Drei große göttliche Offenbarungen

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Übersicht und Vergleich

Swedenborg Offenbarungen

Himmel Hölle Geisterwelt

Leben und Lehre - Band 1

Leben und Lehre - Band 2

Leben und Lehre - Band 3

Teil 4 - Epochen der Kirche

Teil 5 - Ehe Vorsehung Seele

Teil 6 - Das Jenseits

Teil 7 - Außerirdische Welten

Die Erdkörper im Weltall

Verkehr zw. Seele und Leib

Lorber Offenbarungen

Mexikanische Offenbarungen


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Impressum


Leben und Lehre - Band 3 - Teil 5

Ehe, Vorsehung, Seele

Kapitel 26 – Die Ehe

Allgemeines

Das Wesen und der Ursprung der Ehe

Die Heiligkeit der Ehe

Der Unterschied der Geschlechter ist in der Seele

Die Geschlechtsliebe, und bei denjenigen, die in den Himmel kommen, die eheliche Liebe, bleibt nach dem Tode

Ehen im Himmel

Der Ausspruch des Herrn über die Ehe in der anderen Welt

Kinderzeugung findet im Himmel nicht statt

Eine Hochzeit im Himmel

Ein Ehepaar im Himmel

Der Zustand der Ehegatten nach dem Tode

Die wahre Ehe hat ihr Absehen auf das Ewige

Die eheliche Liebe wird in Ewigkeit vervollkommnet

Diejenigen, die in wahrer ehelicher Liebe sind, fühlen und sehen sich als ein vereinigter Mensch

Die Ehen drücken den Seelen und Gemütern eine andere Gestalt auf

Die Frau wird wirklich zur Gattin des Mannes gebildet nach der Beschreibung im Buche der Schöpfung

Die eheliche Liebe ist der Inbegriff aller Liebesarten, und der Behälter aller Freuden und Wonnen

Weisheit und Verstand verhalten sich nach dem Maß der ehelichen Liebe

Die Befähigung zur Aufnahme der ehelichen Liebe

Hindernisse der ehelichen Liebe

Verschiedenheit der Religion verträgt sich nicht mit ehelicher Liebe

Ehepaare werden füreinander geboren

Von wahrer ehelicher Liebe weiß man heutzutage kaum etwas

Etwas der ehelichen Liebe Ähnliches

Ehen von Verwitweten

Die Beschaffenheit des Verstandes bei Frauen und bei Männern

Die Frau soll unter der Leitung des Mannes stehen

Die Schönheit der Engel hat ihren Ursprung in der ehelichen Liebe

Ursprung der Kinderliebe

Die verschiedene Beschaffenheit der Liebe zu Kindern bei den Geistigen und bei den Himmlischen

Das Zurückweichen der Kindesunschuld und damit der elterlichen Liebe

Kapitel 27 – Die göttliche Vorsehung

Allgemeines

Die Vorsehung des Herrn hat zu ihrem Endzweck einen Himmel aus dem menschlichen Geschlecht

Das göttliche Vorhersehen und die göttliche Vorsehung

D göttliche Vorsehung ist eine allgemeine u eine besondere

Die göttliche Vorsehung hat in allem, was sie tut, ihr Absehen auf das Unendliche und Ewige von ihr, vorzüglich in der Seligmachung des menschlichen Geschlechts

Das Gesetz der göttlichen Vorsehung in Bezug auf des Menschen Freiheit und Vernunft

Das Gesetz der göttlichen Vorsehung in Bezug auf die Entfernung des Bösen im inneren und äußeren Menschen

Das Gesetz der göttlichen Vorsehung in Bezug auf Zwang in Sachen des Glaubens und der Religion

Die göttliche Vorsehung wird nicht gesehen und empfunden, sondern gekannt und anerkannt

Die göttliche Vorsehung wird von hinten, und nicht von Angesicht gesehen

Die göttliche Vorsehung und die menschliche Klugheit

Die göttliche Vorsehung in Ansehung zeitlicher Dinge

Die göttliche Vorsehung in Ansehung der Aufnahme des Wahren und Guten

Die Zulassungen der göttlichen Vorsehung

Die Zulassung der Vorsehung in Bezug auf weltliche Besitztümer und Ehrenstellen

Die Zulassungen der Vorsehung in Bezug auf Kriege

Die Zulassung der Vorsehung in Bezug auf Religionen verschiedener Völker

Zulassungen der göttlichen Vorsehung in Bezug auf die mohammedanische Religion

Zulassungen der Vorsehung hinsichtlich der beschränkten Verbreitung der christlichen Religion

Die Zulassung der Vorsehung mit Bezug auf die Streite und Verdorbenheit in der christlichen Religion

Die Zulassung des Bösen

Die göttliche Vorsehung ist ebensowohl bei den Bösen wie bei den Guten

Die besondere Führung der Guten und der Bösen durch die göttliche Vorsehung

Weshalb die göttliche Vorsehung den Menschen durch Neigungen, und nicht durch Gedanken führt

Die göttliche Vorsehung in der Zurückhaltung des Menschen vom Bösen

Jeder Mensch kann wiedergeboren werden, und es gibt keine Vorherbestimmung

Das Wirken der göttlichen Vorsehung für die Seligmachung des Menschen ist beständig und fortschreitend

Das Fatum, oder das unbedingte Verhängnis

Glück und Zufall

Unglücksfalle

Die göttliche Vorsehung mit Bezug auf den Todestag des Menschen

Die Sorge für den anderen Tag

Kapitel 28 – Die menschliche Seele

Herrschende Unwissenheit in Bezug auf die Seele

Was die Seele

Ursprung der Seele

Gesonderte und fortlaufende Grade

Aufeinanderfolgende und gleichzeitige Ordnung getrennter Grade

Drei getrennte Grade des Gemütes

In jedem Grade findet sich Willen und Verstand

Eine noch innerlichere Region des Verstandes, über der himmlischen Region, im innersten Menschen

Das vernünftige und das natürliche Gemüt

Böses und Falsches hat seinen Sitz im natürlichen Grad des Menschen

Die Wirkung und Gegenwirkung des natürlichen und geistigen Gemütes

Das Verschließen des geistigen Grades im Gemüt

Der Mensch wird im anderen Leben vervollkommnet, gemäß dem in der Welt geöffneten Grade

Wille und Verstand sind organische Formen

Der Verstand kann über den Willen erhoben werden

Nicht der Verstand, sondern vielmehr der Wille macht den Menschen aus

Gedanken u. Neigungen sind Verschiedenheiten d. Zustandes und der Form der organischen Substanzen des Gemütes

Vorstellungen des Denkens

Der Anschein von Verstand bei den Tieren — Unterschied zwischen ihnen und dem Menschen

Kapitel 29 – Einfluss und Verkehr zwischen der Seele und dem Körper

Frühere Hypothesen in Betreff des Verkehrs zwischen der Seele und dem Körper

Es gibt nur ein Leben, das in alle Formen einfließt und sie belebt

Der Einfluss vom Herrn ist sowohl unmittelbar als mittelbar durch die Himmel

Allgemeiner und besonderer Einfluss

Der Einfluss in die Himmel und durch die Himmel findet in aufeinanderfolgender Ordnung statt, vom Ersten bis zu dem Letzten der Natur

Der Einfluss in den Menschen geschieht auch in aufeinander-folgender Ordnung, gemäß den gesonderten Graden es Gemütes

Der Einfluss ist in den Willen und Verstand und durch diese in den Körper

Der Einfluss verdeutlicht durch das Sehen des Auges

Wäre alles in wahrer Ordnung, so würde d. geistige Einfluss d. Menschen in alles Verständnis und in alle Weisheit leiten

Der Einfluss in die Welt der Natur

Ursprung schädlicher Tiere, Pflanzen und Mineralien






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Kapitel 26
Die Ehe

Allgemeines

Aus der Schöpfungsgeschichte, wie aus den Worten des Herrn wird deutlich, dass Mann und Frau von der Schöpfung an bis heute die Neigung zur Verbindung in eine Einheit eingeboren ist. In der Genesis 2/22 liest man:"Jehova Gott baute die Rippe, die er vom Menschen genommen hatte, zu einem Weib und brachte sie zum Menschen. Da sprach der Mensch: Das ist diesmal Gebein von meinen Gebeinen und Fleisch von meinem Fleisch. Sie soll darum Ischah [Männin] heißen, weil sie von Isch [Mann] genommen ist. Darum wird der Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen, und die zwei werden ein Fleisch sein". Ähnliches sagte auch der Herr nach dem Matthäusevangelium: "Habt ihr nicht gelesen, dass Er, Der sie am Anfang als Mann und Weib gemacht hat, sprach: Darum wird der Mensch Vater und Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen, und die beiden werden ein Fleisch sein; so sind sie denn nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch": Matth.19/4f. Das Weib ist also gewissermaßen aus dem Manne geschaffen, und beide haben Neigung und Fähigkeit, sich wieder in einen Menschen zu vereinigen, wie ebenfalls aus der Schöpfungsgeschichte deutlich wird, wo sie als ein Mensch bezeichnet werden. Es heißt: "An dem Tage, an dem Gott den Menschen schuf, schuf er sie als Mann und Weib und segnete sie und nannte ihren Namen Mensch": 1.Mose 5/2. Im Urtext heißt es: "Er nannte ihren Namen Adam", aber Adam und Mensch sind im Hebräischen dasselbe Wort. Man beachte ferner, dass beide zusammen Mensch bzw. Adam genannt werden (vgl. auch 1.Mose 1/27; 3/22-24). Durch die Worte "ein Fleisch" wird ebenfalls ein Mensch bezeichnet, denn in vielen Stellen im Wort heißt es "alles Fleisch", und werden darunter alle Menschen verstanden. (EL 156)

Das Wesen und der Ursprung der Ehe

Der Ursprung der wahrhaft ehelichen Liebe ist die Liebe des Herrn gegen die Kirche, daher wird der Herr im Wort Bräutigam und Gemahl genannt, und die Kirche Braut und Weib. Durch diese Ehe ist die Kirche eine Kirche im allgemeinen und im besonderen. Die Kirche im besonderen ist der Mensch, in dem die Kirche ist. Hieraus geht hervor, dass die Verbindung des Herrn mit dem Menschen der Kirche der eigentliche Ursprung der wahrhaft ehelichen Liebe ist.

Es soll aber auch gesagt werden, in welcher Weise jene Verbindung dieser Ursprung sein kann: Die Verbindung des Herrn mit dem Menschen der Kirche ist eine Verbindung des Guten und Wahren: vom Herrn ist das Gute und beim Menschen ist das Wahre; daher kommt die Verbindung, die man die himmlische Ehe nennt, und aus dieser Ehe entsteht die wahrhaft eheliche Liebe zwischen zwei Ehegatten, die in solcher Verbindung mit dem Herrn sind. Hieraus wird für das erste klar, dass die wahrhaft eheliche Liebe vom Herrn allein stammt, und nur bei denen stattfindet, die in der Verbindung des Guten und Wahren vom Herrn sind; und weil diese Verbindung gegenseitig ist, so wird sie vom Herrn beschrieben, wenn Er Joh.14/2 0 sagt, dass "sie in Ihm seien, und Er in ihnen". Diese Verbindung oder diese Ehe wurde schon von der Schöpfung her in folgender Weise angeordnet und bestimmt:

Der Mann wurde geschaffen, damit er das Verständnis des Wahren sei, und das Weib wurde geschaffen, damit es die Liebe zum Guten sei. Der Mann sollte also das Wahre und die Frau das Gute sein. Wenn dann das Verständnis des Wahren beim Manne eins bildet mit der Liebe zum Guten beim Weibe, dann entsteht eine Verbindung zweier Gemüter zu einem. Diese Verbindung ist die geistige Ehe, aus der die eheliche Liebe hervorgeht. Wenn nämlich zwei Gemüter verbunden sind, so dass sie gleichsam ein Gemüt bilden, dann sind sie durch gegenseitige Liebe vereint, und diese Liebe, welche die Liebe der geistigen Ehe ist, wird zur Liebe der natürlichen Ehe, indem sie sich in den Körper herabsenkt. Dass es sich wirklich so verhält, kann jeder, wenn er will, deutlich wahrnehmen; denn die Ehegatten, die innerlich in Betreff ihrer Gemüter sich gegenseitig lieben, lieben sich auch gegenseitig in Betreff ihrer Körper. Auch ist bekannt, dass jede Liebe aus der Neigung des Gemütes in den Körper herabsteigt, und dass ohne diesen Ursprung keine wahre Liebe entsteht. (EKO 983)

Wenn das mit dem Wahren vereinigte Gute in die untere Sphäre herabfließt, stellt es eine Vereinigung der Gemüter, wenn in die noch mehr untere, stellt sie ein Ehe dar; daher ist die Vereinigung der Gemüter aus dem mit dem Wahren vereinigten Guten vom Herrn, die eigentliche eheliche Liebe. (HG 2728)

Die Weisheit kann beim Menschen nur entstehen durch die Liebe weise zu sein. Entfernt man diese Liebe, so kann der Mensch ganz und gar nicht weise werden. Die dieser Liebe entspringende Weisheit wird unter dem Wahren des Guten oder dem Wahren aus dem Guten verstanden. Hat aber der Mensch aus dieser Liebe Weisheit erworben und liebt diese in sich selbst, bzw. sich um ihretwillen, dann bildet er eine andere Liebe, nämlich die zur Weisheit, die unter dem Guten des Wahren bzw. aus dem Wahren zu verstehen ist. So findet sich beim Manne eine doppelte Liebe: zuerst die Liebe weise zu sein und später die Liebe zur Weisheit.

Diese Liebe aber ist, sofern sie beim Manne bleibt, böse. Man bezeichnet sie als Hochmut oder die Liebe zur eigenen Einsicht. Im Folgenden wird gezeigt werden, dass diese Liebe, um ihn vor dem Verderben zu bewahren, dem Manne genommen und auf die Frau übertragen wurde, damit so die eheliche Liebe entstehen konnte, die ihn wiederherstellt, und dass dies von der Schöpfung her so vorgesehen war. (EL 88)

Die Heiligkeit der Ehe

Wie heilig die Ehen an sich, d.h. von der Schöpfung her sind, kann man schon daraus sehen, dass sie die Pflanzschulen des menschlichen Geschlechtes sind, und weil aus diesem Geschlecht der Himmel der Engel hervorgeht, so sind sie auch die Pflanzschulen des Himmels. Folglich werden durch die Ehen nicht nur die Erdkörper, sondern auch die Himmel mit Einwohnern versorgt. Und weil der Zweck der ganzen Schöpfung das menschliche Geschlecht und der Himmel aus diesem ist, wo das Göttliche selbst wie in seinem Eigentum und gleichsam in sich wohnt, und die Erzeugung der Menschen der göttlichen Ordnung gemäß vermittelst der Ehen bewirkt wird, so ist deutlich zu ersehen, wie heilig dieselben an sich von der Schöpfung her sind, und wie heilig sie sein müssen.

Die Erde kann zwar durch Unzucht und Ehebruch ebenso mit Bewohnern erfüllt werden als durch Ehen, aber nicht der Himmel, und zwar aus dem Grund, weil aus den Ehebrüchen die Hölle hervorgeht, aus den Ehen aber der Himmel.

Wenn Erzeugungen des menschlichen Geschlechtes durch Ehen stattfinden, in denen die heilige Liebe zum Guten und Wahren vom Herrn herrscht, dann geschieht (es) auf Erden wie in den Himmeln, und das Reich des Herrn auf Erden entspricht dem Reich des Herrn im Himmel. Denn die Himmel bestehen aus Gemeinschaften, die nach den verschiedenen geistigen und himmlischen Neigungen geordnet sind, und aus dieser Ordnung entsteht die Form des Himmels, die alle Formen im Weltall unendlich übertrifft. Eine gleich herrliche Form würde auf Erden sein, wenn hier die Erzeugungen durch Ehen bewirkt würden, in denen die wahrhaft eheliche Liebe herrscht, denn dann würden ebenso viele Abbilder der Gemeinschaften im Himmel in gleicher Mannigfaltigkeit entstehen, als Familien von einem Hausvater nach und nach hervorgingen. Dann würden die Familien gleichsam fruchtbare Bäume von verschiedener Art sein, aus denen ebenso viele Gärten hervorgingen, in deren jedem eine besondere Art von Früchten wäre, und diese Gärten würden zusammen eine Form des himmlischen Paradieses darstellen. Allein dies wird nur vergleichsweise gesagt, weil die Bäume die Angehörigen der Kirche, die Gärten die Einsicht, die Früchte das Gute des Lebens und das Paradies den Himmel bedeutet. Aus dem Himmel wurde mir mitgeteilt, dass eine solche Entsprechung der Familien auf Erden mit den Gemeinschaften im Himmel bei den Ältesten (d.h. bei den Angehörigen der Ältesten oder adamitischen Kirche) stattgefunden habe, von denen die erste Kirche auf unserer Erde errichtet wurde, die von den Schriftstellern der Alten (d.h. noachitischen) Kirche auch das Goldene Zeitalter genannt wurde. Dies war aber deshalb möglich, weil damals in den Ehen die Liebe zum Herrn, die Nächstenliebe, Unschuld, Friede, Weisheit und Keuschheit regierte. Desgleichen wurde mir aus dem Himmel gesagt, dass damals die Menschen vor Ehebrüchen, wie vor Gräueln der Hölle im Inneren zurückschauderten. (EKO 988)

Der Grund, weshalb die Liebe zur Ehe eine so heilige und so himmlische ist, ist, dass sie vom Herrn selbst im Innersten des Menschen beginnt, und der Ordnung gemäß in das Äußere des Körpers herabsteigt, und so den ganzen Menschen mit himmlischer Liebe erfüllt; und ihm die Form der göttlichen Liebe mitteilt, welche die Form des Himmels und das Bild des Herrn ist. (EKO 985)

Der Unterschied der Geschlechter ist in der Seele

Weil der Mensch nach dem Tode als Mensch fortlebt und männlich oder weiblich ist, lebt der Mann nach dem Tode als Mann und die Frau als Frau fort, beide als geistige Menschen. Denn Männliches und Weibliches ist derart verschieden, dass keins ins andere verändert werden kann. Da man aber noch nicht weiß, worin im Wesentlichen das Männliche und das Weibliche besteht, soll es hier kurz erklärt werden. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass das Innerste im Männlichen die Liebe ist, die Weisheit bildet die Hülle; anders ausgedrückt, dass es die mit der Weisheit umhüllte Liebe ist. Das Innerste der Frau ist aber jene Weisheit des Männlichen und die Hülle die daraus stammende Liebe. Diese Liebe aber ist die weibliche Liebe und wird der Gattin durch die Weisheit des Gatten vermittelt. Die frühere Liebe aber ist die männliche Liebe, die Liebe weise zu sein; sie wird dem Gatten vom Herrn übertragen gemäß seiner Aufnahme der Weisheit. Daher ist der Mann die Weisheit der Liebe und die Frau die Liebe dieser Weisheit. Von der Schöpfung her ist deshalb beiden die Liebe zur Vereinigung eingepflanzt. Doch darüber soll später mehr gesagt werden. Folgendes im Buch der Schöpfung bestätigt, dass das Weibliche aus dem Männlichen bzw. die Frau aus dem Manne genommen wurde: Jehova Gott nahm eine von den Rippen des Mannes und schloss die Stelle zu mit Fleisch und baute die Rippe, die Er vom Menschen genommen, zu einem Weibe, und Er führte sie zum Menschen und der Mensch sprach: Diese ist Gebein von meinen Gebeinen und Fleisch von meinem Fleisch. Daher soll sie Ischah, Männin, heißen weil sie vom Manne genommen ist: 1.Mose 2/21-23. An anderer Stelle soll erklärt werden, was Rippe und Fleisch bedeuten.

Auf dieser ursprünglichen Gestaltung beruht, dass der Mann geboren wird mit vorherrschendem Verstand, die Frau mit vorherrschendem Willen oder — was auf dasselbe hinausläuft — dass der Mann mit der Neigung zum Wissen, zur Einsicht und Weisheit, die Frau aber mit der Liebe, sich jener Neigung im Manne zu verbinden, geboren wird. Und da das Innere sich auch das Äußere ähnlich gestaltet, die männliche Form aber die Form des Verstandes und die weibliche die Form der Liebe zu diesem ist, kommt es, dass der Mann eine andere Gestalt, eine andere Stimme und einen anderen Körper hat als die Frau. Sein Gesichtsausdruck ist härter, er hat einen rauheren Ton und einen stärkeren Körper, ein bärtiges Kinn, und ganz allgemein eine weniger schöne Form als die Frau, wie sie sich denn auch in Bewegung und Gesittung unterscheiden. Mein einem Wort: Nichts bei ihnen ist gleich, dennoch aber eignet sich alles bis ins einzelne zur Verbindung. Beim Manne findet sich das Männliche in allen, selbst den kleinsten Teilen des Körpers, in jeder Vorstellung seines Denkens, wie auch in jeder Regung seines Gefühls. Ebenso ist in der Frau alles weiblich. Das eine kann nicht ins andere verwandelt werden; so ergibt sich, dass der Mann nach dem Tode Mann bleibt und die Frau Frau. (EL 32,33)

Die Geschlechtsliebe, und bei denjenigen, die in den Himmel kommen, die eheliche Liebe, bleibt nach dem Tode

Die Geschlechtsliebe bleibt dem Menschen nach dem Tode erhalten, weil auch dann der Mann ein Mann und die Frau eine Frau ist. Das Männliche im Manne ist aber insgesamt wie in allen Teilen männlich, ebenso wie das Weibliche in der Frau weiblich, und dient zur Verbindung im einzelnen wie im Allereinzelnsten. Da ihnen dieses Verbindende schon von der Schöpfung her eingepflanzt, also etwas Bleibendes ist, folgt daraus, dass eins nach Verbindung mit dem anderen verlangt und strebt.

Die Liebe ist an sich betrachtet nichts als der Wunsch und darum das Streben nach Verbindung. Die eheliche Liebe aber ist das Streben zur Verbindung in eine Einheit, sind doch Mann und Frau so geschaffen, dass aus zwei Menschen gleichsam ein Mensch, ein Fleisch, werden kann. Werden sie wirklich eins, so sind sie zusammen ein Mensch in seiner Ganzheit. Ohne diese Verbindung aber sind sie zwei, jedes von ihnen wie ein geteilter oder halber Mensch. Da nun, wie gesagt, dieses Verbindende in allem, was Mann und Frau ausmacht, inwendig verborgen liegt und in alledem die Fähigkeit und das Verlangen nach der Verbindung zur Einheit enthalten ist, darum bleibt die gegenseitige und wechselseitige Geschlechtsliebe nach dem Tod bei den Menschen erhalten.

Es wurden "Geschlechtsliebe" und "eheliche Liebe" genannt, weil die Geschlechtsliebe etwas anderes ist als die eheliche Liebe. Erstere findet sich beim natürlichen Menschen, letztere beim geistigen. Der natürliche Mensch liebt und begehrt nur äußerliche Verbindungen mit ihren körperlichen Freuden; der geistige Mensch hingegen liebt und begehrt eine innere Verbindung mit ihren geistigen Wonnen, und er weiß, dass die nur mit einer einzigen Gattin möglich sind, mit der er fortwährend mehr und mehr vereinigt werden kann. Und je mehr dies geschieht, desto mehr empfindet er auch, wie seine Wonnen sich im selben Grade steigern — und zwar in Ewigkeit fort. Der natürliche Mensch denkt daran nicht. Deshalb wurde gesagt, dass die eheliche Liebe nach dem Tode bei denen erhalten bleibt, die in den Himmel kommen, die also schon auf Erden geistig werden. (EL 37,38)

Die Geschlechtsliebe ist die Liebe zu mehreren und mit mehreren vom Geschlecht, die eheliche Liebe hingegen ist die Liebe bloß zu einer und mit einer vom Geschlecht. Die Liebe zu mehreren und mit mehreren ist eine bloß natürliche Liebe, die der Mensch mit Tieren und Vögeln gemein hat. Die eheliche Liebe hingegen ist eine geistige Liebe und nur dem Menschen eigentümlich. Denn der Mensch ist dazu geschaffen und wird dazu geboren, um geistig zu werden. Soweit er das wird, legt er die Geschlechtsliebe ab und nimmt die eheliche Liebe an. Zu Beginn der Ehe scheint die Geschlechtsliebe mit der ehelichen Liebe gleichsam verbunden, doch später, wenn sich die Ehe weiterentwickelt werden sie getrennt. Dann wird bei den geistigen Paaren die Geschlechtsliebe ausgetrieben und die eheliche Liebe tritt an ihre Stelle. Bei den natürlichen Paaren aber geschieht das Gegenteil.

Aus alledem ist deutlich, dass die Geschlechtsliebe, weil sie mit mehreren ausgeübt wird, an sich natürlicher, ja tierischer Art, unrein und unkeusch ist, und da schweifend und unbegrenzt, auch hurerisch. Mit der ehelichen Liebe verhält es sich völlig anders. (EL 48)

Ehen im Himmel

Weil der Himmel aus dem menschlichen Geschlecht stammt und daher die Engel beiderlei Geschlechts sind, und weil von der Schöpfung her das Weib für den Mann und der Mann für das Weib bestimmt ist, also einer dem anderen angehören soll, und weil schließlich beiden diese Liebe eingeboren ist, so folgt, dass es Ehen in den Himmeln ebenso wie auf Erden gibt. Aber die himmlischen Ehen unterscheiden sich sehr von den irdischen.

Die Ehe in den Himmeln besteht in der Verbindung zweier zu einem Gemüt. Wie diese Verbindung zustandekommt, soll nun zuerst gez eigt werden. Das Gemüt besteht aus zwei Bereichen, von denen der eine als Verstand, der andere als Wille bezeichnet wird. Wirken diese beiden als eines zusammen, werden sie als ein Gemüt bezeichnet. Im Himmel vertritt der Ehemann den Bereich des Gemüts, der als Verstand, die Gattin den Bereich, der als Wille bezeichnet wird. Wenn nun diese Verbindung aus dem Gebiet des Inneren in das des Körpers herabdringt, so wird sie als Liebe wahrgenommen und empfunden. Diese Liebe ist die eheliche Liebe. Damit ist offenkundig, dass der Ursprung der ehelichen Liebe auf der Verbindung zweier Gemüter zu einem Gemüt beruht. Im Himmel nennt man das ein Zusammenwohnen und spricht davon, dass die Betreffenden nicht zwei sondern eins seien. Daher werden im Himmel zwei Ehegatten nicht zwei, sondern ein Engel genannt.

Diese Verbindung zwischen dem Ehemann und der Gattin auch im Innersten, das heißt im Gemüt, beruht auf der Schöpfung selbst. Der Mann wird nämlich geboren, um verständig zu sein, also vom Verstand her, die Frau aber, um wohlwollend zu sein und so aus dem Willen zu denken. Dies ist sowohl aus ihrer Neigung oder angeborenen Art wie aus der Gestalt eines jeden ersichtlich: Aus der angeborenen Art deshalb, weil der Mann aus Vernunft handelt, die Frau aber aus Neigung (Gefühl); an der Gestalt, insofern der Mann ein strengeres und weniger schönes Gesicht, eine rauhere Sprache und einen derberen Körper hat, die Frau dagegen ein zarteres und schöneres Antlitz, eine sanftere Sprache und einen weicheren Körper. Ein ähnlicher Unterschied besteht zwischen dem Verstand und dem Willen oder zwischen dem Denken und der Neigung (Gefühl), desgleichen auch zwischen dem Wahren und Guten sowie zwischen dem Glauben und der Liebe; denn das Wahre und der Glaube sind dem Verstand, das Gute und die Liebe dem Willen zugehörig.

Ein jeder, Mann wie Frau, erfreut sich des Verstandes und des Willens, beim Manne jedoch dominiert der Verstand und bei der Frau der Wille, und danach richtet sich ihr Menschsein. Bei den Ehen im Himmel gibt es jedoch keinerlei Vorherrschaft, denn der Wille der Frau ist zugleich der des Mannes, und der Verstand des Mannes zugleich der des Weibes, weil ja ein jedes gern so will und denkt wie das andere, und so wollen und denken sie in Gegen- und Wechselseitigkeit. Darauf beruht ihre Verbindung zu einem Wesen. Diese Verbindung ist ein wirkliches Verbundensein, dringt doch der Wille des Weibes in den Verstand des Mannes ein, der Verstand des Mannes aber in den Willen des Weibes, und dies vor allem, wenn sie einander ins Antlitz schauen. Wie oben schon des öfteren gesagt wurde, besteht nämlich in den Himmeln eine Kommunikation der Gedanken und Neigungen, und sie ist intensiver bei Ehegatten, die einander lieben. Hieraus ist ersichtlich, welcher Art jene Verbindung der Gemüter ist, auf der die Ehe beruht und aus der die eheliche Liebe in den Himmeln entspringt, nämlich dass ein jeder will, dass das seinige dem anderen gehöre, und umgekehrt.

Von Engeln wurde mir gesagt, dass zwei Ehegatten im selben Maße, wie sie sich einer solchen Verbindung erfreuen, eheliche Liebe und zugleich Einsicht, Weisheit und Glückseligkeit genießen. Das ist deshalb so, weil das göttliche Wahre und das göttliche Gute, aus denen alle Einsicht, Weisheit und Glückseligkeit stammt, zuerst in die eheliche Liebe einfließen. Die eheliche Liebe ist mithin die eigentliche Grundlage des göttlichen Einflusses, weil sie zugleich eine Ehe des Wahren und Guten ist. (HH 366-370)

Ich durfte sehen, auf welche Weise die Ehen im Himmel geschlossen werden. Überall im Himmel werden die einander Ähnlichen zusammengesellt, die Verschiedenen aber voneinander getrennt; deshalb besteht jede Gemeinschaft des Himmels aus einander Ähnlichen. Nicht sie selbst, der Herr führt sie zusammen, und ebenso die Gatten, deren Gemüter zu einem verbunden werden können. Sie lieben einander daher schon beim ersten Anblick aufs innigste, betrachten sich als Gatten und wollen eine Ehe eingehen. So ist denn der Herr allein der Stifter aller Ehen des Himmels. Sie feiern auch ein Hochzeitsfest, an dem sich viele beteiligen. Die Art der Festlichkeit ist in den Gemeinschaften verschieden (HH 383)

Der Ausspruch des Herrn über die Ehe in der anderen Welt

Man liest folgendes bei den Evangelisten: "Einige Sadduzäer, welche die Auferstehung leugneten, fragten Jesus und sprachen: Meister, Moses hat geschrieben, wenn ein Bruder, der ein Weib hatte, ohne Nachkommen gestorben ist, so soll sein Bruder das Weib nehmen, um seinem Bruder Samen zu erwecken. Nun waren sieben Brüder, die einer nach dem anderen dasselbe Weib nahmen; sie alle aber starben ohne Kinder, zuletzt starb auch das Weib. Wessen wird sie nun bei der Auferstehung sein?' Jesus aber antwortete ihnen und sprach: ,Die Kinder dieser Welt freien und lassen sich freien; welche aber gewürdigt erachtet werden, die andere Welt zu erlangen und die Auferstehung von den Toten, die werden weder freien noch sich freien lassen; denn sie können hinfort auch nicht mehr sterben und sind den Engeln gleich und Gottes Söhne, da sie Söhne der Auferstehung sind. Dass aber die Toten auferstehen, hat auch Moses angedeutet bei dem Dornbusch, da er den Herrn nennt den Gott Abrahams und den Gott Isaaks und den Gott Jakobs. Nun ist aber Gott nicht ein Gott von Toten, sondern von Lebendigen, denn Ihm leben sie alle": Luk.20/27-38; Matth. 22/22-31; Mark.12/18-27.

Zweierlei hat der Herr durch diese Worte gelehrt: erstens, dass der Mensch nach dem Tod aufersteht, und zweitens, dass er sich im Himmel nicht verheiratet. Durch die Worte "Gott ist nicht ein Gott von Toten, sondern von Lebendigen", und "Abraham, Isaak und Jakob leben", zu denen noch das Gleichnis vom reichen Mann in der Hölle und von Lazarus im Himmel kommt (Luk.16/22-31), dass der Mensch nach dem Tode aufersteht, und durch die Worte "welche als würdig erachtet werden, die andere Welt zu erlangen, werden weder freien, noch sich freien lassen", dass man sich im Himmel nicht verheiratet. Aus den gleich anschließenden Worten: "sie können ja auch nicht mehr sterben, denn sie sind den Engeln gleich und Söhne Gottes, weil Söhne der Auferstehung" ergibt sich klar, dass hier keine anderen als geistige Hochzeiten zu verstehen sind. Als geistige Hochzeit wird die Verbindung mit dem Herrn bezeichnet, und diese geschieht auf Erden, und wenn sie hier geschehen ist, so ist sie auch im Himmel geschehen. Deshalb wird im Himmel weder gefreit noch lässt man sich freien. Dies bedeuten auch die Worte: "Die Söhne dieser Welt freien und lassen sich freien; welche aber würdig erachtet werden, die andere Welt zu erlangen, freien nicht und lassen sich auch nicht freien".

Diese werden Matth.9/15 und Mark.2/19 vom Herrn auch als "Söhne der Hochzeit" [wörtlich: Söhne des Brautgemachs] bezeichnet, hier aber als "den Engeln gleich, als Söhne Gottes und Söhne der Auferstehung".

Die folgenden Stellen machen deutlich, dass "Hochzeit machen" soviel heißt wie mit dem Herrn verbunden werden, "zur Hochzeit eingehen" aber soviel wie vom Herrn in den Himmel aufgenommen werden. Das zeigen folgende Stellen:

Matth.11/1-14: "Das Himmelreich ist gleich einem König, der seinem Sohn die Hochzeitsfeier rüstete. Und er sandte seine Knechte aus und lud zur Hochzeit".

Matth.25/1f: "Das Himmelreich ist gleich zehn Jungfrauen, welche ausgingen, dem Bräutigam zu begegnen, und fünf von ihnen, die bereit waren, gingen zur Hochzeit ein": Dass der Herr Sich selbst unter dem Bräutigam verstand, zeigt deutlich Vers 13, wo es heißt: "Wachet, denn ihr wißt weder Zeit noch Stunde, wann des Menschen Sohn kommen wird".

Offenb.19/7,9: "Gekommen ist die Zeit der Hochzeit des Lammes, und sein Weib hat sich bereitet. Selig, die zum Hochzeitsmahl des Lammes berufen sind". (EL 41)

Es gibt in den Himmeln sehr wohl Hochzeiten, aber nur zwischen denen, die in der Ehe des Guten und Wahren sind. Andere sind keine Engel. An der zitierten Stelle hat man daher geistige Hochzeiten, Eheschließungen des Guten und Wahren, zu verstehen. Diese aber finden auf Erden statt und nicht nach dem Tode, also auch nicht in den Himmeln. Darum heißt es denn auch von den fünf törichten Jungfrauen, die zusammen mit den klugen zur Hochzeit geladen waren, dass sie nicht eingehen konnten, weil sie nicht in der Ehe des Guten und Wahren standen. Sie hatten nämlich kein Öl, sondern nur Lampen. Unter dem Öl ist das Gute und unter den Lampen das Wahre zu verstehen; aber vermählt werden heißt in den Himmel eingehen, wo jene Ehe ist. (EL 44)

Kinderzeugung findet im Himmel nicht statt

Die irdischen Ehen unterscheiden sich von den himmlischen darin, dass sie nicht zuletzt der Zeugung der Nachkommenschaft dienen, was bei den Ehen in den Himmeln nicht der Fall ist In den Himmeln tritt die Fortpflanzung des Guten und Wahren an die Stelle der Zeugung von Nachkommenschaft, weil dort, wie oben gezeigt wurde, die Ehe eine Ehe des Guten und Wahren ist, in der das Gute und Wahre und deren Verbindung über alles geliebt wird. Diese werden daher durch die Ehen in den Himmeln fortgepflanzt. Aus diesem Grund bezeichnen auch die im Wort erwähnten Geburten und Zeugungen geistige Geburten und Zeugungen, also solche des Guten und Wahren. Mutter und Vater aber stellen das mit dem Guten verbundene Wahre — das Zeugende —, die Söhne und Töchter aber jene Wahrheiten und Arten des Guten dar, welche daraus hervorgehen, die Schwiegersöhne und -töchter wiederum deren Verbindungen, usw. Damit ist klar, dass die Ehen in den Himmeln denen auf Erden nicht gleichen. In den Himmeln sind sie geistiger Natur und haben nichts mit dem Heiraten zu tun, da sie Verbindungen der Seelen aufgrund der Ehe des Guten und Wahren darstellen. Auf Erden aber werden sie Heiraten genannt, weil sie nicht nur den Geist, sondern auch den Körper betreffen. Und weil die Ehen in den Himmeln keine Heiraten sind, so heißen dort die beiden Ehegatten auch nicht Mann und Frau, sondern jedes von ihnen wird mit einem Wort bezeichnet, das aufgrund der engelhaften Vorstellung von der Verbindung zweier Gemüter in eins zu der Rolle passt, die es bei der gegenseitigen Verbindung spielt. Von hier aus lässt sich auch erkennen, wie die Worte des Herrn über das Heiraten der Auferstandenen (Luk.20/35f) zu deuten sind. (HH 382)

Bei den Bewohnern der geistigen Welt fehlt das Dritte, nämlich das Natürliche, welches [in der natürlichen Welt] das Gefäß des Geistigen bildet und Geistiges ohne ein solches Gefäß nicht besteht, wie das bei allem der Fall ist, was in der natürlichen Welt gezeugt wurde. Deshalb gibt es bei den himmlischen Ehen keine Kinderzeugung, sondern statt dessen eine geistige Zeugung, d.h. eine Zeugung der Liebe und Weisheit. Auch bezieht sich Geistiges, an sich betrachtet, auf Liebe und Weisheit, und darum werden diese aus himmlischen Ehen geboren. Es wird gesagt, dass sie 'geboren werden', weil nämlich die eheliche Liebe die Engel vervollkommnet, vereinigt sie doch den Gatten mit seiner Gattin, wodurch beide mehr und mehr Mensch werden. Oben wurde bemerkt, dass zwei Ehegatten im Himmel nicht zwei, sondern ein Engel sind. Ihre eheliche Vereinigung erfüllt sie daher mit dem Menschlichen, das in dem Verlangen besteht, weise zu sein und das zu lieben, was zur Weisheit gehört. (EL 52)

Die Verbindung der Liebestätigkeit und des Glaubens ist wie die Ehe zwischen Mann und Weib; aus dem Mann als Vater und aus dem Weib als Mutter entstehen alle natürlichen Sprösslinge; ebenso werden aus der Liebestätigkeit als Vater und aus dem Glauben als Mutter alle geistigen Sprösslinge erzeugt, welche die Erkenntnisse des Guten und Wahren sind. (WCR 377)

Eine Hochzeit im Himmel

Gegen Abend erschien dann ein Läufer, in Leinwand gekleidet, bei den zehn Fremdlingen unter der Führung des Engels und lud sie zu einer Hochzeit ein, die am folgenden Tag gefeiert werden sollte. Sie waren hocherfreut, auch eine himmlische Hochzeit erleben zu dürfen. Anschließend wurden sie zu einem der Geheimräte geführt, um mit ihm zu speisen. Nach der Abendmahlzeit kehrten sie zurück, verabschiedeten sich voneinander und schliefen in ihren Gemächern bis zum Morgen. Beim Erwachen hörten sie den Gesang der Jungfrauen und Mädchen aus den Häusern um den erwähnten öffentlichen Platz. Der Gesang handelte vom Gefühl der ehelichen Liebe. Von seiner Lieblichkeit tief ergriffen und erregt, empfanden sie das selige Entzücken, das den Wonnen dieses Gefühls innewohnt, sie vermehrt und erneuert. Als die Zeit gekommen war, sprach der Engel: "Macht euch fertig und legt die Gewänder des Himmels an, die euch unser Fürst gesandt hat". Als sie es taten, siehe, da erglänzten die Kleider wie von flammendem Licht. Der Engel, nach dem Grund befragt, antwortete: "Weil ihr im Begriff steht, zu einer Hochzeit zu gehen. Bei uns erglänzen dann immer die Kleider und werden hochzeitlich".

Nun führte sie der Engel zum Hochzeitshaus, der Pförtner öffnete ihnen die Türe, und gleich an der Schwelle empfing und begrüßte sie ein Engel im Auftrag des Bräutigams. Sie wurden hineingeführt und zu ihren Plätzen geleitet. Bald darauf bat man sie ins Vorzimmer des Brautgemachs. Dort erblickten sie in der Mitte einen Tisch, auf dem ein prächtiger Armleuchter mit sieben goldenen Kerzenhaltern stand. An den Wänden hingen silberne Leuchter, die angezündet, die Atmosphäre gleichsam vergoldeten. An beiden Seiten des Armleuchters sahen sie zwei Tische, belegt mit drei Reihen von Broten, und in den Ecken vier weitere Tische mit kristallenen Bechern. Während sie dies alles noch betrachteten, siehe, da öffnete sich die Tür neben dem Brautgemach, und sechs Jungfrauen traten heraus, hinter ihnen Bräutigam und Braut, die sich bei den Händen hielten. Sie begaben sich zu einem Thronsessel, dem Armleuchter gegenüber, und ließen sich darauf nieder, der Bräutigam zur Linken und die Braut zu seiner Rechten. Die sechs Jungfrauen stellten sich seitlich des Thronsessels neben der Braut auf. Der Bräutigam trug einen Mantel von leuchtendem Purpur und ein Untergewand von glänzendem Byssus mit einem kurzen Leibrock, auf dem sich ein goldenes, ringsum mit Diamanten besetztes Brustschild (ephodus) zeigte. Auf dem Brustschild war, als Hochzeits-Auszeichnung dieser himmlischen Gemeinschaft, ein junger Adler eingegraben. Der Bräutigam trug einen Kopfbund, die Braut einen Scharlachmantel, darunter ein besticktes Kleid, das vom Hals bis zu den Füßen reichte, unter der Brust einen goldenen Gürtel und auf dem Haupt eine goldene Krone, mit Rubinen besetzt. Als sie saßen, wandte sich der Bräutigam zu seiner Braut und steckte ihr einen goldenen Ring an den Finger. Dann nahm er Armspangen und ein Halsgeschmeide, beide aus Perlen, befestigte die Armspangen oberhalb ihrer Handgelenke und legte das Geschmeide um ihren Hals, wobei er sagte: "Nimm hin diese Pfänder!" Dann küsste er sie und sagte: "Nun bist du mein!" und nannte sie seine Gattin. Die Gäste aber riefen, zuerst jeder einzeln und dann alle zusammen: "Segen über euch!" Auch ein Vertreter des Fürsten rief es ihnen an seiner Stelle zu. In diesem Augenblick füllte sich der Hochzeitssaal mit einem aromatischen Duft — ein Zeichen himmlischen Segens. Danach nahmen die Diener die Brote von den beiden Tischen neben dem Armleuchter und die jetzt mit Wein gefüllten Becher von den Tischen in den Ecken und reichten sie den Geladenen, die nun aßen und tranken. Dann erhoben sich Gatte und Gattin, und die sechs Jungfrauen, die ihre silbernen Lampen angezündet hatten, folgten ihnen bis zur Schwelle. Die Gatten aber betraten das Hochzeitsgemach, dessen Türe verschlossen ward. (EL 19,20)

Ein Ehepaar im Himmel

Eines Morgens blickte ich zum Himmel auf, da sah ich über mir eine Himmelswölbung über der anderen. Und ich bemerkte, wie sich die erste, die am nächsten lag, auftat, bald danach auch die zweite, die schon höher lag, und schließlich auch die dritte und höchste. Von daher kam mir eine Erleuchtung, und ich nahm wahr, dass über der ersten Himmelswölbung die Engel waren, aus denen der erste oder unterste Himmel besteht, über der zweiten die, aus denen der zweite oder mittlere Himmel und über der dritten die Engel, aus denen der dritte oder höchste Himmel besteht. Zuerst wunderte ich mich, was das bedeuten sollte. Bald aber ließ sich aus dem Himmel eine Stimme vernehmen, die wie eine Trompete schallte, und rief: "Wir haben gehört und sehen jetzt, dass du über die eheliche Liebe nachdenkst. Es ist uns bekannt, dass bisher niemand auf Erden weiß, was die wahrhaft eheliche Liebe ihrem Ursprung und Wesen nach ist Und doch ist es wichtig, dass man das weiß. Daher hat es dem Herrn gefallen, dir die Himmel aufzutun, damit ihr Licht dich erleuchte, ins Innere deines Gemüts einfließe und dir ein Innewerden verleihe. Bei uns in den Himmeln, besonders im dritten, gehen unsere himmlischen Freuden vor allem aus der ehelichen Liebe hervor. Wir erhielten die Erlaubnis, ein Ehepaar zu dir herabzusenden, damit du es sehen kannst".

Und siehe, nun erschien ein Wagen, der aus dem dritten oder höchsten Himmel herabfuhr und in dem ein Engel zu sehen war. Im Näherkommen aber erkannte man, dass es zwei waren. Der Wagen glänzte von ferne vor meinen Augen wie ein Diamant, ihm waren schneeweiße junge Pferde vorgespannt. Die Insassen hielten in den Händen zwei Turteltauben und riefen mir zu: "Willst du, dass wir näher kommen? Aber nimm dich in acht, dass nicht der flammende Glanz aus unserem Himmel, von dem wir herabgekommen sind, tiefer in dich eindringt. Sein Einfluss wird zwar die höheren Vorstellungen deines Verstandes, die an sich himmlisch sind, erleuchten, doch in deiner Welt sind sie unaussprechlich. Nimm deshalb, was du nun hören wirst, in vernünftiger Weise auf und lege es in einer für den menschlichen Verstand fasslichen Weise dar". Darauf antwortete ich: "Ich will mich vorsehen, kommt nur näher!" Das taten sie nun, und siehe, es handelte sich um einen Ehemann und seine Gattin. Sie sprachen: "Wir sind Gatten und haben vom ersten irdischen Weltalter an, das ihr als das goldene bezeichnet, selig im Himmel gelebt. Dabei waren wir stets in demselben blühenden Alter, in dem du uns heute erblickst". Ich betrachtete die beiden, da ich wahrnahm, dass sie die eheliche Liebe darstellten in ihrem Leben und ihrem Schmuck — in ihrem Leben durch ihr Antlitz, in ihrem Schmuck durch ihre Kleider. Denn alle Engel sind Gefühle der Liebe in menschlicher Gestalt. Ihr herrschendes Gefühl leuchtet aus ihrem Antlitz hervor, und entsprechend diesem Gefühl empfangen sie ihre Kleider. Im Himmel sagt man deshalb: "Einen jeden kleidet sein Gefühl".

Der Mann erschien in einem Lebensalter, das die Mitte zwischen Jugend und Mannesalter hielt. Seine Augen schimmerten im Lichtglanz der Weisheit seiner Liebe; von diesem Licht strahlte sein Antlitz wie aus dem Innersten heraus, und durch diese Ausstrahlung schien die Oberfläche seiner Gesichtshaut zu glänzen. Sein ganzes Antlitz war so eine einzige schimmernde Schönheit. Angetan war er mit einem Talar, darunter mit einem Gewand von Hyazinthfarbe, umschlossen von einem goldenen Gürtel, besetzt mit drei Edelsteinen — einem Karfunkel in der Mitte, auf dessen Seiten man zwei Saphire erblickte. Die Hosen schimmerten wie glänzende Leinwand mit eingewobenen Silberfäden. Die Schuhe bestanden ganz aus Seide. Dies war die Form der ehelichen Liebe beim Manne.

Bei der Frau bemerkte ich folgendes: Ihr Antlitz erschien mir, erschien mir aber auch wieder nicht. Es erschien mir wie die Schönheit selbst, erschien mir aber auch wieder nicht, weil diese unaussprechlich ist. Auf ihrem Antlitz lag nämlich ein flammender Lichtglanz, wie er bei den Engeln des dritten Himmels herrscht und blendete mich so, dass ich nur staunen konnte. Als sie das sah, sprach sie mich mit den Worten an: "Was siehst du?" Ich antwortete: "Ich sehe nichts als die eheliche Liebe in ihrer Gestalt, doch ich sehe sie und sehe sie auch wieder nicht". Hierauf wandte sie sich seitwärts von ihrem Manne ab, und nun konnte ich sie genauer betrachten. Ihre Augen erstrahlten vom Licht ihres Himmels, das, wie gesagt, flammend ist, mithin aus der Liebe zur Weisheit stammt. Die Frauen in jenem Himmel lieben nämlich ihre Männer aus bzw. in deren Weisheit, während die Männer ihre Gattinnen aus bzw. in der Liebe zu ihnen, den Männern, lieben, und so werden sie vereinigt. Daher war auch ihre Schönheit von einer Art, dass sie von keinem Maler nachgeahmt und zur Darstellung gebracht werden kann, hat er doch keine derart strahlenden Farben; kurz, solche Schönheit lässt sich durch keine Kunst zum Ausdruck bringen. Die Haare der Frau waren wunderschön geordnet und mit eingeflochtenen Blumen-Diademen versehen und standen so in Entsprechung zu ihrer Schönheit. Sie trug ein Halsband aus Karfunkeln, eine Rosette aus Chrysolith hing daran, ihre Armbänder bestanden aus Perlen. Sie war mit einer scharlachroten Toga bekleidet, unter der sie ein purpurnes Brustgewand trug, vorn von Rubinen zusammengehalten. Worüber ich mich besonders wunderte, war jedoch, dass die Farben wechselten: Je nachdem wie sie auf ihren Gatten blickte, schimmerten sie bald mehr, bald minder. Wenn sie sich anblickten mehr, wenn sie zur Seite blickten weniger.

Nachdem ich das gesehen hatte, sprachen sie wieder mit mir. Sprach der Mann, so sprach er zugleich wie aus seiner Frau, sprach die Frau, so sprach sie zugleich wie aus ihrem Mann. Derart war die Vereinigung ihrer Gemüter, denen die Rede entspringt. Da vernahm ich denn auch den Ton der ehelichen Liebe und stellte fest, dass er innerlich ein gleichzeitiger ist und unschuldiger Freude entspringt. Schließlich erklärten sie: "Wir werden abberufen, wir wollen gehen". Nun erschienen sie mir wie zuvor wieder in ihrem Wagen, mit dem sie auf einer gebahnten Straße zwischen Blumengefilden dahinfuhren, auf deren Beeten Ölbäume und Orangenbäume voller Früchte standen. Als sie in der Nähe ihres Himmels angelangt waren, kamen ihnen Jungfrauen entgegen, um sie zu empfangen und hineinzuführen. (EL 42)

Der Zustand der Ehegatten nach dem Tode

Es sind zwei Zustände, in die der Mensch nach dem Tode gelangt, der äußere und der innere. Zuerst gelangt er in den äußeren, hernach in den inneren. Während er noch im äußeren Zustand ist, kommt der Gatte, falls beide gestorben sind, wieder mit seiner Gattin zusammen. Sie erkennen sich, und wenn sie auf Erden zusammengelebt haben, vereinigen sie sich wieder und leben eine Zeitlang miteinander. Solange sie in diesem Zustand sind, kennt keins von beiden die wahre Neigung des anderen zu ihm, weil sie sich im Inneren verbirgt. Gelangen sie dann später in ihren inneren Zustand, wird diese Neigung offenbar. Ist die eigene mit der des anderen in Übereinstimmung und Sympathie, setzen sie ihre Ehe fort, wenn nicht, lösen sie sie auf.

Hatte ein Mann mehrere Frauen, verbindet er sich der Reihe nach mit ihnen, solange er noch in seinem äußeren Zustand ist; tritt er aber in den inneren Zustand ein, in dem er die Neigungen der Liebe in ihrer wahren Art erkennt, nimmt er entweder eine von ihnen an oder verlässt sie alle. Denn in der geistigen Welt ist es einem Christen wie auf Erden nicht erlaubt, mehrere Frauen zu haben, weil dies die Religion verletzt und entweiht. Dasselbe gilt von den Frauen, die mehrere Männer hatten. Doch sie vereinigen sich nicht mit den Männern, sondern stellen sich ihnen nur dar, die Männer aber verbinden sie mit sich. Man wisse aber, dass die Männer ihre Frauen nur selten erkennen, während die Frauen ihre Männer sehr wohl erkennen, weil nämlich die Frauen die Liebe in innerlicher Weise wahrnehmen, die Männer aber nur in äußerlicher.

Können sie zusammen leben, bleiben sie Ehegatten; ist das nicht der Fall, trennen sie sich — zuweilen der Mann von der Frau, zuweilen die Frau vom Manne, zuweilen beide im gegenseitigen Einverständnis. Scheidungen nach dem Tode kommen vor, weil die Verbindungen auf Erden selten aus einer inneren Empfindung der Liebe geschlossen werden, sondern oft nur aus einer äußeren, welche die innere verbirgt. Die äußere Empfindung der Liebe hat ihre Ursache und ihren Ursprung in der Liebe zur Welt und zum Körper. Zur Weltliebe gehören vor allem Reichtum und Besitz, die Liebe zum Körper strebt nach Würden und Ehrenstellen. Dazu kommen noch viele verlockende Reize, wie Schönheit und simulierte Wohlanständigkeit, zuweilen auch Unkeuschheit. Zudem werden die Ehen [wie im 18. Jh. üblich, d.Ü.] innerhalb des Landes, der Stadt, des ländlichen Geburts- oder Wohnorts geschlossen, wo nur eine geringe und auf den Bekanntenkreis beschränkte Auswahl möglich ist, und auch hier nur unter denen, die ihrem Stand entsprechen. Daher sind die auf Erden geschlossenen Ehen meistens äußerlich und nicht zugleich innerlich. Dabei macht doch die innere Verbindung der Seelen die eigentliche Ehe aus. Diese Verbindung aber ist erst wahrnehmbar, wenn der Mensch das Äußere ablegt und das Innere anlegt, und das geschieht nach dem Tode. Deshalb gibt es dann Ehescheidungen und nachher neue Verbindungen zwischen einander Ähnlichen und Gleichgesinnten, sofern diese nicht schon auf Erden vorgesehen wurden. Das geschieht bei Menschen, die schon von Jugend an einen schicklichen und liebevollen Umgang mit einem einzigen Partner geliebt, ersehnt und vom Herrn erfleht, alle ausschweifenden Lüste aber verachtet und verabscheut hatten. (EL 48,49)

Die wahre Ehe hat ihr Absehen auf das Ewige

Eheleute, die in wahrer ehelicher Liebe sind, haben das Ewige in der Ehe vor Augen, nicht so die anderen. Wer in wahrer ehelicher Liebe lebt, schaut aufs Ewige, weil in dieser Liebe Ewigkeit liegt. Diese Liebe wächst nämlich bei der Ehefrau ebenso in Ewigkeit, wie beim Ehemann die Weisheit, und im Wachsen und Fortschreiten dringen die Ehegatten schließlich ins Innerste ein und gelangen immer mehr zu den himmlischen Seligkeiten, die in ihrer Weisheit und in der Liebe zur Weisheit bereits in verborgener Weise vorhanden sind. Würde die Vorstellung des Ewigen ihren Gemütern entrissen oder ihnen durch irgendeinen Umstand verlorengehen, es wäre, als fielen sie vom Himmel auf die Erde. Geschähe dies, und ihre Gemüter würden von der Idee der Zeitlichkeit durchdrungen, befänden sie sich in einem Zustand, der mir durch folgende Erfahrung klar vor Augen trat:

Einst waren, nach entsprechender Erlaubnis, zwei Ehegatten aus dem Himmel bei mir. Ihnen wurde von einem listigen Nichtsnutz die Idee von der Ewigkeit der Ehe ausgeredet. Sie fingen daraufhin laut zu klagen an und erklärten, sie könnten nach diesem Verlust nicht länger leben und fühlten einen Jammer, wie nie zuvor. Als Mitengel im Himmel das wahrnahmen, wurde der Nichtsnutz entfernt und hinabgeworfen — und im selben Augenblick kehrte die Vorstellung von der Ewigkeit ihrer Ehe zurück. Darüber freuten sich die Betreffenden von Herzensgrund und umarmten einander aufs zärtlichste. Ferner hörte ich von zwei Ehegatten, die mit ihrer Ehe mal die Vorstellung von deren Ewigkeit, mal von ihrer Zeitlichkeit verbanden. Das kam daher, weil sie einander im Inneren unähnlich waren. Lebten sie in der Vorstellung von der Ewigkeit ihrer Ehe, so freuten sie sich gemeinsam, sobald sie aber der Vorstellung von ihrer Zeitlichkeit Raum gaben, sprachen sie davon, dass ihre Ehe keine Ehe mehr sei. Die Frau sagte: Ich bin keine Gattin mehr, sondern nur noch eine Konkubine, und der Mann: Ich bin kein Ehemann mehr, sondern ein Ehebrecher. Darum verließen sie einander, als ihnen ihre innere Verschiedenartigkeit offenbar wurde. Später aber, als sich bei beiden die Idee von der Ewigkeit der Ehe wieder belebt hatte, wurden sie mit zu ihnen passenden Partnern verbunden.

Daraus ist klar ersichtlich, dass in wahrer ehelicher Liebe miteinander verbundene Menschen das Ewige im Auge haben, sich aber, wenn diese Vorstellung dem Innersten ihres Denkens entfällt, hinsichtlich der ehelichen Liebe von einander entfernen. Die zwischen ihnen herrschende Freundschaft mag dabei bestehen bleiben, da diese im Äußeren, jene aber im Inneren ihren Ursprung hat. Ähnlich ist es auch bei den irdischen Ehen. Solange sich die Eheleute zärtlich lieben, glauben sie an die Ewigkeit ihres Bundes und nicht an dessen Ende durch den Tod. Der Gedanke daran schmerzt sie zwar, aber die Hoffnung an eine Fortdauer ihrer Liebe nach dem Tode richtet sie wieder auf. (EL 216)

Die eheliche Liebe wird in Ewigkeit vervollkommnet

Weil die wahrhaft eheliche Liebe in Ewigkeit fortwährt, so folgt, dass die Ehefrau mehr und mehr Ehefrau und der Ehemann mehr und mehr Ehemann wird. Die eigentliche Ursache liegt darin, dass in der auf wahrer ehelicher Liebe beruhenden Ehe beide immer mehr zu innerlichen Menschen werden. Diese Liebe schließt nämlich die inneren Bereiche ihrer Gemüter auf, und in dem Maß, wie das geschieht, wird der Mensch mehr und mehr zum Menschen. Das heißt aber, dass die Ehefrau immer mehr zur Ehefrau und der Ehemann immer mehr zum Ehemann wird. Von den Engeln hörte ich, dass die Ehefrau im selben Maße mehr zur Ehefrau werde, wie der Ehemann zum Ehemann wird, nicht aber umgekehrt. Denn selten, wenn überhaupt, liebt eine keusche Ehegattin ihren Mann nicht. Wohl aber kommt es vor, dass keine Gegenliebe vonseiten des Mannes vorhanden ist, und zwar dann, wenn es bei ihm an der Erhebung der Weisheit mangelt, die allein die Liebe der Gattin aufnimmt. (EL 200)

Diejenigen, die in der wahrhaft ehelichen Liebe sind, kommen nach dem Tode, wenn sie Engel werden, wieder in ihre Jugendzeit und ihr blühendes Alter. Die Männer, wenn auch noch so sehr vom Greisenalter gebeugt, werden Jünglinge, und die vom Alter geschwächten Frauen werden wie junge Mädchen. Beide Ehegatten kehren zurück zur Blüte und zu den Freuden ihres jugendlichen Alters, als die eheliche Liebe anfing, ihr Leben durch neue Wonnegefühle zu erhöhen, und durch die Lust und Freude der ehelichen Liebe zu erheitern. In diesen Zustand kommt der Mensch zuerst äußerlich, und nachher innerlich und immer innerlicher in Ewigkeit, wenn er Ehebruch als Sünde geflohen hat, und in der Welt vom Herrn in die eheliche Liebe eingeführt wurde. Weil solche immer mehr im Inneren zur Jugend zurückkehren, so folgt daraus, dass die wahrhaft eheliche Liebe bei ihnen fortwährend wächst und zu den Wonnen und Freuden fortschreitet, die von der Schöpfung der Welt her für sie vorgesehen wurden, und diese Wonnen und Seligkeiten des innersten Himmels entspringen aus der Liebe des Herrn gegen den Himmel und die Kirche, und daher aus der gegenseitigen Liebe des Guten und Wahren. Aus diesen Arten der Liebe stammt alle Freude in den Himmeln. Der Mensch wird aber wieder jung im Himmel, weil er nun in die Ehe des Guten und Wahren kommt, und das Gute fortwährend strebt, das Wahre zu lieben, wie auch das Wahre fortwährend strebt, das Gute zu lieben. Und alsdann ist die Gattin das Gute in seiner Gestaltung und der Mann ist das Wahre in seiner Form. Vermöge jenes Strebens legt der Mensch alles Strenge, Ernste und Trockene des Greisenalters ab, und nimmt das Lebendige, Freudige und Frische der Jugend an, aus dem jenes Streben hervorgeht und zur Freude wird. Es wurde mir aus dem Himmel gesagt, dass solche ein Leben der Liebe haben, das man nicht anders beschreiben kann, als das Leben der innigsten und eigentlichsten Freude. (EKO 1000)

Diejenigen, welche in wahrer ehelicher Liebe sind, fühlen und sehen sich als ein vereinigter Mensch

Ich sprach mit den Engeln über die eheliche Liebe, oder die Liebe zwischen zwei Ehegatten, die einander lieben. [Sie sagten], dass dieselbe die innerste aller Arten von Liebe und derart sei, dass der Gatte den Gatten in seinem inneren und äußeren Gemüt (animo et mente) sieht, so dass jeder Ehegatte den anderen in sich hat. Das heißt, dass das Bild, ja die Ähnlichkeit des Mannes im Gemüt der Frau, und das Bild und die Ähnlichkeit des Weibes im Gemüt des Mannes ist; so dass eines das andere in sich selbst sieht, und sie so in ihrem Innersten beisammen wohnen. Dieses wurde durch engelhafte Ideen vorgestellt, die nicht in Worten ausgesprochen werden können. (D. Spir. 4408)

Von einigen dieser Engel, die schon seit Jahrhunderten mit ihren Ehegatten im Himmel lebten, habe ich mit völliger Gewissheit bezeugen hören, dass sie sich in dieser Weise vereint fühlten: der Mann mit seiner Frau und diese mit ihrem Manne, eins im anderen bzw. in der anderen, gegenseitig und wechselseitig, und das ebenso im feinstofflichen Fleisch, obgleich sie getrennte Körper hätten. Als Ursache dieser auf Erden so seltenen Erscheinung bezeichneten sie die Tatsache, dass sie die Vereinigung ihrer Seelen und Gemüter im Fleisch empfänden, weil die Seele nicht nur das Innerste des Hauptes, sondern auch des gesamten Leibes bilde. Dasselbe gälte auch für das Gemüt, das die Mitte zwischen Seele und Leib einnimmt. Obgleich es im Haupt erscheine [d.h. bewusst werde, d.Ü.], sei es doch in Wirklichkeit im ganzen Leib gegenwärtig. Das komme daher, wie sie sagten, dass die von Seele und Gemüt beabsichtigten Handlungen augenblicklich vom Körper bewirkt werden. Darauf beruhe auch, dass sie selbst, nachdem sie ihren Körper in der vorigen Welt abgelegt hätten, noch immer vollkommene Menschen seien. Da sich nun Seele und Gemüt dem Fleisch des Körpers so eng verbinden, um tätig sein und Wirkungen hervorbringen zu können, ergibt sich, dass die Vereinigung von Seele und Gemüt mit denen des Ehegatten im Leibe so empfunden wird, als seien sie ein Fleisch. (EL 178)

Die Ehen drücken den Seelen und Gemütern eine andere Gestalt auf

Die Ehe bewirkt auch, dass die Seelen und Gemüter der Ehegatten andere Formen annehmen. Das lässt sich in der natürlichen Welt nicht wahrnehmen, weil Seelen und Gemüter hier vom materiellen Körper umhüllt sind, durch den das Gemüt nur selten hindurchscheint. Zudem lernen die Menschen dieses Zeitalters mehr als die Menschen des Altertums, schon von Kindesbeinen an ihre Gesichtszüge zu verstellen, die Neigungen ihres Gemüts tief zu verbergen. Aus diesem Grund sind die Formen der Seelen und Gemüter vor und nach der Heirat nicht zu unterscheiden. In der geistigen Welt aber zeigt sich deutlich, dass sie verschieden sind. Denn dort sind die betreffenden Geister und Engel nichts anderes als Gemüter und Seelen in menschlicher Gestalt, jedoch entblößt von ihren Hüllen, die aus den Elementen im Wasser und in der Erde und den von daher in die Luft zerstreuten Ausdünstungen gebildet waren. Sobald diese abgestoßen sind, zeigen sich die Gestalten der Gemüter so, wie sie inwendig in ihren Körpern beschaffen waren. Dann sieht man deutlich, dass sie bei Menschen, die in der Ehe leben, anders sind als bei den Unverheirateten. Im allgemeinen hat das Antlitz der Ehegatten eine inwendigere Schönheit, nimmt doch der Mann von der Frau die schöne Röte ihrer Liebe an und die Frau den glänzenden Schimmer seiner Weisheit; denn beide Gatten sind dort ihren Seelen nach vereinigt, zudem erscheint in ihnen beiden das Menschliche in seiner Fülle. So ist es nur im Himmel, weil es wo anders keine Ehen gibt. Unterhalb des Himmels gibt es nur Verbindungen, die der Begattung dienen und die geknüpft und wieder gelöst werden. (EL 192)

Die Frau wird wirklich zur Gattin des Mannes gebildet nach der Beschreibung im Buche der Schöpfung

In der Gene sis heißt es, das Weib sei aus der Rippe des Mannes geschaffen worden, und der Mann habe, als sie ihm zugeführt wurde, ausgerufen: "Das ist Bein von meinen Gebeinen und Fleisch von meinem Fleisch, darum soll sie Männin [Ischah] heißen, weil sie vom Manne [Isch] genommen ist": 1.Mose 2/22-24. Die Rippe der Brust bezeichnet im geistigen Sinne des Wortes nichts anderes als das natürliche Wahre; das gilt auch für die Rippen, die nach Dan.7/5 ein Bär zwischen den Zähnen trug. Bären bezeichnen nämlich Menschen, die das Wort nur seinem natürlichen Sinne nach lesen, ohne Verständnis für die darin enthaltenen Wahrheiten. Die Brust des Mannes bezeichnet jenes Wesentliche und Eigentümliche, durch das es sich von der Brust des Weibes unterscheidet, und das ist die Weisheit. Das Wahre stützt nämlich die Weisheit ähnlich wie die Rippe die Brust. Die Brust umschließt ja alles, was den Menschen ausmacht, weil sie in seinem Mittelpunkt liegt. Damit steht fest, dass die Frau aus dem Mann geschaffen wurde durch Übertragung der ihm eigenen Weisheit, d.h. aus dem natürlich Wahren. Ferner wurde die Liebe zu dieser Weisheit vom Manne in die Frau übertragen, damit daraus die eheliche Liebe entstehen könne. Der Sinn dieser Übertragung liegt darin, dass im Manne nicht die Liebe zu sich selbst, sondern zu seiner Gattin die Oberhand habe. Die Gattin aber kann ihrer angeborenen Anlage zufolge nicht anders handeln, als die Selbstliebe des Mannes in Liebe zu sich umzuwandeln. Auch habe ich gehört, dass dies aus der Liebe der Frau geschieht, ohne Wissen des Mannes und ebenfalls ohne Wissen der Frau. Daher kann auch niemand seine Gattin im Sinn wahrhaft ehelicher Liebe lieben, wenn er aus Eigenliebe im Dünkel eigener Einsicht verharrt Hat man einmal dieses Geheimnis der Erschaffung des Weibes aus dem Manne verstanden, erkennt man, dass die Frau auch in der Ehe gleichsam aus dem Manne geschaffen oder gebildet wird, dass dies jedoch vonseiten der Gattin, besser: vonseiten des Herrn durch die Gattin geschieht Denn es ist der Herr, Der den Frauen die Neigung dazu einflößt. Die Gattin nimmt nämlich das Bild des Mannes dadurch in sich auf, dass sie sich seine Neigungen aneignet und den inneren Willen des Mannes mit ihrem eigenen verbindet, wovon in der Folge die Rede sein wird. Es geschieht aber auch dadurch, dass sie sich die Fortpflanzungskeime seiner Seele aneignet; davon ebenfalls in der Folge mehr. Es ist also offenkundig, dass nach der in einem tieferen Sinne verstandenen Beschreibung im Buch der Schöpfung die Frau durch das zur Ehefrau gebildet wird, was sie dem Ehemann und seiner Brustregion entnimmt, um es sich einzuverleiben. (EL 193)

Einst befand ich mich inmitten von Engeln und belauschte ihr Gespräch. Es handelte von Einsicht und Weisheit und davon, dass der Mensch nur wahrnehme, dass beide in ihm seien, folglich auch alle Gedanken seines Verstandes und alle Regungen seines Willens von ihm selber ausgingen. In Wirklichkeit stamme jedoch nichts vom Menschen selbst, ausgenommen die Fähigkeit, von Gott aufzunehmen, was zu Verstand und Willen gehört. Nun neige aber jeder Mensch von Geburt an zur Eigenliebe. Damit er nun nicht durch seine Eigenliebe und seinen Stolz auf eigene Einsicht zugrunde gehe, ist seit der Schöpfung vorgesehen worden, diese Liebe des Mannes auf die Frau zu übertragen und ihr von Geburt an einzupflanzen, Einsicht und Weisheit ihres Mannes und so den Mann zu lieben. Daher zieht die Frau den Stolz ihres Mannes auf eigene Einsicht immerzu an sich, löscht ihn bei ihm aus und macht ihn bei sich selbst lebendig, wendet den Mann der ehelichen Liebe zu und erfüllt diese mit lieblichen Gefühlen ohne Maß.

Das hat der Herr so vorgesehen, damit sich der Mann nicht durch den Stolz auf seine eigene Einsicht so sehr betören möge, dass er glaubt, er sei aus sich selbst heraus verständig und weise und nicht aus dem Herrn. Denn dann äße er vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, hielte sich für Gott gleich oder meine gar, er sei Gott, wie ihm die Schlange einreden wollte. Die Schlange stellte ja die Liebe zur eigenen Einsicht dar. Daher wurde der Mensch nach dem Essen der Frucht aus dem Paradies vertrieben und der Weg zum Baum des Lebens durch einen Cherub bewacht. Das Paradies ist im geistigen Sinn die Einsicht. Essen vom Baum des Lebens bedeutet geistig verstehen und weise sein aus dem Herrn, Essen vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen aber bedeutet im geistigen Sinn verstehen und weise sein aus sich selbst. (EL 353)

Die eheliche Liebe ist der Inbegriff aller Liebesarten, und der Behälter aller Freuden und Wonnen

Man kann zwar erkennen, dass es diese im Folgenden beschriebene eheliche Liebe gibt, denkt man an ihren ersten Zustand, wenn sie sich ins Herz des Jünglings und der Jungfrau stiehlt und dort Wurzeln schlägt In diesem Zustand beginnt jeder von ihnen nur das eine Wesen aus dem anderen Geschlecht zu lieben und zu begehren. Dies steigert sich noch zur Zeit der Verlobung, besonders wenn sie sich hinzieht, und schließlich bei der Hochzeit selbst und in der ersten Zeit danach. Wer würde nicht anerkennen und beistimmen, wenn wir sagen, diese Liebe sei die Grundlage jeder Art Liebe und in ihr seien alle Freuden und Wonnen von den ersten bis zu den letzten zusammengefasst? Wer aber wüsste nicht auch, dass dieses Liebesglück nach der ersten angenehmen Zeit allmählich vorübergeht und verschwindet, bis es schließlich kaum noch empfunden wird? Wenn man ihnen dann wie zuvor sagt, diese Liebe sei die Grundlage aller Liebe, so stimmen sie nicht mehr zu und lassen es nicht gelten. Sie sagen dann vielleicht sogar, es seien Possen oder den Verstand übersteigende Mystifikationen. Daraus wird jedoch deutlich, dass die erste Liebe in der Ehe der wahren ehelichen Liebe nacheifert und sie wie im Bilde einigermaßen erkennen lässt. Der Grund liegt darin, dass in jenem ersten Zustand die unkeusche Geschlechtsliebe gleichsam ausgestoßen ist und an ihre Stelle die Liebe zu einem einzigen Wesen aus dem anderen Geschlecht tritt, also die wahre und keusche eheliche Liebe, und ihre Stelle einnimmt. Wer schaut in diesem Zustand andere Frauen nicht gleichgültig, die eigene aber liebevoll an? (EL 58)

Die eheliche Liebe ist ihrem Wesen nach deshalb das Fundament aller Liebe des Himmels und der Kirche, weil sie der Ehe des Guten und Wahren entspringt, aus der alle Arten der Liebe hervorgehen, die den Himmel und die Kirche beim Menschen bilden. Das Gute dieser Ehe macht die Liebe, ihr Wahres die Weisheit aus, und wenn sich die Weisheit zur Liebe gesellt oder auch mit ihr verbindet, wird die Liebe zur Liebe, und wenn die Liebe sich zur Weisheit gesellt und mit ihr verbindet, wird die Weisheit zur Weisheit. Die wahre eheliche Liebe ist nichts anderes, als die Verbindung zwischen Liebe und Weisheit. Zwei Ehegatten, zwischen denen oder in denen diese Liebe gleichen Schritt hält, sind Bild und Form derselben. Auch in den Himmeln, wo das Antlitz der Engel ein echtes Abbild ihrer liebenden Gefühle ist, sind alle Ähnlichkeiten der ehelichen Liebe, wohnt diese ihnen doch nicht nur im allgemeinen, sondern in allen Einzelheiten inne, wie schon oben gezeigt wurde. Da nun die beiden Ehegatten in Bild und Form jene Liebe sind, ist auch jede Liebe, die aus der Form der Liebe selbst hervorgeht, als Ergebnis ein Bild davon. Ist daher die eheliche Liebe himmlisch und geistig, sind es auch die von ihr abgeleiteten Arten der Liebe. Folglich ist die eheliche Liebe wie ein Vater, die übrigen Arten der Liebe wie seine Kinder. Damit hängt es auch zusammen, dass in den Ehen der Engel in den Himmeln geistige Kinder gezeugt werden, Kinder der Liebe und Weisheit oder des Guten und Wahren. (EL 65)

Alles, was der Mensch nur immer als angenehm empfindet, hängt mit seiner Liebe zusammen, die sich darin offenbart, ja dadurch existiert und lebt. Bekannt ist, dass sich angenehme Empfindungen im selben Maße steigern, wie sie die Liebe, bzw. je mehr die empfangenen Eindrücke die herrschende Liebe berühren. Weil nun die ehe liche Liebe die grundlegende Liebe aller guten Liebesarten ist, dem Menschen, wie oben gezeigt wurde, bis in alle Einzelheiten eingepflanzt, so übertreffen ihre angenehmen Empfindungen die aller anderen Liebesarten und erfüllen diese auch, wo sie vorhanden und soweit sie mit ihr verbunden sind, mit Lustgefühlen. Sie erweitert nämlich das Innerste des Gemüts zugleich mit dem Innersten des Körpers, ähnlich wie die liebliche Ader einer Quelle diese durchfließt und erschließt.

Wenn gesagt wurde, dass in dieser Liebe alle Wonnen von den ersten bis zu den letzten enthalten sind, so deshalb, weil ihr Nutzen den aller anderen Liebesarten übersteigt. Dieser Nutzen ist die Fortpflanzung des Menschengeschlechts und von daher des Engelhimmels. Weil dieser Nutzen der Endzweck aller Endzwecke der Schöpfung ist, müssen in dieser Liebe alle Seligkeiten, Freuden, Annehmlichkeiten, Lieblichkeiten und Genüsse, die der Herr und Schöpfer dem Menschen irgend geben konnte, enthalten sein.

Die angenehmen Empfindungen sind Folgen der Nutzwirkungen und werden je nach der Liebe dazu in den Menschen gelegt. Das zeigt sich an den Freuden, die uns von den Augen und Ohren, von Geruch, Geschmack und Tastgefühl vermittelt werden. Jedem dieser fünf Sinne sind ihren spezifischen Nutzwirkungen entsprechend Freuden der verschiedensten Art zugeordnet. Warum dann nicht auch dem Sinn der ehelichen Liebe, deren Nutzwirkung der Inbegriff aller übrigen Nutzwirkungen ist?

Es ist mir klar, dass nur wenige anerkennen werden, dass alle Freuden und Wonnen von den ersten bis zu den letzten in der ehelichen Liebe zusammengefasst sind. Denn heutzutage ist die eheliche Liebe so selten, dass man nichts über ihr Wesen weiß, ja nicht einmal, dass es sie wirklich gibt. In einer anderen als der echten ehelichen Liebe finden sich die genannten Freuden und Wonnen nicht Und weil nun diese Liebe auf Erden so selten geworden ist, lassen sich ihre höchsten Seligkeiten nur noch aus dem Munde der Engel beschreiben, weil sie in dieser Liebe leben.

Die Engel sagten: Die innigsten Freuden dieser Liebe sind seelischer Art, in die zuerst das Eheliche der Liebe und Weisheit bzw. des Guten und Wahren vom Herrn einfließt Diese sind nicht wahrnehmbar und daher unaussprechlich, weil sie zugleich Freuden des Friedens und der Unschuld sind. Erst im Niedersteigen werden sie mehr und mehr wahrnehmbar — in den obersten Regionen des Gemüts als Seligkeiten, in den unteren als Beglückungen, von daher in der Brust als Angenehmes, und von dort aus ergießen sie sich weiter in alle Einzelheiten des Körpers. Schließlich vereinigen sie sich im Letzten zur Wonne der Wonnen.

Die Engel berichteten Wunderbares darüber. So sagten sie unter anderem, die Vielfalt dieser Wonnen sei in der Seele der Ehegatten und von da aus in ihrem Gemüt und schließlich in ihrer Brust unendlich und auch ewig. Je nach der Weisheit bei den Männern würden sie gesteigert, und zwar weil sie ewig in der Blüte ihrer Jahre blieben und es für sie keine größere Seligkeit gebe als immer weiser zu werden. (EL 68,69)

Weisheit und Verstand verhalten sich nach dem Maß der ehelichen Liebe

Der Mensch empfängt Einsicht und Weisheit in dem Maße und von solcher Beschaffenheit, wie die eheliche Liebe bei ihm ist. Dies hat seinen Grund darin, dass die eheliche Liebe aus der Liebe zum Guten und Wahren herabsteigt wie die Wirkung aus ihrer Ursache, oder wie das Natürliche aus seinem Geistigen, und aus der Ehe des Guten auch den Engeln der drei Himmel alle Einsicht und Weisheit zuteil wird; denn die Einsicht und Weisheit ist nichts anderes, als die Aufnahme des Lichtes und der Wärme vom Herrn als Sonne, d.h. die Aufnahme des göttlich Wahren, vereint mit dem göttlich Guten, und des göttlich Guten, vereint mit dem göttlich Wahren, und somit ist sie die Ehe des Guten und Wahren vom Herrn.

Dass es wirklich so ist, zeigte sich ganz deutlich bei den Engeln im Himmel: wenn diese von ihren Gattinnen getrennt sind, haben sie zwar ihre Einsicht, aber nicht ihre Weisheit; wenn sie aber bei ihren Ehefrauen sind, haben sie auch ihre Weisheit; und worüber ich mich wunderte, soweit sie ihr Angesicht der Gattin zuwendeten, so weit waren sie in Weisheit, denn die Verbindung des Wahren und Guten geschieht in der geistigen Welt durch das Anschauen; denn dort ist die Frau das Gute und der Mann das Wahre. Wie sich daher das Wahre zum Guten hinwendet, so wird das Wahre lebendig.

Unter Einsicht und Weisheit wird hier nicht das Talent verstanden, über das Wahre und Gute Erörterungen anzustellen, sondern die Fähigkeit, das Wahre und Gute zu sehen und zu verstehen, und diese Fähigkeit hat der Mensch vom Herrn. (EKO 998)

Bei Menschen, die in wahrer ehelicher Liebe leben, wächst die Fähigkeit, Weisheit zu erlangen. Weil diese Liebe bei den Ehegatten aus der Weisheit hervorgeht und dieser entspricht, wächst die Fähigkeit, weise zu werden bei Menschen, die in wahrer ehelicher Liebe leben. Das wurde in den vorhergehenden Abschnitten hinlänglich nachgewiesen. Da ferner der Tastsinn das Sinnesorgan dieser Liebe bildet, er allen Sinnen zugrundeliegt und auch voller Wonnen ist, schließt er die inneren Bereiche des Gemüts auf — so wie er das auch bei den inwendigeren Bereichen der Sinne und damit zugleich bei allen Organen des Körpers bewirkt. Infolgedessen lieben Menschen, die in wahrer ehelicher Liebe leben, nichts mehr als weise zu werden, denn der Mensch wird soweit weise, wie die inneren Bereiche seines Gemüts erschlossen werden (EL 211)

Die Befähigung zur Aufnahme der ehelichen Liebe

Tatsächlich kann niemand in der wahren ehelichen Liebe sein, der sie nicht vom Herrn her in sich aufnimmt, also niemand, der sich nicht unmittelbar an Ihn wendet und von Ihm her ein Leben der Kirche lebt. Denn diese Liebe ist in ihrem Ursprung und in ihrer Entsprechung himmlisch, geistig, heilig, rein und lauter vor allen anderen Liebesarten, die sich bei den Engeln des Himmels und bei den Menschen der Kirche finden. Diese Eigenschaften können sich aber nur bei jemandem finden, der mit dem Herrn verbunden und von Ihm den Engeln des Himmels beigesellt worden ist. Menschen dieser Art fliehen nämlich alle außerehelichen Liebesarten — d.h. alle Verbindungen außer mit der eigenen Gattin oder dem eigenen Gatten — als das Verderbnis der Seele und Höllenpfuhl. Je nachdem, wie die Gatten auch in ihrem Willen die Gelüste und die daraus entspringenden Absichten fliehen, wird diese Liebe bei ihnen gereinigt und nach und nach geistig, zuerst schon während sie auf Erden leben, nachher dann im Himmel. Doch weder bei den Menschen noch bei den Engeln kann eine Liebe, somit auch diese Liebe je ganz rein werden. Weil der Herr aber vor allem das Streben des Willens ansieht, wird der Mensch, soweit er sich bestrebt und darin beharrt, auch in die Reinheit und Heiligkeit der wahren ehelichen Liebe eingeführt und wächst darin. (EL 71)

Niemand erlangt diese Liebe und niemand kann darin sein, wenn er nicht die Wahrheiten der Kirche liebt und das in ihnen enthaltene Gute tut, weil niemand anders vom Herrn aufgenommen wird. Nur er ist in Verbindung mit Ihm und kann daher von Ihm in dieser Liebe erhalten werden.

Zweierlei macht die Kirche und daher den Himmel beim Menschen aus: das Wahre des Glaubens und das Gute des Lebens. Das Wahre des Glaubens bewirkt die Gegenwart des Herrn und das Gute des Lebens gemäß den Glaubens-Wahrheiten die Verbindung mit Ihm, und so die Kirche und den Himmel. Das Wahre des Glaubens bewirkt die Gegenwart des Herrn, weil es zum Licht gehört, und das geistige Licht nichts anderes ist. Das Gute des Lebens bewirkt die Verbindung, weil es zur Wärme gehört, und geistige Wärme auch nichts anderes ist als Liebe. Das Gute des Lebens aber gehört der Liebe an. Bekannt ist, dass alles Licht, auch im Winter, Gegenwart bewirkt, Licht gemeinsam mit Wärme aber Verbindung. Gärten und Blumenbeete kann man in jedem Licht sehen, sie blühen aber nur und bringen Früchte, wenn sich mit dem Licht die Wärme verbindet. Daraus ergibt sich, dass der Herr mit der wahren ehelichen Liebe nur die beschenkt, welche die Wahrheiten der Kirche wissen und tun, nicht aber jene, die sie bloß wissen, aber nicht tun. (EL 72)

Die wahrhaft eheliche Liebe ist ihrem innersten Wesen nach Liebe zum Herrn. Daher kommt es, dass niemand in wahrhaft ehelicher Liebe sein kann, und ebenso wenig in ihren lieblichen und wonnigen Gefühlen und in ihrer Freude und Seligkeit, wenn er nicht den Herrn allein, d.h. die Dreieinigkeit in Ihm anerkennt. Wer sich an den Vater, als eine besondere Person für sich, und an den Heiligen Geist, gleichfalls als an eine besondere Person wendet, und nicht im Herrn dieselben angeht, der hat keine eheliche Liebe. Das echte Eheliche ist besonders im dritten Himmel zu finden, weil die Engel daselbst in der Liebe zum Herrn leben, Ihn allein als Gott anerkennen, und Seine Befehle ausüben. Den Herrn lieben heißt bei ihnen, Seine Gebote vollziehen, und die Gebote des Herrn sind Wahrheiten, in denen sie Ihm selbst aufnehmen. Der Herr steht in Verbindung mit ihnen und sie mit dem Herrn; denn sie sind im Herrn, weil sie im Guten sind, und der Herr ist in ihnen, weil sie im Wahren sind. Das ist die himmlische Ehe, aus der die wahrhaft eheliche Liebe herabsteigt. (EKO 995)

Hindernisse der ehelichen Liebe

Aus allem, was hier über den Ursprung der ehelichen Liebe gesagt worden ist, kann man auch schließen, wer eheliche Liebe besitzt, und wer nicht. Jene nämlich besitzen sie, die aus den göttlichen Wahrheiten in göttlichem Guten sind. Man kann daraus auch ableiten, dass die eheliche Liebe genau so echt ist, wie die Wahrheiten, die mit dem Guten verbunden sind. Und weil alles Gute, das mit den Wahrheiten verbunden wird, vom Herrn stammt, so folgt, dass nur der wahre eheliche Liebe haben kann, der den Herrn und Sein Göttliches anerkennt; denn ohne diese Anerkennung kann der Herr nicht mit den Wahrheiten beim Menschen verbunden werden.

Damit ist klar, dass alle, die sich im Falschen befinden, keine eheliche Liebe besitzen, ganz zu schweigen von denen, die im Falschen aus Bösem sind. Das Innere, das Gebiet des Gemüts, ist bei jenen verschlossen, die im Bösen und daher im Falschen sind. Es kann in ihnen daher auch keinen Ursprung ehelicher Liebe geben. (HH 376,377)

Die wahre eheliche Liebe ist auch nicht möglich zwischen einem Manne und mehreren Frauen; denn der geistige Ursprung wird dadurch zerstört, der ja darauf beruht, dass aus zwei Gemütern eines gebildet wird, also die innerliche Verbindung, die des Guten und Wahren, aus der das eigentliche Wesen dieser Liebe stammt. Die Ehe mit mehr als einer Gattin gleicht einem auf mehrere Willen verteilten Verstand oder einem Menschen, der nicht einer, sondern mehreren Kirchen anhängt. Sein Glaube würde derart zerrissen werden, dass er zuletzt zu nichts würde. Die Engel sagen, mehrere Frauen zu heiraten sei ganz und gar gegen die göttliche Ordnung, und sie wüssten mehrere Gründe dagegen anzuführen. Zudem würden sie, sobald sie auch nur an die Ehe mit mehreren dächten, der inneren Seligkeit und des himmlischen Glücks entfremdet und wie betrunken, weil bei ihnen sich das Gute von seinem Wahren abtrenne. Ihr Inneres, der Bereich ihres Gemüts, gelange in einen solchen Zustand bereits beim bloßen Gedanken, wenn der sich mit einer gewissen Hinneigung verbände. Daraus ersähen sie deutlich, dass die Ehe mit mehr als einer Gattin ihr Inneres verschließen und dazu führen würde, dass sich an die Stelle der ehelichen Liebe ausschweifende Liebe einschliche, die vom Himmel abspenstig macht. Die Engel sagten ferner, dass der Mensch dies nur schwer begreife, weil sich nur wenige in der wahren ehelichen Liebe befinden und jene, die nicht darin stehen, überhaupt nichts wissen von der inneren Freude, die jene Liebe in sich birgt, sondern nur von der ausschweifenden Lust, welche nach kurzem Beischlaf in Unlust umschlage. Die Freuden der wahrhaft ehelichen Liebe dagegen sind nicht nur beständig bis ins hohe irdische Alter, sondern wandeln sich auch nach dem Tode zu himmlischen Freuden, wobei sie mit einer inneren Freude erfüllt werden, die in Ewigkeit wächst. Die Engel sagten ferner, es könnten viele tausend Seligkeiten der wahren ehelichen Liebe aufgezählt werden, von denen dem Menschen nicht eine bekannt sei, geschweige denn von jemand mit dem Verstand erfasst werden könnte, der nicht vom Herrn her in der Ehe des Guten und Wahren lebt.

Die Sucht des einen Ehegatten, über den anderen zu herrschen, hebt die eheliche Liebe und ihre himmlische Freude völlig auf. Denn die eheliche Liebe und ihre Freude besteht darin, dass wechselseitig der Wille des einen Gatten auch der des anderen ist. Die Herrschsucht in der Ehe wirkt darum zerstörend, weil der Herrschende will, dass sein Wille allein beim anderen gelte, umgekehrt aber der des Partners nicht bei ihm. Folglich besteht keine Gegenseitigkeit und damit auch keine Gemeinsamkeit irgendeiner Liebe und ihrer Freuden. Dabei entspringt jedoch der Gemeinsamkeit und der daraus rührenden Verbundenheit die eigentliche innere Freude in der Ehe, die man Seligkeit nennt. Herrschsucht löscht diese Seligkeit und damit zugleich alles Himmlische und Geistige dieser Liebe gänzlich aus, und zwar bis zu einem Punkt, da man nicht mehr weiß, dass es so etwas überhaupt gibt. (HH 379,380)

Verschiedenheit der Religion verträgt sich nicht mit ehelicher Liebe

Eheliche Liebe kann nicht zwischen zwei Menschen verschiedener Religion bestehen, weil das Wahre des einen nicht mit dem Guten des anderen übereinstimmt und zwei ungleiche und nicht übereinstimmende Ansichten aus zwei Seelen nicht eine bilden können. Aus diesem Grunde hat auch der Ursprung ihrer Liebe nichts Geistiges. Wenn sie zusammenleben und sich vertragen, so allein aus natürlichen Gründen. Deshalb werden Ehen im Himmel unter Angehörigen derselben Gemeinschaft geschlossen, weil sie in ähnlichem Guten und Wahren sind, und nicht mit Angehörigen anderer Gemeinschaften. (HH 378)

Diejenigen, die innerhalb der Kirche geboren sind und von Kindheit an die Grundsätze des Wahren der Kirche eingesogen haben, sollen keine Ehe eingehen mit denen, die außerhalb der Kirche sind, und daher solches, was nicht zur Kirche gehört, in sich aufgenommen haben. Der Grund ist, weil zwischen solchen keine Verbindung in der geistigen Welt besteht; denn in dieser Welt wird jeder mit anderen zusammengesellt je nach dem Guten und dem daraus stammenden Wahren. Und weil unter solchen keine Verbindung in der geistigen Welt besteht, so soll auch keine Verbindung derselben auf Erden stattfinden, denn die Ehen an sich betrachtet, sind Verbindungen der Seelen und Gemüter, deren geistiges Leben aus den Wahrheiten und dem Guten des Glaubens in der Liebestätigkeit stammt. Deswegen werden auch im Himmel die Ehen auf Erden unter denen, die verschiedener Religion sind, für frevelhaft gehalten, und mehr noch die Ehen unter denen, die der Kirche angehören, mit solchen, die außerhalb der Kirche sind. Dies war auch die Ursache, weshalb dem jüdischen und israelitischen Volke verboten war, Ehen mit den Heiden einzugehen: 5.Mose 7/3,4; und dass es als ganz ruchlos angesehen wurde, mit ihnen in Unzucht zu leben: 4.Mose 25/1-9.

Dies geht hervor noch deutlicher aus dem Ursprung der ehelichen Liebe, insofern sie aus der Ehe des Guten und Wahren stammt. Wenn die eheliche Liebe aus dieser abgeleitet ist, dann ist sie der Himmel selbst im Menschen. Dieser wird aber zerstört, wenn zwei Ehegatten ungleichen Herzens sind wegen ihres ungleichen Glaubens.

Daher kommt es nun, dass die Magd von den Töchtern Israels, d.h. von denen, die der Kirche angehören, nicht einem fremden Volke verkauft werden durfte, d.h. nicht denen, die außerhalb der Kirche standen, denn diese würden sie nachher geheiratet, d.h. sich mit ihr verbunden, und dadurch die Dinge der Kirche entweiht haben. Deshalb wird gesagt, dass sie treulos handeln: 2.Mose 21/8. (HG 8998)

Ehepaare werden füreinander geboren

Der Herr sieht für Menschen, die sich nach der wahren ehelichen Liebe sehnen, eine Ähnlichkeit vor, und findet diese sich nicht auf Erden, so sorgt Er dafür, dass das in den Himmeln geschieht. Wie das in den Himmeln vorgesehen wird, hörte ich Engel folgendermaßen beschreiben: Die göttliche Vorsehung des Herrn sei hinsichtlich der Ehen wie auch in den Ehen zugleich allumfassend und beträfe die letzten Einzelheiten, weil alle Freuden des Himmels aus den Freuden der ehelichen Liebe entspringen, gleich dem Süßwasser aus einer Quelle. Deshalb werde dafür gesorgt, dass eheliche Paare geboren werden. Unter Leitung des Herrn würden sie beständig für ihre zukünftige Ehe erzogen, ohne dass es dem betreffenden Knaben oder Mädchen bewusst werde. Wenn dann die Zeit reif und das Mädchen zur Jungfrau und der Knabe zum heiratsfähigen Jüngling herangewachsen seien, träfen sie einander irgendwo, wie durch eine schicksalhafte Fügung. Umgehend erkennen sie, wie aus Instinkt, dass sie einander gleichen, und als spräche eine innere Stimme, denkt dann der Jüngling bei sich: Sie ist mein, und die Jungfrau: Er ist mein. Eine Zeitlang bewegen sie das in ihren Gemütern, sprechen dann einander entschlossen an und verloben sich. Man sagt, das geschehe schicksalhaft, aus Instinkt oder Eingebung, weil es so erscheint, solange man nicht weiß, dass darunter eine Fügung der göttlichen Vorsehung zu verstehen ist. Denn, wie gesagt, der Herr schließt die inneren Ähnlichkeiten auf, damit sie einander erkennen. (EL 229)

Die Tatsache, dass Ehepaare geboren und ohne Wissen beider zur Ehe erzogen werden, bewies der Redner durch die eheliche Ähnlichkeit auf ihren Gesichtern und die innigste und ewige Vereinigung ihrer Herzen und Gemüter, die es in der Art, wie sie im Himmel ist, gar nicht geben könnte, wäre sie nicht vom Herrn vorhergesehen und vorgesehen worden. (EL 316)

Man musst aber wissen, dass innerlich verbundene Ehen auf Erden nicht so leicht zustandekommen, weil hier die Auswahl der inneren Ähnlichkeiten vom Herrn nicht so wie im Himmel vorgesehen werden kann. Vielmehr ist sie hier sehr eingeschränkt, z.B. durch Rücksicht auf Stand und Vermögen, durch die Region, die Stadt oder das Dorf, wo man wohnt und einen passenden Gatten sucht. Dabei walten zumeist noch äußere Maßstäbe und nicht innere, was allerdings erst zutage tritt, wenn man eine Zeitlang ehelich zusammengelebt hat, und was auch nur erkannt wird, wenn es sich im Äußeren zeigt. (EL 320)

Von wahrer ehelicher Liebe weiß man heutzutage kaum etwas

Wenn die wahre eheliche Liebe gleichwohl so selten ist, dass man nicht einmal weiß, wie sie beschaffen ist, ja kaum, dass es sie überhaupt gibt, so liegt es daran, dass nach der Hochzeit die vorher empfundenen Wonnen einer auf mangelnder Sensibilität beruhenden Gleichgültigkeit weichen. Es gibt zu viele Ursachen für diese Zustandsveränderung, als dass sie hier im einzelnen angeführt werden könnten; das wird erst im Folgenden geschehen, wenn die Ursachen der zunehmenden Kälte, der Trennungen und Ehescheidungen ihrer Ordnung nach aufgedeckt werden. Dann wird man sehen, dass heutzutage bei den meisten jenes Bild der ehelichen Liebe und damit auch die Kenntnis derselben so weit ausgelöscht ist, dass sie nicht mehr wissen, wie sie beschaffen ist, ja kaum, dass es sie gibt.

Bekanntlich ist jeder Mensch bei seiner Geburt ganz und gar körperlich, wird aber von da an auf immer innerlichere Weise natürlich und so allmählich vernünftig und schließlich geistig. Der Grund für diese allmähliche Entwicklung liegt darin, dass das Körperliche wie ein Boden ist, dem Natürliches, Vernünftiges und Geistiges in seiner Ordnung eingesät wird. Auf diese Weise wird der Mensch immer mehr zum Menschen. Etwas ganz Ähnliches geschieht, wenn er in den Stand der Ehe tritt. Dann wird er, weil er sich mit einer Gefährtin verbindet, mit der er einen Menschen bilden soll, ein vollständigerer Mensch. Davon ist, wie oben gezeigt wurde, der erste Zustand einigermaßen ein Bild, beginnt doch auch er beim Körperlichen und entfaltet sich zum Natürlichen, jedoch hinsichtlich des ehelichen Lebens und daher der Verbindung zur Einheit. Wer dann das Körperlich-Natürliche und lediglich das darauf aufbauende Vernünftige liebt, kann mit einer Gefährtin nur in äußerlicher Weise zur Einheit verbunden werden. Erlahmt dann das Äußere, schleicht sich ins Innere Kälte ein. Die Folge ist, dass die Freuden jener Liebe verloren gehen. Zuerst werden sie vom Gemüt her aus dem Körper und nachher vom Körper her auch aus dem Gemüt vertrieben. Schließlich bleibt nichts übrig, nicht einmal mehr die Erinnerung an den anfänglichen Zustand der Ehe, auch nicht dessen Kenntnis.

Da es sich nun heutzutage bei den meisten Menschen so abspielt, ist es nicht verwunderlich, dass man nichts mehr über die wahre Beschaffenheit der ehelichen Liebe weiß, ja kaum, dass es sie überhaupt gibt. Anders verlaufen die Dinge bei den geistigen Menschen. Für sie ist der erste Zustand der Ehe wie eine Einweihung zu nie endenden Glückseligkeiten, die in dem Maße zunehmen, wie sich das geistig Vernünftige des Gemüts und daraus dann das sinnlich Natürliche des Körpers der beiden Partner miteinander verbindet und vereinigt. Doch diese sind selten. (EL 59)

Etwas der ehelichen Liebe Ähnliches

Es gibt etwas der ehelichen Liebe Ähnliches bei einigen, aber dennoch ist es keine, wenn sie nicht in der Liebe des Guten und Wahren sind. Es ist eine Liebe, die wie eine eheliche erscheint, aber sie ist aus Ursachen der Selbst- und Weltliebe, nämlich um Zuhause bedient zu werden, um in Sicherheit und in guter Ruhe zu sein, um verpflegt zu werden, wenn man nicht wohlauf ist, und alt wird, wegen der Sorge für die Kinder, die man liebt.

Einigen ist sie aufgenötigt aus Furcht vor dem Gemahl, vor üblem Ruf, vor Leiden. Bei einigen ist es die Liebe zur Unkeuschheit, die sie herbeiführt; diese erscheint in der ersten Zeit wie eine eheliche, denn alsdann äffen sie etwas Unschuld nach, spielen wie Kinder, fühlen Freude wie etwas aus dem Himmlischen, aber im Fortgang der Zeit werden sie nicht wie diejenigen, die in der ehelichen Liebe sind, mehr und enger vereinigt, sondern getrennt.

Die eheliche Liebe ist auch verschieden bei den Ehegatten, bei dem einen kann sie mehr oder weniger sein, bei dem anderen wenig oder nichts, und weil sie verschieden ist, kann sie dem einen ein Himmel, dem anderen eine Hölle sein; die Neigung und Aufnahme bestimmen dies. (HG 2742)

Es gibt Ehen, in denen die eheliche Liebe äußerlich nicht zur Erscheinung kommt, aber doch vorhanden ist. Ebenso gibt es Ehen, in denen die eheliche Liebe vorhanden zu sein scheint und es doch nicht ist. Beide Phänomene haben eine Reihe verschiedener Ursachen; zum Teil lassen sie sich erkennen, wie oben gezeigt wurde, und zwar in den Abhandlungen über die wahrhaft eheliche Liebe (Nr. 57-73), die Ursachen von Kälte und Trennungen (Nr. 234-260) und die Ursachen scheinbarer Liebe und Freundschaft in den Ehen (Nr. 271-292). Aber der äußere Anschein erlaubt keine Schlüsse auf die Anrechnung. Das einzige, was solche Schlussfolgerungen zulässt, ist der eheliche Sinn, soweit er im Willen eines Menschen verankert ist und bewahrt wird, in welchem ehelichen Zustand er sich auch immer befinden möge. Jener eheliche Sinn ist gleichsam die Waage, auf der die eheliche Liebe gewogen wird. Der Ehestand eines Mannes und einer Frau ist das Kleinod des menschlichen Lebens und die Heimstätte des Christentums. Und weil dem so ist, kann es durchaus sein, dass diese Liebe bei dem einen Ehepartner vorhanden ist und beim anderen nicht. Es kann auch sein, dass diese Liebe so tief verborgen liegt, dass der Mensch selbst nichts von ihr wahrnimmt. Sie kann übrigens auch erst im weiteren Verlauf des Lebens eingeprägt werden, und zwar weil diese Liebe Schritt für Schritt die Religion begleitet, diese aber, da sie ja die Ehe des Herrn mit der Kirche ist, zugleich das Mittel darstellt, durch das die eheliche Liebe eingeführt und eingepflanzt wird. So kommt es, dass die eheliche Liebe jedem Menschen nach dem Tode zugerechnet wird, und zwar je nach seinem geistig-vernünftigen Leben. Auch wird für alle, denen diese Liebe angerechnet wird, nach ihrem Hinscheiden eine Ehe im Himmel vorgesehen, wie immer ihre Ehen in der Welt gewesen sein mögen. Aus alledem ergibt sich: man darf nicht aufgrund des äußeren Anscheins der Ehen, aber auch nicht aufgrund des äußeren Anscheins der Hurereien den Schluss ziehen, dass sich jemand in der ehelichen Liebe befindet oder nicht. Darum: "Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet": Matth.7/1. (EL 531)

Ehen von Verwitweten

Das Eingehen einer neuen Ehe nach dem Tode eines Gatten hängt von der früheren ehelichen Liebe ab. Die wahrhaft eheliche Liebe gleicht einer Waage, auf der die Neigungen, eine neue Ehe einzugehen, gewogen werden. Kam die frühere eheliche Liebe dieser [wahrhaft ehelichen Liebe] nahe, ist die Neigung zu einer neuen Ehe gering. Wich hingegen die frühere Liebe von jener ehelichen Liebe ab, pflegt auch die Neigung zu einer zweiten Ehe zu wachsen. Die Ursache liegt auf der Hand: Die eheliche Liebe ist ja eine Verbindung der Gemüter, die nach dem Hinscheiden des einen Gatten beim anderen erhalten bleibt und zum Zünglein an der Waage wird. Je mehr der überlebende Gatte sich die echte eheliche Liebe aneignete, desto größer wird ihr Übergewicht [zugunsten eines Verzichts auf eine zweite Ehe, d.Ü.]. Weil man sich aber dieser Liebe heute meist nur annähert, hebt sich die Skala der Neigung bestenfalls zum Gleichstand, schwankt, und neigt sich schließlich der Seite einer zweiten Ehe zu. Anders ist es bei Gatten, deren Liebe sich in der früheren Ehe von der wahrhaft ehelichen Liebe entfernt hatte. Das bedeutete nämlich zugleich eine Scheidung der Gemüter, und die bleibt auch nach dem Hinscheiden des einen Gatten bei dem Überlebenden erhalten. Sie beeinflusst dessen Willen, der von dem des anderen geschieden ist und bewirkt die Neigung zu einer neuen Verbindung. Der Gedanke daran erregt Hoffnung auf ein einträchtigeres und damit angenehmeres Zusammenleben.(EL 318)

Gatten, die keine wahre eheliche Liebe zum verstorbenen Partner hatten, steht nichts im Wege; für sie gibt es keinen Grund, sich nicht nochmals zu verheiraten. Menschen ohne eheliche Liebe verbindet kein geistiges oder inneres Band, sondern nur ein natürliches oder äußeres. Hält aber kein inneres Band das Äußere in Ordnung und Bestand, ist es nur ein lose verknüpftes Band und löst sich, sobald der Zufall oder der Wind will, da das Natürliche seinen Ursprung vom Geistigen herleitet und seiner Existenz nach lediglich ein geistiges Gefüge ist. Wird das Natürliche vom Geistigen getrennt, das es hervorgebracht und gleichsam gezeugt hat, ist es nicht mehr innerlich, sondern nur noch äußerlich vom Geistigen zusammengehalten. Dieses umgibt und bindet es zwar im allgemeinen, verbindet und erhält es aber nicht im einzelnen. Darum bewirkt das vom Geistigen getrennte Natürliche bei zwei Ehegatten keine Verbindung der Gemüter und damit auch keine des Willens, sondern nur einiger äußerer Neigungen, die mit den körperlichen Sinnen zusammenhängen. Solche Ehegatten hindert nichts, erneut zu heiraten, weil ihnen ja die wesentlichen Erfordernisse einer Ehe fehlten und sie auch nach einer Trennung von ihrem Gatten durch den Tod nichts davon in sich haben. Sie sind daher, ob es sich nun um einen Witwer oder eine Witwe handelt, völlig frei, ihre sinnlichen Neigungen mit irgendeinem Menschen zu verbinden. Sie haben auch von der Ehe nur eine natürliche Vorstellung und denken lediglich an die Vorteile, die ihnen der Ersatz des verstorbenen Partners durch eine andere Person bezüglich der Befriedigung ihrer verschiedenen äußeren Bedürfnisse und Nützlichkeitserwägungen bringt. ... Diese Menschen dürfen immer wieder neue Ehen schließen, wie oben gezeigt wurde, weil sich nämlich nach dem Tode die bloß natürlichen Verbindungen von selbst auflösen und die Partner auseinandergehen. Die äußeren Neigungen hängen nämlich im Tode am Leib und werden zusammen mit diesem begraben, während die mit dem Inneren zusammenhängenden Neigungen bleiben. (EL 320)

Gatten, die in echter ehelicher Liebe miteinander gelebt hatten, wollen keine zweite Ehe eingehen, es sei denn aus Gründen, die nichts mit ehelicher Liebe zu tun haben. ...

Zwei solche Ehegatten werden durch den Tod des einen von beiden nicht getrennt, weil der Geist des verstorbenen Menschen immerfort den Geist des noch hier lebenden umgibt, und zwar bis zu dessen Tode, wo sie dann erneut zusammenkommen, sich wieder vereinen und sich zärtlicher lieben als zuvor, weil sie jetzt in der geistigen Welt sind.

Hieraus ergibt sich unwiderleglich, dass Ehegatten, die in wahrhaft ehelicher Liebe zusammengelebt haben, keine zweite Ehe wollen. Gehen sie dennoch eine solche ein, dann aus Gründen, die nichts mit der ehelichen Liebe zu tun haben. Und alle diese Gründe sind äußerlicher Art, z.B. wenn kleine Kinder im Hause sind und man für ihre Pflege sorgen musst; wenn das Hauswesen umfangreich und mit Knechten und Mägden ausgestattet ist; wenn auswärtige Verpflichtungen von den häuslichen Angelegenheiten ablenken, gegenseitige Hilfs- und Dienstleistungen erforderlich sind, und dergleichen mehr. (EL 321)

Die Beschaffenheit des Verstandes bei Frauen und bei Männern

Der Verstand der Frauen ist durch Bescheidenheit, guten Geschmack, Friedfertigkeit, Nachgiebigkeit, Weichheit und Zartheit gekennzeichnet; der der Männer hingegen ist würdevoll, herb, hart, mutig und auf Ungebundenheit aus. Die unterschiedliche Art von Frauen und Männern wird ganz deutlich an ihren Leibern, am Gesicht, am Ton ihrer Stimme, ihren Gebärden und ihrem Verhalten. Der Körper der Männer ist an Fleisch und Haut derber, der der Frauen zarter. Das Antlitz der Männer ist ebenfalls derber, steifer, rauher, gelber und auch bärtig, also weniger schön; das der Frauen ist sanfter, nachgiebiger, zarter, weißer und daher schöner. Die Stimme der Männer ist rauher, die der Frauen sanfter, die Sprache der Männer ist ungebunden und heftig, die der Frauen bescheiden und friedfertig. Die Gebärden sind bei den Männern kräftiger und bestimmter, bei den Frauen kraftloser und schwächer. Die Sitten der Männer sind unmäßiger, die der Frauen anständiger. Wie sehr sich schon die angeborene Art der Männer von der der Frauen unterscheidet, hat sich mir deutlich beim Anblick spielender Gruppen von Knaben und Mädchen gezeigt, die ich in einer großen Stadt mehr als einmal vom Fenster aus auf der Straße beobachten konnte. Dort versammelten sich täglich mehr als zwanzig. Die Spiele der Knaben vollzogen sich ihrem angeborenen Naturell entsprechend unter Lärmen, Schreien, Streiten, Prügeln, auch bewarfen sie einander mit Steinen. Die Mädchen hingegen saßen friedlich unter den Haustüren. Einige spielten mit kleinen Kindern, andere mit ihren Puppen oder nähten kleine Stückchen Leinen zusammen, tauschten untereinander Küsse aus und betrachteten zu meiner Verwunderung doch die Knaben, wie sie sich gebärdeten, mit freundlichen Augen. So zeigte sich mir deutlich, dass der Mann als Verstand und die Frau als Liebe geboren wird, aber auch, wie Verstand und Liebe beginnen und wie wenig sich der Verstand des Mannes ohne Verbindung mit der weiblichen und schließlich mit der ehelichen Liebe entwickeln würde. (EL 218)

Weder kann die Frau die charakteristischen Pflichten des Mannes noch der Mann die der Frau übernehmen, weil sie sich unterscheiden wie die Weisheit und die Liebe zur Weisheit oder wie der Gedanke und die ihm zugrunde liegende Neigung bzw. wie der Verstand und der zugrundeliegende Wille. Bei den für den Mann charakteristischen Pflichten herrscht der Verstand, das Denken und die Weisheit vor, bei den für die Frau charakteristischen der Wille, die Neigung und die Liebe. Aus diesen verschiedenen Quellen heraus verrichten Mann und Frau ihre Aufgaben. Daher sind diese verschiedener Natur, dennoch aber in aufeinanderfolgender Ordnung mit einander verbindbar.

Viele sind der Meinung, die Frauen könnten sehr wohl die Aufgaben der Männer verrichten, wenn sie nur wie die Knaben von Jugend auf dazu ausgebildet würden. Zwar können sie in deren Ausführung eingeführt werden, aber nicht in ein gründliches Verständnis der Pflichten, von dem die Richtigkeit der Ausführung innerlich abhängt. Daher sind Frauen, die in die Pflichten der Männer eingeführt wurden, auf deren Urteil und Rat angewiesen, worauf sie dann nach Möglichkeit daraus das auswählen, wohin sich ihre Liebe neigt.

Einige behaupten, Frauen könnten mit der Schärfe ihres Verstandes ebenso in die Sphäre des Lichts [der Erkenntnis] eindringen wie die Männer und die Dinge von derselben Höhe aus durchschauen. Zu dieser Meinung kamen sie aufgrund der Schriften einiger gelehrter Autorinnen. Doch wurden diese Schriften in ihrer Gegenwart in der geistigen Welt geprüft und nicht als Produkte der Urteilskraft und Weisheit, sondern des Scharfsinns und der Redegabe befunden. Was aus beidem hervorgeht, erscheint nur denen, die Scharfsinn mit Weisheit verwechseln, als erhaben und gelehrt, und zwar aufgrund der Eleganz und des kunstvollen Stils.

Aber auch Männer können nicht die für Frauen charakteristischen Pflichten übernehmen und sie gebührend erfüllen, weil sie nicht in deren Neigungen eintreten können, die von ihren eigenen ganz verschieden sind. Weil Neigungen und Wahrnehmungen des männlichen Geschlechts von der Schöpfung und somit von Natur aus verschieden sind, gehörte zu den Gesetzen der Kinder Israels auch das folgende: "Ein Weib soll nicht Männertracht tragen, und ein Mann soll nicht Frauenkleider anziehen; denn ein Gräuel ist dem Herrn, deinem Gott, ein jeder, der solches tut": 5.Mose 22/5. Dieses Gebot beruht darauf, dass in der geistigen Welt alle ihren Neigungen entsprechend gekleidet werden. Zwei verschiedenartige Neigungen, wie die von Frau und Mann können nur zwischen zwei Menschen, niemals aber in einem vereinigt werden. (EL 175)

Die Frau soll unter der Leitung des Mannes stehen

Wie jedes Gesetz und jedes Gebot aus dem Himmlischen und Geistigen als aus seinem wahren Urgrunde sein Dasein hat, so folgt, dass auch dieses Gesetz, welches das der Ehen ist, diesen Ursprung habe; dass nämlich die Gattin, weil sie aus Begehrung, die dem Eigenen angehört, nicht so aus Vernunft, wie der Mann handelt, der Klugheit des Mannes untertan sein soll. (HG 266)

Die Schönheit der Engel hat ihren Ursprung in der ehelichen Liebe

Das Schöne und Angenehme ist das, was wahr und gut für das Gesicht des Auges ist. (GV 312)

Alle Schönheit ist aus dem Guten, worin das Unschuldige. Eben das Gute, wenn es aus dem inwendigen Menschen einfließt in den äußeren, macht schön; alles menschlich Schöne kommt daher. Dies kann man auch daraus erkennen, dass nicht wohl jemand durch ein Angesicht angeregt wird, sondern durch die Neigung, die aus dem Angesicht hervorleuchtet; und dass diejenigen, die im Guten sind, durch die dort sich äußernde Neigung zum Guten angeregt werden, und zwar in dem Maß als Unschuld im Guten ist. Somit ist das Geistige im Natürlichen, was anregt, nicht aber das Natürliche ohne das Geistige; ebenso werden die, welche im Guten sind, angeregt von den Kindern, die ihnen in dem Maß als schön erscheinen, als und sofern die Unschuld der Liebestätigkeit ist im Angesicht, Gebärde und Rede. (HG 3080)

Geistige Schönheit ist die Neigung zum inwendigeren Wahren, weil das Wahre die Form des Guten ist. Das Gute selbst, das vom Göttlichen im Himmel ausgeht, ist es, davon die Engel das Leben haben, aber die Form ihres Lebens ist gebildet durch die Wahrheiten, die von jenem Guten. Das Wahre des Glaubens macht jedoch nicht die Schönheit, sondern die Neigung selbst, die den Wahrheiten des Glaubens innewohnt und vom Guten her ist. Die Schönheit aus dem Glaubenswahren allein verhält sich wie die Schönheit eines gemalten oder geschnitzten Angesichts, aber die Schönheit aus der Neigung zum Wahren, die aus dem Guten, verhält sich wie die Schönheit eines lebendigen von himmlischer Liebe beseelten Angesichtes; denn was für eine Liebe oder was für eine Neigung aus der Form des Angesichtes herausleuchtet, solcherart ist die Schönheit.

Daher kommt es, dass die Engel mit unaussprechlicher Schönheit erscheinen. Aus ihren Angesichtern leuchtet das Gute der Liebe hervor durch das Wahre des Glaubens, das nicht bloß für den Gesichtssinn erscheint, sondern auch empfunden wird von den Sphären, die von ihnen ausgehen. (HG 5199)

Die Ehe des Guten und Wahren ist der Ursprung der ehelichen Liebe. (EL 60)

Aus der ehelichen Liebe stammt die Schönheit der Engel, und zwar bei jedem Engel nach der Beschaffenheit der Liebe, denn alle Engel sind die Formen ihrer Neigungen, weil man im Himmel nicht täuschen und durch sein Angesicht etwas darstellen darf, was nicht in Gefühl und Neigung ist; daher ist ihr Angesicht das Bild ihres Gemütes. Wenn sie in der ehelichen Liebe sind, so sind sie auch in der Liebe zum Herrn, in der Nächstenliebe, in der Liebe zum Guten und Wahren und in der Liebe zur Weisheit. Diese Liebesarten gestalten ihr Angesicht und stellen sich wie Flammen des Lebens in ihren Augen dar, wozu noch die Unschuld und der Friede kommt, die ihre Schönheit noch erhöhen. Von solcher Art sind die Formen der Engel im innersten Himmel, und dies sind die wahrhaft menschlichen Formen. (EKO 1001)

Die echte eheliche Liebe ist ein Bild des Himmels, und wenn sie im anderen Leben vorgebildet wird, so geschieht es durch das Schönste, was man irgend mit den Augen sehen und mit dem Gemüte fassen kann. Sie wird vorgebildet durch eine Jungfrau von unbeschreiblicher Schönheit, die umgeben ist mit einer weißen Wolke, so dass man sagen kann, sie sei die Schönheit selber in Wesen und Form. Es wurde gesagt, dass aus der ehelichen Liebe alle Schönheit im anderen Leben sei. Ihre Neigungen und Gedanken werden vorgebildet durch diamantartige Luftscheine, die gleichsam aus Rubinen und Granaten funkeln, und zwar mit Wonnen, die das Innerste der Gemüter erregen; sobald aber etwas Unzüchtiges sich einfindet, werden sie zerstoben. (HG 2735)

Es erschien mir eine Schönheitsgestalt, kaum bemerkbar dargestellt, gleichsam verhüllt mit einer Art Wolke, damit ich nicht auf sie blicke; und zugleich wurde mir eine Wahrnehmung gegeben, dass es die Schönheit der ehelichen Liebe sei. Sie war derart, — es ward mir aus einer Anregung wahrzunehmen gegeben, — dass kaum irgend etwas anderes von ihr ausgesagt werden kann, als dass sie die Schönheit selbst war. Denn so ist die eheliche Liebe gestaltet, so dass die eheliche Liebe selbst die bis ins Innerste anregende Schönheit ist. Alle Schönheit stammt daher. (Diar.Spir. 4175)

Ursprung der Kinderliebe

Die Kinderliebe stammt ursprünglich aus der ehelichen Liebe. Bekannt ist auch, dass die Kinderliebe der Mütter viel zärtlicher ist als die der Väter. Der ehelichen Liebe, zu der die Frauen geboren werden, ist die Kinderliebe eingepflanzt, wie man schon an der liebevollen und innigen Neigung der Mädchen zu kleinen Kindern und deren Nachbildungen, den Puppen, ersehen kann, die sie tragen, ankleiden, küssen und ans Herz drücken. Eine solche Neigung fehlt im allgemeinen den Knaben.

Es sieht so aus, als käme die Liebe der Mütter zu ihren Kindern daher, dass sie sie im Mutterleib mit ihrem eigenen Blut ernährt, ihnen das Leben geschenkt haben und so durch eine natürliche Übereinstimmung mit ihnen verbunden sind. Aber das ist nicht der eigentliche Ursprung jener Liebe, denn bekäme eine Mutter ohne ihr Wissen nach der Geburt ein anderes Kind untergeschoben, würde sie es mit der gleichen Zärtlichkeit lieben, wie ihr eigentliches Kind. Zudem werden Kinder oft von ihren Ammen mehr geliebt als von ihren Müttern. Das zeigt, dass die Kinderliebe den gleichen Ursprung hat wie die jeder Frau eingeborene eheliche Liebe, die der Liebe zu empfangen beigesellt ist, und durch deren Lustreiz die Gattin zur Aufnahme vorbereitet wird. Dieses Erste jener Liebe geht zusammen mit seinem Lustreiz nach der Geburt völlig auf die Leibesfrucht über. (EL 393)

Die Sphäre der Unschuld fließt in die Kinder ein und durch die Kinder in die Eltern und regt sie an. Bekannt ist, dass Kinder Unschuldswesen sind, unbekannt aber, dass ihre Unschuld vom Herrn her in sie einfließt. Er ist nämlich die Unschuld selbst, wie gerade eben gesagt wurde. Es kann aber nur etwas einfließen von seinem Urgrund aus, d.h. aus dem, was sein eigentliches Wesen ist. Die Unschuld des Herrn fließt zunächst in die Engel des dritten Himmels ein, die allesamt in der Unschuld der Weisheit leben. Von ihnen aus dringt sie weiter durch die darunter liegenden Himmel, jedoch nur durch die Unschuld der Engel, die sich dort befinden, und fließt unmittelbar wie mittelbar in die Kinder ein. Diese verhalten sich dabei kaum anders als formbare Gefäße, sind aber dennoch empfänglich für das Leben des Herrn, das durch die Himmel in sie einfließt. Doch wenn nicht auch die Eltern dieses Leben in ihren Seelen und innersten Gemütsbereichen aufnähmen, die Unschuld der Kinder regte sie vergeblich an. Wenn etwas angeregt werden soll, musst etwas Angemessenes und Gleichartiges vorhanden sein, damit eine Gemeinschaft entstehen und die Aufnahme, Zuneigung und so die Verbindung bewirkt werden kann. Sonst wäre es, als fiele ein zarter Same auf einen Kieselstein oder als würde ein Lamm dem Wolf vorgeworfen. Aus diesem Grunde also verbindet sich die in die Seelen der Eltern einfließende Unschuld mit der Unschuld der Kinder.

Die Erfahrung lehrt, dass diese Verbindung durch die leiblichen Sinne, vor allem durch den Tastsinn der Eltern vermittelt wird, aber auch z.B. dadurch, dass sich das Auge aufs innigste an ihrem Anblick erfreut, das Gehör an ihrem Geplapper und der Geruchssinn an ihrem Geruch. Vor allem aber wird die Gemeinschaft und Verbindung der elterlichen und kindlichen Unschuld durch den Tastsinn bewirkt, wie man an dem offensichtlichen Vergnügen merkt, mit dem die Kinder auf den Armen getragen werden, an den Umarmungen und Küssen, vor allem durch die Mütter, denen es Freude macht, wenn die Kinder mit Mund und Gesicht an ihrem Herzen liegen und sie ihre Händchen berühren. Man merkt es weiter daran, dass sie die Kinder an ihrer Brust säugen und ernähren und am Streicheln ihres nackten Körpers wie an der unermüdlichen Sorgfalt, mit der sie die Kinder auf ihrem Schoß reinigen und wickeln.

Oben wurde des öfteren gezeigt, dass die Liebe und ihre Freuden zwischen den Ehegatten sich durch den Tastsinn mitteilt. Die Kommunikation der Gemüter, die ebenfalls durch diesen Sinn erfolgt, beruht darauf, dass die Hände das Letzte des Menschen darstellen, in dem das Erste mit dem Letzten zusammentrifft. Dadurch wird alles, was Leib und Gemüt angehört und dazwischen liegt, in untrennbarem Zusammenhang erhalten. Deshalb rührte auch Jesus die kleinen Kinder an, wie Matth.17/6 und Mark.10/13,16 berichtet wird, und heilte Er Kranke durch Berührung bzw. wurden Kranke geheilt, die Ihn anrührten. Darum geschieht bis heute die Priesterweihe durch Handauflegung. Das alles zeigt, dass die Unschuld von Eltern und Kindern einander entgegenkommt durch Berührung, vor allem der Hände, und sich gleichsam durch Küsse miteinander verbindet (EL 395,396)

Der innerste Himmel ist es, durch den der Herr wahre eheliche Liebe einflößt. Ihr Anfang oder Ursprung ist aus dem innersten Himmel; und dann [nimmt sie ihren Weg] mitten durch die unteren Himmel. Dorther stammt auch die elterliche Liebe; denn die Himmlischen des innersten Himmels lieben die Kinder weit mehr als Eltern oder Mütter es tun; ja sie sind bei Kindern gegenwärtig und haben Acht auf sie (Matth.18/10). Es wurde mir sogar gesagt, dass sie gegenwärtig sind im Mutterleib und über sie wachen, damit sie ernährt werden. Ebenso beschützen sie die Schwangeren. (Diar. Spir. 1201)

Die verschiedene Beschaffenheit der Liebe zu Kindern bei den Geistigen und bei den Himmlischen

Die Liebe zu den kleineren oder größeren Kindern ist bei Ehegatten verschieden, je nachdem ob sie geistig oder bloß natürlich sind. Äußerlich scheint sich die Kinderliebe bei geistigen und natürlichen Ehegatten zu gleichen, doch ist sie bei den geistigen innerlicher und zärtlicher, weil sie bei ihnen aus beständiger Aufnahme und folglich stärkerer Empfindung der Unschuld-Sphäre entsteht, sind doch die Geistigen nur gemäß ihrer Unschuld geistig. Haben nun solche Väter und Mütter die Süßigkeit der Unschuld bei ihren Kleinen gekostet, lieben sie sie auch ganz anders als bloß natürliche Väter und Mütter. Geistige Menschen lieben die Kinder wegen ihrer geistigen Verständigkeit und Gesittetheit, also wegen ihrer Gottesfurcht und tätigen oder lebendigen Frömmigkeit, zugleich auch wegen ihrer Neigung und Bereitschaft zu Nutzwirkungen, die dem Besten der Gesellschaft dienen, mit einem Wort: wegen ihrer Tugend und Sittlichkeit. Hauptsächlich aus Liebe zu diesen Eigenschaften befriedigen sie die Bedürfnisse der Kinder. Können sie diese aber nicht in ihnen finden, werden ihnen ihre eigenen Kinder fremd, und sie tun nur aus Pflichtgefühl etwas für sie.

Auch bei den nur natürlichen Vätern und Müttern beruht zwar die Kinderliebe auf der Unschuld, aber sobald sie die entsprechende Sphäre aufgenommen haben, verhüllen sie sie ganz und gar mit ihrer Eigenliebe. Daher lieben sie ihre Kinder aus dieser und zugleich jener Motivation, wenn sie sie küssen, umarmen, umhertragen, an die Brust drücken und maßlos liebkosen. Sie betrachten ihre Kinder als ein Herz und eine Seele mit sich selbst. Später aber, wenn diese über das Kindes- und Jugendalter hinaus sind und die Unschuld nicht mehr einwirkt, lieben sie sie nicht etwa wegen ihrer Gottesfurcht und tätigen oder lebendigen Frömmigkeit, auch nicht wegen ihrer vernünftigen oder moralischen Verständigkeit, auch nehmen sie wenig oder gar keine Rücksicht auf deren innere Neigungen und damit auf ihre Tugenden und Sitten. Vielmehr achten sie nur auf Äußerlichkeiten, die sie favorisieren. Daran knüpfen, heften und hängen sie ihre Liebe; vor den Fehlern verschließen sie die Augen, ja entschuldigen und rechtfertigen diese. Der Grund liegt darin, dass bei ihnen die Liebe zur Nachkommenschaft zugleich die Liebe zu sich selbst ist. Diese aber hängt sich nur äußerlich an das Subjekt, ohne in es einzudringen, wie sie ja auch nicht in sich selbst eindringt.

Die Beschaffenheit der Liebe zu den kleinen und großen Kindern bei geistigen und bei natürlichen Menschen kann man deutlich an ihnen erkennen, wenn sie gestorben sind. Die meisten Väter erinnern sich nämlich, wenn sie ins Jenseits kommen, ihrer Kinder, die vor ihnen aus diesem Leben geschieden sind. Sie erscheinen einander auch und erkennen sich. Die geistigen Väter schauen sie nur an und erkundigen sich nach ihrem Zustand. Geht es ihnen wohl, freuen sie sich, wenn nicht, bedauern sie es. Nachdem sie sich eine Weile mit ihnen unterhalten und sie in Bezug auf das himmlische Leben unterwiesen und ermahnt haben, trennen sie sich von ihnen, nicht ohne sie aufzufordern, sich ihrer nicht me hr als Väter zu erinnern, da ja der Herr allein, wie aus seinen Worten (Matth.23/9) hervorgeht, der Vater aller sei, wie auch sie selbst nicht mehr an sie als ihre Kinder dächten.

Sobald dagegen natürliche Väter merken, dass sie nach dem Tode weiterleben und sich ihre Kinder ins Gedächtnis zurückrufen, die vor ihnen die Welt verlassen haben, und diese sich ihnen wunschgemäß als gegenwärtig darstellen, verbinden sie sich sogleich mit ihnen und hängen aneinander wie die Kletten. Dann ergötzt sich der Vater fortgesetzt an ihrem Anblick und am Gespräch mit ihnen. Sagt man dann dem Vater, dass einige seiner Kinder Satane seien und den Guten Schaden zugefügt hätten, so behält er sie dennoch in dem Kreis, den er um sich versammelt oder in dem Haufen, den er vor sich gestellt hat. Sogar wenn er sieht, dass sie anderen Schaden zufügen und Böses tun, schenkt er dem keine Beachtung und weist keins seiner Kinder von sich. Damit eine derart schädliche Rotte nicht weiterbesteht, müssen sie miteinander in die Hölle verwiesen werden. Dort wird dann der Vater vor den Augen der Kinder in ein Gefängnis eingeschlossen. Die Kinder werden von ihm getrennt und jedes wird an einen seinem Leben angemessenen Ort gebracht. (EL 405,406)

Das Zurückweichen der Kindesunschuld und damit der elterlichen Liebe

In dem Grad, in dem die Unschuld der Kinder weicht, lässt auch die elterliche Zuneigung und Verbindung nach. Das geschieht allmählich und geht bis zur Trennung. Wie man weiß, lässt die Liebe der Eltern zu den Kindern in dem Maße nach, wie deren Unschuld abnimmt. Bei den Menschen führt das zur Trennung der Kinder von den Eltern, bei den Landtieren und Vögeln zur Vertreibung der Jungen aus der Gesellschaft der Eltern und zum Vergessen ihrer Abstammung. Aufgrund dieser allgemein anerkannten Tatsachen kann man es als erwiesen betrachten, dass die von beiden Seiten einfließende Unschuld die Elternliebe erzeugt. (EL 398)






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Kapitel 27
Die göttliche Vorsehung

Allgemeines

Die göttliche Vorsehung ist das Walten der göttlichen Liebe und Weisheit. (GV 1) Alles, was Gott, d.h. der Herr tut, ist Vorsehung, die, weil sie aus dem Göttlichen ist, das Ewige und das Unendliche in sich hat, das Ewige, weil sie weder auf einen Anfangspunkt noch auf einen Endpunkt ein Absehen hat, das Unendliche, weil sie zugleich in jedem einzelnen auf das Allumfassende und im Allumfassenden auf jedes einzelne ein Absehen hat; dies wird genannt Vorsehung. Und weil in allem und dem einzelnen, was der Herr tut, solches liegt, darum kann Sein Tun durch kein anderes Wort als durch das Wort "Vorsehung" ausgedrückt werden. (HG 5264)

Die Vorsehung des Herrn hat zu ihrem Endzweck einen Himmel aus dem menschlichen Geschlecht

Da nun der Himmel aus dem menschlichen Geschlecht besteht und ein Zusammenwohnen mit dem Herrn in Ewigkeit ist, so folgt, dass er für den Herrn das Ziel der Schöpfung war und darum auch das Ziel Seiner göttlichen Vorsehung. Der Herr hat das Universum nicht um Seinet-, sondern um der Wesen willen erschaffen, mit denen Er im Himmel zusammen sein möchte. Das Wesen der geistigen Liebe besteht nämlich darin, dass sie den anderen das Ihrige schenken will. In dem Maße wie sie das vermag, ist sie in ihrem Sein, ihrem Frieden und ihrer Seligkeit Sie entnimmt das der göttlichen Liebe des Herrn, die auf unendliche Weise so beschaffen ist. Daraus folgt, dass die göttliche Liebe, somit die göttliche Vorsehung, einen Himmel zum Ziel hat, der aus Menschen besteht, die zu Engeln geworden sind bzw. zu Engeln werden, denen sie alle Seligkeiten und Beglückungen, die der Liebe und Weisheit angehören, schenken kann, und zwar aus sich selbst in ihnen. (GV 27)

Das göttliche Vorhersehen und die göttliche Vorsehung

Was Vorhersehen und die Vorsehung im allgemeinen betrifft, so bezieht sich das Vorhersehen auf den Menschen, die Vorsehung auf den Herrn. Vorhergesehen hat der Herr von Ewigkeit her, welcher Art das Menschengeschlecht und welcher Art die einzelnen im Menschengeschlecht sein werden, und dass das Böse fortwährend zunehmen werde, und zwar endlich in dem Grad, dass der Mensch von sich aus zur Hölle stürzen werde. Deshalb hat der Herr nicht nur Mittel vorgesehen, durch die er von der Hölle abgelenkt und zum Himmel geleitet werden kann, sondern Er lenkt und leitet ihn auch kraft der Vorsehung fortwährend.

Auch hat der Herr vorhergesehen, dass gar nichts Gutes beim Menschen wurzeln könnte, außer in seinem freien Willen, denn was in der Unfreiheit wurzelt, verschwindet, sobald das Böse und die Versuchung herankommt. Das hat der Herr vorhergesehen, und auch, dass so der Mensch von sich selber oder von seiner Freiheit aus zur tiefsten Hölle streben würde; deswegen sieht der Herr vor, dass, wofern er sich nicht in der Freiheit zum Himmel leiten lässt, er dennoch zu einer milderen Hölle gelenkt werden möchte; hingegen zum Himmel, wenn er sich in der Freiheit zum Guten leiten lässt.

Hieraus wird klar, was das Vorhersehen und die Vorsehung sei, und dass, was vorhergesehen wird, so auch vorgesehen wird. Ferner kann man hieraus erkennen, wie sehr der Mensch irrt, der glaubt, dass der Herr nicht auch das Einzelnste beim Menschen vorhergesehen habe und sehe, und dass er nicht im Einzelnsten vorhersehe und leite, da es sich doch in Wirklichkeit so verhält, dass das Vorhersehen und die Vorsehung des Herrn in dem Allergeringsten der einzelnsten Dinge beim Menschen waltet, und zwar so sehr im Geringsten, dass es mit keinem Gedanken möglich ist, auch nur den millionsten Teil davon zu begreifen; denn jeder, auch der kleinste Augenblick des Menschenlebens, begreift eine ununterbrochene Reihe von Folgen in Ewigkeit; denn ein jeder ist gleichsam ein neuer Anfang der folgenden, und so alle und jede Augenblicke des Lebens, sowohl seines Verstandes als seines Willens; und weil der Herr von Ewigkeit her vorausgesehen hat, von welcher Art er sein werde, und von welcher Art in Ewigkeit, so folgt, dass die Vorsehung in den einzelnsten Dingen vorhanden ist, die Er, wie gesagt, regiert und lenkt, damit er so beschaffen sei, und zwar durch fortwährende Leitung seines freien Willens. (HG 3854)

Die göttliche Vorsehung ist eine allgemeine und eine besondere

Die göttliche Vorsehung ist allwaltend, aber allwaltend deswegen, weil sie in den einzelnsten Dingen ist, und es fällt nicht einmal ein Haar vom Haupt, d.h., es gibt nichts auch noch so Geringes, das nicht vorhergesehen und demgemäß vorgesehen ist. (HG 2694) Jehova ist Der, von Dem die Ordnung ist, daher man sagen kann, dass Jehova die Ordnung selbst sei; denn aus Ihm selbst regiert Er die Ordnung, nicht, wie man meint, bloß im allgemeinen, sondern auch im Einzelnsten. Denn das Einzelnste ist es, aus dem das Allgemeine [besteht]. Das Allgemeine nennen und davon das Einzelne trennen, wäre nichts anderes, als ein Ganzes nennen, in dem keine Teile, somit etwas nennen, in dem nichts ist. Somit ist es ganz falsch, und, wie man es nennt, ein bloßes Gedankending, zu sagen, die Vorsehung des Herrn sei eine allgemeine, und beziehe sich nicht auf das Einzelnste, denn vorsehen und regieren im allgemeinen, und nicht im Einzelnsten, heißt gar nichts vorsehen und regieren. Dies ist philosophisch wahr, dennoch aber ist zu verwundern, dass die Philosophen selbst, auch die tiefsinnigeren, es anders fassen und anders denken. (HG 1919) Wenn jemand unter Vorsehung im allgemeinen die Erhaltung des Ganzen versteht, nämlich in der Ordnung, die der ganzen Natur im Anfang der Schöpfung eingeprägt wurde, so bedenkt er nicht, dass nichts bestehen kann, wenn es nicht fortwährend entsteht; denn, was auch in der gelehrten Welt bekannt ist, das Bestehen ist ein fortwährendes Entstehen, somit ist die Erhaltung eine fortwährende Schöpfung, folglich musst die Vorsehung fortwährend auch im einzelnen sein. (HG 6482)

Die göttliche Vorsehung hat in allem, was sie tut, ihr Absehen auf das Unendliche und Ewige von ihr, vorzüglich in der Seligmachung des menschlichen Geschlechts

Die göttliche Vorsehung hat bei allem, was sie tut, das Unendliche und Ewige im Auge, wie sich daran zeigt, dass alles Geschaffene von seinem Anfang in Gott, dem Unendlichen und Ewigen, bis zum Letzten fortschreitet, und vom Letzten wiederum zum Ersten, aus dem es stammt. Das wurde im Werk "D ie göttliche Liebe und Weisheit" im Kapitel über die Schöpfung des Universums gezeigt. Und weil bei allem Wachstum zu innerst ein Erstes wirkt, von dem es stammt, so folgt, dass das ausgehende Göttliche oder die göttliche Vorsehung bei allem, was sie tut, irgendein Bild des Unendlichen und Ewigen im Auge hat, in manchem bis zur Anschaulichkeit, in anderem nicht so weit. Anschaulich stellt die Vorsehung das Bild des Unendlichen und Ewigen in der Mannigfaltigkeit aller Dinge dar, sowie bei den Vorgängen der Befruchtung und Vervielfältigung.

Ein Bild des Unendlichen und Ewigen in der Mannigfaltigkeit aller Dinge zeigt sich darin, dass es nichts gibt, das völlig mit einem anderen identisch wäre, und dass das auch in Ewigkeit nicht möglich ist. An den Gesichtern der Menschen von Beginn der Schöpfung an ist das offenkundig und gilt genauso für ihre Seelen, die ja die Gesichter formen. Dasselbe gilt auch für die Neigungen, Wahrnehmungen und Gedanken, aus denen sich ja die Seelen zusammensetzen. So gibt es im ganzen Himmel nicht zwei Engel oder zwei Geister, die identisch wären, und das kann auch in Ewigkeit nicht vorkommen. Ebenso verhält es sich mit jedem sichtbaren Gegenstand in beiden Welten, der natürlichen wie der geistigen. Man kann daher feststellen: die Mannigfaltigkeit ist unendlich und ewig.

Ein Bild des Unendlichen und Ewigen in aller Befruchtung und Vermehrung zeigt sich im Pflanzenreich an der Kraft, die im Samen liegt, sowie an der Vermehrung im Tierreich, besonders deutlich bei den Fischen. Sie würden, käme ihre Fähigkeit, sich zu befruchten und zu vermehren voll zur Auswirkung, innerhalb eines Jahrhunderts das ganze Meer, ja die ganze Welt erfüllen. So liegt auch in ihrem Fortpflanzungsvermögen das Streben, sich bis ins Unendliche zu vermehren. Und weil es von Anbeginn der Schöpfung nicht an Befruchtungen und Vervielfältigungen gefehlt hat und in Ewigkeit fehlen wird, so folgt, dass in dieser Fähigkeit auch das Streben hin zur Ewigkeit liegt.

Dasselbe gilt für die Menschen in Bezug auf ihre Neigungen, die zur Liebe und ihre Wahrnehmungen, die zur Weisheit gehören. Die Mannigfaltigkeit der einen wie der anderen ist unendlich und ewig, ebenso ihre Befruchtungen und Vervielfältigungen, die geistiger Natur sind. Keines Menschen Neigung und Wahrnehmung ist der eines anderen so vollkommen ähnlich, dass sie identisch wären, und das kann auch in Ewigkeit nicht sein. Die Neigungen können auch befruchtet und die Wahrnehmungen vervielfältigt werden ohne Ende. Bekanntlich können sich die Wissenschaften niemals erschöpfen. Diese Fähigkeit der Befruchtung und Vervielfältigung ohne Ende bzw. ins Unendliche und Ewige erstreckt sich aufs Natürliche bei den Menschen, aufs Geistige bei den geistigen Engeln und aufs Himmlische bei den himmlischen Engeln. Aber das gilt nicht nur für Neigungen, Wahrnehmungen und Kenntnisse im allgemeinen, sondern auch für alle, selbst deren kleinste Bestandteile im besonderen. Diese Eigenschaft beruht darauf, dass sie vom Unendlichen und Ewigen in sich durch das Unendliche und Ewige aus ihm entstehen. Doch weil das Endliche nichts Göttliches in sich hat, ist im Engel oder Menschen nichts davon sein Eigentum, nicht einmal das geringste; denn Mensch und Engel sind endlich und nur Aufnahmegefäße, die an sich tot sind. Was lebendig in Mensch und Engel ist, haben sie vom ausgehenden Göttlichen, das mit ihm verbunden ist, weil es ihn berührt und ihm daher als das Seinige erscheint. Im Folgenden wird man das deutlich sehen.

Die göttliche Vorsehung hat aber das Unendliche und Ewige von sich vor allem darum bei der Erlösung des menschlichen Geschlechts im Auge, weil ihr Ziel der Himmel aus dem menschlichen Geschlecht ist. Aus dieser Zielsetzung folgt, dass die göttliche Vorsehung vor allem auch die Umbildung und Wiedergeburt des Menschen, also seine Erlösung im Auge hat, bildet sich doch der Himmel aus denen, die erlöst oder wiedergeboren sind. Den Menschen wiedergebären heißt aber, das Gute und Wahre bzw. die Liebe und Weisheit bei ihm vereinigen, wie sie im vom Herrn ausgehenden Göttlichen vereinigt sind. Darauf zielt daher die göttliche Vorsehung bei der Erlösung des menschlichen Geschlechts vor allem ab. Das Bild des Unendlichen und Ewigen liegt beim Menschen allein in der Vermählung des Guten und Wahren bei ihm. Dies wird im menschlichen Geschlecht bewirkt durch das ausgehende Göttliche, wie das Beispiel derer zeigt, die — erfüllt mit dem ausgehenden Göttlichen, dem Heiligen Geist — geweissagt haben, und von denen im Wort die Rede ist. Bekannt ist es ebenso durch die Erleuchteten, welche die göttlichen Wahrheiten im Licht des Himmels sehen, was vor allem für die Engel gilt, welche die Gegenwart des Herrn, Seinen Einfluss und die durch Ihn bewirkte Verbindung mit den geistigen Sinnen wahrnehmen, dabei aber auch erkennen, dass die Verbindung nur in etwas besteht, das man als Anschluß bezeichnen kann.

Man weiß noch nicht, dass die göttliche Vorsehung in allem, was sie beim Menschen bewirkt, dessen ewigen Zustand im Auge hat. Sie kann nämlich nichts anderes im Auge haben, weil das Göttliche das Unendliche und Ewige ist und dieses nicht in der Zeit und ihm folglich alles Zukünftige gegenwärtig ist Diese Beschaffenheit des Göttlichen bringt es mit sich, dass alles, was es bewirkt, bis ins einzelne ewig ist. (GV 56-59)

Weil sich der ganze Himmel in den Augen des Herrn wie ein Mensch darstellt, ist der Himmel in ebenso viele gemeinschaftliche Gemeinschaften unterteilt, wie es Organe, Eingeweide und Glieder im Menschen gibt. Und jede dieser gemeinschaftlichen Gemeinschaften ist wiederum in ebenso viele weniger umfassende bzw. besondere Gemeinschaften unterteilt, so wie Organe oder Eingeweide aus größeren Einzelteilen bestehen. (GV 65)

Der Mensch ist von der Schöpfung her ein Himmel in kleinster Gestalt, also ein Bild des Herrn. Der Himmel aber besteht aus ebenso vielen Neigungen wie es Engel gibt, und jede einzelne Neigung ist in ihrer Form menschlich. Aus alledem folgt, dass die göttliche Vorsehung fortwährend bestrebt ist, den Menschen zu einer Form, d.h. zu einem Bild des Herrn zu gestalten, und weil das durch die Neigung zum Guten und Wahren bewirkt wird, dass er zu dieser Neigung werde. Das Innerste des Strebens der göttlichen Vorsehung aber besteht darin, der Mensch möge hier oder dort im Himmel, d.h. hier oder dort in dem göttlich-himmlischen Menschen sein; denn damit ist er im Herrn. Bei denen, die der Herr zum Himmel leiten kann, geschieht dies auch. Und weil der Herr das vorhersieht, sieht Er auch beständig vor, dass der Mensch so werde. Auf diese Weise wird jeder, der sich zum Himmel führen lässt, für seinen Platz im Himmel vorbereitet.

Der Himmel ist, wie oben gesagt, in ebenso viele Gemeinschaften eingeteilt, wie es Organe, Eingeweide und Glieder im Menschen gibt, und von diesen kann keines an einer anderen Stelle als der ihr bestimmten sein. Daraus ergibt sich, dass die Engel Teile im göttlich-himmlischen Menschen sind und nur Engel werden, die einst Menschen in der Welt waren; auch dass ein Mensch, der sich zum Himmel führen lässt, vom Herrn fortgesetzt für die ihm bestimmte Stelle vorbereitet wird. Das geschieht durch eine Neigung zum Guten und Wahren, die dieser Stelle entspricht. Dort wird jeder Engel-Mensch nach seinem Abscheiden von der Welt gleichsam eingeschrieben. Darin liegt also das Innerste der göttlichen Vorsehung in Bezug auf den Himmel.

Ein Mensch aber, der sich nicht zum Himmel führen und dort einreihen lässt, wird für seinen Platz in der Hölle vorbereitet. Aus sich strebt nämlich der Mensch fortgesetzt zur untersten Hölle, aber vom Herrn wird er beständig davon abgebracht. Wer nicht abgebracht werden kann, wird für einen bestimmten Platz in der Hölle vorbereitet, für den er auch sogleich nach seinem Abscheiden aus der Welt eingeschrieben wird. Dieser Platz ist in jedem Fall der Gegenpol zu einem bestimmten Platz im Himmel, ist doch die Hölle der Gegenpol zum Himmel. Erlangt der Mensch als Engel seine Stelle im Himmel je nach seiner Neigung zum Guten und Wahren, so der Mensch als Teufel seinen Platz in der Hölle je nach seiner Neigung zum Bösen und Falschen: denn zwei Gegenpole, die in ähnlicher Lage einander gegenüber stehen, werden im Zusammenhang gehalten. Dies ist das Innerste der göttlichen Vorsehung in Bezug auf die Hölle. (GV 67-69)

Könnte die göttliche Vorsehung andere Ziele haben als die Umbildung des menschlichen Geschlechts und dessen Heil? Und niemand kann aus sich und aufgrund seiner eigenen Klugheit umgebildet werden, sondern allein vom Herrn durch Seine göttliche Vorsehung. Hieraus folgt: wenn der Herr den Menschen nicht in jedem, selbst im kleinsten Augenblick leitete, würde er vom Weg der Umbildung abweichen und zugrundegehen.

Jede einzelne Veränderung oder Variation im menschlichen Gemütszustand bringt eine Veränderung und Variation in der Reihenfolge der gegenwärtigen und der daraus folgenden Verhältnisse mit sich. Wie viel mehr noch beim Fortschreiten in Ewigkeit? Man kann es vergleichen mit einem abgefeuerten Geschoss: der geringste Fehler beim Zielen würde bei einer Entfernung von einer oder mehreren Meilen dazu führen, dass es weit daneben ginge. Dasselbe geschähe, würde der Herr die Zustände des menschlichen Gemüts nicht in jedem kleinsten Augenblick leiten. Der Herr tut das mit Hilfe der Gesetze Seiner göttlichen Vorsehung, zu denen es auch gehört, dass der Mensch selbst den Eindruck hat, er leite sich selbst. Der Herr sieht jedoch die Führung des Menschen voraus und passt Sich beständig an. (GV 202)

Die Vorsehung des Herrn ist unendlich und hat immer das Ewige als Zweck im Auge. Dies kann man aus der Bildung des Embryo im Mutterleib ersehen, wo fortwährend die Anfänge oder Grundzüge für das Zukünftige gebildet werden, so dass eins immer die Grundlage für das andere bildet, und zwar ohne alle Abirrung, bis der Embryo vollendet ist. Auch später, wenn er zur Welt geboren ist, wird allmählich das eine zum anderen und für das andere bereitet, damit ein vollkommener Mensch entstehe, und schließlich von solcher Beschaffenheit, dass er den Himmel in sich aufnehmen kann. Wenn schon so für das einzelne vorgesorgt wird, wenn der Mensch empfangen und geboren wird und heranreift, was wird erst in Beziehung auf sein geistiges Leben geschehen? (HG 6491)

Das Gesetz der göttlichen Vorsehung in Bezug auf des Menschen Freiheit und Vernunft

Es ist ein Gesetz der göttlichen Vorsehung, dass der Mensch aus Freiheit nach der Vernunft handeln soll.

Bekanntlich hat der Mensch die Freiheit, zu denken und zu wollen, was ihm beliebt, nicht aber die Freiheit, alles zu sagen, was er denkt, geschweige denn alles zu tun, was er will. Wir verstehen hier also unter Freiheit eine geistige, nicht eine natürliche Freiheit, es sei denn, sie wären eins. Denken und Wollen ist etwas Geistiges, Reden und Handeln hingegen etwas Natürliches. Offenbar unterscheidet sie auch der Mensch, kann er doch denken, was er nicht ausspricht und wollen, was er nicht tut. Damit ist deutlich, dass Geistiges und Natürliches beim Menschen unterschieden ist. Daher musst auch der Mensch selbst bestimmen, wann er vom einen zum anderen übergehen kann. Diese Selbstbestimmung lässt sich mit einer Tür vergleichen, die man zuerst aufschließen und öffnen musst. Doch steht diese Tür bei denen gleichsam offen, die aus Vernunft in Übereinstimmung mit den bürgerlichen Gesetzen des Staates und den sittlichen der Gesellschaft denken und wollen. Sie reden, was sie denken und tun, was sie wollen. Dagegen ist diese Tür gleichsam verschlossen bei den Menschen, die im Gegensatz zu den genannten Gesetzen denken und wollen.

Wer auf die Entscheidungen seines Willens und die daraus hervorgehenden Taten achtet, wird bemerken, dass er diese Entscheidungen immer wieder zu treffen hat und zuweilen mehrmals während einer Unterredung oder einer Handlung.

Das wurde vorausgeschickt, damit klar ist, mit dem Handeln aus Freiheit nach der Vernunft ist hier gemeint, frei denken und wollen und so auch frei sagen und tun, was der Vernunft gemäß ist.

Wenige verstehen und erkennen an, dass dies ein Gesetz der göttlichen Vorsehung sein könne, weil ja der Mensch auf diese Weise auch frei ist, Böses und Falsches zu denken, während ihn doch die göttliche Vorsehung unausgesetzt zum Denken und Wollen des Guten und Wahren hinleitet Darum musst dies, um verständlich zu werden, deutlich entwickelt werden, und zwar folgendermaßen:

I. Der Mensch hat Vernunft und freien Willen oder Vernünftigkeit und Freiheit. Diese beiden Anlagen sind vom Herrn beim Menschen. ... Beim Nachdenken über beide Anlagen oder Fähigkeiten können einem mancherlei Zweifel kommen. Darum will ich an der Schwelle dieser Abhandlung nur einiges verraten über die Freiheit des Menschen, der Vernunft gemäß zu handeln.

Fürs erste musst man wissen, dass aller freie Wille der Liebe angehört. Darum sind Liebe und freier Wille dasselbe. Weil nun die Liebe das Leben des Menschen ist, gehört auch der freie Wille zu seinem Leben. Denn alles, was der Mensch als angenehm empfindet, stammt aus seiner Liebe; einen anderen Ursprung gibt es nicht. Aus dem Lustgefühl der Liebe handeln, heißt aus freiem Willen handeln; denn dieses Lustgefühl führt den Menschen wie etwas, das auf einem Strom schwimmt und von dessen Lauf entsprechend fortgetragen wird. Da es nun mehrere Arten der Liebe gibt, zusammen- und nicht zusammenstimmende, musst es auch verschiedene Arten des freien Willens geben, und zwar im allgemeinen drei: einen natürlichen, einen vernunftgemäßen und einen geistigen.

Natürlichen freien Willen (liberum naturale) besitzt jeder Mensch aufgrund von Vererbung, und er liebt aus ihm nur sich und die Welt; sein Leben besteht zuerst aus nichts anderem. Aus diesen beiden Arten der Liebe entsteht alles Böse und macht sie daher auch aus. Daraus folgt, dass Böses denken und wollen des Menschen natürlicher freier Wille ist und er es, hat er sich durch Vernunftschlüsse darin bestärkt, aus freiem Willen seiner Vernunft gemäß tut. Derartiges Handeln stammt aus seiner Anlage zur Freiheit und die Begründungen aus seiner Anlage zur Vernünftigkeit. ...

Vernunftmäßiger freier Wille (liberum rationale) entsteht aus der Liebe zum guten Ruf, um dadurch Ehre oder Gewinn zu erwerben. Der Lustreiz dieser Art Liebe besteht darin, dass man der äußeren Form nach als moralisch einwandfreier Mensch erscheine. Weil ein solcher Mensch seinen guten Ruf liebt, betrügt er nicht, bricht nicht die Ehe, rächt sich nicht und lästert auch nicht. Da er dies seiner Vernunft aneignet, spielt er auch freiwillig und seiner Vernunft gemäß den Aufrichtigen, Gerechten, Keuschen oder Freund. Aufgrund seiner Vernunft kann er sogar schöne Reden darüber halten. Ist aber seine Vernunft bloß natürlich und nicht zugleich geistig, bleibt sein freier Wille nur äußerlich und ist nicht innerlich, denn er liebt jenes Gute nicht innerlich, sondern nur äußerlich wegen seines guten Rufs. Daher ist das Gute, das er tut, nicht an sich gut Es mag auch sein, dass er sagt, man müsse das Gute um des allgemeinen Wohles willen tun, doch er sagt es nicht aus Liebe zum allgemeinen Wohl, sondern aus Liebe zur eigenen Ehre oder zum Gewinn. Der freie Wille eines solchen Menschen hat also nichts zu tun mit der Liebe zum allgemeinen Wohl, auch seine Vernunft nicht, die ja nur seiner Liebe beistimmt. Diese Art von vernunftmäßig freiem Willen ist folglich nur ein tiefer im Inneren liegender natürlicher freier Wille. Auch diese Art freien Willens lässt die göttliche Vorsehung des Herrn einem jeden hingehen.

Geistiger freier Wille (liberum spirituale) entspringt der Liebe zum ewigen Leben. Zu dieser Liebe und ihrer Wonne gelangt nur, wer das Böse als Sünde erkennt und es aus diesem Grunde nicht will und dabei zugleich zum Herrn aufblickt. Sobald der Mensch das tut, ist er in jenem freien Willen. Denn niemand kann das Böse als Sünde verabscheuen und deshalb unterlassen, es sei denn aus dem inneren oder oberen freien Willen, d.h. aus seiner inneren oder oberen Liebe. Dieser freie Wille erscheint anfänglich nicht als frei, ist es aber dennoch, und später erscheint er auch so. Ist dieser Zustand erreicht, handelt der Mensch aus dem eigentlichen freien Willen und der rechten Vernunft gemäß, indem er das Gute und Wahre denkt, will, sagt und tut. Dieser freie Wille wächst im selben Maße, wie der natürliche freie Wille abnimmt und eine dienende Funktion einnimmt. Er verbindet sich mit dem vernunftgemäßen freien Willen und läutert ihn.

Jeder kann diesen freien Willen erlangen, wenn er nur bedenken will, dass es ein ewiges Leben gibt. Annehmlichkeit und Glück des Lebens in der Zeit und für die Zeit sind ja gegenüber Wonne und Seligkeit des Lebens in der Ewigkeit und für die Ewigkeit nur wie ein vorübergehender Schatten. Der Mensch kann das bedenken, wenn er nur will, weil er Vernunft und Freiheit hat und der Herr, der beides in ihm angelegt hat, fortwährend darauf hinwirkt, dass er es kann. (GV 71-73)

II. Was imm er der Mensch aus freiem Willen tut, es sei vernünftig oder unvernünftig, hält er für sein Eigenes, wenn es nur seiner Vernunft entspricht. ...

Jeder Mensch mit unverhüllter Vernunft kann erkennen und begreifen, dass der Mensch ohne den Anschein, sich selbst anzugehören, weder die Neigung zum Wissen noch zur Einsicht hätte. Denn alles Angenehme und Erfreuliche, also alles was mit dem Willens zu tun hat, stammt aus einer Neigung, die zur Liebe gehört. Wer könnte etwas wissen oder einsehen wollen, ohne eine gewisse Freudigkeit der Neigung, und wer könnte eine solche empfinden, wenn ihm nicht das, was ihn anregt, als sein Eigenes erschiene? Wenn alles einem anderen gehörte, ihm selber hingegen nichts, d.h. wenn jemand aus seinen Neigungen etwas ins Gemüt eines anderen einflößte, der von sich aus gar keine Neigung zu Wissen und Einsicht hätte, würde der es aufnehmen, ja könnte er es überhaupt aufnehmen? Erschiene so ein Mensch nicht wie ein stumpfsinniger Tölpel? Damit ist klar: Obgleich alles einfließt, was der Mensch wahrnimmt, erkennt und weiß, und was er seiner Wahrnehmung gemäß will und tut, bewirkt die göttliche Vorsehung dennoch, dass es dem Menschen erscheint, als ob es ihm angehöre. Sonst würde der Mensch, wie gesagt, nichts aufnehmen und folglich nicht mit Einsicht und Weisheit begabt werden können. Bekanntlich gehört alles Gute und Wahre dem Herrn und nicht dem Menschen an, dennoch erscheint es dem Menschen als ob es ihm angehöre. Und weil alles Gute und Wahre so erscheint, darum auch alles, was Himmel und Kirche, Liebe und Weisheit, der tätigen Liebe und dem Glauben angehört — und gleichwohl gehört nichts davon dem Menschen an. Niemand könnte dies alles vom Herrn aufnehmen, schiene es ihm nicht, als ob er es aus sich selbst wahrnehme. Das belegt die Wahrheit dieser Behauptung, dass alles, was der Mensch aus freiem Willen tut — sei es nun vernünftig oder unvernünftig — ihm als sein eigener Wille erscheint, vorausgesetzt, es entspricht seiner Vernunft. (GV 74,76)

III. Alles, was der Mensch aus freiem Willen seinem Denken gemäß tut, wird ihm als Eigenes zugebilligt und bleibt. ...

Was der Mensch aus freiem Willen seinem Denken gemäß tut, bleibt ihm auch, wie gesagt. Denn von dem, was sich der Mensch angeeignet hat, lässt sich nichts mehr ausreißen, weil es zu einem Bestandteil seiner Liebe und zugleich seiner Vernunft, bzw. seines Willens und zugleich seines Verstandes, also seines Lebens geworden ist. Zwar kann es entfernt, nicht aber ausgestoßen werden. Wird es entfernt, wird es gleichsam vom Zentrum an die Peripherie versetzt, wo es verweilt. Mit anderen Worten: dort bleibt es.

Ein Beispiel: Hat sich ein Mensch in der Kindheit oder Jugend etwas Böses angeeignet, das er aus dem Lustreiz seiner Liebe heraus gern tat, etwa wenn er betrog, lästerte, sich rächte, unzüchtig lebte, so hat er sich das auch angeeignet, weil er es ja aus freiem Willen seinen Gedanken gemäß getan hatte. Tut er aber später Buße und meidet jenes Böse und betrachtet es als verabscheuenswerte Sünde, steht also aus freiem Willen seiner Vernunft gemäß davon ab, so wird ihm das jenem Bösen entgegengesetzte Gute angeeignet. Dieses bildet dann den Mittelpunkt und drängt das Böse immer weiter gegen die Peripherie hin zurück, je wie er sich davon abwendet und es abscheulich findet. Gleichwohl kann es nicht so vollständig ausgetrieben werden, dass man es als ausgerottet bezeichnen könnte. Infolge seiner Zurückdrängung kann es aber doch wie ausgerottet erscheinen. Das geschieht dadurch, dass der Mensch durch den Herrn vom Bösen abgehalten und im Guten erhalten wird. Dasselbe geschieht auch mit jedem ererbten Bösen, wie auch mit jedem Bösen, das der Mensch tatsächlich getan hat.

Ich sah das auch durch die Erfahrung bestätigt bei einigen Engeln im Himmel. Sie meinten, weil sie vom Herrn im Guten erhalten wurden, seien sie ohne Böses. Um sie nicht glauben zu lassen, das Gute, in dem sie waren, sei ihr eigenes, wurden sie aus dem Himmel fortgeschickt und in ihr Böses zurückversetzt Schließlich erkannten sie, dass sie von sich aus im Bösen waren, vom Herrn her aber im Guten. Danach wurden sie wieder in den Himmel zurückversetzt.

Man wisse also, dass das Gute dem Menschen nur in der Weise angeeignet wird, dass es im Grunde beständig dem Herrn beim Menschen angehört, dass der Herr aber dem Menschen, soweit er dies anerkennt, auch verleiht, dass ihm das Gute als sein eigenes erscheine, d.h. dass es ihm scheint, er liebe den Nächsten oder habe die Nächstenliebe bzw. tätige Liebe wie von sich aus, glaube oder habe Glauben wie von sich aus, tue das Gute und erkenne das Wahre wie von sich aus, sei also weise wie von sich aus. Daraus kann der Erleuchtete erkennen, von welcher Art und wie stark diese Scheinbarkeit ist, in welcher der Herr den Menschen erhalten will — Er will es aber, weil niemand ohne diesen Anschein selig werden kann. (GV 78,79)

IV. Durch diese beiden Anlagen wird der Mensch vom Herrn umgebildet und wiedergeboren, was ohne sie nicht möglich wäre. ...

Allein durch jene beiden Fähigkeiten — Vernunft und Freiheit genannt — kann der Mensch umgebildet und wiedergeboren werden, weil er nur durch seine Vernunft versteht und weiß, was böse und gut, folglich auch was falsch und wahr ist, und weil er die Freiheit hat, zu wollen, was er versteht und weiß. (GV 82,85)

V. Mit Hilfe dieser beiden Anlagen kann der Mensch umgebildet und wiedergeboren werden, soweit er durch sie zur Anerkennung gebracht werden kann, dass alles Gute und Wahre, das er denkt und tut, vom Herrn und nicht von ihm selbst stammt.

Die Vernunft befähigt den Menschen zu verstehen und die Freiheit, zu wollen — beides wie aus sich. Doch kann nur der Wiedergeborene das Gute aus freiem Willen wollen und es seiner Vernunft gemäß ausführen. Der Böse ist aus freiem Willen nur zu Bösem fähig und führt es in Übereinstimmung mit seinen Gedanken aus, die es mit Hilfe "guter Gründe" gleichsam seiner Vernunft aneignen. Böses lässt sich ja ebenso begründen wie Gutes, freilich nur durch Trugschlüsse und scheinbare Gründe, die zu Falschheiten werden, die — gut begründet — vernünftig erscheinen.

Wer immer über einen tiefer eindringenden Verstand verfügt, vermag einzusehen, dass der Mensch nicht von sich aus wollen und verstehen kann, sondern nur von Dem her, der das Können selbst ist, d.h. zu dessen Wesen es gehört. Man denke nur darüber nach, woher das Können stammt und frage sich, ob nicht von Ihm, in dessen Macht es steht, d.h. Der es in Sich selbst, also von Sich selbst besitzt. Daher ist das Können an sich etwas Göttliches. Zu jedem Können gehört zudem die Gelegenheit (copia), die gegeben sein musst, somit eine Bestimmung durch jemand, der innerlicher und höher ist, als man selbst. Auge, Ohr, Mund und Hand können nicht von sich aus sehen, hören, reden oder handeln; immer musst eine Gelegenheit und eine Bestimmung vom Gemüt her vorliegen. Aber auch das Gemüt kann von sich aus nicht dies oder das denken und wollen ohne etwas, das inwendiger oder höher ist als es selbst und es dazu bestimmt. Dasselbe gilt für die Fähigkeiten, etwas einsehen und wollen zu können. Auch sie können allein von Ihm her sein, Der das Wollen und Verstehen selbst ist. Damit ist klar, dass beide Anlagen, die wir als Vernunft und Freiheit bezeichnet haben, vom Herrn und nicht vom Menschen selbst stammen. Und weil dem so ist, kann der Mensch überhaupt nichts von sich aus wollen und erkennen, sondern nur wie von sich. Die Gründe dafür vermag jeder herauszufinden, wenn er nur weiß und glaubt, dass der Wille zu allem Guten und das Verständnis jeder Wahrheit vom Herrn und nicht vom Menschen stammt. Das Wort lehrt bei Joh.3/27; 15/5: "der Mensch könne nichts von sich selbst nehmen und nichts von sich selbst tun". (GV 87,88)

Es heißt, der Mensch könne nur so weit umgebildet und wiedergeboren werden, als er durch die genannten beiden Fähigkeiten zur Anerkennung zu bewegen ist, dass alles Gute und Wahre, das er denkt und tut, vom Herrn und nicht von ihm selbst stammt. Der Mensch kann das aber nur durch jene beiden Fähigkeiten anerkennen, weil sie vom Herrn stammen und dem Herrn beim Menschen angehören, wie aus dem oben Ausgeführten deutlich wurde. Daraus folgt auch, dass der Mensch nicht von sich, sondern nur vom Herrn aus dazu gelangen kann, obgleich wie von sich, weil der Herr das einem jeden verleiht Selbst wenn der Mensch meint, er vermöge es aus sich, sobald er weise geworden ist, musst er doch anerkennen, dass das nicht stimmt. Andernfalls ist das Wahre, das er denkt, nicht wirklich wahr und das Gute, das er tut, nicht wirklich gut, weil dahinter nur der Mensch selbst steht und nicht der Herr. Gutes, hinter dem nur der Mensch selbst steht und das um der ewigen Seligkeit willen getan wird, ist auf Verdienst aus; anders das Gute, hinter dem der Herr steht: es sucht kein Verdienst. (GV 90)

VI. Die Verbindung des Herrn mit dem Menschen und die wechselseitige Verbindung des Menschen mit dem Herrn geschieht durch diese beiden Anlagen. ...

Schon die bloße Vernunft zeigt, dass es keine Verbindung der Seelen gibt, die nicht auch gegenseitig wäre, da Gegenseitigkeit verbindet. Liebt einer den anderen, wird aber nicht wiedergeliebt, weicht der eine im selben Maß zurück wie der andere sich ihm nähert. Wird die Liebe erwidert, dann nähern sich beide einander, und es entsteht eine Verbindung. Die Liebe will auch geliebt werden. Das liegt in ihrem Wesen, und in dem Maß, wie sie auf Gegenliebe stößt, ist sie bei sich und in ihrer Lust Damit ist deutlich: Liebte nur der Herr seinerseits den Menschen, würde aber von diesem nicht wiedergeliebt, dann würde sich zwar der Herr dem Menschen nahen, dieser sich aber von Ihm zurückziehen. Der Herr würde also beständig wünschen, mit dem Menschen zusammenzukommen und zu ihm einzugehen, der Mensch aber sich von Ihm abwenden und entfernen. So ist es auch bei den Höllenbewohnern, aber mit den Himmlischen besteht eine wechselseitige Verbindung.

Weil der Herr um des Heils des Menschen willen mit ihm verbunden sein will, hat Er vorgesehen, dass beim Menschen etwas Gegenseitiges sei. Dieses besteht darin, dass das Gute, das der Mensch aus freiem Willen tut und das Wahre, das er aus seiner Vernunft will, denkt und spricht, den Anschein erwecken, sie kämen aus dem Menschen selbst. Der Mensch hat wirklich den Eindruck, das Gute seines Willens und das Wahre seines Verstandes seien sein Eigentum und sie gingen aus ihm hervor. Ein Unterschied ist nicht zu bemerken. Man achte einmal darauf, ob jemand es, selbst wenn er alle seine Sinne anspannt, anders empfinden kann. Der einzige Unterschied besteht in folgendem: der Mensch musst anerkennen, dass er nicht aus sich das Gute tut und das Wahre denkt, sondern aus dem Herrn, folglich Gutes und Wahres in Wirklichkeit nicht sein eigen sind. Wer aus einer Liebesregung so will und denkt, weil es wahr ist, bewirkt eine Verbindung mit dem Herrn; denn so blickt er auf den Herrn, wie Dieser auf ihn. (GV 92)

VII. Der Herr erhält diese beiden Anlagen ungeschmälert und als etwas Unverletzliches, wie weit auch seine göttliche Vorsehung voranschreitet, weil der Mensch ohne sie keinen Willen und Verstand hätte, also kein Mensch wäre.

Hinzu kommt, dass der Mensch ohne diese beiden Anlagen nicht mit dem Herrn verbunden, also nicht umgebildet und wiedergeboren werden könnte. Zudem besäße er ohne dieselben weder Unsterblichkeit noch ewiges Leben. (GV 96)

VIII. Deshalb ist es die Absicht der göttlichen Vorsehung, dass der Mensch aus freiem Willen nach der Vernunft handeln soll.

Ob man sagt, aus freiem Willen vernünftig handeln oder aus Freiheit der Vernunft folgen oder auch aufgrund von Wille und Verstand, läuft aufs selbe hinaus. Ein Unterschied aber besteht zwischen dem vernünftigen Handeln aus freiem Willen bzw. aus Freiheit der Vernunft zu folgen und dem wahrhaft vernünftigen Handeln aus wahrhaft freiem Willen bzw. aufgrund der wahren Freiheit der wahren Vernunft folgen. Denn ein Mensch, der aus Liebe zum Bösen böse handelt und das bei sich begründet, handelt zwar vernünftig und aus freiem Willen, aber sein freier Wille ist an sich nicht frei, ist also gar kein freier Wille. Er ist vielmehr ein höllischer freier Wille, der gleichbedeutend ist mit Knechtschaft, und seine Vernunft ist keine Vernunft an sich. Sie ist entweder unecht oder falsch oder etwas, das nur infolge von Begründungen als Vernunft erscheint. Dennoch steht beides unter der göttlichen Vorsehung; denn würde dem natürlichen Menschen die Freiheit entzogen, das Böse zu wollen und durch Begründungen seiner Vernunft gleichsam anzueignen, gingen Freiheit und Vernünftigkeit zugrunde, damit aber auch Wille und Verstand, und so könnte der Mensch nicht mehr vom Bösen weggeführt und umgebildet, also auch nicht mehr mit dem Herrn verbunden werden und ewig leben. Deshalb behütet der Herr die Willensfreiheit des Menschen ebenso wie der Mensch seinen Augapfel hütet. Und dennoch zieht der Herr den Menschen mit Hilfe des freien Willens vom Bösen ab, und in dem Grad, wie Ihm das gelingt, pflanzt Er ihm mit Hilfe des freien Willens Gutes ein. Auf diese Weise ersetzt Er nach und nach die höllische Willensfreiheit durch die himmlische. (GV 97)

Das Gesetz der göttlichen Vorsehung in Bezug auf die Entfernung des Bösen im inneren und äußeren Menschen

Ein Gesetz der göttlichen Vorsehung besteht darin, dass der Mensch wie aus eigenem Antrieb das Böse als Sünde in seinem äußeren Menschen entferne, denn nur dann kann der Herr auch das Böse in seinem Inneren und damit auch vollends in seinem Äußeren beseitigen. (GV 100)

Das Innere kann von bösen Begierden nur gereinigt werden, soweit das Böse im äußeren Menschen entfernt ist, weil es den Zugang versperrt. Das folgt aus dem, was oben dargelegt wurde, weil das äußere Denken an sich derselben Art ist wie das innere und sie so nicht nur zusammenhängen wie eines innerhalb des anderen, sondern auch wie eins aus dem anderen hervorgehen. Darum können sie nur zugleich mit einander entfernt werden. Mit jedem Äußeren, das aus einem Inneren hervorgeht, verhält es sich so; dasselbe gilt für alles Spätere, das aus einem Früheren und mit jeder Wirkung, die aus einer Ursache hervorgeht.

Da bei den Bösen die Begierden zusammen mit ihrer Hinterlist das Innere des Denkens bilden und die Lustreize der Begierden mit ihren Machenschaften das Äußere des Denkens — beide zu einem Ganzen fest verbunden —, so ergibt sich, dass das Innere nur von seinen Begierden gereinigt werden kann, soweit das Böse aus dem äußeren Menschen entfernt ist. Man musst wissen, es ist der innere Wille des Menschen, der seinen Begierden zugrundehegt und sein innerer Verstand, der die Basis seiner Hinterlist bildet. Dem äußeren Willen aber liegen die Lustreize der Begierden zugrunde und dem äußeren Verstand die Machenschaften der Hinterlist. Jeder kann auch verstehen, dass die Begierden mit ihren Lüsten eine Einheit bilden, so wie die Hinterlist und ihre Machenschaften, alle vier also in einer Reihe stehen und zusammen gleichsam ein Bündel darstellen. Dies zeigt wiederum, das Innere, das aus den Begierden besteht, kann nur ausgetrieben werden, wenn das aus Bösem bestehende Äußere entfernt wird. Die Begierden bringen durch ihre Lustreize das Böse hervor. Wird aber das Böse für erlaubt gehalten, was geschieht, wenn Wille und Verstand darin übereinstimmen, dann bilden Lustreize und Böses eine Einheit. Wie man weiß, kommt eine solche Übereinstimmung der Tat gleich. Darum sagt auch der Herr: "Wenn jemand das Weib eines anderen ansieht und sie begehrt, so hat er schon die Ehe mit ihr gebrochen in seinem Herzen": Matth.5/28. Dasselbe gilt für alle anderen Arten des Bösen. (GV 111)

Der Herr reinigt den Menschen erst dann von den Begierden seines Bösen, wenn der Mensch das Böse wie aus eigener Kraft entfernt, weil es vorher nicht geschehen kann. Das Böse ist nämlich im äußeren Menschen, die Begierden des Bösen aber sind im inneren Menschen; beide hängen zusammen wie der Stamm mit seinen Wurzeln. Wird daher das Böse nicht entfernt, ist eine Öffnung unmöglich, weil es die Tür versperrt und abschließt, die der Herr nur mit Hilfe des Menschen öffnen kann, wie gerade eben gezeigt wurde. Wenn daher der Mensch gleichsam aus eigener Kraft die Tür auftut, rottet der Herr gleichzeitig auch die Begierden aus. Ein Grund besteht auch darin, dass der Herr aufs Innerste des Menschen einwirkt und von dort her auf alles folgende bis zum Äußersten, und im Äußersten ist zugleich der Mensch. Solange daher der Mensch sein Äußerstes selbst verschließt, kann die Reinigung nicht stattfinden, sondern nur eine Einwirkung seitens des Herrn in die inneren Regionen des Betreffenden, wie sie auch in der Hölle besteht, deren Bild einen Menschen voller Begierden darstellt, der damit im Bösen ist. Diese Einwirkung des Herrn besteht nur in der Vorkehrung, dass eins nicht das andere vernichte und das Gute und Wahre nicht verletzt werde. Die folgenden Worte des Herrn in der Offenbarung des Johannes zeigen, dass Er unausgesetzt darauf dringt und besteht, dass der Mensch Ihm die Tür öffne: "Siehe, Ich stehe vor der Tür und klopfe an; wenn jemand Meine Stimme hört und die Tür auftut, so gehe Ich zu ihm ein und halte das Abendmahl mit ihm, und er mit Mir": Offenb.3/20.

Der Mensch weiß nicht das geringste vom inneren Zustand seines Gemüts oder seinem inneren Menschen, und doch liegt darin Unendliches, von dem ihm nicht eins zur Kenntnis kommt. Das Innere seines Denkens, sein innerer Mensch, ist nämlich sein Geist, der ebenso Unendliches oder Unzähliges enthält, wie sein Körper, ja sogar noch mehr. Denn seiner Form nach ist sein Geist Mensch, und alle Teile seines Geistes entsprechen allen Teilen seines Körpers. Wie der Mensch nun keinerlei Empfindung davon hat, wie sein Gemüt oder seine Seele auf die Teile seines Körpers im ganzen wie im einzelnen einwirkt, so erkennt er auch nicht, wie der Herr in alle Teile seines Gemüts oder seiner Seele, d.h. in alle Teile seines Geistes einwirkt. Diese Einwirkung erfolgt ununterbrochen, und der Mensch hat nicht teil daran. Gleichwohl vermag der Herr den Geist oder das Innere des Menschen von keiner Begierde des Bösen zu reinigen, solange der Mensch sein Äußeres verschließt, denn durch das Böse verschließt er sein Äußeres. Jedes einzelne Böse erscheint ihm nur als ein solches, obgleich in jedem einzelnen Unendliches liegt Meint der Mensch also eins zu entfernen, so entfernt der Herr damit das darin liegende unendlich Viele. Das ist damit gemeint, dass der Herr dann den inneren Menschen von den Begierden des Bösen reinige und zugleich vom Bösen selbst im äußeren. (GV 119,120)

Die göttliche Vorsehung des Herrn wirkt vom Innersten und vom Äußersten her zugleich ein. Es beruht darauf, dass nur so und nicht anders das Ganze und das Einzelne im Zusammenhang gehalten werden kann. Vom Innersten hängt nämlich alles bis zum Äußersten dazwischenliegende stufenweise ab, und im Äußersten ist alles vom Ersten an beisammen. ...

Hieraus ergibt sich wiederum, dass der Herr nur im Verein mit dem Menschen gleichzeitig vom Innersten und vom Äußersten einwirken kann; denn im Äußersten ist der Mensch mit dem Herrn zusammen. Wie daher der Mensch im Äußersten handelt, das in seinem Ermessen steht, weil es seinem freien Willen unterliegt, so handelt der Herr von seinem Innersten aus und nacheinander über die Abstufungen bis zum Äußersten. Was in seinem Innersten und in den Abstufungen bis zum Äußersten liegt, ist dem Menschen völlig unbekannt. Darum weiß er auch nicht, wie und was der Herr dort wirkt. Weil es aber mit dem Äußersten zusammen ein Ganzes bildet, ist dem Menschen nichts nötiger zu wissen, als dass er das Böse als Sünde fliehen und zum Herrn aufblicken soll. Nur so und nicht anders kann seine Lebensliebe, die von Geburt an höllisch ist, vom Herrn entfernt und durch eine himmlische Lebensliebe ersetzt werden. (GV 124,125)

Das Gesetz der göttlichen Vorsehung in Bezug auf Zwang in Sachen des Glaubens und der Religion

Es ist ein Gesetz der göttlichen Vorsehung, dass der Mensch nicht durch äußere Mittel dazu gezwungen werden soll, zu denken und zu wollen und damit auch zu glauben und zu lieben, was zur Religion gehört, vielmehr soll der Mensch sich selbst dazu bringen und zuweilen zwingen. Dieses Gesetz der göttlichen Vorsehung ergibt sich aus den beiden zuletzt behandelten. ...

Ein jeder Mensch weiß, dass niemand dazu gezwungen werden kann, etwas zu denken, das er nicht denken will und etwas zu wollen, von dem er denkt, er wolle es nicht; folglich auch nicht gezwungen werden zu glauben, was er nicht glaubt — vor allem, wenn er es nicht glauben will — oder vor allem zu lieben, was er nicht lieben will. Der Geist des Menschen, sein Gemüt, hat volle Freiheit, zu denken, zu wollen, zu glauben und zu lieben. Diese Freiheit beruht auf einem Einfluss aus der geistigen Welt, der keinen Zwang kennt. Der Geist oder das Gemüt des Menschen befindet sich nämlich schon hier und jetzt in der geistigen Welt. Die Freiheit beruht jedoch keineswegs auf einem Einfluss aus der natürlichen Welt, der auch nur aufgenommen wird, wenn er mit dem anderen zusammenwirkt.

Man kann zwar den Menschen dazu zwingen, dass er sagt, er denke und wolle oder er glaube und liebe dies oder jenes, entspricht es aber nicht seiner Neigung und folglich auch seiner Vernunft, so denkt, will, glaubt oder liebt er es gleichwohl nicht. Man kann den Menschen auch dazu zwingen, dass er sich für eine bestimmte Religion ausspricht und ihr gemäß handelt, aber man kann ihn nicht zwingen, auch entsprechend zu denken und zu lieben. Zwar wird in den Staaten, in denen Gerechtigkeit herrscht, jeder Bürger angehalten, nichts gegen die Religion zu reden oder zu tun, aber dennoch kann niemand dazu gezwungen werden, in Übereinstimmung mit ihr zu denken und zu wollen, gehört es doch zur Freiheit jedes Menschen, entweder in Übereinstimmung mit der Hölle zu denken und zu wollen oder in Übereinstimmung mit dem Himmel. Die Vernunft aber lehrt, wie der eine und wie der andere beschaffen ist und welches Los ihn erwartet; überhaupt hat der Wille durch die Vernunft die Wahl- und Entscheidungsfreiheit.

Damit ist klar, dass das Äußere das Innere nicht zwingen kann, obgleich es zuweilen geschieht. Dass es schädlich ist, soll im folgenden nachgewiesen werden:

I. Wunder und Zeichen verhelfen niemandem zur Umbildung, weil sie zwingend sind. ... Niemand kann leugnen, dass Wunder Glauben bewirken und kräftig dazu überreden, das für wahr zu halten, was der Wundertäter sagt und lehrt. Das nimmt das Äußere des Menschen anfänglich so sehr ein, dass es dasselbe gleichsam bindet und fasziniert. Doch wird der Mensch dadurch der beiden Fähigkeiten, Vernunft und Freiheit, beraubt, so dass er nicht mehr aus freiem Willen nach der Vernunft zu handeln vermag. In dem Fall kann der Herr Seinen Einfluss nicht mehr durch das Innere auf die äußeren Gedanken beim Menschen ausüben, sondern musst es ihm überlassen, mit seiner Vernunft zu begründen, was ihm durch ein Wunder zur Glaubenssache geworden ist.

Der Denkvorgang beim Menschen ist so, dass er vom Inneren des Denkens aus den Gegenstand in seinen äußeren Gedanken wie in einem Spiegel sieht. Der Mensch kann nämlich, wie oben bereits angedeutet wurde, seine Gedanken sehen, und das ist nur von einem inwendigeren Denken aus möglich. Sieht er nun den Gegenstand seines Denkens wie in einem Spiegel, kann er ihn auch hin- und herwenden und ihn so lange gestalten, bis er ihm als schön erscheint. Betrifft der Gegenstand eine Wahrheit, kann man ihn mit einer schönen und lebensvollen Jungfrau oder einem entsprechenden Jüngling vergleichen. Kann aber der Mensch den Gegenstand seines Denkens nicht nach verschiedenen Seiten umwenden und Gestalt annehmen lassen, sondern ihn nur aufgrund der durch das Wunder bewirkten Überredung glauben, ist der betreffende Gegenstand, sofern er aus einer Wahrheit besteht, nur mit der steinernen Statue einer Jungfrau oder eines Jünglings zu vergleichen, die kein Leben hat. Er lässt sich auch einem beständig vor Augen schwebenden Gegenstand vergleichen, den man aber nur von vorn sieht, so dass Seiten und Rückseite verborgen bleiben. Ferner kann man ihn mit einem ununterbrochen im Ohr erklingenden einzelnen Ton vergleichen, der keine Harmonie ergibt, die nur aus verschiedenen Tönen erklingt. Eine derartige Blindheit und Taubheit bringen Wunder dem menschlichen Gemüt bei. Ähnlich verhält es sich mit jeder Behauptung, die nicht zuvor einigermaßen rational betrachtet und begründet wurde.

Das alles zeigt, ein durch Wunder bewirkter Glaube ist kein Glaube, sondern eine Überredung, weil in ihm nichts Vernünftiges, geschweige denn Geistiges liegt. Ein solcher Glaube ist nur etwas Äußeres ohne ein Inneres. Dasselbe gilt für alles, was der Mensch aufgrund eines solchen Überredungsglaubens tut, ob er nun Gott anerkennt, zu Hause oder in der Kirche anbetet oder ob er Gutes tut. Bringt nur ein Wunder den Menschen zur Anerkennung Gottes und zur Anbetung und Frömmigkeit, handelt er aus dem natürlichen, nicht aus dem geistigen Menschen in sich. Denn das Wunder lässt den Glauben nur auf äußere, nicht auf innere Weise in ihn einfließen, also von der Welt, nicht vom Himmel her. Der Herr aber geht nur auf dem inneren Weg zum Menschen ein, durch das Wort und die darauf beruhende Lehre und Predigt. Weil die Wunder diesen Weg verschließen, geschehen heutzutage keine Wunder.

Diese Eigenart der Wunder wird deutlich an denen, die vor dem jüdischen und israelitischen Volk geschahen. Obgleich dieser Wunder so viele waren, zuerst in Ägypten, später beim Schilfmeer, dann in der Wüste, besonders aber bei der Verkündigung der Gebote am Berg Sinai, machte sich doch das Volk, als Moses so lange auf dem Berg verweilte, nach einem Monat ein goldenes Kalb und sprach: "Das ist dein Gott, Israel, der dich aus dem Land Ägypten heraufgeführt hat": 2.Mose 32/4-6. Dasselbe zeigte sich danach bei den Wundern, die im Land Kanaan geschahen, wo sie wiederum oft vom vorgeschriebenen Gottesdienst abwichen. Und ebenso erwies es sich an den Wundern, die der Herr vor ihren Augen tat, als Er in der Welt war, und Den sie dennoch kreuzigten.

Dass bei den Juden und Israeliten Wunder geschahen, hatte seinen Grund in ihrer vollkommenen Äußerlichkeit. Sie wurden nur darum ins Land Kanaan eingeführt, um die Kirche und ihr inneres Leben durch das Äußere des Gottesdienstes vorzubilden, was der böse ebenso wie der gute Mensch gleichermaßen kann. Denn das Äußere sind Ritualien, die bei ihnen samt und sonders Geistiges und Himmlisches bezeichneten. Sogar Aaron konnte, obwohl er das goldene Kalb gemacht und seine Anbetung befohlen hatte (2.Mose 32/2-5,35), gleichwohl den Herrn und das Werk der Erlösung repräsentieren. Weil die Israeliten durch das Innere des Gottesdienstes nicht dazu gebracht werden konnten, jene Dinge vorzubilden, wurden sie durch Wunder dazu gebracht, ja dazu angehalten und gezwungen.

Sie konnten aber deshalb nicht dazu gebracht werden, weil sie den Herrn nicht anerkannten, obgleich das ganze Wort, das bei ihnen war, allein vom Herrn handelt. Wer aber den Herrn nicht anerkennt, kann vom Inneren des Gottesdienstes nichts in sich aufnehmen. Nachdem Sich aber der Herr geoffenbart hat und von den Kirchen aufgenommen und anerkannt wurde, haben die Wunder aufgehört. (GV 129-132)

II. Durch Visionen und Reden mit Verstorbenen wird niemand umgebildet, weil sie zwingend sind. ...

Die Worte des Herrn über den Reichen in der Hölle und Lazarus im Schoß Abrahams zeigen deutlich, dass niemand dadurch umgebildet wird, dass er mit Verstorbenen spricht. Der Reiche sagte nämlich: "Ich bitte dich, Vater Abraham, dass du den Lazarus sendest in das Haus meines Vaters, denn ich habe fünf Brüder, damit er ihnen Zeugnis gebe, auf dass sie nicht auch an diesen Ort der Qual kommen. Abraham aber sprach: Sie haben Moses und die Propheten; sie sollen auf sie hören! Der aber sagte: Nein, Vater Abraham, sondern wenn einer von den Toten zu ihnen käme, so würden sie Buße tun. Jener aber antwortete: Wenn sie auf Moses und die Propheten nicht hören, so werden sie auch nicht überzeugt werden, wenn einer von den Toten aufersteht": Luk.16/27-31.

Das Reden mit Verstorbenen hätte dieselbe Wirkung wie die Wunder, von denen oben die Rede war. Der Mensch würde dadurch nämlich nur für kurze Zeit überredet und zur Gottesverehrung angehalten werden. Weil aber der Mensch auf diese Weise seine Vernünftigkeit verlöre und sein Böses, wie oben gezeigt wurde, nur abgekapselt würde. Wird diese Verzauberung bzw. diese innere Fessel gelöst, bricht das eingeschlossene Böse mit Gotteslästerung und Entweihung hervor. Aber das geschieht nur, wenn die Geister etwas Dogmatisches der Religion anführen, was niemals vonseiten eines guten Geistes, geschweige denn eines himmlischen Engels geschieht.

Dennoch wird das Reden mit Geistern gestattet, selten jedoch mit Engeln des Himmels. In den vergangenen Jahrhunderten wurde es vielen Menschen gestattet. Wenn das geschieht, reden die Geister oder Engel mit dem Menschen in seiner Muttersprache, jedoch nur wenige Worte. Geistwesen, die aufgrund einer Erlaubnis des Herrn mit dem Menschen sprechen, sagen niemals etwas, das die Freiheit der Vernunft aufhebt, und sie belehren auch nicht, lehrt doch der Herr allein den Menschen; Er indessen mittelbar durch das Wort in der Erleuchtung. (GV 134,135)

III. Durch Drohungen und Strafen wird niemand umgeb ildet, weil sie zwingend sind. ... Die Menschen durch Drohungen und Strafen zur Gottesverehrung zwingen, ist verderblich ... Zudem kapselt der erzwungene Gottesdienst das Böse ein, das dann wie das Feuer im Holz unter der Asche schwelt, sich heimlich nährt und ausbreitet, bis es schließlich in Flammen ausbricht. Der nicht erzwungene, sondern freiwillige Gottesdienst birgt nichts Böses in sich. Dieses gleicht daher eher einem Feuer, das plötzlich aufflammt, aber dann gelöscht wird. ... Das wirkliche Innere des Denkens, von dem oben die Rede war, lässt sich von keiner Furcht zwingen. Es kann aber von der Liebe und aus Furcht vor deren Verlust gezwungen werden. Der wahre Sinn der "Gottesfurcht" ist nichts anderes. Von der Liebe und von der Furcht vor deren Verlust gezwungen werden heißt aber, sich selbst zwingen. Sich selbst zwingen ist nicht gegen Vernunft und Freiheit, wie man noch sehen wird.

Der erzwungene Gottesdienst ist ein fleischlicher, lebloser, finsterer und trauriger. Er ist fleischlich, weil Angelegenheit des Körpers, nicht des Gemüts, leblos, weil ohne Leben, finster, weil ohne Verstand, und traurig, weil keine himmlische Freude mit ihm verbunden ist. Der freiwillige Gottesdienst hingegen — die Echtheit vorausgesetzt — ist geistiger, lebendiger, lichtvoller und heiterer Art. Er ist geistig, weil erfüllt vom Geist des Herrn, lebendig, weil erfüllt von Seinem Leben, lichtvoll, weil die Weisheit des Herrn und heiter, weil der Himmel des Herrn in ihm ist (GV 136,137)

IV. In Zuständen der Unvernunft und Unfreiheit wird niemand umgebildet. Es gibt verschiedene Zustände der Unfreiheit und Unvernunft, doch lassen sie sich im allgemeinen zurückführen auf Furcht, Unglück, Krankheiten des Gemüts und des Körpers, Unwissenheit und Verblendung des Verstandes. Über jeden einzelnen dieser Zustände soll im Folgenden einiges gesagt werden.

Im Zustand der Furcht wird niemand umgebildet, weil er den freien Willen und die Vernunft bzw. Freiheit und vernünftiges Denken aufhebt. Liebe öffnet das Innere des Gemüts, Furcht verschließt es. Ist es aber verschlossen, denkt der Mensch wenig, und nur das, was sich Geist und Sinnen unmittelbar darbietet. Jede Furcht, die das Gemüt ankommt, ist dieser Art.

Im Denken des Menschen ist, wie oben gezeigt wurde, ein inneres und ein äußeres zu unterscheiden. Ins Innere des Denkens kann die Furcht niemals eindringen; es ist immer in Freiheit, weil in seiner Lebensliebe; in äußere Gedanken hingegen kann sie eindringen, und wenn ihr das gelingt, verschließt sie das Innere des Denkens, und dann kann der Mensch nicht mehr frei und in Übereinstimmung mit seiner Vernunft handeln, also auch nicht umgebildet werden.

Vor allem die Furcht vor dem Verlust von Ehre und Gewinn dringt ins äußere Denken ein und verschließt das Innere. Die Furcht vor bürgerlichen oder äußeren kirchlichen Strafen verschließt das Innere des Denkens nicht, weil die entsprechenden Gesetze Strafe nur für die Menschen vorsehen, die gegen die bürgerlichen Gesetze des Staates und die geistlichen der Kirche reden und handeln, nicht aber für die, die nur entsprechend denken.

Die Furcht vor den Höllenstrafen kann zwar die äußeren Gedanken beherrschen, doch nur für kurze Zeit, für Stunden oder Tage; bald entlässt sie es wieder in seine Freiheit aus dem inneren Denken, das recht eigentlich Geist und Liebe des Menschenlebens ist und das Denken des Herzen genannt wird.

Die Furcht vor dem Verlust von Ehre und Gewinn hingegen dringt in die äußeren Gedanken des Menschen ein, verschließt sein inneres Denken dem Einfluss aus dem Himmel und bewirkt, dass der Mensch nicht umgebildet werden kann. Die Lebensliebe jedes Menschen ist nämlich von Geburt an die Selbst- und Weltliebe, die Selbstliebe aber ist eins mit der Liebe zur Ehre und die Weltliebe mit der Liebe zum Reichtum. Besitzt daher der Mensch viel Ehre und Reichtum, sichert er sich aus Furcht vor deren Verlust die Mittel, sie zu erhalten, und diese Mittel sind sowohl bürgerlicher als kirchlicher Art, also beide mit Gewalt verbunden. Ebenso handelt, wer noch nicht viel Ehre und Reichtum hat, aber danach strebt. Er lebt jedoch dabei in der Furcht, damit seinen guten Ruf zu verlieren.

Es heißt, jene Furcht dringe ins Äußere des Denkens ein und verschließe das Innere von oben her gegen den himmlischen Einfluss. Verschlossen nennt man es, wenn es mit dem Äußeren ganz und gar eins bildet, weil es dann nicht in sich, sondern im Äuß eren ist. Da nun aber die Selbst- und Weltliebe höllische Liebesarten und Quellen alles Bösen sind, ist klar, wie das Innere des Denkens bei den Menschen beschaffen ist, deren Lebens- oder herrschende Liebe sie darstellen. Es ist offenbar erfüllt von Begierden des Bösen aller Art. Das ist denen nicht bewusst, die aus Furcht vor dem Verlust von Würde und Reichtum sich betont religiös geben, vor allem wenn ihre Religion mit sich bringt, dass sie wie göttliche Wesen oder auch wie plutonische Wesen in der Hölle verehrt werden. Sie können vor Eifer brennen für das Heil der Seelen, wenn auch aus höllischem Feuer. Diese Furcht hebt vor allem die eigentliche Vernünftigkeit und Freiheit auf, deren Ursprung himmlisch ist — und damit dürfte klar sein, dass sie die Möglichkeit verhindert, den Menschen umzubilden.

Niemand kann im Zustand des Unglücks umgebildet werden, wenn er erst dann an Gott denkt und von Ihm Hilfe erfleht. Denn das ist ein erzwungener Zustand, aus dem der Mensch — sobald seine Freiheit wiederhergestellt ist — in seinen früheren Zustand zurückkehrt, in dem er wenig oder gar nicht an Gott gedacht hatte. Anders bei denen, die schon im Zustand der Freiheit gottesfürchtig waren. "Gottfürchten" heißt, sich fürchten, Ihn durch Sündigen zu beleidigen, was im Grunde nichts mit Furcht, sondern mit Liebe zu tun hat. Wer fürchtet sich nicht davor, jemanden zu beleidigen, den er liebt, und je lieber er ihn hat, desto mehr? Ohne diese Art von Ehrfurcht ist Liebe ohne Salz und oberflächlich, nur eine gedankliche Angelegenheit, nicht eine des Willens. Unter Zuständen des Unglücks verstehen wir Verzweiflung in gefährlichen Situationen, wie im Krieg, beim Zweikampf, bei Schiffbruch, Unfällen, Feuersbrünsten, plötzlichem Verlust des Eigentums, der beruflichen Stellung samt dem damit verbundenen Ansehen und ähnliches. Nur unter solchen Umständen an Gott denken, heißt nicht aus Gott, sondern aus sich selber denken. Das Gemüt ist dann gleichsam im Körper eingekerkert, also nicht in Freiheit und darum auch nicht im Zustand der Vernünftigkeit. Ohne beide gibt es aber keine Umbildung.

Auch im Zustand der Gemütskrankheit kann niemand umgebildet werden, weil dadurch die Vernünftigkeit ebenso wie die Freiheit, in Übereinstimmung mit der Vernunft zu handeln, aufgehoben wird. Nur ein gesundes, nicht ein krankes Gemüt ist vernünftig. Zu diesen Krankheiten gehören die Schwermut (melancholia), das unechte und heuchlerische Gewissen, Phantasien verschiedener Art, seelische Schmerzen infolge von Unglück, Angst und Bedrückung des Gemüts wegen eines körperlichen Fehlers. Dergleichen hält man bisweilen fälschlich für Versuchungen. Echte Versuchungen haben Geistiges zum Gegenstand, und in ihnen ist das Gemüt verständig, jene aber haben Natürliches zum Gegenstand, und in diesen ist das Gemüt unverständig.

Auch im Zustand körperlicher Krankheit wird niemand umgebildet, weil die Vernunft dann ebenfalls nicht frei ist, hängt doch der Gemütszustand von dem des Körpers ab. Ist der Körper krank, betrifft das auch das Gemüt, wenn auch nur infolge der durch die Krankheit erzwungenen Zurückgezogenheit von der Welt. Ein von der Welt abgekapseltes Gemüt denkt zwar an Gott, aber nicht aus Gott, weil es nicht in der Freiheit der Vernunft ist. Freiheit der Vernunft besitzt der Mensch, wenn er sich zwischen dem Himmel und der Welt in der Mitte befindet und daher vom Himmel oder von der Welt her oder auch aus dem Himmel über die Welt denken kann. Ist der Mensch aber krank und denkt an den Tod und wie dann der Zustand seiner Seele sein wird, ist sein Geist von der Welt abgekapselt. In solch einsamem Zustand kann niemand umgebildet werden. War er aber schon vor der Krankheit umgebildet, kann er dadurch befestigt werden.

Dasselbe gilt für Menschen, die der Welt und aller irdischen Tätigkeit entsagt haben und sich ausschließlich Gedanken an Gott, Himmel und ewige Seligkeit hingeben. Darüber jedoch an anderer Stelle mehr. Wer also nicht schon vor der Krankheit umgebildet war, wird bei seinem Tod so se in, wie er vor der Krankheit war. Daher ist es töricht zu denken, jemand könne im Zustand der Krankheit Buße tun und etwas vom Glauben in sich aufnehmen; denn eine solche Buße hat nichts mit selbstbestimmten Handeln zu tun, und in solchem Glauben liegt keine Liebe. In beiden Fällen bleibt alles lediglich Sache des Mundes, nicht des Herzens.

Auch im Zustand der Unwissenheit wird niemand umgebildet, weil jede Umbildung durch Wahrheiten und ein entsprechendes Leben geschieht. Darum können Menschen, welche die Wahrheiten nicht kennen, auch nicht umgebildet werden. Wenn sie jedoch aus Neigung nach den Wahrheiten verlangen, werden sie nach dem Tode in der geistigen Welt umgebildet.

Im Zustand der Verblendung des Verstandes kann ebenfalls kein Mensch umgebildet werden. Denn verblendete Menschen kennen keine Wahrheiten und folglich nicht das Leben, da der Verstand die Wahrheiten lehren und der Wille sie üben musst. Tut der Wille, was der Verstand lehrt, wird dem Betreffenden ein Leben zuteil, das der Wahrheit entspricht; ist sein Verstand jedoch verblendet, ist auch sein Wille wie verstopft. Er tut dann aus freiem Willen und in Übereinstimmung mit seiner Vernunft nur das im Verstand begründete Böse, das aber falsch ist. Nicht nur Unwissenheit verblendet jedoch den Verstand, sondern auch eine Religion, die blinden Glauben an falsche Dogmen fordert. Denn wie die Wahrheiten den Verstand öffnen, so verschließen ihn Falschheiten. Sie verschließen ihn nach oben und öffnen ihn nach unten. Ein nach unten offener Verstand kann die Wahrheiten nicht erkennen, sondern nur begründen, was er will, vor allem das Falsche. Der Verstand wird auch durch Begierden des Bösen verblendet. Solange der Wille den Begierden verhaftet ist, treibt er den Verstand an, sie zu begründen, und soweit ihm das gelingt, kann der Wille keine Neigungen zum Guten entwickeln und von daher die Wahrheiten erkennen und umgebildet werden. (GV 138-144)

V. Sich selbst zwingen ist nicht gegen Vernunft und Freiheit. ... Weil nun das Innere und Äußere des Gemüts so geschieden sind, kann das Innere mit dem Äußeren kämpfen und es dadurch zur Übereinstimmung drängen. Der Kampf entsteht, wenn der Mensch denkt, das Böse sei Sünde und deshalb wolle er davon abstehen. Sobald er das tut, öffnet sich eine Pforte, und dann werden vom Herrn die Begierden des Bösen ausgetrieben, die das Innere des Denkens belagern, und an ihrer Stelle werden gute Neigungen eingepflanzt. Das vollzieht sich im Inneren des Denkens. Doch weil die Lustreize der bösen Begierden die äußeren Gedanken belagern und nicht zugleich ausgestoßen werden können, entsteht ein Kampf zwischen dem Inneren und Äußeren des Denkens. Das Innere möchte jene Lustreize austreiben, weil sie böse sind und nicht mit den Neigungen zum Guten übereinstimmen, in denen jetzt das Innere ist; es möchte an die Stelle der bösen Lustreize gute, übereinstimmende setzen. Unter diesen guten Lustreizen versteht man das Gute der tätigen Liebe, und aus diesem Widerspruch entsteht jener Kampf, der, wenn er sich steigert, Versuchung genannt wird.

Weil nun der Mensch Mensch ist durch das Innere seines Denkens — denn eben dies ist der Geist des Menschen —, so steht fest, dass der Mensch sich selbst zwingt, wenn er seine äußeren Gedanken zur Übereinstimmung oder zur Aufnahme der mit seinen Neigungen verbundenen Freuden zwingt, die das Gute der tätigen Liebe sind. Es ist klar, dass das nicht gegen Freiheit und Vernunft verstößt, sondern ihnen gemäß ist, denn die Vernunft beschwört diesen Kampf herauf und die Freiheit führt ihn durch. Auch wohnt ja eben die Freiheit zusammen mit der Vernunft im inneren Menschen und von da aus im äußeren.

Wenn daher das Innere siegt, d.h. wenn es das Äußere zur Übereinstimmung und zum Gehorsam gebracht hat, verleiht der Herr dem Menschen die wahre Freiheit und die wahre Vernunft. Denn damit hat ja der Herr den Menschen der höllischen Freiheit entrissen, die an sich nur Knechtschaft ist, und ihn in die himmlische, die Freiheit an sich, und in die Gemeinschaft der Engel versetzt. Der Herr selbst lehrt bei Joh.8/31-3 6, dass die Knechte sind, welche die Sünde tun, und Er alle frei macht, die durch das Wort die Wahrheit von Ihm aufnehmen. (GV 145)

Menschen aber, die aus eigenem Antrieb um der Freiheit willen dienen, zwingen sich selbst, und indem sie das tun, handeln sie aus freiem Willen nach ihrer Vernunft. Sie tun dies jedoch aus einer inneren Freiheit, von der aus die äußere Freiheit als Knechtschaft betrachtet wird. (GV 148)

Die göttliche Vorsehung wird nicht gesehen und empfunden, sondern gekannt und anerkannt

Es ist ein Gesetz der göttlichen Vorsehung, dass der Mensch nichts von ihrem Walten wahrnehmen und empfinden, aber doch Kenntnis von ihr haben und sie anerkennen soll.

Der natürliche Mensch glaubt nicht an die göttliche Vorsehung und denkt sich: "Wie sollte es eine Vorsehung geben, da die Bösen zu Ehren gelangen und mehr Reichtümer anhäufen als die Guten, und ihnen, obwohl sie an keine göttliche Vorsehung glauben, vieles besser gelingt als denen, die an sie glauben? Und müssen nicht die Gläubigen und Frommen durch List und Bosheit der Ungläubigen und Gottlosen vielfach Kränkungen, Schäden und Unglück, ja zuweilen sogar den Tod erleiden?" Und er denkt sich ferner: "Habe ich nicht selbst deutlich erfahren, dass hinterlistige Kunstgriffe, gelingt es dem Menschen nur, sie mit erfinderischer Schlauheit als redlich und gerecht erscheinen zu lassen, mehr ausrichten als Redlichkeit und Gerechtigkeit? Und besteht im übrigen das Leben nicht aus Notwendigkeiten, Konsequenzen und Zufällen, die nichts mit göttlicher Vorsehung zu tun haben? Notwendigkeiten gehören nun einmal zur Natur. Beruhen Konsequenzen nicht auf Ursachen, die aus der natürlichen oder bürgerlichen Ordnung hervorgehen? Und entstehen Zufälle nicht ohne oder aus unbekannten Ursachen?" So etwa denkt innerlich der natürliche Mensch, der Gott nichts, aber der Natur alles zuschreibt. Und da Gott und die göttliche Vorsehung dasselbe sind, schreibt er selbstverständlich auch nichts der Vorsehung zu.

Ganz anders spricht oder denkt der geistige Mensch in seinem Inneren. Obgleich auch er die göttliche Vorsehung in ihrem Walten weder mit seinem Denken begreifen noch mit seinem Sehvermögen wahrnehmen kann, weiß er doch um sie und erkennt sie an. Die erwähnten Scheinbarkeiten samt den aus ihnen entspringenden Täuschungen haben den Verstand bei den anderen verblendet. Dieser bleibt ohne Sehvermögen, sofern die Täuschungen und Irrtümer, durch die Blindheit und Finsternis entstehen, nicht ausgetrieben sind. Das kann jedoch nur durch Wahrheiten geschehen, welche die Kraft haben, das Falsche auszutreiben. Darum sind sie aufzuschließen.

Es ist ein Gesetz der göttlichen Vorsehung, dass der Mensch nichts von ihrem Walten wahrnehmen und empfinden, aber doch Kenntnis von ihr haben und sie anerkennen soll. ... Hier wird nun zu zeigen sein, dass der Mensch nicht die Freiheit hätte, seiner Vernunft gemäß zu handeln und es ihm auch nicht erschiene, als handele er aus sich selbst, wenn er das Wirken der göttlichen Vorsehung wahrnähme und empfände. Gleichwohl würde er auch dann von ihr geführt werden, weil ja der Herr durch Seine göttliche Vorsehung alle führt und der Mensch sich, wie oben dargelegt wurde, nur scheinbar selber führt. Geschähe das bei lebendiger Wahrnehmung und Empfindung, wäre er sich seines Lebens nicht bewusst und würde wenig anders als ein Automat (sculptile = eigtl. Schnitzbild) zum Tönen und Bewegen angeregt werden. Wäre er sich seines Lebens dennoch bewusst, würde er nur wie ein in Handschellen und Fußeisen Gebundener geführt oder wie das Zugvieh vor einem Wagen. Wer vermag nicht zu sehen, dass unter dieser Bedingung der Mensch weder freien Willen noch Vernunft hätte, da doch jeder nur aus und in Freiheit eigene Gedanken denkt und ihm alles andere als nicht von ihm, sondern von einem anderen stammend erscheint. Lotet man das noch tiefer aus, nimmt man wahr, dass der Mensch unter diesen Umständen weder Gedanken noch Vernunft hätte, also überhaupt kein Mensch wäre. (GV 175,176)

Dem Menschen wird nicht gewährt, Ereignisse vorherzuwissen, vor allem damit er aus freiem Willen und in Übereinstimmung mit seiner Vernunft handeln kann. Bekanntlich will der Mensch von allem, was er liebt, auch das Ergebnis. Darauf zielt seine Vernunft. Ferner ist bekannt, dass der Mensch in seiner Vernunft nur überlegt, was seinem Verlangen entspringt, um es mit Hilfe seiner Gedanken zu verwirklichen. Wüsste er aber die Wirkung oder das Ergebnis aufgrund göttlicher Vorhersage schon im voraus, würde seine Vernunft zum Stillstand kommen, und damit auch das Verlangen. Das Verlangen zugleich mit der Vernunft nimmt nämlich in der Wirkung ein Ende, und beginnt dann von neuem. Der eigentliche Lustreiz der Vernunft besteht darin, aufgrund des Verlangens bereits den zukünftigen Erfolg zu sehen, und zwar möglichst nicht erst, wenn er sich einstellt, sondern schon, wenn er noch fern ist. Daraus entsteht für den Menschen, was man Hoffnung nennt, und diese wächst oder schwindet je nachdem, wie sicher die Vernunft den Erfolg sieht oder erwartet. Der Lustreiz erfüllt sich im Erfolg, dann aber gerät er — zugleich mit den darauf verwendeten Gedanken — in Vergessenheit.

Das Vorherwissen der Zukunft hebt das eigentlich Menschliche auf, das im Handeln aus freiem Willen in Übereinstimmung mit der Vernunft liegt. Darum wird niemand gewährt, die Zukunft zu kennen — hingegen ist es jedem erlaubt, aus seiner Vernunft heraus auf die Zukunft zu schließen. Dadurch ist die Vernunft mit allem, was zu ihr gehört, in ihrem Leben. Aus diesem Grund kennt der Mensch sein Schicksal nach dem Tode nicht und kein Ereignis, ehe es eintritt. Wüsste er es vorher, würde er nicht mehr im Inneren darüber nachdenken, wie er sein Handeln und Leben ausrichten musst, um dahin zu gelangen, sondern nur aus seinem äußeren Ich denken, dass er ja dahin gelangen werde. Ein solcher Zustand aber verschließt das Innere seines Gemüts, in dem die beiden Fähigkeiten seines Lebens, Freiheit und Vernunft, vorzugsweise ihren Sitz haben. Das Verlangen, die Zukunft vorherzuwissen, ist den meisten Menschen angeboren, doch liegt sein Ursprung in der Liebe zum Bösen. Deshalb wird es denen, die an die göttliche Vorsehung glauben, genommen. Statt dessen wird ihnen das Vertrauen eingepflanzt, dass der Herr ihr Geschick ordne. Sie wollen darum ihre Zukunft gar nicht vorauswissen, schon um sich nicht irgendwie in die göttliche Vorsehung einzumischen. Das lehrt auch der Herr durch mehrere Gleichnisse bei Lukas 12/14-48. (GV 178,179)

Der Herr, Der alles voraussieht und auch alles vorsieht, verbirgt aus diesem Grunde die Wirkungen Seiner Vorsehung, und zwar so sehr, dass der Mensch kaum weiß, dass es eine Vorsehung gibt, und der Herr gibt sogar zu, dass man das, was getan wird, der eigenen Klugheit, und was sich als zufällig zeigt, dem Glück zuschreibe, ja, Er lässt auch lieber zu, dass der Mensch vieles der Natur zuschreibt, als dass er sich durch auffallende und deutliche Zeichen der göttlichen Vorsehung und Gegenwart zu ungeeigneter Zeit in heilige Gesinnungen versenke, in denen er nicht bleibt. Der Herr lässt auch nach den übrigen Gesetzen Seiner Vorsehung dasselbe zu, nämlich nach den Gesetzen, dass der Mensch freien Willen haben und das, was er tut, nach seiner Vernunft tun soll, und somit ganz wie aus sich. Denn es ist besser, dass der Mensch die Einwirkungen der göttlichen Vorsehung seiner Klugheit und dem Glück (oder Zufall) zuschreibe, als dass er sie anerkennt und dennoch wie ein Teufel lebt. (EKO 1159)

Die göttliche Vorsehung wird von hinten, und nicht von Angesicht gesehen

Der Mensch darf die göttliche Vorsehung nur im Nachhinein, nicht im Augenblick erkennen, auch nur im geistigen, nicht im natürlichen Zustand, d.h. er darf auf sie zurück-, nicht aber vorausblicken; vom geistigen und nicht vom natürlichen Zustand aus heißt, sie vom Himmel, nicht von der Welt her erkennen. Alle Menschen, die den himmlischen Einfluss aufnehmen und die göttliche Vorsehung anerkennen, vor allem jene, die durch Umbildung geistig geworden sind, sehen und bekennen sie, wie aus innerer Erkenntnis, sobald sie an das wunderbare Zusammentreffen von Ereignissen in ihrem Leben denken. Sie begehren auch nicht, die Vorsehung im Augenblick, d.h. ehe sie zum Vorschein kommt, zu erkennen, weil sie befürchten, dadurch könne sich ihr Wille irgendwie in die Ordnung und den Verlauf ihrer Entwicklung einmischen.

Anders Menschen, die keinen Einfluss aus dem Himmel zulassen, sondern nur aus der Welt, vor allem diejenigen, die dadurch, dass sie Scheinbarkeiten bei sich begründet haben, zu bloß natürlichen Menschen geworden sind. Sie erkennen auch nachträglich nichts von der göttlichen Vorsehung, d.h. wenn sie geschehen ist, sondern wollen sie im Augenblick sehen oder sogar noch bevor sie zum Vorschein kommt. Und we il die göttliche Vorsehung durch Mittel wirkt, die durch den Menschen oder die Welt geschehen, schreiben diese Menschen alles entweder dem Menschen oder der Natur zu und versteifen sich auf diese Weise auf ihre Leugnung. Ihr Verstand ist nämlich nach oben, zum Himmel hin verschlossen und nur nach unten, zur Welt hin geöffnet. Von der Welt aus lässt sich die göttliche Vorsehung nicht erkennen, sondern nur vom Himmel aus. Bisweilen habe ich mich gefragt, ob diese Menschen wohl die göttliche Vorsehung anerkennen würden, wenn ihr Verstand nach oben hin aufgeschlossen würde, und sie dann wie am hellen Tage erkennen könnten, dass die Natur an sich tot und der menschliche Verstand an sich nichtig ist und beide nur durch den Einfluss als etwas Seiendes erscheinen. Doch musste ich erkennen, dass Menschen, die sich für die Natur und die menschliche Klugheit entschieden haben, die göttliche Vorsehung auch dann nicht anerkennen würden, weil das von unten her einfließende natürliche Licht das von oben einströmende geistige Licht sogleich auslöschen würde. (GV 187)

Die göttliche Vorsehung und die menschliche Klugheit

Der Mensch besitzt keine eigene Klugheit; sie ist nur ein unerlässlicher Schein. Die göttliche Vorsehung aber ist allumfassend, weil sie auch im Allerkleinsten ist.

Die Behauptung, der Mensch besitze keine eigene Klugheit, ist durchaus gegen den Anschein und widerspricht daher auch dem Glauben der Mehrheit. Daher kann niemand, der aufgrund des Anscheins glaubt, alles gehe auf menschliche Klugheit zurück, vom Gegenteil überzeugt werden, es sei denn durch tiefgründigere Forschung, die auf die eigentlichen Ursachen zurückgreift Der erwähnte Anschein ist nur eine Wirkung; die Ursachen decken auf, wie er entsteht.

Der Herr allein kennt die Neigungen der Lebensliebe des Menschen.

Der Mensch kennt seine Gedanken und daher auch seine Absichten, da er sie in sich sieht, und weil alle Einsicht darauf beruht, so ist ihm diese auch bewusst. Besteht dann seine Lebensliebe nur in Eigenliebe, wird er hochmütig ob der eigenen Einsicht und schreibt diese sich selbst zu. Er sammelt Beweise dafür und entfernt sich auf diese Weise von der Anerkennung der göttlichen Vorsehung. Ähnlich wenn seine Lebensliebe in der Weltliebe besteht, obgleich er sich in dies em Fall nicht so weit von Gott entfernt. Daraus wird deutlich, dass diese beiden Arten der Liebe alles dem Menschen und seiner Klugheit zuschreiben und wenn sie innerlich erforscht werden, nichts Gott und Seiner Vorsehung. Hören solche Menschen zufällig, menschliche Klugheit gäbe es nicht, vielmehr werde alles von der göttlichen Vorsehung gelenkt, lachen sie nur darüber, sofern sie völlige Atheisten sind. Haben sie aber noch Reste von Religion im Gedächtnis behalten, so bestätigen sie zwar zunächst, alle Weisheit sei von Gott, wenn man mit ihnen spricht, dennoch leugnen sie es im Geist.

Oben wurde gezeigt, dass der Mensch keinen Gedanken fassen kann, der nicht aus irgendeiner Neigung seiner Lebensliebe entspringt, weil der Gedanke nichts anders ist als die Form einer Neigung. Da nun der Mensch nur seine Gedanken erkennt, nicht aber seine Neigungen, die er ja nur fühlt, so folgert er daraus die Behauptung, die eigene Klugheit des Menschen bewirke alles, doch was ihm bewusst wird, ist nur eine Scheinbarkeit, und beruht nicht auf der Neigung, die nicht gekannt, sondern nur gefühlt wird. Die Neigung manifestiert sich nämlich allein durch einen gewissen Lustreiz des Denkens und ein angenehmes Gefühl beim Nachdenken darüber. Bei Menschen, die aus Eigen- oder Weltliebe an die eigene Klugheit glauben, verschmilzt dann dies angenehme Gefühl und dieser Lustreiz mit ihren Gedanken. Und das Denken fließt in seinem Lustreiz dahin wie ein Schiff auf der Strömung eines Flusses, auf die der Kapitän nicht achtet, weil er nur auf die Segel schaut, die er aufgezogen hat.

Der Mensch kann zwar über das Lustgefühl seiner äußeren Neigung nachdenken, sofern diese gleichsam mit irgendeinem seiner körperlichen Lustreize zusammenwirkt, aber er denkt dabei doch nicht darüber nach, dass dieser dem Lustreiz der in seinem Denken verborgenen Neigung entspringt. Wenn z.B. ein "Freier" eine Hure erblickt, entflammen seine Augen vom Feuer der Geilheit, und das macht sich im Körper als Lustreiz bemerkbar. Und doch erfasst der Lustreiz oder die Begierde der Neigung nicht seine Gedanken, es sei denn als ein den Körper erregendes starkes Verlangen. Dasselbe gilt für den Räuber, wenn er im Wald Reisende erblickt, für den Seeräuber, wenn er auf dem Meer ein Schiff entdeckt, usw. Es ist offensichtlich, dass diese Lustreize seine Gedanken beherrschen und die Gedanken ohne die Lustreize gar nicht entstünden; und doch meint er, es seien ja nur Gedanken, obgleich diese doch nichts anderes als Neigungen sind, von der ihnen zugrunde liegenden Lebensliebe in eine Form gebracht, um ans Licht zu kommen; denn Neigungen sind in der Wärme, Gedanken im Licht.

Soviel über die Neigungen der äußeren Gedanken, die sich zwar in den körperlichen Empfindungen manifestieren, selten aber im Denken des Gemüts. Die Neigungen des inneren Denkens, aus denen die äußeren Gedanken hervorgehen, zeigen sich dem Menschen überhaupt nicht. Von ihnen weiß er nicht mehr als ein Reisender vom Weg, wenn er im Wagen schläft, oder was man selbst von der Erdumdrehung empfindet. Der Mensch weiß also nichts von alledem, was im Inneren seines Gemüts vorgeht und so unendlich vielfältig ist, dass es sich gar nicht in Zahlen ausdrücken lässt. Und doch wird jenes wenige Äußere, das zur Anschauung im Denken gelangt, aus diesem Inneren hervorgebracht. Das Innere aber wird allein vom Herrn durch seine göttliche Vorsehung gelenkt und nur das vergleichsweise wenige Äußere im Zusammenwirken mit dem Menschen. Wie kann da jemand behaupten, die eigene Klugheit bewirke alles? Würde dir auch nur eine einzige Idee eines Gedankens aufgeschlossen, du würdest erstaunlich viel mehr erkennen, als sich mit der Zunge überhaupt ausdrücken lässt. (GV 191,197-199)

Niemand weiß, wie der Herr den Menschen in seinem Inneren führt und belehrt. Ebenso weiß ja auch niemand, wie die Seele bewirkt, dass das Auge sieht, das Ohr hört, Zunge und Mund sprechen, das Herz das Blut antreibt, die Lunge atmet, der Magen verdaut, Leber und Bauchspeicheldrüse arbeiten, die Nieren absondern und unzähliges andere mehr. All das wird vom Menschen nicht wahrgenommen und empfunden, ebenso wenig wie das, was der Herr in den inneren Substanzen und Formen des Gemüts bewirkt und noch unendlich viel mehr ist. Diese Tätigkeiten des Herrn in seinem Inneren kommen dem Menschen nicht zu Bewusstsein, wohl aber ihre vielfältigen Wirkungen, wie auch einige Ursachen der Wirkungen. Sie stellen das Äußere dar, in dem der Mensch eins mit dem Herrn ist. Weil nun das Äußere mit dem Inneren eins bildet, da beide in einer Reihe zusammenhängen, kann der Herr im Inneren nur anordnen, was in Übereinstimmung mit dem steht, was vonseiten des Menschen im Äußeren angeordnet wird. (GV 174)

Schiene es dem Menschen nicht so, als lebe er aus sich selbst und denke, wolle, rede und handle folglich auch wie aus sich, er wäre, wie oben ausführlich gezeigt wurde, nicht Mensch. Daraus ergibt sich, dass die göttliche Vorsehung nicht lenken und bestimmen könnte, wenn der Mensch nicht alles, was zu seinen Verrichtungen und seinem Leben gehört, wie aus eigener Klugheit ordnete. Er wäre ja dann wie jemand, der mit hängenden Händen, offenem Mund, geschlossenen Augen und angehaltenem Atem in Erwartung eines Einflusses dastünde. Auf diese Weise würde er alles Menschliche, das er aufgrund seiner Wahrnehmung und Empfindung hat, nämlich wie aus sich zu denken, wollen, reden und handeln, ablegen und sich zugleich seiner beiden Fähigkeiten entäußern, die ihn von den Tieren unterscheiden, nämlich seiner Freiheit und Vernunft. ... Willst du von der göttlichen Vorsehung geleitet werden, so mache Gebrauch von deiner Klugheit wie von einem Knecht oder Diener, der die Güter seines Herrn redlich verwaltet. Diese Klugheit ist das Pfund, das den Knechten zum Wuchern gegeben wurde und von dem sie Rechenschaft ablegen müssen (Luk.19/13-25; Matth.25/14-31). Die Klugheit als solche erscheint dem Menschen als sei sie sein Eigentum und dieser Anschein wird ihm auch gelassen, solange er den erbittertsten Feind Gottes und seiner Vorsehung unterdrückt, die Eigenliebe. Diese wohnt von Geburt an im Inneren eines jeden Menschen. Erkennst du die Eigenliebe nicht — und sie will nicht erkannt werden —, wohnt sie in Sicherheit und passt auf, dass die Pforte nicht vom Menschen geöffnet und sie dann vom Herrn ausgetrieben werden kann. Der Mensch kann aber die Pforte öffnen, indem er das Böse wie aus eigener Kraft flieht, zugleich aber anerkennt, dass es aus der Kraft des Herrn geschieht. Das ist die Klugheit, mit der die göttliche Vorsehung einheitlich zusammenwirkt. (GV 210)

Die göttliche Vorsehung in Ansehung zeitlicher Dinge

Aufgrund der göttlichen Vorsehung zieht der Mensch nach dem Tod das Natürliche und Zeitliche aus und das Geistige und Ewige an. Das Natürliche und Zeitliche ist das Äußerste und Letzte, in das der Mensch zuerst durch die Geburt eintritt, damit er dann ins Innere und Höhere eingeführt werden kann. Äußerstes und Letztes hängen nämlich in der natürlichen Welt zusammen. ...

Aber das Äußerste und Letzte der Natur kann Geistiges und Ewiges, zu dem das menschliche Gemüt gebildet ist, nicht so aufnehmen, wie diese in sich sind. Da aber doch der Mensch geboren ist, um geistig zu werden und ewig zu leben, legt der Mensch im Tode dieses Letzte ab und behält nur das innere Natürliche bei, das mit dem Geistigen und Himmlischen zusammentrifft und übereinstimmt und diesen als Behälter dient. Das geschieht durch das Ablegen des letzten Zeitlichen und Natürlichen bzw. durch den Tod des Körpers.

Mittels Seiner göttlichen Vorsehung verbindet Sich der Herr durch das Geistige mit dem Natürlichen und durch das Ewige mit dem Zeitlichen, gemäß den Nutzwirkungen. Zu den Eigentümlichkeiten der Natur gehören nicht nur die natürlichen und zeitlichen Dinge, sondern auch das Eigentümliche, das den Menschen in dieser Welt ausmacht. Mit dem Tod legt der Mensch das eine wie das andere ab und zieht das ihnen entsprechende Geistige und Ewige an. Im Vorausgehenden wurde ausführlich gezeigt, wie das den Nutzwirkungen gemäß geschieht. Das der Natur eigentümliche Natürliche bezieht sich im allgemeinen auf Zeit und Raum, im besonderen auf alles, was man auf Erden sehen kann. All das verlässt der Mensch im Tode und empfängt statt dessen etwas Geistiges, das zwar der äußeren Gestalt und Erscheinung nach ähnlich ist, nicht aber in seiner inneren Gestalt und seinem Wesen.

Das Zeitliche, das zu den Eigentümlichkeiten der irdischen Menschen gehört, bezieht sich im allgemeinen auf Ansehen und Vermögen, besonders auf das zum Leben Notwendige, wie Nahrung, Kleidung und Wohnung. Auch das wird mit dem Tode abgelegt und zurückgelassen und statt dessen etwas angelegt und empfangen, was zwar in seiner äußeren Gestalt und Erscheinung ähnlich ist, nicht aber in seiner inneren Gestalt und seinem Wesen. Innere Gestalt und Wesen gehen auf die im Zeitlichen vollbrachten Nutzwirkungen zurück, d.h. auf das, was man das Gute der tätigen Liebe nennt. Damit steht fest, dass der Herr durch Seine göttliche Vorsehung Natürliches und Zeitliches entsprechend den in der Welt vollbrachten Nutzwirkungen mit dem Geistigen und Ewigen verbindet. ...

Ansehen und Ehre sind der äußeren Form nach natürlich und zeitlich, der inneren Form nach aber geistig und ewig. Ansehen und die damit verbundenen Ehren sind natürlich und zeitlich, sofern der Mensch dabei nur seine eigene Person im Auge hat, nicht aber den durch dieselben ermöglichten Nutzen für die Allgemeinheit. Ein solcher Mensch kann innerlich nur denken, dass die Allgemeinheit für ihn, nicht aber er für die Allgemeinheit da ist. Er gleicht einem König, der meint, das Reich samt seinen Bewohnern sei nur für ihn da, nicht aber er für das Reich und seine Bürger.

Die gleichen Würden und damit verbundenen Ehren sind jedoch geistig und ewig, sofern der Mensch sich mit seiner Person und Nutzwirkung der Allgemeinheit verpflichtet fühlt und nicht umgekehrt. Im ersten Fall lebt der Mensch in der Wahrheit und im Wesen seiner Würde und Ehre, im anderen Fall nur in der Entsprechung oder Scheinbarkeit; wenn er die Scheinbarkeit bei sich auch noch begründet, ist er in Täuschung befangen. Seine Verbindung mit dem Herrn unterscheidet sich dann nicht von der Verbindung der Menschen, die im Falschen und von hier aus im Bösen sind; denn Täuschung ist Falsches, mit dem sich Böses verbindet. Diese Menschen haben zwar Nützliches und Gutes geleistet, aber aus ihrem Eigenen und nicht aus dem Herrn, und dadurch haben sie sich selbst an Dessen Stelle gesetzt.

Dasselbe gilt für Reichtum und Güter. Auch sie sind natürlich und zeitlich oder geistig und ewig. Natürlich und zeitlich sind sie bei Menschen, die nur allein sich selbst dabei im Auge haben und denen sie ihre ganze Freude und Lust bedeuten. Reichtum und Güter sind jedoch geistig und ewig bei denen, die auf die dadurch ermöglichten Nutzwirkungen sehen, die ihnen innere Freude und Lust bereiten. Bei ihnen wird auch die äußere Lust und Freude geistig, und das Zeitliche wird zum Ewigen. (GV 220)

Wer es recht erwägt, kann wissen, dass eine hohe Stellung und großes Vermögen in der Welt keine wirklichen göttlichen Segnungen sind, obwohl der Mensch aus seiner Lust sie so nennt, denn sie vergehen, und sie verführen viele und machen sie vom Himmel abwendig; sondern dass vielmehr das Leben im Himmel und die Seligkeit in demselben wirkliche Segnungen sind, die von der Gottheit kommen. Dies lehrt auch der Herr bei Luk.12/33,34: "Machet euch einen Schatz, der nicht abnimmt in den Himmeln, zu dem kein Dieb kommt, und den die Motten nicht verderben, denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz". (HG 10776)

Diejenigen, die alles Glück in weltliche und körperliche Dinge setzen, nämlich in Ehrenstellen und Reichtümer, und dabei glauben, dass dies allein göttliche Segnungen seien, wenn sie nun sehen, dass viele von den Bösen an solchen Dingen Überfluss haben, mehr als die Guten, dann verwerfen sie von Herzen die göttliche Vorsehung im einzelnen und leugnen sie, indem sie nicht bedenken, dass es göttlicher Segen ist, in Ewigkeit glücklich zu sein, und dass der Herr die Dinge, die nur für den Augenblick sind, wie dies verhältnismäßig bei allen weltlichen Dingen der Fall ist, nur als Mittel für das Ewige betrachtet. Deswegen gibt auch der Herr den Guten, die Seine Barmherzigkeit aufnehmen, zu rechter Zeit solche Dinge, die zur Seligkeit ihres ewigen Lebens dienen, Reichtümer und Ehrenstellen denen, welchen sie nicht schaden, aber keine Reichtümer und Ehrenstellen denen, welchen sie schaden. Gleichwohl aber gibt Er diesen zu seiner Zeit anstatt der Ehrenstellen und Reichtümer den Sinn sich über weniges zu freuen, und zufriedener zu sein, als die Reichen und Hochgeehrten. (HG 8717)

Die göttliche Vorsehung in Ansehung der Aufnahme des Wahren und Guten

Der Herr lässt den Menschen innerlich nur so weit in die Wahrheiten der Weisheit und zugleich ins Gute der Liebe eindringen, wie er darin bis ans Ende seines Lebens bewahrt werden kann.

Im dieses Geheimnis der göttlichen Vorsehung so aufzuzeigen, dass es der vernünftige Mensch in dem ihm eigenen Licht erkennen kann, wird es in der folgenden Ordnung dargelegt:

1. Im Inneren des Menschen kann Böses und Gutes nicht beisammen sein, daher auch nicht das Falsche des Bösen und das Wahre des Guten.

2. Der Herrn kann das Gute und dessen Wahres nur so weit in das Innere des Menschen einfließen lassen, wie das Böse und dessen Falsches daraus entfernt ist.

3. Würde das Gute mit seinem Wahren einfließen, ehe das geschehen ist, oder würde es in größerer Fülle einfließen als das Böse mit seinem Falschen entfernt ist, der Mensch würde sich vom Guten zurückziehen und wieder seinem Bösen zuwenden.

4. Befindet sich der Mensch im Bösen, können seinem Verstand viele Wahrheiten beigebracht und im Gedächtnis bewahrt werden, ohne dadurch entweiht zu werden.

5. Der Herr trägt jedoch durch Seine göttliche Vorsehung die größte Sorge, dass sie nicht früher und nicht in größerem Maß in den Willen des Menschen aufgenommen werden, als dieser das Böse in seinem äußeren Menschen wie von sich aus entfernt hat.

6. Geschähe das vorher und in größerem Maß, der Wille würde das Gute verkehren und der Verstand das Wahre verfälschen, da dann das Gute mit dem Bösen und das Wahre mit dem Falschen vermischt würden.

7. Aus diesen Gründen lässt der Herr den Menschen nicht tiefer ins Wahre der Weisheit und ins Gute der Liebe eindringen, als er bis ans Ende seines Lebens darin erhalten werden kann.

Erstens: Böses und Gutes können in den inneren Regionen des Menschen nicht beisammen sein, folglich auch nicht das Falsche des Bösen und das Wahre des Guten.

Der vernünftige Mensch kann auch ohne Erklärung verstehen, dass das Böse mit seinem Falschen und das Gute mit seinem Wahren in den inneren Bereichen des Menschen nicht zusammen bleiben können, da das Böse dem Guten und das Gute dem Bösen entgegengesetzt ist. Gegensätze schließen einander aus. Dazu kommt, dass in allem Bösen Hass gegen das Gute wurzelt, in allem Guten aber die Neigung, sich vor dem Bösen zu schützen und es von sich fernzuhalten. Daraus folgt, dass eins mit dem anderen nicht zusammen sein kann und, wäre das doch der Fall, es zuerst zum Zusammenstoß und Kampf und schließlich zur Zerstörung käme. Das lehrt auch der Herr mit den Worten: "Jedes Reich, das mit sich selbst entzweit ist, wird verwüstet, und keine Stadt und kein Haus, das mit sich selbst entzweit ist, wird bestehen bleiben. Wer nicht mit Mir ist, der ist wider Mich, und wer nicht mit Mir sammelt, der zerstreut": Matth.12/25,30.

Und an anderer Stelle: "Niemand kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird dem einen anhangen und den anderen verachten": Matth.6/24. Zwei Gegensätze können nicht gleichzeitig in einer Substanz oder Form sein, ohne dass diese zerstört und untergehen würde. Ginge der eine auf den anderen zu und sie kämen sich zu nahe, würden sie sich wie zwei Feinde gänzlich trennen: der eine bliebe innerhalb seines Lagers oder seiner Festungswerke, der andere würde sich nach außerhalb zurückziehen. Das ereignet sich beim Heuchler mit dem Bösen und Guten. Der Heuchler selber ist in beiden, aber das Böse ist innen in ihm und das Gute außen. Auf diese Weise sind beide doch getrennt und nicht vermischt.

Zweitens: Das Gute und sein Wahres kann den inneren Bereichen des Menschen nur insoweit eingeflößt werden, wie das Böse mit seinem Falschen daraus entfernt ist. Genau das folgt aus dem Vorhergehenden; denn da Böses und Gutes nicht zusammen sein können, kann auch das Gute nicht eingeflößt werden, ehe das Böse entfernt ist. Es heißt "in den inneren Bereichen des Menschen", damit ist das Innere des Denkens gemeint, und davon ist hier die Rede. In ihm musst entweder der Herr oder der Teufel sein. Der Herr ist darin nach der Umbildung, der Teufel vor derselben. Wieweit sich also der Mensch umbilden lässt, soweit wird auch der Teufel ausgestoßen. Wieweit er sich aber nicht umbilden lässt, in so weit bleibt auch der Teufel. Wer verstünde nicht, dass der Herr nicht eintreten kann, solange sich der Teufel darin aufhält? Dieser aber bleibt so lange, wie der Mensch die Tür zu dem Bereich in sich verschlossen hält, in dem er mit dem Herrn zusammen sein kann. Der Herr tritt ein, sobald der Mensch diese Tür öffnet, wie der Herr in der Offenbarung des Johannes 3/20 lehrt: "Siehe, Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand Meine Stimme hört und die Tür öffnet, werde Ich zu ihm hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten, und er mit Mir". Die Tür wird dadurch geöffnet, dass der Mensch das Böse entfernt, indem er es flieht und als etwas Höllisches und Teuflisches verabscheut; denn ob man sagt "das Böse" oder "der Teufel" läuft immer auf dasselbe hinaus, und umgekehrt gilt das auch dafür, ob man vom "Guten" oder vom "Herrn" spricht, ist doch in allem Guten inwendig der Herr und in allem Bösen der Teufel. Damit dürfte die Wahrheit dieser Sache klar sein.

Drittens: Würde das Gute mit seinem Wahren dem Menschen früher oder in größerem Ausmaß eingeflößt als das Böse mit seinem Falschen entfernt ist, der Mensch würde sich vom Guten wieder zurückziehen und zu seinem Bösen zurückkehren. Dann hätte nämlich das Böse das Übergewicht und trüge früh er oder später den Sieg davon. So lange das Böse noch das Übergewicht hat, kann das Gute nicht in die innersten Gemächer eindringen, sondern gelangt nur bis in die Vorhallen, weil — wie gesagt — Gutes und Böses nicht zusammen sein können. Was sich aber nur in den Vorhallen aufhält, wird von seinem Gegner, der das Innere des Hauses besitzt, hinausgedrängt. So kommt es, dass das Gute zurückweicht und der Mensch wieder zu seinem Bösen zurückkehrt. Darin besteht aber die schlimmste Art von Entweihung.

Ferner besteht auch die eigentliche Lust des Lebens darin, sich selbst und die Welt über alles zu lieben, und diese Lust kann nicht von einem Augenblick zum anderen, sondern nur nach und nach entfernt werden. Doch soviel von dieser Lust beim Menschen zurückbleibt, so groß ist auch das Übergewicht des Bösen. Dieses Böse lässt sich nur dadurch entfernen, dass aus der Selbstliebe eine Liebe zu Nutzwirkungen wird — bzw. dass die Liebe, über andere zu herrschen, kein Selbstzweck mehr ist, sondern die Nutzwirkung zum Ziel hat.

Der Lebenszustand des Menschen musst daher umgekehrt und was oben ist zum Unteren werden. Doch diese Umkehrung kann, wie gesagt, nicht von einem Augenblick zum anderen geschehen. Die innerste Lust des Lebens, die der Selbstsucht und der daraus abgeleiteten Herrschsucht entspringt, kann nur nach und nach vermindert und in die Liebe zu Nutzwirkungen umgewandelt werden. Darum ist es dem Herrn nicht möglich, das Gute früher und in größerem Ausmaß einfließen zu lassen, als das genannte Böse entfernt wird. Würde es früher und in größerem Maße geschehen, der Mensch würde sich vom Guten zurückziehen und zu seinem Bösen zurückkehren.

Viertens: Wenn der Mensch im Bösen ist, können seinem Verstand doch viele Wahrheiten eingegeben und von ihm im Gedächtnis bewahrt werden, ohne dass sie deshalb entweiht werden müssten. Denn der Verstand fließt nicht in den Willen, sondern umgekehrt der Wille in den Verstand ein; darum kann der Verstand viele Wahrheiten aufnehmen und im Gedächtnis bewahren, ohne dass sie deshalb mit dem Bösen seines Willens vermischt und so das Heilige entweiht würde. Zudem sollte es sich jeder angelegen sein lassen, die Wahrheiten aus dem Wort oder aus der Predigt zu lernen, im Gedächtnis zu behalten und darüber nachzudenken. Der Verstand hat ja doch die Aufgabe, aus den Wahrheiten, die über das Gedächtnis ins Denken gelangen, den Willen, dh. den eigentlichen Menschen zu lehren, was er tun soll. Dies ist daher das Hauptmittel der Umbildung. Solange die Wahrheiten nur im Verstand und von da im Gedächtnis bleiben, sind sie nicht mit dem Menschen verbunden, sondern außerhalb von ihm.

Das Gedächtnis des Menschen lässt sich mit den Mägen von Wiederkäuern vergleichen. Solange ihr Futter darin verweilt, ist es noch nicht wirklich innerhalb, sondern immer noch außerhalb ihres Körpers; erst wenn sie das Futter aus den Wiederkaumägen herausholen, um es endgültig zu verdauen, wird es ihrem Leben angeeignet und ernährt ihren Körper. Das Gedächtnis des Menschen bewahrt freilich nicht materielle, sondern geistige Speisen, die unter den Wahrheiten, d.h. eigentlich Erkenntnissen, zu verstehen sind. Wenn sie der Mensch aus dem Gedächtnis hervorholt und durch Nachdenken gleichsam wiederkäut, wird sein geistiges Gemüt ernährt. Es ist aber die Liebe seines Willens, die nach ihnen verlangt und gleichsam hungert. Sie bewirkt, dass sie erinnert werden und Nahrung spenden. Ist diese Liebe böse, verlangt und hungert sie gleichsam nach Unreinem, ist sie gut, verlangt und hungert sie nach Reinem, sondert, was mit ihr nicht übereinstimmt, aus und entfernt es auf mannigfache Weise.

Fünftens: Aber der Herr trifft aufgrund Seiner göttlichen Vorsehung die größte Vorsorge, dass Wahrheiten nicht früher und in größerem Umfang in den Willen aufgenommen werden, als der Mensch das Böse wie von sich aus in seinem Äußeren entfernt. Denn was vom Willen aufgenommen wird, gelangt in den Menschen, wird ihm angeeignet und zum Bestandteil seines Lebens. Im inneren Leben selbst aber, das der Mensch aufgrund seines Willens hat, kann Böses und Gutes nicht gleichzeitig sein, sonst würde es untergehen. Im Verstand hingegen kann beides nebeneinander bestehen, was hier als Falsches des Bösen bzw. Wahres des Guten bezeichnet wird. Sie sind jedoch nicht beisammen, könnte doch sonst der Mensch weder das Böse vom Guten aus sehen noch das Gute vom Bösen aus erkennen. Vielmehr werden sie im Verstand getrennt und gesondert, wie in einem Haus, in Inneres und Äußeres. Wenn ein böser Mensch Gutes denkt und spricht, kommt es aus seinem Äußeren, ist es böse, aus seinem Inneren. Spricht er etwas Gutes aus, tönt seine Rede so, als käme sie aus einer Wand. Man kann sie auch mit einer Frucht vergleichen, die auf der Oberfläche schön, innen aber wurmstichig und faul ist, oder auch mit der Schale eines Drachen-Eies.

Sechstens: Würden jene Wahrheiten zu früh und in größerem Umfang in den Willen aufgenommen, würde der Wille das Gute verunreinigen und der Verstand das Wahre verfälschen, und zwar durch Vermischung mit dem Bösen und dessen Falschen. Ist der Wille im Bösen, so verkehrt er im Verstand das Gute, und dieses ist im Willen Böses. Denn der Verstand liefert die Begründung dafür, dass das Böse gut sei und umgekehrt. So verfährt das Böse mit allem Guten, das ihm entgegensteht. Das Böse verfälscht auch das Wahre, denn das Wahre des Guten bildet den Gegensatz zum Falschen des Bösen. Auch dies bewirkt der Wille im Verstand und nicht der Verstand aus sich. Im Wort werden die Verkehrungen des Guten als Ehebrüche beschrieben und die Verfälschungen des Wahren als die damit zusammenhängenden Hurereien. Diese "Ehebrüche" und Verfälschungen kommen zustande entweder durch die Vernünfteleien des dem Bösen verhafteten natürlichen Menschen oder durch Begründungen, die aus den Scheinbarkeiten des buchstäblichen Schriftsinnes abgeleitet werden.

Die Eigenliebe, das Haupt alles Bösen, übertrifft die anderen Grundneigungen an Geschicklichkeit, das Gute zu verkehren und das Wahre zu verfälschen. Es gelingt ihr durch den Missbrauch der Vernunft, die allen Menschen, guten wie bösen, vom Herrn gegeben ist. Ja, sie kann es mit Hilfe von Begründungen sogar dahin bringen, dass das Böse ganz und gar wie Gutes und Falsches wie Wahres erscheint.

Siebtens: Deshalb lässt der Herr den Menschen nicht tiefer in die Wahrheiten der Weisheit und ins Gute der Liebe eindringen, als er bis ans Ende seines Lebens darin bewahrt werden kann. Dies kehrt der Herr vor, damit der Mensch nicht jener schrecklichsten Art von Entweihung verfalle, von der in diesem Kapitel gehandelt wurde. Der gleichen Gefahr wegen lässt der Herr auch das Böse im Leben sowie viele Irrlehren im Gottesdienst zu. (GV 232,233)

Die Zulassungen der göttlichen Vorsehung

Es gibt keine Gesetze der Zulassung, die für sich und getrennt von den Gesetzen der göttlichen Vorsehung bestünden, vielmehr sind es dieselben. Darum spricht man auch von Gottes Zulassung, meint jedoch nicht, Gott wolle es, sondern nur, dass Er es im Interesse Seines Zieles, der Seligmachung, nicht verhindern könne. Alles, was im Interesse dieses Ziels geschieht, entspricht den Gesetzen der göttlichen Vorsehung. Denn, wie bereits gesagt, die göttliche Vorsehung wirkt beständig in eine vom Willen des Menschen abweichende, ja entgegengesetzte Richtung, stets das Ziel bedenkend. In jedem Augenblick ihres Wirkens oder Fortschreitens, in dem sie den Menschen vom Ziel abirren sieht, leitet, lenkt und disponiert sie ihn ihren Gesetzen gemäß, indem sie ihn vom Bösen weg und zum Guten hinführt. Wie man im Folgenden sehen wird, kann das nicht ohne Zulassung des Bösen geschehen. Außerdem kann ohne Ursache nichts zugelassen werden, die wiederum nur in irgendeinem Gesetz der göttlichen Vorsehung liegen kann, das darüber Aufschluss gibt, warum etwas zugelassen wird. (GV 234)

Wer sich selbst und die Natur anbetet, bestärkt sich gegen die göttliche Vorsehung beim Blick auf die vielen Gottlosen (impietates, kann auch mit Ruchlose übersetzt werden) in der Welt und die Verbrechen, die sie begehen, deren sich einige sogar noch rühmen, ohne dass Gott sie bestraft. Noch mehr bestärkt er sich gegen die göttliche Vorsehung, wenn er sieht, wie Ränke, List und Betrug selbst gegenüber Frommen, Gerechten und Redlichen gelingen, und wie die Ungerechtigkeit über Gerechtigkeit bei Gerichten und Geschäften triumphiert. Vor allem aber bestärkt er sich gegen die Vorsehung, wenn er sieht, wie Gottlose zu Ansehen gelangen, in Staat und Kirche zu Ämtern aufsteigen, große Vermögen aufhäufen und herrlich und in Freuden leben, während umgekehrt Menschen, die Gott verehren, in Verachtung und Armut leben. Eine weitere Bestärkung in seiner Leugnung findet er darin, dass Kriege zugelassen werden und damit der Tod ungezählter Menschen, die Plünderung und Zerstörung zahlreicher Städte, Völker und Familien, wobei der Sieg sich meist auf die Seite der Klugheit wendet und nicht auf die der Gerechtigkeit und es nicht darauf ankommt, ob ein Befehlshaber gewissenlos oder gewissenhaft ist, usw. — lauter Zulassungen gemäß den Gesetzen der göttlichen Vorsehung.

Dieser bloß natürliche Mensch bestärkt sich in seiner Leugnung der göttlichen Vorsehung, wenn er an die Religionen der verschiedenen Völker denkt, worunter einige sind, die gar nichts von Gott wissen, andere, die Sonne und Mond, Gespenster und Götzenbilder, selbst monströser Art, oder auch verstorbene Menschen anbeten. Ferner, wenn er bedenkt, dass der Islam von so vielen Kaiser- und Königreichen aufgenommen wurde, während das Christentum nur in Europa, dem kleinsten Kontinent der bewohnbaren Erde, herrscht und durch Spaltungen geteilt ist; wobei es noch dazu im Christentum Menschen gibt, die sich göttliche Gewalt anmaßen und wie Götter verehrt werden wollen, verstorbene Menschen (Heilige) anrufen oder ihr Heil in gewisse (Glaubens-) Formeln setzen, die sie denken und aussprechen, nicht aber in das Gute, das sie tun sollten. Dazu kommt, dass nur wenige nach ihrer Religion auch wirklich leben. ... Aus alledem schließt der Leugner der göttlichen Vorsehung, dass die Religion an sich nichts wert sei, wohl aber als Fessel diene. ... Alles dies ist samt und sonders angeführt worden, um zu zeigen, dass alles, was im Großen und im Kleinen in der Welt — bei Bösen wie bei Guten — geschieht, ein Werk der göttlichen Vorsehung ist. (GV 237,238,240)

Die Zulassung der Vorsehung in Bezug auf weltliche Besitztümer und Ehrenstellen

Der Mensch, der sich selbst und die Natur anbetet, hält weltliche Würden und Güter für die größten und einzig möglichen Seligkeiten. Wenn er an Gott denkt, als Folge der ihm von Kindheit an zuteil gewordenen religiösen Erziehung, bezeichnet er diese Güter als einen Segen Gottes. Solange sein Ehrgeiz nicht noch höher strebt, erkennt er Gott an und verehrt Ihn auch. Aber seiner Gottesverehrung liegt — ihm selbst unbewusst —, die Vorstellung zugrunde, dass Gott ihm zu noch höheren Würden und noch größerem Reichtum verhelfen möge. Gelangt er dazu, sinkt seine Frömmigkeit mehr und mehr ins Äußerliche ab, bis sie ihm endlich ganz entgleitet und er Gott für nichts achtet und leugnet. Ähnlich verhielte er sich, würden ihm Würden und Güter entzogen, an die er sein Herz gehängt hat. Sind also für die bösen Menschen Würden und Güter etwas anderes als Fallstricke?

Sie sind es freilich nicht für die Guten, da diese ihr Herz nicht an sie hängen, sondern an die Nutzwirkungen oder das Gute, das sie mit ihrer Hilfe vollbringen können. So kann die Tatsache, dass Gottlose (Ruchlose) zu Würden und Reichtum gelangen, nur den in seiner Ablehnung der göttlichen Vorsehung bestärken, der sich selbst und die Natur verehrt. Und übrigens: Was ist schon höhere oder geringere Würde, größerer oder geringerer Reichtum? Sind sie nicht an sich bloße Illusionen? Ist der eine glücklicher oder seliger als der andere? Und wird nicht die Würde bei den Großen, ja beim König und Kaiser schon nach einem Jahr als etwas ganz Gewöhnliches betrachtet, über das man sich nicht mehr von Herzen freut, das man vielleicht sogar gering schätzt? Stehen sie ihrer Würden wegen auf einer höheren Stufe der Glückseligkeit als Menschen, denen nur eine geringe Würde, vielleicht sogar die allergeringste zugefallen ist, wie Pächter (coloni) oder gar ihre Knechte? Können diese nicht sogar auf einer höheren Stufe der Glückseligkeit stehen, wenn sie gesund und mit ihrem Geschick zufrieden sind? Wer ist in seinem Inneren unruhiger, grollt öfter und zürnt heftiger als die Eigenliebe? Das geschieht, sooft sie nicht entsprechend dem Hochmut ihres Herzens geehrt wird oder etwas nicht nach ihrem Wunsch und Willen geht. Ist also die Würde, sofern sie nicht einer Sache oder Nutzwirkung dient, etwas anderes als eine bloße Illusion? Kann jemand, der solche Vorstellungen hegt, überhaupt an etwas anderes denken, als an sich und die Welt, ja wird er nicht meinen, die Welt sei alles und die Ewigkeit nichts?

Hier sei noch einiges zu der Frage angefügt, warum es die göttliche Vorsehung zulässt, dass im Herzen Gottlose (Ruchlose) Würden und Reichtum erwerben können: Sie können nämlich ebenso viel, ja feuriger Nutzen stiften als Fromme oder Gute, haben sie doch dabei sich selbst und die Auszeichnungen als das ihnen Nützliche im Sinn. Im Grad wie die Eigenliebe steigt, entbrennt sie vor Begierde, um des eigenen Ruhmes willen Nutzen zu schaffen. Bei den Frommen oder Guten findet sich kein derartiges Feuer, es sei denn, es werde heimlich vom Streben nach Ehre genährt. Darum leitet der Herr im Herzen Gottlose, die in Würden stehen, mittels ihres Strebens nach Ruhm und regt sie an, sich für das Allgemeinwohl oder das Vaterland, die Gemeinde oder Stadt, in der sie wohnen, wie auch für den einzelnen Mitbürger oder Nächsten nützlich zu erweisen. So regiert der Herr — bzw. die göttliche Vorsehung — in Bezug auf solche Menschen, ist doch das Reich des Herrn ein Reich der Nutzwirkungen; und wenn es nur wenige gibt, die Nutzwirkungen um der Nutzwirkungen willen leisten, sorgt Er dafür, dass diese Verehrer ihrer selbst zu höheren Ämtern erhoben werden, in denen sie durch ihre Eigenliebe zum Tun von Gutem angetrieben werden. ...

Zünde dir eine Laterne an und siehe zu, wie viele Menschen es heutzutage in den verschiedenen Staaten gibt, die nach Würden streben, ohne dazu von ihrer Selbstliebe und Weltliebe angetrieben zu werden. Wirst du wohl unter Tausend fünfzig finden, die von der Liebe zu Gott erfüllt sind? Und unter ihnen werden nur einige wenige sein, die nach Würden streben. Da es nun so wenige gibt, die von der Liebe zu Gott und so viele, die von Selbst- und Weltliebe beherrscht werden, diese Liebesarten aber aufgrund ihres Feuereifers mehr Nutzen leisten als die Liebe zu Gott aufgrund des ihrigen, wie kann sich da jemand gegenüber der göttlichen Vorsehung verhärten, weil die Bösen mehr als die Guten zu Ansehen und Reichtum gelangen? (GV 250)

Die Zulassungen der Vorsehung in Bezug auf Kriege

An der göttlichen Vorsehung liegt es nicht, dass es Kriege gibt, gehen sie doch einher mit Mord, Raub, Gewalttaten, Grausamkeiten und schrecklichen Übeln aller Art, die im schroffsten Gegensatz zur christlichen Liebe stehen. Dennoch müssen sie zugelassen werden, da sich die Lebensliebe der Menschen seit den Menschen der Ältesten Kirche, die unter Adam und seinem Weib zu verstehen ist, dahin entwickelt hat, dass sie über andere und schließlich über alle Menschen herrschen und die Schätze der Welt und schließlich sogar alle Schätze der Welt besitzen will. Diese beiden Arten der Liebe, die Selbst- und Weltliebe, können nicht unterdrückt werden, da der göttlichen Vorsehung zufolge jeder aus freiem Willen nach der Vernunft handeln darf, und weil der Herr den Menschen nicht ohne Zulassungen vom Bösen abbringen, folglich nicht umbilden und selig machen könnte. Wenn nämlich nicht zugelassen würde, dass das Böse zum Ausbruch kommt, würde der Mensch es gar nicht sehen, also auch nicht anerkennen, und er könnte nicht dazu gebracht werden, ihm zu widerstehen. Aus diesem Grund lässt sich das Böse auf keine Weise durch die Vorsehung verhindern. Andernfalls bliebe es wie abgekapselt und ähnlich wie die Krebskrankheit oder der Brand, es würde um sich greifen und alle Lebenskraft des Menschen verzehren.

Der Mensch ist nämlich von Geburt an etwas wie eine kleine Hölle, die beständig mit dem Himmel im Streit liegt. Niemand kann aber vom Herrn aus der Hölle befreit werden, ehe er nicht selber sieht, dass er darin ist — oder wenn er gar nicht herausgezogen werden will. Ohne Zulassungen, deren Ursachen Gesetze der göttlichen Vorsehung sind, kann das nicht geschehen. Darum gibt es kleinere und größere Kriege — kleinere zwischen den Landbesitzern und ihren Nachbarn, größere zwischen den Monarchen von Staaten und ihren Nachbarn. Der Unterschied zwischen kleineren und größeren Kriegen besteht lediglich darin, dass die kleineren durch das Zivilrecht, die größeren aber durch das Völkerrecht in gewissen Schranken gehalten werden. Gleichwohl haben die kleineren wie die größeren Kriege die Tendenz, Gesetze zu brechen, was den kleineren nicht gelingt, wohl aber den größeren, wenn auch in den Grenzen des Möglichen.

Es gibt eine Reihe von Ursachen, weshalb der Herr größeren Krieg, obgleich verbunden mit Mord, Raub, Gewalttaten und Grausamkeiten, bei Herrschern und Feldherrn nicht unterbindet, weder zu Beginn noch wenn sie im Gang sind, sondern erst am Ende, wenn die Macht der einen oder anderen Seite derart geschwächt ist, dass ihr der Untergangs droht. Diese Ursachen liegen in der Schatzkammer der göttlichen Weisheit verborgen, einige sind mir geoffenbart worden. Unter anderen erfuhr ich, dass alle Kriege, sosehr sie auch staatlicher Natur sind, doch Zustände der Kirche im Himmel darstellen und Entsprechungen sind. Dieser Art waren auch alle im Wort beschriebenen Kriege, und gleicher Art sind auch alle heutigen Kriege. Im Wort werden die Kriege der Kinder Israel mit verschiedenen Völkern behandelt, z.B. Amoritern, Ammonitern, Moabitern, Philistern, Syrern, Ägyptern, Chaldäern und Assyrern. Wenn die Kinder Israel, welche die Kirche vorbildeten, von den Vorschriften und Geboten abwichen und dem Bösen anheimfielen, das durch die von ihnen bekämpften Völker bezeichnet wurde — denn jedes Volk, gegen das die Israeliten Krieg führten, bezeichnete irgendeine Art des Bösen —, wurden sie von einem dieser Völker bestraft, so beispielsweise durch die Assyrer und Chaldäer, als sie die Heiligtümer der Kirche durch schändliche Götzendienste entweihten. Assyrien und Chaldäa bezeichneten nämlich die Entweihung des Heiligen. Was insbesondere durch die Kriege mit den Philistern bezeichnet wurde, lese man nach im Werk "Die Lehre des Neuen Jerusalems vom Glauben" Nr. 50-54.

Ähnliches wird durch die heutigen Kriege bezeichnet, wo auch immer sie stattfinden mögen. Denn alles, was in der natürlichen Welt geschieht, steht in Entsprechung mit Geistigem in der geistigen Welt, und alles Geistige betrifft die Kirche. Bei uns weiß man nicht, welche Staaten in der christlichen Welt die Moabiter und Ammoniter widerspiegeln, welche die Syrer und Philister, welche die Chaldäer und Assyrer und all die anderen, gegen welche die Kinder Israels Krieg führten. Und doch gibt es solche Beziehungen. Weil aber in der natürlichen Welt nur das Äußere offen zutageliegt, das nicht die Kirche bildet, kann man hier nicht erkennen, wie der Zustand der irdischen Kirche beschaffen ist und welches Böse sie durch Kriege als Strafe trifft. In der geistigen Welt aber, wo das Innere der Kirche zum Vorschein kommt, sieht man es sehr wohl; auch werden dort alle in Übereinstimmung mit ihren verschiedenen Zuständen in Verbindung gebracht. Ihre Streitigkeiten in der geistigen Welt entsprechen den Kriegen, die in beiden Welten vom Herrn in Übereinstimmung mit Seiner göttlichen Vorsehung in entsprechender Weise geleitet werden.

Der geistige Mensch erkennt an, dass Kriege in der Welt von der göttlichen Vorsehung beherrscht werden, nicht aber der natürliche Mensch, oder doch nur, wenn der Sieg gefeiert wird, wo er dann dem Herrn auf Knien dankt, dass Er den Sieg verliehen hat, aber auch weil er vielleicht vor Beginn des Kampfes einige Worte an ihn gerichtet hat. Doch wenn er wieder zu sich selbst kommt, schreibt er den Sieg entweder dem Können des Feldherrn, irgendeinem Kriegsrat oder einem unvorhergesehenen, während des Kampfes eingetretenen Ereignis zu, das zum Sieg geführt habe.

Wie man oben nachlesen kann, waltet jedoch die göttliche Vorsehung, auch Glück genannt, selbst im Einzelnsten ganz unbedeutender Dinge. Erkennst du schon in diesen Dingen die göttliche Vorsehung an, wie viel mehr musst du sie dann in den Kriegsereignissen anerkennen! Tatsächlich spricht man gewöhnlich auch bei Erfolgen und gelungenen kriegerischen Unternehmungen vom "Kriegsglück" (Fortuna belli), und dabei handelte es sich eben um die göttliche Vorsehung, insbesondere im Hinblick auf die Planungen und Überlegungen des Feldherrn, auch wenn dieser im Moment und nachher alles seiner eigenen Klugheit zuschrieb. Das darf er freilich tun, wenn er will, ist er doch völlig frei, positiv oder negativ über die göttliche Vorsehung zu denken, ja auch für oder gegen Gott. Aber er soll wissen, dass seine Überlegungen und Planungen nicht im geringsten von ihm selbst stammen, weil alles entweder aus dem Himmel oder aus der Hölle einfließt — aus der Hölle aufgrund von Zulassung, aus dem Himmel durch die Vorsehung. (GV 251)

Die Zulassung der Vorsehung in Bezug auf Religionen verschiedener Völker

Wer sich durch diese Dinge gegen die göttliche Vorsehung bestärkt, ahnt nichts von den unzähligen Geheimnissen des Himmels, von denen der Mensch kaum eines kennt. Dazu gehört auch, dass der Mensch nicht unmittelbar, sondern mittelbar aus dem Himmel belehrt wird. Weil das mittelbar geschieht und das Evangelium nicht auf der ganzen Erde durch Missionare verbreitet werden konnte, dennoch diese Religion auf verschiedenen Wegen auch bei Völkern in den unzugänglichen Winkeln der Welt bekannt werden sollte, so ist dies durch die göttliche Vorsehung erfolgt. Kein Mensch ist aus sich selbst religiös, sondern empfängt Religion durch andere, die entweder selbst durch unmittelbare Offenbarung oder durch Überlieferung von anderen aus dem Wort wissen, dass es einen Gott, Himmel und Hölle und ein Leben nach dem Tode gibt, sowie dass man Gott verehren musst, um selig zu werden.

Ist einmal die Religion bei einem Volk eingepflanzt, dann wird es vom Herrn in Übereinstimmung mit den Vorschriften und Lehren seiner Religion geführt Der Herr hat aber dafür gesorgt, dass sich in jeder Religion ähnliche Vorschriften finden wie in den Zehn Geboten, wonach man Gott anbeten, Seinen Namen nicht entweihen, den Feiertag halten, die Eltern ehren, nicht morden, nicht ehebrechen, nicht stehlen und kein falsches Zeugnis ablegen soll. Ein Volk, das diese Gebote zu göttlichen macht und aus Religion danach lebt, wird gerettet. Auch die meisten Völker, die entfernt von der Christenheit leben, betrachten diese Gesetze nicht nur als bürgerliche, sondern als göttliche und halten sie dementsprechend heilig.

Zu den himmlischen Geheimnissen gehört auch, dass der ganze Engelhimmel vor dem Herrn wie ein einziger Mensch erscheint, dessen Seele und Leben der Herr selbst ist. Dieser Göttliche Mensch ist seiner ganzen Form nach Mensch, nicht bloß hinsichtlich seiner äußeren, sondern auch seiner inneren Glieder und Organe, die noch zahlreicher sind als die äußeren: Er ist Mensch hinsichtlich der Häute, Membranen, Knorpel und Knochen. All das ist aber nicht materiell, sondern geistig. Der Herr hat Vorsorge getroffen, dass auch die Menschen, zu denen nicht das Evangelium, sondern nur eine Religion gelangen konnte, einen Platz in jenem Göttlichen Menschen, also im Himmel, erhalten können, indem sie in ihm das bilden, was man als Häute, Membranen, Knorpel und Knochen bezeichnet. So können sie ebenso gut wie andere an der himmlischen Freude teilnehmen, denn es kommt nicht darauf an, ob man in einer Freude lebt, wie sie bei den Engeln des höchsten oder des niedrigsten Himmels herrscht, weil ein jeder im Himmel in die höchste Freude seines Herzens kommt. Eine höhere würde er gar nicht aushalten, sondern würde in ihr ersticken.

Es verhält sich damit vergleichsweise wie mit einem Bauern und einem König: Dem Bauern kann es höchste Freude bedeuten, sich in einem neuen Gewand aus grobem Tuch zu zeigen und an einen Tisch zu setzen, auf dem Schweinefleisch, Rindfleisch, Käse, Bier und Branntwein stehen. Er würde sich aber sehr beengt fühlen, wenn er wie ein König mit Purpur, Seide, Gold und Silber einhergehen und an einem Tisch Platz nehmen müsste, an dem für ihn Delikatessen, köstliche Speisen aller Art und edler Wein gedeckt wäre. Das Beispiel zeigt, dass die Letzten wie die Ersten — jeder auf seiner Stufe — ihre himmlische Glückseligkeit finden werden, also auch die Menschen außerhalb der christlichen Kirche, wenn sie nur das Böse als Sünde gegen Gott und ihre Religion fliehen.

Es gibt nur wenige, die Gott gänzlich leugnen. Vorausgesetzt, sie haben ein sittliches Leben geführt, werden sie nach ihrem Tode von Engeln unterrichtet und nehmen das Geistige in ihr sittliches Leben auf, wie man der "Lehre des Neuen Jerusalems von der Heiligen Schrift" in Nr. 116 nachlesen kann. Dasselbe gilt für Menschen, die Sonne und Mond angebetet haben und glaubten, Gott wohne in ihnen. Da sie es nicht anders wissen, wird es ihnen nicht als Sünde angerechnet, sagt doch der Herr, Joh.9/41: "Wäret ihr blind (d.h. wüsstet ihr es nicht), so hättet ihr keine Sünde".

Größer ist jedoch die Zahl derer, die Götzen oder Götzenbilder anbeten — auch in der christlichen Welt. Das ist zwar Abgötterei, jedoch nicht bei denen, die sich der Bilder nur zu dem Zweck bedienen, ihre Gedanken auf Gott zu richten. Es beruht nämlich auf einem Einfluss des Himmels, dass man Gott sehen möchte, wenn man an Ihn glaubt. Da die Menschen, von denen hier die Rede ist, ihren Geist nicht über das Sinnliche zu erheben vermögen, wie innerlichere geistige Menschen, versuchen sie, sich durch ein gehauenes oder gemaltes Bild dazu zu bringen. Wenn sie das tun, das Bild selbst aber nicht als Gott anbeten und dabei aus Religion nach den Vorschriften der Zehn Gebote leben, werden selig.

Damit ist klar, dass der Herr, da Er das Heil aller Menschen will, Sorge dafür getragen hat, dass jeder seinen Platz im Himmel erlangen kann, wenn er nur gewissenhaft lebt. (GV 254)

Zulassungen der göttlichen Vorsehung in Bezug auf die mohammedanische Religion

Die Tatsache, dass diese Religion in mehr Staaten angenommen ist als die christliche, kann den Menschen zum Ärgernis werden, die bei ihrem Nachdenken über die göttliche Vorsehung voraussetzen, dass niemand gerettet werden könne, der nicht als Christ geboren und durch das Wort den Herrn kenne. Die Religion der Mohammedaner ist jedoch für niemanden ein Anstoß, der glaubt, dass alles der göttlichen Vorsehung unterliegt. Er forscht nach, worin in diesem Fall ihr Walten besteht und findet auch die Antwort: es besteht darin, dass die Religion der Mohammedaner den Herrn als Sohn Gottes, den Weisesten aller Menschen und den größten Propheten anerkennt, der in die Welt kam, um die Menschen zu unterrichten. Ein sehr großer Teil von ihnen hält ihn sogar für größer als Mohammed.

Um aber ganz klar zu machen, dass diese Religionsart durch die göttliche Vorsehung ins Leben gerufen wurde, um den Götzendienst mehrerer Völker zu zerstören, musst das in einer gewissen Ordnung erklärt werden. Darum zuerst etwas über den Ursprung des Götzendienstes: Vor jener Religionsart war der Götzendienst auf der Erde deshalb allgemein verbreitet, weil die Kirchen vor der Ankunft des Herrn samt und sonders vorbildenden Natur waren. Das gilt auch für die israelitische Kirche, in der die Stiftshütte, die Gewänder Aarons, die Opfer, alle Einzelheiten des Tempels in Jerusalem ebenso wie die Satzungen Geistiges und Himmlisches vorbildeten. Bei den Alten war die Wissenschaft von den Entsprechungen wie auch der Vorbildungen die Wissenschaft der Weisen, und sie war besonders ausgebildet in Ägypten; daher auch ihre Hieroglyphen. Aufgrund dieser Wissenschaft kannten sie die Bedeutung aller Arten von Tieren und Bäumen, der Berge, Hügel, Flüsse, Quellen, ebenso von Sonne, Mond und Sternen. Und weil ihr ganzer Gottesdienst sinnlich darstellender Natur war und aus lauter Entsprechungen bestand, hielten sie Gottesdienste auf Bergen und Hügeln, wie auch in Hainen und Gärten, heiligten die Quellen und wendeten beim Gebet ihr Antlitz der aufgehenden Sonne zu. Zudem machten sie sich Skulpturen von Pferden, Stieren, Kälbern, Lämmern, ja von Vögeln, Fischen und Schlangen, die sie bei sich zu Hause oder anderwärts aufstellten — je nach der Ordnung der geistigen Dinge der Kirche, denen sie entsprachen oder die sie versinnbildlichten. Ähnliche Figuren stellten sie auch in ihren Tempeln auf, um sich das durch sie bezeichnete Heilige stets von neuem ins Bewusstsein zu rufen.

In der Folgezeit ging aber die Kenntnis der Entsprechungen verloren und man fing an, die Skulpturen selbst als etwas Heiliges zu verehren; man wusste nicht mehr, dass die Vorfahren nichts Heiliges in ihnen gesehen hatten, sondern nur Sinnbilder, die in Übereinstimmung mit den Entsprechungen heilige Dinge darstellten und bezeichneten. Auf diese Weise entstand der Götzendienst, der sich auf der ganzen Erde verbreitete, sowohl auf dem asiatischen Kontinent samt zugehörigen Inseln als auch auf dem afrikanischen und europäischen. Um alle diese Götzendienste auszurotten, bewirkte die göttliche Vorsehung des Herrn die Entstehung einer neuen, dem Geist der Orientalen angemessenen Religion, die einiges aus den beiden Testamenten des Wortes aufnahm und lehrte, dass der Herr in die Welt gekommen und der größte Prophet, der weiseste von allen und der Sohn Gottes sei. Das geschah durch Mohammed, nach dem diese Religion die mohammedanische genannt wird.

Diese Religion entstand also durch die göttliche Vorsehung und war, wie gesagt, dem Geist der Orientalen angepasst, um den Götzendienst so vieler Völker zu beseitigen und ihnen schon vor dem Eintritt in die geistige Welt einige Kenntnis über den Herrn zu vermitteln. Wäre diese Religion nicht den Denk- und Lebensgewohnheiten jener Menschen angemessenen und angepasst worden, hätten nicht so viele Staaten sie aufgenommen und wäre der Götzendienst nicht ausgerottet worden. Der Grund, weshalb diese Kirche den Herrn nicht als den Gott Himmels und der Erde anerkannte, lag darin, dass die Orientalen zwar Gott als den Schöpfer des Universums anerkannten, aber nicht begreifen konnten, dass Er in die Welt gekommen sei und ein Menschliches angenommen habe. Aber auch die Christen begreifen das ja nicht, trennen deshalb in ihrem Denken das Göttliche vom Menschlichen im Herrn, und stellen das Göttliche als "zweite Person" neben den himmlischen Vater , wissen aber nicht, wohin mit dem Menschlichen.

Daraus kann man ersehen, auch die mohammedanische Religion wurde durch die göttliche Vorsehung ins Leben gerufen, und alle Mohammedaner, die den Herrn als Sohn Gottes anerkennen und zugleich nach den Vorschriften der Zehn Gebote leben — die ja auch sie haben —, indem sie das Böse als Sünde fliehen, in einen Himmel kommen, der als der mohammedanische bezeichnet wird. Auch dieser Himmel ist dreigeteilt in einen obersten, mittleren und untersten. Im obersten Himmel befinden sich alle, welche den Herrn als eins mit dem Vater, mithin als einzigen Gott anerkennen; im zweiten Himmel die, welche der Vielweiberei entsagt haben und nun mit einer Frau leben, und im dritten jene, welche eingeführt werden. (GV 255)

Zulassungen der Vorsehung hinsichtlich der beschränkten Verbreitung der christlichen Religion

Dass die christliche Religion nur in dem kleinen Teil der bewohnbaren Erde ist, der Europa heißt, kommt daher, dass sie dem Geist der Orientalen nicht so angepasst ist, wie die mohammedanische, die aus einer Mischung besteht, wie oben gezeigt wurde. Eine unangepasste Religion aber wird nicht angenommen, so z.B. eine Religion, die nicht erlaubt, mehrere Frauen zu haben, wenn seit Jahrhunderten Vielweiberei üblich war. Ähnlich verhält es sich auch mit einigen anderen Bestimmungen der christlichen Religion.

Es kommt auch nicht darauf an, ob der kleinere oder größere Teil der Welt das Christentum angenommen hat, wenn es nur Völker gibt, bei denen das Wort lebendig ist; denn von hier aus empfangen auch die Menschen Licht, die außerhalb der Kirche leben und das Wort nicht haben. Und was wunderbar ist: wo das Wort mit Ehrfurcht gelesen und entsprechend der Herr verehrt wird, da ist der Herr mit dem Himmel gegenwärtig, weil Er eben das Wort ist, das göttlich Wahre, das den Himmel bildet. Darum sagt der Herr, Matth.18/20: "Wo zwei oder drei versammelt sind in Meinem Namen, da bin Ich mitten unter ihnen". Dies kann in vielen Teilen der bewohnten Erde durch Europäer verwirklicht werden, da sie mit der ganzen Welt im Verkehr stehen und von ihnen überall das Wort gelesen oder aus demselben gelehrt wird. Man mag das für eine Erfindung halten, es ist aber dennoch wahr. (GV 256)

Die Zulassung der Vorsehungen mit Bezug auf die Streite und Verdorbenheit in der christlichen Religion

Wäre die göttliche Vorsehung bis in alle Einzelheiten hinein umfassend — so denkt der natürliche Mensch sich etwa — und hätte sie das Heil aller im Auge, würde sie dann nicht dafür gesorgt haben, dass auf der ganzen Erde nur eine wahre Religion herrschte, ohne dass diese geteilt, geschweige denn durch Irrlehren zerrissen wäre? Aber brauche doch deine Vernunft und denke nur, wenn du kannst, ein wenig tiefer darüber nach: Kann der Mensch das Heil erlangen, wenn er nicht zuvor umgebildet wird? Er wird ja doch in die Liebe zu sich und der Welt hineingeboren, und weil diese Liebesarten an sich keine selbstlose Liebe zu Gott und zum Nächsten mit sich bringen, ist er auch in Böses aller Art hineingeboren. Oder findet sich etwa irgend etwas von Liebe und Barmherzigkeit in jenen Liebesarten? Macht sich ein solcher Mensch etwas daraus, seinen Mitmenschen zu betrügen, zu lästern, bis in den Tod zu hassen, mit dessen Frau die Ehe zu brechen und gegen ihn zu wüten, falls er zu den Rachgierigen gehört — solange ihm im Sinn liegt, von allen Menschen der größte sein und ihre Güter besitzen zu wollen, andere Menschen also im Vergleich zu sich für unbedeutend und wertlos zu halten? Müsste er nicht, um das Heil zu erlangen, zunächst einmal von seinem Bösen abgebracht, also umgebildet werden? Das könnte aber nur in Übereinstimmung mit mehreren Gesetzen geschehen, die zu den Gesetzen der göttlichen Vorsehung gehören, wie oben ausführlich gezeigt wurde. Die meisten dieser Gesetze sind unbekannt, obgleich sie zur göttlichen Weisheit und zugleich zur göttlichen Liebe gehören, gegen die der Herr nicht handeln kann, weil das hieße, den Menschen zu verderben und nicht, ihn selig zu machen.

Man überfliege die angeführten Gesetze nochmals und vergleiche sie, dann wird man es sehen. Da nun zu ihnen auch gehört, dass es keinen unmittelbaren, sondern nur einen mittelbaren Einfluss aus dem Himmel gibt, nämlich durch das Wort, die Lehren und Predigten, und da das Wort, um göttlich zu sein, nur in Entsprechungen geschrieben werden konnte, so sind abweichende Ansichten und Irrlehren unvermeidlich und steht deren Zulassung in Übereinstimmung mit den Gesetzen der göttlichen Vorsehung. Zudem: Die Kirche selbst hat als für sie Wesentliches etwas angenommen, das lediglich den Verstand, mithin die Lehre betrifft, nicht aber den Willen bzw. das Leben, während sie das, was Sache des Willens bzw. des Lebens ist, nicht als etwas Wesentliches betrachtet. Daraus folgt, dass der Mensch mit seinem Verstand in Finsternis umhertappt wie ein Blinder, der überall anstößt und in die Grube fällt. Der Wille musst sich nämlich im Verstand erkennen und nicht der Verstand im Willen oder — was auf dasselbe hinausläuft — das Leben mit seiner Liebe musst den Verstand zum Denken, Reden und Handeln anleiten, und nicht umgekehrt. Wäre es umgekehrt, der Verstand könnte aus einem bösen, ja teuflischen Trieb alles aufgreifen, was ihm in den Sinn kommt und dem Willen auferlegen, es zu verwirklichen. Hieraus lässt sich ersehen, woher die abweichenden Ansichten und Irrlehren kommen.

Gleichwohl ist dafür gesorgt, dass jeder Mensch, welcher Irrlehre er auch immer mit seinem Verstand angehört, umgebildet werden und das Heil erlangen kann, wenn er nur das Böse als Sünde flieht und er sich im ketzerischen Falschen nicht bestärkt. Denn durch das Meiden der Sünde wird der Wille umgebildet und durch diesen dann wiederum der Verstand, der erst dann aus Finsternis zum Licht gelangt Drei wesentliche Dinge machen das Wesen der Kirche aus: die Anerkennung der Göttlichkeit des Herrn, der Heiligkeit des Wortes und das Leben der tätigen Liebe. Der Glaube jedes Menschen entspricht seinem Leben der tätigen Liebe; aus dem Wort erkennt er, wie er leben soll, und vom Herrn wird er umgebildet und selig gemacht. Wären diese drei Grundsätze für die Kirche das Wesentliche gewesen, die dogmatischen Abweichungen hätten sie nicht getrennt, sondern nur vielfältiger gemacht, ähnlich wie das Licht bei schönen Gegenständen die Farben variiert und unterschiedliche Diademe die Schönheit einer Königskrone bilden. (GV 259)

Die Zulassung des Bösen

Wäre der Mensch nicht in voller Freiheit, so könnte er nicht nur nicht selig werden, sondern müsste gänzlich zugrunde gehen. Hier die Ursache: Jeder Mensch ist von Geburt an in Bösem von vielerlei Art, das in seinem Willen liegt und das er liebt; denn was der Mensch aus seinem Inneren heraus will, das liebt er, und was er liebt, das will er auch. Die Liebe des Willens fließt in den Verstand ein und bewirkt, dass ihr Lustreiz dort empfunden wird. Von da aus gelangt sie in die Gedanken und in die Absichten. Würde es daher dem Menschen nicht erlaubt, in Übereinstimmung mit der durch Vererbung in ihn gelegten Liebe seines Willens zu denken, bliebe jene Liebe abgekapselt und träte dem Menschen nie vor Augen. Die Liebe zum Bösen aber, die nie zum Vorschein kommt, wäre wie ein Feind im Hinterhalt, wie Eiter in einem Geschwür, Gift im Blut oder Fäulnis in der Brust — tödlich, wenn sie eingeschlossen bleiben. Wenn aber dem Menschen erlaubt wird, Böses, das zu seiner Lebensliebe gehört, zu denken und anzustreben, so wird es durch geistige Mittel geheilt, vergleichsweise wie Krankheiten durch natürliche Heilmittel.

Der Herr könnte den Verstand bei jedem Menschen heilen und dadurch bewirken, dass er nichts Böses, sondern nur Gutes dächte, und zwar durch alle möglichen Arten von Ängsten, Wunder, Reden mit Verstorbenen, Visionen und Träume. Nur den Verstand heilen bedeutet aber, den Menschen bloß äußerlich heilen. Der Verstand des Menschen mit seinen Gedanken ist nämlich nur das Äußere, der Wille mit seiner Neigung dagegen das Innere seines Lebens. Daher wäre die Heilung des Verstandes allein eine Kur, die nur die Symptome behandelte, nicht aber die innere Bosheit. Diese wäre dann eingekapselt, könnte nicht hervortreten und würde erst das Naheliegende und schließlich auch das Entferntere zerstören, bis das Ganze abstürbe. Der Wille musst geheilt werden, nicht dadurch, dass der Verstand in ihn einfließt; denn das gibt es nicht, vielmehr durch Belehrung und Ermahnung seitens des Verstandes. Würde allein der Verstand geheilt, der Mensch wäre wie ein einbalsamierter Leichnam, in duftende Kräuter und Rosen gehüllt, die jedoch bald den Gestank der Leiche annehmen würden und man ihn schließlich keiner Nase mehr zumuten könnte. Dasselbe würde mit den himmlischen Wahrheiten geschehen, wenn sie dazu dienten, eine böse Grundneigung des Willens zu umhüllen. (GV 281,282)

Die göttliche Vorsehung ist ebensowohl bei den Bösen wie bei den Guten

Die göttliche Vorsehung ist bis ins Einzelnste allumfassend, nicht nur bei den Guten, sondern auch bei den Bösen, obwohl sie nicht in ihrem Bösen ist. Oben wurde gezeigt, dass die göttliche Vorsehung bis ins Einzelnste der Gedanken und Neigungen des Menschen hineinreicht, d.h. dass der Mensch aus sich selbst nichts denken und wollen kann, sondern dass alles, was er denkt und will und von daher redet und tut, auf einer Einwirkung beruht — ist es gut, aus dem Himmel, ist es böse, aus der Hölle —, mit anderen Worten, auf einem Einfluss des Herrn, wenn es gut, und aus dem Eigenen des Menschen, wenn es böse ist. Ich weiß freilich, dass das nur mit Mühe zu verstehen ist, weil einerseits unterschieden wird zwischen dem, was aus dem Himmel oder vom Herrn und dem, was aus der Hölle oder dem Eigenen des Menschen einfließt; andererseits aber gesagt wird, die göttliche Vorsehung wirke bis ins Einzelnste in Gedanken und Neigungen des Menschen ein — so sehr, dass der Mensch aus sich selbst überhaupt nichts denken und wollen könne. Wenn nun behauptet wird, er vermöge es aus der Hölle und seinem Eigenen, so erscheint das als ein Widerspruch. Es ist aber keiner, wie man im Folgenden sehen wird. Dem ist freilich einiges vorauszuschicken, das Licht auf die Sache wirft. (GV 287)

Folgende Phänomene in der natürlichen Welt können anschaulich machen, dass alles aus einer einzigen Quelle des Lebens einfließt, was der Mensch denkt und will, folglich wie er redet und handelt, dass dennoch diese einzige Lebensquelle, die der He rr ist, keine Schuld daran hat, wenn der Mensch Böses und Falsches denkt: Wärme und Licht gehen aus der Sonne hervor. Beide fließen in alle sichtbaren Subjekte und Objekte ein, nicht nur in die guten und schönen, sondern auch in die bösen und hässlichen. Sie bringen darin die verschiedensten Wirkungen hervor, fließen sie doch nicht nur in Bäume ein, die gute, sondern auch in solche, die giftige Früchte tragen, ja sogar die Früchte selbst bringen sie zur Reife. Die Sonnenstrahlen dringen in gute Samen ebenso ein wie in Unkraut, in Pflanzen mit guter oder heilsamer Wirkung ebenso wie in Gewächse mit schlechter oder giftiger Wirkung. Dabei bleiben sich doch Wärme und Licht immer gleich. Die Ursache zum Bösen liegt also nicht in ihnen, sondern in den aufnehmenden Subjekten und Objekten.

Auch die Wärme ist die gleiche, ob sie Eier von Eulen, Uhus oder Nattern ausbrütet oder von Tauben, schönen Vögeln oder Schwänen. Lege einer Henne beiderlei Arten von Eiern unter, und ihre völlig unschädliche Wärme wird sie ausbrüten. Kann man also die Wärme für Böses und Schädliches verantwortlich machen? Die Wärme wirkt immer auf gleiche Weise, ob sie nun auf Morast, Kot, Fäulnis, Kadaver usw. oder auf etwas Saftiges, Duftendes, Frisches und Lebendiges trifft. Wer sähe nicht, dass die Ursache der verschiedenen Wirkungen nicht in der Wärme, sondern im aufnehmenden Subjekt liegt? Ebenso stellt sich dasselbe Licht auf einem Gegenstand in lieblichen, auf einem anderen in abstoßenden Farben dar, ja in weißen hellt es sich auf und glänzt, während es sich in mehr nach schwarz tendierenden Farben verdunkelt.

Ähnlich geht es in der geistigen Welt zu: auch in ihr stammen Wärme und Licht aus der dortigen, der geistigen Sonne, die der Herr ist, und aus dieser Sonne dringen sie in ihre Subjekte und Objekte ein. Hier sind Engel und Geister die Subjekte und Objekte, vor allem deren Willens- und Erkenntnisvermögen. Die von dieser Sonne ausstrahlende göttliche Liebe ist hier die Wärme, und die ausstrahlende göttliche Weisheit das Licht. Sie sind nicht schuld daran, dass sie von jedem anders aufgenommen werden, sagt doch der Herr: "Er (Gott) lässt Seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte": Matth.5/45. Unter der "Sonne" hat man im höchsten geistigen Sinn die göttliche Liebe und unter dem "Regen" die göttliche Weisheit zu verstehen. (GV 292)

Die besondere Führung der Guten und der Bösen durch die göttliche Vorsehung

Es gibt in der Welt Menschen, die Engel sind, aber auch solche, die Teufel sind:

Aus den Engel-Menschen besteht der Himmel, und aus den Teufel-Menschen die Hölle.

Beim Engel-Menschen sind alle Lebensgrade bis zum Herrn hin geöffnet, aber bei den Teufel-Menschen ist nur der letzte (unterste) Grad geöffnet, die anderen sind verschlossen.

Der Engel-Mensch wird vom Herrn geführt, sowohl von Innen als von Außen, der Teufel-Mensch wird von Innen durch sich selbst und von Außen durch den Herrn geführt.

Der Engel-Mensch wird vom Herrn der Ordnung gemäß geführt: von Innen aus der Ordnung und von Außen zur Ordnung hin; der Teufel-Mensch aber wird von Außen durch den Herrn zur Ordnung geführt, von Innen aber gegen die Ordnung aus sich selbst.

Der Engel-Mensch wird fortwährend durch den Herrn vom Bösen abgelenkt und zum Guten geführt, aber der Teufel-Mensch wird zwar auch vom Herrn fortwährend vom Bösen abgelenkt, aber nur vom schwereren zu dem geringeren (Bösen), denn zum Guten kann er nicht geführt werden.

Der Engel-Mensch wird vom Herrn fortwährend von der Hölle abgewendet und immer tiefer in den Himmel eingeführt; der Teufel-Mensch wird zwar auch fortwährend von der Hölle abgelenkt, aber nur von der härteren zu einer milderen, denn in den Himmel kann er nicht geführt werden.

Weil der Engel-Mensch vom Herrn geführt wird, so wird er auch vom bürgerlichen, moralischen und geistigen Gesetz geführt um des Göttlichen willen, das in denselben liegt; der Teufel-Mensch aber wird von denselben Gesetzen geführt, aber nur um seines Nutzens willen, der in denselben liegt.

Der Engel-Mensch liebt durch den Herrn das Gute der Kirche und des Himmels, weil es gut ist, und ebenso das Wahre derselben, weil es wahr ist; aber von sich selbst aus liebt er das Gute des Körpers und der Welt, weil es Nutzen und Vergnügen darbietet; ebenso das Wahre der Wissenschaften. Allein, beides liebt er nur scheinbar aus sich, aber in Wirklichkeit aus dem Herrn. Der Teufel-Mensch aber liebt zwar auch das Gute des Körpers und der Welt aus sich, weil es Nutzen und Vergnügen darbietet, und ebenso das Wahre der Wissenschaften, aber er liebt beides nur scheinbar aus sich, dagegen in Wirklichkeit aus der Hölle.

Der Engel-Mensch fühlt sich in Freiheit und in der Freude seines Herzens, wenn er Gutes aus guter Absicht tut, und auch, wenn er das Böse nicht tut. Der Teufel-Mensch aber ist in der Freiheit und in der Lust seines Herzens, wenn er Gutes tut aus böser Absicht, und auch, wenn er Böses tut.

Der Engel-Mensch und der Teufel-Mensch erscheinen dem Äußeren nach einander ähnlich, aber dem Inneren nach sind sie ganz unähnlich; wenn daher nach dem Tode das Äußere abgelegt wird, sind sie einander ganz unähnlich: der eine wird zum Himmel erhoben, der andere in die Hölle gestürzt. (EKO 1145)

Der Herr fließt in das Innere des menschlichen Gemütes ein, und durch dieses in das Äußere, wie auch in die Neigung seines Willens und durch diese in das Denken seines Verstandes, aber nicht umgekehrt.

In das Innere des menschlichen Gemütes einfließen und durch dieses in das Äußere heißt, Wurzel bilden und aus der Wurzel das weitere hervorbringen. Die Wurzel ist im Inneren und das Hervorbringen im Äußeren. Und einfließen in die Neigung des Willens und durch diese in das Denken des Verstandes heißt, zuerst die Seele einflößen und durch diese das übrige bilden; denn die Neigung des Willens ist gleichsam die Seele, durch welche die Gedanken des Verstandes gebildet werden. Auch dies ist ein Einfließen vom Inneren in das Äußere, was allein möglich ist.

Der Mensch weiß aber nichts von dem, was in das Innere seines Gemütes einfließt, und daher auch nichts von dem, was in die Neigung seines Willens einfließt. ...

Wie aber der Herr einfließt, so dass der Mensch dadurch geleitet wird, kann man nirgends anderswoher als aus der geistigen Welt erkennen: hier befindet sich der Mensch in Ansehung seines Geistes, und somit in Ansehung seiner Neigungen und Gedanken, denn diese beiden zusammen bilden den Geist des Menschen, und dieser ist es, der aus seiner Neigung denkt und nicht der Körper. Die Neigungen des Menschen, aus denen seine Gedanken hervorgehen, breiten sich dort ringsum in die Gemeinschaften aus, in mehrere oder wenigere, je nach der Stärke und Beschaffenheit der Neigung. Unter diesen befindet sich der Mensch in Ansehung seines Geistes, an diese ist er gleichsam wie mit langen Stricken gebunden, die den Raum für sein Umherwandeln begrenzen; dann bewegt er sich wie von einer Neigung zu der anderen, so auch von einer Gemeinschaft zu der anderen, und in welcher er sich befindet, und da, wo er in dieser ist, befindet sich auch der Mittelpunkt, von wo seine Neigung und sein Denken ausgeht bis zu den übrigen Gemeinschaften, als zu ihren Umkreisen, die dadurch in fortwährender Verbindung stehen mit der Neigung des Mittelpunktes, aus der er dann denkt und redet. Diese Sphäre, nämlich die Sphäre seiner Neigungen und Gedanken, verschafft sich der Mensch in der (natürlichen) Welt: wenn er ein Böser ist in der Hölle, wenn er ein Guter ist im Himmel.

Dass es sich so verhält, weiß der Mensch nicht, denn er weiß nicht, dass es solche Dinge gibt. Vermittelst jener Gemeinschaften wandelt der Mensch, d.h. sein Gemüt, frei umher, obgleich gebunden, und der Herr führt ihn; er tut keinen Schritt, ohne dass der Herr ihn hin und zurückführt, auch bewirkt Er fortwährend, dass der Mensch nicht anders weiß, als dass er aus sich in voller Freiheit einhergeht, und es ist ihm erlaubt, diese Überzeugung zu haben, damit der Mensch immer dahin geleitet werden kann, wohin seine Neigung verlangt. Ist seine Neigung eine böse, so wird er in den höllischen Gemeinschaften herumgeführt, und wenn er nicht zum Herrn aufblickt, wird er immer weiter und tiefer in dieselben hineingeführt, und dennoch führt ihn der Herr gleichsam an der Hand, indem Er zulässt und hinwegleitet, soweit derselbe mit Freiheit folgen will. Wenn er aber zum Herrn aufblickt, wird er aus jenen Gemeinschaften allmählich nach der Ordnung und dem Zusammenhang, in dem sie untereinander stehen, herausgeführt; aber diese Ordnung und dieser Zusammenhang ist nur dem Herrn allein bekannt. Und in dieser Weise wird er fortwährend stufenweise aufwärts zum Himmel und dann in den Himmel geführt.

Dies tut der Herr, ohne dass es der Mensch weiß; wenn er es wüsste, so würde er fortwährend den Gang des Herrn stören, indem er sich selbst führte. (EKO 1173,1174)

Weshalb die göttliche Vorsehung den Menschen durch Neigungen, und nicht durch Gedanken führt

Es soll jetzt gesagt werden, was Neigung sei, und dann, warum der Mensch vom Herrn durch Neigungen und nicht durch Gedanken geführt wird. ...

Was ist Neigung? Unter Neigung ist dasselbe zu verstehen wie unter Liebe, aber die Liebe ist gleichsam die Quelle und die Neigungen die daraus hervorgehenden Bäche, sie sind somit die Fortsetzungen derselben. Die Liebe ist als Quelle im Willen des Menschen, die Neigungen aber, als die Bäche, fließen fortwährend in den Verstand ein, und bringen daselbst mittels des Lichtes aus dem Wahren die Gedanken hervor. Es verhält sich dies ebenso, wie wenn der Hauch der Wärme in einem Garten vermittelst der Strahlen des Lichtes das Sprießen der Keime hervorruft. Die Liebe ist auch wirklich ihrem Ursprung nach Wärme des Himmels, die Wahrheiten aber sind ihrem Ursprung nach Strahlen des Lichtes im Himmel, und die Gedanken sind die hervorkeimenden Triebe aus der Ehe jener beiden.

Es soll jetzt erklärt werden, warum der Mensch vom Herrn durch Neigungen und nicht durch Gedanken geleitet wird. Wenn der Mensch vom Herrn durch Neigungen geführt wird, dann kann er allen Gesetzen der göttlichen Vorsehung gemäß geführt werden, was aber nicht möglich ist, wenn er durch Gedanken geführt wird; denn die Gefühle oder Neigungen offenbaren sich nicht vor dem Menschen, wohl aber die Gedanken.

Ferner bringen die Neigungen die Gedanken hervor, aber nicht umgekehrt die Gedanken die Neigungen; es scheint zwar, als ob sie Neigungen hervorbrächten, aber es ist nur Täuschung. Wenn aber die Neigungen die Gedanken hervorbringen, so bringen sie alles im Menschen hervor, weil sie das Leben desselben sind. Dies ist auch in der Welt bekannt: wenn du einen Menschen bei seiner Neigung gefasst hast, so hältst du ihn gleichsam gefesselt und führst ihn, wohin du willst, und dann gilt bei ihm ein Grund soviel wie tausend; wenn du aber einen Menschen nicht bei seiner Neigung gefasst hast, dann richten die Gründe nichts bei ihm aus, denn die nicht übereinstimmende Neigung fasst sie verkehrt auf oder verwirft und vernichtet sie. Ebenso würde es gehen, wenn der Herr die Menschen durch Gedanken und nicht durch Neigungen führen wollte.

Auch scheint es dem Menschen, wenn er vom Herrn durch Neigungen geführt wird, als ob er ganz frei aus sich denke, und auch frei aus sich rede und handle. Daher kommt es dann, dass der Herr den Menschen nicht unmittelbar führt sondern mittelbar durch das Wort, durch Predigten aus dem Wort und durch Gespräch und Umgang mit anderen; dadurch denkt der Mensch auch wirklich frei wie aus sich. (EKO 1175)

Die göttliche Vorsehung in der Zurückhaltung des Menschen vom Bösen

Von welcher Art die göttliche Vorsehung bei den Guten sei, lässt sich leichter begreifen, als wie sie bei den Bösen sei; und weil nun von letzterer die Rede ist, so soll es in folgender Reihenfolge gesagt werden:

Erstens: In jedem Bösen verbirgt sich Unzähliges. Dem Menschen erscheint jedes Böse als eine einzelne Angelegenheit, z.B. Hass, Rache, Diebstahl und Betrug, Ehebruch und Hurerei, Stolz, Hochmut und alles übrige. Man weiß nicht, dass sich in jedem Bösen unzählige Dinge verbergen, jedenfalls mehr als der menschliche Körper Fasern und Gefäße hat. Der böse Mensch ist nämlich eine Hölle in kleinster Gestalt, und die Hölle besteht aus Myriaden und Abermyriaden Geistern, jeder der Form nach Mensch, obgleich von monströser Art, in dem alle Fasern und Gefäße pervertiert sind. Ihr Geist ist ein Böses, das den Betreffenden zwar als ein einziges erscheint, in Wirklichkeit aber ebenso viel Unzählbares enthält, wie die mit ihm verbundenen Begierden. Jeder Mensch ist nämlich von Kopf bis Fuß identisch mit seinem Bösen oder Guten. Das bedeutet, der Böse ist ein einziges Böses, aus einer unzähligen Vielfalt zusammengesetzt, von denen jeder einzelne Teil wiederum etwas Böses ist; alle zusammen werden sie als die Begierden des Bösen bezeichnet. Folglich müssen sie alle, eine nach der anderen, vom Herrn wiederhergestellt und umgekehrt werden, um den Menschen umzubilden, was durch die göttliche Vorsehung des Herrn nur nach und nach geschehen kann, vom ersten Lebensalter an bis zu seinem letzten.

In der Hölle stellt sich jede Begierde des Bösen als ein schädliches Tier dar, beispielsweise als Drache oder Basilisk, als Natter oder Uhu, Nachteule usw. Auch wenn ein böser Mensch von den Engeln betrachtet wird, erscheinen ihnen seine Begierden in dieser Weise. Und all diese Formen müssen einzeln umgewandelt werden. Ein Mensch, der hinsichtlich seines Geistes wie ein Monster oder Teufel erscheint, musst umgewandelt werden, ehe er zu einem schönen Engel werden kann, und zwar in jeder einzelnen seiner bösen Begierden, damit sie als Lamm oder Schaf, als Taube oder Turteltaube erscheinen, wie die guten Neigungen der himmlischen Engel, wenn die se dargestellt werden. Doch die Umwandlung eines Drachens in ein Lamm, eines Basilisken in ein Schaf oder eines Uhus in eine Taube kann nur nach und nach geschehen, und zwar dadurch, dass das Böse mit seiner Wurzel ausgerottet wird und statt dessen ein guter Same gelegt wird. Das lässt sich aber vergleichsweise nur so bewirken, wie man Bäume pfropft, indem man die Wurzeln samt einem Teil des Stammes lässt wie sie sind, der aufgepfropfte Zweig aber den durch die bestehenden Wurzeln aufgezogenen Saft so verwandelt, dass er gute Früchte bringt. Der einzupropfende Zweig kann jedoch allein vom Herrn genommen werden, welcher der Baum des Lebens ist. Das entspricht auch den Worten des Herrn bei Joh.15/1-7.

Zweitens: Der Böse steuert beständig sich selbst ins Böse hinein, der Herr aber lenkt ihn ununterbrochen davon ab. Es heißt "sich selbst", weil alles Böse vom Menschen stammt, da er — wie oben ausgeführt — das vom Herrn her einfließende Gute ins Böse pervertiert. Der Böse stürzt sich aber immer mehr ins Böse, weil er sich — je mehr er Böses will und tut — immer tiefer in die Gemeinschaft höllischer Gemeinschaften begibt. Daher wächst auch die Lust zum Bösen und nimmt seine Gedanken so ein, dass er zuletzt nichts anderes mehr als angenehmer empfindet. Aber wer sich immer innerlicher in höllische Gemeinschaften einlässt, wird wie mit Fes seln umstrickt, die er, solange er in der Welt lebt, nicht fühlt. Die Fesseln sind wie aus weicher Wolle oder zarten Seidenfäden; er liebt sie, weil sie ihn angenehm kitzeln. Nach dem Tode aber werden diese Fesseln drückend und stechend.

Wie man weiß, nimmt die Lust am Bösen zu: Diebstahl, Raub, Plünderung, Rachehandlungen, Herrschsucht, Wucher usw. beweisen es. Wer empfände nicht bei solchen Handlungen je nach Gelingen und unbehinderter Ausübung eine Erhöhung des Lustgefühls? Bekanntlich empfindet der Dieb bei seinen Diebstählen solche Lust, dass er nicht davon lassen kann und ihm erstaunlicherweise ein gestohlenes Geldstück mehr wert ist als zehn geschenkte. Ähnlich würde es beim Ehebruch sein, wäre nicht dafür gesorgt, dass die Kraft zu diesem Übel durch den Missbrauch allmählich abnimmt. Gleichwohl bleibt bei vielen die Lust erhalten, daran zu denken und davon zu sprechen, auch wenn letztlich nur noch die Lust der Berührung bleibt.

Aber man kennt die Ursache nicht, dass sich nämlich ein solcher Mensch, je mehr er das Böse aus seinem Willen und Denken heraus begeht, desto tiefer mit den höllischen Gemeinschaften einlässt. Solange er das Böse nur denkt und nicht will, ist er noch nicht mit seinem Bösen einer höllischen Gemeinschaft verbunden. Erst wenn er es wirklich will, tritt er in sie ein. Ist er sich dann auch bewusst, dass dieses Böse gegen die Vorschriften der Zehn Gebote verstößt, die er für göttlich hält, begeht er es vorsätzlich. Dadurch sinkt er so tief, dass nur tätige Reue ihn wieder aus diesem Zustand herausführen kann.

Drittens: Die göttliche Vorsehung bei den Bösen besteht zwar in der fortwährenden Zulassung des Bösen, jedoch mit dem Ziel, sie dadurch laufend davon abzulenken. Der Grund ist: Aus dem Leben dieser Menschen kann nur Böses hervorgehen. Der Mensch ist ja entweder im Guten oder im Bösen. Er kann nicht in beidem zugleich sein, auch nicht abwechselnd, außer er gehöre zu den Lauen. Das Böse des Lebens aber wird nicht vom Herrn in den Willen und durch diesen ins Denken des Menschen eingelassen, sondern vom Menschen selbst. Das nennt man Zulassung.

Weil nun alles, was der böse Mensch will und denkt zugelassen wird, fragt sich, worin dabei die göttliche Vorsehung besteht, von der gesagt wurde, sie walte im Einzelnsten bei jedem Menschen, er sei böse oder gut. Die Vorsehung besteht aber darin, dass sie bei der Zulassung stets einen Zweck verfolgt, d.h. dass sie nur etwas zulässt, das diesem Zweck dient und das Böse, das aus der Zulassung hervorgeht, fortlaufend mustert, abtrennt, reinigt und was unangemessen ist, auf unbekannten Wegen beseitigt. Das vollzieht sich vor allem im inneren Willen und von da aus auch im inneren Denken des Menschen. Die göttliche Vorsehung zeigt sich auch darin, dass sie ständig dafür sorgt, dass etwas, das weggewiesen und beseitigt werden musst, durch den Willen nicht von neuem aufgenommen und so dem Menschen angeeignet wird. Was nur vom Denken aufgenommen wird, aber nicht vom Willen, wird abgesondert und beseitigt. Hierin also liegt die fortlaufende Vorsehung des Herrn bei den Bösen — wie gesagt, eine ununterbrochene Folge von Zulassung zum Zweck der Ablenkung.

Der böse Mensch merkt davon kaum etwas, weil er es nicht wahrnimmt Das beruht vor allem darauf, dass das Böse zu den Begierden seiner Lebensliebe gehört und nicht als etwas Böses, sondern Angenehmes empfunden wird, auf das er nicht weiter achtet. Wer schenkt schon den angenehmen Reizen seiner Liebe besondere Aufmerksamkeit? Das Denken schwimmt darin wie ein Kahn, der auf der Strömung eines Flusses dahintreibt, und der Betreffende empfindet diese Reize ähnlich wie eine lieblich duftende Atmosphäre, die er in vollen Zügen einatmet. Nur im äußeren Denken lässt sich etwas von dieser Art der Reize wahrnehmen, dennoch aber achtet man auch hier nicht weiter darauf, wenn man nicht genau weiß, dass sie böse sind. Darüber mehr im Folgenden.

Viertens: Die Ablenkung vom Bösen geschieht auf tausenderlei und höchst geheime Weise vom Herrn. Mir wurde nur einiges, aber nur das allgemeinste davon entdeckt. Die dem Menschen unbewussten Reize der Begierden nämlich werden haufen- und bündelweise in die inneren Gedanken seines Geistes eingelassen und von da aus treten sie in seine äußeren Gedanken. Dort werden sie dann als eine gewisse Wollust, Lust oder Verlangen empfunden und vermischen sich auch mit den natürlichen oder sinnlichen Re izen. Hier finden sich die Mittel der Ausscheidung und Reinigung sowie Wege der Ablenkung und Beseitigung. Diese Mittel bestehen vor allem in den Freuden des Nachsinnens, des Denkens und der Reflexion; sie betreffen gewisse Absichten, Nutzen zu schaffen. Derartige Absichten, Nutzen zu schaffen, sind ebenso zahlreich wie die speziellen und einzelnen Aufgaben, die in irgendeinem Geschäft oder Beruf vorkommen; ebenso zahlreich auch wie die vielen lustvollen Reize der Reflexion, die man anstellt, um als rechtschaffener, sittlicher oder auch als geistiger Mensch zu erscheinen — abgesehen von dazwischen tretenden Unannehmlichkeiten. Weil diese angenehmen Reize im äußeren Menschen Teil seiner Liebe sind, dienen sie als Mittel der Ausscheidung, Reinigung, Absonderung und Beseitigung der Lustreize der bösen Begierden im inneren Menschen.

Z.B. geht ein ungerechter Richter, der Gewinn oder Freundschaft als den eigentlichen Zweck oder Nutzen seines Amtes betrachtet, innerlich ständig darauf aus; äußerlich aber will er als gesetzeskundig und gerecht gelten. Seine Lust besteht im unentwegten Nachsinnen, Denken, Überlegen und Streben, wie er das Recht so drehen, wenden, anbequemen und anpassen könnte, dass es mit den Gesetzen übereinzustimmen und der Gerechtigkeit gemäß zu sein scheint. Ihm ist dabei nicht bewusst, dass seine innere Lust in Schlauheiten, Betrügereien, heimlichem Diebstahl, im Ränkeschmieden usw. besteht, und dass diese aus so vielen einzelnen Lüsten seiner bösen Begierden zusammengesetzte Lust seine äußeren Gedanken im Ganzen wie in allen Einzelheiten beherrscht — obgleich er doch gern als gerecht und redlich erscheinen möchte. Die inneren Lustreize sinken in die äußeren Lustreize herab und vermischen sich mit ihnen, vergleichsweise wie die Speisen im Magen, wo sie geschieden, gereinigt und abgeführt werden. Freilich werden nur die verderblicheren Lustreize der bösen Begierden entfernt.

Denn beim bösen Menschen gibt es nur eine Trennung, Reinigung und Abführung des besonders verderblichen, nicht des weniger verderblichen Bösen. Beim guten Menschen hingegen findet eine Trennung, Reinigung und Ausscheidung nicht nur des besonders verderblichen, sondern auch des weniger verderblichen Bösen statt. Es geschieht mit Hilfe der angenehmen Reize der Neigungen des Guten und Wahren sowie des Gerechten und Redlichen. Diese erlangt der Mensch, soweit er das Böse als Sünde betrachtet und mehr noch, wenn er dagegen ankämpft. Durch solche Mittel reinigt der Herr alle, die gerettet werden. Eben diese reinigt Er aber auch wieder durch äußere Mittel, wie Ruhm, Ehre und zuweilen auch Gewinn. In sie legt Er jedoch die Lustreize der Neigungen zum Guten und Wahren hinein, durch welche die Betreffenden zur Freude an der Nächstenliebe geleitet und zubereitet werden.

Die Ablenkung des Menschen vom Bösen geschieht vonseiten des Herrn auf tausenderlei und äußerst geheimnisvolle Art und Weise. Das lässt sich nicht besser erkennen und erschließen als aus den verborgenen Tätigkeiten der Seele im Körper. Folgende sind dem Menschen bekannt: die Speise, die er essen möchte, sieht er, durch ihren Geruch empfindet er Verlangen nach ihr, sie schmeckt ihm, mit den Zähnen kaut er sie, mit der Zunge befördert er sie in die Speiseröhre und so in den Magen. Zu den geheimen, dem Menschen unbewussten, weil nicht fühlbaren Tätigkeiten der Seele gehört: dass der Magen die aufgenommenen Speisen knetet, durch Lösungsmittel auflöst und zerteilt, d.h. verdaut und das Zuträgliche den vorhandenen Öffnungen und Gefäßen zuführt, die es einsaugen, einiges dem Blut, anderes den Lymphgefäßen oder den Milchgefäßen des Gekröses zuweisen, während wieder anderes in die Gedärme geht; dass ferner der Speisesaft aus seinem Behälter im Gekröse durch den Brustgang unten hindurch in die Hohlader und so ins Herz gebracht wird. Vom Herzen wiederum gelangt es in die Lunge, von dieser weiter durch die linke Herzkammer in die Aorta, und von da durch Verzweigungen in die Eingeweide des ganzen Körpers, wie auch in die Nieren, wo eine Scheidung und Reinigung des Blutes und eine Entfernung der Fremdstoffe stattfindet. Wer wüsste auch etwas davon, wie das Herz das in der Lunge gereinigte Blut durch die Schlagadern, Carotiden genannt, ins Gehirn strömen lässt, von wo es im Gehirn belebt, wieder in die Hohlader — unmittelbar über der Stelle, an welcher der Brustgang den Speisesaft einbringt — und so wieder ins Herz zurückströmt?

Diese und unzählige andere Vorgänge sind die geheimen Tätigkeiten der Seele im Körper. Der Mensch empfindet davon nichts, und wenn er keine Ahnung von Anatomie hat, weiß er auch nichts davon. Und doch geht im Inneren des menschlichen Gemüts etwas ganz ähnliches vor, kann doch im Körper nur von daher etwas geschehen; denn das Gemüt des Menschen ist sein Geist, und dieser ist in gleicher Weise Mensch, nur mit dem Unterschied, dass im Geist alles in geistiger Weise geschieht, im Körper hingegen in natürlicher Weise. Aber es besteht eine durchgehende Ähnlichkeit. Damit ist klar: die göttliche Vorsehung wirkt bei jedem Menschen auf tausenderlei höchst geheimnisvolle Weisen, und weil stets auf seine Erlösung bedacht, ist es ihr Ziel, ihn zu reinigen. Sie erlegt dem Menschen nur auf, das Böse in seinem Äußeren zu entfernen. Für alles andere sorgt der Herr, wenn er darum gebeten wird. (GV 296)

Jeder Mensch kann wiedergeboren werden, und es gibt keine Vorherbestimmung

Die gesunde Vernunft fordert, dass alle Menschen zum Himmel vorherbestimmt sind, und keiner zur Hölle. ... Der Endzweck der Schöpfung ist ein Himmel aus dem menschlichen Geschlecht. ... Jeder Mensch ist geschaffen, um auf ewig in einem seligen Zustand zu leben. ... Folglich ist jeder Mensch geschaffen, um in den Himmel zu kommen. ... Die göttliche Liebe kann nichts anderes wollen und die göttliche Weisheit nichts anderes vorsehen. ... Die göttliche Vorsehung hat deshalb dafür gesorgt, dass jeder Mensch selig werden kann und alle selig werden, die Gott anerkennen und gewissenhaft leben. ... Das Gute des Lebens bzw. gut leben besteht darin, dass man das Böse aus dem Grunde flieht, weil es gegen die Religion, somit gegen Gott verstößt. ... Der Mensch trägt selbst Schuld, wenn er nicht selig wird. ... Eine andere Vorherbestimmung als zum Himmel widerspricht der unendlichen göttlichen Liebe. ... und ist gegen die göttliche Weisheit, welche unendlich ist. ... Die Mittel, wodurch die göttliche Vorsehung ihren Zweck wirkt, welcher die Seligmachung des Menschen ist, sind die göttlichen Wahrheiten, durch die er Weisheit, und das göttlich Gute, durch das er Liebe empfängt; denn wer den Zweck will, will auch die Mittel. (GV 322-331)

Das Wirken der göttlichen Vorsehung für die Seligmachung des Menschen ist beständig und fortschreitend

Die Tätigkeit der göttlichen Vorsehung zum Heil des Menschen beginnt mit dessen Geburt und setzt sich fort bis zum Ende seines Lebens auf Erden, und dann in Ewigkeit.

Alle Dinge außerhalb des Menschen und die ihm dienen, sind sekundäre Absichten der Schöpfung. Sie beziehen sich im allgemeinen auf alles in den drei Reichen, Tier-, Pflanzen- und Mineralreich. Da nun dies alles nach den bei der ersten Schöpfung festgelegten Gesetzen der göttlichen Vorsehung beständig vor sich geht, wieso sollte sich da nicht auch das Hauptziel, das Heil des menschlichen Geschlechts, nach den Gesetzen seiner Ordnung, d.h. nach Gesetzen der göttlichen Vorsehung in beständiger Weise entwickeln?

Man betrachte nur einmal einen Fruchtbaum: wird er nicht aus einem unscheinbaren Samenkorn zuerst als zarter Keim geboren, wächst allmählich zu einem Stamm empor, breitet Äste und Blätterkleid aus, bringt Früchte hervor und neue Samenkörner darin, die für seine Fortdauer sorgen? Dasselbe gilt für jeden Strauch und alle Pflanzen des Feldes. Vollzieht sich das nicht alles bis ins letzte auf beständige und wunderbare Weise und von Anfang bis Ende nach den die Pflanzen betreffenden Ordnungsgesetzen? Warum sollte das nicht auch für das Hauptziel, den Himmel aus dem menschlichen Geschlecht gelten? Kann es bei seinem Voranschreiten etwas geben, das nicht aufs folgerichtigste nach den Gesetzen der göttlichen Vorsehung abläuft?

Da nun zwischen dem Leben des Menschen und dem Wachstum des Baumes ein Entsprechungsverhältnis besteht, kann eine Parallele oder ein Vergleich festgestellt werden: Die Kindheit des Menschen ist vergleichsweise wie der zarte Keim des Baumes, den der Same aus der Erde hervorsprießen lässt, das Knaben- und Jünglingsalter des Menschen wie dieser Keim, wenn er zum Stengel emporwächst und Ästchen anzusetzen beginnt. Die natürlichen Wahrheiten, mit denen der Mensch zuerst versehen wird, sind wie Blätter, mit denen sich die Äste dann bedecken. (Blätter bezeichnen auch im Wort nichts anderes.) Die Weihen des Menschen zur Ehe des Guten und Wahren, d.h. zur geistigen Ehe, sind wie Blüten, die der Baum im Frühling hervorbringt, die geistigen Wahrheiten die Blütenblättchen Die Erstlinge der geistigen Ehe sind wie die Frucht-Ansätze, das geistige Gute, d.h. das Gute der tätigen Liebe, gleicht den Früchten und wird auch im Wort durch die Früchte bezeichnet. Was die Weisheit aus der Liebe hervorbringt, gleicht den Samenkörnern, durch die der Mensch wie ein Garten oder Paradies wird. Auch wird der Mensch im Wort durch einen Baum dargestellt und seine in der Liebe gründende Weisheit durch einen Garten. Der Garten Eden bezeichnet nichts anderes.

Der Mensch ist freilich, was seinen geistigen Samen betrifft, ein böser Baum, dennoch können bei ihm Ein- oder Aufpfropfungen von Zweiglein aus dem Baum des Lebens vorgenommen werden, durch die dann der aus der alten Wurzel geschöpfte Saft verwandelt wird und gute Früchte hervorbringt. Dieser Vergleich wurde angestellt, damit man wisse: wenn schon bei Wachstum und Vermehrung der Bäume ein derart unabänderlicher Gang der göttlichen Vorsehung waltet, musst das für die Umbildung und Wiedergeburt der Menschen noch viel mehr gelten, da sie doch bei weitem vortrefflicher sind als Bäume, sagt doch der Herr: "Verkauft man nicht fünf Sperlinge um zwei Assarien, und doch ist keiner vergessen vor Gott. Aber auch die Haare eures Hauptes sind alle gezählt; darum fürchtet euch nicht: Ihr seid besser als viele Sperlinge. Überdies: wer von euch kann durch sein Sorgen seiner Lebens länge auch nur eine Elle zusetzen? Wenn ihr nun nicht das Geringste vermögt, was sorgt ihr euch um das übrige? Betrachtet die Lilien, wie sie wachsen: Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld, das heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird, also kleidet, um wie viel mehr nicht euch, o ihr Kleingläubigen!": Luk.12/6,7,25-28. (GV 332)

Das Fatum, oder das unbedingte Verhängnis

Als ich mit den Engeln über die göttliche Vorsehung des Herrn redete, waren auch Geister hinzugetreten, die sich etwas vom Fatum oder von der unbedingten (absoluten) Notwendigkeit eingeprägt hatten. Sie meinten, der Herr wirke aus ihr heraus, weil Er nicht anders, als nach dem Wesentlichsten verfahren könne, also nach dem, was der vollkommensten Ordnung gemäß sei. Es wurde ihnen aber gezeigt, dass der Mensch freien Willen habe, und deshalb könne er nicht aus Notwendigkeit handeln. Dies wurde erläutert durch das Beispiel von Häusern, die gebaut werden sollten: man schaffe Ziegelsteine, Ton, Sand, Steine herbei, die zu den Postamenten und zu den Säulen dienen, ferner Bretter und Balken und dergleichen mehr, aber nicht in der Ordnung, in der das Haus erbaut werden müsse, sondern nach freiem Belieben, und nur der Herr des Baues allein wisse, was für ein Haus daraus erbaut werden könne. So sei alles, was vom Herrn komme im höchsten Grad wesentlich, es folge aber nicht aus Notwendigkeit in seiner Ordnung, sondern so, wie es der Freiheit des Menschen angemessen sei. (HG 6487)

Glück und Zufall

Wer spräche nicht vom Glück? Und wer würde es nicht auch anerkennen, wenn er sich darauf beruft und berichtet, was er davon erfahren hat? Aber wer weiß wirklich, was es damit auf sich hat? Nun kann nicht geleugnet werden, dass man Glück haben kann oder haben könnte, und ohne Ursache wäre das nicht möglich. Um es nun nicht etwa deshalb zu leugnen, weil man die Ursache nicht kennt, nehme man selbst Würfel oder Spielkarten zur Hand, um zu spielen oder frage Spieler, ob einer von ihnen das Glück leugne. Sie spielen nämlich wunderb ar mit ihm und das Glück mit ihnen. Und wer könnte das Glück zwingen, wenn es gegen ihn ist? Verlacht es nicht die Klugheit und Weisheit des Menschen? Ist es nicht so, als kennte und leitete es beim Würfeln oder Mischen der Karten die Würfe und Wendungen in den Gelenken der Hand, um aus unbekannter Ursache den einen mehr zu begünstigen als den anderen? Kann die Ursache überhaupt wo anders liegen als in der göttlichen Vorsehung, die ja bis ins Äußerste wirkt, wo sie durch ihre Beständigkeit oder Unbeständigkeit auf wunderbare Weise mit der menschlichen Klugheit verfährt und sich zugleich verbirgt?

Bekanntlich haben die Heiden in alten Zeiten das Glück als Gott anerkannt und ihm Tempel errichtet, wie etwa die Römer. Über dieses Glück, das — wie gesagt — die Vorsehung im Äußersten darstellt, wurde mir vieles zu wissen gegeben, was ich jedoch nicht offenbaren darf. Mir wurde daraus klar, dass es sich beim Glück weder um eine Illusion noch um ein Spiel der Natur noch um etwas ohne Ursache handelt; dergleichen wäre nicht real. Vielmehr ist es ein augenscheinlicher Beweis dafür, dass die göttliche Vorsehung im Einzelnsten der Gedanken und Handlungen des Menschen wirkt. Wenn es nun sogar in solch unbedeutenden und geringfügigen Dingen eine göttliche Vorsehung bis ins Einzelnste gibt, wie viel mehr musst es sie dann geben im Einzelnsten der keineswegs unbedeutenden oder geringfügigen Dinge, die mit Krieg und Frieden in der Welt und mit der Seligkeit und dem himmlischen Leben zusammenhängen? (GV 212)

Unglücksfälle

Oft sprach ich mit den Geistern über das Glück, das in der Welt als Zufall erscheint, weil man nicht weiß, woher es kommt; und weil man es nicht weiß, so leugnen einige, dass es einen solchen gebe.

Da mir nun etwas begegnete, was als Zufall erschien, wurde von den Engeln gesagt, solches geschehe, weil derartige Geister zugegen seien, und wenn ein böser Zufall eintrete, so komme es daher, dass die Sphäre solcher Geister vorherrsche. Die bösen Geister haben auch durch ihre Künste erfunden, eine Sphäre hervorzubringen, aus der Unglücks fälle entstanden, die als ganz zufällig erschienen. Ferner wurde gesagt, dass alles, ja auch das allergeringste, sogar bis auf die Schritte, von der Vorsehung des Herrn geleitet werde, wenn aber solches vorherrscht, was dem entgegensteht, so treten Unglücksfälle ein. Es wurde auch von ihnen bestätigt, dass es keinen Zufall gebe, und dass das anscheinend Zufällige oder das Glück die Vorsehung im Letzten der Ordnung sei, in dem sich alles beziehungsweise unbeständig und schwankend verhalte. (HG 6493)

Alles Böse, auch dasjenige, das durch Unglücksfälle geschieht, kommt aus der Hölle. Die höllischen Genien wissen nichts von den Unglücksfällen, brechen aber dessen ungeachtet aus denselben hervor. Denn der innerste und der innere Himmel als media oder Vermittlungen ordnen und besorgen das, was von Gott Messias vorgesehen und vorhergesehen wird, weil es für die Seligkeit des menschlichen Geschlechts dienlich ist. Diese Dinge werden bei Menschen, die auf sich selbst vertrauen und der Selbst- und Weltliebe frönen, sogleich in Böses — und auch in Unglücksfälle verwandelt. Es besteht daher nicht das geringste Böse, das den Menschen befällt, das nicht aus der Hölle hervorbräche. (D.Sp. 224)

Die göttliche Vorsehung mit Bezug auf den Todestag des Menschen

Das Leben eines jeden Menschen, wie lange und wie er leben wird, wird vom Herrn vorhergesehen; und deshalb wird er von der frühesten Kindheit an zum Leben in der Ewigkeit geführt, so dass die Vorsehung des Herrn mit der frühesten Kindheit beginnt. Es gibt Gründe, weshalb einige in der Kindheit, einige im jugendlichen Alter, einige im Mannesalter und einige im Greisenalter sterben: 1. Wegen des Nutzens der Menschen in dieser Welt; 2. wegen des vom Umgang mit Geistern und Engeln in dieser Welt abhängenden Nutzens; denn der Mensch ist seinem Inneren nach bei Geistern, und ist daselbst solange er in der Welt ist, in die alles ausläuft oder auch, mit der sich alles abschließt; 3. wegen seines eigenen Besten in der Welt, entweder damit er wiedergeboren werden möge, oder damit seinem Bösen freier Lauf gelassen werde, so dass es nicht schlafen liege und nachher hervorbreche — was sein ewiger Untergang sein würde; 4. auch wegen des Nutzens im anderen Leben nach dem Tod in Ewigkeit. Denn jeder, der in den Himmel eingeht, hat seinen Platz im Größten Menschen — oder, der in die Hölle geht, im Entgegengesetzten; wo Kräfte fehlen, werden sie ins Gleichgewicht gebracht, indem Menschen durch die Vorsehung des Herrn dahin gebracht werden. So wird auch für das Reich des Herrn gesorgt, auf dessen Wohlfahrt die Vorsehung des Herrn im Universellen abzielt. (D.Sp. 5002,5003, siehe auch HG 6807)

Die Sorge für den anderen Tag

Dies geht daraus hervor, dass ihnen das Manna jeden Morgen gegeben wurde, und dass in dem, was übrigblieb, Würmer wuchsen; dies bedeutet, dass der Herr täglich für die Bedürfnisse sorgt, und dass sie somit nicht aus sich für die Erwerbung derselben sorgen sollten. Dies wird auch unter dem täglichen Brot verstanden im Gebet des Herrn, und auch unter den Worten des Herrn:

Matth.6/25-34: "Sorget nicht für eure Seele, was ihr essen oder trinken werdet; noch für euren Leib, was ihr anziehen werdet; warum sorget ihr für die Kleidung? Betrachtet die Lilien des Feldes, wie sie wachsen; sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Darum sorget nicht und sprechet: Was werden wir essen, oder was werden wir trinken, oder womit werden wir uns kleiden? denn nach allem solchen trachten die Heiden. Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr alles bedürfet. Trachtet zuerst nach dem Reiche Gottes und nach Seiner Gerechtigkeit, so wird euch dieses alles hinzugelegt werden. Darum sorget nicht für den anderen Morgen! denn der morgende Tag wird für das Seine sorgen"; desgleichen Luk. 12/11,12,22-31.

In diesem Verse, 2.Mose 16/19 und im Folgenden ist im inneren Sinn von der Sorge für den morgigen Tag die Rede, und dass diese Sorge nicht nur verboten, sondern auch verdammungswürdig sei. Dass sie verboten ist, wird dadurch bezeichnet, dass sie von dem Manna nichts übriglassen sollten auf den Morgen; und dass sie verdammungswürdig sei, wird dadurch bezeichnet, dass in dem Übriggebliebenen Würmer entstanden, und dass es faul wurde. Wer diese Sache bloß nach dem Buchstabensinn betrachtet, könnte glauben, dass man alle Sorge für den morgigen Tag ablegen, und somit seine Bedürfnisse täglich aus dem Himmel erwarten müsse; wer aber die Sache tiefer anschaut als nach dem Buchstabensinn, und auch wer sie nach dem inneren Sinn betrachtet, der kann wissen, was unter der Sorge für den morgigen Tag zu verstehen ist.

Es wird darunter nicht die Sorge verstanden sich Lebensmittel und Kleidung oder auch Vermögen für die zukünftige Zeit zu erwerben; denn es ist nicht gegen die Ordnung für sich und die Seinigen zu sorgen; sondern diejenigen haben Sorge für den morgigen Tag, die mit ihrem Schicksal nicht zufrieden sind, die nicht auf das Göttliche, sondern auf sich vertrauen, und die nur das Weltliche und Irdische, nicht aber das Himmlische vor Augen haben. Bei diesen herrscht in allen Stücken die Sorge für das Zukünftige, die Begierde, alles zu besitzen und über alle zu herrschen, die immer mehr sich entzündet und wächst mit der Zunahme ihres Vermögens und endlich über alles Maß hinausgeht. Sie fühlen Schmerz, wenn sie nicht erlangen, was sie begehren, und ängstigen sich, wenn sie irgend Verlust erleiden. Es gibt auch keinen Trost für sie, denn sie zürnen alsdann gegen das Göttliche, sie verwerfen es zugleich samt ihrem ganzen Glauben, und stoßen Verwünschungen aus. So sind diejenigen beschaffen, bei denen die Sorge für den morgigen Tag herrscht.

Ganz anders aber ist es bei denen, die auf Gott vertrauen. Obwohl diese auch Sorge für den morgigen Tag haben, haben sie dennoch keine, denn sie denken an den morgigen Tag nicht mit Besorgnis, noch weniger mit Ängstlichkeit; sie sind guten Mutes, mögen sie erreichen, was sie wünschen, oder nicht. Bei Verlusten fühlen sie keinen Schmerz, sie sind zufrieden mit ihrem Schicksal. Werden sie reich, so hängen sie ihr Herz nicht an den Reichtum; gelangen sie zu Ehren, so halten sie sich nicht für würdiger als andere; werden sie arm, so betrüben sie sich nicht darüber. Sind sie in niedriger Stellung, so sind sie nicht missmutig. Sie wissen, dass denen, die auf Gott vertrauen, alles dient zur Erlangung einer ewigen Glückseligkeit, und dass alles, was ihnen in der Zeit begegnet, dennoch dazu beitragen musst.

Man merke aber, dass die göttliche Vorsehung eine allesumfassende ist, d.h. auch im Allereinzelnsten waltet, und dass diejenigen, die mit dem Strom der Vorsehung gehen, beständig zur Glückseligkeit geleitet werden, wie auch immer die Mittel erscheinen mögen, und dass sie mit dem Strome der Vorsehung gehen, die auf Gott vertrauen, und demselben alles zuschreiben, dass aber diejenigen nicht mit dem Strom der Vorsehung gehen, die auf sich allein vertrauen, und sich alles zuschreiben; solche befinden sich im Gegensatze desselben, indem sie dem Göttlichen die Vorsehung absprechen und sich dieselbe anmaßen.

Auch merke man sich: Inwieweit jemand mit dem Strome der Vorsehung geht, in so weit ist er im Zustand des Friedens. Ferner, inwieweit jemand im Zustand des Friedens ist aus dem Guten des Glaubens, in so weit ist er in der göttlichen Vorsehung. (HG 8478)






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Kapitel 28
Die menschliche Seele

Herrschende Unwissenheit in Bezug auf die Seele

Dass man die Seele in Ansehung ihrer Beschaffenheit, besonders in der gelehrten Welt nicht kennt, kann man daraus erkennen, dass einige glauben, sie sei etwas Ätherisches, einige, etwas Flammiges oder Feuriges, einige, eine reine Denkkraft, einige, etwas Lebendiges aus dem allgemeinen [Leben], einige, eine natürliche Tätigkeit. Und was eine noch größere Unwissenheit über das Wesen der Seele bekundet, ist, dass sie ihr verschiedene Stellen im Körper anweisen, nämlich einige [glauben, sie sei] im Herzen, einige im Gehirn, und daselbst in den Fibern, andere in den gestreiften Körpern, andere in den Vertiefungen desselben [ventriculis], und andere in einer kleinen Drüse [des Gehirns], einige in jedem Teile, und dabei meinen sie etwas Lebendiges, wie es allem Belebten gemeinsam ist.

Hieraus geht hervor, dass man von der Seele nichts Gewisses weiß; der Grund davon ist, weil es nur lauter Mutmaßungen sind, die man über die Seele zum besten gibt. Und weil man auf diese Weise sich keine Vorstellung von ihr machen konnte, so vermochten sehr viele nicht anders zu glauben, als dass sie nur irgendeine Lebenskraft [vitale] sei, die, wenn der Körper stirbt, verschwinde. Daher kommt es nun, dass die Gelehrten weniger als die Einfältigen an ein Leben nach dem Tode glauben, und weil sie nicht daran glauben, so können sie auch nicht an das glauben, was sich auf jenes Leben bezieht, nämlich an die himmlischen und geistigen Dinge des Glaubens und der Liebe. Dies geht hervor auch aus den Worten des Herrn bei Matth. 11/25: "Verborgen hast Du es den Weisen und Verständigen, und geoffenbart den Unmündigen"; und wiederum Matth.13/13: "Mit sehenden Augen sehen sie nicht, und mit hörenden Ohren hören sie nicht, auch verstehen sie nicht"; denn die Einfältigen denken nicht dergleichen von der Seele, sondern glauben, dass sie nach dem Tode leben werden, und in diesem einfältigen Glauben liegt, ohne dass sie es wissen, [der Gedanke], dass sie dort als Menschen fortleben, die Engel sehen, mit ihnen reden und [ewige] Freude genießen werden. (HG 6053)

Was die Seele ist

Seele ist im umfassenden Sinn das, aus dem ein anderes ist und lebt; so ist die Seele des Körpers dessen Geist, denn aus diesem lebt der Körp er; aber die Seele des Geistes ist sein noch inwendigeres Leben, aus dem er weise ist und versteht. (HG 2930)

Der Mensch besteht aus Dreierlei, das der Ordnung nach bei ihm aufeinander folgt: Seele, Gemüt [mens] und Körper. Sein Innerstes ist die Seele, sein Mittleres das Gemüt, und sein Letztes ist der Körper. Was vom Herrn her in den Menschen einfließt, strömt samt und sonders in sein Innerstes, die Seele, ein. Von dort steigt es zunächst herab in sein Mittleres, das Gemüt, und durch dieses schließlich in sein Letztes, den Körper. (EL 101)

Die Seele ist das Innerste und Höchste des Menschen, und der Einfluss von Gott geht in dieses, und steigt von da nieder in das, was unterhalb ist, und belebt es je nach Maßgabe der Aufnahme; die Wahrheiten, welche die des Glaubens sein sollen, fließen zwar durch das Hören ein, und werden so dem Gemüt eingepflanzt, somit unterhalb der Seele, allein der Mensch wird durch diese Wahrheiten bloß zur Aufnahme des Einflusses aus Gott durch die Seele vorbereitet, und wie die Vorbereitung ist, so ist die Aufnahme, und so die Umgestaltung des natürlichen Glaubens in geistigen Glauben. (WCR 8)

Was die Seele anbelangt, von der man sagt, dass sie nach dem Tode fortleben werde, so ist sie nichts anderes, als der Mensch selbst, der im Körper lebt, d.h. der innere Mensch, der durch den Körper in der Welt tätig ist und dem Körper Leben gibt. Dieser Mensch wird, wenn er von seinem Körper abgelöst ist, Geist genannt und erscheint dann völlig in menschlicher Gestalt. Er kann aber keineswegs mit leiblichen Augen gesehen werden, sondern nur mit den Augen des Geistes, und vor den Augen desselben erscheint er wie ein Mensch in der Welt, und hat Sinne, nämlich Gefühl, Geruch, Gehör, Gesicht, und zwar weit feiner als in der Welt; er hat Verlangen, Begierden, Wünsche, Neigungen, Triebe, wie in der Welt, aber auf einer weit höheren Stufe; er denkt auch wie in der Welt, aber in vollkommenerer Weise; er redet mit anderen. Kurz, er ist dort wie in der Welt, und dies so sehr, dass, wenn er nicht darüber nachdenkt, dass er im anderen Leben ist, er nicht anders weiß, als dass er in der Welt sei, was ich einige Mal von den Geistern gehört habe; denn das Leben nach dem Tode ist eine Fortsetzung des Lebens in der Welt.

Das also ist die Seele des Menschen, die nach dem Tode lebt. Damit aber, infolge der Mutmaßungen oder Hypothesen bei dem Ausdruck "Seele" sich nicht die Vorstellung als von etwas Unbekanntem bilde, so ist es besser, wenn man sie den Geist des Menschen nennt oder, wenn man lieber will, denn inneren Menschen; denn dieser erscheint dort völlig als ein Mensch, mit allen Gliedern und Organen, wie sie der Mensch hat, und er ist auch im Körper der eigentliche Mensch.

Dass es so ist, kann man auch aus den Erscheinungen der Engel erkennen, von denen im Worte berichtet wird, und die alle in menschlicher Gestalt erschienen; denn alle Engel im Himmel haben die menschliche Gestalt, weil sie der Herr selbst hat, Welcher nach der Auferstehung so oft als Mensch erschien. (HG 6054)

Man möge wissen, dass der Geist des Menschen im Leibe im Ganzen und in jedem Teil desselben ist, und dass er die reinere Substanz desselben ist, sowohl in seinen Bewegungs-, als in seinen Sinnesorganen, und sonst überall, und dass der Leib das ihm angefügte Materielle ist, angemessen der Welt, worin er sich eben befindet.

Die Seele wird hier in ihrem weiteren und mehr allgemeinen Sinne betrachtet, in dem auch ihre Ableitungen eingeschlossen sind. Im besonderen und streng genommen ist die Seele das Innerste und ist der eigentliche Mensch; aber in umfassendem Sinne, wie hier, ist sie der ganze Geist des Menschen, oder alles, was nach dem Tode fortlebt . Alles , was unterhalb der Seele liegt, ist von der Seele abgeleitet und sozusagen eine Erweiterung derselben. So sagt auch der Verfasser an einer anderen Stelle: "Die Seele ist die menschliche Form, von der nichts hinweggenommen und zu der nichts hinzugetan werden kann, und sie ist die innerste Form aller Formen des ganzen Körpers ; und die Formen , die außen sind, empfangen von der innersten sowohl Wesen als Form. Kurz, die Seele ist der Mensch selbst, weil sie der innerste Mensch ist; daher ist ihre Form vollständig und vollkommen die menschliche Form; jedoch ist sie nicht selbst Leben, sondern sie ist das nächste Aufnahmegefäß des Lebens aus Gott, und so eine Wohnung Gottes" . (EL 315)

Dies wird verstanden, wenn es heißt: der Mensch sei ein Geist, und der Leib diene ihm zu Nutzzwecken in der Welt, und der Geist sei das Inwendige des Menschen, und der Leib sein Äußeres. (HG 4659)

Ursprung der Seele

Dass die Seele vom Vater ist, wird von keinem Weisen in Zweifel gezogen. Man sieht es deutlich an den in gerader Linie von ihren Stammvätern abstammenden Nachfahren, ihrer seelischen Beschaffenheit und Physiognomie, die ja das Abbild der Seele ist. Der Vater kehrt — wo nicht in den Söhnen, so doch in den Enkeln und Urenkeln — gleichsam wie im Bilde wieder. Das beruht darauf, dass die Seele das Innerste des Menschen ist. Es kann zwar bei den nächsten Nachkommen verhüllt sein, kommt aber dann doch wieder zum Vorschein und offenbart sich bei den darauffolgenden Geschlechtern. Die Tatsache, dass die Seele vom Vater, die Umhüllung von der Mutter stammt, lässt sich durch Analoges im Pflanzenreich veranschaulichen. Bei den Pflanzen ist die Erde bzw. der Boden die gemeinsame Mutter. Sie nimmt den Samen wie im Mutterschoß in sich auf und bekleidet ihn, ja sie empfängt, trägt, gebiert und erzieht ihn gleichsam wie die Mutter ihre Kinder vom Vater. (EL 206)

Gesonderte und fortlaufende Grade

Wer nicht weiß, wie es sich mit der göttlichen Ordnung in Bezug auf diese Abstufungen verhält, kann auch nicht verstehen, in welcher Weise die Himmel voneinander geschieden sind, ja nicht einmal, dass es einen inneren und einen äußeren Menschen gibt. Die meisten in der Welt haben vom Inneren und Äußeren oder vom Höheren und Niederen nur die Vorstellung eines Kontinuums, wie von etwas stetig Zusammenhängendem, das vom Reineren bis zum Gröberen reicht. Die inneren und äußeren Dinge sind aber etwas Gesondertes und hängen nicht stetig zusammen. Es gibt zweierlei Arten von Graden — stetig fortlaufende und nicht stetig fortlaufende. Die ersteren verhalten sich wie die Abstufungen des abnehmenden Lichts von der Helle der Flamme bis zum Dunkel, auch wie die Abstufungen schwächer werdenden Sehens von Gegenständen im Licht bis zu solchen im Schatten, oder wie die verschiedenen Stufen der Reinheit der Atmosphäre von der untersten bis zur höchsten Schicht. Die jeweiligen Abstände bestimmen diese Grade. Dagegen sind die nicht stetig zusammenhängenden, die gesonderten Grade, voneinander getrennt wie das Frühere und das Spätere, die Ursache und die Wirkung, wie das Erzeugende und das Erzeugte. Wer danach forscht, wird sehen, dass es in der ganzen Welt, in allem, was es nur irgend gibt, derartige Grade des Entstehens und Zusammenwirkens gibt, dass nämlich von dem einen das andere und von diesem das dritte abhängt, und so fort. Wer sich keinen Begriff von diesen Graden verschafft hat, vermag auch die Verschiedenheit der Himmel nicht zu erkennen, ebenso wenig den Unterschied zwischen den inneren und äußeren Fähigkeiten des Menschen, noch die Verschiedenheit der geistigen und der natürlichen Welt oder den Unterschied zwischen dem Geist des Menschen und seinem Körper. Er vermag dann auch nicht einzusehen, wieso es Entsprechungen und Vorbildungen gibt, noch wie der Einfluss beschaffen ist. Die sinnlichen Menschen begreifen diese Unterschiede nicht, denn für sie besteht das Zu- und Abnehmen auch über diese Grade hinaus in einem stetig Fortlaufenden. Daher können sie sich auch das Geistige nicht anders denken als ein reineres Natürliches, weshalb sie auch davon ausgeschlossen bleiben, fern jeder Einsicht. (HH 38)

Die Kenntnis der Grade ist sozusagen der Schlüssel, der die Ursachen der Dinge erschließt und in sie eindringen lässt. Ohne diese Kenntnis kann man kaum etwas von einer Ursache wissen. Denn ohne sie erscheinen die Objekte und Subjekte in beiden Welten so einfach, als ob an ihnen nur das wäre, was sich dem Auge darstellt, obgleich es sich doch im Vergleich zu dem, was in ihrem Inneren verborgen liegt, wie Eins zu Tausenden, ja Myriaden verhält. Das nicht offen zutageliegende Inwendige kann ohne Kenntnis der Grade durchaus nicht enthüllt werden; denn das Äußere schreitet durch Grade fort zum Inneren und durch dieses zum Innersten, und zwar nicht durch stetig fortlaufende, sondern durch getrennte Grade. ... Diese Grade heißen gesondert, weil das Frühere, Spätere und Letzte je für sich bestehen, obgleich sie doch zusammen ein Ganzes ausmachen. Es gibt Atmosphären vom Obersten bis herab zum Untersten oder von der Sonne bis zum Erdkörper. Sie heißen Äther- oder Luftschichten und sind in Grade der genannten Art abgeteilt. Sie sind wie das Einfache, das aus Einfachem Zusammengesetzte und das wiederum daraus Zusammengesetzte.

Alles und jedes, was in der geistigen und in der natürlichen Welt existiert, besteht sowohl aufgrund von gesonderten als auch stetig fortlaufenden Graden bzw. aufgrund von Höhen- und Breitengraden. Die Dimension, die aus gesonderten Graden besteht, heißt Höhe, die Dimension, die aus stetig fortlaufenden Graden besteht, wird als Breite bezeichnet. Ihre jeweilige Lage in Bezug auf die Sicht des Auges verändert ihre Benennung nicht.

Um noch besser verständlich zu machen, was die gesonderten Grade sind und wo der Unterschied zwischen ihrer Beschaffenheit und der der stetig fortlaufenden Grade liegt, diene der Engelhimmel als Beispiel: Es gibt drei Himmel, die durch Grade der Höhe voneinander geschieden sind. So ist ein Himmel unterhalb des anderen. Sie haben auch untereinander keine Gemeinschaft, außer durch den Einfluss vom Herrn, welcher der Ordnung nach durch die Himmel hindurchdringt, bis hinab zum untersten, nicht aber umgekehrt. Die einzelnen Himmel sind jedoch nicht durch Höhen-, sondern durch Breitengrade unterteilt. Die im Zentrum Wohnenden stehen im vollen Licht der Weisheit, im Umkreis bis an die Grenzen ist man mehr und mehr in deren Schatten. So nimmt die Weisheit ab bis zur Unwissenheit, geradeso wie das Licht abnimmt bis zum Schatten, und dies in stetiger Weise. Ähnlich ist es auch beim Menschen. Das Inwendige seines Gemüts ist in ebenso viele Grade abgeteilt wie die Engelhimmel, und zwar immer ein Grad über dem anderen. So ist also das Inwendige der Menschen, das ihrem Gemüt angehört, in gesonderte oder Höhengrade unterteilt Darum kann der Mensch je nach dem Grade seiner Weisheit im untersten, im höheren oder höchsten Grad sein. Darauf beruht ferner, dass der höhere Grad bei ihm verschlossen ist, solange er nur im untersten verweilt, dass er aber in dem Maße aufgeschlossen wird, wie er vom Herrn her Weisheit in sich aufnimmt. Beim Menschen sind auch ebenso wie im Himmel stetig fortlaufende oder Breitengrade.

Der Grund, weshalb der Mensch dem Himmel ähnlich ist, beruht darauf, dass er — soweit er in der Liebe und Weisheit des Herrn ist — dem Inwendigen seines Gemüts nach ein Himmel in kleinster Form ist. (GLW 184-186)

Alles in der Welt Existierende, dem drei Dimensionen eignen, also alles Zusammengesetzte, besteht aus Höhen- oder gesonderten Graden. Beispiele sollen das verdeutlichen: Der Augenschein lehrt, dass jeder Muskel des menschlichen Körpers aus kleinsten Fibern besteht, die bündelweise zusammengesetzt größere Fibern bilden, die sogenannten Bewegungsfibern, und dass wiederum das daraus Zusammengesetzte zu dem wird, was man als Muskel bezeichnet. Auf ganz ähnliche Weise verhält es sich mit den Nerven, bei denen sich aus winzig kleinen Fasern die größeren zusammenschichten, die wie Fäden erscheinen, aus deren Aneinanderreihung sich schließlich der Nerv zusammensetzt. Ähnlich liegt der Fall bei den übrigen zusammengeschichteten, -gebündelten und -gereihten Dingen, aus denen die Organe und Eingeweide bestehen. Diese sind nämlich aus Fibern und Gefäßen zusammengesetzt, die durch ähnliche Grade hindurch auf mannigfache Weise zusammengebildet sind. Auch bei allen Dingen des Pflanzen- und Mineralreichs verhält es sich ähnlich. So finden sich in den Hölzern Zusammenschichtungen von Fäden in dreifacher Ordnung. In Metallen und Steinen finden sich Zusammenballungen von Teilen ebenfalls in dreifacher Ordnung. So zeigt die Beschaffenheit der gesonderten Grade, dass eins aus dem anderen und durch das andere zu einem dritten wird, also ein Zusammengesetztes, und dass ein jeder Grad vom anderen gesondert ist.

Daraus kann man auf das schließen, was nicht vor Augen erscheint, das sich jedoch in gleicher Weise verhält. So z.B. auf jene organischen Substanzen, die als Aufnahmegefäße und Wohnstätten der Gedanken und Triebe in den Gehirnen dienen, oder auf die Atmosphären, auf Wärme und Licht, auf Liebe und Weisheit. Die Atmosphären sind nämlich Aufnahmegefäße von Wärme und Licht, und diese wiederum Aufnahmegefäße der Liebe und Weisheit. Gibt es daher Grade der Atmosphären, so gibt es auch ähnliche Grade der Wärme und des Lichts wie auch der Liebe und Weisheit. Denn mit diesen verhält es sich nicht anders als mit jenen. (GLW 190,191)

Der erste Grad ist Summe und Substanz der folgenden Grade. Der Grund liegt darin, dass die Grade jedes Gegenstands und jeder Sache gleichartig sind, und sie sind es, weil sie vom ersten Grad hervorgebracht und so gebildet sind, dass das Erste ein Zweites hervorbringt, indem es sich bündelweise zusammenballt, mit einem Wort zusammensetzt. Und daraus bringt es wiederum ein Drittes hervor. Ein jedes unterscheidet sich vom anderen durch eine Hülle, die es um sich herumlegt. Dies zeigt, dass der erste Grad das Wichtigste und das allein Herrschende in den folgenden ist, dass er mithin deren Summe und Substanz darstellt (GLW 195)

Aufeinanderfolgende und gleichzeitige Ordnung getrennter Grade

Es gibt eine aufeinanderfolgende und eine gleichzeitige Ordnung der Grade; erstere ist die vom Obersten bis zum Untersten oder vom Höchsten bis zum Niedersten. In dieser Ordnung stehen die Engelhimmel, bei denen der dritte Grad das Oberste, der zweite das Mittlere und der erste das Unterste ist. Das ist ihre Lage zueinander. In einer ähnlichen aufeinanderfolgenden Ordnung sind hier die Zustände der Liebe und Weisheit bei den Engeln, sowie auch die der Wärme und des Lichts und der geistigen Atmosphären. Dasselbe gilt für alle Vollkommenheiten der Formen und Kräfte bei ihnen. Da die Höhen- oder gesonderten Grade in aufeinanderfolgender Ordnung stehen, lassen sie sich mit einer Säule vergleichen, die in drei Stufen eingeteilt ist, durch die das Auf- und Niedersteigen vor sich geht und in der das Vollkommenste und Schönste den obersten, das weniger Vollkommene und Schöne den mittleren und das am wenigsten Vollkommene und Schöne den untersten Teil darstellt.

Die gleichzeitige Ordnung hingegen kommt, obgleich sie aus ähnlichen Graden besteht, auf andere Weise zur Erscheinung. In ihr ist das Höchste der aufeinanderfolgenden Ordnung, also — wie gesagt — das Vollkommenste und Schönste, im Innersten, das Untere in der Mitte und das Unterste im Umkreis. Sie sind wie in einer aus den genannten drei Graden bestehenden Grundfläche, in deren Zentrum sich die feinsten, darum herum die weniger feinen und im äußersten Umkreis die daraus zusammengesetzten, somit gröberen Teile befinden. Es verhält sich damit, wie wenn die oben genannte Säule in den Grund zusammensackte: Ihr Oberstes bildete dann das Innerste, ihr Mittleres die Mitte und ihr Unterstes das Äußerste. (GLW 205)

Drei getrennte Grade des Gemütes

Diese drei Höhengrade sind in jedem Menschen von Geburt an. Sie können nach und nach aufgeschlossen werden, und je wie das geschieht, ist der Mensch im Herrn und der Herr in ihm.

Es war bisher unbekannt, dass es in jedem Menschen drei Höhengrade gibt, und zwar weil man überhaupt nichts von dieser Art von Graden wusste. Solange sie aber verborgen waren, konnte man nur etwas von den stetig fortlaufenden Graden wissen. So konnte man auf den Glauben kommen, Liebe und Weisheit wüchsen beim Menschen nur in stetig fortlaufender Weise. Nun wisse man aber, dass bei jedem Menschen von Geburt an drei Höhen oder gesonderte Grade sind, jeweils einer oberhalb oder innerhalb des andern, ferner dass jeder von diesen auch seine Breiten- oder stetig fortlaufenden Grade hat, nach denen er kontinuierlich wächst, denn beiderlei Grade finden sich im Allergrößten wie im Allerkleinsten.

Jene drei Höhengrade heißen der natürliche, der geistige und der himmlische. Der Mensch kommt bei seiner Geburt zuerst in den natürlichen Grad, der bei ihm mit den Kenntnissen kontinuierlich wächst, bis die höchste Stufe des Verstandes erreicht wird, das sogenannte Vernünftige. Hierdurch wird jedoch noch nicht der andere, d.h. der geistige Grad aufgeschlossen. Dies geschieht erst durch die Liebe zu nützlicher Tätigkeit aufgrund des Verständnisses, aber wohlgemerkt durch eine geistige Liebe zu nützlichem Wirken, d.h. durch Nächstenliebe. Auch dieser zweite Grad kann in stetig fortlaufender Weise wachsen bis zur höchsten Stufe, und dies geschieht durch Erkenntnisse des Wahren und Guten, d.h. durch geistige Wahrheiten. Auf diese Weise wird jedoch der dritte oder himmlische Grad noch nicht aufgeschlossen. Das geschieht erst durch die himmlische Liebe zu nützlichem Wirken, und diese Liebe ist die Liebe zum Herrn. Die Liebe zum Herrn ist aber nichts anderes als die Anwendung der Vorschriften des Wortes im Leben. Deren kurzer Inhalt besteht darin, das Böse zu fliehen, weil es höllisch und teuflisch ist, das Gute aber zu tun, we il es himmlisch und göttlich ist.

Solange der Mensch in der irdischen Welt lebt, weiß er nichts von der Aufschließung dieser Grade bei sich. Der Grund ist, dass er dann im natürlichen, d.h. im letzten Grad lebt, aus dem heraus er denkt, will, redet und handelt. Der geistige Grad, der innerlicherer Art ist, verkehrt mit dem natürlichen nicht auf kontinuierliche Weise, sondern mittels Entsprechungen. Dieser Verkehr aber wird nicht (deutlich) empfunden. Doch sobald der Mensch den natürlichen Grad ablegt — und das geschieht mit dem Tod —, gelangt er in den Grad, der bei ihm in der Welt aufgeschlossen war, sei es in den geistigen, sei es in den himmlischen. Wer nach dem Tode in den geistigen Grad kommt, denkt, will, redet und handelt nicht mehr natürlich, sondern geistig, wer in den himmlischen kommt, denkt, will, redet und handelt gemäß diesem Grad. (GLW 236-238)

Eine Kenntnis dieser Grade ist heutzutage vom größten Nutzen; indem viele, weil sie dieselben nicht kennen, im niedersten Grade, in dem ihre körperlichen Sinne sind, stecken bleiben; und ihrer Unwissenheit wegen, die eine Dunkelheit des Verstandes ist, nicht in das geistige Licht, das über ihnen ist, erhoben werden können. Daher werden sie, wie von selbst, vom Naturalismus ergriffen, sobald sie versuchen, irgend etwas die Seele und das Gemüt, und deren Vernünftigkeit, und besonders irgend etwas den Himmel und das Leben nach dem Tode Betreffendes zu untersuchen und zu erforschen. (SK 16)

In jedem Grade findet sich Willen und Verstand

Aus der Tatsache, dass in uns drei Grade von Liebe, Weisheit und Nutzwirkung sind, folgt, dass wir auch drei Grade des Willens und des Verstandes sowie der daraus folgenden Entschließung und Selbstbestimmung zu nützlichem Wirken haben, ist doch der Wille das Gefäß der Liebe, der Verstand das Gefäß der Weisheit und das Beschlossene die Nutzwirkung aus ihnen. Das alles zeigt, dass in jedem Menschen ein natürlicher, ein geistiger und ein himmlischer Wille und Verstand ist — der Möglichkeit nach von Geburt an, wirksam jedoch nur, wenn sie aufgeschlossen werden. Mit einem Wort: Das Gemüt des Menschen, das aus Willen und Verstand besteht, weist von der Schöpfung, d.h. von Geburt an drei Grade auf. Folglich hat der Mensch ein natürliches, ein geistiges und ein himmlisches Gemüt und kann somit zur Weisheit der Engel erhoben werden, ja sie sogar schon in der Welt besitzen. Gleichwohl gelangt er nicht vor seinem Tode in sie, wird er doch dann erst ein Engel und vermag Unaussprechliches, dem natürlichen Menschen Unbegreifliches, auszusprechen. (GLW 239)

Eine noch innerlichere Region des Verstandes, über der himmlischen Region, im innersten Menschen

Es gibt drei Grade des Verständigen im Menschen: sein niederstes ist das Wissenschaftliche, das mittlere ist das Vernünftige, das oberste ist das Verständige. Diese sind unter sich so geschieden, dass sie nie verwechselt werden. Dass aber der Mensch dies nicht weiß, hat den Grund, weil er ins Sinnliche und ins Wissen allein das Leben setzt; und wenn er daran hängt, so kann er nicht einmal wissen, dass sein Vernünftiges vom Wissen unterschieden, noch weniger, dass das Verständige von diesen unterschieden ist. Da es jedoch sich so verhält, dass der Herr durch das Verständige beim Menschen einwirkt in sein Vernünftiges und durch das Vernünftige in das Wissen des Gedächtnisses, daher das Leben der Sinne, des Gesichts und des Gehörs. Dies ist der wahre Einfluss und dies der wahre Verkehr der Seele mit dem Leibe. Ohne Einfluss des Lebens des Herrn in das Verständige beim Menschen oder vielmehr in das Wollende und durch das Wollende in das Verständige und durch das Verständige ins Vernünftige und durch das Vernünftige in sein Wissen, das Sache des Gedächtnisses ist, kann es gar kein Leben beim Menschen geben.

Und obwohl der Mensch in Falschem und Bösem ist, ist denn doch immer ein Einfluss des Lebens des Herrn durch das Wollende und Verständige, aber es wird das, was einfließt, im vernünftigen Teil je nach seiner Form aufgenommen und macht, dass der Mensch vernünftig denken, reflektieren und verstehen kann, was wahr und gut ist. (HG 657)

Beim Menschen ist Verständiges, Vernünftiges und Wissenschaftliches; sein Innerstes ist das Verständige, sein Innerliches ist das Vernünftige und sein Äußerliches ist das Wissenschaftliche, dies [alles] heißt sein Geistiges, das in solcher Ordnung ist. (HG 1443)

Bei einem jeden Menschen ist das verstandesmäßige Wahre, das inwendig ist, oder dem Innersten angehört, nicht Eigentum des Menschen, sondern es ist das des Herrn beim Menschen, von daher fließt der Herr ein ins Vernunftmäßige, wo zuerst das Wahre als dem Menschen angehörend erscheint, und durch das Vernunftmäßige ins Wissenschaftliche, woraus hervorgeht, dass der Mensch durchaus nicht denken kann wie von sich aus dem verstandesmäßigen Wahren, sondern aus dem vernunfmäßigen und dem wissenschaftlichen Wahren, weil diese als das Seine erscheinen. (HG 1904)

Der Herr allein dachte, als Er in der Welt lebte, aus dem intellektuellen Wahren, weil dasselbe Sein mit dem Guten verbundenes Göttliche, oder das mit dem göttlich Himmlischen verbundene göttlich Geistige war. ... Das Inwendigere kann inne werden, was im Auswendigeren vorhanden ist, oder, was dasselbe ist, dass der Obere sehen kann, was im Unteren ist; aber nicht umgekehrt. ... Das Innewerden ist ein Inwendiges des Vernunftmäßigen. ... Was das Denken aus dem verstandesmäßigen Wahren sei, kann nicht fasslich erklärt werden, und zwar um so weniger, weil niemand aus jener Neigung, und aus jenem Wahren dachte, als der Herr; wer aus diesem heraus denkt, der ist über dem Engelshimmel; denn die Engel des dritten Himmels denken nicht aus dem verstandesmäßigen Wahren, sondern aus dem Inwendigeren des Vernünftigen. (HG 1904, 1914)

Beim Menschen gibt es gar keine reine verstandesmäßige Wahrheit, d.h. göttliche Wahrheit, sondern die Wahrheiten des Glaubens, die beim Menschen [sich finden], sind Erscheinungen des Wahren, denen sich Sinnestäuschungen anschließen. (HG 2053)

Das vernünftige und das natürliche Gemüt

Unter dem Vernünftigen und dem Natürlichen wird der Mensch selbst verstanden, insofern er zur Aufnahme des Himmlischen und Geistigen gebildet ist; aber unter dem Vernünftigen wird sein Inwendiges verstanden, und unter dem Natürlichen das Äußere. (HG 5150)

Hier und anderwärts wird unter dem Natürlichen verstanden das natürliche Gemüt; denn es sind zwei Gemüter beim Menschen, nämlich das vernünftige Gemüt und das natürliche Gemüt. (HG 5301)

Was das Vernünftige sei, soll mit wenigem gesagt werden: Das Verstandesgebiet des inneren Menschen heißt das Vernünftige, aber das Verstandesgebiet des äußeren Menschen heißt das Natürliche. Somit ist das Vernünftige das Innere und das Natürliche das Äußere; auch sind sie unter sich durchaus unterschieden.

Ein wahrhaft vernünftiger Mensch aber ist nur der, welcher ein himmlischer Mensch genannt wird, und der ein Innewerden des Guten hat und aus dem Guten ein Innewerden des Wahren. Wer aber dieses Innewerden nicht hat, sondern nur die Kenntnis, dass es wahr ist, weil er so belehrt worden, und daraus das Gewissen, ist kein wahrhaft vernünftiger Mensch, sondern ein innerlicher natürlicher Mensch. Die der geistigen Kirche des Herrn angehören, sind solcher Art; sie unterscheiden sich voneinander wie das Mondlicht vom Sonnenlicht, deswegen erscheint auch der Herr den Geistigen als Mond, den Himmlischen aber als Sonne.

Viele in der Welt meinen, ein vernünftiger Mensch sei der, welcher über vieles in scharfsinniger Weise Erörterungen anstellen und seine Gründe so verbinden kann, dass der Schluss, den er zieht, als Wahres erscheint. Aber dies vermögen auch die Schlimmsten, die sehr geschickt Vernunftgründe anführen und dartun können, dass Böses gut und Falsches wahr sei, und umgekehrt; dass dies aber aus verkehrter Einbildung und nicht aus dem Vernünftigen hervorgeht, kann jeder einsehen, der nachdenkt.

Das [wahre] Vernünftige [Rationale] besteht darin, innerlich zu sehen und inne zu werden, dass das Gute gut ist, und dadurch, dass das Wahre wahr ist, denn das Sehen und Innewerden solcher stammt aus dem Himmel. (HG 6240)

Den ersten Grad bildet das innere Vernünftige; in diesem sind die himmlischen Engel, d.h. in diesem ist der innerste oder dritte Himmel. Den anderen Grad bildet das äußere Vernünftige; in diesem sind die geistigen Engel, d.h. in ihm ist der mittlere oder zweite Himmel. Den dritten Grad bildet das innere Natürliche; in diesem sind die guten Geister, d.h. der letzte oder erste Himmel. Den vierten Grad bildet das äußere Natürliche oder das Sinnliche; in ihm ist der Mensch. (HG 5145)

Böses und Falsches hat seinen Sitz im natürlichen Grad des Menschen

Alles Böse und Falsche daraus, das angeborene wie das erworbene, hat seinen Sitz im natürlichen Gemüt.

Das Böse und das daraus hervorgehende Falsche hat deshalb seinen Sitz im natürlichen Gemüt, weil dieses in der Form oder im Bild eine Welt ist, während das geistige Gemüt in der Form oder im Bild ein Himmel ist und das Böse nicht im Himmel wohnen kann. Darum ist dieses Gemüt nicht von Geburt an aufgeschlossen, ist aber so beschaffen, dass es aufgeschlossen werden kann. Das natürliche Gemüt baut seine Form auch teilweise aus Substanzen der natürlichen Welt auf, das geistige Gemüt hingegen gebraucht hierzu allein Substanzen aus der geistigen Welt. Es wird vom Herrn in seiner Reinheit erhalten, damit der Mensch zum Menschen werden kann, kommt er doch als Tier zur Welt und wird erst zum Menschen. Das natürliche Gemüt mit allem, was zu ihm gehört, ist in kreisförmigen Windungen angelegt, die von rechts nach links führen, das geistige Gemüt hingegen in Windungen, die von links nach rechts führen. Beide Gemüter sind also in entgegengesetzter Richtung angelegt — ein Zeichen, dass das Böse im natürlichen Gemüt seinen Sitz hat und von sich aus gegen das geistige Gemüt handelt Dazu kommt, dass die Richtung der von rechts nach links führenden Windungen abwärts, der Hölle zu, weist, während die Richtung der von links nach rechts führenden Windungen aufwärts, dem Himmel zu, weist. (GLW 270)

Die Wirkung und Gegenwirkung des natürlichen und geistigen Gemütes

Wenn das geistige Gemüt verschlossen ist, so ist das natürliche Gemüt in steter Gegenwirkung wider das, was zum geistigen Gemüt gehört, und es fürchtet, es könnte etwas von daher einfließen, was Störung in seine Zustände brächte. Alles nämlich, was durch das geistige Gemüt einfließt, stammt aus dem Himmel, ist doch das geistige Gemüt seiner Form nach himmlisch. Demgegenüber entspringt alles, was aus dem natürlichen Gemüt einfließt, der Welt, da das natürliche Gemüt seiner Form nach weltlich ist. Daraus folgt, dass das natürliche Gemüt, solange das geistige verschlossen ist, gegen alle Dinge des Himmels reagiert und ihnen keinen Eintritt gewährt, es sei denn, sie ließen sich dazu benutzen, sich weltliche Güter zu erwerben, um sie zu besitzen. Wenn aber die himmlischen Dinge dem natürlichen Gemüt für seine Zwecke dienstbar gemacht werden, so werden sie trotz ihrer himmlischen Erscheinung zu etwas Natürlichem. Denn der Zweck entscheidet über ihre Beschaffenheit. Im genannten Falle werden sie nämlich wie das Wissen des natürlichen Menschen, also inwendig leblos. Da sich nun aber das Himmlische nicht so mit dem Natürlichen verbinden kann, dass sie einheitlich zusammenwirken, so trennen sie sich. Das Himmlische setzt sich bei den bloß natürlichen Menschen äußerlich um ihr Natürliches herum an, welches bei ihnen das Innere bildet. Darauf beruht es auch, dass ein bloß natürlicher Mensch sehr wohl Himmlisches reden und predigen, ja auch durch Handlungen simulieren kann, obgleich er in seinem Inneren das Gegenteil denkt. Letzteres tut er, wenn er für sich allein ist, Ersteres, wenn er in Gesellschaft ist. (GLW 261)

Wird das geistige Gemüt aufgeschlossen, so werden Tätigkeit und Reaktion des natürlichen Gemüts umgekehrt. Dann wirkt nämlich das geistige Gemüt von oben herab bzw. von innen heraus und benutzt zugleich all das, was im natürlichen Gemüt zum Gehorsam gebracht worden ist, und zwar mehr von innen oder von außen her. So wird gleichsam die Spiralfeder zurückgebogen, auf der Tätigkeit und Reaktion des natürlichen Gemüts beruht; denn dieses Gemüt steht von Geburt an im Gegensatz zu dem, was zum geistigen Gemüt gehört. Bekanntlich ist ihm das von den Eltern her ererbt. Dies ist jene Zustandsveränderung, die wir als Umbildung und Wiedergeburt bezeichnen. Der Zustand des natürlichen Gemüts vor der Umbildung lässt sich mit einer abwärts gekrümmten und gewundenen Spiralfeder vergleichen. Nach der Umbildung kann dieser Zustand mit einer nach oben gekrümmten und gewundenen Spiralfeder verglichen werden. Daher blickt der Mensch vor der Umbildung abwärts zur Hölle, nachher aber aufwärts zum Himmel. (GLW 263)

Das Verschließen des geistigen Grades im Gemüt

Der geistige Grad wird bei denen verschlossen, deren Leben böse ist, noch mehr aber bei denen, die von daher unwahr sind. Es ist ähnlich wie bei einem Nervenfäserchen, das auf die kleinste Berührung durch einen Fremdkörper damit reagiert, dass es sich zusammenzieht, oder wie bei allen Muskelfasern, ja dem ganzen Muskel oder Leib bei der Berührung durch einen harten oder kalten Gegenstand. Ebenso reagieren die Substanzen oder Formen des geistigen Grades beim Menschen auf die Berührung mit dem Bösen und Falschen des Betreffenden, da diese fremdartig sind. Der geistige Grad nämlich lässt, weil er nach der Form des Himmels gestaltet ist, nur Gutes zu sowie Wahrheiten, die ihren Ursprung im Guten haben. Nur diese sind ihm im Gegensatz zum Bösen und dem daraus entspringenden Falschen gleichartig. Dieser Grad zieht sich zusammen und verschließt sich auf diese Weise, und das besonders bei denen, die in der Welt aufgrund ihrer Eigenliebe der Liebe zur Herrschaft verfallen sind, da diese der Liebe zum Herrn entgegengesetzt ist. Er verschließt sich auch bei denen, die aufgrund ihrer Weltliebe leidenschaftlich danach begehren, die Güter anderer an sich zu reißen, wenn auch nicht im selben Maß. Diese Triebe aber verschließen deshalb den geistigen Grad, weil sie der Ursprung des Bösen sind. Das Zusammenziehen und Verschließen jenes Grades lässt sich auch mit dem Umwickeln einer Spiralfeder in die entgegengesetzte Richtung vergleichen. Darin liegt auch der Grund, dass der geistige Grad, sobald er verschlossen ist, das Licht aus dem Himmel zurückwirft. Anstatt himmlischen Lichtes herrscht nun Finsternis, und die Wahrheit, die im Licht des Himmels ist, wird zu etwas Ekelerregendem. Bei diesen Menschen verschließt sich nicht nur der geistige Grad selbst, sondern auch die obere Region des natürlichen Grades, d.h. das Gebiet der Vernunft. Schließlich bleibt nur noch die unterste Region des natürlichen Grades geöffnet, d.h. das Gebiet des Sinnlichen. Dieses liegt der Welt und den physischen Sinnen am nächsten, und wenn der Mensch so geworden ist, denkt, redet und folgert er von da aus. (GLW 254)

Der Mensch wird im anderen Leben vervollkommnet, gemäß dem in der Welt geöffneten Grade

Jeder Engel wird in Ewigkeit an Weisheit vervollkommnet, und zwar jeder entsprechend dem Grad seiner Neigung zum Guten und Wahren, in dem er bei seinem Hinscheiden aus der Welt war. Dieser Grad ist es, der bei ihm in Ewigkeit vervollkommnet wird; was darüber hinausgeht, liegt außerhalb des Engels und kann daher nicht in ihm vervollkommnet werden. (GV 334)

Wille und Verstand sind organische Formen

Weil Wille und Verstand Aufnahmegefäße für Liebe und Weisheit sind, so sind sie beide organische Formen — Formen, deren Struktur aus den reinsten Substanzen besteht. Um Aufnahmegefäße sein zu können, müssen sie derartige Formen sein. Die Tatsache, dass ihre Struktur nicht vor Augen liegt, tut nichts zur Sache. Sie ist kein Gegenstand für die Sehkraft, selbst wenn diese durch Mikroskope verstärkt würde.

Auch die kleinsten Insekten sind ja nicht Gegenstand unserer Sehkraft, obgleich sie Sinnes- und Bewegungsorgane haben, da sie ja empfinden, laufen und fliegen. Genaue Beobachter haben bei ihrer Zergliederung mit Hilfe von Mikroskopen entdeckt, dass sie auch Gehirne, Herzen, Luftröhren und Eingeweide haben. Wenn nun diese winzigen Insekten unserem Blick nicht erscheinen — geschweige denn die inneren Teile, aus denen sie bestehen — und doch nicht geleugnet werden kann, dass sie bis ins Letzte hinein strukturiert sind, wie kann dann irgend jemand behaupten, die beiden Aufnahmegefäße für die Liebe und Weisheit, Wille und Verstand, seien keine organischen Formen?! Wie können Liebe und Weisheit, die doch das Leben vom Herrn sind, auf etwas wirken, das kein Objekt ist und gar nicht substantiell besteht? Wie könnte ein Gedanke dann überhaupt haften und wie jemand aus einem solchen nicht haftenden Gedanken heraus reden? Ist nicht das Gehirn, in dem das Denken vor sich geht, angefüllt und bis ins Einzelne strukturiert? Die organischen Formen in ihm erscheinen selbst dem bloßen Auge, und zwar gilt das ganz besonders für die Anfänge der Aufnahmegefäße des Willens und Verstandes in der Rindensubstanz, wo sie sich als winzige Drüsen zeigen. Man gehe beim Denken über diese Dinge ja nicht von der Vorstellung eines Vakuums aus. Ein Vakuum ist ein Nichts, und im Nichts wird nichts und aus dem Nichts entsteht nichts. (GLW 373)

Der Verstand kann über den Willen erhoben werden

Weisheit und Liebe gehen vom Herrn als einer Sonne aus, und fließen in den Himmel ein, im allgemeinen und besonderen, aus welcher Quelle die Engel Weisheit und Liebe haben; und ebenso auch im allgemeinen und besonderen in diese Welt, woraus die Menschen Weisheit und Liebe haben. Diese beiden aber gehen vereint vom Herrn hervor und fließen ebenso vereinigt in die Seelen der Engel und Menschen ein. Sie werden aber nicht vereint in ihren Gemütern aufgenommen: hier wird zuerst Licht aufgenommen, das den Verstand bildet, und nach und nach Liebe, welche den Willen bildet; auch dieses ist von der Vorsehung. Weil jeder Mensch neu geschaffen, d.h. wiedergeboren werden musst, und dieses wird bewirkt durch den Verstand; denn er musst von Kindheit auf Kenntnisse des Wahren und Guten einsaugen, die ihn lehren gut zu leben, d.h. recht zu wollen und zu tun. So wird der Wille durch den Verstand gebildet. Zu diesem Zweck wird dem Menschen die Fähigkeit verliehen, seinen Verstand beinahe in das Licht zu erhe ben, in dem die Engel des Himmels sind, dass er sehen möge, was er wollen und daher tun soll, damit es ihm für eine kurze Zeit in der Welt wohlergehe, und er nach dem Tode in Ewigkeit selig werden möge. Es geht ihm wohl und er wird selig, wenn er sich Weisheit erwirbt und seinen Willen unter den Gehorsam gegen dieselbe hält. Hingegen geht es ihm schlimm und er wird unglücklich, wenn er seinen Verstand unter den Gehorsam seines Willens kommen lässt. Der Grund ist, weil von Geburt aus der Wille zum Bösen, ja zu abscheulichem Bösen hinneigt, wenn er daher nicht durch den Verstand gezügelt würde, so würde der Mensch sich in gräulich boshafte Taten hineinstürzen, ja, aus seiner innersten tierischen Natur heraus würde er, sich selbst zu Liebe, jeden verderben und zugrunde richten, der ihn nicht begünstigt und sich ihm nicht unterwirft. Außerdem, wenn der Verstand nicht getrennt für sich, und der Wille vermittelst desselben vervollkommnet werden könnte, wäre der Mensch kein Mensch, sondern ein Tier. Denn ohne diese Trennung und ohne das Erheben des Verstandes über den Willen, wäre der Mensch nicht fähig zu denken und aus dem Denken zu reden, sondern könnte nur seine Neigung durch Töne kundgeben. Auch wäre er nicht im Stande, aus der Vernunft zu handeln, sondern nur aus Instinkt; noch weniger wäre er fähig, eine Kenntnis göttlicher Dinge, und vermittelst dieser eine Kenntnis von Gott selber zu erlangen, und so mit Ihm verbunden zu werden und in Ewigkeit zu leben. Denn der Mensch denkt und will wie aus sich, und dieses "wie aus sich" ist das Wechselseitige der Verbindung; denn es kann keine Verbindung stattfinden ohne Gegenseitigkeit, — gerade wie keine Verbindung des Tätigen mit dem Leidenden ohne eine Rückwirkung stattfinden kann. Gott allein ist tätig, und der Mensch lässt sich in Tätigkeit setzen; und wirkt zurück, allem Anschein nach, wie aus sich selbst, obgleich innerlich aus Gott (SK 14)

Nicht der Verstand, sondern vielmehr der Wille macht den Menschen aus

Von der Beschaffenheit der Liebe hängt die Beschaffenheit der Weisheit und damit des Menschen ab.

Wille und Verstand sind nämlich so beschaffen wie Liebe und Weisheit, da der Wille das Aufnahmegefäß der Liebe und der Verstand das Aufnahmegefäß der Weisheit ist. Beide zusammen bilden den Menschen und bestimmen seine Beschaffenheit. Die Liebe ist derart vielfältig, dass ihre Variationen unzählig sind. Man kann es an der irdischen wie an der himmlischen Menschheit sehen, gibt es doch nicht einen Menschen oder Engel, der einem anderen so ähnlich wäre, dass keinerlei Unterschied bestünde. Es ist aber die Liebe, die sie unterscheidet; denn ein jeder ist tatsächlich seine Liebe. Man meint, die Weisheit unterscheide die Menschen, doch die Weisheit geht aus der Liebe hervor, ist ihre Form. Die Liebe ist das Sein des Lebens, die Weisheit das Dasein aus diesem Sein. In der Welt meint man, der Verstand mache den Menschen aus, allein man nimmt es nur an, weil der Verstand, bis ins Licht des Himmels erhoben werden kann und der Mensch dann wie ein Weiser erscheint. Der Verstand hat zwar Eigenschaften, die über die Liebe hinausgehen, d.h. nicht zur Liebe gehören, und die doch als Eigentum des Menschen erscheinen und den Eindruck vermitteln, als ob der Mensch entsprechend beschaffen sei. Das ist aber nur Schein. Denn alles im Verstand, was nicht mit der Liebe des Menschen verbunden ist, gehört zwar einer Neigung an, und zwar der Neigung zum Wissen und Weisesein, nicht aber der Neigung, das Wissen und die Weisheit auch aufs persönliche Leben anzuwenden. Es entweicht daher mit der Zeit in der Welt, oder es führt ein Schattendasein am Rande der Gedächtnisinhalte und fällt nach dem Tode ab, wie fallende Blätter. Nichts bleibt mehr zurück, als was mit der persönlichen Liebe des Geistwesens übereinstimmt. (GLW 368)

Gedanken und Neigungen sind Verschiedenheiten des Zustandes und der Form der organischen Substanzen des Gemütes

Unter den berühmteren und vernünftigen Philosophen war einer, der vor einigen Jahren gestorben war, mit dem sprach ich über die Stufen [Grade] des Lebens im Menschen, indem ich sagte, der Mensch bestehe aus lauter Formen zur Aufnahme des Lebens, und die eine Form sei immer inwendiger als die andere, eine jede aber entstehe und bestehe aus der anderen. Ferner [sagte ich], dass, wenn auch die untere oder äußere Form aufgelöst sei, dennoch die höhere oder innere Form fortlebe.

Ferner wurde gesagt, alle Tätigkeiten des Gemütes seien Veränderungen der Form, und diese Veränderungen seien in den reineren Substanzen in solcher Vollkommenheit, dass sie nicht beschrieben werden könnten. Auch die Vorstellungen im Denken seien nichts anderes, und diese Veränderungen fänden statt gemäß den Zustandswechseln in den Neigungen. Die allervollkommensten Veränderungen treten in den reineren Formen ein, wie man aus den Lungen schließen kann, die bei den einzelnen Worten der Rede und bei den einzelnen Tönen des Gesanges, bei allen Bewegungen des Körpers und auch bei allen Zuständen des Denkens und der Neigung sich verschieden gestalten und die Formen verändern. Was musst erst in den inwendigeren [Organen] geschehen, die in einem viel vollkommeneren Zustand sind als ein so grobes Eingeweide!

Der Philosoph versicherte und beteuerte, dass dergleichen Dinge ihm bekannt gewesen seien, als er in der Welt gelebt habe; und dass die Welt die Philosophie zu solchen Nutzwirkungen anwenden und nicht mit bloßen Phrasen sich abgeben sollte und mit den Streitigkeiten darüber, und dadurch sich vergeblich abmühen. (HG 6326)

Die Willensneigungen sind nichts anderes sind als Veränderungen und Variationen im Zustand der rein organischen Substanzen des Gemüts und die Gedanken des Verstandes nur Veränderungen und Variationen der Form jener Substanzen, während im Gedächtnis ein fortdauernder Zustand all dieser Veränderungen und Wechsel besteht. Wer erkennt nicht an, wenn ihm gezeigt wird, dass Neigungen und Gedanken nur in Substanzen und deren Formen anzutreffen sind, die ihnen als Träger dienen, und dass diese, weil sie im Gehirn sind, das voller Substanzen und Formen ist, als rein organische Substanzen bezeichnet werden? Kein vernünftig Denkender kann sich des Lachens enthalten, wenn er von den Phantasien einiger Menschen hört, die Neigungen und Gedanken nicht in Subjekten von bestimmter Beschaffenheit sehen, sondern sich etwas Hauchartiges darunter vorstellen, modifiziert durch Wärme und Licht, wie Bilder, die in der Luft oder im Äther erscheinen. Dabei könnte doch das Denken ebenso wenig stattfinden, wenn es von seiner substantiellen Form getrennt würde. Und dasselbe gilt für den Vorgang des Sehens, würde man ihn von seiner Form, also vom Auge trennen — oder für das Hören ohne seine Form, das Ohr; ebenso gilt das für den Geschmack ohne seine Form, die Zunge. Man betrachte das Gehirn und man wird unzählige Substanzen darin erkennen, ebenso unzählige Fibern, und dass es darin nichts gibt, was nicht organisiert wäre. Bedarf es noch weiterer Begründung durch den Augenschein?

Die Frage ist freilich, worin denn Neigung und Gedanke bestehen. Das lässt sich aus allem erschließen, was sich im Körper zeigt: In ihm finden sich zahlreiche Eingeweide, von denen alle ihren Platz haben und ihre Funktionen mit Hilfe von Veränderungen und Variationen des Zustands und der Form verrichten. Sie alle haben bekanntlich ihnen eigentümliche Tätigkeiten, so der Magen, die Eingeweide, die Nieren, die Leber, der Pankreas, die Milz, das Herz und die Lunge. Alle diese Arbeiter aber werden nur von innen heraus in Bewegung gesetzt, und zwar durch Veränderungen und Variationen ihres Zustands und ihrer Form. Es kann daher als Tatsache betrachtet werden, dass die Verrichtungen der rein organischen Substanzen des Gemüts nichts anderes sind — nur mit dem Unterschied, dass die Tätigkeiten der organischen Substanzen des Körpers von natürlicher, die des Gemüts geistiger Art sind, beide aber mittels der Entsprechungen eine Einheit bilden.

Die Beschaffenheit der Veränderungen und Variationen im Zustand und in der Form der organischen Substanzen des Gemüts, welche Neigungen und Gedanken sind, lässt sich nicht augenfällig beweisen. Man kann sie aber gleichsam im Spiegel sehen, wenn man die Veränderungen und Variationen des Zustands der Lunge beim Sprechen und Singen beobachtet, da auch hier eine Entsprechung besteht. Denn sowohl der Ton von Sprache und Gesang wie auch die Artikulation des Tones durch die gesprochenen Wörter und die Modulationen des Gesangs werden mit Hilfe der Lunge hervorgebracht, und zwar entspricht der Ton der Neigung und das Reden den Gedanken. Ton und Sprache werden auch von Neigung und Gedanken erzeugt, und zwar durch Veränderungen und Variationen im Zustand und in der Form der organischen Substanzen in der Lunge; von ihr aus durch die Luftröhre (aspera arteria) in der Kehle und Stimmritze, dann in der Zunge und schließlich in den Lippen des Mundes. Die ersten Veränderungen und Variationen in Zustand und Form des Tons erfolgen in der Lunge, die zweiten in der Luftröhre und Kehle, die dritten in der Stimmritze durch die verschiedenen Öffnungen ihrer Mündung, die vierten in der Zunge durch ihre verschiedenen Berührungen des Gaumens und der Zähne, die fünften in den Lippen des Mundes durch ihre unterschiedlichen Stellungen. Das zeigt, dass es lauter Veränderungen und Variationen des Zustands der organischen Formen sind, die durch Aufeinanderfolge die Laute und ihre Gliederung in den gesprochenen Wörtern und gesungenen Tönen hervorbringen. Da nun beides — Ton und Rede — allein erzeugt werden durch die Neigungen und Gedanken des Gemüts, ohne die sie nicht entstünden, ist offenbar, dass die Willens-Neigungen Veränderungen und Variationen des Zustands der rein organischen Substanzen des Gemüts sind. Ebenso bestehen die Gedanken des Verstandes in Veränderungen und Variationen der Form jener Substanzen — ähnlich wie bei den Verrichtungen der Lunge.

Da nun Neigungen und Gedanken lauter Zustandsveränderungen der Formen des Gemüts sind, so folgt, dass das Gedächtnis nichts anderes als ihren permanenten Zustand darstellt. Es ist nämlich eine Eigenart aller Zustands-Veränderungen und -Variationen, dass sie — einmal eingeprägt — bleiben. So wird etwa der Lunge eingeprägt, in der Luftröhre verschiedene Töne zu erzeugen, sie in der Stimmritze zu vermannigfachen, in der Zunge zu artikulieren und im Munde zu modifizieren. Sind diese organischen Funktionen einmal eingeprägt, so bleiben sie und können immer wieder reproduziert werden. Diese Veränderungen und Variationen sind unendlich vollkommener in den organischen Formen des Gemütes, als in denen des Körpers. (GV 279)

Vorstellungen des Denkens

Das Denken des Menschen ist unterschieden in Vorstellungen, und eine Vorstellung folgt der anderen, wie ein Wort dem anderen in der Rede. Aber die Vorstellungen des Denkens folgen mit solcher Schnelligkeit aufeinander, dass dem Menschen, während er im Körper ist, das Denken als ein stetig Fortdauerndes und daher ohne Unterschied erscheint. Im anderen Leben aber zeigt es sich deutlich, dass das Denken sich in Vorstellungen unterscheidet; denn dann bildet sich die Rede mittels der Vorstellungen. In einer einzigen Vorstellung des Denkens ist Unzähliges enthalten, und mehr noch in einem Gedanken, der aus Vorstellungen zusammengesetzt ist. (HG 6599)

Wie viel vollkommener die Ideen des Denkens sind, als die Worte der Sprache, kann man aus dem Umstand erkennen, dass der Mensch in einem Augenblick mehr denken kann, als er in einer Stunde auszusprechen oder zu beschreiben imstande ist. Die Sprache nach dem Tode wird in Vorstellungen unterschieden und besteht aus Vorstellungen, die bei den Geistern anstatt der Worte und Töne sind. Denn bei den Geistern entspricht der Ton dem Denken, — die an sich (ein) stilles Reden ist, jedoch vernehmbar für Geister. Aus diesem geht hervor, wie die Sprache der Geister beschaffen ist; dass sie in Wirklichkeit um so viel vollkommener als die menschliche Sprache, als das Denken vollkommener als die Sprache der Worte ist. (D.Sp. Minus 4617)

Der Anschein von Verstand bei den Tieren — Unterschied zwischen ihnen und dem Menschen

Diejenigen, die nur dem gemäß urteilen, wie der Anschein vor den Sinnen des Körpers ist, schließen, dass die Tiere, in gleicher Weise wie der Mensch, Willen und Verstand haben; und deshalb, dass der einzige Unterschied sei, dass der Mensch reden und daher sagen könne, was er denkt und was er wünscht, während Tiere dieses nur durch Töne kundgeben können. Allein die Tiere haben weder Willen noch Verstand, sondern nur etwas denselben Ähnliches, was die Gelehrten ein Analogon nennen.

Der Mensch ist ein Mensch, weil sein Verstand über die Wünsche seines Willens erhoben werden kann, bis zu dem Grad, dass er von oben herab sie kennen und beobachten und auch regieren kann. Ein Tier aber ist ein Tier, weil dessen Wünsche es zu allem antreiben, was es tut.

Ein Mensch ist daher ein Mensch dadurch, dass sein Wille unter dem Gehorsam seines Verstandes ist, ein Tier hingegen ist ein Tier dadurch, dass sein Verstand unter dem Gehorsam seines Willens ist. Hieraus folgt der Schluss, dass der Verstand des Menschen, weil er den Einfluss des Lichtes vom Himmel aufnimmt und dieses als sein eigenes ergreift und aufnimmt, und aus diesem Licht analytisch denkt, genau wie aus sich selbst, mit allen Verschiedenheiten, ein lebendiger und daher wahrer Verstand ist; und dass sein Wille, weil er die einfließende Liebe des Himmels aufnimmt, und aus dieser, wie aus sich selbst handelt, ein lebendiger und daher wahrer Wille ist; und dass bei dem Tier das Umgekehrte der Fall ist. Aus diesem Grunde werden diejenigen, die aus dem Begehren des Willens denken, Tieren verglichen, und in der geistigen Welt erscheinen sie auch aus der Entfernung wie Tiere; und sie handeln auch wie Tiere, mit dem einzigen Unterschied, dass sie anders handeln können, wenn sie wollen. Aber diejenigen, welche die Begierden ihres Willens durch den Verstand bezähmen und daher vernünftig und weise handeln, erscheinen in der geistigen Welt als Menschen und sind Engel des Himmels. Mit einem Worte, bei den Tieren hängt Wille und Verstand immer zusammen; und weil der Wille an sich blind ist, — denn er ist [das Aufnahmegefäß] von Wärme und nicht von Licht, — macht er den Verstand auch blind. Daher weiß und versteht ein Tier nicht, was es tut, und doch handelt es; denn es handelt vermöge eines Einflusses aus der geistigen Welt, und ein solches Handeln ist unklar.

Man glaubt, ein Tier denke aus dem Verstand darüber, was es tue; aber nicht im geringsten: es wird zum Handeln angetrieben einzig durch eine natürliche Liebe, die von der Schöpfung her in ihm ist, und durch seine körperlichen Sinne gestärkt wird. Der Mensch denkt und handelt einzig deshalb, weil sein Verstand getrennt ist von seinem Willen, und sogar bis in das Licht des Himmels erhoben werden kann; denn der Verstand denkt und das Denken spricht. Dass die Tiere den ihrer Natur eingeschriebenen Gesetzen der Ordnung gemäß handeln und manche so, als wären sie moralisch und vernünftig, und verschieden von manchen Menschen, kommt daher, weil ihr Verstand in blindem Gehorsam gegen die Begehrungen des Willens ist; und sie deshalb nicht wie die Menschen, dieselben durch verdorbene Vernünfteleien verkehren können.

Es ist zu beachten, dass unter dem Willen und Verstand der Tiere, in dem Gesagten deren Ähnlichkeit und Analogon verstanden wird. Analoga werden sie genannt von dem Anschein. Das Leben des Tieres kann einem Nachtwandler verglichen werden, der bei schlafendem Verstand aus dem Willen herumgeht und handelt, und einem Blinden, der von einem Hund geführt durch die Straßen wandelt. ...

Hieraus ist klar, wie sehr diejenigen im irrtum sind, die glauben, die Tiere erfreuen sich der Vernünftigkeit und seien von den Menschen nur durch ihre äußere Gestalt und dadurch unterschieden, dass sie das Vernünftige, das in ihnen liegt, nicht aussprechen können. Aus solchen Täuschungen schließen manche auch, dass, wenn der Mensch nach dem Tode fortlebe, dies auch bei dem Tier der Fall sein müsse, und auf der anderen Seite, dass, wenn die Tiere nicht nach dem Tode fortleben, dies auch nicht bei dem Menschen der Fall sei; außer vielen anderen Träumen, die aus der Unkenntnis des Willens und Verstandes, und auch aus derjenigen der Grade entstehen, durch die das Gemüt des Menschen wie auf Stufen zum Himmel aufsteigt. (SK 13)






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Kapitel 29
Einfluss und Verkehr zwischen der Seele und dem Körper

Frühere Hypothesen in Betreff des Verkehrs zwischen der Seele und dem Körper

Über den Verkehr zwischen Seele und Körper, oder über das Wirken des einen auf das andere und des einen mit dem anderen, gibt es drei (verschiedene) Meinungen und Überlieferungen, die Hypothesen sind: die erste bezeichnet man als physischen (natürlichen) Einfluss, die andere als geistigen Einfluss und die dritte als vorherbestimmte Harmonie.

Die erste, physischer Einfluss genannt, kommt her von den Scheinbarkeiten und den Täuschungen der Sinne, weil die Gegenstände des Gesichtes, die auf die Augen wirken [afficiunt], in das Denken einzufließen und dasselbe hervorzubringen scheinen, und weil ebenso die Rede, die das Ohr anregt, scheinbar in das Gemüt einfließt und Vorstellungen in demselben hervorbringt. In ganz ähnlicher Weise verhält es sich mit dem Geruch, dem Geschmack und mit dem Gefühl. Weil die Organe dieser Sinne, die aus der Welt herkommenden Einwirkungen zuerst aufnehmen, und gemäß den Anregungen derselben das Gemüt zu denken und auch zu wollen scheint, darum haben die alten Philosophen und Gelehrten geglaubt, dass von ihnen ein Einfluss in die Seele ausgehe, und demgemäß die Hypothese über den physischen oder natürlichen Einfluss aufgestellt.

Die zweite [Hypothese], welche die des geistigen und von manchen die des gelegentlichen Einflusses genannt wird, beruht auf der Ordnung und deren Gesetzen; weil nämlich die Seele eine geistige Substanz und daher reiner, früher und inwendiger ist, der Körper aber materiell und daher gröber, später und auswendiger, und der Ordnung gemäß das Reinere in das Gröbere, das Frühere in das Spätere und das Inwendigere in das Äußere, also das Geistige in das Materielle einfließt, und nicht umgekehrt. Daher fließt das denkende Gemüt in den Gesichtssinn ein gemäß dem Zustand, in dem die Augen durch die Gegenstände versetzt werden, welchen Zustand das Gemüt augenblicklich bewirkt. Ebenso fließt das wahrnehmende Gemüt in das Gehör ein gemäß dem Zustand, in den das Ohr durch die Rede versetzt wird.

Die dritte [Hypothese], welche die der vorherbestimmten Harmonie genannt wird, beruht auf den Scheinbarkeiten und Täuschungen der Vernunft, weil das Gemüt bei seinem Wirken vereint und zugleich mit dem Körper wirkt, gleichwohl aber ist alles Wirken zuerst aufeinanderfolgend, und dann erst gleichzeitig. Das aufeinanderfolgende Wirken ist der Einfluss, und das gleichzeitige Wirken ist die Harmonie; wie z.B. wenn das Gemüt denkt und nachher redet, oder wenn es will und nachher handelt. Deshalb ist es eine Täuschung der Vernunft, eine Gleichzeitigkeit anzunehmen, die Aufeinanderfolge aber auszuschließen.

Außer diesen drei Meinungen über den Verkehr zwischen Seele und Leib kann es keine vierte geben, denn entweder musst die Seele auf den Leib wirken, oder der Leib auf die Seele, oder sie müssen beide zusammen in Verbindung wirken.

Weil der geistige Einfluss, wie gesagt, der Ordnung und ihren Gesetzen gemäß ist, so wurde er von den Weisen in der Gelehrtenwelt in Vorzug vor den zwei anderen Meinungen anerkannt und angenommen. Alles, was der Ordnung gemäß ist, das ist Wahrheit, und die Wahrheit offenbart sich selbst aus dem ihr eingepflanzten Licht, auch im Schatten der Vernunft, in dem die Hypothesen sich befinden. Dreierlei aber ist es, was diese Hypothese verdunkelt: die Unkenntnis dessen, was die Seele ist, die Unkenntnis dessen, was das Geistige ist, und die Unkenntnis darüber, wie der Einfluss beschaffen ist, darum mussten diese drei Punkte erst entwickelt werden, bevor die Vernunft die Wahrheit selbst erkennen kann; denn hypothetische Wahrheit ist noch nicht die Wahrheit selbst. (SK 1,2)

Von geistreichen Männern wurde schon bisher ein geistiger Einfluss von der Seele in den Körper gelehrt, aber noch nicht ein Einfluss in die Seele und durch dieselbe in den Körper, obschon bekannt ist, dass alles Gute der Liebe und alles Wahre des Glaubens von Gott in den Menschen einfließt, und nichts derselben vom Menschen ist. Was aber von Gott einfließt, das fließt zunächst in seine Seele [anima] ein, und durch die Seele in das vernünftige Gemüt, und durch dieses in das, was den Körper bildet. Wenn jemand in anderer Weise nach dem geistigen Einfluss forscht, so ist er wie der, welcher die Ader eine Quelle verstopft und doch daselbst ein stets fließendes Wasser sucht, oder wie der, welcher die Entstehung des Baumes aus der Wurzel und nicht aus dem Samen ableitet; und auch wie der, welcher das Abgeleitete ohne seinen Ursprung betrachtet. (SK 8)

Es gibt nur ein Leben, das in alle Formen einfließt und sie belebt

Durch sehr viele Erfahrungen wurde ich belehrt, dass nur ein einziges Leben ist, welches ist des Herrn, das einfließt und macht, dass der Mensch lebt, ja dass sowohl die Guten als die Bösen leben. Jenem Leben entsprechen die Formen, welche sind Substanzen, die durch den fortwährenden göttlichen Einfluss so belebt werden, dass es ihnen scheint, als lebten sie aus sich. (HG 3484)

Durch verschiedene Grade Seines Einflusses in die Himmel fügt, ordnet, mildert, und mäßigt der Herr alles in diesem und in den Höllen, und durch die Himmel und Höllen alles in der Welt. (EHO 346)

Der Mensch ist nicht selbst Leben, sondern ein Organ, das Leben von Gott aufnimmt, und die Liebe mit der Weisheit vereint ist das Leben. Ferner, Gott ist die Liebe selbst und die Weisheit selbst, und also das Leben selbst. Daraus folgt nun, dass der Mensch in so weit Bild Gottes, das ist Aufnahmegefäß des Lebens von Gott ist, als er die Weisheit liebt, oder als Weisheit bei ihm im Schoß der Liebe zu finden ist; und umgekehrt, in wieweit er in der entgegengesetzten Liebe und daraus in Irrsinn ist, in so weit nimmt er nicht Leben von Gott, sondern von der Hölle auf, welches Leben Tod genannt wird. Die Liebe selbst und die Weisheit selbst sind nicht das Leben, sondern sie sind das Sein des Lebens, aber die Lustreize [jucunda] der Liebe und die Reize [amoena] der Weisheit, welche die Gefühle [affectiones] bilden, machen das Leben; denn das Sein des Lebens tritt durch sie in Erscheinung. Der Einfluss des Lebens von Gott führt jene Lustreize und angenehmen Gefühle mit sich, wie der Einfluss des Lichtes und der Wärme zur Frühlingszeit in die menschlichen Gemüter und auch in die Vögel und Tiere aller Art, ja sogar in die Pflanzen, die alsdann sprossen und Frucht bringen; denn die Lustreize der Liebe und die Reize [Anregungen] der Weisheit erweitern die Gemüter und befähigen sie zur Aufnahme, wie die Freude und die Lust das Angesicht glätten und zum Einfluss der Heiterkeit der Seele geschickt machen. (SK 13)

Mit dem Einfließen aus der geistigen Welt in den Menschen verhält es sich im allgemeinen so, dass der Mensch nichts denken und nichts wollen kann von sich, sondern dass alles einfließt, das Gute und Wahre vom Herrn durch den Himmel, somit durch die Engel, die beim Menschen sind, das Böse und Falsche von der Hölle, somit durch die bösen Geister, die beim Menschen sind; und zwar in das Denken und Wollen des Menschen. (HG 5846)

Der Einfluss vom Herrn ist sowohl unmittelbar als mittelbar durch die Himmel

Das Leben von Gott fließt durch die Seele in den Menschen ein, und durch diese hindurch in das Gemüt desselben, das ist in dessen Neigungen und Gedanken, und aus diesen in die Körpersinne, Reden und Handlungen; und dies kommt daher, weil diese das Leben in seiner aufeinanderfolgenden Ordnung bilden, denn das Gemüt ist der Seele untergeordnet, und der Körper ist dem Gemüt untergeordnet. Das Gemüt aber hat zweierlei Leben: das eine ist das des Willens und das andere das des Verstandes. Das Leben seines Willens ist das Gute der Liebe, dessen Ableitungen Neigungen [Triebe] genannt werden, und das Leben seines Verstandes ist das Wahre der Weisheit, dessen Ableitungen Gedanken genannt werden; durch diese und jene lebt das Gemüt. Das Leben des Körpers aber sind die Sinne, die Rede und die Handlungen; dass diese von der Seele durch das Gemüt hindurch herkommen, folgt aus der Ordnung, in der sie stehen, aus dieser offenbaren sie sich vor dem Weisen ohne weitere Untersuchung.

Die menschliche Seele, weil sie eine höhere geistige Substanz ist, nimmt den Einfluss unmittelbar von Gott auf, das menschliche Gemüt aber, weil es eine tieferstehendere geistige Substanz ist, nimmt den Einfluss von Gott mittelbar durch die geistige Welt hindurch auf, und der Körper, weil er aus Natursubstanzen besteht, die man Materie nennt, nimmt den Einfluss von Gott mittelbar durch die natürliche Welt hindurch auf. (SK 8)

Wie es sich mit dem Einfluss des zweifachen Lebens verhalte, nämlich mit dem Leben des Denkens und mit dem Leben des Willens vom Herrn, wurde mir durch Offenbarung zu wissen gegeben, dass nämlich der Herr in zweifacher Weise einfließe, nämlich mittelbar durch den Himmel und unmittelbar aus Sich, und dass Er aus Sich einfließe sowohl in das Vernünftige des Menschen, das sein Inneres bildet, als auch in sein Natürliches, das sein Äußeres ist. (HG 6472)

Das eigentlich Himmlische und das eigentlich Geistige, das in den Himmel vom Göttlichen des Herrn einfließt, wohnt ursprünglich im inneren Vernünftigen, denn hier sind die Formen vollkommen und zur Aufnahme geeignet; aber gleichwohl fließt das Himmlische und Geistige vom Göttlichen des Herrn auch ins äußere Vernünftige und auch ins Natürliche, und zwar sowohl mittelbar als unmittelbar. Mittelbar durch das innere Vernünftige, und unmittelbar vom Göttlichen des Herrn selbst. Was unmittelbar einfließt, das bestimmt [disponit], und was mittelbar einfließt, das wird bestimmt [disponitur]; so im äußeren Vernünftigen und so auch im Natürlichen. (HG 5150)

Das Natürliche ist nicht eher wiedergeboren, als wenn es verbunden ist mit dem Vernünftigen. Jene Verbindung geschieht durch den unmittelbaren und mittelbaren Einfluss des Vernünftigen in das Gute und Wahre des Natürlichen, nämlich vom vernünftig Guten unmittelbar ins Gute des Natürlichen und durch dieses ins Wahre des Natürlichen. Mittelbar durch das Wahre des Vernünftigen ins Wahre des Natürlichen, und daher ins Gute des Natürlichen. ... Das vernünftige Gemüt, d.h. das inwendigere Wollen und Verstehen beim Menschen musst sich gegenwärtig darstellen in seinem natürlichen Gemüt, wie dieses Gemüt im Angesicht und seinem Ausdrucke in der Weise, das wie das Angesicht der Ausdruck des natürlichen Gemütes ist, so das natürliche Gemüt der Ausdruck des vernünftigen Gemütes sein musst. Wenn Verbindung ist, wie bei denen, die wiedergeboren sind, dann stellt sich alles, was der Mensch innerlich in seinem Vernünftigen will und denkt, sichtbar in seinem Natürlichen und dieses sichtbar im Angesicht dar. Ein solches Angesicht haben die Engel, und ein solches Angesicht hatten auch die Uralten, die himmlische Menschen waren. (HG 3573)

Mit einem jeden Guten, welches das himmlische Leben, und somit das ewige Leben bei dem Menschen und bei dem Engel bildet, verhält es sich in folgender Weise: Das Innerste des Guten ist der Herr selb st, somit das Gute der Liebe, das unmittelbar von Ihm ist. Das zunächst Folgende ist das Gute der gegenseitigen Liebe, dann folgt das Gute der Liebestätigkeit gegen den Nächsten, und zuletzt das Gute des Glaubens. Dies ist die aufeinanderfolgende Ordnung des Guten vom Innersten an. Hieraus kann man erkennen, wie es sich mit dem unmittelbaren und mittelbaren Einfluss verhält. Im allgemeinen ist das der Ordnung nach Folgende oder äußerliche Gute in dem Maße gut, als es das innere Gute in sich hat, denn soweit steht es dem Herrn selbst näher, Der das innerste Gute ist. Aber die aufeinanderfolgende Stellung und Anordnung des inneren Guten in dem äußeren ist in allen einzelnen Trägern oder Subjekten, je nach der Aufnahme verschieden, und die Aufnahme richtet sich nach dem geistigen und moralischen Leben eines jeden in der Welt, denn das Leben in der Welt verbleibt einem jeden in Ewigkeit.

Der Einfluss des Herrn ist aber auch unmittelbar bei einem jeden, denn ohne den unmittelbaren Einfluss wirkt der mittelbare nichts. Der unmittelbare Einfluss wird gemäß der Ordnung aufgenommen, in welcher der Mensch oder Engel ist, also gemäß dem göttlich Wahren, das vom Göttlichen ist, denn dies ist die Ordnung. Die wahre Ordnung selbst bei dem Menschen ist, dass er in dem Guten lebt, das vom Herrn ist, d.h., dass er aus dem Herrn lebt. Dieser Einfluss ist ein stetiger (fortwährender) und verbindet sich mit aller und jeder Tätigkeit des menschlichen Willens, und lenkt dieselbe soviel als möglich zur Ordnung hin; denn der eigene Wille des Menschen lenkt ihn beständig von derselben ab. Es verhält sich damit, wie mit den willkürlichen und unwillkürlichen Tätigkeiten (des Körpers) beim Menschen: die willkürlichen ziehen ihn beständig von der Ordnung ab, aber die unwillkürlichen führen ihn beständig zur Ordnung zurück. Daher kommt es, dass die Bewegung des Herzens, als eine unwillkürliche, ganz unabhängig ist von dem Willen des Menschen, und ebenso die Tätigkeit des kleinen Gehirns; und dass die Bewegung des Herzens und die Kräfte des kleinen Gehirns die willkürlichen Tätigkeiten regieren, dass sie nicht ihre Grenzen überschreiten, und das Leben des Leibes vor der Zeit aufreiben. Deshalb treten auch die wirkenden Prinzipien aus beiden, nämlich sowohl aus den unwillkürlichen, als aus den willkürlichen (Tätigkeiten), im ganzen Körper immer in Verbindung auf.

Dies wurde gesagt, damit die Vorstellung von dem unmittelbaren zu dem mittelbaren Einfluss des Himmlischen der Liebe und des Geistigen des Glaubens vom Herrn einigermaßen ins Licht trete. (HG 9683)

Das göttlich Wahre, das vom Herrn unmittelbar ausgeht, ist über allem Verständnis der Engel; dasjenige aber, das mittelbar ausgeht, ist den Engeln in den Himmeln angemessen, und auch den Menschen, denn es geht durch den Himmel hindurch und nimmt dadurch die Beschaffenheit der Engel und auch die der Menschen an; aber in dieses Wahre fließt der Herr auch unmittelbar ein, und so führt Er die Engel und Menschen sowohl mittelbar als unmittelbar; denn das Ganze und das Einzelne kommt vom ersten Sein, und die Ordnung ist so eingerichtet, dass das erste Sein in den abgeleiteten Dingen mittelbar und unmittelbar gegenwärtig sein kann, somit in gleicher Weise im Letzten der Ordnung wie im Ersten derselben; denn das göttlich Wahre selbst ist das einzige Substantielle oder Wesentliche, die abgeleiteten Dinge aber nur Formen, die nach und nach daraus entstanden sind.

Hieraus geht auch hervor, dass das Göttliche in das Ganze und Einzelne auch unmittelbar einfließt; denn vom göttlich Wahren ist alles geschaffen. Das göttlich Wahre ist nämlich das einzig Wesentliche, von dem somit alles herkommt. Das göttlich Wahre ist es, welches das Wort genannt wird:

Joh.1/1,3: "Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort; alles ist durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist". (HG 7004)

Allgemeiner und besonderer Einfluss

Vom Herrn geht durch die geistige Welt in die Gegenstände der natürlichen Welt ein allgemeiner Einfluss und ein besonderer Einfluss. Ein allgemeiner Einfluss in dasjenige, was in der Ordnung ist, ein besonderer Einfluss in dasjenige, was nicht in der Ordnung ist.

Die Tiere einer jeglichen Gattung sind in der Ordnung ihrer Natur, deswegen geht in sie ein allgemeiner Einfluss. Dass sie in der Ordnung ihrer Natur sind, geht daraus hervor, dass sie in all das Ihrige geboren werden, und durch keine Belehrung in dasselbe eingeführt zu werden brauchen.

Die Menschen dagegen sind nicht in der Ordnung und in keinem Gesetz der Ordnung, deswegen geht in sie ein besonderer Einfluss, d.h., es sind bei ihnen Engel und Geister, durch die der Einfluss vermittelt wird; und wenn jene nicht bei den Menschen wären, so würden sie in allen Frevel hineinrennen, und sich augenblicklich in die tiefste Hölle stürzen. Der Mensch ist durch jene Geister und durch die Engel unter der Obhut und Leitung des Herrn.

Die Ordnung des Menschen, in die er geschaffen ist, wäre, dass er den Nächsten lieben sollte wie sich selbst, ja mehr als sich selbst; so tun die Engel. Aber der Mensch liebt sich allein und die Welt und hasst den Nächsten, außer insofern er ihm zur Herrschaft und zu weltlichen Zwecken förderlich ist. Ebendarum weil das Leben ganz gegen die himmlische Ordnung ist, wird er durch besondere Geister und Engel vom Herrn regiert (HG 5850)

Der Einfluss in die Himmel und durch die Himmel findet in aufeinanderfolgender Ordnung statt, vom Ersten bis zu dem Letzten der Natur

Das Wahre, das unmittelbar vom Herrn ausgeht, kann, weil es aus dem Göttlich-unendlichen Selbst kommt, durchaus nicht von irgendeinem lebendigen Wesen, das endlich ist, aufgenommen werden, somit auch nicht von irgendeinem Engel. Deshalb hat der Herr nacheinanderfolgende [successiva] Sphären (oder Substanzen) geschaffen, als Mittel, durch die das unmittelbar ausgehende göttlich Wahre mitgeteilt werden könnte. Aber das erste aus diesem Hervorgehende ist vom Göttlichen noch zu voll, als dass es schon von irgendeinem lebendigen Wesen, das endlich ist, somit von einem Engel aufgenommen werden könnte. Deswegen schuf Er noch ein weiter Folgendes, mittels dessen das unmittelbar ausgehende göttlich Wahre einigermaßen aufnahmsfähig wurde; dieses weiter Folgende ist das göttlich Wahre, das im Himmel ist Die beiden ersten sind über den Himmeln, und sind gleichsam aus einem Flammenmeer hervorstrahlende Gürtel, welche die Sonne umgeben, die der Herr ist. So beschaffen ist die aufeinanderfolgende Ordnung bis zu dem Himmel, der dem Herrn am nächsten und der dritte Himmel ist, wo die Unschuldigen und die Weisen sich befinden. Von da aus setzt sich die Ordnung allmählich fort, bis zum letzten Himmel, und vom letzten Himmel bis zum Sinnlichen und Leiblichen des Menschen, das den Einfluss zuletzt aufnimmt.

Hieraus ergibt sich, dass ununterbrochene Aufeinanderfolgen stattfinden vom Ersten, d.h. vom Herrn, bis zum Letzten, das beim Menschen ist, ja sogar zum Letzten, das in der Natur ist. Das Letzte, das beim Menschen, wie auch in der Natur, ist beziehungsweise träg und daher kalt, und verhältnismäßig allgemein, und daher dunkel. Hieraus geht auch hervor, dass durch jenes Aufeinanderfolgen ein ununterbrochener Zusammenhang aller Dinge mit dem Ur-Sein stattfindet.

Diesem Aufeinanderfolgen gemäß verhält sich der Einfluss; denn das göttlich Wahre, das unmittelbar vom göttlich Guten ausgeht, fließt allmählich ein, und auf seinem Wege, d.h., bei jeder neuen Stufe wird es allgemeiner, somit gröber und dunkler, auch wird es langsamer, somit träger und kälter. Hieraus geht hervor, wie beschaffen die göttliche Ordnung der aufeinanderfolgenden (Sphären) und der aus ihnen herkommenden Einflüsse ist. Es ist aber wohl zu merken, dass das göttlich Wahre, das in den dritten Himmel, der dem Herrn am nächsten ist, einfließt, zugleich auch ohne eine aufeinanderfolgende Gestaltung bis in das Letzte der Ordnung einfließt, und hier vom Ersten aus unmittelbar auch das Ganze und Einzelne regiert und besorgt. Dadurch werden die aufeinanderfolgenden Sphären in ihrer Ordnung und in ihrem Zusammenhang erhalten.

Dass es sich so verhält, kann man auch einigermaßen ersehen aus dem den Gelehrten in der Welt nicht unbekannten Grundsatze, dass es nur eine einzige Substanz gibt, welche (die wesentliche) Substanz ist, und dass die übrigen Dinge nur Formationen aus dieser Substanz sind, und dass in den Formationen jene einzige Substanz regiert, nicht nur als Form, sondern auch als Nicht-Form oder Wesen wie in ihrem Ursprung. Wenn es nicht so wäre, so könnte das Formierte durchaus nicht bestehen und wirken. Doch dieses soll nur für den Einsichtsvolleren gesagt sein. (HG 7270)

Der Einfluss in den Menschen geschieht auch in aufeinander-
folgender Ordnung, gemäß den gesonderten Graden des Gemütes

Es ist dreierlei beim Menschen, was zusammenwirkt und sich vereinigt, nämlich das Natürliche, das Geistige und das Himmlische. Sein Natürliches empfängt durchaus kein Leben, außer vom Geistigen, und das Geistige durchaus keines, außer vom Himmlischen, und das Himmlische vom Herrn allein, Welcher das eigentliche Leben ist. Damit man aber eine noch vollere Idee hiervon bekomme, so ist das Natürliche der Behälter, der aufnimmt, oder das Gefäß, dem eingegossen wird das Geistige; und das Geistige ist der Behälter, der aufnimmt, oder das Gefäß, dem eingegossen wird das Himmlische. Somit [kommt] durch das Himmlische das Leben vom Herrn. Solcherlei ist der Einfluss. (HG 880)

Die Ordnung ist, dass das Himmlische einfließe in das Geistige, und sich dieses anpasse; das Geistige soll sofort einfließen ins Vernünftige, und sich dieses anpassen; das Vernünftige sofort ins Wissenschaftliche, und dieses sich anpassen. Wenn aber der Mensch im ersten Knabenalter unterrichtet wird, dann ist zwar die gleiche Ordnung, jedoch erscheint es anders, dass er nämlich vom Wissenschaftlichen fortschreitet zum Vernünftigen, von diesem zum Geistigen, und so endlich zum Himmlischen; dass es so erscheint, hat seinen Grund darin, dass auf diese Weise der Weg geöffnet werden soll für das Himmlische, welches das Innerste ist. Aller Unterricht ist bloß eine Eröffnung des Weges, und in dem Maße, als der Weg geöffnet wird, oder, was dasselbe ist, in dem Maße, als die Gefäße geöffnet werden, in demselben Maße fließt, wie gesagt, der Ordnung nach vom himmlisch Geistigen her das Vernünftige, in dieses das himmlisch Geistige, und in dieses das Himmlische ein; diese kommen beständig entgegen, und bereiten für sich zu und bilden die Gefäße, die geöffnet werden; was man auch daraus erkennen kann, dass das Wissenschaftliche und das Vernünftige an sich tot ist, und den Schein, dass es lebe, bloß her hat vom innerlichen Leben, das einfließt Dies kann jeder klar ersehen am Denken und Urteilsvermögen; in diesen liegen alle Geheimnisse der analytischen Kunst und Wissenschaft verborgen, deren es so viele sind, dass sie gar nicht, selbst dem zehntausendsten Teil nach, erforscht werden können, und zwar nicht bloß beim erwachsenen Menschen, sondern auch bei den Knaben ist all ihr Denken und all ihr Reden aus diesem ganz voll davon; obwohl der Mensch, selbst der Gebildetste, es nicht weiß; was durchaus nicht hätte sein können, wenn nicht das Himmlische und Geistige, das inwendig ist, entgegenkäme, einflösse, und alles das hervorbrächte. (HG 1495)

Der Einfluss ist in den Willen und Verstand und durch diese in den Körper

Es ist bekannt, dass im allgemeinen sich alles auf das Gute und Wahre bezieht, und dass es kein Einzelwesen gibt, bei dem nicht eine Beziehung auf jene zwei stattfänden; daher kommt es, dass im Menschen zwei Aufnahmegefäße des Lebens sind: eines, welches das Aufnahmegefäß des Guten ist und "Wille" genannt wird, und eines, welches das Aufnahmegefäß des Wahren ist und "Verstand" genannt wird; und weil das Gute Sache der Liebe und das Wahre Sache der Weisheit ist, so ist der Wille das Aufnahmegefäß der Liebe und der Verstand das Aufnahmegefäß der Weisheit. Dass das Gute der Liebe angehört, kommt daher, weil der Mensch das will, was er liebt, und wenn er dasselbe tut, es Gutes nennt; und dass das Wahre der Weisheit angehört, kommt daher, weil alle Weisheit aus dem Wahren kommt; ja das Gute, das der Weise denkt, ist Wahres, und dieses wird Gutes, wenn er es will und tut.

Wer nicht zwischen jenen zwei Aufnahmegefäßen des Lebens, die der Wille und der Verstand sind, gehörig unterscheidet und sich nicht einen klaren Begriff von denselben macht, bemüht sich vergebens zu einer Erkenntnis über den geistigen Einfluss zu kommen, denn es besteht ein Einfluss in den Willen und ein Einfluss in den Verstand. In den Willen des Menschen geht der Einfluss des Guten der Liebe, und in seinen Verstand geht der Einfluss des Wahren der Weisheit, beide von Jehova Gott unmittelbar durch die sonne, in deren Mitte Er ist, und mittelbar durch den Engelshimmel hindurch. Jene zwei Aufnahmegefäße — der Wille und der Verstand — sind so unterschieden wie die Wärme und das Licht, denn der Wille nimmt die Wärme des Himmels auf, die ihrem Wesen nach Liebe ist, und der Verstand nimmt das Licht des Himmels auf, das seinem Wesen nach Weisheit ist, wie oben gesagt wurde.

Es gibt auch einen Einfluss aus dem menschlichen Gemüt in die Rede und in die Handlungen: der Einfluss in die Rede geschieht aus dem Willen durch den Verstand, aber der Einfluss in die Handlungen geschieht aus dem Verstand durch den Willen. Diejenigen, die nur den Einfluss in den Verstand und nicht zugleich den in den Willen kennen, und aus jenem heraus Erörterungen und Schlüsse machen, sind wie Einäugige, die nur die Gegenstände der einen Seite und nicht zugleich die der anderen sehen. (SK 7)

Die Seele fließt in das menschliche Gemüt und durch dieses in den Körper ein und bringt das Leben mit sich, das sie fortwährend vom Herrn aufnimmt, und trägt es auf diese Weise mittelbar auf den Körper über, wo sie durch die engste Vereinigung macht, [dass es scheint], als wenn der Körper lebte. Hieraus und aus tausend Zeugnissen der Erfahrung geht hervor, dass das Geistige, das mit dem Materiellen wie eine lebendige Kraft mit einer toten vereinigt ist, macht, dass der Mensch vernünftig redet und sittlich handelt. Es scheint zwar, als wenn die Zunge und die Lippen aus einem gewissen Leben in ihnen redeten, und als wenn die Arme und Hände ebenso handelten, aber es ist der Gedanke, der an sich geistig ist, der redet, und der Wille, der ebenso geistig ist, der handelt, und zwar beide durch ihre Organe, die an sich materiell sind, weil entnommen aus der natürlichen Welt. Dass es sich so verhält, liegt am Tage, wenn man nur folgendes beachtet: Entferne den Gedanken von der Rede: wird nicht der Mund augenblicklich verstummen? und entferne den Willen von der Handlung: werden nicht die Hände augenblicklich ruhen? (SK 12)

Der Einfluss verdeutlicht durch das Sehen des Auges

"Du Gott siehst mich", 1.Mose 16/13, dass dies den Einfluss bedeutet, geht hervor aus dem, was soeben gesagt worden ist: das Schauen vom Höheren her in den unteren, oder was dasselbe ist, vom inwendigeren in den auswendigeren, wird Einfluss genannt, denn es geschieht durch einen Einfluss, es ist wie mit dem inwendigeren Sehen beim Menschen, wofern dieses nicht fortwährend in sein äußeres Sehen oder in das des Auges einflösse, so würde dieses nie irgendeinen Gegenstand auffassen und unterscheiden, denn es ist das inwendigere Sehen, das durch das Auge das auffasst, was das Auge sieht, niemals das Auge, obwohl es so erscheint.

Hieraus kann man auch erkennen, wie sehr der Mensch in Sinnestäuschungen befangen ist, der glaubt, dass das Auge sehe, während es doch das Sehen seines Geistes ist, und dieses das inwendigere Sehvermögen ist, das durchs Auge sieht.

Die bei mir befindlichen Geister haben durch meine Augen die Dinge, die in der Welt sind, so gut gesehen wie ich; aber einige von ihnen, die noch in Sinnestäuschungen waren, meinten, sie hätten durch ihre Augen gesehen, allein es wurde ihnen gezeigt, dass dem nicht so war, denn als [meine] Augen geschlossen waren, sahen sie nichts in dieser atmosphärischen Welt. Ebenso verhält es sich auch mit dem Menschen, sein Geist ist es, der sieht, nicht das Auge, sondern durch das Auge. Dasselbe kann man auch erkennen aus den Träumen, in denen der Mensch zuweilen sieht wie am Tage, dennoch aber verhält es sich in ähnlicher Weise mit diesem inwendigeren oder Geistes-Sehvermögen, dieses sieht nicht aus sich, sondern aus einem noch inwendigeren oder dem seiner Vernunft, ja auch diese sieht nicht aus sich, sondern es ist ein noch inwendigeres [Sehvermögen], das dem inneren Menschen angehört; aber gleichwohl ist es nicht dieses, sondern der Herr durch den inneren Menschen, Welcher allein sieht, weil Er allein lebt, und dem Menschen gibt, dass er sieht, und dass es ihm erscheint, als ob er es aus sich sähe; so verhält es sich mit dem Einfluss. (HG 1954)

Wäre alles in wahrer Ordnung, so würde der geistige Einfluss den Menschen in alles Verständnis und in alle Weisheit leiten

Dass dem Guten der Liebe, das vom Herrn durch die Engel einfließt, alles Wahre innewohnt, und dass dieses Wahre sich von selbst offenbaren würde, wenn der Mensch in der Liebe zum Herrn und in der Liebe zum Nächsten leben würde, geht nicht nur deutlich aus dem hervor, was im Himmel ist, sondern auch aus dem, was in der tieferstehenden Natur existiert. Von dem, was in dieser untergeordneten Natur sich befindet, darf ich, weil es vor Augen liegt, einiges zur Erläuterung anführen:

Die vernunftlosen Tiere werden einzig und allein durch die Triebe ihrer Liebe und deren Neigungen geleitet, für die sie erschaffen wurden, und in die sie geboren werden; denn ein jedes Tier strebt nach dem, wozu seine Neigung und Liebe es zieht. Und weil es so ist, so sind sie auch in allen Kenntnissen, die irgendwie dieser Liebe angehören; denn vermöge ihres Triebes zur ehelichen Liebe wissen sie, wie sie sich begatten müssen, die Haustiere in ihrer Weise und die Vögel auf andere Art. Die Vögel wissen, wie sie ihre Nester machen, wie sie Eier legen und sie bebrüten müssen, wie die Jungen ausschlüpfen, und auch wie sie dieselben ernähren müssen, und dies alles ohne irgendeine Belehrung, allein aus ihrem Trieb zur ehelichen Liebe und aus der Liebe zur Nachkommenschaft, in welchem alle diese Kenntnisse eingepflanzt sind. Ebenso wissen sie, mit welchen Nahrungsmitteln sie sich ernähren, und wie sie dieselben suchen müssen; und was noch mehr ist, die Bienen wissen sie aus den Blumen verschiedener Art hervorzusuchen, und auch Wachs zu sammeln, aus dem sie Zellen machen, in die sie zuerst ihre Nachkommenschaft legen, und hernach ihre Speise aufbewahren, auch wissen sie sich für den Winter zu versorgen; um noch vieles andere zu übergehen. Alle diese Kenntnisse sind in den Trieben ihrer Liebe eingeschlossen, und wohnen darin von ihrem ersten Ursprung an. In diese Kenntnisse werden sie geboren, weil sie in der Ordnung ihrer Natur sind, zu der sie geschaffen wurden; und fernerhin werden sie durch den allgemeinen Einfluss aus der geistigen Welt geleitet.

Wenn der Mensch in der Ordnung wäre, zu der er erschaffen wurde, nämlich in der Liebe zum Nächsten und in der Liebe zum Herrn (denn diese Arten der Liebe sind dem Menschen eigen), so würde er mehr als alle Tiere nicht nur in die Kenntnisse hineingeboren, sondern auch in alles geistig Gute und himmlisch Gute, und somit in alle Weisheit und Einsicht; denn er kann an den Herrn denken, und durch Liebe mit Ihm verbunden und so zum Göttlichen und Ewigen erhoben werden, was die vernunftlosen Tiere nicht können; dann würde also der Mensch nur vom allgemeinen Einfluss vom Herrn durch die geistige Welt regiert werden. Weil er aber nicht in die Ordnung, sondern gegen seine Ordnung geboren wird, daher wird er in Unwissenheit über alles geboren; und weil sich dies so verhält, so wurde Fürsorge getroffen, dass er später wiedergeboren werden und dann in soviel Einsicht und Weisheit kommen kann, als er Gutes, und durch das Gute auch Wahres mit freiem Willen aufnimmt. (HG 6323)

Der Einfluss in die Welt der Natur

Es besteht ein ununterbrochener Einfluss aus der geistigen in die natürliche Welt. Wer nicht weiß, dass es eine geistige Welt gibt, die von der natürlichen unterschieden ist wie das Frühere und das Spätere oder wie die Ursache und das Verursachte, der kann auch nichts von diesem Einfluss wissen. Darin liegt der Grund, weshalb diejenigen, die über den Ursprung von Pflanzen und Tieren geschrieben haben, denselben zwangsläufig der Natur zuschrieben, und wenn schon Gott, so nur in der Weise, dass dieser am Anfang die Natur mit der Kraft ausgestattet habe, Pflanzen und Tiere hervorzubringen. Sie wussten also nicht, dass die Natur nicht mit einer Kraft ausgestattet ist, da sie an sich tot ist und nicht mehr zur Hervorbringung von Pflanzen und Tieren beiträgt, als ein Werkzeug zum Werk des Künstlers, das ja, um tätig zu sein, beständig vom Künstler in Bewegung gesetzt werden musst. Es ist vielmehr das Geistige mit seinem Ursprung aus der Sonne, in welcher der Herr ist, und das bis zum Letzten der Natur vordringt, was die Formen von Pflanzen und Tieren hervorbringt und all die hier zu beobachtenden Wunder bewirkt Das Geistige fügt sie aus den materiellen Stoffen der Erde dicht zusammen, damit ihre Formen fest und dauerhaft seien. Da wir nun wissen, dass es eine geistige Welt gibt und das Geistige von jener Sonne stammt, in welcher der Herr ist und die von Ihm ist, da wir ferner wissen, dass das Geistige die Natur zur Tätigkeit antreibt, ganz wie das Lebendige das Unlebendige, und schließlich dass es in jener Welt Ähnliches gibt wie in der natürlichen, so können wir nun erkennen, dass Pflanzen und Tiere ihr Dasein und ihr Bestehen keinem anderen Ursprung verdanken als dem Herrn, Der durch jene Welt wirkt. Folglich besteht ein ununterbrochener Einfluss aus der geistigen in die natürliche Welt (GLW 340)

Einst hörte ich, wie sich zwei Vorsitzende einer Gesellschaft von Engländern in der geistigen Welt unterhielten. Es waren dies Sir Sloane und Sir Folkes, und sie besprachen die Entstehung der Samen und Eier, sowie die Zeugungen daraus auf Erden. Ersterer schrieb sie der Natur zu und meinte, diese sei von der Schöpfung her mit der Fähigkeit und Kraft ausgerüstet, solche Dinge mit Hilfe der Sonnenwärme hervorzubringen. Der andere aber meinte, diese Kraft flösse beständig von Gott, dem Schöpfer her in die Natur ein. Um den Streit zu schlichten, erschien Sir Sloan ein schöner Vogel, und man sagte ihm, er solle ihn genau betrachten, ob er sich auch nur im geringsten von einem ähnlichen Vogel auf Erden unterscheide. Er hielt ihn in der Hand, betrachtete ihn sorgfältig und erklärte, es bestehe kein Unterschied; er wusste aber, dass der Vogel nichts anderes war als die Neigung irgendeines Engels, die sich außerhalb desselben als Vogel darstellte und zugleich mit dessen Neigung verschwinden würde, was denn auch tatsächlich geschah. Aufgrund dieser Erfahrung wurde Sir Sloan überführt, dass die Natur ganz und gar nichts zur Erzeugung der Pflanzen und Tiere beiträgt, sondern allein das, was aus der geistigen Welt in die natürliche einfließt Er erklärte, wenn jener Vogel in seinen kleinsten Einzelheiten mit den entsprechenden irdischen Stoffen angefüllt und damit fixiert würde, so wäre er ein ebenso dauerhafter Vogel, wie die Vögel auf Erden, und ebenso verhalte es sich auch mit allem, was aus der Hölle stammt. Er fügte noch hinzu, hätte er von der geistigen Welt gewusst, was er nun wisse, so würde auch er der Natur nur zugeschrieben haben, dass sie dem Geistigen, das von Gott stammt, dazu diene, diesem beständig in sie Einfließenden eine feste Form zu geben. (GLW 344)

Ursprung schädlicher Tiere, Pflanzen und Mineralien

Die bösen Nutzwirkungen wurden nicht vom Herrn erschaffen, sondern sind zugleich mit den Höllen entstanden. Alle Arten des Guten, die wirklich existieren, werden als Nutzwirkungen [usus] bezeichnet, ebenso auch alle tatsächlich existierenden Arten des Bösen, letztere jedoch als böse, erstere als gute Nutzwirkungen. Da nun alles Gute vom Herrn stammt und alles Böse von der Hölle, so ist klar, dass vom Herrn nur gute Nutzwirkungen erschaffen wurden und die bösen aus der Hölle entstanden sind. In diesem Abschnitt werden insbesondere alle Nutzwirkungen behandelt, die auf Erden erscheinen, wie etwa Tiere und Pflanzen aller Art. Was von ihnen dem Menschen Nutzen bringt, stammt vom Herrn, was ihm schadet, von der Hölle.

Unter den Nutzwirkungen vom Herrn ist auch alles zu verstehen, was das Vernunftgebiet des Menschen vervollkommnet und dazu führt, dass der Mensch vom Herrn das Geistige in sich aufnimmt. Alles aber, was das Vernunftgebiet des Menschen zerstört und dazu führt, dass er nicht geistig werden kann, zählt zu den bösen Nutzwirkungen. Wenn wir Dinge, die dem Menschen schaden, dennoch als Nutzwirkungen bezeichnen, so deshalb, weil sie den Bösen dazu dienen, Böses zu tun sowie auch dazu, verschiedene Arten des Bösen (gleichsam) aufzusaugen und damit zur Heilung beizutragen. Der Ausdruck Nutzwirkung wird also in einem doppelten Sinn gebraucht, ebenso wie der Ausdruck Liebe, indem wir von guter und böser Liebe sprechen. Die Liebe betrachtet alles, was sie tut, als Nutzwirkung. (GLW 336)

Unter den bösen Nutzwirkungen auf dem Erdkreis versteht man darunter alles Schädliche in beiden Reichen, dem der Tiere und dem der Pflanzen, sowie auch im Mineralreich. All dies aufzuzählen, hieße nur Namen anhäufen. Die Anhäufung von Namen aber, ohne gleichzeitige Anzeige des Schadens, den jede damit bezeichnete Gattung mit sich bringt, trägt nichts zum Nutzen des gegenwärtigen Werkes bei. Einige Beispiele genügen. Im Tierreich sind zu nennen: Giftschlangen, Skorpione, Krokodile, Drachen, Uhus, Eulen, Mäuse, Heuschrecken, Frösche und Spinnen, ferner Fliegen, Bremsen (fuci), Motten, Läuse, Milben — mit einem Wort, die Tiere, welche Gräser, Blätter, Früchte, Samen, Speisen und Getränke verzehren und Tier und Mensch Schaden zufügen. Im Pflanzenreich zählen dazu alle giftigen und bösartigen Kräuter, Hülsenfrüchte und Sträucher, im Mineralreich alle giftigen Erden. Diese wenigen Hinweise zeigen, was auf Erden unter bösen Nutzwirkungen verstanden wird. Sie umfassen alles, was den guten Nutzwirkungen, von denen der unmittelbar vorhergehende Abschnitt handelte, entgegengesetzt ist.

Ehe man erkennen kann, dass alle bösen Nutzwirkungen auf Erden nicht vom Herrn, sondern von der Hölle stammen, ist einiges über Himmel und Hölle vorauszuschicken. Denn sonst könnte man die bösen Nutzwirkungen ebenso wie die guten dem Herrn zuschreiben und annehmen, dass sie seit der Schöpfung beisammen seien oder aus der Natur stammten und ihren Ursprung in der natürlichen Sonne hätten. Von diesen beiden Irrtümern lässt sich der Mensch nicht abbringen, wenn er nicht weiß, dass in der natürlichen Welt nichts entsteht, was nicht seinen Grund, also seinen Ursprung aus der geistigen Welt ableitet, und dass das Gute vom Herrn, das Böse aber vom Teufel, d.h. von der Hölle stammt. Die geistige Welt umfasst beides, Himmel und Hölle. Im Himmel erscheinen, wie oben gezeigt wurde, alle guten Nutzwirkungen, in der Hölle alle bösen, wie soeben in Nr. 33 8 dargelegt wurde, wo etwas davon aufgezählt wurde. Dazu gehören Schlangen, Skorpione, Drachen, Krokodile, Tiger, Wölfe, Füchse, Schweine, Uhus, Nachteulen, Käuzchen, Fledermäuse, große und kleine Mäuse, Heuschrecken, Spinnen und schädliche Insekten der verschiedensten Art. Dazu gehören ferner alle giftigen Dinge, wie die verschiedenen Schierlingspflanzen und giftigen Kräuter und Erden, kurz: alles, was Schaden bringt und zum Tode des Menschen führt. In den Höllen erscheint es geradeso lebendig wie die Dinge über oder in der Erde. Wir sagen, es erscheint, denn es existiert dort nicht in gleicher Weise wie auf Erden, sondern ist bloße Entsprechung der Begierden ihrer Bewohner. Was ihren bösen Grundneigungen entspringt, stellt sich anderen in solchen Formen dar. Weil diese Dinge in den Höllen existieren, darum sind sie auch voller scheußlicher Gerüche, wie von verwesenden Tieren, Mistgruben, Urin und Fäulnisstoffen. Die teuflischen Geister haben daran ebenso ihre Freude, wie gewisse giftige Tiere. Hieraus kann man entnehmen, dass dergleichen Dinge in der Welt ihren Ursprung nicht vom Herrn herleiten und nicht von Anfang an erschaffen wurden, und dass sie auch nicht aus der Natur und deren Sonne entstanden, sondern aus der Hölle. Aus der Tatsache, dass das Geistige ins Natürliche einfließt und nicht umgekehrt, geht augenscheinlich hervor, dass sie nicht aus der Natur und deren Sonne entstanden sind, sondern aus der Hölle. Und dass sie ihren Ursprung nicht vom Herrn herleiten, geht daraus hervor, dass die Hölle nicht von Ihm stammt, somit auch nichts von dem, was in der Hölle ist und dem Bösen ihrer Bewohner entspricht. (GLW 338,339)

Der Einfluss der Hölle bewirkt dort, wo er auf etwas Entsprechendes trifft, böse Nutzwirkungen.

Die Dinge, die bösen Nutzwirkungen entsprechen, also bösartigen Kräutern und schädlichen Tieren, haben zu tun mit Aas, Fäulnis, Exkrementen und Mist, Ranzigem und Urin. Wo sich dergleichen findet, entstehen auch solche Kräuter und kleinere Tiere, wie sie oben erwähnt wurden, und in den tropischen Zonen auch größere, wie Schlangen, Echsen, Krokodile, Skorpione, Mäuse und dergleichen mehr. Jeder weiß, dass Sümpfe, Teiche, Mist und stinkendes Erdreich von solchen Tieren wimmeln, schädliche Insekten die Atmosphäre wie Wolken schwängern und schädliche Würmer auf dem Land die Pflanzen bis in den Wurzelbereich abfressen. Ich entdeckte einst in meinem Garten, wie auf einem eine Quadrat-Elle großen Stück fast die gesamte Erde in Massen von winzigen geflügelten Insekten verwandelt war. Mit dem Stock aufgestört, flogen sie wie Nebelwolken in die Höhe. Schon allein die Erfahrung lehrt uns, dass verwesende und faulige Stoffe mit den genannten schädlichen und unnützen Tieren übereinstimmen, ja dass sie gleichartig sind. Man ersieht es auch aus der zugrundeliegenden Ursache, nämlich an dem ganz ähnlichen Gestank und Dunst in den Höllen. Auch dort erscheinen solche Tierchen. Die Höllen heißen daher auch entsprechend. So gibt es die Aashöllen, die Misthöllen, Urinhöllen usw. Sie sind jedoch allesamt überdeckt, so dass jene Dünste nicht von dort emporsteigen. Sobald sie nämlich auch nur ein wenig geöffnet werden — und das geschieht, wenn neue Teufel eingelassen werden —, so erregen sie Übelkeit und Kopfschmerz, ja wenn diese Dunstschwaden zugleich giftig sind, können sie zur Ohnmacht führen. Selbst der Staub hat dort diese Beschaffenheit, weshalb er dort 'der verdammte Staub' genannt wird. Aus alledem geht hervor, dass dort, wo solch üble Gerüche herrschen, auch die entsprechenden Schädlinge sind.

Wir wollen uns nun fragen, ob derartige Lebewesen aus dort abgelegten Eiern entstehen oder durch die Luft, durch Regen, durchsickerndes Wasser oder aus den dort befindlichen Flüssigkeiten und Gerüchen selbst. Alle Erfahrung spricht dagegen, dass solche schädlichen Tierchen und Insekten, wie die oben erwähnten, aus dort abgelegten oder von der Schöpfung her überall in der Erde verborgenen Eiern ausschlüpfen. Denn Würmer entstehen in kleinen Samen, Kernen, Hölzern, Steinen, ja selbst in Blättern. Ebenso entstehen auf und in Kräutern, mit denen sie übereinstimmen, Läuse und Würmer oder in Häusern, Feldern und Wäldern im Sommer die Fliegen, ohne dass eiförmige Materie in so großer Menge entstanden wäre, dass sie daraus hätten hervorgehen können. Dasselbe gilt für das Ungeziefer, das Wiesen und Auen ab frißt und in warmen Gegenden die Luft erfüllt und erregt, ganz zu schweigen von dem, was in faulem Wasser, saurem Wein und verpesteter Luft in unsichtbarer Weise schwimmt und fliegt. Alle diese Erfahrungen sprechen dafür, dass diejenigen recht haben, die behaupten, die aus Kräutern, aus dem Boden und Sümpfen aufsteigenden Gerüche, Dünste und Gase selbst gäben die Anfänge für dergleichen Lebewesen ab. Die Tatsache, dass sie sich nach ihrer Entstehung entweder durch Eier oder Sprossen [egestiones] fortpflanzen, hebt ihre unmittelbare Entstehung nicht auf, erhält doch jedes Tier zugleich mit seinen Eingeweiden auch die Zeugungsorgane und die Mittel zur Fortpflanzung. Auch die bisher nicht bekannte Erfahrung, wonach sich Ähnliches in den Höllen findet, stützt obige Annahme.

Die obengenannten Höllen kommunizieren nicht allein mit derartigen Dingen auf Erden, sie verbinden sich auch mit ihnen. Wir können das daraus schließen, dass die Höllen von den Menschen nicht entfernt, sondern um sie sind, ja sogar in denen, die böse sind. Mithin sind die Höllen den Erden benachbart. Der Mensch ist nämlich hinsichtlich seiner Neigungen und Begierden und der daraus entspringenden Gedanken und Handlungen — guten oder bösen Nutzwirkungen — entweder inmitten der himmlischen Engel oder der höllischen Geister. Und weil sich alles, was auf den Erden be steht, auch in den Himmeln oder Höllen findet, so folgt, dass es aus diesem Einfluss unmittelbar hervorgeht, sobald das irdische Klima günstig dafür ist. Alles nämlich, was in der geistigen Welt, d.h. sowohl im Himmel wie in der Hölle, erscheint, ist eine Entsprechung von Neigungen und Begierden, da es dort diesen gemäß entsteht. Sobald daher Neigungen und Begierden, die an sich geistiger Natur sind, etwas Gleichartigem oder Entsprechendem auf Erden begegnen, ist etwas Geistiges vorhanden, das die Seele und etwas Materielles, das den Körper bestimmt. In allem Geistigen liegt auch ein Streben, sich mit einem Leib zu bekleiden. Der Grund, weshalb die Höllen den Menschen umgeben und daher die Erden dicht berühren, beruht darauf, dass die geistige Welt nicht im Raume ist, sondern überall da, wo sich eine entsprechende Neigung findet. (GLW 341-343)


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