alten Kirche so beschaffen waren; ferner infolgedessen auch die Schriften mehrerer unter den Heiden; und dass die Schreibart daher in den Kirchen als heilig, und bei den Heiden als gelehrt verehrt wurde; es können auch die Bücher mehrerer erwähnt werden. Aber die, welche in der Verneinung sind, wenn sie es nicht leugnen, glauben sie dies alles doch nicht; und bereden sich, dass das Wort sei so wie im Buchstaben, zwar weltlich erscheinend, dass es aber dennoch geistig sei; wo aber das Geistige verborgen liegt, darum bekümmern sie sich nicht, doch wollen sie es für geistig gehalten wissen aus mehrfacher Ursache; und dies können sie mit vielem begründen.

Um es auch den Einfältigen fasslich darzustellen, diene auch ein wissenschaftlicher Gegenstand als Beispiel: Dass das Sehen nicht Sache des Auges, sondern Sache des Geistes ist, der durch das Auge, als durch das Organ seines Leibes, das, was in der Welt ist, sieht, das können die, welche in der Bejahung sind, mit vielem begründen, z.B. mit den Reden, die man hört, dass sie sich auf ein inwendigeres Sehen beziehen, und in dasselbe sich verwandeln, was nicht geschehen könnte, wenn es kein inwendigeres Sehen gäbe, sodann dass alles, was man denkt, mit einem inwendigeren Sehen gesehen wird, von einigen klarer und von einigen dunkler; außerdem dass das Eingebildete sich dem wirklich Gesehenen (visualibus) nicht unähnlich sich darstellt; wie auch wenn der Geist, der im Körper ist, nicht das, was das Auge als Organ auffasst, sehen würde, so würde der Geist im anderen Leben nichts sehen können, da es doch nicht anders sein kann, als dass derselbe Unzähliges und Staunenswertes sehen wird, was das Auge des Leibes gar nicht sehen kann; außerdem kann er reflektieren über Träume, hauptsächlich der Propheten, in denen ebenso mehreres geschaut wurde, und zwar nicht durch die Augen; endlich wenn er Philosophie versteht, durch den Satz: dass Auswendiges nicht eingehen kann in Inwendiges, wie Zusammengesetztes nicht in Einfaches, somit das, was dem Leibe angehört, nicht in das, was dem Geist angehört, sondern umgekehrt; außer mehrerem anderen, so dass er zuletzt überzeugt ist, dass dem Geiste das Sehen zukommt, dem Auge aber nur vom Geist. Hingegen nennen die, welche in der Verneinung sind, dieses alles entweder natürliche Dinge oder Phantasien, und wenn man ihnen sagt, dass der Mensch in seinem Geist ein viel vollkommeneres Sehen vermöge und genieße als in seinem Leibe, so lachen sie darüber, und verweisen es unter die Albernheiten, indem sie glauben, dass sie dann in der Finsternis leben müssten, wenn sie des Gesichtes des Auges beraubt würden, während es doch das Gegenteil ist, dass sie nämlich dann erst im Licht leben.

Aus diesen Beispielen wird klar, was es ist, vom Wahren aus in Vernunftmäßiges und Wissenschaftliches eingehen, und vom wissenschaftlichen und vernunftmäßigen aus in Wahres, dass nämlich jenes der Ordnung gemäß, dieses aber gegen die Ordnung ist; und dass, wenn es der Ordnung gemäß geschieht, der Mensch erleuchtet wird, dass er aber, wenn es gegen die Ordnung geschieht, verblendet wird.

Hieraus leuchtet ein, wie viel daran liegt, dass man das Wahre weiß und glaubt; denn vom Wahren wird der Mensch erleuchtet, vom Falschen aber verblendet; vom Wahren aus eröffnet sich dem Vernunftwesen ein unermessliches und beinahe unbegrenztes Feld, vom Falschen aber, obwohl es nicht so scheint, verhältnismäßig fast gar keines. Daher haben die Engel eine so große Weisheit, weil sie im Wahren sind, denn das Wahre ist das eigentliche Licht des Himmels. Die, welche sich dadurch verblendet haben, dass sie nichts glauben wollten, was sie nicht mit den Sinnen begreifen, bis zu dem Grad, dass sie nichts glaubten, ... kann man im anderen Leben von anderen Geistern leicht unterscheiden, daran, dass sie über alles, was des Glaubens ist, vernünfteln, ob es so sei; wenn ihnen tausend und aber tausendmal gezeigt wird, dass es so sei, so erregen sie dennoch gegen alle Beweisgründe verneinende Zweifel, wenn dies auch in Ewigkeit währen würde. Sie sind demnach so sehr verblendet, dass sie keinen gesunden Menschenverstand haben, d.h. nicht begreifen können was gut und wahr ist; und doch meint ein jeder von ihnen, sie seien weiser als alle in der Welt, indem sie die Weisheit darein setzen, dass sie, was göttlich ist, entkräften und vom Natürlichen ableiten können.

Viele, die als Weise in der Welt geachtet wurden, sind vor anderen so geartet, denn je mehr einer Scharfsinn (ingenii dote) und Wissenschaft besitzt, und in der Verneinung ist, um so viel mehr ist er im Unsinn als andere, aber je mehr einer Scharfsinn und Wissenschaft besitzt, und in der Bejahung ist, um so viel mehr kann er weise werden. Das Vernünftige durch Wissenschaften ausbilden, ist durchaus nicht verwehrt, aber verboten ist, sich gegen die Wahrheiten des Glaubens, die dem Wort angehören, zu verhärten. (HG 2588)

Die Beschaffenheit und der geistige Nutzen äußerer Erwerbung von Kenntnissen

Ein anderes ist das Wissenschaftswahre (verum scientificum), ein anderes das Vernunftwahre (verum rationale), und ein anderes das Verstandeswahre (verum intellectuale), sie folgen so aufeinander. Das Wissenschaftswahre ist das der Wissenschaft. Das Vernunftwahre ist das wissenschaftliche Wahre, das durch die Vernunft begründet ist; das Verstandeswahre ist verbunden mit einer inneren Wahrnehmung (cum perceptione interna), dass es so sei. (HG 1496)

Wissenschaftliches wird im Knabenalter erworben in keiner anderen Absicht, als zum Zweck des Wissens. Das Wissenschaftliche, das im Knabenalter erworben wird, ist mancherlei, aber es wird vom Herrn in die Ordnung gestellt, dass es zu einem Nutzen dient, zuerst dass der Mensch denken lernt, sodann dass er durch das Denken nützlich wird, endlich dass er es verwirkliche, nämlich dass sein Leben selbst im Nutzenschaffen bestehe, und ein Leben der Nutzwirkungen sei. Dies leistet das Wissenschaftliche, das er im Knabenalter in sich aufnimmt; ohne dasselbe kann sein äußerer Mensch durchaus nicht dem inneren verbunden und zugleich nutzbringend werden. Wenn ein Mensch nützlich wird, d.h., wenn all sein Denken aus der Absicht, Nutzen zu schaffen, hervorgeht, und alles, was er tut, das Nutzenschaffen zum Endzweck hat, obschon nicht mit deutlichem Bewusstsein, doch im verborgenen Hintergrund, infolge des Charakters, den er sich dadurch angebildet hat, dann wird das Wissenschaftliche, das dem ersten Nutzzweck, vernünftig zu werden, gedient hat, zerstört, weil es hinfort zu nichts mehr dient. (HG 1487)

Die wahrhaft vernünftigen Erörterungen über geistige Dinge gehen aus dem Einfluss des Himmels in den geistigen Menschen hervor, und von da aus in das Wissen und die Erkenntnisse, die im natürlichen Menschen vorhanden sind und durch die der geistige Mensch sich (im Wahren) begründet. Das ist der Weg, auf dem man vernünftig und der Ordnung gemäß über geistige Dinge denkt. Aber Vernünfteleien über geistige Dinge, die aus dem natürlichen Menschen hervorgehen, und mehr noch die, welche aus dem sinnlichen Menschen hervorgehen, sind ganz gegen die Ordnung, denn der natürliche Mensch, und noch weniger der sinnliche Mensch, vermag nicht einzufließen in den geistigen, und aus sich in demselben etwas zu sehen, weil es keinen physischen Einfluss gibt, sondern nur der geistige Mensch kann in den natürlichen einfließen und von da in den sinnlichen, weil es einen geistigen Einfluss gibt. (EKO 569)

Der Mensch ist nach dem Tode in dem Maße vernünftig, wie er durch Sprachen und Wissenschaft in der Welt seine Vernunft gebildet hat, keineswegs aber soweit er Sprachen und Wissenschaften beherrscht hat. Ich habe mit vielen gesprochen, die in der Welt als gebildet galten, weil sie die alten Sprachen, wie die hebräische, die griechische und die lateinische beherrschten. Da sie aber ihre Vernunft nicht durch den Inhalt dieser Sprachen ausgebildet hatten, so erschienen einige von ihnen ebenso einfältig wie andere, die keine Kenntnis dieser Sprachen besaßen; einige wirkten geradezu dumm, obwohl sich bei ihnen der Dünkel erhalten hatte, weiser zu sein als andere. Auch sprach ich mit einigen, die in der Welt geglaubt hatten, die Weisheit des Menschen hänge von seinem guten Gedächtnis ab. Sie hatten auch tatsächlich ihr Gedächtnis mit vielem vollgestopft und sprachen fast nur daraus, also nicht aus sich selbst, sondern aus anderen. Sie hatten ihre Vernunft in keiner Weise durch den Inhalt ihres Gedächtnisses vervollkommnet. Einige von ihnen waren geradezu stumpfsinnig, andere wiederum albern und durchaus unfähig zu beurteilen, ob etwas Wahres wahr sei oder nicht, alles Falsche aufgreifend, das von den sogenannten Gebildeten für wahr ausgegeben wird. Tatsächlich können sie von sich selbst aus nicht erkennen, wie etwas wirklich ist, folglich können sie auch nichts von dem, was sie von anderen hören, vernünftig beurteilen.

Ich habe auch mit einigen gesprochen, die in der Welt mancherlei, und zwar auf allen Gebieten der Wissenschaft, geschrieben hatten, und daher weit und breit den Ruf großer Gelehrsamkeit genossen. Einige von ihnen konnten zwar auch logisch über Gegenstände der Wahrheit denken, nämlich ob sie wahr seien oder nicht; andere konnten zwar die Wahrheiten erkennen, wenn sie sich an jene wandten, die im Lichte des Wahren standen, wollten sie aber dennoch nicht einsehen. Daher leugneten sie sie wieder, sobald sie in ihr eigenes Falsches zurückfielen und zu sich selber kamen. Andere wiederum waren nicht viel weiser als die ungebildete Menge. Das bedeutet, jeder von ihnen hatte seine Vernunft auf verschiedene Weise ausgebildet, und zwar je nachdem, wie er mit den wissenschaftlichen Dingen umgegangen war, die er zusammengetragen und aufgeschrieben hatte. Diejenigen aber, die gegen die Wahrheiten der Kirche eingestellt waren und ihr Denken auf die Wissenschaft gegründet hatten und sich dabei im Falschen bestärkten, hatten nicht ihre Vernunft, sondern nur die Fähigkeit zu vernünftigen Überlegungen ausgebildet. Diese Fähigkeit gilt zwar in der Welt als Vernünftigkeit, ist aber davon getrennt: nämlich was man nur will zu begründen und aufgrund von willkürlich angenommenen Prinzipien und Trugschlüssen das Falsche, nicht aber das Wahre zu sehen. Solche Menschen können niemals zur Anerkennung des Wahren gebracht werden, weil man vom Falschen aus nicht das Wahre, sondern allein vom Wahren aus das Falsche sehen kann.

Die Vernunft des Menschen gleicht einem Garten oder Blumenbeet oder auch einem Acker. Das Gedächtnis ist das Erdreich, die wissenschaftlichen Wahrheiten und Erkenntnisse sind die Samen, Licht und Wärme des Himmels bringen sie zum Wachsen — ohne sie gibt es kein Keimen. Dies zeigt sich auch, wenn das Himmelslicht der göttlichen Wahrheit und die himmlische Wärme der göttlichen Liebe nicht zugelassen werden — ohne sie gibt es keine Vernunft. Die Engel klagen sehr darüber, dass die meisten Gebildeten alles auf die Natur zurückführen und sich die mehr im Inneren befindlichen Bereiche ihres Gemüts dadurch so verschlossen haben, dass sie nichts Wahres mehr aus dem Licht des Wahren — dem Himmelslicht — sehen können. Im anderen Leben werden sie deshalb der Fähigkeit zum vernünftigen Denken beraubt, um sie daran zu hindern, durch diese Fähigkeit unter den einfältig Guten Falsches zu verbreiten und sie zu verführen. Sie selbst aber werden in Einöden verbannt. (HH 464)

Denkwürdigkeit betreffend den Glauben

Als ich eines Morgens vom Schlaf erwacht war, sah ich zwei Engel aus dem Himmel herniederkommen, den einen aus dem Süden des Himmels und den anderen aus dem Osten des Himmels, beide auf Wagen mit weißen Pferden bespannt. Der Wagen, in dem der Engel aus dem Süden des Himmels fuhr, schimmerte wie von Silber, und der Wagen, in dem der Engel aus dem Osten des Himmels fuhr, glänzte wie von Gold, und die Zügel, die sie in den Händen hielten, strahlten wie von dem flammenden Licht der Morgenröte. So erschienen mir diese zwei Engel in der Ferne; als sie aber näher kamen, erschienen sie nicht zu Wagen, sondern in ihrer Engelsgestalt, welche die menschliche ist; der, welcher vom Osten des Himmels gekommen war, in glänzend purpurnem Gewand, und der vom Süden des Himmels in hyazinthfarbigem Gewand. Als sie unterhalb der Himmel in den Niederungen waren, lief der eine auf den anderen zu, wie wenn sie wetteiferten, einander zuvorzukommen, und umarmten und küssten einander. Ich hörte, dass diese zwei Engel, als sie noch in der Welt lebten, durch innige Freundschaft miteinander verbunden gewesen waren, nun aber der eine im östlichen Himmel, der andere im südlichen Himmel sich befinde. Im östlichen Himmel sind die, welche vom Herrn in der Liebe sind, im südlichen Himmel aber die, welche vom Herrn in der Weisheit sind.

Nachdem sie nun eine Zeitlang von den Herrlichkeiten in ihren Himmeln miteinander gesprochen hatten, fiel ihre Rede darauf, ob der Himmel seinem Wesen nach Liebe, oder ob er Weisheit sei; sie kamen sogleich überein, dass das eine dem anderen angehöre, welchem aber ursprünglich, darüber gingen sie in Erörterungen ein. Derjenige Engel, der aus dem Himmel der Weisheit war, fragte den anderen: Was ist Liebe? und dieser antwortete, die Liebe, die aus dem Herrn als der Sonne entspringt, sei die Lebenswärme der Engel und Menschen, somit das Sein ihres Lebens, und das von der Liebe abgeleitete nenne man Gefühle [affectiones], und durch diese werden Wahrnehmungen und so Gedanken hervorgebracht; woraus sich ergebe, dass die Weisheit ihrem Ursprung nach Liebe ist, folglich der Gedanke seinen Ursprung nach das Gefühl dieser Liebe ist, und dass man an den Ausflüssen, sofern sie ihrer Ordnung nach betrachtet werden, sehen könne, dass der Gedanke nichts anderes ist als eine Gestaltung des Gefühls; was man darum nicht wisse, weil die Gedanken im Licht sind, die Gefühle aber in der Wärme, weshalb man auch die Gedanken gegenständlich sich vorstelle, nicht aber die Gefühle. Dass der Gedanke nichts anderes ist, als die Ausgestaltung des Gefühls irgendeiner Liebe, könne auch versinnlicht werden durch die Rede, sofern diese nichts anderes ist als eine Gestaltung des Tones. Es sei auch das gleiche, weil der Ton dem Gefühl entspricht und die Rede dem Gedanken, weshalb das Gefühl den Ton gebe und der Gedanke die Rede. Dies könne auch anschaulich werden, wenn man sagt: nimm den Ton von der Rede weg, ob dann noch etwas von der Rede da ist; und ebenso: nimm das Gefühl von dem Gedanken weg, ob dann noch etwas von dem Gedanken da ist. Hieraus sei klar, dass die Liebe das Ganze der Weisheit ist, folglich dass das Wesen der Himmel die Liebe ist, und dass die Existenz derselben die Weisheit ist, oder, was dasselbe ist, dass die Himmel sind aus der göttlichen Liebe, und dass sie existieren aus der göttlichen Liebe durch die göttliche Weisheit; weshalb, wie früher gesagt worden, das eine dem anderen an gehört.

Nun war gerade bei mir ein neu [von der Erde] angekommener Geist, der, als er dies hörte, die Frage stellte, ob es sich ebenso verhalte mit der Liebestätigkeit und dem Glauben, da die Liebestätigkeit Sache des Gefühls und der Glaube Sache des Denkens sei; und der Engel antwortete: es ist ganz das gleiche, der Glaube ist nichts anderes als eine Gestaltung der Liebestätigkeit, gerade wie die Rede eine Gestaltung des Tones ist; denn der Glaube wird von der Liebe gestaltet, wie die Rede von dem Ton gestaltet wird. Auch die Weise der Gestaltung kennen wir im Himmel, allein es ist hier nicht der Ort, sie auseinanderzusetzen. Er fügte noch bei: unter dem Glauben verstehe ich den geistigen Glauben, in dem Leben und Geist einzig vom Herrn ist durch die Liebestätigkeit, denn diese ist geistig und durch sie der Glaube; weshalb der Glaube ohne die Liebestätigkeit ein bloß natürlicher Glaube ist, und dieser Glaube ist tot, auch verbindet er sich mit einem bloß natürlichen Gefühl, das nichts anderes ist als Begierde.

Die Engel sprachen hierüber geistig, und die geistige Rede umfasst tausend Dinge, welche die natürliche Rede nicht auszudrücken vermag; und die, merkwürdigerweise, nicht einmal in die Vorstellungen des natürlichen Denkens fallen können. Nachdem die Engel dieses und jenes besprochen hatten, entfernten sie sich, und indem sie sich, jeder in seinen Himmel zurückbegaben, erschienen Sterne um ihre Häupter, und als sie sich in einiger Entfernung von mir befanden, erschienen sie wieder in Wagen wie zuvor.

Als jene zwei Engel mir aus dem Gesicht waren, sah ich rechts von mir einen Garten, in dem Ölbäume, Weinstöcke, Feigenbäume, Lorbeerbäume und Palmen standen, der Reihe nach, gemäß den Entsprechungen gesetzt. Dahin blickte ich und sah zwischen den Bäumen Engel und Geister wandeln und sich unterreden, und nun wandte ein engelhafter Geist seinen Blick auf mich — (engelhafte Geister heißen solche, die in der Geisterwelt zum Himmel vorbereitet werden) — dieser kam aus jenem Garten zu mir her und sprach: Willst du mit mir kommen in unser Paradies, so wirst du Wunderdinge hören und sehen; und ich ging mit ihm, und nun sprach er zu mir: Diese da, die du siehst, (es waren nämlich mehrere), sind alle in der Liebe zum Wahren und hieraus im Licht der Weisheit. Es ist auch hier ein Palast, den wir den Tempel der Weisheit nennen; ihn kann aber keiner sehen, der sich dünkt, dass er weise sei, und noch weniger, wer sich dünkt, dass er weise genug sei, und noch weniger, wer sich dünkt, dass er aus sich weise sei. Die Ursache hiervon ist, dass solche nicht in der Aufnahme des Himmelslichtes aus Liebe zur echten Weisheit sind. Die echte Weisheit besteht darin, dass der Mensch aus dem Licht des Himmels sieht, dass das, was er weiß, versteht und worin er weise ist, im Vergleich mit dem, was er nicht weiß, nicht versteht und worin er nicht weise ist, so wenig ist wie ein Tropfen im Vergleich mit dem Weltmeer, folglich kaum etwas. Jeder, der in diesem paradiesischen Garten ist und aus dem Innewerden und der Anschauung in sich anerkennt, dass seine Weisheit verhältnismäßig so winzig ist, der sieht jenen Tempel der Weisheit, denn das inwendige Licht im Gemüt des Menschen gibt ihn zu sehen, nicht aber sein auswendiges Licht ohne jenes.

Da ich nun dies öfter dachte, und aus dem Wissen, hernach aus dem Innewerden und zuletzt aus dem inwendigen Licht anerkannte, dass der Mensch so wenig Weisheit hat, siehe, so ward mir gegeben, jenen Tempel zu sehen. Er hatte eine bewundernswerte Form, stand über dem Boden sehr erhaben, viereckig, die Wände von Kristall, die Kuppel von durchsichtigem Jaspis geschmackvoll gewölbt, der Unterbau von mancherlei Edelsteinen. Die Stufen, auf denen man zu ihm hinanstieg, waren von poliertem Alabaster; zu den Seiten der Stufen erschienen wie Löwen mit ihren Jungen. Ich fragte nun, ob man hineingehen dürfe, und es hieß: Ja! weshalb ich hinanstieg, und als ich hineintrat, sah ich wie Cherubim unterhalb der Kuppel schweben, bald aber verschwinden. Der Boden, auf dem man ging, war von Zedernholz, und der ganze Tempel infolge der Durchsichtigkeit der Kuppel und der Wände zur Form des Lichtes gebaut. Mit mir trat der engelhafte Geist ein, dem ich erzählte, was ich von den zwei Engeln gehört hatte über die Liebe und Weisheit, und über die Liebestätigkeit und den Glauben; und nun sagte er:

Haben sie nicht auch von einem dritten gesprochen? Was ist dieses dritte, fragte ich; er erwiderte: es ist das Gute der Ausübung. Liebe und Weisheit ohne das Gute der Ausübung sind kein Etwas, sie sind bloß ideale Dinge und werden nicht real, bevor sie zur Ausübung kommen; denn Liebe, Weisheit und Ausübung sind die drei, die nicht getrennt werden können; werden sie getrennt, so ist keines etwas. Die Liebe ist kein Etwas ohne die Weisheit, sondern gestaltet sich in der Weisheit zu einem Etwas; dieses Etwas, zu dem sie sich gestaltet, ist die Ausübung. Ist daher die Liebe durch die Weisheit in der Ausübung, dann ist sie etwas Wirkliches, weil sie tatsächlich besteht. Es ist damit gerade wie mit dem Endzweck, der Ursache und der Wirkung: der Endzweck ist kein Etwas, wenn er nicht durch die Ursache in der Wirkung ist. Wird eines von diesen dreien aufgelöst, so wird das Ganze aufgelöst und wird wie nichts. Ebenso verhält es sich mit der Liebe, dem Glauben und den Werken: die Liebe ohne den Glauben ist nicht etwas, auch nicht der Glaube ohne die Liebe, noch die Liebe und der Glaube ohne die Werke; in den Werken aber werden sie etwas, und zwar ein solches Etwas, das die Beschaffenheit der Werke an sich trägt. Ebenso verhält es sich auch mit der Neigung, dem Gedanken und der Wirksamkeit, und ebenso mit dem Willen, dem Verstand und der Handlung: denn der Wille ohne Verstand ist wie ein Auge ohne Sehkraft, und beide sind ohne die Handlung wie ein Gemüt ohne Leib. Dass dem so ist, kann man deutlich an diesem Tempel sehen, weil das Licht, in dem wir hier sind, ein die inneren Regionen des Gemütes erleuchtendes Licht ist. Dass es ohne ein Dreifaches nichts Vollständiges und Vollkommenes gibt, lehrt auch die Geometrie, denn die Linie ist kein Etwas, wenn sie nicht zur Fläche wird, und die Fläche ist kein Etwas, wenn sie nicht zum Körper wird; weshalb das eine sich in das andere fortbilden musst, damit sie bestehen, und sie bestehen zusammen im dritten. Wie es sich mit diesem verhält, so verhält es sich mit allen und jeden geschaffenen Dingen, die in ihrem dritten abgegrenzt sind. Daher kommt nun auch, dass "drei" im Worte bezeichnen das vollständige und gänzlich. Weil dem so ist, so musste ich mich wundern, dass einige sich zum bloßen Glauben, andere sich zur bloßen Liebe, andere sich zu den bloßen Werken bekennen, da doch das eine ohne das andere, und das eine nebst dem ande ren ohne das dritte kein Etwas ist.

Allein kann nicht, fragte ich nun, der Mensch Liebe und Glauben haben und gleichwohl nicht die Werke? Kann nicht der Mensch in der Liebe zu etwas und im Denken desselben sein, ohne jedoch im Vollbringen desselben zu sein? Und der Engel erwiderte mir: Er kann es bloß in ideeller Weise, nicht aber in der Wirklichkeit. Immer musst er im Streben oder im Willen zum Wirken sein, und der Wille oder das Streben ist an sich betrachtet Handlung, weil es ein beständiges Anstreben zum Handeln ist, das zur Handlung im Äußeren wird, sobald die Entschließung hinzutritt; weshalb das Streben und Wollen als innere Handlung von jedem Weisen ganz wie eine äußere Handlung hingenommen wird, weil sie von Gott so angenommen wird; nur darf sie nicht unterbleiben, wenn Gelegenheit dazu gegeben wird. (WCR 386,387)






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Kapitel 12
Nächstenliebe und gute Werke

Wer ist der Nächste?

Zuerst soll gesagt werden, was Nächster ist, denn dieser ist es, den man lieben und gegen den Liebestätigkeit geübt werden soll; denn wenn man nicht weiß, was Nächster ist, so kann die Liebestätigkeit ohne Unterschied auf gleiche Weise gegen Böse wie gegen Gute geübt werden, wodurch die Liebestätigkeit [zur] Nicht-Liebestätigkeit wird; denn die Bösen tun infolge der Wohltaten dem Nächsten Böses, die Guten aber tun Gutes.

Allgemeine Meinung ist heutzutage, dass jeder Mensch in gleicher Weise Nächster sei, und dass man einem jeden, der Hilfe bedarf, wohltun solle; allein es ist Aufgabe der christlichen Klugheit, wohl zu untersuchen, wie das Leben eines Menschen beschaffen ist, und die Liebestätigkeit dem gemäß zu üben. Der Mensch der inneren Kirche tut es mit Unterscheidung, d.h. mit Einsicht, der Mensch der äußeren Kirche hingegen, weil er die Dinge nicht so unterscheiden kann, tut es ohne Unterschied.

Die Unterschiede des Nächsten, die der Mensch der Kirche durchaus wissen musst, verhalten sich gemäß dem Guten, das bei einem jeden ist, und weil alles Gute aus dem Herrn hervorgeht, so ist der Herr im höchsten Sinn und in überschwenglichem Grade der Nächste, von Dem der Ursprung ist. Daraus folgt, dass jeder in so weit Nächster ist, als er vom Herrn etwas bei sich hat. Und da niemand in gleicher Weise den Herrn, das ist das Gute, das von Ihm ist, aufnimmt, so folgt, dass keiner in gleicher Weise Nächster ist wie der andere, denn alle, die in den Himmeln sind, und alle, die gut sind auf Eden, unterscheiden sich in Ansehung des Guten: niemals gibt es bei zweien ganz ein und dasselbe Gute. Es soll [auch] verschieden sein, damit jegliches für sich bestehe. Aber alle diese Verschiedenheiten, somit alle Unterschiede des Nächsten, die sich gemäß der Aufnahme des Herrn, das ist gemäß der Aufnahme des Guten von Ihm, verhalten, kann niemals irgendein Mensch, nicht einmal ein Engel wissen, außer nur im allgemeinen, somit die Gattungen und deren Arten. Auch fordert der Herr nicht mehr vom Menschen, als dass er lebe gemäß dem, was er weiß.

Da das Gute bei jedem verschieden ist, so folgt daraus, dass die Beschaffenheit des Guten bestimmt, in welchem Grade und in welchem Verhältnis jemand Nächster ist: dass dem so ist, geht hervor aus dem Gleichnis des Herrn von dem, der unter die Räuber fiel, an dem, als er halbtot war, der Priester vorüberging und auch der Levit. Der Samariter aber, — nachdem er die Wunden desselben verbunden und Wein und Öl hineingegossen hatte, ihn auf sein eigenes Lasttier hob und ihn in eine Herberge führte und befahl, dass man für ihn sorge, — dieser wird, weil er das Gute der Liebestätigkeit übte, der Nächste genannt: Luk.10/29-37. Daraus kann man wissen, dass der Nächste die sind, die im Guten stehen. Öl und Wein, die der Samariter in die Wunden goß, bezeichnen auch das Gute und dessen Wahres.

Aus dem Gesagten geht nun hervor, dass im allgemeinen Sinn das Gute der Nächste ist, weil der Mensch Nächster ist gemäß der Beschaffenheit des Guten, das vom Herrn bei ihm ist. Und weil das Gute der Nächste ist, so ist es die Liebe, denn alles Gute gehört der Liebe an, somit ist jeder Mensch Nächster gemäß der Beschaffenheit der Liebe, die er vom Herrn hat. (NJHL 84-88)

Dass das Gute der Nächste ist, hat seinen Grund darin, dass das Gute Sache des Willens, und der Wille das Sein des Menschenlebens ist. Das Wahre des Verstandes ist auch der Nächste, aber nur in so weit, als es aus dem Guten des Willens hervorgeht, denn das Gute des Willens gestaltet sich im Verstand und stellt sich in ihm sichtbar dar im Licht der Vernunft. Dass das Gute der Nächste ist, ergibt sich aus aller Erfahrung: wer liebt eine Person anders, als nach der Beschaffenheit ihres Willens und Verstandes, d.h. nach dem Guten und Gerechten in ihr? Wie z.B.: wer liebt einen König, einen Fürsten, einen Herzog, einen Statthalter, einen Ortsvorsteher, irgendeine obrigkeitliche Person und irgendeinen Richter anders, als nach Maßgabe des Urteils, aus dem sie handeln und reden? Wer liebt einen Vorstand, einen Diener der Kirche, oder einen Geistlichen anders, als Maßgabe seiner wissenschaftlichen Bildung, nach der Reinheit seines Lebenswandels und nach seinem Eifer für der Seelen Heil? Wer liebt einen Feldherrn und irgendeinen Befehlshaber unter ihm anders, als nach seiner Tapferkeit und damit verbundenen Klugheit? Wer liebt einen Kaufmann anders, als nach seiner Redlichkeit? Wer liebt einen Arbeiter und Diener anders, als nach seiner Treue? Ja wer liebt einen Baum anders, als nach seiner Frucht, ein Grundstück anders, als nach seiner Fruchtbarkeit, einen Stein anders, als nach seiner Kostbarkeit, usw.? Und, merkwürdigerweise liebt nicht bloß der Tugendhafte das Gute und Gerechte im anderen, sondern auch der Lasterhafte, weil er bei diesem in keinerlei Furcht vor dem Verlust des guten Rufes, der Ehre und des Vermögens ist; — allein die Liebe zum Guten bei dem schlecht Denkenden ist nicht Nächstenliebe, denn der schlecht Denkende liebt den anderen nicht innerlich, außer inwieweit derselbe ihm dient. Hingegen das Gute in dem anderen lieben aus dem Guten in sich, ist echte Liebe zum Nächsten, denn alsdann küsst sich das Gute gegenseitig und verbindet sich. (WCR 418)

Die Grade der Verwandtschaft des Nächsten

Der Nächste ist nicht bloß der Mensch in der Einzahl, sondern auch in der Gesamtheit, denn Nächster ist auch eine kleinere und größere Gemeinschaft, das Vaterland, die Kirche, das Reich des Herrn, und über allen der Herr selbst: diese sind der Nächste, ihnen soll aus Liebe Gutes getan werden. Sie sind auch die aufsteigenden Grade des Nächsten, denn in höherem Grad als der einzelne Mensch, ist es eine Gemeinschaft von mehreren, in noch höherem Grad ist es das Vaterland, in noch höherem Grad ist es die Kirche, und in noch höherem Grad ist es das Reich des Herrn; im höchsten aber ist es der Herr. Diese aufsteigenden Grade sind wie die Sprossen einer Leiter, auf deren Gipfel der Herr steht.

Die Gesellschaft ist mehr Nächster als die einzelnen Menschen, weil sie aus mehreren besteht; gegen sie soll die Liebestätigkeit in gleicher Weise geübt werden wie gegen den Menschen im einzelnen, nämlich gemäß der Beschaffenheit des Guten, das bei ihr ist; somit ganz anders gegen eine Gesellschaft von Rechtschaffenen als gegen eine Gesellschaft nicht Rechtschaffener. Die Gesellschaft wird geliebt, wenn man für ihr Bestes sorgt aus Liebe zum Guten.

Das Vaterland ist mehr Nächster als die Gesellschaft, weil es wie eine Mutter [instar Parentis] ist, denn der Mensch ist in ihm geboren, es ernährt ihn und schützt ihn vor Unrecht. Dem Vaterland soll man aus Liebe Gutes tun gemäß seinen Bedürfnissen, die besonders seine Erhaltung, und das bürgerliche und geistige Leben der in ihm Befindlichen betreffen.

Wer das Vaterland liebt und ihm aus Wohlwollen wohltut, der liebt im anderen Leben das Reich des Herrn; denn dort ist das Reich des Herrn ihm das Vaterland. Und wer das Reich des Herrn liebt, der liebt den Herrn, weil der Herr alles in allem Seines Reiches ist.

Die Kirche ist Nächster mehr als das Vaterland, denn wer für die Kirche sorgt, der sorgt für die Seelen und das ewige Leben der Menschen, die im Vaterland sind. Wer daher für die Kirche aus Liebe sorgt, der liebt den Nächsten in höherem Grad, denn er wünscht und will für andere den Himmel und Glückseligkeit des Lebens in Ewigkeit.

Das Reich des Herrn ist Nächster in noch höherem Grade, denn das Reich des Herrn besteht aus allen, die im Guten sind, sowohl denen, die auf Erden, als denen, die in den Himmeln sind. Somit ist das Reich des Herrn das Gute mit all seiner Beschaffenheit im Inbegriff. Wenn dieses geliebt wird, so werden die einzelnen, die im Guten sind, geliebt.

Dies sind die Grade des Nächsten und gemäß diesen Graden steigt die Liebe bei denen, die in der Liebe gegen den Nächsten sind. Aber diese Grade sind Grade in aufeinanderfolgender Ordnung, in der das Frühere oder Höhere dem Späteren oder niedriger Stehenden vorzuziehen ist; und weil der Herr im Höchsten ist, und Er in den einzelnen Graden als Endzweck und Ziel zu betrachten ist, so soll Er über allen und über alles geliebt werden. Hieraus kann nun klar werden, wie die Liebe zum Herrn sich verbindet mit der Liebe gegen den Nächsten. (NJHL 91-96)

Nächster ist jemand gemäß der Art des Guten bei ihm; oder Nächster ist jemand je nach seiner Beschaffenheit. Dass nicht jeder Mensch in gleicher Weise der Nächste ist, lehrt das Gleichnis von dem Menschen, der unter die Räuber fiel, wo gesagt wird, dass er der Nächste sei, "der ihm die Barmherzigkeit erzeigte". Wer den Nächsten nicht nach der Beschaffenheit des Guten und Wahren in ihm unterscheidet, mag in tausenderlei Fällen betrogen und seine Nächstenliebe verwirrt und zuletzt wertlos werden. Ein teuflischer Mensch kann ausrufen: "Ich bin dein Nächster; tue mir Gutes", und wenn du ihm Gutes tust, mag er dich und andere töten; du gibst ihm ein Messer oder ein Schwert in seine Hand. Einfältige Leute handeln so. Sie sagen, jeder ist in gleichem Maß der Nächste und es sei daher nicht ihre Sache, seine Beschaffenheit zu erforschen. Gott aber betrachtet das nur wie bloße Hilfe, wie einem wilden Tier als dem Nächsten, geleistet wird. Wer den Nächsten aus echter Liebestätigkeit liebt, forscht danach, was der Mensch ist und tut ihm Gutes mit Unterschied, je nach der Beschaffenheit seines Guten. Solche Einfältige werden weggebracht und abgesondert im anderen Leben, denn wenn sie unter höllische Geister kommen, werden sie verlockt, sich ihnen günstig zu erweisen und den Guten Unrecht zu tun, denn die Bösen rufen aus: "Befreie mich! Hilf mir!"; dies ist die Hauptquelle der Macht, welche die Bösen erlangen. Ohne die Hilfe und gleichsam Verbindung mit ihnen sind sie gänzlich machtlos; aber in Verbindung mit denen, die sie unter dem Namen Nächster getäuscht haben, sind sie stark. Die echte Nächstenliebe ist vorsichtig und weise. Eine andere Nächstenliebe ist unecht, weil sie bloß aus dem Willen oder dem Guten und nicht zugleich verständig oder aus der Wahrheit ist. (Ch 21)

Hinsichtlich des bloß Persönlichen ist der eine nicht mehr ein Nächster als der andere, sondern nur hinsichtlich des Guten, das ihm seine besondere Eigenschaft verleiht. Denn es gibt so viele Verschiedenheiten von Nächsten, als es Verschiedenheiten von Gutem gibt; und die Unterschiede des Guten sind unendlich. Man glaubt gewöhnlich, ein Bruder, ein Angehöriger oder Verwandter, sei mehr der Nächste als ein Fremder, und ein Bürger unseres Vaterlandes sei mehr der Nächste als ein Ausländer; und doch ist jeder der Nächste gemäß seinem Guten, sei er Grieche oder Heide; denn jeder ist der Nächste gemäß seiner geistigen Ähnlichkeiten und Verwandtschaft. Dies kann aus dem Umstand ersehen werden, dass jeder nach dem Tode zu den Seinigen kommt, denen er im Guten, oder was dasselbe, in der Neigung ähnlich ist. Und dass natürliche Ähnlichkeiten nach dem Tode verschwinden und geistige Ähnlichkeiten an ihre Stelle treten, weil in den neubetretenen himmlischen Gemeinschaften einer den anderen kennt und sie verbunden sind dadurch, dass sie in ähnlichem Guten stehen. Von zehn, die in der Welt Brüder sind, mögen fünf in der Hölle und fünf mögen im Himmel sein, und diese fünf in verschiedenen Gemeinschaften. Und wenn sie sich begegnen, kennen sie einander nicht. Auf diese Weise ist jeder in der Gemeinschaft seiner eigenen Neigung. Es ist daher klar, dass jeder ein Nächster ist gemäß der Beschaffenheit seines Guten. Dies ist ganz besonders so mit geistigem Guten, und die Nächstenliebe hat vor allem darauf Bezug. (Ch 26)

Was die Nächstenliebe ist

Viele meinen, die Liebe gegen den Nächsten sei den Armen geben, dem Dürftigen Hilfe leisten und einem jeden Gutes tun. Liebestätigkeit ist aber, mit Klugheit zu Werke gehen, und um des Zweckes willen, dass Gutes daraus [entstehe]. Wer einem Böses tuenden Armen oder Dürftigen Hilfe leistet, der tut durch ihn dem Nächsten Böses, denn durch die Hilfe, die er leistet, bestärkt er ihn im Bösen und verschafft ihm Mittel, anderen Böses zu tun. Anders bei dem, der Guten Beistand leistet.

Allein die Liebestätigkeit erstreckt sich viel weiter, als auf die Armen und Dürftigen, denn Liebestätigkeit ist: recht tun in jedem Werk und die Pflicht in jedem Beruf. Wenn der Richter das Gerechte tut um der Gerechtigkeit willen, so übt er Liebestätigkeit; wenn er den Schuldigen straft und den Unschuldigen freispricht, so übt er Liebestätigkeit, denn so sorgt er für den Mitbürger und für das Vaterland. Der Geistliche, der das Wahre lehrt und zum Guten leitet um des Wahren und Guten willen, übt Liebestätigkeit. Wer hingegen dergleichen tut um seinet- und der Welt willen, der übt nicht Liebestätigkeit, weil er nicht den Nächsten, sondern sich liebt.

Ebenso verhält es sich mit den übrigen, mögen sie nun in einem Amt sein oder nicht, wie z.B. mit den Kindern gegenüber den Eltern, und mit den Eltern gegenüber den Kindern; mit den Dienern gegenüber den Herren, und mit den Herren gegenüber den Dienern; mit den Untertanen gegenüber dem König, und mit dem König gegenüber den Untertanen: wer von ihnen die Pflicht tut aus Pflichtgefühl und das Gerechte aus Rechtsgefühl, der übt Liebestätigkeit.

Diese Dinge sind aber Erweisungen der Liebe gegen den Nächsten oder der Liebestätigkeit, weil, wie oben gesagt worden, jeder Mensch Nächster ist, jedoch in verschiedener Weise: eine kleinere oder größere Gemeinschaft ist mehr Nächster; das Vaterland ist noch mehr Nächster; das Reich des Herrn noch mehr, und der Herr über alle; und im universellen Sinne ist das Gute, das von dem Herrn hervorgeht, der Nächste; folglich ist es auch das Aufrichtige [Sincerum] und Gerechte. Wer daher irgend etwas Gutes tut, um des Guten willen, und wer aufrichtig und gerecht handelt um der Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit willen, der liebt den Nächsten und übt Liebestätigkeit, denn er tut es aus Liebe zum Guten, Aufrichtigen und Gerechten, und somit aus Liebe zu denen, in denen Gutes, Aufrichtiges und Gerechtes ist.

Die Liebestätigkeit ist also eine innere Neigung, aus der heraus der Mensch Gutes tun will, und zwar dies ohne Vergeltung. Seine Lebenslust [ejus jucundum vite] ist, es zu tun. Bei denen, die aus innerer Neigung Gutes tun, ist in allem, was sie denken und reden, und was sie wollen und tun, die Liebestätigkeit. Man kann sagen, dass ein Mensch und ein Engel ihrem Inwendigen nach Lieb tätigkeit sind, wenn das Gute ihnen der Nächste ist. So weit erstreckt sich die Liebestätigkeit.

Diejenigen, welchen die Selbst- und Weltliebe Zweck sind, können durchaus nicht in Liebestätigkeit sein; sie wissen nicht einmal, was Liebestätigkeit ist und begreifen gar nicht, dass dem Nächsten wohl wollen und Gutes tun ohne Absehen auf Belohnung der Himmel im Menschen ist, und dass dieser Neigung so große Seligkeit innewohnt, wie die der Engel des Himmels, welche unaussprechlich ist; denn sie glauben, wenn sie der Freude beraubt werden, die aus der Herrlichkeit der Ehrenstellen und Reichtümer entspringt, so gäbe es keine Freuden mehr, während doch alsdann erst die himmlische Freude beginnt, die unendlich [alles] übersteigt. (NJHL 100-105)

Das Erste der Nächstenliebe besteht im Aufsehen zum Herrn, und im Meiden des Bösen, weil es Sünde ist.... Wer sieht nicht, dass ein unbußfertiger Mensch ein böser Mensch ist? Und wer sieht nicht, dass ein böser Mensch keine Nächstenliebe hat? Und wer sieht nicht, dass der Mensch, der keine Nächstenliebe hat, auch keine Nächstenliebe üben kann. Nächstenliebe fließt aus der Nächstenliebe im Menschen. (D. C. 7,8)

Das Zweite der Nächstenliebe besteht im Tun des Guten, weil es nützlich ist. ... Das Gute ist jedoch Gutes nur insofern, als derjenige, der es übt, das Böse als Sünde meidet. Wird Gutes getan, bevor das Böse als Sünde gemieden wird, so ist das Gute nur äußerlich, ja verdienstlich. Denn es fließt aus einer unreinen Quelle, und was aus einer solchen Quelle fließt, ist inwendig böse; denn der Mensch selbst und die Welt ist darin. Es ist bekannt, dass christliches Wohltun ein Teil der Nächstenliebe ist; und viele glauben, Gutes zerstöre das Böse, und auf diese Weise höre das Böse im Menschen entweder auf oder werde nicht beachtet. Das Gute zerstört jedoch das Böse nicht, wenn ein Mensch nicht an das Böse in sich denkt und es tatsächlich bereut. Es gibt viele, die so glaubten und gedacht haben, das Böse bestehe gar nicht bei ihnen, die bei näherer Erforschung bekannten, dass sie voll von Bösem seien und, wenn sie nicht in ihrem Äußeren abgehalten würden, nicht selig werden könnten. (D. C. 10,12)

Dass Gutes tun und Böses meiden zwei verschiedene Dinge sind, ist klar; denn es gibt Menschen, die jederlei Gutes der Nächstenliebe aus Frömmigkeit und aus dem Denken des äußeren Lebens tun, und die doch nicht wissen, dass hassen und sich rächen, huren, rauben und schädigen, beschimpfen und folglich falsches Zeugnis ablegen und vieles andere böse ist. Es gibt Richter, die ein frommes Leben führen und doch es für keine Sünde halten, nach Freundschaft, Verwandtschaft und mit Rücksicht auf Ehre und Gewinn Urteile zu fällen; ja, selbst wenn sie wissen, dass diese Dinge Sünde sind, begründen sie bei sich selbst, sie seien es nicht. Das gleiche findet auch auf andere Anwendung. Mit einem Wort, das Böse als Sünde fliehen und christliches Wohltun sind zwei verschiedene Dinge. Wer das Böse als Sünde flieht, tut christlich Gutes. Wer aber Gutes tut und das Böse nicht als Sünde flieht, tut nicht christliches Gutes, denn das Böse ist der Nächstenliebe entgegengesetzt und musst daher abgetan werden, bevor das Gute, das er tut, mit oder aus der Liebestätigkeit geschieht. Niemand kann Gutes tun und zu gleicher Zeit Böses tun wollen, oder kann beides, Gutes und Böses wollen. Jedes Gute, das gut in sich ist, fließtaus dem inneren Willen; Böses wird durch Buße aus diesem Willen beseitigt, denn darin wohnt das Böse, in das der Mensch geboren wird. Und wenn daher der Mensch das Böse nicht bereut, bleibt es in seinem inneren Willen, und das Gute fließt aus seinem äußeren Willen; und so ist sein Zustand ein verkehrter. Das Äußere erhält seine Beschaffenheit vom Inneren und nicht das Innere vom Äußeren. Der Herr sagt: "Reinige zuerst das Innere des Bechers und der Schale". Der Mensch hat einen zweifachen Willen: einen inneren und einen äußeren. Der innere Wille wird durch die Buße gereinigt; dann tut der äußere Gutes aus dem inneren. Äußeres Gutes aber beseitigt nicht das Böse der Begierden oder die Wurzel des Bösen. (D. C. 13)

Gutes ist entweder bürgerlicher, moralischer oder geistiger Natur. Das Gute, das jemand tut, bevor er das Böse als Sünde flieht, ist bürgerliches und moralisches Gutes; sobald er aber Böses als Sünde flieht, wird das Gute auch geistig, sowohl als bürgerlich und moralisch, und nicht vorher. Die Begierden liegen [vorher] in ihm versteckt und die Lustreize der Begierden liegen außen; und indem er daher aus den Begierden und ihren Lustreizen denkt, begründet er entweder das Böse und hält es für erlaubt, oder er macht sich keine Gedanken über irgendein Böses in sich selbst und glaubt sich daher vollkommen gesund. Es ist eine Wahrheit, dass der Mensch sich als Sünder und als ungesund von der Sohle bis zum Haupt bekennen soll. Dies kann er sagen, d.h., sagen mit äußerem Ernst; und doch kann er es innerlich nicht glauben, außer er weiß es durch Erforschung. Dann kann er in Wahrheit sagen — und dann zum erstenmal wahrnehmen, dass nichts Gesundes in ihm ist. So und auf keine andere Weise wird das Krebsgeschwür geöffnet und geheilt; andernfalls wird es nur obenhin geheilt. Haben nicht der Herr und Johannes der Täufer Buße gepredigt? Jesajas sagt, man müsse vom Bösen abstehen und dann lerne der Mensch Gutes tun. Solange dies nicht der Fall ist, weiß er nichts weder von der Natur noch von der Beschaffenheit des Guten. Das Böse kennt das Gute nicht, das Gute aber hat die Macht, das Böse zu unterscheiden. (D. C. 14)

Da es notwendig ist, dass Böses zuerst bekannt werde, damit es beseitigt werden kann, deshalb waren die Zehn Gebote das Erste (primum) des Wortes; und sind auch in der ganzen Christenheit das Erste der kirchlichen Lehre. Alle werden in die Kirche eingeführt dadurch, dass sie das Böse erkennen und es nicht tun wollen, weil es Sünde gegen Gott ist; und deshalb war dieses Erste so heilig, aus dem Grunde, weil keiner früher christliches Gutes tun kann. (D. C. 15)

Die Freuden der Nächstenliebe sind gemäß der Bedeutung und Wichtigkeit des getanen Nutzens

Was den Nutzen betrifft, so verhält es sich damit so, dass die, welche in Liebestätigkeit, d.h. in der Liebe zum Nächsten sind (von welcher Liebe das Angenehme der Vergnügungen, das lebendig ist, herkommt), den Genuss von Vergnügungen nur um der Nutzwirkung willen wollen. Die Liebestätigkeit ist nichts, wenn nicht sind Werke der Liebestätigkeit; in der Ausübung oder Nutzwirkung besteht die Liebestätigkeit. Wer den Nächsten liebt wie sich selbst, fühlt überall nicht das Angenehme der Liebestätigkeit, als in der Ausübung oder in der Nutzwirkung, daher das Leben der Liebestätigkeit ein Leben der Nutzwirkungen ist. Ein solches Leben ist das des ganzen Himmels, denn das Reich des Herrn, weil es das Reich der gegenseitigen Liebe ist, ist ein Reich der Nutzwirkungen. Darum hat jedes Vergnügen, das aus der Liebestätigkeit stammt, aus der Nutzwirkung sein Angenehmes. Je ausgezeichneter der Nutzen, desto größer das Angenehme. Daher kommt es, dass je nach dem Wesen und der Beschaffenheit des Nutzwirkens, die Engel Seligkeit haben vom Herrn. So verhält es sich mit jedem Vergnügen: je ausgezeichneter sein Nutzen ist, desto größer ist sein Angenehmes; wie zum Beispiel nur das Angenehme der eheliche Liebe, weil aus ihr die Pflanzschule der menschlichen Gesellschaft, und aus dieser das Reich des Herrn in den Himmeln ist, welcher Nutzen von allen der größte ist, darum wohnt ihr so viel Annehmlichkeit inne, dass sie, wie gesagt, himmlische Seligkeit ist Mit den übrigen Vergnügungen verhält es sich ebenso, aber mit Unterschied je nach der Vortrefflichkeit der Nutzwirkungen. Diese Nutzwirkungen sind so vielfach, dass sie kaum in Gattungen und Arten zerlegt werden können; von denen die eine näher und unmittelbarer, die andere entfernter und mittelbarer sich auf das Reich des Herrn, oder den Herrn bezieht. Hieraus geht auch hervor, dass dem Menschen alle Vergnügungen gestattet sind, aber um ihres Nutzens willen, und dass sie so vermöge der Nutzwirkung in der sie sind, an der himmlischen Seligkeit teilnehmen und aus ihr leben. (HG 997)

Der Mensch ist nicht gesunden Geistes, wenn seine Neigungen und Beschäftigungen nicht auf Nutzleistungen abzielen

Der Mensch hat äußeres Denken und inneres Denken. Er ist im äußeren Denken, wenn er in Gesellschaft ist, ob er nun dann zuhört oder spricht, oder lehrt oder handelt, und ebenso wenn er schreibt. Sein Gemüt aber ist in innerem Denken, wenn er zu Hause ist und seinen eigenen inneren Neigungen Raum gibt — dies ist das eigentümliche Denken seines Geistes in sich selbst, das erstere aber ist das eigentümliche Denken seines Geistes im Körper. Beide verbleiben bei dem Menschen nach dem Tode, und man weiß nicht, wie der Mensch beschaffen ist, ehe sein äußeres Denken hinweggenommen ist, denn dann spricht und handelt der Gedanke aus seiner Neigung.

Ein Mensch, der gesunden Geistes ist, wird dann merkwürdige Dinge sehen und hören; denn er wird dann hören und sehen, dass viele, die in der Welt weise gesprochen, verständig gepredigt, gelehrt unterrichtet, wissenschaftlich geschrieben und auch klug gehandelt haben, sobald das Äußere ihres Gemütes weggenommen wird, sofort unsinnig denken und reden und handeln, ganz so unsinnig wie Verrückte in dieser Welt; und was sonderbar ist, sie halten sich dann für weiser als andere. Um aber die Dauer ihres Wahnsinns abzukürzen, werden sie abwechslungsweise wieder in ihr Äußeres und dadurch in das bürgerliche und moralische Leben, das sie in der Welt geführt hatten, versetzt; wenn sie sich hier in Gemeinschaften befinden, so wird ihnen eine Erinnerung ihrer Tollheiten beigebracht, und dann sehen und bekennen sie, dass sie wahnsinnig und närrisch gesprochen und gehandelt haben. Sobald sie aber wieder in ihr Inneres oder die ihrem Geist eigenen Dinge zurückversetzt werden, sind sie verrückt wie vorher. Ihrer Unsinnigkeiten sind es viele, die auf folgende hinauslaufen: sie wollen herrschen, stehlen, die Ehe brechen, lästern, Schaden tun, Redlichkeit, Gerechtigkeit, Aufrichtigkeit und jedes Gute und Wahre der Kirche und des Himmels verachten, verwerfen, verspotten. Und was noch mehr ist, diesen Zustand ihres Geistes lieben sie, denn der Versuch ist mit vielen gemacht worden, ob sie lieber richtig oder verrückt denken, und man fand, dass sie vorziehen verrückt zu denken. Der Grund, weshalb sie von dieser Gemütsart sind, ist auch entdeckt worden, nämlich, weil sie sich selbst und die Welt über alles geliebt haben, weil sie ihr Gemüt nicht auf Nutzleistungen gerichtet haben, außer um der Ehre und des Gewinnes willen, und weil sie die Freuden des Körpers den Freuden der Seele vorgezogen haben. Ihr Charakter in der Welt war von der Art, dass sie bei sich niemals gesund dachten, außer in Gegenwart anderer Menschen.

Es gibt nur diese eine Kur für ihren Wahnsinn: sie werden an Beschäftigungen unter einem Gericht in der Hölle gestellt: solange sie an diesen Beschäftigungen sind, sind sie nicht verrückt, denn die Arbeiten, womit sie beschäftigt sind, halten das Gemüt wie in Kerker und Banden, damit es nicht in den Wahnsinn seiner Lüste ausschweife. Dort arbeiten sie für Nahrung, Kleidung und Ruhestatt — daher mit Widerwillen, aus Notwendigkeit und nicht frei aus Neigung.

Dagegen aber, alle diejenigen in der Welt, die Nutzleistungen liebten und aus Liebe zu denselben sie ausübten, denken in ihrem Geiste gesund, und ihr Geist denkt gesund in ihrem Körper; denn jenes innere Denken ist auch äußeres Denken, und durch dieses aus jenem fließt auch ihr Reden und Handeln. Die Neigung zum Nutzen hält ihr Gemüt in sich zurück und verhindert, dass es in Eitelkeiten, in Wollüste und Unreinheiten, in Torheiten und Betrug, in unlautere Freuden verschiedener Begierden ausschweift. Sie werden ähnlich nach dem Tode; ihr Gemüt ist an sich engelhaft, und wenn das äußere Denken weggenommen ist, werden sie geistig und Engel und so Empfänger himmlischer Weisheit aus dem Herrn.

Aus allem diesem geht nun hervor, dass der Mensch nicht gesunden Geistes ist, wenn seine Neigung oder seine Beschäftigung nicht auf Nutzleistung gerichtet ist. (D. A. 15)

Die Freude Gutes zu tun ohne Wiedervergeltung

Die wenigsten heutzutage erkennen, dass die himmlische Glückseligkeit im Gutestun ohne Wiedervergeltung besteht, denn sie wissen nicht, dass es noch eine andere Glückseligkeit gibt, als Ehrenstellen zu erlangen, von anderen bedient zu werden, Überfluss an Reichtümern zu haben und in Wollüsten zu leben. Dass es darüber hinaus eine Glückseligkeit gebe, und das Innere des Menschen anregt, davon haben sie keinen Begriff. Daher wissen sie auch nicht, dass es eine himmlische Glückseligkeit gebe, und dass diese Glückseligkeit mit der echten Liebestätigkeit verbunden sei. Frage nur die Weisen des Tages, ob sie wissen, was himmlische Glückseligkeit ist, sie wissen es nicht. Daher kommt es auch, dass viele die guten Werke verwerfen, indem sie glauben, dass dieselben bei niemandem möglich seien ohne die Absicht, durch dieselben sich Verdienst zu erwerben; denn sie wissen nicht, dass die, welche vom Herrn geführt werden, nichts mehr wünschen, als gute Werke zu vollbringen, und dass sie an nichts weniger denken als an Verdienst durch dieselben. Der neue Wille, der vom Herrn denen gegeben wird, die wiedergeboren werden, bringt nämlich dies mit sich, weil dieser Wille bei dem Menschen vom Herrn stammt. (HG 6392)

Diejenigen, die wahrhaft in dieser Liebe stehen, sind in ihrem Lustreiz und ihrer Seligkeit, wenn sie dem Nächsten wohltun, denn nichts wünschen sie mehr als dieses. Dieser Lustreiz und diese Seligkeit ist es, die unter Lohn im Worte verstanden wird, denn der Lustreiz selbst oder die Seligkeit ist der Lohn, und dieser macht im anderen Leben die Freude und Seligkeit aus, die im Himmel ist, und hierdurch wird ihnen der Himmel zuteil. Denn diejenigen, die dort in dieser Liebe sind, genießen, wenn sie Nutzen leisten und anderen Gutes tun, eine solche Freude und solches Glück, dass sie jetzt erst im Himmel zu sein glauben. Dies wird ihnen vom Herrn gegeben, und jedem nach seiner Nutzleistung.

Diese Glückseligkeit verschwindet aber, sobald sie an Vergeltung oder Belohnung denken, denn dieser Gedanke an Vergeltung, während sie doch recht eigentlich ihren Lohn genießen, macht diese Liebe unrein und verkehrt sie. Der Grund ist, weil sie dann an sich denken und nicht an den Nächsten, nämlich, wie (sie) sich selbst glücklich machen, nicht aber die anderen, außer insofern, als wie sie selbst glücklich werden. Hierdurch verkehren sie die Liebe zum Nächsten in Liebe zu sich, und soweit sie dies tun, kann ihnen nicht Freude und Glück aus dem Himmel mitgeteilt werden, denn sie konzentrieren den Einfluss des Glückes aus dem Himmel in sich, und lassen ihn nicht auf die anderen übergehen, und sind den Gegenständen ähnlich, welche die Sonnenstrahlen nicht zurückwerfen, sondern aufsaugen. Jene Gegenstände erscheinen im Lichte und glänzen, diese aber im Schatten und glänzen gar nicht. Deswegen werden diejenigen, die von solcher Art sind, von der Engelgemeinschaft getrennt, als solche, die nichts mit dem Himmel gemein haben. (HG 6388)

Wenn ein Engel jemandem Gutes erzeigt, so teilt er ihm auch sein eigenes Gutes, sein Glück und seine Seligkeit mit, und zwar mit dem Verlangen, dem anderen alles zu geben und nichts zurückzubehalten. Wenn er in solcher Mitteilung ist, dann fließt das Gute mit seiner Wonne und Seligkeit ihm weit mehr zu, als er gibt, und zwar in fortwährender Zunahme. Aber sobald ihm der Gedanke kommt, er wolle das Seinige zu dem Zwecke mitteilen, damit er diesen Einfluss der Wonne und Seligkeit in sich erlange, so verliert sich der Einfluss, und mehr noch, wenn irgendein Gedanke an Belohnung von dem, dem er sein Gutes mitteilt, in ihm auftaucht. Dies wurde mir aus vielfacher Erfahrung zu wissen gegeben.

Hieraus kann man auch erkennen, dass der Herr im einzelnen waltet, denn der Herr ist von der Art, dass Er Sich allen mitteilen will. Daher vermehrt sich die Wonne und Seligkeit bei denen, die Abbilder und Ähnlichkeiten von Ihm sind. (HG 6478)

Die innere Glückseligkeit der Liebe und Liebestätigkeit, wahrnehmbar in diesem Leben

Was diese Seligkeit himmlischer Neigungen anbelangt, so kann sie nicht leicht beschrieben werden, weil sie eine innerliche ist, und selten bei jemanden auf den Körper selbst einwirkt, somit selten auf das Gefühl; denn solange der Mensch im Körper lebt, fühlt er nur das deutlich, was im Körper ist, und nur sehr dunkel das, was in seinem Geist ist, denn die weltlichen Sorgen verhindern es, solange der Mensch noch im Körper lebt. Das Selige seiner Neigungen kann nur dann bis zu dem Sinn des Körpers, wo jene Sorgen sind, eindringen, wenn das Natürliche und Sinnliche zur Übereinstimmung mit dem Inwendigeren gebracht ist, und auch dann nur dunkel, gleichsam wie ein Gefühl der Ruhe, das aus der Zufriedenheit seines Gemütes hervorgeht. Nach dem Tode aber gibt es sich kund, und wird als etwas Wonniges und Glückliches empfunden, das sowohl das Innere als das Äußere anregt. (HG 6408)

Die Engel erscheinen im Himmel als Gestalten der Liebestätigkeit

Im Himmel erscheint der Engel als Liebestätigkeit in einer Gestalt. Die Beschaffenheit seiner Liebestätigkeit ist ersichtlich in seinem Angesicht und vernehmbar am Ton seiner Stimme; denn nach dem Tode wird ein Mensch seine eigene Liebe, das heißt die Neigung seiner eigenen Liebe — ein Geist oder Engel ist nichts anderes; ja, der Geist oder Engel ist sogar seinem ganzen Körper nach eine Gestalt der Liebestätigkeit. In der Welt ist der Mensch keine Gestalt der Liebestätigkeit, was sein Angesicht, seinen Körper und seine Stimme betrifft. Aber dennoch mag er das sein in Bezug auf sein Gemüt; und nach dem Tod ist sein Gemüt ein Geist in der menschlichen Form. Aber dennoch kann ein redlicher Mensch, der keine Gedanken gegen die Liebestätigkeit hat, im Angesicht und an der Stimme als ein solcher erkannt werden; dennoch aber mit Schwierigkeit, denn es gibt Heuchler, die das Aufrichtige der Liebestätigkeit im Leben heucheln, ja anziehen können. Wenn aber ein Engel das Angesicht eines Menschen sieht, oder seine Stimme hört, so erkennt er die Eigenschaft desselben, weil er das Materielle nicht sieht, das ihn umhüllt; worauf jedoch der materielle Mensch achtet. (D. C. 31)

Das Kennzeichen des Charakters

Im anderen Leben werden die Geister danach unterschieden: die, welche auf Böses gegen andere ausgehen, sind höllische oder teuflische Geister, die aber, die anderen wohl wollen, sind gute und engelhafte Geister.

Der Mensch kann wissen, unter welchen er ist, ob unter höllischen oder unter engelhaften: wenn er gegen den Nächsten Böses im Sinn hat, von ihm nur Böses denkt, und wenn er kann, es auch wirklich tut, und seine Freude daran hat, so ist er unter den Höllischen und wird auch höllisch im anderen Leben. Wer dagegen Gutes gegen den Nächsten im Sinn hat, und von ihm nur Gutes denkt, und wenn er kann, es auch wirklich tut, der ist unter den Engelischen, und wird auch ein Engel im anderen Leben. Das ist das Kennzeichen, danach soll sich jeder prüfen, wie er beschaffen ist. Es macht die Sache um nichts besser, dass einer nicht Böses tut, wenn er nicht kann, oder es nicht wagt, und es macht die Sache um nichts besser, dass einer Gutes tut um seiner selbst willen, das sind Äußerlichkeiten, die im anderen Leben entfernt werden, der Mensch ist dort, wie er denkt und gesinnt ist. Es gibt viele, die aus einer in der Welt angenommenen Gewohnheit gut reden können, allein man merkt sogleich ob das Gemüt oder die Absicht damit übereinstimmt, wo nicht, so wird er unter die Höllischen von seiner Gattung und Art zurückgeworfen. (HG 1680) Ein jeder kann sehen, was für ein Leben er hat, wenn er nur erforscht, was er für einen Endzweck hat. Nicht was für Zwecke, denn es sind deren unzählige, nämlich ebenso viele als Absichten (intentiones), und beinahe ebenso viele als Urteile und Schlüsse der Gedanken, aber diese sind Mittelzwecke, die vom Hauptzweck auf mannigfaltige Weise abgeleitet werden oder auf ihn abzielen. Er möge aber denjenigen Zweck erforschen, den er den übrigen vorzieht, und in Beziehung auf den die übrigen wie nichts sind. Wenn er zum Endzweck hat sich selbst und die Welt, so soll er wissen, dass [er] höllisch ist; wenn er aber zum Endzweck hat das Wohl des Nächsten, das allgemeine Wohl, das Reich des Herrn, hauptsächlich den Herrn selbst, so soll er wissen, dass [er] himmlisch ist (D. C. 37)

Im weiteren Verlauf der Unterhaltung mit ihm [Swedenborg] über sein Religionssystem nahm ich Anlass, ihn zu fragen, wie ein Mensch, der versichert ist, dass es ihm ernst war mit seiner Pflicht gegen Gott und den Nächsten, gewiss sein könne, ob er auf dem rechten Weg zur Seligkeit sei oder nicht? Ich erhielt zur Antwort, dies sei sehr leicht; und ein solcher Mensch dürfe bloß sich und seine eigenen Gedanken gemäß den Zehn Geboten prüfen: z.B. ob er Gott liebe und fürchte; ob er sich freue über anderer Wohlergehen und sie nicht beneide; ob er, wenn ihm von anderen eine große Beleidigung zugefügt worden, was in ihm Groll und Sinnen auf Rache erweckt haben mochte, hernach seine Gesinnungen ändere, weil Gott gesagt hat, dass die Rache Sein sei, und so fort; dann möge er versichert sein, dass er auf dem rechten Weg zum Himmel sei. Finde er aber, dass er von entgegengesetzten Gesinnungen geleitet wird, so sei er auf dem Weg zur Hölle. (General Tuxen. Urk. Sw. Seite 35)

Der Mensch hat weder Glauben noch Liebestätigkeit, bevor sie sich in Werken äußern

Bisher war nicht bekannt, dass alles Leben des Menschen in seinen Werken liegt, weil diese nur als Bewegungen erscheinen, die man Handlungen nennt, weil sie beim Menschen (gleichsam) leben und durch die Bewegungen des Mundes, der Zunge, der Kehle, als Rede hervortreten; gleichwohl aber sind sie das, was nicht nur die Liebestätigkeit und den Glauben beim Menschen offenbart, sondern sie vervollständigen und vervollkommnen auch dieselben, und zwar deshalb, weil weder der Glaube, noch die Liebe wahrhaft beim Menschen ist, bevor sie in der Wirklichkeit existieren, und dies geschieht nur durch die Werke. Alles, was zum Glauben und zur Liebestätigkeit beim Menschen gehört, liegt aber in den Werken, weil die Werke Tätigkeiten sind, die aus dem Willen und Denken des Menschen hervorgehen, und das ganze Wesen dieser auf die Werke einwirkt und sich in dieselben ergießt, geradeso wie die ganze Ursache auf die Wirkung, und der ganze Samen und Trieb des Baumes auf die Frucht einwirkt, denn die Werke sind die Vervollständigung des Glaubens und der Liebe.

Dass es sich so verhält, erscheint nicht vor den Augen der Menschen, sehr deutlich aber vor den Engeln. Wenn der Mensch in der Ausübung der Liebestätigkeit ist, dann erscheint die Sphäre aller seiner Neigungen und Gedanken wie eine dünne Feuchtigkeit (eine Art Dunstkreis), und bisweilen wie eine helle oder auch dunkle Wolke rings um ihn, und in dieser Sphäre liegt das ganze Wesen seines Gemütes, so dass aus ihr die ganze Beschaffenheit des Menschen von den Engeln erkannt wird, und zwar aus dem Grund, weil ein jeder seine Liebe ist, und die aus ihr hervorgehenden Werke machen, dass die Liebe tätig ist, und während sie tätig ist, sich rings um ihn ergießt. Ebendieselbe geistige Sphäre offenbart sich nicht nur vor dem Blick wie ein hervorquellender Dunst, sondern auch in verschiedenen vorbildlichen Formen, so dass aus diesen Vorbildungen der Mensch, Geist oder Engel ganz so erscheint, wie er beschaffen ist.

Dass in den Werken das Ganze des Gemüts enthalten ist, kommt auch daher, weil alles Aufeinanderfolgende, das nach seiner Ordnung vom Höchsten bis zum Untersten, oder vom Ersten bis zum Letzten fortschreitet, im Untersten oder Letzten eine Zusammenfassung bildet, in der alles Höhere oder Frühere vereint existiert. Die Werke sind eben das Letzte des Menschen, das aus seinem Inneren hervorgeht, das in der aufeinanderfolgenden Ordnung besteht und hieraus ergibt sich, dass in den Werken alles, was im Willen und Denken des Menschen liegt, somit seine Liebe und sein Glauben beisammen ist oder existiert. (EKO 822)

Leben, Liebe und Werke machen bei jedem Menschen eins aus

Weil im Obigen vom Glauben und von den Werken gehandelt wurde, so will ich den daraus folgenden Schluss ziehen, dass die Liebe, das Leben und die Werke bei einem jeden Menschen eins ausmachen, so dass es ganz gleich ist, ob man sagt Liebe, oder Leben und Werke.

Dass die Liebe das Leben des Menschen macht, und dass sein Leben so beschaffen ist wie seine Liebe, und zwar nicht nur das Leben des Geistes, sondern auch das seines Leibes, wurde oben gezeigt; und weil der Mensch das, was er liebt, auch mit seinem Gemüt will, und mit dem Körper tut, so folgt hieraus, dass die Liebe und die Handlungen od er die Werke, eins ausmachen.

Dass die Werke sowohl aus dem inneren als aus dem äußeren Leben des Menschen hervorgehen, und dass sie Betätigungen der Sphäre seiner Neigungen und Gedanken sind, die ihn umgibt, und dass eine Mitteilung des Lebens und der Liebe des Menschen nicht möglich ist, wenn die ihn umgebende Sphäre seines Lebens nicht tätig wird durch das Tun, kann mit vielen Gründen gezeigt werden. Daher ist im Menschen alles, wovon diese Sphäre ausgeht, und folglich auch sein Glaube, so beschaffen, wie sein Leben oder seine Liebe oder seine Werke. Wenn also die Werke böse sind, so folgt daraus, dass kein Glaube des Wahren, sondern ein Glaube des Falschen vorhanden ist, denn das Böse und Falsche hängt zusammen, nicht aber das Böse und Wahre. Wenn aber die Werke gut sind, so ist dies ein Beweis, dass ein Glaube des Wahren vorhanden ist, denn das Gute und das Wahre lieben sich gegenseitig und verbinden sich. Wenn aber die Werke des Menschen ihrer äußeren Form nach gut erscheinen, und doch der Mensch im Inneren böse ist, so folgt daraus, dass er einen Glauben des Falschen hat, wie sehr er auch Gutes zu reden vermag, aber dieses Gute ist inwendig mit Bösem befleckt und seine Werke sind folglich so beschaffen, wie sie vom Herrn beschrieben werden Matth.23/25-28: "wie das gereinigte Äußere des Bechers und der Schüssel, deren Inneres voll Raub und Unmäßigkeit ist; und wie übertünchte Gräber, die von außen schön erscheinen, inwendig aber voll Totengebeine und Unreinheit sind". (EKO 842)

Liebe zu Gott und Liebe zum Nächsten unterschieden

Das Göttliche bei denen, die Glauben an Ihn haben, ist die Liebe und die Liebestätigkeit. Unter der Liebe wird verstanden die Liebe zum Herrn, unter der Liebestätigkeit die Liebe gegen den Nächsten. Die Liebe zum Herrn kann gar nicht getrennt werden von der Liebe gegen den Nächsten; denn die Liebe des Herrn ist die gegen das gesamte Menschengeschlecht, das Er ewig selig machen, und ganz an Sich anschließen will, so dass keiner von ihnen verlorengehe. Wer daher die Liebe zum Herrn hat, der hat die Liebe des Herrn, und so kann er nicht anders, als den Nächsten lieben.

Die hingegen, die in der Liebe gegen den Nächsten sind, sind darum nicht alle in der Liebe zum Herrn, wie z.B. die gutartigen Heiden, die in Unwissenheit in Betreff des Herrn sind, bei denen aber gleichwohl der Herr in der Liebestätigkeit gegenwärtig ist, wie gezeigt wurde HG. 1032, 1059; dann auch andere innerhalb der Kirche; denn die Liebe zum Herrn ist auf einer höheren Stufe: Die, welche die Liebe zum Herrn haben, sind himmlische Menschen, die hingegen, welche die Liebe gegen den Nächsten oder die Liebestätigkeit haben, sind geistige.

Die Älteste Kirche, die vor der Sintflut bestand, und eine himmlische war, sie war in der Liebe zum Herrn, die Alte Kirche aber, die nach der Sintflut bestand, und eine geistige war, war in der Liebe gegen den Nächsten, oder in der Liebestätigkeit. (HG 2023)

Liebe ist die Grundlage aller Übereinstimmung und Ordnung

Dass es eine Liebe gebe, die der Urgrund ist, woraus und wodurch der Himmel besteht, geht hervor aus diesem: Dass eine solche Übereinstimmung und Einheit und daher allgemeine Genossenschaft bestehen musst, damit der ganze Himmel und die ganze Geisterwelt, das heißt das ganze menschliche Geschlecht, von seiner Schöpfung an, eines bilden sollten, — wie alles und jedes im Menschen, wo es unbestimmt ist, einen Körper und so einen Menschen bildet, [welcher Körper, wenn irgendein Teil in demselben sich irgendeinem anderen vorziehen und den anderen nicht eher mehr als sich selbst lieben würde, nicht bestehen könnte;] denn derjenige, der in echter Liebe ist, hat in einem anderen eine Idee für das Gute des allgemeinen und universellen Menschen, im Vergleich zu dem jeder einzelne bekanntlich wie nichts sein sollte. Wenn er daher nicht mit seinem Genossen in der Idee verbunden ist, so dass er sich selbst im Vergleich zu dem allgemeinen Besten für nichts achtet und so seinen Nächsten mehr als sich selbst liebt, kann er nicht in dem einigen Körper sein; insoweit aber, als er von jener Liebe ferne ist, stößt er sich aus. (Diar. Seite 4046)

Feindesliebe

Innerliche Menschen, wie die Engel des Himmels sind, wünschen keine Vergeltung des Bösen mit Bösem, sondern vergeben frei aus himmlischer Nächstenliebe; denn sie wissen, dass der Herr alle, die im Guten sind, gegen die Bösen verteidigt, und dass Er je nach dem Guten in ihnen verteidigt; und dass Er nicht verteidigen würde, wenn sie wegen des Bösen, das ihnen angetan wurde, von Feindschaft, Hass und Rache entbrennten, denn diese wenden den Schutz ab. (EKO 556)

Die Gegenwart des Herrn beim Menschen ist gemäß der Nächstenliebe oder Liebestätigkeit

Die Gegenwart des Herrn wird bestimmt je nach dem Zustand der Nächstenliebe und des Glaubens, in dem der Mensch ist. In der Liebe zum Nächsten ist der Herr gegenwärtig, weil in allem Guten, nicht so im Glauben, wie man ihn nennt, ohne Liebe. Der Glaube ohne Liebe und Liebestätigkeit ist etwas Getrenntes, oder Geschiedenes; wo immer eine Verbindung ist, da musst ein verbindendes Mittel sein, das bloß die Liebe und Liebestätigkeit ist. Dies kann jedem daraus einleuchten, dass der Herr eines jeden Sich erbarmt, und jeden liebt, und jeden glücklich machen will in Ewigkeit. Wer mithin nicht in solcher Liebe ist, dass er anderer sich erbarmt, andere liebt, und sie glücklich machen will, der kann nicht mit dem Herrn verbunden sein, weil er eine Unähnlichkeit, und nichts weniger als ein Ebenbild ist.

Zum Herrn aufschauen durch den Glauben, wie man sagt, und den Nächsten hassen, heißt nicht bloß von ferne stehen, sondern auch zwischen sich und dem Herrn eine tiefe Höllenkluft haben, in die man fallen würde, wenn man näher hinzutreten wollte, denn der Hass gegen den Nächsten ist jene tiefe Höllenkluft, die dazwischen liegt.

Gegenwart des Herrn beim Menschen findet dann erst statt, wenn er den Nächsten liebt. In der Liebe ist der Herr; und inwieweit der Mensch in der Liebe ist, in so weit ist der Herr gegenwärtig; und inwieweit der Herr gegenwärtig ist, in so weit spricht Er mit dem Menschen. (HG 904)

Die Selbstliebe und die gegenseitige Liebe

In der Selbstliebe und ihren Begierden ist etwas Flammendes, und daher Angenehmes, welches das Leben so anregt, dass der Mensch kaum anders weiß, als dass die ewige Seligkeit selbst darin bestehe; daher auch viele die ewige Seligkeit darin setzen, dass sie nach dem Leben des Leibes groß werden, und von anderen, selbst von den Engeln bedient werden, während sie selbst keinem dienen wollen, außer aus dem geheimen Grund um ihrer selbst willen, dass sie nämlich bedient werden. Wenn sie sagen, sie wollen dann dem Herrn allein dienen, so ist es falsch, denn die in der Selbstliebe sind, wollen, dass auch der Herr ihnen diene, und inwieweit dies nicht geschieht, treten sie zurück; so gehen sie in ihrem Herzen damit um, selbst der Herr werden und über das Weltall herrschen zu wollen; und was für ein Regiment dies wäre, wenn viele von der Art sind, ja wenn alle, kann sich jeder denken: nicht wahr? ein höllisches Regiment, bei dem ein jeder sich mehr liebt, als den anderen. Dies liegt in der Selbstliebe verborgen. Hieraus kann man erkennen wie die Selbstliebe beschaffen ist, auch daraus, dass sie in sich Hass birgt gegen alle, die sich ihr nicht unterwerfen als ihre Knechte, und weil Hass, auch Rache, Grausamkeit, Betrügerei und vieles Schändliche.

Die gegenseitige Liebe, die allein himmlisch ist, besteht darin, dass man nicht nur sagt, sondern auch anerkennt, und glaubt, man sei ganz unwürdig, und etwas Schlechtes und Unsauberes, das der Herr aus unendlicher Barmherzigkeit fortwährend aus der Hölle, in die es sich fort und fort zu stürzen strebt, ja begehrt, herauszieht und von ihr abhält; dies soll man anerkennen und glauben, weil es wahr ist, — nicht etwa weil der Herr oder irgendein Engel will, dass man es anerkenne und glaube, um sich zu unterwerfen, sondern dass man sich nicht erhebe, während man dennoch so ist, wie wenn z.B. der Kot sagen würde, er sei lauteres Gold, oder die Fliege der Kloake, sie sei ein Paradiesvogel. Inwieweit also der Mensch anerkennt und glaubt, er sei so, wie er ist, in so weit tritt er zurück von der Selbstliebe und deren Begierden, und in so weit schaudert er vor sich zurück; inwieweit dies geschieht, in so weit empfängt er vom Herrn himmlische Liebe, d.h. gegenseitige Liebe, die darin besteht, dass er allen dienen will; diese sind es, die verstanden werden unter den Kleinsten, die im Reiche des Herrn die Größten werden: Matth.20/26-28; Luk.9/46-48. (HG 1594)

Die, welche in den Trieben der Selbst- und Weltliebe sind, können gar nicht glauben, dass sie in so Unsauberem und Unreinem sind, wie sie es wirklich sind; denn es ist etwas Behagliches und Angenehmes, das streichelt, Beifall gibt und liebkost, und macht, dass sie ein solches Leben lieben, es jedem anderen Leben vorziehen, und so meinen, es sei nichts Böses darin; denn alles, was der Liebe und daher dem Leben eines Menschen günstig ist, das hält er für gut. Daher stimmt auch die Vernunft bei, und spiegelt Falsches vor, das bestärkt, und so sehr verblendet, dass solche gar nicht sehen, was himmlische Liebe ist, und wenn sie es sehen würden, so würden sie in ihrem Herzen sagen, es sei etwas Jämmerliches oder ein Nichts, oder etwas Phantastisches, was das Gemüt wie in krankhaftem Zustand erhält.

Dass aber das Leben der Selbst- und Weltliebe mit seinen Vergnügungen und Lustreizen unsauber und unrein ist, kann jedem klar sein, wenn er aus dem Vernunftvermögen, mit dem er begabt ist, denken will: die Selbstliebe ist es, aus der alles Böse herkommt, das die bürgerliche Gesellschaft zerstört; aus ihr als aus einem unreinen Brunnen entspringt aller Hass, alle Rache, alle Grausamkeit, ja aller Ehebruch; denn wer sich liebt, der verachtet entweder, oder schmäht, oder hasst alle anderen, die ihm nicht dienen, oder Ehre erzeigen, oder günstig sind; und wenn er hasst, so atmet er nichts als Rache und Grausamkeit, und zwar in dem Maß, als er sich liebt. So ist diese Liebe zerstörend für die Gesellschaft und das Menschengeschlecht. (HG 2045)

Die gegenseitige Liebe im Himmel besteht darin, dass man den Nächsten mehr liebt als sich selbst; daher der ganze Himmel gleichsam einen Menschen vorstellt, denn es werden durch die gegenseitige Liebe vom Herrn alle in dieser Weise zusammengesellt. Daher kommt, dass die Seligkeiten aller mitgeteilt werden den einzelnen, und die der einzelnen allen.

Die himmlische Form selbst ist von daher eine solche, dass ein jeder gleichsam ein gewisser Mittelpunkt ist, somit ein Mittelpunkt der von allen ausgehenden Mitteilungen und damit gegebenen Seligkeiten, und zwar dies nach allen Unterschieden jener Liebe, die unzählig sind; und weil die, welche in jener Liebe sind, die höchste Seligkeit darin empfinden, dass sie das, was zu ihnen einfließt, anderen mitteilen können, und zwar von Herzen, so wird die Mitteilung eine fortwährende und ewige, und durch sie nimmt die Seligkeit der einzelnen in dem Grade zu, als das Reich des Herrn zunimmt. Die Engel denken nicht daran, weil sie in Gemeinschaften und nach Wohnstätten abgeteilt sind, der Herr aber ordnet so alles und jedes. Von dieser Art ist das Reich des Herrn in den Himmeln. (HG 2057)






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Kapitel 13
Der freie Wille

Allgemeines

Der Mensch kann aber deshalb ohne Freiheit nicht gebessert werden, weil er in Böses aller Art hineingeboren wird, das doch zuerst entfernt werden musst, damit er gerettet werden kann. Das wiederum ist nur möglich, wenn er es in sich sieht, es anerkennt, schließlich nicht mehr will und zuletzt sogar verabscheut. Erst dann wird es wirklich entfernt. Darum musst also der Mensch sowohl im Guten wie im Bösen sein, denn nur vom Guten her kann er das Böse erkennen, nicht aber umgekehrt aus dem Bösen das Gute. Das geistige Gute, das er denken kann, lernt der Mensch von Kindesbeinen an durch das Lesen des Wortes und die Predigt. Das sittliche und bürgerliche Gute erlernt er durch sein Leben in der Welt.

Das ist der erste Grund für die Notwendigkeit der Freiheit beim Menschen. Der zweite Grund liegt darin, dass dem Menschen nur das angeeignet wird, was er aus einer Neigung seiner Liebe heraus tut. Er vermag sich zwar anderes anzueignen, doch nur seinem Denkvermögen, nicht seinem Willen; was aber nicht in den Willen des Menschen eindringt, wird nicht sein Eigentum. Denn das Denken nährt sich aus dem Gedächtnis, der Wille jedoch aus dem Leben selbst. Nichts ist wirklich frei, das nicht aus dem Willen oder — was auf dasselbe hinausläuft — aus einer der Liebe angehörenden Neigung stammt. Alles nämlich, was der Mensch will oder liebt, tut er freiwillig, darum ist die Freiheit des Menschen und die Neigung seiner Liebe oder seines Willens ein und dasselbe. Der Mensch hat also Freiheit, damit er vom Wahren und Guten erfüllt werden, es lieben und folglich als Eigentum erwerben kann.

Mit einem Wort, was der Mensch nicht in Freiheit annimmt, bleibt ihm nicht, weil es nicht Angelegenheit seiner Liebe oder seines Willens wird, mithin seinem Geist nicht angehört. Tatsächlich besteht das Sein des menschlichen Geistes im Lieben oder Wollen — Lieben oder Wollen, sage ich, weil der Mensch will, was er liebt. Damit haben wir nun den Grund, weshalb der Mensch nur gebessert werden kann in Freiheit. (HH 598)

Wer nicht weiß, dass keine Verbindung des Wahren und Guten, d.h. Aneignung, somit dass keine Wiedergeburt geschehen kann, außer in der Freiheit des Menschen, der stürzt sich, wenn er über die Vorsehung des Herrn, über das Seligwerden des Menschen und über die Verdammnis so vieler vernünftelt, in lauter Schatten und daher in schwere Irrtümer. Denn er meint, dass, wenn der Herr will, Er einen jeden selig machen könne, und das durch unzählige Mittel, wie z.B. durch Wunder, durch Tote, die auferstünden, durch unmittelbare Offenbarungen, durch Engel, die von Bösem abhalten und zum Guten mit starker, fühlbarer Kraft antreiben müssten, und durch mehrere Zustände, wo der Mensch, wenn er in dieselben versetzt werde, Buße tue, und durch vieles andere mehr. Aber er weiß nicht, dass alles dieses Zwangsmittel sind, und dass der Mensch dadurch nicht gebessert werden kann. Denn alles, was den Menschen zwingt, das bringt ihm keine Neigung bei, und wenn es etwa von der Art ist, dass es ihm eine beibringt, so verknüpft es sich mit einer Neigung zum Bösen, denn es scheint, als ob es ihm eine gewisse Heiligkeit einflößte, und wirklich flößt es solche ein, aber dennoch, wenn der Zustand sich ändert, kommt er zu seinen früheren Neigungen, nämlich zu Bösem und Falschem zurück und dann verbindet sich jenes Heilige mit Bösem und Falschem und wird ein Unheiliges, das von solcher Art ist, dass es in die allerärgste Hölle hineinführt. ...

Daher geschehen heutzutage keine offenbaren Wunder, sondern nicht offenbare oder unsichtbare Wunder, die von der Art sind, dass sie das Heilige nicht eingießen, auch dem Menschen die Freiheit nicht nehmen, und daher stehen die Toten nicht auf, und durch unmittelbare Offenbarungen und durch Engel wird der Mensch nicht vom Bösen abgehalten und zum Guten mit starker, fühlbarer Kraft bewogen. Es ist die Willensfreiheit des Menschen, auf die der Herr einwirkt und durch die Er ihn lenkt. Denn alles Freiwillige gehört seiner Liebe oder Neigung, mithin seinem Willen an.

Wenn der Mensch das Gute und Wahre nicht in der Freiheit seines Willens aufnimmt, so kann es ihm nicht angeeignet oder sein eigen werden, denn das, wozu er gezwungen wird, ist nicht sein, sondern dessen, der zwingt. Denn er tut es nicht aus sich, obwohl es durch ihn geschieht (HG 4031)

Hätten die Menschen keinen freien Willen in geistigen Dingen, so hätten alle auf dem ganzen Erdkreis innerhalb eines Tages zum Glauben an den Herrn gebracht werden können, dieses kann aber darum nicht geschehen, weil das, was nicht mit freien Willen vom Menschen aufgenommen wird, nicht haftet. (WCR 500)

Was der freie Wille ist

Um zu wissen, was und wie beschaffen der freie Wille ist, ist notwendig, dass man wisse woher er stammt; aus der Erkenntnis seines Ursprungs wird am besten erkannt, nicht nur dass er ist, sondern auch wie er beschaffen ist. Sein Ursprung ist aus der geistigen Welt, in der das Gemüt des Menschen vom Herrn gehalten wird. Das Gemüt des Menschen ist sein Geist, der nach dem Tode lebt, und sein Geist ist fortwährend in Gemeinschaft mit seinesgleichen in jener Welt; und durch den materiellen Körper, mit dem er umschlossen wird, ist sein Geist bei den Menschen in der natürlichen Welt. Dass der Mensch nicht weiß, dass er seinem Gemüt nach inmitten der Geister ist, kommt daher, dass jene Geister, mit denen er in der geistigen Welt in Gemeinschaft steht, geistig denken und reden, der Geist des Menschen aber, solange er im materiellen Körper ist, natürlich, — und das geistige Denken und Reden von dem natürlichen Menschen nicht verstanden, noch wahrgenommen werden kann, und auch nicht umgekehrt; woher denn kommt, dass sie auch nicht gesehen werden können. Ist hingegen der Geist des Menschen mit den Geistern in Gesellschaft in deren Welt, dann ist er ebenfalls im geistigen Denken und Reden mit ihnen, weil sein Gemüt inwendig geistig, auswendig aber natürlich ist; weshalb er durch sein Inwendiges mit ihnen, durch sein Auswendiges aber mit den Menschen verkehrt. Infolge dieses Verkehrs nimmt der Mensch Dinge wahr und denkt analytisch über dieselben. Hätte der Mensch dieses nicht, so würde er nicht weiter und nicht anders denken als das Tier, so wie er auch, wenn ihm alle Gemeinschaft mit den Geistern genommen würde, augenblicklich sterben müsste.

Damit aber begriffen werden könne, wie der Mensch in der Mitte zwischen Himmel und Hölle, und dadurch in geistigem Gleichgewicht gehalten werden kann, aus dem er freien Willen hat, so soll es mit wenigem gesagt werden:

Die geistige Welt besteht aus Himmel und Hölle: der Himmel ist über dem Haupt und die Hölle ist unter den Füßen; nicht jedoch in der Mitte der von den Menschen bewohnten Erde, sondern unterhalb der Erden jener Welt, die auch aus geistigem Ursprung und daher nicht im Raum, sondern in der Erscheinung des Raumes sind. Zwischen dem Himmel und der Hölle ist ein großer Zwischenraum, der denen, die sich dort befinden, wie ein ganzer Weltkreis erscheint. In diesen Zwischenraum dünstet von der Hölle her Böses in aller Fülle aus, und andererseits fließt aus dem Himmel Gutes dahin ein, ebenfalls in aller Fülle. Dies ist der Zwischenraum, von dem Abraham zu dem Reichen in der Hölle sagte: "Zwischen euch und uns ist eine große Kluft befestigt, so dass die, welche von hier zu euch hinüberschreiten wollen, es nicht können, noch die, welche dort sind, zu uns herüber kommen": Luk.16/26. Inmitten dieses Zwischenraums ist jeder Mensch seinem Geist nach, bloß zu dem Ende, dass er in freiem Willen sei. (WCR 475)

Das geistige Gleichgewicht, das der freie Wille ist, kann verglichen werden mit einer Waage, in deren beide Schalen gleichviel wiegende Gewichte gelegt sind, wo dann, wenn der Schale der einen Seite nur ein wenig zugelegt wird, der Waagbalken oben sich herüberschwingt. Das gleiche geschieht auch mit einem Hebel oder einem großen Balken, der auf seinen Unterstützungspunkt gelegt ist. Alle und jede Dinge, die innerhalb des Menschen sind, wie das Herz, die Lunge, der Magen, die Leber, die Gekrösedrüse, Milz, Gedärme und die übrigen, sind in solchem Gleichgewicht, und daher kommt, dass jegliches in höchster Ruhe seinen Verrichtungen nachkommen kann; ebenso alle Muskeln. Ohne ein solches Gleichgewicht derselben würde alle Wirkung und Gegenwirkung aufhören, und der Mensch würde nicht mehr als Mensch handeln. Da also alle im Körper befindlichen Dinge in solchem Gleichgewicht stehen, so stehen auch alle im Gehirn befindlichen Dinge in einem ähnlichen, folglich auch die im Gemüt daselbst enthaltenen Dinge, die sich auf den Willen und Verstand beziehen. (WCR 478)

Etwas dem freien Willen Ähnliches ist in allem Geschaffenen

Wenn nicht eine gewisse Selbstbestimmung in allen erschaffenen Dingen, sowohl den beseelten als den unbeseelten, wäre, so hätte gar keine Schöpfung statt haben können; denn ohne Selbstbestimmung in natürlichen Dingen wäre bei den Tieren keinerlei Auswahl der zu ihrer Ernährung dienlichen Speise, noch irgendwelche Zeugung und Erhaltung der Jungen, somit kein Tier. Wäre nicht eine solche Freiheit bei den Fischen des Meeres und den Schalentieren auf dessen Grund, so gäbe es keinen Fisch und kein Schalentier. Ebenso, wenn dieselbe nicht in jedem kleinen Insekt wäre, so gäbe es keine Seidenraupen, von der Seidenstoffe, und keine Biene, von der Honig und Wachs kämen, und auch keinen Schmetterling, der mit seinesgleichen in der Luft spielt und sich von den Säften in den Blumen nährt, und den seligen Zustand des Menschen in der Himmelsluft vorstellt, nachdem dieser wie der Wurm seine äußere Hülle abgelegt hat. Wäre nicht etwas dem freien Willen Analoges im Boden der Erde, in dem in denselben geworfenen Samen und in allen Teilen des daraus hervorgesprossten Baumes und in dessen Früchten und wieder in den neuen Samen, so gäbe es gar keine Vegetation. Wäre nicht etwas dem freien Willen Analoges in jedem Metall und in jedem Stein, dem edlen und unedlen, so gäbe es kein Metall und keinen Stein, ja nicht einmal ein Sandkörnchen: denn dieses saugt frei den Äther ein, dünstet das ihm Angestammte aus und stößt das Abgenützte von sich, und ergänzt sich mit Neuem. Daher stammt die magnetische Sphäre um den Magnet, die eisenhaltige um das Eisen, die kupferhaltige um das Kupfer, die silberhaltige um das Silber, die goldhaltige um das Gold, die steinhaltige um den Stein, die salpeterhaltige um den Salpeter, die schwefelhaltige um den Schwefel, und eine verschiedene um jeden Staub der Erde, aus welcher Sphäre das Innerste eines jeden Samenkorns befruchtet wird und das Fruchtbringende wächst; denn ohne solches Aushauchen aus jedem Stäubchen der Erde gäbe es gar keinen Anfang des Keimens, noch eine daraus hervorgehende fortwährende Entwicklung. Wie hätte auch die Erde in den innersten Mittelpunkt des gesäten Korns mit Staub und Wasser anders eindringen können, als mittelst der aus ihr ausgedünsteten Substanzen, wie in "das Senfkorn, das kleiner ist als alle Samen, dann aber, wenn es emporgewachsen ist, größer ist als die Kohlkräuter, und ein großer Baum wird": Matth.13/31,32; Mark.4/30-32.

Wenn nun allen geschaffenen Subjekten eine Freiheit eingepflanzt ist, jeglichem je nach seiner Natur, warum nicht dem Menschen ein freier Wille, gemäß seiner Natur, die dahin geht, dass er geistig sei? Daher kommt, dass dem Menschen freier Wille in geistigen Dingen gegeben wurde von Mutterleib an bis in sein höchstes Alter in der Welt, und nachher in Ewigkeit. (WCR 499)

Wie der Mensch aus dem Herrn allein in Freiheit ist

Mit dem Menschen verhält es sich in Betreff seiner Neigungen und in Betreff seiner Gedanken so: Keiner, wer er auch sei, Mensch oder Geist oder Engel, kann wollen und denken von sich selbst, sondern nur von anderen, und auch diese anderen nicht von sich, sondern alle wieder von anderen und so fort, somit die einzelnen vom Urquell des Lebens, welcher ist der Herr.

Was zusammenhanglos ist, hat keinen Bestand; Böses und Falsches haben einen Zusammenhang mit den Höllen, daher kommt der darin Befindlichen Wollen und Denken, und daher ihre Liebe, Neigung und Lust, mithin ihre Freiheit. Eben hieraus kann man erkennen, woher die eine Freiheit und die andere Freiheit ist. Dass sich die Sache so verhält, ist sehr bekannt im anderen Leben, aber heutzutage völlig unbekannt in der Welt. (HG 2886)

Mit dem Leben eines jeden, sowohl Menschen, als auch Geistes, wie auch Engels, verhält es sich so: dasselbe fließt ein allein vom Herrn, Welcher ist das Leben selbst, und es ergießt sich durch den ganzen Himmel, auch durch die Hölle, somit in alle einzelne, und zwar in einer unbegreiflichen Ordnung und Aufeinanderfolge. Aber das Leben, das einfließt, wird von einem jeden aufgenommen, gemäß seiner Sinnesart; das Gute und Wahre wird als gut und wahr von den Guten aufgenommen; dagegen das Gute und Wahre wird als böse und falsch von den Bösen aufgenommen und auch ins Böse und Falsche bei diesen verwandelt.

Es verhält sich hiermit vergleichsweise wie mit dem Sonnenlicht, das sich in alle Gegenstände der Erde ergießt, aber gemäß der Beschaffenheit eines jeden Gegenstandes, und bekommt eine schöne Farbe in schönen Formen, und eine hässliche Farbe in hässlichen Formen; das ist ein Geheimnis in der Welt, aber allbekannt im anderen Leben.

Auf dass ich wüsste, dass ein solcher Einfluss stattfinde, durfte ich mit den bei mir befindlichen Geistern und Engeln reden und auch den Einfluss fühlen und innewerden, und zwar so oft, dass ich gar nicht bestimmen kann wie viele Male. Aber ich weiß, dass der falsche Schein es wegnehmen wird, nämlich dass man glauben wird, man wolle aus sich und man denke aus sich und man habe so ein Leben aus sich, da doch nichts weniger (der Fall) ist. (HG 2888)

Weshalb der Mensch in der Freiheit wie aus sich selbst empfindet und will, während dieses doch nicht aus ihm selbst ist

Der Mensch ist ein Organ des Lebens, und Gott allein ist das Leben, und Gott lässt Sein Leben in das Organ und dessen einzelnes einfließen, wie die Sonne ihre Wärme in den Baum und dessen einzelnes einfließen lässt. Und Gott verleiht, dass der Mensch dieses Leben in sich als das seinige fühlt, und dass er so fühle, will Gott zu dem Ende, dass der Mensch nach den Gesetzen der Ordnung, deren es ebenso viele gibt als Gebote im Worte, wie aus sich lebe und sich zur Aufnahme der Liebe Gottes geschickt mache. Dennoch aber hält Gott beständig mit dem Finger das Zünglein der Waage, und hält in Schranken, ohne doch jemals den freien Willen durch Zwang zu beeinträchtigen. Der Baum kann von dem, was ihm die Wärme der Sonne durch die Wurzel zuführt, nichts aufnehmen, wofern er nicht bis in seine einzelnen Fasern lau und warm wird, noch können die Elemente durch die Wurzel aufsteigen, wenn nicht seine einzelnen Fasern infolge der aufgenommenen Wärme auch Wärme ausatmen und so zum Durchgang beitragen. In gleicher Weise der Mensch infolge der von Gott aufgenommenen Lebenswärme; nur dass dieser, zum Unterschied von dem Baum, dieselbe als die seinige empfindet, obgleich sie nicht sein ist. Inwieweit er aber glaubt, dass sie sein sei und nicht Gottes, in so weit nimmt er das Licht des Lebens, nicht aber die Wärme der Liebe von Gott, sondern die Wärme der Liebe von der Hölle auf die, weil sie grober Art ist, die feineren Verzweigungen des Organs verstopft und verschließt, wie unreines Blut die Haargefäße des Körpers; so macht sich der Mensch vom geistigen zum bloß natürlichen.

Den freien Willen hat der Mensch von daher, dass er das Leben in sich als das seinige empfindet und dass Gott den Menschen so empfinden lässt, damit eine Verbindung erfolge, die nicht möglich wäre, wenn sie nicht wechselseitig wäre, und wechselseitig wird sie, sobald der Mensch aus der Freiheit heraus ganz wie aus sich tätig ist. Hätte Gott dem Menschen dies nicht gelassen, so wäre der Mensch nicht Mensch, noch hätte er ewiges Leben; denn die wechselseitige Verbindung mit Gott macht, dass der Mensch Mensch ist und nicht Tier, sowie auch, dass er nach dem Tode ewig fortlebt — der freie Wille in geistigen Dingen bewirkt dies. (WCR 504)

Der Mensch soll sich selbst zwingen, und in diesem Selbstzwang ist die höchste Freiheit

Dass der Mensch sich nötigen musst, das Gute zu tun, demjenigen zu gehorchen, was vom Herrn geboten ist und Wahres zu reden, d.h. sich zu demütigen unter die Hände des Herrn, oder sich zu unterwerfen unter die Gewalt des göttlich Guten und Wahren, schließt mehr Geheimnisse in sich, als mit wenigem erklärt werden kann.

Es gibt einige Geister, die, solange sie in der Welt lebten, weil sie gehört, dass alles Gute vom Herrn sei, und der Mensch nichts Gutes aus sich tun könne, aus Grundsatz sich zu nichts genötigt, sondern sich hatten gehen lassen, indem sie, weil dem so sei, alles Streben für vergeblich hielten, und deswegen einen unmittelbaren Einfluss in das Streben ihres Willens erwarteten, und sich nicht nötigten, irgend etwas Gutes zu tun, ja sogar so weit gingen, dass, wenn etwas Böses sich einschlich, sie sich, weil sie keinerlei Widerstreben von innen her fühlten, ihm auch preisgaben, in der Meinung, es werde solchergestalt erlaubt sein. Allein diese sind von der Art, dass sie gleichsam ohne Eigenes sind, so dass sie keine Bestimmtheit haben, daher sie zu den Unbrauchbaren gehören, da sie sich ebenso von den Bösen als von den Guten leiten lassen, und von den Bösen viel leiden müssen, wogegen die, welche sich Zwang angetan und sich gewehrt hatten gegen das Böse und Falsche, obwohl sie zuerst meinten, dies geschehe von ihnen selbst oder aus eigener Kraft, nachher aber erleuchtet wurden, dass ihr Streben vom Herrn war, ja das Allergeringste des Strebens, die können im anderen Leben nicht von bösen Geistern geleitet werden, sondern sind unter den Seligen; woraus man erkennen kann, dass der Mensch sich zum Tun des Guten und zum Reden des Wahren nötigen musst.

Das Geheimnis, das hierin verborgen liegt, ist, dass der Mensch so mit himmlisch Eigenem vom Herrn beschenkt wird. Das himmlisch Eigene des Menschen wird im Streben seines Denkens gebildet, und wenn er dieses Streben nicht erlangt dadurch, dass er, wie es den Ansche in hat, sich zwingt, so erlangt er es niemals dadurch, dass er sich nicht zwingt.

Um den Sachverhalt klar zu machen, so ist in aller Nötigung zum Guten eine gewisse Freiheit, die nicht so empfunden wird während man in der Nötigung selbst ist, dennoch aber in ihr sich findet. So z.B. wenn jemand Todesgefahren um eines gewissen Zweckes willen bestehen will, oder wenn jemand Körperschmerzen um der Genesung willen ertragen will, so ist eine Willigkeit und so eine gewisse Freiheit dabei, aus der er dieses tut, obwohl die Gefahren und die Schmerzen, solang er darin ist, die Empfindung der Willigkeit oder Freiheit wegnehmen. So verhält es sich mit denen, die sich zum Guten nötigen: inwendig ist Willigkeit, somit Freiheit, aus der und um derentwillen sie sich nötigen, nämlich aus Gehorsam gegen das, was der Herr geboten hat, und ob des Heils ihrer Seele nach dem Tod, worin noch inwendiger ist, ohne Wissen des Menschen: um des Reichs des Herrn, ja um des Herrn selbst willen.

Dies geschieht allermeist in den Versuchungen und in diesem ist, wenn der Mensch gegen das Böse und Falsche, das von bösen Geistern eingegossen und beigebracht wird, sich nötigt und sich wehrt, mehr Freiheit, als in irgendeinem Zustand außerhalb der Versuchungen, obwohl der Mensch es alsdann nicht begreifen kann. Es ist eine inwendigere Freiheit, vermöge der er das Böse unterjochen will, und zwar bis zu dem Grad, dass er der Kraft und Stärke des Bösen, das ihn anficht, gewachsen ist, sonst würde er gar nicht kämpfen.

Diese Freiheit ist vom Herrn, Welcher sie in sein Gewissen legt, und dadurch macht, dass er das Böse wie aus eigenem Vermögen besiegt. Durch diese Freiheit empfängt der Mensch ein Eigenes, in das der Herr das Gute einflößen (operari) kann.

Ohne das durch Freiheit erworbene, das ist, geschenkte Eigene kann gar kein Mensch gebessert werden, weil er keinen neuen Willen, der das Gewissen ist, empfangen kann. Die so geschenkte Freiheit ist der eigentliche Boden (planum), in den der Einfluss des Guten und Wahren vom Herrn statthat. Daher kommt, dass die, welche nicht aus dieser Willigkeit oder Freiheit in den Versuchungen widerstehen, unterliegen müssen.

In aller Freiheit ist das Leben des Menschen, weil es seine Liebe ist. Alles, was der Mensch aus Liebe tut, das erscheint ihm als frei: in dieser Freiheit, da der Mensch sich gegen das Böse und Falsche und zum Tun des Guten nötigt, ist himmlische Liebe, die der Herr dann einflößt, und durch die Er das Eigene desselben schafft, weshalb der Herr will, dass dieses dem Menschen als sein eigen erscheine, obwohl es nicht sein ist. Dieses Eigene, das er so durch scheinbare Nötigung bei Leibesleben empfängt, erfüllt der Herr im anderen Leben mit zahllosen Lustgefühlen und Seligkeiten; solche werden auch von einer Stufe zur anderen erleuchtet, ja befestigt in dieser Wahrheit, dass sie gar nicht aus sich selbst sich genötigt hatten, sondern dass auch das Allergeringste des Strebens ihres Willens vom Herrn war; und dass es nur darum so schien, als ob es von ihnen selbst gekommen sei, damit ihnen vom Herrn eine neue Willigkeit als die ihrige geschenkt und ihnen so das Leben der himmlischen Liebe angeeignet werden möchte; denn der Herr will das Seine, somit das Himmlische einem jeden mitteilen, so dass es als diesem eigen und als in ihm seiend erscheint, obwohl es nicht sein ist.

Die Engel sind in einem solchen Eigenen, und in dem Maß, als sie in jener Wahrheit sind, dass vom Herrn alles Gute und Wahre her ist, sind sie im Lustgefühl und der Seligkeit dieses Eigenen. Diejenigen aber, die alles Gute und Wahre verachten und verwerfen, und die nichts glauben wollen, was ihren Begierden und Vernünfteleien widerstreitet, die können sich nicht nötigen, und so können sie dieses Eigene des Gewissens, oder das neue Wollen nicht empfangen.

Aus dem oben Gesagten ist auch klar, dass sich nötigen nicht ist genötigt werden (denn aus dem Genötigtwerden kommt nie etwas Gutes und dies geschieht, wenn ein Mensch von einem anderen Menschen zum Gut-Handeln genötigt wird), sondern dass das hier gemeinte Sichnötigen aus einer ihm unbekannten Freiheit kommt, denn vom Herrn kommt nie irgendein Zwang, daher es ein allgemeines Gesetz ist, dass alles Gute und Wahre der Freiheit eingepflanzt werde, widrigenfalls der Boden gar nicht empfänglich, noch förderlich fürs Gute wird, ja gar kein Boden entsteht, in dem der Same gedeihen könnte. (HG 1937)

Himmlische Freiheit und höllische Freiheit

Die himmlische Freiheit ist aber die, welche vom Herrn kommt, in ihr sind alle Engel, die in den Himmeln sind. Sie gehört der Liebe zum Herrn und der Liebe gegeneinander, somit der Neigung zum Guten und Wahren an.

Wie geartet diese Freiheit ist, kann man daraus erkennen, dass ein jeder, der in ihr ist, sein Glück und seine Seligkeit dem anderen aus innerster Neigung mitteilt, und dass er sich glücklich und selig fühlt es mitteilen zu können, und weil der ganze Himmel so geartet ist, so folgt, dass ein jeder der Mittelpunkt aller Glückseligkeiten ist und dass alle zusammen den einzelnen zukommen. Die Mitteilung selbst geschieht vom Herrn, durch wunderbare Einwirkungen in einer unbegreiflichen Form, das die Form des Himmels ist. Eben hieraus kann man erkennen, was himmlische Freiheit ist, und dass sie vom Herrn allein kommt.

Welch großer Abstand ist zwischen der himmlischen Freiheit, die aus der Neigung zum Guten und Wahren ist, und der höllischen Freiheit, die aus der Neigung zum Bösen und Falschen ist, kann man daraus erkennen, dass die Engel in den Himmeln, wenn sie nur an eine solche Freiheit denken, die aus der Neigung zum Bösen und Falschen, oder was das gleiche, aus den Begierden der Selbst- und Weltliebe ist, alsbald von inwendigen Schmerzen ergriffen werden, und umgekehrt, sobald die bösen Geister nur an die Freiheit denken, die aus der Neigung zum Guten und Wahren, oder was das gleiche, aus den Wünschen der gegenseitigen Liebe, kommen sie alsbald in Ängsten. Und wunderbar, so entgegengesetzt ist die eine Freiheit der anderen, dass die Freiheit der Selbst- und Weltliebe den guten Geistern eine Hölle ist und umgekehrt, die Freiheit der Liebe zum Herrn und der Liebe zueinander den bösen Geistern eine Hölle ist: daher sind in der anderen Welt alle unterschieden gemäß den Freiheiten, oder was das gleiche ist, gemäß den Liebestrieben und Neigungen, folglich gemäß den Lustreizen des Lebens, was soviel ist als gemäß den Lebensarten; denn die Lebensarten sind nichts anderes als Lustreize, und diese nichts anderes als Neigungen, die den Liebestrieben angehören. (HG 2872,2873)

Aus dem Lustreiz der Liebe Böses tun, scheint Freiheit zu sein, ist aber Knechtschaft, weil es aus der Hölle stammt. Aus dem Lustreiz der Liebe Gutes tun, erscheint als Freiheit, und ist auch Freiheit, weil es aus dem Herrn stammt.

Es ist daher Knechtschaft, von der Hölle geführt zu werden, und Freiheit, vom Herrn geführt zu werden. Dies lehrt der Herr Joh.8/34-36 auf folgende Weise: "Jeder, der Sünde tut, ist der Sünde Knecht; der Knecht bleibt nicht beständig im Hause, der Sohn bleibt beständig; wenn der Sohn euch frei macht, dann werdet ihr recht frei sein".

Der Herr hält den Menschen in Freiheit zu denken, und soweit die äußeren Bande, nämlich die Furcht vor dem Gesetze, die Sorge für das Leben, und auch die Furcht vordem Verluste des guten Namens, der Ehre und des Gewinnes nicht hindern, hält Er ihn auch in der Freiheit zu handeln; aber durch die Freiheit lenkt Er ihn vom Bösen ab, und durch die Freiheit lenkt Er ihn zum Guten, und zwar durch eine so sanfte und leise Führung, dass der Mensch nicht anders weiß, als dass alles aus ihm hervorgehe. Auf diese Weise pflanzt der Herr in Freiheit das Gute dem Leben des Menschen selbst ein, und lässt es darin Wurzel schlagen, und dieses Leben bleibt in Ewigkeit.

Dies lehrt der Herr bei Mark.4/26-2 8: "Es verhält sich mit dem Reiche Gottes wie mit einem Menschen, der Samen in die Erde streut; der Same keimt und wächst, während er selbst es nicht weiß; das Erdreich bringt von selbst seine Frucht hervor". (HG 9586,9587)

Die beim Menschen befindlichen bösen Geister, durch die der Mensch mit der Hölle Gemeinschaft hat, betrachten ihn nicht anders, denn als einen elenden Sklaven, denn sie gießen ihm ihre Begierden und Behauptungen ein, führen ihn also, wohin sie nur wollen. Hingegen die Engel, durch die der Mensch mit dem Himmel Gemeinschaft hat, betrachten ihn wie einen Bruder und flößen ihm die Neigungen zum Guten und Wahren ein, und so führen sie ihn durch die Freiheit, nicht wohin sie wollen, sondern wohin es dem Herrn wohlgefällt. Daraus kann man erkennen, wie beschaffen die eine und wie beschaffen die andere Freiheit ist, und dass es Knechtschaft ist, vom Teufel geführt werden, und dass es Freiheit ist, vom Herrn geführt werden.

Die neu angekommenen Geister mühen sich gar sehr ab, wie sie begreifen sollen, dass niemand könne das Gute von sich tun, noch das Wahre von sich denken, sondern vom Herrn, indem sie glauben, dass sie so wie zu nichts fähige Maschinen wären, und wenn dem so, dass sie dann die Hände in den Schoß legen und sich treiben lassen dürften. Aber es wird ihnen gesagt, dass sie stets das Gute denken, wollen und tun müssen von sich, und dass sie anders nicht ein himmlisch Eigenes und himmlische Freiheit haben können; dennoch aber anerkennen, dass das Gute und Wahre nicht von ihnen, sondern vom Herrn ist; und sie werden belehrt, dass in solcher Anerkennung, ja in dem Innewerden, dass es so ist, alle Engel sind; und je deutlicher sie inne werden, dass sie geführt werden vom Herrn, und so im Herrn sind, sie desto mehr in der Freiheit sich befinden.

Wer im Guten lebt und glaubt, dass der Herr die Welt regiert, und dass von Ihm allein alles Gute, das der Liebe und der Liebestätigkeit ist, und alles Wahre, das des Glaubens ist, ja dass von Ihm alles Leben, somit dass wir von Ihm leben, weben und sind, der ist in einem solchen Stand, dass er begabt werden kann mit himmlischer Freiheit, und nebst daher auch mit Frieden, denn alsdann traut er einzig und allein dem Herrn, und bekümmert sich um das übrige nicht: und ist gewiss, dass alsdann alles zu seinem Besten, Glück und Seligkeit hinausläuft.

Hingegen wer glaubt, dass er sich selbst regiere, der wird immerfort beunruhigt und kommt in Begierden, in Sorgen wegen der Zukunft, und in mancherlei Ängsten hinein; und weil er so glaubt, so kleben ihm auch Begierden des Bösen und Behauptungen des Falschen an. (HG 2890-2892)

Die Gegenwart des Herrn schließt die Freiheit in sich; das eine folgt dem anderen. Je gegenwärtiger der Herr ist, desto freier ist der Mensch, d.h., inwieweit er in der Liebe zum Guten und Wahren steht, in so weit handelt er frei. Der Einfluss des Herrn durch die Engel ist so beschaffen.

Dagegen aber, der Einfluss der Hölle durch böse Geister findet statt mit heftiger und ungestümer Herrschbegierde, sie sinnen auf nichts anderes, als den Menschen zu unterjochen, so sehr, dass er nichts ist, und sie alles. Wenn sie alles sind, dann ist der Mensch einer von ihnen, und kaum einer, sondern er ist wie keiner in ihren Augen. Wenn daher der Herr den Menschen von der Herrschaft und dem Joch derselben befreit, so entsteht ein Kampf, und wenn er befreit, d.h. wiedergeboren ist, dann wird er so sanft geführt durch die Engel vom Herrn, dass es nichts weniger als ein Joch und eine Herrschaft ist. Durch Liebliches und Seliges wird er geleitet und wird geliebt und geschätzt. Dies ist es, was der Herr bei Matth.11/30 lehrt: "Mein Joch ist mild und Meine Last ist leicht".

Ganz das Gegenteil hiervon geschieht bei den bösen Geistern, bei denen, wie gesagt, der Mensch für nichts geachtet wird, und wenn sie könnten, würden sie ihn in jedem Augenblick quälen. (HG 905)

Warum der Herr den Menschen durch Neigungen und nicht durch Gedanken lenkt

Wenn der Mensch vom Herrn durch Neigungen geführt wird, dann kann er allen Gesetzen der göttlichen Vorsehung gemäß geführt werden, was aber nicht möglich ist, wenn er durch Gedanken geführt wird; denn die Gefühle oder Neigungen offenbaren sich nicht vor dem Menschen, wohl aber die Gedanken.

Ferner bringen die Neigungen die Gedanken hervor, aber nicht umgekehrt die Gedanken die Neigungen; es scheint zwar, als ob sie Neigungen hervorbrächten, aber es ist nur Täuschung. Wenn aber die Neigungen die Gedanken hervorbringen, so bringen sie alles im Menschen hervor, weil sie das Leben desselben sind. Dies ist auch in der Welt bekannt: wenn du einen Menschen bei seiner Neigung gefasst hast, so hältst du ihn gleichsam gefesselt und führst ihn, wohin du willst, und dann gilt bei ihm ein Grund soviel wie tausend; wenn du aber einen Menschen nicht bei seiner Neigung gefasst hast, dann richten die Gründe nichts bei ihm aus, denn die nicht übereinstimmende Neigung fasst sie verkehrt auf oder verwirft und vernichtet sie. Ebenso würde es gehen, wenn der Herr die Menschen durch Gedanken und nicht durch Neigungen führen wollte. (EKO 1175)






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Kapitel 14
Buße, Umbildung und Wiedergeburt

Buße

Wer selig werden will, musst seine Sünden bekennen und Buße tun.

Die Sünden bekennen heißt, das Böse erkennen, es bei sich sehen, es anerkennen, sich schuldig fühlen und darum sich selbst verdammen. Wenn dies vor Gott geschieht, dann ist ein wahrhaftes Bekennen der Sünden.

Buße tun heißt, nachdem man seine Sünden in solcher Weise bekannt und mit demütigem Herzen um Vergebung gefleht hat, von denselben ablassen und ein neues Leben nach den Geboten des Glaubens führen.

Wer nur im allgemeinen anerkennt, dass er ein Sünder sei, und sich alles Bösen für schuldig hält, aber sich nicht erforscht, d.h. seine Sünden sieht, der legt ein Bekenntnis ab, aber kein Bekenntnis der Buße, denn er lebt nachher, wie zuvor.

Wer ein Glaubensleben führt, der tut täglich Buße, denn er denkt über das Böse nach, das in ihm ist, erkennt es als solches, hütet sich vor demselben und bittet den Herrn um Hilfe; denn aus sich selbst fällt der Mensch beständig, aber vom Herrn wird er fortwährend wieder aufgerichtet. Aus sich fällt er, wenn er daran denkt, etwas Böses zu wollen, und vom Herrn wird er aufgerichtet, wenn er dem Bösen widersteht und es deshalb nicht tut. In einem solchen Zustande befinden sich alle, die im Guten sind. Die aber im Bösen sind, fallen beständig, und werden zwar auch beständig vom Herrn aufgerichtet, jedoch nur, damit sie nicht in die allerschlimmste Hölle fallen, wo hin sie mit aller Kraft streben, sondern in eine mildere.

Die Buße, die im Zustand der Freiheit stattfindet, hat Wert, aber die Buße im Zustand des Zwanges hat keinen Wert. Ein Zustand des Zwanges ist der Zustand der Krankheit, der Zustand der Niedergeschlagenheit wegen eines Unglücksfalles, der Zustand des herannahenden Todes, kurz, jeder Zustand der Furcht, der den Gebrauch der gesunden Vernunft stört. Wer böse ist, und in einem erzwungenen Zustand Buße verspricht, und auch Gutes tut, der kehrt, wenn er wieder in den Zustand der Freiheit kommt, zu seinem früheren bösen Leben zurück. Anders verhält es sich mit dem guten Menschen, für ihn sind jene Zustände Zustände einer Versuchung, in der er siegt.

Eine Buße mit dem Munde, aber nicht mit dem Leben ist keine Buße. Durch die Buße des Mundes werden die Sünden nicht vergeben, sondern durch die Buße des Lebens.

Die Sünden werden dem Menschen beständig vom Herrn vergeben, denn Er ist die Barmherzigkeit selbst, allein die Sünden kleben dem Menschen an, wie sehr er auch meint, dass sie vergeben seien, und sie werden auch nicht von ihm entfernt, außer durch ein Leben nach den Geboten des Glaubens; inwieweit er diesen gemäß lebt, in so weit werden die Sünden entfernt, und in dem Maße, als sie entfernt werden, sind sie ihm vergeben; denn der Mensch wird durch den Herrn vom Bösen abgehalten und im Guten gehalten. Er kann aber im anderen Leben nur so weit vom Bösen abgehalten werden, als er im Leben des Körpers dem Bösen widerstanden hat, und nur so weit kann er dann im Guten gehalten werden, als er im Leben des Körpers aus Neigung das Gute getan hat.

Hieraus kann man erkennen, was die Vergebung der Sünden sei und woher sie komme. Wer da glaubt, dass die Sünden auf andere Weise vergeben werden, der irrt sich sehr.

Wenn der Mensch sich erforscht, seine Sünden anerkannt und Buße getan hat, musst er im Guten bleiben bis an sein Lebensende. Wenn er aber hernach wieder in sein früheres böses Leben zurückfällt, und dieses lieb gewinnt, dann begeht er eine Entweihung, denn dann verbindet er das Böse mit dem Guten; dadurch wird sein späterer Zustand schlimmer als sein früherer, nach den Worten des Herrn:

"Wenn aber der unreine Geist ausgefahren ist vom Menschen, durchwandert er dürre Stätten, sucht Ruhe und findet sie nicht; da spricht er denn: Ich will zurückkehren in mein Haus, von dem ich ausgegangen bin. Und wenn er kommt, findet er es leerstehen, gefegt und geschmückt; alsdann geht er hin, und nimmt zu sich sieben andere Geister, die schlimmer sind als er selbst, und wenn sie hereingekommen sind, wohnen sie daselbst, und das letzte desselbigen Menschen wird schlimmer als das erste": Matth.12/43-45. (HG 8387-8394)

Die Natur des Menschen vor der Wiedergeburt, oder was, streng genommen, sein Eigenes ist

Das Eigene besteht in allem Bösen und Falschen, das hervorquillt aus der Selbst- und Weltliebe und darin, dass man nicht dem Herrn oder dem Wort, sondern sich selbst glaubt und meint, was man nicht sinnlich und wissenschaftlich begreife, das sei nichts. Daraus entsteht dann nichts als Böses und Falsches und so sieht man alles verkehrt an: das Böse sieht man als Gutes, das Gute als Böses; das Falsche als Wahres und das Wahre als Falsches; was ist, meint man, sei nichts und was nichts ist, meint man, sei alles; Hass nennt man Liebe, Finsternis Licht, Tod Leben, und umgekehrt. Im Worte werden solche genannt Lahme und Blinde. Dies ist nun das Eigene des Menschen, das an sich höllisch und verdammt ist. (HG 210)

Das Eigene des Menschen ist nichts als etwas Totes, obwohl es ihm als etwas, ja, als alles erscheint; alles was bei ihm lebt, ist aus dem Leben des Herrn; würde dieses zurücktreten, so fiele er tot darnieder, wie ein Stein; denn er ist ein bloßes Organ des Lebens; aber wie das Organ, so ist der Lebenstrieb. Der Herr allein hat ein Eigenes; aus Seinem Eigenen hat Er den Menschen erlöst, und aus Seinem Eigenen macht Er den Menschen selig. Das Eigene des Herrn ist das Leben, und aus Seinem Eigenen wird das Eigene des Menschen belebt, das an sich tot ist. (HG 149)

Das Eigene des Menschen ist nur Böses und daraus Falsches: das Eigene des Willens ist böse und das Verständige daher ist falsch; und dieses Eigene hat der Mensch hauptsächlich von den Eltern, Großeltern, Urgroßeltern her in einer langen Reihe rückwärts bekommen, in der Art, dass zuletzt das Ererbte, das sein Eigenes ist, nichts ist, als ein allmählich aufgehäuftes und dicht gewordenes Böses; denn jeder Mensch wird in zwei teuflische Neigungen geboren, nämlich in die Selbstliebe und in die Weltliebe, und aus diesen Liebesarten entspringt alles Böse und daher Falsche als aus ihren Quellen, und weil der Mensch in diese Neigungen geboren wird, so wird er auch in Böses aller Art geboren.

Weil der Mensch in Betreff seines Eigenen so beschaffen ist, darum sind durch die göttliche Barmherzigkeit des Herrn Mittel gegeben worden, durch die er von seinem Eigenen entfernt werden kann. Diese Mittel sind im Wort gegeben, und wenn der Mensch dieser Mittel sich bedienend wirkt, d.h. aus dem göttlichen Wort denkt und redet, will und tut, alsdann wird er aus dem Herrn im Göttlichen erhalten und so vom Eigenen abgehalten; und wenn dieses von Dauer ist, so wird gleichsam ein neues Eigenes, sowohl des Willens als des Verstandes beim Menschen vom Herrn gebildet, das vom Eigenen des Menschen ganz getrennt wird. So wird der Mensch gleichsam ein neugeschaffener, und dies wird genannt seine Besserung und Wiedergeburt durch Wahrheiten aus dem Wort und durch ein Leben nach denselben. (EKO 585)

Die starke Hinneigung des Menschen zum Bösen

Wenige, wenn je einige, wissen, dass alle Menschen, so viel ihrer sind, vom Bösen abgehalten werden vom Herrn, und zwar mit einer stärkeren Kraft, als der Mensch irgend glauben kann; denn das Streben eines jeden Menschen geht beständig aufs Böse, und zwar sowohl infolge des ererbten, in das er geboren ist, als infolge des wirklichen, das er sich selbst erworben hat, bis dahin, dass er, würde er nicht durch den Herrn abgehalten, jeden Augenblick jählings zur untersten Hölle fortrennen würde; allein die Barmherzigkeit des Herrn ist so groß, dass er in jedem, auch dem kleinsten Augenblick erhoben, und abgehalten wird, sich in dasselbe zu stürzen. Dies ist auch bei den Guten der Fall, aber mit Unterschied gemäß dem Leben ihrer Liebestätigkeit und ihres Glaubens. So kämpft der Herr fortwährend mit dem Menschen, und für den Menschen mit der Hölle, obwohl es dem Menschen nicht so scheint. Dass dem so ist, wurde (mir) durch viele Erfahrung zu wissen gegeben.(HG 2406)

Der Mensch wird in Unwissenheit geboren

Wenn der Mensch mit keinem Erbübel behaftet wäre, dann würde das Vernunftmäßige unmittelbar aus der Ehe der himmlischen Dinge des inneren Menschen mit dessen geistigen geboren, und durch das Vernunftmäßige würde das Wissenschaftliche geboren, so dass der Mensch alles Vernunftmäßige und alles Wissenschaftliche sogleich, wenn er in die Welt kommt, bei sich hätte; denn dieses wäre der Ordnung des Einflusses gemäß; was daraus geschlossen werden kann, dass alle Tiere, die es immer sein mögen, in alles Wissen von dem, was ihnen zu ihrer Nahrung, Beschützung, Wohnung und Fortpflanzung notwendig und dienlich ist, geboren werden, weil ihre Natur der Ordnung gemäß ist; wie viel mehr der Mensch, wenn nicht bei ihm die Ordnung zerstört wäre, denn er allein wird in kein Wissen geboren. Das, was macht, dass er so geboren wird, ist das Erbübel von Vater und Mutter her, daher alle seine Fähigkeiten in entgegengesetzter Richtung in Beziehung auf die Wahrheiten und das Gute sind, und durch den unmittelbaren Einfluss des Himmlischen und Geistigen vom Herrn her nicht in entsprechende Formen gebracht werden können. Dies ist der Grund, warum das Vernunftmäßige des Menschen auf eine ganz andere Weise, oder auf einem anderen Weg, gebildet werden musst, nämlich durch Wissensdinge und Erkenntnisse, die durch die Sinne eingebracht wurden, also durch den äußeren Weg, somit in umgekehrter Ordnung einfließen. Der Mensch wird so auf wunderbare Weise vom Herrn vernünftig gemacht. (HG 1902)

Umbildung und Wiedergeburt

Es sind zwei Zustände, in die der Mensch eingehen und die er durchlaufen musst, während er aus einem natürlichen ein geistiger wird. Der erste Zustand heißt die Umbildung, und der andere die Wiedergeburt.

Der Mensch blickt im ersten Zustand aus seinem Natürlichen zum Geistigen hin, und sehnt sich nach diesem, im anderen Zustand wird er ein natürlich Geistiger.

Der erste Zustand wird gebildet durch die Wahrheiten, welche Gegenstand des Glaubens sein sollen, und durch die er auf die Liebestätigkeit hinblickt. Der andere Zustand wird durch das Gute der Liebestätigkeit gebildet, und von diesem aus geht er in die Wahrheiten des Glaubens ein. Oder was dasselbe ist, der erste Zustand ist der des Denkens aus dem Verstand, der andere aber ist der des Liebens aus dem Willen. Wenn dieser Zustand anfingt und fortschreitet, geht eine Veränderung im Gemüte vor, denn es findet eine Umwendung statt, weil alsdann die Liebe des Willens in den Verstand einfließt, und diesen treibt und lenkt, in Eintracht und Übereinstimmung mit seiner Liebe zu denken.

Inwieweit daher das Gute der Liebe die erste Stelle einnimmt, und die Wahrheiten des Glaubens die zweite, in so weit ist der Mensch geistig, und ist eine neue Kreatur und handelt dann aus der Liebestätigkeit, und spricht aus dem Glauben, und fühlt das Gute der Liebestätigkeit, und wird das Wahre des Glaubens inne, und ist dann im Herrn und im Frieden, und so ein Wiedergeborener.

Ein Mensch, der in der Welt den ersten Zustand angefangen hat, kann nach dem Tod in den anderen eingeführt werden, wer hingegen nicht in der Welt in den ersten Zustand eingetreten ist, kann nach dem Tode nicht in den anderen eingeführt, somit nicht wiedergeboren werden. (WCR 571)

Die Umbildung wird dem Verstande, die Wiedergeburt aber dem Willen zugeschrieben. ... Das Böse, in das der Mensch geboren wird, ist dem Willen des natürlichen Menschen hineingezeugt, und der Wille zieht den Verstand fort, ihm dadurch zu Gefallen zu sein, dass er übereinstimmend mit ihm denkt; weshalb es, damit der Mensch wiedergeboren werde, notwendig ist, dass dies durch den Verstand geschehe, als durch die Mittel-Ursache, und dies geschieht durch Unterweisungen, die der Verstand in sich aufnimmt, und diese erhält er zuerst durch die Eltern und Lehrer, und nachher durch das Lesen des Wortes, durch Predigten, Bücher und Gespräche.

Die vom Verstand aufgenommenen Dinge heißen Wahrheiten; weshalb es gleichviel ist, ob man sagt, die Umbildung geschehe durch den Verstand, oder ob man sagt, sie geschehe durch die Wahrheiten, die der Verstand in sich aufnimmt. Denn die Wahrheiten lehren den Menschen, an Wen und was er glauben, und dann, was er tun, also was er wollen soll. Denn was einer tut, das tut er aus dem Willen gemäß dem Verstand. Da nun eben der Wille des Menschen von Geburt an böse ist, und da der Verstand lehrt, was böse und was gut ist, und er das eine wollen und das andere nicht wollen kann, so folgt, dass der Mensch durch den Verstand umgebildet werden musst. Allein solang er sieht und mit dem Gemüt anerkennt, dass das Böse bös, und das Gute gut ist, und denkt, dass das Gute gewählt werden soll, so lang heißt dieser Zustand Umbildung. Wenn er hingegen das Böse fliehen und das Gute tun will, so fängt der Stand der Wiedergeburt an. (WCR 587)

Dennoch aber kann man von keinem sagen, er sei gebessert durch die bloße Erkenntnis der Wahrheiten, denn der Mensch kann kraft des Vermögens den Verstand über die Liebe des Willens zu erheben, sie ergreifen und auch aussprechen, lehren und predigen, und doch ist nur der ein Gebesserter, der in der Neigung zur Wahrheit um der Wahrheit willen ist. Denn diese Neigung verbindet sich mit dem Willen, und wenn er fortfährt, verbindet sie den Willen mit dem Verstand. (WCR 589)

Ein Zeichen der Umbildung und Nicht-Umbildung

Der Herr wirkt beim Menschen fortwährend mit dem Guten ein und im Guten mit dem Wahren. Der Mensch aber nimmt es entweder an oder nimmt es nicht an. Nimmt er es an, so steht es gut mit ihm, nimmt er es aber nicht an, so steht es böse mit ihm. Wenn er es nicht annimmt und er dann dabei einige Angst empfindet, das hier die Seelenangst ist, so ist Hoffnung, dass er gebessert werden kann, wenn er aber keinerlei Angst empfindet, so verschwindet die Hoffnung, denn es sind bei einem jeden Menschen zwei Geister von der Hölle und zwei Engel aus dem Himmel, denn der Mensch, weil in Sünden geboren, kann gar nicht leben, wenn er nicht einerseits in Verbindung steht mit der Hölle und andererseits mit dem Himmel; sein ganzes Leben kommt von daher.

Wenn der Mensch ins jugendliche Alter kommt und sich aus sich selber zu regieren anfängt, d.h., wenn er einen eigenen Willen haben und nach eigenem Urteil handeln und über Glaubenssachen aus eigenem Verständnis denken und schließen zu können meint, dann nahen sich, falls er sich zu Bösem wendet, die zwei Geister der Hölle, und die zwei Engel aus dem Himmel entfernen sich ein wenig. Wenn er aber zum Guten sich wendet, nahen die zwei Engel aus dem Himmel, und die zwei Geister aus der Hölle entfernen sich.

Wenn daher der Mensch sich zum Bösen wendet, was bei den meisten in der Jugend der Fall ist, und er etwas von Angst empfindet, wenn er darüber nachdenkt, dass er Böses getan hat, dann ist es ein Zeichen, dass er dennoch den Einfluss durch die Engel aus dem Himmel annehmen werde, wie es auch ein Zeichen ist, dass er nachher sich werde bessern lassen. Wenn er aber keine Angst empfindet, wenn er darüber nachdenkt, dass er Böses getan hat, dann ist es ein Zeichen, dass er den Einfluss durch die Engel aus dem Himmel nicht mehr annehmen will, und auch ein Zeichen, dass er nachher sich nicht werde bessern lassen. (HG 5470)

Der Verlauf der Wiedergeburt und des Fortschritts zu wahrer Weisheit

Wenige, wenn je welche, wissen wie der Mensch zur wahren Weisheit hingeführt wird. Die Verständigkeit ist nicht Weisheit, sondern führt zur Weisheit, denn verstehen was wahr und gut, heißt nicht, wahr und gut sein, sondern weise sein heißt, so sein. Die Weisheit wird nur vom Leben ausgesagt, dass nämlich der Mensch so beschaffen ist. In die Weisheit oder ins Leben wird man einge führt durch das Wissen und Kennen, oder durch die Wissenschaften und Erkenntnisse.

Bei jeglichem Menschen sind zwei Teile, der Wille und der Verstand. Der Wille ist der die erste Stelle einnehmende Teil, der Verstand ist der die zweite einnehmende. Sein Leben nach dem Tod bestimmt sich nach seinem Willensgebiet, nicht nach dem des Verstandes.

Der Wille beim Menschen wird vom Herrn gebildet von der Kindheit bis zum Knabenalter, und dies geschieht dadurch, dass ihm eingeflößt wird Unschuld und Liebe gegen die Eltern, Wärterinnen, und Kinder von gleichem Alter, und durch mehreres, was der Mensch nicht weiß und zwar Himmlisches. Würde dieses Himmlische nicht dem Menschen, solange er ein Kind und Knabe ist, eingeflößt, so könnte er gar nicht ein Mensch werden; so wird die erste Grundlage gebildet.

Weil aber der Mensch nicht Mensch ist, wenn er nicht auch mit Verstand begabt ist, so macht der Wille allein den Menschen nicht aus, sondern der Verstand mit dem Willen. Und Verstand kann nicht anders erworben werden als durch Wissenschaften und Erkenntnisse, darum musst er vom Knabenalter an mit diesen ausgerüstet werden, und so wird gebildet die andere Grundlage.

Wenn der verständige Teil versehen ist mit Wissenschaften und Erkenntnissen, hauptsächlich mit Erkenntnissen des Wahren und Guten, dann erst kann er wiedergeboren werden. Und wenn er wiedergeboren wird, dann wird vom Herrn Wahres und Gutes durch die Erkenntnisse eingepflanzt seinem Himmlischen, mit dem er von Kindheit an vom Herrn beschenkt worden ist, so dass sein Verständiges eins ausmacht mit dem Himmlischen, und wenn dieses der Herr so verbunden hat, so wird er mit Liebestätigkeit beschenkt, aus der er zu handeln beginnt, und die dem Gewissen angehört. So erst empfängt er ein neues Leben, und zwar stufenweise. Das Licht dieses Lebens heißt Weisheit, die alsdann vorherrscht, und der Einsicht vorsteht: so wird gebildet die dritte Grundlage.

Wenn der Mensch so wiedergeboren ist bei Leibesleben, so wird er im anderen Leben fortwährend mehr vervollkommnet. Hieraus kann man erkennen, was das Licht der Verständigkeit, und was das Licht der Weisheit ist (HG 1555)

Die sechs Zustände der Wiedergeburt

Mit den sechs Tagen oder Zeiten, die ebenso viele aufeinanderfolgende Zustände der Wiedergeburt des Menschen sind, verhält es sich im allgemeinen so:

Der erste Zustand ist der, welcher vorausgeht, sowohl von der Kindheit an, als zunächst vor der Wiedergeburt, und wird genannt Leere, Öde und Finsternis. Und die erste Bewegung, welche ist die Barmherzigkeit des Herrn, ist der Geist Gottes schwebend über den Angesichten der Wasser.

Der zweite Zustand ist, wenn unterschieden wird zwischen dem, was des Herrn ist, und dem, was des Menschen Eigenes ist Was des Herrn ist, wird im Worte genannt Überreste, und hier sind es vornehmlich Kenntnisse des Glaubens, die er von Kindheit an erlernt hat. Diese werden verborgen gehalten und liegen nicht offen zu Tage bevor er in diesen Zustand kommt. Dieser Zustand findet heutzutage selten statt ohne Versuchung, Unglück, Betrübnis, die machen, dass das, was des Leibes und der Welt ist, somit das, was Eigenes ist, ruht, und gleichsam stirbt. So wird, was dem äußeren Menschen angehört, getrennt von dem, was dem inneren angehört; im inneren sind die Überreste, die vom Herrn bis zu dieser Zeit und zu diesem Gebrauch verborgen gehalten werden.

Der dritte Zustand ist der der Buße. In diesem spricht er aus dem inneren Menschen fromm und demütig und bringt Gutes hervor, wie die Werke der Liebestätigkeit, die jedoch noch unbeseelt sind, weil er meint, er tue sie aus sich, und sie werden genannt zartes Kraut, dann Samenkraut, hernach Fruchtbaum.

Der vierte Zustand ist, wenn er angeregt wird von der Liebe und erleuchtet vom Glauben. Zuvor sprach er zwar Frommes und brachte Gutes hervor, aber aus dem Zustand der Versuchung und Beängstigung, nicht aus Glauben und Liebestätigkeit. Darum werden jene im inneren Menschen nun angezündet, und heißen die zwei Lichter.

Der fünfte Zustand ist, dass er aus dem Glauben spricht und sich aus ihm im Wahren und Guten bestärkt. Was er alsdann hervorbringt ist beseelt und wird genannt Fische des Meeres und Vögel der Himmel.

Der sechste Zustand ist, wenn er aus dem Glauben und infolgedessen aus der Liebe Wahres spricht und Gutes tut. Was er jetzt hervorbringt, wird genannt lebende Seele und Tier. Und weil er jetzt anfängt, wie aus dem Glauben, so auch zugleich aus der Liebe zu handeln, wird er ein geistiger Mensch, der Bild genannt wird. Sein geistiges Leben findet Vergnügen und Nahrung in dem, was zu den Kenntnissen des Glaubens, und in dem, was zu den Werken der Liebestätigkeit gehört Diese heißen seine Speise, und sein natürliches Leben findet Vergnügen und Nahrung in dem, was dem Leib und den Sinnen angehört. Hieraus entsteht ein Kampf, bis dass die Liebe herrscht und er ein himmlischer Mensch wird.

Die wiedergeboren werden, kommen nicht alle zu diesem Stand, sondern einige; und zwar der größte Teil heutzutage bloß zum ersten. Einige nur zum anderen, einige zum dritten, vierten, fünften, selten zum sechsten, und kaum jemand zum siebenten. (HG 7-13)

Die Wiedergeburt schreitet fort durch aufeinanderfolgende Perioden

Die Zustände der Wiedergeburt eines jeden Sinnlichen und eines jeden Dinges im Natürlichen, wie auch im Vernünftigen, haben ihren Verlauf vom Anfang bis zum Ende, und wenn sie ein Ende (erreicht haben), dann beginnen sie von einem gewissen neuen, nämlich von jenem Ende, zu dem sie im früheren Zustand hinstrebten, zu einem weiteren Ende und so fort, und zuletzt wird die Ordnung umgekehrt, und alsdann wird, was das Letzte war, das Erste. So z.B. wenn der Mensch sowohl in Ansehung des Vernünftigen als in Ansehung des Natürlichen wiedergeboren wird, alsdann gehen die Perioden des ersten Zustandes von den Wahrheiten, die dem Glauben (angehören), zu Gutem, das der Liebestätigkeit angehört, und alsdann spielen die Wahrheiten des Glaubens scheinbar die erste Rolle und das Gute der Liebestätigkeit die zweite; denn die Wahrheiten des Glaubens haben das Gute der Liebestätigkeit als Endzweck zum Ziel. Diese Perioden dauern fort, bis der Mensch wiedergeboren ist, hernach wird die Liebestätigkeit, die der Endzweck war, der Anfang, und von ihr aus beginnen neue Zustände, die nach beiden Seiten hin fortgehen, nämlich mehr nach innen wie auch nach außen. Nach innen zur Liebe zum Herrn, und nach außen zu den Wahrheiten des Glaubens und ferner zu den natürlichen Wahrheiten und auch zu den sinnlichen Wahrheiten, die alsdann allmählich zur Entsprechung mit dem Guten der Liebestätigkeit und der Liebe im Vernünftigen gebracht werden, und somit in die himmlische Ordnung. Das ist es, was verstanden wird durch den Fortschritt und die Ableitungen, die fortgehen bis zur letzten.

Ein solcher Fortschritt und solche Ableitungen dauern fort beim Menschen, der wiedergeboren wird, von seiner Kindheit an bis zum letzten Augenblick seines Lebens in der Welt und auch nachher bis in Ewigkeit, und doch kann er nie so wiedergeboren werden, dass er einigermaßen vollkommen heißen kann, denn es sind unzählige, ja durch eine Zahl nicht bestimmbare Dinge, die wiedergeboren werden müssen, sowohl im Vernünftigen als im Natürlichen, und ein jedes derselben hat unzählige Ableger, d.h. Fortgänge und Ableitungen nach innen und nach außen.

Dieses weiß der Mensch gar nicht, aber der Herr weiß alles und jedes, und sorgt jeden Augenblick dafür; wenn er dies nur eine kleine Minute unterlassen würde, so würden alle Verläufe gestört werden; denn das Frühere zielt immer auf das Folgende in ununterbrochener Reihe, und bringt Reihen von Folgen in Ewigkeit hervor. Hieraus wird klar, dass die göttliche Voraussicht und Vorsehung in den einzelnsten Dingen ist, und wenn sie es nicht wäre, oder wenn sie bloß im allgemeinen waltete, so würde das Menschengeschlecht zugrunde gehen. (HG 5122)

Mit der Wiedergeburt des geistigen Menschen verhält es sich so: zuerst wird er unterwiesen in den Wahrheiten, die dem Glauben angehören, und dann wird er vom Herrn in der Neigung zum Wahren gehalten. Das Gute des Glaubens, das Liebestätigkeit gegen den Nächsten ist, wird ihm zugleich eingeflößt, aber so, dass er es kaum weiß, denn es ist verborgen in der Neigung zum Wahren, und das zu dem Zweck, damit das Wahre, das Sache des Glaubens ist, verbunden werde mit dem Guten, das Sache der Liebestätigkeit ist.

Mit dem Fortschritt der Zeit wächst die Neigung zum Wahren, das dem Glauben angehört, und das Wahre wird gesucht wegen des Zweckes, nämlich wegen des Guten, oder was dasselbe ist, des Lebens wegen und zwar mehr und mehr. So wird das Wahre dem Guten eingepflanzt; und wenn dieses geschieht, eignet sich der Mensch das Gute des Lebens an gemäß dem Wahren, das eingeflößt worden ist; und so handelt er oder glaubt er zu handeln aus dem Guten.

Vor dieser Zeit war ihm das Wahre, das Sache des Glaubens ist, das Hauptsächliche, aber nachher wird es das Gute, das Sache des Lebens ist. Wenn dieses geschehen ist, dann ist der Mensch wiedergeboren, aber wiedergeboren gemäß der Beschaffenheit und dem Maß des Wahren, das dem Guten eingepflanzt worden. Und wenn das Wahre und das Gute zusammen als eines wirken, gemäß der Beschaffenheit und dem Maß des Guten; so verhält es sich mit jeder Wiedergeburt. (HG 2979)

Der Gang der Wiedergeburt ist ähnlich dem Lebensgang des Menschen

Es ist bekannt, dass die Dinge, die von den Augen gesehen und von den Ohren gehört werden, innerlich im Menschen wahrgenommen werden, und gleichsam aus der Welt durch die Augen und durch die Ohren in den Gedanken, somit in den Verstand übergehen, denn der Gedanke ist Sache des Verstandes, und wenn es Dinge sind, die geliebt werden, so gehen sie in den Willen über und hernach von dem Willen auf dem Verstandeswege in die Rede des Mundes und auch in die Handlung des Körpers. Ein solcher Kreislauf der Dinge findet aus der Welt durch den natürlichen Menschen in dessen geistigen statt, und von diesem wiederum in die Welt. Man musst jedoch wissen, dass dieser Kreislauf vom Willen, der das Innerste des Lebens im Menschen ist, angeordnet wird, und dass er in demselben anfängt und durch denselben vollbracht wird, und der Wille des Menschen, der im Guten ist, wird aus dem Himmel vom Herrn geleitet, obwohl es anders erscheint. Es besteht nämlich ein Einfluss aus der geistigen Welt in die natürliche, also durch den inneren Menschen in den äußeren, aber nicht umgekehrt; denn der innere Mensch ist im Himmel, der äußere hingegen in der Welt.

Weil dieser Kreislauf der Kreislauf des menschlichen Lebens ist, deshalb wird der Mensch, wenn er wiedergeboren wird, gemäß demselben wiedergeboren, und wenn er wiedergeboren ist, lebt und handelt er demselben gemäß. Deswegen werden auch, wenn der Mensch wiedergeboren wird, durch das Gehör und das Gesicht die Glaubenswahrheiten eingeflößt und dem Gedächtnisse seines natürlichen Menschen eingepflanzt. Aus diesem Gedächtnis werden sie in das Denken gebracht, das Sache des Verstandes ist, und was geliebt wird, wird Sache des Willens, und in dem Maße, als es Sache des Willens wird, wird es Sache des Lebens, denn der Wille des Menschen ist sein eigentliches Leben. Und soweit es Sache des Lebens wird, so weit wird es Sache seiner Neigung, somit der Liebestätigkeit in dem Willen und des Glaubens im Verstande. Nachher redet und handelt der Mensch aus diesem Leben, das ein Leben der Liebestätigkeit und des Glaubens ist. Aus der Liebestätigkeit, die Sache des Willens ist, geht die Rede des Mundes hervor, und auch die Handlung des Körpers, und beides auf dem Verstandeswege, somit auf dem Wege des Glaubens.

Hieraus geht hervor, dass der Kreislauf der Wiedergeburt des Menschen ähnlich ist dem Kreislauf seines Lebens im allgemeinen; und dass jener gleicherweise im Willen durch den Einfluss aus dem Himmel vom Herrn stattfinde. (HG 10057)

Dem Menschen ist ein vom Willen getrenntes Verständnis gegeben, damit er wiedergeboren werde

Das Vermögen zu verstehen, was gut und wahr ist, obwohl er es nicht will, ist dem Menschen gegeben, dass er gebessert und wiedergeboren werden kann; ebendarum ist jenes Vermögen sowohl bei den Bösen, als bei den Guten, ja bei den Bösen zuweilen schärfer, aber mit dem Unterschied, dass bei den Bösen keine Neigung zum Wahren um des Lebens willen, d.h. um des Guten des Lebens aus dem Wahren willen ist, weshalb sie auch nicht gebessert werden können. Hingegen bei den Guten ist eine Neigung zum Wahren um des Lebens, d.h. um des Guten des Lebens willen, und deshalb können diese gebessert werden. Aber der erste Zustand ihrer Besserung ist so, dass es ihnen scheint, das Wahre der Lehre sei an erster Stelle, und das Gute des Lebens an zweiter, denn aus dem Wahren heraus tun sie das Gute; dagegen ihr zweiter Zustand ist, dass das Gute des Lebens an erster Stelle ist, und das Wahre der Lehre an zweiter, denn [alsdann] tun sie aus dem Guten das Gute, d.h. aus dem Wollen des Guten; und wenn dies geschieht, dann ist, weil der Wille mit dem Verstand wie durch eine Ehe verbunden ist, der Mensch wiedergeboren. (HG 3539)

Die Entsprechung der natürlichen und der geistigen Geburt

Bekannt ist, dass die Seele des Menschen beginnt im Ei der Mutter, und hernach in ihrem Gebärleib vervollkommnet und dort umgeben wird mit einem ganz zarten Leibe, und zwar mit einem solchen, dass die Seele durch ihn in passender Weise handeln kann in der Welt, in die er geboren wird. Ähnlich verhält es sich, wenn der Mensch wiederum geboren wird, d.h. wenn er von neuem geboren wird. Die neue Seele, die er dann empfängt, ist der Zweck des Guten, der beginnt im Vernünftigen: hier zuerst wie in einem Ei und hernach wird er daselbst vervollkommnet wie in einem Gebärleib. Der ganz zarte Leib, womit jene Seele umgeben wird, ist das Natürliche, und hier das Gute, das so beschaffen wird, dass es nach den Zwecken der Seele gehorsam handelt Die Wahrheiten daselbst verhalten sich wie die Fibern im Leibe, denn aus dem Guten werden die Wahrheiten gebildet.

Hieraus geht hervor, dass ein Bild der Besserung des Menschen sich darstellt in seiner Bildung im Mutterleibe; und wenn man es glauben will, so ist es auch das himmlisch Gute und das geistig Wahre, das vom Herrn kommt, was ihn bildet, und dann die Kraft verleiht, dass er jenes beides nach und nach aufnehmen kann, und zwar in solcher Art und in solchem Maß, wie er als Mensch auf Zwecke des Himmels blickt, und nicht als ein unvernünftiges Tier auf Zwecke der Welt. (HG 3570)

Während der Wiedergeburt lenkt der Herr den Menschen durch Engel

Wenn der Mensch wiedergeboren wird, was im reiferen Alter geschieht, weil er früher nicht über die Glaubenswahrheiten aus eigenem Antrieb nachdenkt, wird er durch Engel vom Herrn regiert, dadurch, dass er in den Wahrheiten gehalten wird, die er sich als Wahrheiten eingeprägt hat, und durch sie in der Neigung, mit der sie verbunden sind. Und weil diese Neigung zum Wahren aus dem Guten stammt, wird er so stufenweise zum Guten geführt.

Dass es sich so verhält, ist mir aus vieler Erfahrung gewiss; denn ich habe wahrgenommen, dass, wenn die bösen Geister Böses und Falsches einflößten, die Engel alsdann, vom Herrn aus, mich in den Wahrheiten hielten, die eingepflanzt waren und so vom Bösen und Falschen abhielten. Daraus wurde mir auch klar, dass die Glaubenswahrheiten, die eingewurzelt sind durch die Neigung zum Wahren, die Grundlage bilden, auf welche die Engel einwirken. Deswegen können diejenigen, die diese Grundlage nicht haben, nicht von den Engeln geführt werden, sondern lassen sich von der Hölle führen; denn das Einwirken der Engel kann dann nirgends haften, sondern fließt durch. Aber diese Grundlage kann man nicht erwerben, wenn die Glaubenswahrheiten nicht in Leben und Tat übergehen, und so dem Willen und durch diesen dem Leben eingepflanzt werden.

Merkwürdig ist auch, dass die Einwirkung der Engel auf die Glaubenswahrheiten beim Menschen selten offenbar wird, so dass nämlich ein Nachdenken über jenes Wahre erregt würde, sondern es wird nur eine allgemeine Vorstellung solcher Dinge hervorgerufen, die mit jenem Wahren übereinstimmen und zugleich mit der Neigung, denn diese Wirkung geschieht durch einen unmerklichen Einfluss, der, wenn er sichtbar dargestellt wird, wie ein einfließendes Licht erscheint, welches Licht aus unzähligen Wahrheiten im Guten besteht, die beim Menschen nach einer gewissen Einheit streben und ihn sowohl im Wahren halten, als auch in der Liebe zu diesem Wahren. Auf diese Weise befreien die Engel das Gemüt des Menschen vom Falschen und schützen ihn vor dem Bösen. Diese Dinge sind jedoch dem Menschen gänzlich unbekannt. (HG 5893)

Die Wiedergeburt wird von Ewigkeit vorhergesehen und vorgesehen

Bei denen, die wiedergeboren werden, werden das Innere und das Äußere vom Herrn für alle folgenden Zustände geordnet und zwar in der Art, dass das Gegenwärtige immer das Zukünftige in sich schließt, und ebenso das Zukünftige, wenn es zum Gegenwärtigen geworden ist, und so fort bis in Ewigkeit. Denn der Herr sieht alles vorher und sieht auch alles vor, und Sein Vorhersehen sowohl als Seine Vorsehung währet in Ewigkeit, somit ewig.

Das Göttliche, das Ihm allein angehört, ist nämlich an sich unendlich und das Unendliche ist in Bezug auf seine Dauer das Ewige. Daher kommt es, dass alles, was der Herr verfügt und anordnet, ewig ist. So geschieht mit denen, die der Herr wiedergebiert.

Die Wiedergeburt des Menschen beginnt in der Welt und währt in Ewigkeit; denn der Mensch wird fortwährend vervollkommnet, wenn er ein Engel wird. Es gibt im Menschen Äußeres, inneres und innerstes; alles dieses wird zugleich und aufeinanderfolgend eingerichtet und geordnet zur Aufnahme dessen, was in Ewigkeit folgt. (HG 10048)

Die Wiedergeburt wird durch Überreste bewirkt

Jeder Mensch heißt eine lebendige Seele vermöge des Lebendigen, das bei ihm ist; kein Mensch kann irgend leben, geschweige als Mensch, wenn er nicht etwas Lebendiges bei sich hat, d.h., wenn er nicht hat etwas Unschuld, Liebestätigkeit und Barmherzigkeit, oder von daher etwas dem ähnliches oder nachgebildetes; dies Etwas von Unschuld, Liebestätigkeit und Barmherzigkeit, empfängt der Mensch vom Herrn, wenn er noch Kind ist, und wenn noch im Knabenalter, wie man ersehen kann an dem Stande der Kinder, und an dem Stande des Knabenalters; was der Mensch alsdann empfängt, wird erhalten beim Menschen; was erhalten wird, das wird im Wort genannt Überreste, die allein des Herrn sind beim Menschen; eben dies, was erhalten wird, ist es, was macht, dass der Mensch, wenn er ins Erwachsenenalter kommt, Mensch sein kann.

Dass die Zustände der Unschuld, Liebestätigkeit und Barmherzigkeit, die der Mensch in der Kindheit und in den Knabenjahren hatte, machen, dass der Mensch Mensch sein kann, geht klar daraus hervor, dass der Mensch nicht, wie die unvernünftigen Tiere, in irgendeine Lebensübung geboren wird, sondern alles und jedes erlernen musst, und dass das, was er erlernt, von der Übung her zur Gewohnheit und sozusagen zur Natur wird. Nicht einmal gehen kann der Mensch, wenn er es nicht erlernt, auch nicht reden, und so in allem übrigen; dergleichen wird ihm durch die Übung gleichsam natürlich; so verhält es sich mit dem Zustand der Unschuld, Liebestätigkeit und Barmherzigkeit, die ihm gleichfalls beigebracht werden von Kind auf. Würden diese Zustände beim Menschen fehlen, so wäre er viel geringer als ein Tier. Aber diese Zustände sind es, die der Mensch nicht erlernt, sondern zum Geschenk erhält vom Herrn, und die der Herr bei ihm erhält, und sie sind es, die samt den Glaubenswahrheiten Überreste genannt werden, und allein des Herrn sind. Inwieweit der Mensch im Erwachsenenalter diese Zustände austilgt, in so weit wird er tot: wenn der Mensch wiedergeboren wird, so sind diese Zustände die Grundlagen der Wiedergeburt, und in sie wird er eingeführt, denn der Herr wirkt, wie früher gesagt worden, durch die Überreste. (HG 1050)

Überreste sind alle Zustände der Neigung zum Guten und Wahren, mit denen der Mensch vom Herrn von der ersten Kindheit an bis zum Ende des Lebens beschenkt wird, welche Zustände für ihn zum Behuf seines Lebens nach dem Tod aufbewahrt werden, denn alle seine Lebenszustände kehren im anderen Leben allmählich wieder, und alsdann werden sie durch die Zustände des Guten und Wahren gemildert, mit denen er vom Herrn beschenkt worden war. Je mehr Überreste er daher bei Leibesleben empfangen hat, oder je mehr Gutes und Wahres, desto angenehmer und schöner erscheinen se ine übrigen Zustände, wenn sie wiederkehren. Dass es sich so verhält, kann einem jeden klar werden, wenn er es erwägen mag.

Wenn der Mensch geboren ist, hat er nichts Gutes und Wahres aus sich selbst, sondern er ist ganz wie er ist mit Erbübel befleckt, dagegen fließt alles Gute ein, z.B. dass er seine Eltern, seine Wärterinnen, seinesgleichen liebt, und dies aus Kindlichkeit. Dieses ist es, was vom Herrn durch den Himmel der Unschuld und des Friedens, welcher der innerste ist, einfließt, und so wird der Mensch, solange er ein Kind ist, damit ausgestattet. Hernach, wenn er heranwächst, tritt diese kindliche Güte, Unschuld und Harmlosigkeit zurück und je mehr er in die Welt eingeführt wird, desto mehr kommt er dadurch in Vergnügungen und in Begierden, somit in Böses hinein, und in demselben Maße fängt das Himmlische oder Gute des kindlichen Alters an zu verschwinden. Allein es bleibt dennoch zurück, und durch sie werden die Zustände gemildert, die der Mensch hernach annimmt und sich aneignet. Ohne dieselben kann der Mensch nicht Mensch sein, denn die Zustände der Begierden oder des Bösen, ohne Milderung durch Zustände der Neigung zum Guten, wären wilder als die irgendeines Tieres.

Jene guten Zustände sind es, die Überreste heißen, und sind vom Herrn geschenkt und dem Charakter des Menschen eingepflanzt worden, und zwar dies ohne Wissen des Menschen. Im folgenden Alter wird er auch mit neuem beschenkt, aber diese Zustände gehören nicht dem Guten, sondern dem Wahren an, denn wenn er heranwächst, wird er mit Wahrheiten ausgestattet und diese werden gleichfalls bei ihm in seinem inwendigeren Menschen aufbewahrt. Diesen Überresten, die dem Wahren angehören und die aus dem Einfluss des Geistigen vom Herrn her geboren werden, hat es der Mensch zu verdanken, dass er denken, wie auch das Gute und Wahre, das zum bürgerlichen und sittlichen Leben gehört, verstehen, dann auch das Geistige oder Glaubenswahre aufnehmen kann. Allein dieses vermag er nur durch die Überreste des Guten, die er in der Kindheit empfangen hat.

Dass es Überreste gibt, und dass dieselben dem Menschen in seinem inwendigeren Vernunftmäßigen aufbewahrt werden, weiß der Mensch gar nicht, weil er glaubt, es fließe nichts ein, sondern es sei alles etwas Natürliches, ihm angeboren, somit sei alles in ihm selber, schon als Kind, während es sich doch ganz anders verhält. Von den Überresten ist hin und wieder im Worte die Rede, und es werden durch dieselben diejenigen Zustände bezeichnet, durch die der Mensch Mensch wird, und dies allein vom Herrn her. (HG 1906)

Überreste sind nicht bloß das Gute und Wahre, das aus dem Wort des Herrn der Mensch von Kindheit an erlernt hat und was so seinem Gedächtnis eingeprägt ist, sondern es sind auch alle Zustände von daher, wie die Zustände der Unschuld von der Kindheit an, die Zustände der Liebe gegen die Eltern, Geschwister, Lehrer, Freunde; die Zustände der Liebestätigkeit gegen den Nächsten, wie auch der Barmherzigkeit gegen Arme und Bedürftige, kurz alle Zustände des Guten und Wahren. Diese Zustände nebst dem Guten und Wahren, das dem Gedächtnis eingeprägt ist, heißen Überreste, die vom Herrn beim Menschen erhalten und aufbewahrt werden in seinem inneren Menschen, während er es gar nicht weiß und die wohl ausgesondert werden von demjenigen, was des Menschen Eigenes, d.h. böse und falsch ist.

Alle diese Zustände werden so vom Herrn beim Menschen erhalten, dass auch nicht das geringste von ihnen verlorengeht, was mir zu wissen gegeben worden daraus, dass ein jeder Zustand des Menschen von seiner Kindheit an bis in sein höchstes Alter im anderen Leben nicht bloß bleibt, sondern auch wiederkehrt, und zwar ganz so, wie sie waren, während er in der Welt lebte; so nicht bloß das Gute und Wahre des Gedächtnisses, sondern auch all die Zustände der Unschuld und der Liebestätigkeit. Und wann die Zustände des Bösen und Falschen oder der Bosheit und Einbildung wieder kommen, die alle und jede ebenfalls im allerkleinsten bleiben und wiederkehren, dann werden vom Herrn diese Zustände durch jene gemäßigt; hieraus kann man erkennen, dass der Mensch, wenn er keine Überreste hätte, nirgends anders als in der ewigen Verdammnis sein könnte. (HG 561)

Der Mensch wird von der ersten Kindheit an bis zum ersten Knabenalter vom Herrn in den Himmel eingeführt, und zwar unter himmlische Engel, durch die er im Stand der Unschuld gehalten wird. Dass in diesem Stand die Kinder bis zum Beginn des Knabenalters sind, ist bekannt. Wenn das Knabenalter anfängt, dann legt er nach und nach den Stand der Unschuld ab, aber dennoch wird er im Stand der Liebestätigkeit durch die Neigung zur Liebestätigkeit gegen seinesgleichen gehalten, und dieser Zustand dauert bei vielen fort bis zum Jünglingsalter; alsdann ist er unter geistigen Engeln. Weil er dann anfängt, aus sich zu denken und danach zu handeln, kann er nicht mehr in der Liebestätigkeit gehalten werden wie früher, denn er ruft dann das Erbböse hervor, von dem er sich leiten lässt. Wenn dieser Zustand kommt, dann wird das Gute der Liebestätigkeit und der Unschuld, das er früher empfangen hatte, in dem Grade, als er Böses denkt und es durchs Tun bestärkt, verdrängt, aber dennoch wird es nicht ganz verdrängt, sondern gegen das Inwendigere zu vom Herrn gebracht, und dort verborgen. Weil er aber die Wahrheiten noch nicht weiß, darum ist das Gute der Unschuld und Liebestätigkeit, das er in jenen zwei Zuständen empfangen hatte, noch nicht geeigenschaftet, denn die Wahrheiten geben dem Guten die Eigenschaft, und das Gute gibt den Wahrheiten das Wesen. Deswegen wird er von jenem Alter an durch Belehrungen und hauptsächlich durch eigenes Nachdenken und die daraus hervorgehenden Begründungen mit Wahrheiten ausgestattet. In dem Maße nun, als er dann in der Neigung zum Guten ist, werden die Wahrheiten dem Guten bei ihm vom Herrn verbunden, und zu Nutzzwecken aufbewahrt.

Dieser Zustand ist es, der durch die sieben Jahre des Getreideüberflusses bezeichnet wird. Jene dem Guten beigesellten Wahrheiten sind es, die im eigentlichen Sinn Überreste genannt werden. In dem Maß nun, als der Mensch sich wiedergebären lässt, dienen die Überreste zum Gebrauch, denn so viel derselben werden vom Herrn hervorgeholt und ins Natürliche zurückgebracht, damit die Entsprechung des Auswendigeren mit dem Inwendigeren oder des Natürlichen mit dem Geistigen hergestellt werde. Dies geschieht in dem Zustand, der durch die sieben Hungerjahre bezeichnet wird. (HG 5342)

Mit der Kirche hat es die Bewandtnis, dass sie im Verlauf der Zeit abnimmt und zuletzt nur unter wenigen übrigbleibt; diese wenigen, bei denen sie zur Zeit der Sintflut übrigblieb, sind Noah genannt worden. Dass die wahre Kirche abnimmt und bei wenigen bleibt, kann man an anderen Kirchen erkennen, die gleichfalls abgenommen haben. Die, welche übrigbleiben, werden im Worte genannt Überbleibsel und Überreste, und zwar in der Mitte oder Mittelpunkt des Landes. Im allgemeinen verhält es sich wie im besonderen, d.h. wie mit der Kirche, so mit den einzelnen Menschen; wenn nicht bei jedem vom Herrn Überreste erhalten würden, so müsste er notwendig des ewigen Todes sterben. Denn in den Überresten ist geistiges und himmlisches Leben; ebenso im ganzen oder allgemeinen; wenn es nicht immer welche gäbe, bei denen die Kirche oder der wahre Glaube ist, so ginge das menschliche Geschlecht zugrunde; denn um etlicher willen wird, wie bekannt ist, eine Stadt, ja, ein ganzes Reich erhalten; es verhält sich damit, wie mit dem Herzen im Menschen, solange das Herz gesund ist, können die umliegenden Eingeweide leben; ist aber jenes matt, so ergreift die Abzehrung alles und der Mensch stirbt. Die letzten Überreste sind es, die bezeichnet werden durch Noah. Denn außerdem war, wie im folgenden Kapitel (1.Mose 6/12) zu ersehen ist, die ganze Erde verdorben. Von diesen Überresten bei einem jeden Menschen und in der Kirche ist hie und da die Rede bei den Propheten:

Jes.4/3,4: "Wer zurückgelassen in Zion und in Jerusalem noch übrig ist, wird Ihm heilig heißen, jeder, der zum Leben geschrieben ist in Jerusalem, wenn der Herr abgewaschen den Unflat der Töchter Zions, und die Blutungen Jerusalems weggespült aus ihrer Mitte": wo den Überresten, durch welche die Überreste der Kirche, sodann auch des Menschen der Kirche bezeichnet werden, Heiligkeit beigelegt wird; denn die Übriggebliebenen in Zion und Jerusalem konnten deswegen, dass sie übriggeblieben waren, nicht heilig sein.

Jes.10/20-22: "Geschehen wird es an jenem Tage, nicht weiter mehr werden die Überreste Israels und der Entkommene des Hauses Jakob sich stützen auf den, der sie schlug, sondern stützen wird man sich auf Jehova, den Heiligen Israels in Wahrheit; die Überreste werden wiederkehren; die Überreste Jakobs zu dem starken Gott".

Jerem.50/20: "In jenen Tagen und zu jener Zeit wird man suchen die Missetat Israels, aber sie wird nicht da sein, und die Sünden Jehudahs, und sie werden nicht gefunden werden, weil Ich verzeihen werde dem, den Ich werde übriglassen".

Micha 5/6: "Es werden die Überreste Jakobs inmitten vieler Völker sein wie Tau von Jehova, wie Regentropfen auf dem Kraut".

Das Übrige oder die Überreste des Menschen oder der Kirche sind auch vorgebildet durch die Zehnten, die heilig waren; daher ist auch die Zahl Zehn eine heilige, und deswegen wird von den Überresten die Zehnzahl ausgesagt, wie bei Jes.6/12,13: "Entfernen wird Jehova den Menschen, und viel Verlassenes wird sein inmitten des Landes; und kaum noch ist darin der zehnte Teil und wird zurückkehren, und wird doch zum Ausrotten sein; aber wie die Eiche und Steineiche, wenn sie ausgerissen wird, so bleibt ein Stamm von ihnen, der Same der Heiligkeit ist sein Stamm": wo der Überrest ein Stamm der Heiligkeit heißt.

Amos 5/3: "So sprach der Herr Jehova, die Stadt, die zu Tausend auszieht, wird hundert übriglassen, und die zu Hundert auszieht, wird zehn übriglassen dem Hause Israels".

In diesen und mehreren anderen Stellen werden im inneren Sinn bezeichnet die Überreste von denen die Rede ist. (HG 468)

Wenn der Weg für die Überreste verschlossen ist, dann ist der Mensch nicht mehr Mensch, weil er nicht mehr beschützt werden kann von den Engeln, sondern ganz wie er ist besessen wird von bösen Geistern, die nichts anderes suchen und begehren, als mit dem Menschen es Garaus zu machen. (HG 660)

Die Wiedergeburt kann nicht plötzlich bewirkt werden

Wenn der Mensch geboren wird, ist er in Ansehung des ererbten Bösen eine Hölle in kleinster Gestalt, und wird auch eine Hölle, in dem Maß, als er von dem ererbten Bösen annimmt, und demselben noch eigenes Böses hinzufügt. Daher kommt es, dass die Ordnung seines Lebens durch seine Anlage von der Geburt her und durch sein wirkliches Leben der Ordnung des Himmels entgegengesetzt ist, denn der Mensch liebt aus dem Eigenen sich selbst mehr als den Herrn, und die Welt mehr als den Himmel, während doch das Leben des Himmels ist: den Herrn lieben über alles, und den Nächsten wie sich selbst.

Hieraus geht hervor, dass das erste Leben, das der Hölle angehört, ganz zerstört werden, d.h. das Böse und Falsche entfernt werden musst, wenn ein neues Leben, welches das Leben des Himmels ist, eingepflanzt werden soll. Dies kann aber durchaus nicht in der Eile geschehen, denn jedes Böse mit seinem Falschen steht in einem festgewurzelten Zusammenhang mit allem Bösen und dessen Falschem; und solches Böse und Falsche ist unzählig, und der Zusammenhang desselben ist so mannigfach, dass er gar nicht begriffen werden kann, nicht einmal von den Engeln, sondern vom Herrn allein.

Hieraus geht hervor, dass das Leben der Hölle bei den Menschen nicht plötzlich zerstört werden kann, denn wenn es plötzlich geschehe, so müsste er seinen Geist ganz aufgeben, und dass das Leben des Himmels auch nicht plötzlich eingepflanzt werden kann, denn wenn es plötzlich geschähe, so würde er gleichfalls seinen Geist aufgeben. Es gibt tausend und aber tausend Geheimnisse von denen kaum ein einziges dem Menschen bekannt ist, und durch die der Mensch vom Herrn geführt wird, wenn er vom Leben der Hölle in das Leben des Himmels gelangen soll. Dass es so ist, durfte ich aus dem Himmel vernehmen, und wurde auch durch mehrere Erlebnisse bestätigt.

Weil der Mensch kaum etwas davon weiß, darum sind viele in irrige Meinungen verfallen über die Befreiung des Menschen vom Bösen und Falschen, oder über die Vergebung der Sünden, indem sie glaubten, das Leben der Hölle könne beim Menschen augenblicklich in ein Leben des Himmels verwandelt werden aus Barmherzigkeit; während doch der ganze Akt der Wiedergeburt Barmherzigkeit ist, und keine anderen wiedergeboren werden, als die, welche die Barmherzigkeit des Herrn im Glauben und Leben in dieser Welt aufnehmen. (HG 9336)

Alle können wiedergeboren werden, jeder aber wieder verschieden

Dass jeder je nach seinem Zustand wiedergeboren werden kann, kommt daher, dass anders die Einfältigen wiedergeboren werden als die Gelehrten, anders die, welche in verschiedenen wissenschaftlichen Beschäftigungen und auch in verschiedenen Ämtern sind, anders die sich mit Forschungen über das Äußere des Wortes und über dessen Inneres beschäftigen, anders die von den Eltern her in natürlichem Guten sind, als die im Bösen sind, anders die von Kindheit an in die Eitelkeiten der Welt sich eingelassen, und anders die früher oder später sich von diesen entfernt haben. Mit einem Wort, anders die, welche die äußere Kirche des Herrn ausmachen, und anders die, welche die innere bilden. Diese Verschiedenheit ist unendlich, wie die der Gesichter und der Gesinnungen. Dennoch aber kann jeder je nach seinem Zustand wiedergeboren und selig gemacht werden.

Dass dem so ist, kann man an den Himme ln sehen, in die alle Wiedergeborenen kommen, sofern nämlich deren drei sind: ein oberster, ein mittlerer, und ein unterster, und in den obersten diejenigen kommen, die durch die Wiedergeburt die Liebe zum Herrn, in den mittleren die, welche die Liebe gegen den Nächsten in sich aufnehmen, in den untersten die, welche bloß die äußere Liebestätigkeit üben, und zugleich den Herrn als Gott Erlöser und Seligmacher anerkennen. Alle diese sind selig geworden, allein in verschiedener Weise.

Dass alle wiedergeboren und so selig gemacht werden können, hat seinen Grund darin, dass der Herr mit Seinem göttlichen Guten und Wahren bei jedem Menschen gegenwärtig ist, daher jeder Leben hat, und infolgedessen das Vermögen zu erkennen und zu wollen, und mit diesen den freien Willen in geistigen Dingen. Diese fehlen keinem Menschen, außerdem sind noch Mittel gegeben, den Christen im Wort, und den Heiden in eines jeden Religion, welche lehrt, dass es einen Gott gibt, und die Vorschriften üb er das Gute und Böse enthalten.

Daraus folgt dies, dass jeder selig werden kann, dass also nicht der Herr, sondern der Mensch daran schuld ist, wenn dieser nicht selig wird, und dass der Mensch daran schuld ist, weil er nicht mitwirkt. (WCR 580)

Wenn der Mensch wiedergeboren werden will, musst der natürliche Mensch ganz und gar unterjocht werden

Wenn der Mensch geistig werden soll, musst sein Natürliches zunichte werden, d.h. so unterworfen werden, dass es gar nichts aus sich vermag, denn in dem Maß, als das Natürliche etwas aus sich vermag, ist das Geistige unvermögend. Das Natürliche hat nämlich von Kindheit an nichts anderes sich zu eigen gemacht, als was den selbstischen und weltlichen Begierden angehört, somit was der Liebestätigkeit entgegengesetzt ist. Dieses Böse macht, dass das Gute durch den inwendigen Menschen vom Herrn nicht einfließen kann, denn alles, was einfließt, wird im Natürlichen ins Böse verwandelt Das Natürliche ist der Grund und Boden, in dem der Einfluss ausläuft. Wofern daher das Natürliche, d.h. das Böse und Falsche, welches das Natürliche gebildet hatte, nicht zunichte wird, kann das Gute durch den Himmel vom Herrn unmöglich einfließen; es hat keine Herberge, sondern es zerstiebt, denn im Bösen und Falschen kann es nicht verweilen. Daher kommt es, dass das Inwendige in dem Maß verschlossen wird, als nicht das Natürliche zunichte wird. Dies ist auch in der Kirche bekannt aus dem Lehrsatz, dass man den alten Menschen ausziehen müsse, um den neuen anzuziehen.

Die Wiedergeburt hat keinen anderen Zweck, als dass das Natürliche unterjocht werde, und das Geistige die Herrschaft erlange; und das Natürliche wird dann unterjocht, wenn es zur Entsprechung gebracht wird, und wenn das Natürliche zur Entsprechung gebracht ist, dann widerstrebt es nicht mehr, sondern tut, wie ihm befohlen wird, und folgt auf den Wink des Geistigen, kaum anders als die Handlungen des Leibes auf den Wink des Willens erfolgen, und die Rede samt dem Angesicht gemäß dem Einfluss des Denkens.

Hieraus wird klar, dass das Natürliche ganz zunichte werden musst in Betreff des Wollens, wenn der Mensch geistig werden soll. Aber man musst wissen, dass nur das alte Natürliche zunichte werden musst, denn dieses ist gebildet aus Bösem und Falschem, und wenn dasselbe zunichte geworden ist, dann wird dem Menschen ein neues Natürliches geschenkt, welches das geistig Natürliche genannt wird. Geistig darum, weil das Geistige es ist, das durch dasselbe wirkt, und sich durch dasselbe äußert, wie die Ursache durch die Wirkung. Es ist auch bekannt, dass die Ursache das Ganze der Wirkung ist. Daher ist das neue Natürliche in Betreff des Denkens, Wollens und Auswirkens eben nichts anderes als eine vorbildliche Darstellung des Geistigen.

Wenn dieses geschieht, dann empfängt der Mensch das Gute vom Herrn, und wenn er das Gute aufnimmt, wird er mit Wahrheiten beschenkt, und wenn er mit Wahrheiten beschenkt wird, wird er durch Einsicht und Weisheit vervollkommnet, und wenn er durch Einsicht und Weisheit vervollkommnet wird, wird er glückselig in Ewigkeit. (HG 5651)

Auch das Sinnliche musst wiedergeboren werden

Was durch den Himmel vom Herrn beim Menschen einfließt, das fließt in sein Inneres ein, und dringt weiter bis zum Letzten oder Äußersten, und stellt sich hier dem Menschen fühlbar dar. Folglich fließt es ein bis in das Sinnliche, und durch dieses in das, was dem Leib angehört.

Ist nun das Sinnliche angefüllt mit Phantasien, die aus Täuschungen und Scheinbarkeiten, oder gar aus Falschem stammen, dann wird das Wahre, das einfließt, daselbst in Gleichartiges verwandelt, denn es wird hier der angenommenen Form gemäß aufgenommen. Inwieweit hier auch das Wahre in Falsches verwandelt wird, in so weit wird das Innere, das den Durchgang für den Einfluss bildet, verschlossen, und öffnet sich zuletzt nur so weit, dass die Fähigkeit zu vernünfteln und Böses durch Falsches zu begründen, hindurchfließen kann.

Weil es sich so beim Menschen verhält, so ist notwendig, dass, wenn er wiedergeboren wird, sein Natürliches bis zum Sinnlichen hinab wiedergeboren werde, denn wenn dieses nicht wiedergeboren wird, so findet keine Aufnahme des Wahren und Guten statt, weil das einfließende Wahre daselbst verkehrt, und dann das Inwendigere verschlossen wird. Deshalb ist dann erst, wenn das Äußere wiedergeboren ist, der ganze Mensch wiedergeboren.

Dies wurde bezeichnet durch die Worte des Herrn zu Petrus, als Er dessen Füße wusch, bei Joh.13/9,10: "Simon Petrus sprach: Herr, nicht nur meine Füße sollst Du waschen, sondern auch die Hände und das Haupt. Jesus sprach zu ihm: Wer gewaschen ist, der bedarf nicht, denn dass er an den Füßen gewaschen werde, dann ist er ganz rein". Durch die Füße wird das Natürliche bezeichnet. Waschen bedeutet reinigen. Durch die Hände wird das Inwendigere des Natürlichen bezeichnet und durch das Haupt das Geistige. Hieraus wird klar, was verstanden wird durch "wer gewaschen (gebadet) ist, braucht nicht, denn dass er an den Füßen gewaschen werde, dann ist er ganz rein"; dass nämlich der Mensch alsdann wiedergeboren sei, wenn er auch in Betreff des Äußeren, das dem Natürlichen angehört, wiedergeboren ist.

Wenn daher der Mensch auch in Betreff des Natürlichen wiedergeboren ist, dann ist hier alles dem Inwendigeren untergeordnet, und wenn das Inwendigere einfließt, so fließt es hier wie in sein Allgemeines ein, durch das es sich dem Menschen fühlbar darstellt. Wenn es so beim Menschen steht, dann wird von ihm die Neigung zum Wahren, das dem Glauben angehört, und die Neigung zum Guten, das der Liebestätigkeit angehört, empfunden. Aber das Sinnliche selbst, welches das Letzte des Natürlichen ist, lässt sich nicht leicht wiedergebären, aus dem Grunde, weil es mit materiellen Vorstellungen aus irdischen, leiblichen und weltlichen Dingen ganz angefüllt ist.

Deswegen wird der Mensch, der wiedergeboren wird, hauptsächlich heutigentags, nicht in Betreff des Sinnlichen wiedergeboren, sondern in Betreff des Natürlichen, das zunächst über dem Sinnlichen ist, und zu dem er über das Sinnliche emporgehoben wird vom Herrn, wenn er an das Wahre und Gute des Glaubens denkt. Das Vermögen, sich über das Sinnliche zu erheben, ist es, was dem Menschen geschenkt wird, der vom Herrn wiedergeboren wird. (HG 7442)

Alle Dinge in der Natur bilden die Wiedergeburt vor

In der Welt wird die Wiedergeburt durch mancherlei Dinge vorgebildet, wie durch das Aufblühen aller Dinge des Erdreichs zur Zeit des Frühlings, und durch ihr allmähliches Wachstum bis zur Fruchtbildung. Ebenso durch die jedes Baumes, Stauden- und Blumengewächses vom ersten Monat der Wärme bis zum letzten derselben. Sie wird auch vorgebildet durch aller Fruchtgattungen stufenweise Zeitigungen vom ersten Fruchtansatz an bis zur Fülle. Dann wird sie auch vorgebildet durch die Früh- und Spätregen, und durch den Taufall, bei dessen Eintritt sich die Blüten öffnen und bei der Finsternis der Nacht sich zusammenziehen. Dann durch die Wohlgerüche aus Gärten und Feldern, und auch durch den Farbenbogen im Gewölk: 1.Mose 9/14-17; sowie auch durch die glänzenden Farben der Morgenröte und im allgemeinen durch die fortwährende Erneuerung aller Dinge in den Körpern durch den Nahrungssaft und durch den animalischen Geist, und von da aus durch das Blut, dessen Reinigung von verbrauchten Teilen und Erneuerung und gleichsam Wiedergebärung eine fortwähre nde ist.

Achtet man auf die geringsten Gegenstände auf Erden, so stellt sich ein Bild der Wiedergeburt dar in der wunderbaren Verwandlung der Seidenwürmer und vieler Raupen in Puppen und Schmetterlinge, und anderer, die mit der Zeit in Flügelschmuck treten. Und wenn man diesen noch minder Auffallendes beifügen darf, durch die Begierde gewisser Vögel, sich unterzutauchen in die Wasser, um sich zu waschen und zu reinigen, worauf sie als Singvögel wieder zu ihren Gesängen zurückkehren. Mit einem Worte, die ganze Welt von ihrem Ersten bis zum Letzten ist voll von Vorbildungen und Typen der Wiedergeburt. (WCR 687)

Die Wiedergeburt geschieht durch Kämpfe in Versuchungen

Diejenigen, die nicht belehrt sind über die Wiedergeburt des Menschen, meinen, dass der Mensch ohne Versuchung wiedergeboren werden könne, und einige, dass er wiedergeboren sei, wenn er eine Versuchung bestanden habe. Allein man musst wissen, dass ohne Versuchung niemand wiedergeboren wird, und dass mehrere Versuchungen aufeinanderfolgen; und zwar aus dem Grund, weil die Wiedergeburt den Zweck hat, dass das Leben des alten Menschen sterbe, und ein neues Leben, welches das himmlische ist, einfließe.

Daraus kann man erkennen, dass notwendig ein Kampf stattfinden musst; denn das Leben des alten Menschen widersteht und will sich nicht zerstören lassen, und das Leben des neuen Menschen kann nicht eindringen, wenn nicht das Leben des alten zerstört ist. Hieraus geht hervor, dass von beiden Seiten ein Kampf entsteht, und zwar ein heftiger, weil es sich um das Leben handelt.

Wer aus einer erleuchteten Vernunft denkt, kann durch dieselbe sehen und wahrnehmen, dass der Mensch nicht ohne Kampf, d.h. ohne geistige Versuchung wiedergeboren werden kann, wie auch, dass er nicht durch eine, sondern durch viele Versuchungen wiedergeboren wird, denn es gibt sehr viele Arten des Bösen, die den Lustreiz seines früheren Lebens, d.h. sein altes Leben ausmachten. Dieses Böse kann nicht alles auf einmal und zu gleicher Zeit bezwungen werden, weil es hartnäckig an ihm haftet, denn es ist im Menschen von seinen Vorfahren her seit vielen Jahrhunderten eingewurzelt, somit ihm angeboren und durch das von ihm selbst begangene Böse von Kindheit an verstärkt worden. All dieses Böse steht mit dem himmlischen Guten, das eingeflößt werden und das neue Leben bilden soll, im stärksten Gegensatz. (HG 8403)

Man kann sogar durch unechte Wahrheiten kämpfen

Wenn der Mensch wiedergeboren wird, so kommt er in Kämpfe wider Falsches, und dann wird er vom Herrn im Wahren erhalten, aber in demjenigen Wahren, von dem er sich überzeugt hat, dass es wahr sei. Aus diesem Wahren wird gegen das Falsche gekämpft; aus dem nicht echten Wahren kann zwar auch gekämpft werden, nur musst es von solcher Art sein, dass es einigermaßen mit dem Guten verbunden werden kann, und verbunden wird es mit dem Guten durch die Unschuld; denn die Unschuld ist das Mittel der Verbindung.

Daher kommt es, dass innerhalb der Kirche Leute von einer jedweden Lehre wiedergeboren werden können, aber vor anderen diejenigen, die in den echten Wahrheiten sind. (HG 6765)

Der Nutzen der Versuchungen

Man wisse, dass bei denjenigen, die wiedergeboren werden, eine Wendung eintritt, nämlich dass sie durch das Wahre zum Guten, und nachher aus dem Guten zum Wahren geführt werden. Wenn diese Wendung eintritt, oder wenn jener Zustand verändert wird, und dem Früheren gegenüber ein umgekehrter eintritt, alsdann ist Trauer; denn sie werden alsdann in Versuchung versetzt, wodurch das, was dem Eigenen angehört, geschwächt und entkräftet, und das Gute, und mit dem Guten ein neues Wollen, und mit diesem eine neue Freiheit, somit ein neues Eigenes eingeflößt wird. (HG 5773)

Böse Geister sind es, die das Böse und Falsche aufregen. Wenn dieses nicht aufgeregt wird, so weiß der Men sch kaum, dass es böse und falsch ist, alsdann aber kommt es an den Tag und je länger die Versuchungskämpfe währen, desto mehr kommt es an den Tag, bis dahin, dass man zuletzt vor dem Bösen und Falschen ein Grauen hat. (HG 1740)

Wer in Versuchungskämpfen ist, und wer überwind et, der erwirbt sich mehr und mehr Gewalt über die bösen Geister oder über die teuflische Rotte, bis dahin, dass sie zuletzt keinen Versuch mehr wagen. Aber sooft ein Sieg errungen wird, so oft bringt der Herr wieder in Ordnung das Gute und die Wahrheiten, aus denen gekämpft worden war, und so oft wird es somit gereinigt, und wie weit es gereinigt wird, insoweit wird Himmlisches der Liebe dem auswendigen Menschen eingeflößt, und es entsteht eine Entsprechung. (HG 1717)

Der Herr gestattet den Höllischen im anderen Leben, die Guten in Versuchung zu führen, folglich auch Falsches und Böses einzuflößen, und dies tun sie auch mit allem Eifer, denn während sie dieses tun, sind sie in ihrem Leben und im Lustreiz desselben. Dann ist aber der Herr selbst unmittelbar und durch die Engel mittelbar bei denen, die in der Versuchung sind, und widersteht, indem Er das Falsche der höllischen Geister widerlegt und ihr Böses zerstreut. Daher dann Erquickung, Hoffnung und Sieg. Auf diese Weise wird das Wahre des Glaubens und das Gute der Liebestätigkeit bei denen, die in den Wahrheiten des Guten sind, tiefer eingepflanzt und stärker befestigt. Dies ist das Mittel, durch welches das geistige Leben verliehen wird. ...

Die Geister, die Versuchungen herbeiführen, beabsichtigen nichts als Böses, aber das Göttliche wendet es zum Guten, und zwar gemäß der Ordnung von Ewigkeit, und daher ist das Leben bei denen, die in den Wahrheiten des Guten sind. Man musst nämlich wissen, dass die höllischen Geister, denen es gestattet wird, die Guten so anzugreifen, nichts als Böses beabsichtigen, denn sie wollen sie mit aller Kraft vom Himmel abziehen und in die Hölle werfen, denn jemanden in Ansehung seiner Seele zu verderben, somit für die Ewigkeit, ist der eigentliche Lustreiz ihres Lebens. Es wird ihnen jedoch vom Herrn nichts erlaubt, außer zu dem Zweck, dass Gutes herauskomme, nämlich, dass das Wahre und Gute bestätigt und bestärkt werde bei denen, die in der Versuchung sind.

In der ganzen geistigen Welt herrscht der Endzweck, der vom Herrn ausgeht, der darin besteht, dass gar nichts, auch nicht das allergeringste stattfinde, außer so, dass Gutes daraus hervorgehe. Daher wird das Reich des Herrn ein Reich der Endzwecke und der Nutzwirkungen genannt. (HG 6574)

Ich sprach mit Geistern über die Veränderungen des Zustandes im menschlichen Leben, nämlich dass es unbeständig sei, und dass es aufwärts und abwärts steige gegen den Himmel und gegen die Hölle. Dass aber diejenigen, die sich wiedergebären lassen, immer aufwärts, und dadurch in immer innerlichere himmlische Gemeinschaften gebracht werden. Die Ausdehnung der Sphäre bis zu diesen Gemeinschaften wird vom Herrn denen gegeben, die wiedergeboren werden, besonders durch Versuchungen, in denen dem Bösen und Falschen widerstanden wird, denn dann kämpft der Herr durch die Engel gegen das Böse und Falsche, und dadurch wird der Mensch in die mehr innerlichen Gemeinschaften der Engel eingeführt. Und wenn er einmal in diese eingeführt worden ist, dann bleibt er darin. Und dadurch empfängt er auch eine ausgedehntere und höhere Fähigkeit des Innewerdens. (HG 6611)

Wie durch böse Geister Versuchungen angeregt werden

Kaum jemand weiß heutzutage in der Christenheit, woher die Versuchungen stammen. Wer in solche hineinkommt, glaubt nicht anders, als dass es Beängstigungen seien, die sich einstellen durch das Böse, das inwendig beim Menschen ist, und das ihm zuerst Unruhe, hernach Angst und zuletzt Pein macht. Aber er weiß ganz und gar nicht, dass sie von Geistern herkommen, die bei ihm sind. Dass er dieses nicht weiß, kommt daher, weil er nicht glaubt, dass er in der Genossenschaft von Geistern steht, während er in der Welt lebt, und kaum, dass irgendein Geist bei ihm ist, während doch der Mensch in Betreff des Inwendigeren fortwährend in der Gesellschaft von Geistern und Engeln ist.

Was die Versuchungen betrifft, so sind sie vorhanden, wenn er in der Wiedergeburt begriffen ist, denn niemand kann wiedergeboren werden, wenn er nicht auch Versuchungen besteht. Und alsdann treten sie ein durch böse Geister, die um ihn her sind, denn der Mensch wird alsdann in den Zustand des Bösen versetzt, in dem er selbst, d.h. in dem eben dasjenige sich befindet, was sein Eigenes ist. Kommt er nun in diesen Zustand, so umgeben ihn böse oder höllische Geister, und wenn sie wahrnehmen, dass er inwendig von Engeln beschützt wird, so bringen die bösen Geister das Falsche in Anregung, das er gedacht, und das Böse, das er getan hat, aber die Engel verteidigen ihn von innen her. Dieses ist der Kampf, der beim Menschen als Versuchung empfunden wird, aber so dunkel, dass er kaum anderes weiß, als es sei eben bloß eine Bangigkeit, denn der Mensch, hauptsächlich der, welcher nicht an einen Einfluss aus der geistigen Welt glaubt, ist in einem ganz dunklen Zustand, und merkt kaum den tausendsten Teil von dem, um was die bösen Geister und die Engel kämpfen. Dennoch handelt es sich alsdann um den Menschen und sein ewiges Heil, und die Handlung selbst geht aus dem Menschen hervor, denn jene kämpfen aus dem, was beim Menschen ist und um dasselbe.

Dass die Sache sich so verhält, davon konnte ich mich aufs gewisseste überzeugen: den Kampf habe ich gehört, den Einfluss empfunden, die Geister und die Engel gesehen, und alsdann und nachher mit ihnen geredet, auch über diese Sache.

Die Versuchungen treten hauptsächlich dann ein, wenn der Mensch geistig wird, denn alsdann fasst er die Wahrheiten der Lehre geistig auf Das weiß der Mensch oft nicht, aber dennoch sehen die Engel in seinem Natürlichen das Geistige, denn sein Inwendigeres ist alsdann himmelwärts geöffnet. Daher kommt es auch, dass der Mensch, der wiedergeboren ist, nach dem Leben in der Welt unter den Engeln sich befindet und dort geistige Dinge sowohl sieht, als inne wird, die ihm früher als natürliche erschienen sind.

Wenn nun der Mensch so geartet ist, alsdann kann er in der Versuchung, wenn er von bösen Geistern angefochten wird, von den Engeln verteidigt werden, denn die Engel haben alsdann einen Boden, auf dem sie wirken können, denn sie fließen ins Geistige bei ihm ein, und durch das Geistige ins Natürliche. (HG 5036)

Weil wenige wissen, wie es sich mit den Versuchungen verhält, so darf es hier kürzlich auseinandergesetzt werden:

Die bösen Geister kämpfen durchaus nie gegen etwas anderes, als was der Mensch liebt, und sie kämpfen um so heftiger, je brünstiger er es liebt.

Böse Genien sind die, welche kämpfen gegen das, was mit der Neigung zum Guten, und böse Geister die, welche gegen das, was mit der Neigung zum Wahren zusammenhängt.

Sobald sie auch nur das Geringste bemerken, was der Mensch liebt, oder gleichsam mit dem Geruch aufspüren, was ihm angenehm und lieb ist, so machen sie sogleich einen Angriff darauf und suchen es zu zerstören, somit den ganzen Menschen, weil sein Leben in seinen Lieblingsneigungen besteht. So macht ihnen gar nichts größere Lust, als den Menschen zugrunde zu richten und sie lassen nicht davon ab, und wenn es auch in Ewigkeit fort ginge, wofern sie nicht vom Herrn zurückgeworfen werden.

Die, welche bösartig und arglistig sind, schleichen sich in die Lieblingsneigungen selbst ein, indem sie ihnen schmeicheln, und führen so den Menschen hinein, und bald nachdem sie ihn so hineingeführt, versuchen sie seine Lieblingsneigungen zu zerstören, und so den Menschen zu töten, und zwar auf tausenderlei Arten, die unbegreiflich sind. Auch kämpfen sie nicht in der Weise, dass sie gegen das Gute und Wahre vernünfteln, solche Kämpfe haben keine Bedeutung, denn wenn sie tausendmal überwunden würden, so beständen sie doch darauf, denn Vernünfteleien gegen das Gute und Wahre können gar nicht ausbleiben; sondern sie verkehren das Gute und Wahre und entflammen mit einem gewissen Feuer der Begierde und der Überredung, dass der Mensch nicht anders weiß, als dass er selbst in der gleichen Begierde und Überzeugung sei, und entzünden es zugleich mit einer Glut, die sie aus einer anderweitigen Lust des Menschen aufgreifen, und so vergiften und überfallen sie ihn auf die arglistigste Weise, und zwar, indem sie vom einen ins andere führen, so geschickt, dass, wenn der Herr nicht Hilfe bringen würde, der Mensch durchaus nicht anders wüsste, als dass es so sei. Ebenso gegen die Neigungen zum Wahren, die das Gewissen ausmachen.

Sobald sie etwas von Gewissen wahrnehmen, welcherlei es auch immer sei, bilden sie sich aus den Falschheiten und Schwächen beim Menschen eine Neigung, und durch diese verdunkeln sie das Licht des Wahren, und verkehren so das Gewissen, oder bringen Angst bei und peinigen.

Überdies halten sie den Gedanken hartnäckig bei einer Sache fest und erfüllen ihn so mit Phantasien und hüllen zugleich dann heimlich Begierden in die Phantasien ein, außer unzähligen anderen Künsten, die gar nicht in fasslicher Weise beschrieben werden können. (HG 1820)

Das Böse wird durch die Wiedergeburt nicht zerstört, sondern nur ausgeschieden an die Umkreise, und bleibt in Ewigkeit

Das ererbte sowohl, als das wirkliche Böse bei einem Menschen, der wiedergeboren wird, wird nicht so ausgerottet, dass es verschwindet oder vernichtet wird, sondern es wird nur losgetrennt und durch die Anordnung vom Herrn an die Peripherie zurückgedrängt; somit bleibt es bei ihm, und zwar in Ewigkeit. Er wird aber vom Herrn vom Bösen zurückgehalten und im Guten festgehalten. Wenn dies geschieht, dann scheint es, als ob das Böse verworfen und der Mensch davon gereinigt oder, wie man sagt, gerechtfertigt sei; alle Engel des Himmels bekennen, dass, soweit sie aus sich fühlen und denken, nichts als Böses und Falsches, hingegen soweit sie vom Herrn geführt werden, Gutes und Wahres bei ihnen sei. Diejenigen, die hierüber eine andere Meinung hegten, und dieselbe aus ihren Lehrbestimmungen, während sie in der Welt lebten, bei sich begründeten, nämlich, dass sie gerechtfertigt worden und nun ohne Sünden und somit heilig seien, werden in den Zustand ihres wirklichen und ererbten Bösen zurückversetzt und darin festgehalten, bis sie durch lebendige Erfahrung erkennen, dass sie von sich aus nichts als Böses sind, und dass das Gute, in dem sie zu sein glaubten, vom Herrn war, dass es also nicht ihnen, sondern dem Herrn angehörte. So verhält es sich mit den Engeln, und so auch mit den Wiedergeborenen unter den Menschen. (HG 4564)

Es gibt Menschen, die der Herr, weil sie gut gelebt haben, in den Himmel erhebt, obwohl sie den Glauben mitbrachten, sie seien rein von Sünden und unbefleckt und daher in keinerlei Schuld. Sie werden ihrem Glauben entsprechend zuerst mit weißen Kleidern angetan, bezeichnen diese doch den Zustand der Reinheit vom Bösen. Dann beginnen sie, wie in der Welt zu denken, dass ihre Sünden gleichsam abgewaschen wären und sich zu rühmen, sie seien keine Sünder mehr, wie andere. Das kann aber kaum ohne Hochmut und eine gewisse Verachtung der Nebenmenschen geschehen. Um sie von diesem eingebildeten Glauben abzubringen, werden sie nun aus dem Himmel verwiesen und in ihr Böses zurückversetzt, das sie in der Welt erworben hatten. Zugleich wird ihnen gezeigt, dass es auch bei ihnen ererbtes Böses gibt, von dem sie früher nur nichts gewusst hatten. Auf diese Weise werden sie zur Anerkennung gebracht, dass ihr Böses nicht von ihnen abgetrennt, sondern nur entfernt ist, sie also von sich aus unrein und nichts als etwas Böses sind und nur der Herr sie vom Bösen ab hält und im Guten erhält, wenn auch dem Anschein nach dieses Gute aus ihnen selbst hervorgehe. Wenn sie das eingesehen haben, werden sie vom Herrn erneut in den Himmel erhoben. (GV 279)

Zeitweiliges Ruhen des Bösen

Es gibt zwei Liebesarten und deren Begierden, die den Einfluss der himmlischen Liebe vom Herrn hindern, (die Selbstliebe und die Weltliebe); denn wenn dieselben im inwendigen und äußeren Menschen herrschen, und ihn einnehmen, so stoßen sie die einfließende himmlische Liebe entweder zurück, oder ersticken sie, oder verkehren und beflecken sie auch, denn sie sind das gerade Gegenteil der himmlischen Liebe. Dass sie ihr völlig entgegengesetzt sind, wird, vermöge göttlicher Barmherzigkeit des Herrn, im Folgenden nachgewiesen werden.

Inwieweit sie aber entfernt werden, in so weit fängt die vom Herrn einfließende himmlische Liebe an in seinem inwendigen Menschen zu erscheinen, ja zu leuchten, und in so weit fängt er an zu sehen, dass er im Bösen und Falschen ist, ja weiterhin selbst im Unreinen und Unsauberen, und endlich, dass dieses sein Eigenes war. Diejenigen, die wiedergeboren werden, sind es, bei denen dieselben entfernt werden.

Dies kann auch von den Unwiedergeborenen wahrgenommen werden, wenn bei ihnen die Begierden jener Triebe ruhen, wie dies zuweilen geschieht, wenn sie in andächtigem Nachdenken sind, oder wenn sie eingeschläfert werden; was geschieht, wenn sie in unglücklichen Umständen, in Bekümmernissen und Krankheiten sind, und hauptsächlich in den Augenblicken des Todes; weil alsdann das Leibliche und Weltliche eingeschläfert, und gleichsam tot ist, so nehmen sie etwas vom himmlischen Licht, und vom Trost aus demselben wahr. Allein bei diesen ist es nicht eine Entfernung jener Begierden, sondern nur eine Einschläferung, denn sobald sie in den vorigen Zustand zurückkehren, fallen sie in jene Begierden zurück. (HG 2041)

Der Unterschied zwischen den Wiedergeborenen und Unwiedergeborenen

Beim wiedergeborenen Menschen ist ein Gewissen des Guten und Wahren. Aus Gewissen tut er das Gute, und aus Gewissen denkt er das Wahre. Das Gute, das er tut, ist das Gute der Liebestätigkeit, und das Wahre, das er denkt, ist das Wahre des Glaubens. Bei dem nicht wiedergeborenen Menschen ist kein Gewissen. Wenn irgend je eines, so ist es nicht ein Gewissen das Gute zu tun aus Liebestätigkeit und das Wahre zu denken aus dem Glauben, sondern aus einer gewissen Liebe um seiner selbst oder um der Welt willen, daher es ein unechtes oder falsches Gewissen ist.

Beim wiedergeborenen Menschen ist Freude, wenn er nach dem Gewissen handelt, und ist Angst, wenn er gezwungen wird etwas zu tun oder zu denken gegen das Gewissen. Aber beim nicht wiedergeborenen Menschen ist es nicht so; die meisten wissen nicht, was das Gewissen ist, geschweige denn das Tun nach dem Gewissen oder gegen das Gewissen, sondern sie handeln nach dem, was ihren Lieblingsneigungen günstig ist, und aus dem ihnen Freude kommt. Wenn etwas gegen dieses geschieht, so haben sie Angst.

Beim wiedergeborenen Menschen ist ein neuer Wille und ein neuer Verstand. Dieser neue Wille und neue Verstand ist sein Gewissen, d.h. in seinem Gewissen, durch das der Herr wirkt das Gute der Liebestätigkeit und das Wahre des Glaubens. Beim nicht wiedergeborenen Menschen ist kein Wille, sondern anstatt des Willens ist Begierde, und daher Hinneigung zu allem Bösen, und ist kein Verstand, sondern Vernünfteln, und daher ein Fallen in alles Falsche.

Beim wiedergeborenen Menschen ist himmlisches und geistiges Leben, aber beim nicht wiedergeborenen Menschen ist bloß ein leibliches und weltliches Leben. Dass er denken und verstehen kann was gut und wahr ist, das kommt vom Leben des Herrn durch die Überreste, von denen früher die Rede war, daher hat er das Vermögen, nachzudenken.

Beim wiedergeborenen Menschen herrscht der innere Mensch und gehorcht der äußere. Dagegen beim nicht wiedergeborenen Menschen herrscht der äußere Mensch und ruht der innere, als ob er nicht vorhanden wäre.

Der wiedergeborene Mensch weiß, oder kann wissen, wenn er nachdenkt, was der innere Mensch und was der äußere ist, aber der nicht wiedergeborene Mensch weiß es gar nicht, noch kann er es wissen, selbst wenn er nachdenken würde, denn er weiß nicht, was das Gute und Wahre des Glaubens aus der Liebestätigkeit ist.

Aus diesem ergibt sich die Beschaffenheit des Wiedergeborenen und die Beschaffenheit des Nicht-Wiedergeborenen. Und dass ein Unterschied ist, wie zwischen Sommer und Winter, und zwischen Licht und Dunkel. Daher ist der wiedergeborene Mensch ein lebendiger Mensch, der unwiedergeborene hingegen ist ein toter Mensch. (HG 977)

Was das himmlische Eigene ist

Was das himmlische Eigene betrifft, so entsteht dasselbe aus dem neuen Willen, der vom Herrn gegeben wird, und unterscheidet sich vom Eigenen des Menschen darin, dass man dann nicht mehr in allem und jedem, was man tut, und in allem und jedem, was man lernt und lehrt, sich selbst als Zweck im Auge hat, sondern den Nächsten, das öffentliche Wohl, die Kirche, das Reich des Herrn und so den Herrn selbst. Die Lebenszwecke sind es, die geändert werden. Die Zwecke der Rücksicht auf das Niedere, nämlich auf die Welt und sich selbst, werden entfernt, und die Zwecke der Rücksicht auf das Höhere werden an deren Stelle gesetzt. Die Lebenszwecke sind nichts anderes, als das Leben des Menschen selbst; denn die Zwecke sind das eigentliche Wollen des Menschen, und sind seine eigentlichen Liebestriebe; denn was der Mensch liebt, das will er und hat er zum Zweck. Wem das himmlische Eigene geschenkt wird, der ist auch in der Ruhe und im Frieden, denn er traut dem Herrn und glaubt, dass nichts Böses ihn antaste, und weiß, dass die Begierden ihn nicht anfechten; und außerdem sind die, welche im himmlisch Eigenen sind, in der Freiheit selbst; denn vom Herrn geleitet werden, ist Freiheit, weil dann der Mensch im Guten ist, und vom Guten zum Guten geführt wird.

Hieraus kann man erkennen, dass solche in der Wonne und Seligkeit sind, denn nichts Störendes ist vorhanden, nichts von Selbstliebe, folglich nichts von Feindschaft, Hass, Rachgier; und auch nichts von Weltliebe, folglich nichts von Betrug, Furcht, Unruhe. (HG 5660)

Alles das ist gut, was aus ungeheuchelter Liebestätigkeit gegen den Nächsten kommt; aber in diesem Guten kann niemand aus sich selber sein, denn es ist das Himmlische selbst, das vom Herrn einfließt. Dieses Himmlische fließt immerfort ein, aber das Böse und Falsche hindert, so dass es nicht kann aufgenommen werden. Wenn es daher aufgenommen werden soll, so ist notwendig, dass der Mensch das Böse, und soweit er kann, auch das Falsche entfernt, und sich so zur Aufnahme des Einflusses geschickt macht.

Wann der Mensch nach Entfernung des Bösen den Einfluss aufnimmt, dann empfängt er einen neuen Willen und einen neuen Verstand. Aus dem neuen Willen fühlt er eine Lust darin, dem Nächsten wohlzutun aus keiner selbstischen Absicht, und aus dem neuen Verstand empfindet er eine Lust im Lernen, was das Gute und Wahre sei um dessen selbst und um des Lebens willen. Weil dieser neue Verstand und dieser neue Wille durch den Einfluss vom Herrn entsteht, deswegen anerkennt und glaubt der Wiedergeborene, dass das Gute und Wahre, wovon er angeregt wird, nicht aus ihm selber, sondern aus dem Herrn ist, dass ferner alles, was aus ihm selber oder aus dem Eigenen, nur böse ist.

Hieraus wird klar, was es heißt, von neuem geboren werden, sodann, was der neue Wille und das neue Verständige ist. (HG 5354)

Die Beschaffenheit eines jeden Geistes offenbart sich im anderen Leben durch den Einfluss, der in der Mitteilung seiner Neigung besteht; die Rechtschaffenheit durch dessen Milde und Lieblichkeit; durch Milde, weil er zu schaden fürchtet, und durch Lieblichkeit, weil er Gutes zu tun liebt. (ES 50)

Der Mensch ist erst dann in wahrer Freiheit, wann er wiedergeboren wird

Wann der Mensch wiedergeboren ist, dann erst kommt er in den Stand der Freiheit, zuvor war er im Stande der Knechtschaft. Knechtschaft ist, wenn Begierden und Falschheiten; Freiheit, wenn Triebe zum Guten und Wahren herrschen; wie es sich damit verhalte, wird der Mensch gar nicht inne, solange er im Stande der Knechtschaft ist, sondern dann erst, wenn er in den Stand der Freiheit kommt.

Wenn er im Stande der Knechtschaft ist, d.h., wenn Begierden und Falschheiten herrschen, meint der Mensch, der von denselben unterjocht ist, dass er im Stande der Freiheit sei, aber es ist ein grober Irrtum, denn er wird alsdann von der Lust der Begierden und der Vergnügungen aus denselben, oder von der Lust seiner Lieblingsneigungen hingenommen, und weil von der Lust, erscheint es ihm als frei. Ein jeder, wenn er von einer Liebe geleitet wird, hält es, wohin er auch gerissen werden mag, eben, indem er folgt, für Freiheit; aber es sind teuflische Geister, in deren Genossenschaft und gleichsam Strömung er ist, die ihn fortreißen; dies hält der Mensch dann für die höchste Freiheit, und zwar so sehr, dass er glaubt, wenn er dieses Zustandes beraubt würde, so käme er ins elendeste Leben, ja in gar keines.

Und dies nicht allein deswegen, weil er nicht weiß, dass es ein anderes Leben gibt, als ein solches, sondern auch deswegen, weil er die Eindrücke in sich aufgenommen hat, dass niemand in den Himmel kommen könne, als durch Leiden, Armut und Entziehung von Vergnügungen; dass aber dies falsch ist, wurde mir durch mehrfache Erfahrung zu wissen gegeben, von welcher Erfahrung, vermöge der göttlichen Barmherzigkeit des Herrn, im Folgenden.

Der Mensch kommt gar nicht in den Stand der Freiheit, ehe er wiedergeboren ist, und durch die Liebe zum Guten und Wahren geleitet wird vom Herrn. Wenn er in diesem Zustande ist, dann erst kann er wissen und inne werden, was Freiheit ist, weil er dann weiß, was Leben, und was wahre Lebenslust, und was Glückseligkeit ist. Vorher weiß er nicht einmal, was gut ist; er nennt zuweilen solches das höchste Gut, was das höchste Übel ist.

Wenn die, welche im Stande der Freiheit vom Herrn sind, das Leben der Begierden und Falschheiten sehen, und noch mehr, wenn sie es empfinden, so graut ihnen so vor demselben, wie denen, welche die Hölle vor ihren Augen geöffnet sehen.

Weil aber den meisten ganz unbekannt ist, was das Leben der Freiheit ist, so mag mit diesem wenigen kurz gesagt werden, was es ist, dass nämlich nur die Führung vom Herrn allein das Leben der Freiheit, oder die Freiheit ist. (HG 892)

Unwissenheit der Kirche heutzutage in Bezug auf die Wiedergeburt

Die Angehörigen der Kirche zu dieser Zeit wissen so wenig von der Wiedergeburt, dass es kaum etwas ist. Sie wissen nicht einmal, dass die Wiedergeburt durch den ganzen Lebenslauf desjenigen, der wiedergeboren wird, fortwährt, und dass sie im anderen Leben fortgesetzt wird. Ferner, dass die Geheimnisse der Wiedergeburt so unzählig sind, dass die Engel kaum den zehntausendsten Teil davon wissen können, und dass, was die Engel davon wissen, das ist, was ihre Einsicht und Weisheit ausmacht.

Der Grund, warum die Angehörigen der Kirche dieser Zeit so wenig von der Wiedergeburt wissen, ist der, weil sie so viel von der Vergebung der Sünden und von der Rechtfertigung reden, und weil sie glauben, dass die Sünden in einem Augenblick vergeben werden, und einige, dass sie abgewaschen werden, wie der Schmutz vom Leib durch Wasser, und dass der Mensch gerechtfertigt werde durch den Glauben allein, oder durch die Zuversicht eines einzigen Augenblickes.

Der Grund, warum die Menschen der Kirche so glauben, ist der, weil sie nicht wissen, was Sünde oder böse ist. Wenn sie das wüssten, so würden sie auch einsehen, dass die Sünden keineswegs irgendeinem abgewaschen werden können, sondern dass sie abgetrennt oder auf die Seiten geworfen werden, damit sie nicht wieder empor kommen, wenn der Mensch im Guten erhalten wird vom Herrn. Ferner, dass dieses nicht geschehen kann, wenn das Böse nicht fortwährend hinausgeworfen wird, und zwar durch Mittel, die unzählbar und größtenteils unaussprechlich sind.

Diejenigen, die ins andere Leben jene Meinung mitgenommen haben, dass der Mensch in einem Augenblick durch den Glauben gerechtfertigt und ganz von Sünden rein werde, staunen, wenn sie wahrnehmen, dass die Wiedergeburt durch zahllose und unaussprechliche Mittel geschehe, und lachen über ihre Unwissenheit, die sie auch Unsinn nennen, den sie in der Welt hatten, über die augenblickliche Sündenvergebung und über die Rechtfertigung. Es wird ihnen zuweilen gesagt, dass der Herr einem jeden, der es von Herzen begehrt, die Sünden vergebe, dass sie selber aber darum doch nicht von der höllischen Rotte getrennt werden, an die sie durch ihr Böses gebunden sind, das dem Leben folgt, das sie ganz bei sich haben. Sie lernen hernach aus Erfahrung, dass von den Höllen los werden heißt, von den Sünden los werden, und dass dies lediglich nur geschehen kann durch tausend und aber tausend Mittel und Wege, die dem Herrn allein bekannt sind, und zwar in ununterbrochener Aufeinanderfolge, wenn man es glauben will, in Ewigkeit; denn der Mensch ist ein solch böses Wesen, dass er nicht einmal von einer einzigen Sünde völlig in Ewigkeit frei werden, sondern nur durch die Barmherzigkeit des Herrn, wenn er sie annimmt, von der Sünde abgehalten und im Guten erhalten werden kann.

Wie nun der Mensch ein neues Leben empfängt und wiedergeboren wird, das findet sich im Heiligtum des Wortes, d.h. in seinem inneren Sinn, hauptsächlich aus dem Grunde, damit die Engel vermöge des Wortes, wenn es vom Menschen gelesen wird, in der Wonne ihrer Weisheit se in können, und alsdann auch in der Lust, (anderen) als Mittel zu dienen. (HG 5398)

Es ist nicht so schwer, ein gutes Leben zu führen

Einige Menschen glauben, es sei sehr schwer, so zu leben, dass man in den Himmel kommt, also, wie man sagt, ein geistiges Leben zu führen. Das glauben sie deshalb, weil sie gehört haben, der Mensch müsse der Welt entsagen und sich dem Verlangen des Körpers und des Fleisches widersetzen, um ein geistiges Wesen zu entwickeln. Unter einem solchen Leben stellen sie sich aber nur vor, dass man die weltlichen Dinge, besonders Reichtum und Ansehen, ablehnen müsse, um sich dafür beständig frommen Betrachtungen über Gott, das Seelenheil und das ewige Leben hinzugeben und sein Leben im Gebet, der Lektüre des Wortes und frommer Bücher zu verbringen. Darunter verstehen sie, der Welt entsagen und ein geistiges, nicht ein fleischliches Leben führen. Aufgrund vielfacher Erfahrungen und aus Gesprächen mit Engeln durfte ich jedoch wissen, dass sich die Sache ganz anders verhält, ja dass alle, die so der Welt entsagen und in der genannten Weise ein "geistiges Leben" führen, sich ein trauriges Los verschaffen, das ganz und gar nicht für die himmlische Freude empfänglich ist, da ja einen jeden sein Leben erwartet. Um das Leben des Himmels in sich aufzunehmen, musst der Mensch ganz im Gegenteil in der Welt leben, um dort seinen Pflichten und Geschäften zu obliegen. Nur wenn er so ein sittlich und bürgerlich gutes Leben führt, nimmt er das Geistige in sich auf, kann auf solche Weise beim Menschen das geistige Leben gebildet bzw. sein Geist für den Himmel vorbereitet werden. Ein inneres Leben ohne das äußere zu führen wäre etwas Ähnliches, wie wenn man in einem Hause ohne Fundament wohnte, das sich allmählich senkt oder Risse bekommt, auseinanderklafft oder schwankt, bis es zusammenfällt. (HH 528)

Wir sehen jetzt, dass es nicht so schwer ist, ein himmlisches Leben zu führen, wie man gewöhnlich glaubt. Denn wenn dem Menschen etwas begegnet, von dem er weiß, dass es unredlich und ungerecht ist, sich aber seine Sinnesart dahin neigt, so braucht er nur daran zu denken, dass er es nicht tun dürfe, weil es den göttlichen Geboten zuwiderliefe. Gewöhnt er sich an diese Denkweise und erwirbt er sich durch Übung einige Fertigkeit (habitum), so wird er allmählich mit dem Himmel verbunden. In dem Maße aber, wie dies geschieht, werden die oberen Bereiche seines Gemüts aufgeschlossen, und dann sieht er, was unredlich und ungerecht ist, und soweit er dies wiederum erkennt, kann es auch ausgetrieben werden.

Denn nur das Böse kann ausgetrieben werden, das man erkannt hat. In diesen Zustand kann der Mensch aufgrund seiner Freiheit eintreten, denn wer wäre nicht frei für solche Überlegungen? Ist damit aber einmal ein Anfang gemacht, so wirkt der Herr alles Gute bei ihm und sorgt dafür, dass der Mensch nicht allein das Böse sieht, sondern auch nicht mehr will und schließlich sogar verabscheut Dies meint der Herr mit den Worten: "Mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht": Matth.11/30.

Man musst sich jedoch darüber klar sein, je öfter der Mensch willentlich Böses tut, desto schwerer kann er solche Überlegungen anstellen und dem Bösen Widerstand leisten; denn im selben Maß gewöhnt er sich daran, bis er es schließlich überhaupt nicht mehr merkt. Schließlich liebt er es, entschuldigt es, weil mit dieser Liebe Vergnügen verbunden sind, rechtfertigt es durch alle möglichen Trugschlüsse und hält es für erlaubt und gut. Dies geschieht bei Menschen, die sich bereits in der Jugend zügellos ins Böse stürzen und dabei im Herzen die göttlichen Dinge verwerfen. (HH 533)

Mir wurde einst ein Weg vorgebildet, der zum Himmel wie auch zur Hölle führte. Es war ein breiter Weg, der sich nach links bzw. nach Norden zog. Viele Geister erschienen und beschritten ihn; doch in der Ferne, wo dieser breite Weg endete, erblickte man einen ziemlich großen Stein. Von ihm aus teilte er sich in zwei Wege, in einen nach links und einen anderen in die entgegengesetzte Richtung nach rechts. Der linke Weg war eng oder schmal, führte gen Westen nach Süden und so schließlich in das Licht des Himmels. Der rechte Weg war breit und geräumig und lief schräg abwärts zur Hölle. Zuerst schienen alle denselben Weg zu gehen, bis sie den großen Stein am Scheideweg erreichten. Dort trennten sie sich, die Guten wandten sich nach links und folgten dem schmalen Weg, der zum Himmel führte; die Bösen aber sahen den Stein am Scheideweg nicht, stolperten über ihn, verletzten sich und liefen, wenn sie sich wieder erhoben hatten, auf dem breiten Weg nach rechts, der zur Hölle führte.

Nachher wurde mir die Bedeutung von alledem erklärt: Der erste Weg, breit und von vielen begangen, Guten wie Bösen, die wie Freunde miteinander plauderten, weil kein Unterschied zwischen ihnen zu erkennen war, bilde te alle vor, die von außen gesehen ein gleich redliches und gerechtes Leben geführt und sich augenscheinlich nicht unterschieden hatten. Der Stein am Scheideweg, der Eckstein, über den die Bösen stolperten, und von dem aus sie dann auf dem zur Hölle führenden Wege weiterliefen, bildete das göttliche Wahre vor, das alle leugnen, die zur Hölle blicken. Im höchsten Sinne stellt dieser Stein das Göttlich-Menschliche vor. Die Menschen aber, die das göttlich Wahre und zugleich das Göttliche des Herrn anerkannten, wurden auf den Pfad geleitet, der zum Himmel führt. Daraus sieht man wiederum, dass die Bösen äußerlich genau dasselbe Leben führen wie die Guten, bzw. dass sie denselben Weg gehen, die einen so leicht wie die anderen. Und doch werden dabei diejenigen, die das Göttliche von Herzen anerkennen, und innerhalb der Kirche besonders diejenigen, die das Göttliche des Herrn anerkennen, zum Himmel geführt, die anderen aber zur Hölle. Im anderen Leben werden die Gedanken des Menschen, die seiner Absicht oder seinem Willen entspringen, durch Wege vorgebildet; und tatsächlich erscheinen dort Wege in völliger Übereinstimmung mit dem Gedankenziel. Zudem läuft jeder gemäß seinen gedanklichen Absichten umher; darum können die Geister und ihre Gedanken an ihren Wegen erkannt werden. Damit ist auch klar, was man unter den folgenden Worten des Herrn zu verstehen hat: "Gehet ein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und ihrer sind viele, die darauf wandeln. Und die Pforte ist eng, und der Weg ist schmal, der zum Leben führt, und wenige sind, die ihn finden": Matth.7/13f.

Der zum Leben führende Weg heißt nicht deshalb schmal, weil er beschwerlich wäre, sondern weil ihn nur wenige finden, wie die Worte sagen. Der Stein am Endpunkt des gemeinsamen Weges, von dem aus die beiden gegenläufigen, getrennten Wege erschienen, lässt erkennen, was durch die Worte des Herrn bezeichnet wird: "Habt ihr nicht gelesen, was geschrieben steht: «Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden. Wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschellen»?": Luk.20/17.

Der "Stein" bezeichnet das göttliche Wahre, der "Stein Israels" den Herrn hinsichtlich seines Göttlich-Menschlichen. Die "Bauleute" die Menschen der Kirche; der "Eckstein" die Scheidung, "fallen und zerschellen" aber heißt soviel wie leugnen und untergehen. (HH 534)

Ein Mönchsleben verträgt sich nicht mit der Wiedergeburt

Es wurde mir erlaubt, mit einigen Menschen im anderen Leben zu sprechen, die sich von den weltlichen Geschäften zurückgezogen hatten, um fromm und heilig zu leben, sowie auch mit einigen, die sich auf verschiedene Weise kasteit hatten, weil sie glaubten, dies heiße der Welt entsagen und die fleischlichen Begierden zähmen. Doch da sich die meisten von ihnen ein trauriges Leben schufen und nicht am Leben der Nächstenliebe teilnahmen — ein Leben, das nur in der Welt geführt werden kann —, können sie nicht mit den Engeln zusammengesellt werden. Das Leben der Engel ist nämlich in ihrer Seligkeit fröhlich, immer bereit, Gutes zu tun, also Nächstenliebe zu üben. Diese Dinge wurden angeführt, um zu zeigen, dass nicht ein von der Welt zurückgezogenes Leben, sondern ein Leben mitten in der Welt zum Himmel führt, und zwar ein Leben der Nächstenliebe, nicht aber ein frommes Leben ohne diese, wie es ja nur in der Welt möglich ist. Nächstenliebe heißt, in jedem Beruf, in jedem Geschäft und bei jedem Werk aufrichtig und gerecht zu handeln, und zwar von innen heraus, das heißt aus himmlischem Ursprung. Dieser Ursprung erfüllt das Leben dann, wenn der Mensch aufrichtig und gerecht handelt, weil das mit den göttlichen Gesetzen übereinstimmt. Ein solches Leben fällt nicht schwer, wohl aber ein Leben der Frömmigkeit, das vom Leben der Nächstenliebe absieht. Und doch führt gerade ein solches Leben so weit vom Himmel weg, wie man glaubt, es führe zu ihm hin. (HH 535)

Das Leben und die Handlungen eines Menschen werden von dem in der Absicht liegenden Endzweck regiert

Vom Herrn wird nichts anderes beim Menschen angesehen als die Endabsicht, wie auch immer seine Gedanken und Handlungen sind, die in unzähligen Weisen wechseln, ist nur der Endzweck gut, so sind sie alle gut. Ist aber der Endzweck böse, so sind sie alle böse. Der Endzweck ist es, welcher herrscht im einzelnen dessen, was der Mensch denkt und tut.

Weil die Engel beim Menschen des Herrn sind, regieren sie nichts anderes beim Menschen, als seine Absichten, wenn sie diese regieren, so regieren sie auch die Gedanken und Handlungen, denn diese alle sind Angehörige der Endabsicht. Der Endzweck beim Menschen ist sein eigentliches Leben, alles was er denkt und tut, lebt durch den Endzweck, weil es, wie gesagt, dem Endzweck angehört, daher wie der Endzweck, so ist auch das Leben des Menschen. Der Endzweck ist nichts anderes, als Liebe, denn der Mensch kann nichts anderes zum Endzweck haben, als was er liebt. Selbst in der Verstellung, oder in der Täuschung, ist der Endzweck, welcher ist die Selbstliebe oder Weltliebe, und daher der Lustreiz seines Lebens. Hieraus kann jeder schließen, dass das Leben des Menschen so ist, wie seine Liebe ist. (HG 1317)






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Kapitel 15
Zurechnung

Die gewöhnliche Lehre von der Zurechnung

Die Zurechnung, nämlich die des heutigen Glaubens, ist eine doppelte: die eine die des Verdienstes Christi, und die andere die des Heils von daher.

In der ganzen christlichen Kirche wird gelehrt, dass die Rechtfertigung und damit die Seligmachung geschehe von Gott dem Vater durch die Zurechnung des Verdienstes Christi, Seines Sohnes, und dass die Zurechnung geschehe aus Gnaden, wann und wie Er will, somit nach Willkür, und dass diejenigen, denen das Verdienst Christi zugerechnet wird, in die Zahl der Kinder Gottes aufgenommen werden. Und weil die Führer der Kirche keinen Schritt über diese Zurechnung hinausgehen, noch ihr Gemüt über sie erhoben haben, so sind sie infolge der Aufstellung einer willkürlichen Erwählung vonseiten Gottes in ungeheure und fanatische Irrtümer, und zuletzt in den verabscheuungswerten von der Vorherbestimmung, so wie auch in jenen abscheulichen verfallen, dass Gott bei dem Menschen nicht auf die Taten seines Lebens, sondern bloß auf den dem Inwendigen seines Gemütes eingeschriebenen Glauben achte.

Würde daher der Irrtum von der Zurechnung nicht vertilgt, so würde der Atheismus über die ganze Christenheit hereinbrechen, und dann über sie herrschen der Engel des Abgrunds, "dessen Namen im Hebräischen ist Abaddon und der im Griechischen den Namen Apollyon hat": Offenb.9/11. Durch Abaddon und Apollyon wird bezeichnet der Verderber der Kirche durch Falsches, und durch den Abgrund wird bezeichnet der Ort, wo jenes Falsche ist, man sehe die "Enthüllte Offenbarung", Nr.421,440, 442; und hieraus geht hervor, dass jenes Falsche und die in langer Reihe daraus hervorgehenden Falschheiten das sind, worüber jener Verderber herrscht; denn wie oben gesagt worden, von jener Zurechnung hängt heutzutage das ganze theologische System wie eine lange Kette von einem festen Haken und wie ein Mensch mit allen seinen Gliedern von dem Haupte ab; und weil diese Zurechnung allenthalben herrscht, so ist es wie Jesaja 9/13,14 sagt: "Ausrotten wird der Herr aus Israel Kopf und Schwanz; der Angesehene ist der Kopf und der Lehrer der Lüge ist der Schwanz". (WCR 628)

Was den ersten Teil jener doppelten Zurechnung in Beziehung auf die Seligmachung des Menschen betrifft, nämlich die Zurechnung des Verdienstes Christi nach Willkür, und die Zurechnung der Seligkeit von daher, so gehen die Dogmatiker darin von einander ab: die einen lehren, diese Zurechnung sei eine unbedingte aus freier Macht und werde denen zuteil, deren äußere oder innere Gestalt wohlgefällig ist; [die anderen] aber, die Zurechnung werde infolge des Vorherwissens denen zuteil, denen die Gnade eingegossen ist, und denen jener Glaube beigebracht werden kann. Dennoch aber sind diese beiden Meinungen auf ein Ziel gerichtet, und sind wie die beiden Augen, die einen Stein zum Gegenstand haben, oder wie die beiden Ohren, die einen Gesang zum Gegenstand haben. Beim ersten Anblick scheint es, als gingen sie von einander ab, dennoch aber verbinden sie sich am Ende und spielen eine Karte; denn da auf beiden Seiten ein völliges Unvermögen in geistigen Dingen gelehrt und alles [Mitwirken] des Menschen vom Glauben ausgeschlossen wird, so folgt, dass jene den Glauben aufnehmende Gnade, die nach Willkür oder nach Vorherwissen eingegossen worden, die gleiche Erwählung ist; denn wäre diese Gnade, die man die zuvorkommende nennt, eine allgemeine, so würde ein sich Hinwenden des Menschen aus einiger eigenen Kraft hinzukommen, was jedoch gleich dem Aussatz verworfen wird. Daher kommt, dass niemand weiß, ob ihm jener Glauben aus Gnaden geschenkt worden ist, ebenso wenig als ein Klotz oder Stein, dergleichen er war, als derselbe eingegossen wurde; denn es gibt kein von seinem Dasein zeugendes Zeichen, wenn Liebestätigkeit, Frömmigkeit, Befleißigung eines neuen Lebens und das freie Vermögen, Gutes wie Böses zu tun, dem Menschen abgesprochen wird. Die vom Dasein jenes Glaubens zeugenden Zeichen, die man angibt, sind lauter Gaukeleien und nichts anders als die Deutungen der Alten aus dem Vogelflug, oder die Weissagungen der Sterndeuter aus den Gestirnen, oder der Taschenspieler aus den Würfeln. Dergleichen und noch läppischere Dinge ergeben sich aus der zugerechneten Gerechtigkeit des Herrn, die zugleich mit dem Glauben, dem man den Namen jener Gerechtigkeit gibt, dem erwählten Menschen beigelegt wird. (WCR 631)

Ursprung der Lehre von der Zurechnung

Der das Verdienst und die Gerechtigkeit Christi des Erlösers zurechnende Glaube verdankt seine erste Entstehung den Beschlüssen des nicänischen Konzils über die drei Personen von Ewigkeit, welcher Glaube von jener Zeit an bis auf die gegenwärtige von der ganzen christlichen Welt angenommen wurde. Was die nicänische Kirchenversammlung selbst anbelangt, so hat sie der Kaiser Konstantin der Große auf Anraten Alexanders, Bischof zu Alexandria, mit allen aus Asien, Afrika und Europa zusammenberufenen Bischöfen in seiner Residenz zu Nicäa, einer Stadt in Bithynien, abgehalten, um die Ketzerei des Arius, eines Presbyters zu Alexandria, der die Gottheit Jesu Christi leugnete, aus der Heiligen Schrift zu überführen und zu verdammen. Dies geschah im Jahr Christi 325. Dass jene Versammelten zu dem Schluss kamen, es seien drei göttliche Personen, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist, von Ewigkeit gewesen, kann besonders ersehen werden an den zwei Glaubensbekenntnissen, die man das Nicänische und das Athanasische nennt.

In dem Nicänischen liest man: "Ich glaube an einen Gott, den Vater, den Allmächtigen, Schöpfer Himmels und der Erde, und an einen Herrn, Jesus Christus, den Sohn Gottes, den Eingeborenen vom Vater, geboren vor allen Zeiten, Gott von Gott, von gleicher Substanz mit dem Vater, Der von den Himmeln herabgekommen und Fleisch geworden ist vom Heiligen Geist aus Maria der Jungfrau; und an den Heiligen Geist, den Herrn und Lebendigmacher, der vom Vater und Sohn ausgeht, und mit dem Vater und Sohn zugleich angebetet und verherrlicht wird".

In dem Athanasischen Glaubensbekenntnis steht folgendes: "Der allgemein angenommene Glaube ist der, dass wir einen Gott in der Dreiheit, und die Dreiheit in der Einheit verehren, indem wir weder die Personen vermengen, noch die Substanz trennen. Während wir aber einzeln jede Person als Gott und Herrn zu bekennen, durch die christliche Wahrheit angetrieben werden, so werden wir durch die allgemeine Religion verhindert, drei Götter oder drei Herren auszusprechen", das heißt, man dürfe wohl drei Götter und Herren bekennen, aber nicht aussprechen, und zwar darum nicht, weil die Religion es verbietet, jenes aber, weil die Wahrheit es gebietet. Dies Athanasische Glaubensbekenntnis ist gleich nach Abhaltung des nicänischen Konzils von einem oder mehreren, die dem Konzil angewohnt hatten, verfasst und ebenfalls als ein ökumenisches oder allgemeines angenommen worden. Hieraus geht hervor, dass damals beschlossen worden war, man müsse drei göttliche Personen von Ewigkeit anerkennen, und obgleich jede Person einzeln für sich Gott sei, so dürfen doch nicht drei Götter oder Herren genannt werden, sondern einer. (WCR 632)

Zurechnung unbekannt in der Apostolischen Kirche

Der Glaube an die Zurechnung des Verdienstes Christi war in der Apostolischen Kirche, die vorherging, nicht bekannt, und wurde nirgends im Wort verstanden.

Die Kirche, die der nicänischen Kirchenversammlung vorherging, hieß die Apostolische Kirche, und dass diese von großer Ausdehnung und in drei Weltteile, Asien, Afrika und Europa verbreitet war, zeigt sich nicht nur an dem Kaiser Konstantin dem Großen, sondern auch an seiner Monarchie, die sich über mehrere, nachher geteilte Reiche Europas, aber auch auf die angrenzenden außerhalb Europas erstreckte, sofern er nämlich ein Christ und ein Eiferer für die Religion war, weshalb er, wie oben gesagt worden ist, die Bischöfe aus Asien, Afrika und Europa in seine Residenz zu Nicäa, einer Stadt in Bithynien, zusammenberief, um die Ärgernisse des Arius aus seinem Reich zu verbannen. Dies ist infolge einer Fügung der göttlichen Vorsehung des Herrn geschehen, weil, wenn die Göttlichkeit des Herrn geleugnet wird, die christliche Kirche hinstirbt, und zu einem Grabmal wird mit der Aufschrift: Hier liegt sie.

Die Kirche, die vor dieser Zeit bestand, hieß die Apostolische, und die ausgezeichneten Schriftsteller dieser Kirche wurden Väter, die wahren Christen aber, die ihnen zur Seite waren, Brüder genannt. Dass diese Kirche nicht drei göttliche Personen und daher auch nicht einen Sohn Gottes von Ewigkeit anerkannte, sondern bloß einen in der Zeit geborenen Sohn Gottes, geht hervor aus dem Glaubensbekenntnis, das von ihrer Kirche her das Apostolische genannt wurde, und in dem man folgendes liest:

"Ich glaube an Gott den Vater, den Allmächtigen, Schöpfer Himmels und der Erde. Und an Jesus Christus, Seinen einzigen Sohn, unseren Herrn, Der empfangen ist von dem Heiligen Geist, geboren aus der Jungfrau Maria. Ich glaube an den Heiligen Geist, eine heilige allgemeine Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen"; woraus hervorgeht, dass sie keinen anderen Sohn Gottes anerkannten, als den von dem Heiligen Geist empfangenen und aus der Jungfrau Maria geborenen, und durchaus keinen von Ewigkeit geborenen Sohn Gottes. Dieses Glaubensbekenntnis ist, gleich den zwei anderen, von der ganzen christlichen Kirche, bis auf den heutigen Tag als ein echt allgemeines anerkannt worden.

Dass in jener ersten Zeit alle in der damaligen christlichen Welt anerkannten, dass der Herr Jesus Christus Gott sei, dem alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben ist, und Macht über alles Fleisch, nach Seinen eigensten Worten, Matth.28/18; Joh.17/2, und dass sie an Ihn glaubten, nach Seinem Gebot aus Gott dem Vater, Joh.3/15,16,36; 6/40; 11/25,26, auch dies geht deutlich hervor aus der Zusammenberufung aller Bischöfe durch den Kaiser Konstantin den Großen, für den Zweck, den Arius und seine Anhänger, welche die Göttlichkeit des von der Jungfrau Maria geborenen Herrn und Heilandes leugneten, aus der Heiligen Schrift zu überführen und zu verdammen; und dies geschah zwar, allein indem sie den Wolf vermeiden wollten, stießen sie auf den Löwen, oder, wie man im Sprichwort sagt, wer die Charybdis vermeiden will, gerät in die Scylla, sofern sie nämlich einen Sohn Gottes von Ewigkeit erdichteten, Der herabstieg und das Menschliche annahm, indem sie glaubten dem Herrn so die Göttlichkeit gerettet und wiederhergestellt zu haben, nicht wissend, dass Gott selbst, der Schöpfer des Weltalls, herabkam, um Erlöser und so von neuem Schöpfer zu werden, nach folgenden deutlichen Stellen im Alten Testament: Jes.25/9; 40/3,5,10,11; 43/14; 44/6,24; 47/4; 48/17; 49/7,26; 60/16; 63/16; Jerem.50/34; Hos.13/4; Ps.19/15, denen man noch beifüge Joh.1/15. (WCR 636,637)

Dass nicht irgendein das Verdienst Christi zurechnender Glaube im Wort verstanden wurde, geht deutlich daraus hervor, dass dieser Glaube in der Kirche nicht früher bekannt war, als nachdem die nicänische Kirchenversammlung drei göttliche Personen von Ewigkeit eingeführt hatte. Und nachdem dieser Glaube eingeführt war, und sich über die ganze Christenheit verbreitet hatte, ward jeder andere Glaube in die Finsternis hinausgestoßen. (WCR 639)

Zurechnung des Verdienstes und der Gerechtigkeit Christi unmöglich

Um zu wissen, dass die Zurechnung des Verdienstes und der Gerechtigkeit Jesu Christi etwas Unmögliches ist, musst man notwendig wissen, was Sein Verdienst und Seine Gerechtigkeit ist:

Das Verdienst des Herrn unseres Heilandes ist die Erlösung, und worin diese bestand, sehe man oben in seinem Kapitel; dass dieselbe eine Unterjochung der Höllen und eine Anordnung der Himmel und hierauf eine Gründung der Kirche war, wird dort ausgeführt, und somit, dass die Erlösung ein rein göttliches Werk war. Dort ist auch gezeigt worden, dass der Herr durch die Erlösung Sich in die Macht gesetzt hat, die Menschen, die an Ihn glauben und Seine Gebote halten, wiederzugebären und selig zu machen, und dass ohne die Erlösung kein Fleisch hätte können selig werden. Da nun die Erlösung ein rein göttliches Werk und bloß Sache des Herrn war, und in ihr Sein Verdienst besteht, so folgt, dass dieses keinem Menschen angeeignet, zugesprochen und zugerechnet werden kann, eben sowenig als die Schöpfung und Erhaltung des Weltalls. (WCR 640)

Da das Verdienst und die Gerechtigkeit des Herrn rein göttlich sind, und das rein Göttliche von der Art ist, dass der Mensch, wenn es ihm beigefügt und zugeeignet würde, augenblicklich sterben, und wie ein in die unverhüllte Sonne geworfener Klotz so verzehrt werden müsste, dass kaum ein Funke von ihm übrig bliebe, so naht Sich der Herr mit Seinem Göttlichen den Engeln und den Menschen durch ein nach der Fähigkeit und Beschaffenheit eines jeden gemäßigtes und gemildertes Licht, mithin durch Verähnlichtes und Anbequemtes; in ähnlicher Weise durch die Wärme. In der geistigen Welt ist eine Sonne, in deren Mitte der Herr ist; aus dieser Sonne fließt Er durch das Licht und die Wärme ein in die ganze geistige Welt, und in alle, die in ihr sind. Alles Licht und alle Wärme in derselben stammt von daher. Der Herr fließt von dieser Sonne aus mit demselben Licht und derselben Wärme auch in die Seelen und Gemüter der Menschen ein. Diese Wärme ist ihrem Wesen nach Seine göttliche Liebe, und jenes Licht ist seinem Wesen nach Seine göttliche Weisheit. Dieses Licht und jene Wärme passt der Herr der Fähigkeit und Beschaffenheit des aufnehmenden Engels und Menschen an, was durch geistige Lebenslüfte und Atmosphären geschieht, die sie tragen und fortleiten. Das den Herrn unmittelbar umgebende Göttliche bildet jene Sonne. Diese Sonne ist von den Engeln entfernt, wie die Sonne der natürlichen Welt von den Menschen, und dies darum, damit sie dieselben nicht unverhüllt und so unmittelbar berühren möchte; denn so würden sie, wie gesagt, verzehrt werden, wie der in die nackte Sonne geworfene Klotz.

Hieraus kann man erkennen, dass das Verdienst und die Gerechtigkeit des Herrn, weil sie rein göttlich sind, durchaus nicht durch Zurechnung in irgendeinen Engel oder Menschen hineingebracht werden können, ja dass, wenn auch nur ein Tropfen davon, ohne so, wie gesagt worden, gemildert zu sein, sie berühren würde, dieselben sogleich wie mit dem Tode Ringende sich krümmen, die Beine verrenken, die Augen verdrehen und die Seele aushauchen würden. Dies ist in der israelitischen Kirche dadurch kundgetan worden, dass "niemand Gott sehen und leben könne". Es wird auch die Sonne der geistigen Welt so, wie sie beschaffen ist, nachdem Jehova Gott das Menschliche angenommen und diesem die Erlösung und die neue Gerechtigkeit hinzugefügt hat, beschrieben in folgenden Worten bei Jesajas 30/26: "Das Licht der Sonne wird siebenfach sein, wie das Licht von sieben Tagen, am Tage, da Jehova den Bruch des Volkes verbinden wird"; in welchem Kapitel von Anfang bis zu Ende gehandelt wird von der Ankunft des Herrn. Es wird auch beschrieben, was geschehen müsste, wenn der Herr herniederkommen und irgendeinem Gottlosen Sich nahen würde, durch die Worte in der Offenbarung 6/15,16: "Sie verbargen sich in den Höhlen und Felsen der Berge, und sprachen zu den Bergen und Felsen: Verberget uns vor dem Angesicht Dessen, Der auf dem Thron sitzt, und vor dem Zorn des Lammes". Zorn des Lammes heißt es, weil der Schrecken und die Qual beim Herannahen des Herrn ihnen so erscheint. Dies kann auch noch deutlich daran ersehen werden, dass, wenn ein Gottloser in den Himmel eingelassen wird, wo Liebestätigkeit und Glaube an den Herrn herrschen, seine Augen Dunkelheit be fällt, sein Gemüt Schwindel und Irrsinn, seinen Leib Schmerz und Qual, und er wird wie ein Entseelter. Was müsste dann erst geschehen, wenn der Herr selbst mit Seinem göttlichen Verdienst, das die Erlösung ist, und mit Seiner göttlichen Gerechtigkeit in den Menschen einginge? Selbst der Apostel Johannes hielt die Gegenwart des Herrn nicht aus, denn man liest Offenb.1 /17, "er sei, als er den Sohn des Menschen inmitten der sieben Leuchter sah, wie tot zu dessen Füßen gefallen". (WCR 641)

Es heißt in den Beschlüssen der Kirchenversammlungen und in den Artikeln der Bekenntnisschriften, auf welche die Protestanten schwören, dass Gott durch Eingießung des Verdienstes Christi den Gottlosen rechtfertige, während doch dem Gottlosen nicht einmal das Gute irgendeines Engels mitgeteilt und noch weniger mit ihm verbunden werden kann, ohne zurückgestoßen zu werden und zurückzuprallen, wie ein gegen die Wand geworfener elastischer Ball. (WCR 642)

Die wahre Lehre von der Zurechnung

Weil die Erfüllung des Gesetzes und das Leiden am Kreuz bisher von vielen nicht anders verstanden worden sind, als dass der Herr durch jene beiden für dem menschlichen Geschlecht Genugtuung gewährte und die vorhergesehene oder bestimmte Verdammnis von demselben weggenommen habe, so ist aus dem Zusammenhang und zugleich aus dem Grundsatz, dass der Mensch durch den bloßen Glauben, dass es so sei, selig werde, der Lehrsatz von der Zurechnung des Verdienstes des Herrn hervorgegangen, indem man jene zwei, die zum Verdienst des Herrn gehörten, für die Genugtuung annahm. Allein dies fällt weg nach dem, was von der Erfüllung des Gesetzes durch den Herrn und von Seinem Leiden gesagt worden ist. Auch kann man hieraus zugleich sehen, dass die Zurechnung des Verdienstes ein Wort ohne Sinn ist, wenn man nicht die Sündenvergebung nach der Buße darunter versteht, denn nichts von dem Herrn kann dem Menschen zugerechnet, das Heil aber kann vom Herrn zugesagt werden, nachdem der Mensch Buße getan, das ist, nachdem er seine Sünden gesehen und anerkannt hat und hernach von denselben absteht, und dies aus dem Herrn tut; dann wird ihm das Heil auf die Weise zugesagt, dass der Mensch nicht durch eigenes Verdienst oder aus eigener Gerechtigkeit selig wird, sondern durch den Herrn, Der allein gekämpft und die Höllen besiegt hat, und Der auch nachher allein für den Menschen kämpft und die Höllen für ihn besiegt. Dies ist das Verdienst und die Gerechtigkeit des Herrn; und diese können auf keine Weise dem Menschen zugerechnet werden, denn wenn sie zugerechnet würden, so wäre das Verdienst und die Gerechtigkeit des Herrn dem Menschen als das Seinige angeeignet, und dies geschieht nirgends und kann nicht geschehen. Wäre eine Zurechnung möglich, so hätte der unbußfertige und gottlose Mensch sich das Verdienst zurechnen und aus diesem Grunde sich für gerechtfertigt halten können, was doch das Heilige mit Unheiligem besudeln und den Namen des Herrn entweihen hieße; denn es hieße den Gedanken bei Gott und den Willen in der Hölle haben, und doch macht der Wille allein den Menschen aus. Es gibt einen göttlichen Glauben und einen menschlichen Glauben: den göttlichen Glaube haben diejenigen, die Buße tun, den menschlichen Glauben aber diejenigen, die nicht Buße tun und doch an Zurechnung denken. (4HL/LH 18)

Jeglichem wird nach dem Tode das Böse zugerechnet in dem er ist, ebenso das Gute. Dies soll, damit es einigermaßen in die Augen falle, in folgender Gliederung beleuchtet werden: 1. Jeglicher hat sein eigenes Leben. 2. Jeglichem bleibt sein eigenes Leben nach dem Tode. 3. Dem Bösen wird dann das Böse seines Lebens zugerechnet, und dem Guten wird sein Gutes zugerechnet.

Das erste, dass jeglicher sein eigenes Leben hat, somit ein von dem des anderen unterschiedenes, ist bekannt, denn es besteht eine durchgängige Verschiedenheit und nichts ist ebendasselbe; daher jeder sein Eigenes hat. Dies zeigt sich deutlich an den Angesichtern der Menschen, sofern keines einzigen Gesicht dem eines anderen ganz gleich ist, und es auch in Ewigkeit nicht werden kann, weil es keine gleichen Gemüter gibt, und aus den Gemütern die Angesichter hervorgehen; denn das Angesicht ist, wie man sagt, das Abbild des Gemütes, und das Gemüt hat seinen Ursprung und seine Form aus dem Leben.

Hätte der Mensch nicht ein eigenes Leben, wie er ein eigenes Gemüt und ein eigenes Angesicht hat, so hätte er nach dem Tode kein von dem des anderen getrenntes Leben; ja es wäre auch kein Himmel; denn dieser besteht fort und fort aus anderen. Seine Form entsteht einzig aus den Verschiedenheiten der Seelen und Gemüter, die in solcher Ordnung zusammengereiht sind, dass sie eins ausmachen; und zwar machen sie eins aus von dem Einen her, Dessen Leben in allen und jeden daselbst ist, wie die Seele im Menschen ist. Wäre dies nicht, so würde der Himmel zerfallen, weil seine Form aufgelöst werden würde. Der Eine, aus Dem alle und jede Leben haben, und von Dem her sie zusammenhängen, ist der Herr.

Das zweite, dass jeglichem nach dem Tode sein Leben bleibt, ist in der Kirche aus dem Worte bekannt und zwar aus folgenden Stellen in ihm: Matth.16/27: "Des Menschen Sohn wird kommen, und dann jeglichem nach seinen Taten vergelten". Offenb.20/12,13: "Ich sah Bücher geöffnet und gerichtet wurden alle nach ihren Werken". Röm.2/6; 2.Kor.5/10: "Am Tage des Gerichtes wird Gott jeglichem nach seinen Werken vergelten". Die Werke, nach denen jeglichem vergolten werden wird, sind das Leben, weil das Leben sie macht und sie sich dem Leben gemäß verhalten.

Weil mir gegeben worden ist, viele Jahre hindurch mit den Engeln zusammenzusein und mit den Ankömmlingen aus der Welt zu reden, so kann ich als gewiss bezeugen, dass jeglicher daselbst erforscht wird welcherlei Leben er hatte, und dass das Leben, das sich jeder in der Welt angebildet hat, ihm in Ewigkeit bleibt Ich sprach mit solchen, die vor Jahrhunderten gelebt hatten, deren Leben mir aus den Geschichtsschreibern bekannt war, und ich fand dasselbe der Beschreibung ähnlich. Ich hörte auch von den Engeln, dass bei keinem das Leben nach dem Tode geändert werden könne, weil es je nach seiner Liebe und seinem Glauben, und somit nach den Werken organisiert ist; und dass, wenn es verändert würde, die Organisation zerrissen werden müsste, was durchaus nicht geschehen kann. Ferner, dass die Veränderung der Organisation einzig im materiellen Körper statthaben kann, und dass sie durchaus nicht statthaben kann in dem geistigen Leib, nachdem der vorige abgelegt worden ist.

Das dritte, dass dem Bösen alsdann das Böse seines Lebens, und dass dem Guten sein Gutes zugerechnet werde. Die Zurechnung des Bösen nach dem Tode ist nicht ein Anklagen, Beschuldigen, Rügen und Richten, wie in der Welt, sondern das Böse tut dies selbst; denn die Bösen trennen sich aus freiem Willen von den Guten, weil sie nicht beisammensein können. Die Lustreize der Liebe zum Bösen wenden sich ab von den Lustreizen der Liebe zum Guten, und die Lustreize duften aus jeglichem hervor, wie die Gerüche aus jeglichem Gewächs auf Erden; denn sie werden nicht, wie früher, von einem materiellen Körper verschlungen und verborgen, sondern ergießen sich frei aus ihrer Liebe in die geistige Atmosphäre; und weil das Böse hier wie an seinem Geruch empfunden wird, so ist es dieses, welches anklagt, beschuldigt, rügt und richtet; nicht vor irgendeinem Richter, sondern vor jeglichem, der im Guten ist. Und dies ist es, was unter der Zurechnung verstanden wird.

Die Zurechnung des Guten geschieht in gleicher Weise, sie findet statt bei denen, die in der Welt anerkannt hatten, dass alles Gute in ihnen vom Herrn war und ist und nichts aus ihnen selbst. Diese werden, nachdem sie vorbereitet sind, in die inwendigeren Lustreize ihres Guten versetzt, und es wird ihnen dann der Weg in den Himmel zu derjenigen Gemeinschaft geöffnet, in der gleichartige Lustreize desselben sind. Dies geschieht vonseiten des Herrn. (K. D. 110)


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