Drei große göttliche Offenbarungen

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Übersicht und Vergleich

Swedenborg Offenbarungen

Himmel Hölle Geisterwelt

Leben und Lehre - Band 1

Leben und Lehre - Band 2

Leben und Lehre - Band 3

Die Erdkörper im Weltall

Verkehr zw. Seele und Leib

Teil 1 - Verkehr Seele+Leib

Teil 2 - Einfluss d Engel

Teil 3 - Geist Seele Leib

Teil 4 - Lehre von d Graden

Lorber Offenbarungen

Mexikanische Offenbarungen


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Der Verkehr zwischen Seele und Leib - Teil 3

Zugaben über die Themen Geist, Seele und Leib (Denkwürdigkeiten)

Kapitel 12 –   Was ist die Menschenseele?

Der Sitz der Seele in der Zirbeldrüse?

Der Sitz der Seele im Gehirn?

Der Sitz der Seele im Herzen und im Blut?

Der Sitz der Seele als geistige Substanz überall im Körper?

Die Seele als Äther- oder Lufthauch, in welchem Lebensfähigkeit wohnt

Die Seele ist Essenz und Form sowie Aufnahmegefäß der göttlichen Liebe und Weisheit

Kapitel 13 –   Was ist Geistiges?

Swedenborg, ein Wanderer zwischen zwei Welten: der geistigen und der natürlichen Welt

Der Unterschied zwischen dem Geistigen und dem Natumäßigen ist der wie von Ursache und Wirkung

Geistiges Denken übersteigt das naturmäßige um vieles

Der Unterschied zwischen Himmlischen und Geistigen ist ähnlich groß wie zwischen Geistigen und Naturmäßigen

Warum es nur ein Einfließen vom Geistigen in das Naturmäßige gibt und nicht umgekehrt

Unser naturmäßiges Gedankenbild ist mit Zeit und Raum behaftet und macht wahre Vorstellung von Gott schwierig

Jedes Geteilte ist mehr und mehr vielfach und nähert sich dem Unendlichen

Kapitel 14 –   Das Einfließen des Geistigen in das Naturmäßige

Viele meinen — so auch die Geister der Hölle —, die Schöpfung des Alls sei das Werk der Natur

Scheinwahrheiten lassen sich nicht durch Begründung zu Trugwahrheiten machen

Liebe und Weisheit sind das Leben — und die Natur ist das Aufnahmegefäß

Der Umkreis geht aus dem Mittelpunkt hervor wie Aus-wendiges aus Inwendigem und Gröberes aus Feinerem

Alles geht von Gott aus — über die geistige Sonne in die natürliche und von dort in Pflanze, Tier und Mensch

Kapitel 15 –   Nähere Entwicklung dieses Gegenstandes

Satane aus der Hölle versuchen zu erklären, dass Alles aus der Natur, die man doch sehen kann, hervorgehe

Engel des Himmels überzeugen die Satane, dass Gott Alles — auch die Natur — erschaffen hat

In der Hölle fallen die Satane wieder in ihre alten Denk-vorstellungen zurück

Kapitel 16 –   Alles Gute im Menschen ist von Gott

Swedenborg darf einer Unterhaltungssitzung der Weisheit von Engeln im Himmel beiwohnen

Was bedeutet "Bild Gottes" und "Ähnlichkeit Gottes", in welcher der Mensch geschaffen ist

Warum wird der Mensch nicht in das Wissen der Liebe hineingeboren wie die Tiere?

Was ist der "Baum des Lebens" und was der "Baum des Wissens von Gut und Böse" und das Essen von beiden?

Kapitel 17 –   Das menschliche Gemüt scheidet sich in drei Regionen

Swedenborg erhält Aufschluss über die eheliche Liebe durch ein Gesicht und seine Deutung durch einen Engel






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Kapitel 12
Was ist die Menschenseele?

Eine Denkwürdigkeit: Einst erblickte ich nicht ferne von mir eine Lufterscheinung; ich sah eine Wolke zerteilt in Wölkchen, deren ein Teil himmelblau, ein Teil dunkel und farblos war; und ich sah diese untereinander gleichsam in kämpfenden Widerstoß treten; in Streifen durchblinkten dieselbe Strahlen, die bald spitz wie Dolche, bald stumpf wie abgebrochene Schwerter erschienen; jene Streifen drangen bald heraus mir entgegen, bald zogen sie sich in sich zurück, völlig wie Fechter; so schienen jene verschiedenfarbigen Wölkchen gleichsam einen Kampf gegeneinander zu bestehen, allein es war nur Spiel. Und weil diese Lufterscheinung nicht ferne von mir sich zeigte, so erhob ich die Augen und strengte die Sehe an, und ich erblickte Knaben, Jünglinge und Greise, die in ein Haus eintraten, das aus Marmor war mit Unterbau von Porphyr; über diesem Haus stand jene Lufterscheinung; und nun redete ich einen der Hineingehenden an und fragte: "Was geht hier vor?" und er antwortete: "Es ist dies ein Gymnasium, wo man Jünglinge einweiht in mancherlei Gegenstände der Weisheit!;" bei diesen Worten trat ich mit ihnen ein, ich war im Geiste, d.h. in gleichem Zustand, worin die Menschen der geistigen Welt sind, welche Geister und Engel heißen; und siehe, im Gymnasium zeigte sich gegen vorwärts ein Katheder, in der Mitte Bänke, an den Wänden ringsherum Sitze, und über dem Eingang ein Hochsitz. Der Katheder war für Jünglinge, die bei dem eben zur Erörterung ausgesetzten Fragepunkt antworteten; und der Hochsitz für Ältere, die Schiedsmänner und Richter sein sollten. In der Mitte des Hochsitzes fand sich eine Erhöhung, wo ein weiser Mann saß, den sie "Oberlehrer" nannten, und der die Fragen aufwarf, worüber die Jünglinge vom Katheder herab antworteten. Und nachdem man versammelt war, richtete sich der Mann von der Erhöhung auf und sprach: "Lasst uns nun, wenn es gefällt, etwas über die Frage hören, und löst sie, wenn ihr es vermögt:

Was ist die Seele, und welches ist ihre Beschaffenheit?

Bei dieser Aufgabe kam Befremdung über alle, und es entstand ein Gemurmel, und einige von der Versammlung auf den Bänken riefen: "Welcher Mensch von Saturns Zeiten bis herab zu den unsrigen mochte wohl irgend mit Vernunft denken, sehen und erfassen, was die Seele ist, und weniger noch, welches ihre Beschaffenheit; übersteigt dies nicht die Sphäre des Verstandes von uns allen?" Da ward vom Hochsitz her entgegnet: "Es liegt nicht über dem Verstand, sondern in ihm und vor ihm; antwortet immerhin!" Und es erhoben sich die Jünglinge, die an diesem Tag gewählt waren den Katheder zu besteigen und über den Gegenstand der Erörterung zu antworten. Es waren ihrer fünf, von den Älteren geprüft und von ausgezeichnetem Scharfsinn erfunden, und nun eben an beiden Seiten des Katheders auf ausgeschlagenen Bänken sitzend; diese stiegen sofort in der Ordnung, wie sie gesessen hatten, hinan, und jeder legte beim Hinaufsteigen ein Leibgewand an von opalfarbiger Seide, und über solches ein Faltenkleid aus weicher Wolle mit eingewirkten Blumen, und weiters einen Hut, um dessen Scheitel ein Rosenkranz lief mit kleinen Saphiren durchwunden.

Der Sitz der Seele in der Zirbeldrüse?

Und ich sah den ersten, so angetan, hinansteigen; er sprach: "Was die Seele und wie sie beschaffen ist, hat sich vom Tag der Schöpfung keinem aufgeschlossen; es ist ein Geheimnis in den Schätzen Gottes allein; das freilich ist uns kund, dass die Seele im Menschen gleich einer Königin thront; wo aber ihr Hof ist, darauf haben wissenschaftliche Seher nur geraten. Einige, sie horste in einem Knöllchen zwischen dem großen und kleinen Gehirn, das man Zirbeldrüse nennt; in diese verlegten sie den Sitz der Seele, aus dem Grund, weil der ganze Mensch von jenen beiden Gehirnen her regiert wird, und jenes Knöllchen diesen den Anstoß gibt; was denn, sagen sie, den Gehirnen den Anstoß gibt, das gibt auch dem ganzen Menschen vom Scheitel bis zur Fußsohle den Anstoß; und," schloss der Jüngling, "dies erschien den vielen auf der Welt als wahr oder wahrscheinlich, allein nach einem Jahrhundert ward es als hohle Dichtung verworfen."

Der Sitz der Seele im Gehirn?

Nachdem er so gesprochen, legte er Faltenkleid, Leibgewand und Hut ab, und der zweite aus den Gewählten legte diese Stücke an und bestieg den Katheder; sein Ausspruch über die Seele war: "Im gesamten Himmel und auf der gesamten Welt wisse man nicht, was die Seele und wie sei beschaffen sei; das nur wisse man, dass sie sei und dass sie im Menschen sei, doch wo eigentlich, werde geraten; soviel," fuhr er fort, "ist gewiss, dass sie im Haupt ist, weil da der Verstand denkt, und da der Wille beabsichtet, und vorwärts in des Hauptes Antlitz die fünf Sensorien des Menschen sind; diesen und jenen gibt nichts anderes Leben, als die Seele, die inwendig im Haupt siedelt; wo aber ihre Hofstatt ist, getraute ich mir nicht zu bestimmen, schloss mich aber bald denen an, die ihr den Sitz in den drei Behältern des großen Gehirns anwiesen, bald denen, die sie in den streifigen Körpern des großen Gehirns, bald denen, die sie in der weißen Substanz beider Gehirne, bald denen, die sie in der grauen Substanz, und bald denen, die sie in der harten Hirnhaut suchten; denn es ergaben sich aus Begründungen Wahrscheinlichkeiten, die überzeugend schienen, für einen jeden dieser Sitze. Die Wahrscheinlichkeit für die drei Behälter des großen Gehirns war, dass diese sind die Aufnahmegefäße der Animalgeister und aller Lymphen des großen Gehirns: Die Wahrscheinlichkeit für die streifigen Körper war, weil diese das Mark bilden, durch das die Nerven auslaufen, und durch das beide Gehirne sich fortsetzen ins Rückenmark; und aus diesem und jenem gehen die Fibern hervor, mittels derer sich der ganze Körper zusammenwebt; die Wahrscheinlichkeit für die weiße Substanz beider Gehirne war, dass diese den Verknüpfungsort und Zusammenlauf aller Fibern bildet, welche die Beginnformen des ganzen Menschen sind, die Wahrscheinlichkeit für die graue Substanz war, dass in ihr die ersten und letzen Enden, und folglich die Ausgangspunkte aller Fibern, und so aller Sinne und Bewegungen sind; die Wahrscheinlichkeit für die harte Hirnhaut war, dass diese die gemeinsame Bedeckung von beiden Gehirnen ist, und folglich in einer Art von Fortsetzung sich über das Herz und über die inneren Teile des Körpers ausdehnt. Was mich betrifft, so stimme ich nicht mehr für das eine als für das andere, möget ihr selbst, wenn es gefällt, entscheiden und den Ausschlag für die größere Wahrscheinlichkeit geben."

Der Sitz der Seele im Herzen und im Blut?

Mit diesen Worten stieg er vom Katheder herab, und reichte dem dritten Leibgewand, Faltenkleid und Hut, welcher denn, den Katheder besteigend, also sprach: "Was soll ich Jüngling mit einer so erhabenen Frage? Ich frage die Gelehrten, die hier an den Seiten hin sitzen, ja ich frage die Engel des obersten Himmels, ob je einer aus seinem Vernunftlicht heraus irgendeine Vorstellung von der Seele gewinnen kann; auf ihren Sitz im Menschen aber kann ich wie andere nur raten; und ich rate denn, dass sie im Herzen wohnt und von da aus im Blut, und mein Raten geht hierauf, weil das Herz mit seinem Blut den Leib sowohl als das Haupt regiert; es entsendet nämlich ein großes Gefäß, Aorta genannt, in den gesamten Leib, und es entsendet Gefäße, Carotiden genannt, in das gesamte Haupt; daher die durchgängige Annahme, dass die Seele aus dem Herzen mittels des Blutes unterstütze, ernähre, belebe das gesamte Organsystem des Leibes und des Hauptes. Als Beleg dieser Annahme tritt noch hinzu, dass wir in der Heiligen Schrift so häufig die Ausdrücke finden "die Seele und das Herz", z.B.: Du sollst Gott lieben aus ganzer Seele und aus ganzem Herzen, und: Gott schaffe im Menschen eine neue Seele und ein neues Herz: 5.Mo.6/5,10,11; 11/14; 26/16; Jer.32/41; Matth. 22/37; Mark.12/30,33; Luk. 10/27 und an anderen Stellen mehr; mit Worten aber, dass das Blut sei die Seele des Fleisches: 3.Mo.17/11,14." Bei diesem Schluss erhoben einige die Stimme und sprachen "gelehrt! - gelehrt!" Es waren ehemalige Canonici.

Der Sitz der Seele als geistige Substanz überall im Körper?

Sofort redete der vierte, nachdem er vom letzten das Gewand angelegt und den Katheder bestiegen hatte: "Auch mein Glaube ist, dass niemand so feinsinnig und scharfsichtig ist, um ergründen zu können, was die Seele und wie sie beschaffen ist; weshalb mein Ausspruch ist, bei dem, der sie ausspüren will, verzehre sich der Scharfsinn in müßigem Beginnen; doch blieb ich von meinem Knabenalter an der Ansicht getreu, welche die Alten zu der ihrigen machten, dass die Seele des Menschen in dessen Ganzen sei und in jeglichem Teil von diesem, und so denn ebensowohl im Haupt und dessen Einzelteilen, als im Leib und dessen Einzelteilen; und dass es denn ein unfruchtbarer Gedanke der Neuerer war, ihr einen Wohnsitz anzuweisen irgendwo, und nicht überall; auch ist die Seele eine geistige Substanz, von der nicht räumliche Ausdehnung noch Örtlichkeit sich aussagen lässt, sondern Einwohnen und Erfüllen; und wirklich, wer verstände bei Nennung der Seele nicht das Leben, und ist nicht das Leben in der Gesamtheit und in jedem Einzelteil?" Diese Rede gab ein großer Teil der Zuhörerschaft ihren Beifall.

Die Seele als Äther- oder Lufthauch, in welchem Lebensfähigkeit wohnt

Nach diesem erhob sich der fünfte und ließ, mit demselben Gewand angetan, folgendes vom Katheder herab vernehmen: "Gehen wir hinweg über die Erörterung, wo die Seele ist, ob in irgendeinem Teil oder ob allerwärts im Ganzen des Leibes. Ich will nur, aus freien Mitteln, darüber meine Gedanken aussprechen, was die Seele und wie sie beschaffen ist; keiner denkt die Seele sich anders, als wie ein Lauteres, das sich vergleichen lässt mit Äther oder Luft oder Hauch, in welchem Lebensfähigkeit wohnt infolge der Vernunftmäßigkeit, die dem Menschen in Vorzug vor dem Tier zukommt. Diese Ansicht habe ich darauf gegründet, dass wir vom Menschen, der eben stirbt, sagen, er hauche aus, oder stoße aus die Seele oder den Geist; weshalb auch von der nach dem Tode fortlebenden Seele geglaubt wird, sie sei ein solcher Hauch, in welchem Denkvermögen wohne, das wir Seele heißen; was anderes kann Seele sein? Doch, weil ich vom Hochsitz herab einige sagen hörte, die Aufgabe auszumitteln, was die Seele sei und welches ihre Beschaffenheit, liege nicht über dem Verstand, sondern in ihm und vor ihm, so ist mein Wunsch und Ansuchen, ihr selbst möchtet uns dieses ewige Geheimnis aufschließen."

Die Seele ist Essenz und Form sowie Aufnahmegefäß der göttlichen Liebe und Weisheit

Die Älteren auf dem Hochsitz blickten auf den Oberlehrer, der diese Aufgabe in Vorwurf gebracht hatte; er verstand die Blicke und den darin liegenden Wunsch, dass er herabstiege und lehrte. Und alsbald stieg er von seiner Erhöhung nieder, durchlief die Zuhörerschaft, bestieg den Katheder, und, indem er die Hand ausreckte, begann er: "Ich bitte um Gehör; wer nähme nicht an, dass die Seele die innerste und feinste Essenz des Menschen ist, und was ist Essenz ohne Gestaltung anderes, als ein leeres Vernunftding? Darum ist die Seele Form; welcherlei Form aber, lasst uns hören. Sie ist Form von der Liebe allem und von der Weisheit allem; der Liebe alles heißt Triebe, und der Weisheit alles Innewerdungen. Letztere aus jenen und so mit ihnen bilden eine Form, in der Unzähliges in solcher Ordnung, Reihenfolge und Verknüpfung ist, dass man es Eines nennen kann; und Eines kann man es nennen, weil man nichts davon hinwegnehmen, noch etwas ihm beifügen mag, damit es also sei. Was ist die menschliche Seele anderes als eine solche Gestaltung? Ist nicht der Liebe alles und der Weisheit alles das, was in jener Gestaltung als Wesenhaftes liegt? Und beides beim Menschen ist in der Seele, und aus der Seele heraus in Kopf und Leib. Ihr heißt Geister und Engel, und glaubtet auf der Welt, Geister und Engel seien wie Hauch- und Äthergebilde, und in dieser Art Gemüter; und nunmehr seht ihr klar, dass ihr in Wahrheit, Wesen und Wirklichkeit die Menschen seid, die auf der Welt lebten und dachten in stoffligem Leib, und wussten, dass nicht der stoffartige Körper lebt und denkt, sondern eine geistige Substanz in diesem Körper; und diese nanntet ihr Seele, ohne ihre Gestalt zu kennen, und doch seht ihr nunmehr dieselbe. Ihr alle seid die Seelen, über deren Unsterblichkeit ihr so viel gehört, gedacht, gesprochen und geschrieben habt; und weil ihr seid Liebeformen und Weisheitsformen von Gott, so könnt ihr nicht sterben in Ewigkeit. Die Seele ist folglich die Menschengestalt, von der nichts kann hinweggenommen, und zu welcher nichts kann hinzugetan werden, und sie ist inwendigste Form aller Formen des gesamten Körpers. Und weil Gestaltungen, die außerhalb sind, von der innersten Wesen sowohl als Form empfangen, darum seid ihr, so wie ihr erscheint in euren und unseren Augen, Seelen. Es bündiger zu sagen: Die Seele ist der Mensch selbst, weil sie ist innerster Mensch, weshalb ihre Gestalt die Menschengestalt ist in Vollbestand und Vollkommenheit. Jedoch ist sie nicht Leben, sondern sie ist das nächste Aufnahmegefäß von Leben aus Gott, und so Wohnstätte Gottes."

Diesen Vortrag beklatschten viele; doch einige sagten: "Wir wollen es überlegen."

Ich meinesteils ging jetzt nach Hause; und siehe, über jenem Gymnasium zeigte sich an der Stelle der Lufterscheinung eine glänzendweiße Wolke ohne untereinander kämpfende Streifen und Lichtstrahlen; und diese Wolke trat, die Dachbedeckung durchdringend hinein und beleuchtete die Wände; und ich vernahm, dass man Schriftstellen erblickt habe, und unter anderen auch diese: Jehovah Gott hauchte in des Menschen Nüstern die Seele der Leben, und es ward der Mensch zur lebenden Seele: 1.Mo.2/7.






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Kapitel 13
Was ist Geistiges?

Eine Denkwürdigkeit: Nachdem im Gymnasium das Problem der Seele besprochen und gelöst war, sah ich die Versammelten in Ordnung heraustreten, an ihrer Spitze den Oberlehrer, nach diesem die Älteren, in deren Mitte die fünf Jünglinge, die geantwortet hatten, und so fort die übrige Gesellschaft; und im Herausgehen machten sie sich seitwärts um das Haus her, wo sich Lustgänge, mit Gesträuchwerk besetzt, fanden; und nachdem sie hier zusammengetreten, teilten sie sich in kleine Haufen von ebenso vielen Jünglingsvereinen zur Besprechung von Gegenständen der Weisheit; je in der Mitte eines jeden Vereins war ein Weiser vom Hochsitz.

Swedenborg, ein Wanderer zwischen zwei Welten: Der geistigen und der natürlichen Welt

Als ich sie von meinem Rastort aus erblickte, wurde ich in den Geist versetzt, und im Geist befindlich trat ich hinaus zu ihnen, und ging auf den Oberlehrer zu, der eben das Problem der Seele in Frage gestellt hatte. Als dieser mich erblickte, sprach er: "Wer bist du? Es fiel mir auf, während ich dich auf dem Weg herankommen sah, dass ich dich bald ansichtig ward, bald wieder nicht, oder dass du mir jetzt sichtbar warst, und plötzlich wieder nicht; gewiss bist du nicht im Lebenszustand von uns anderen." Mit Lächeln erwiderte ich hierauf: "Ich bin kein Tausendkünstler, noch Meister Rübezahl, sondern ich bin zwiefältig, bald für euch in eurem Licht, und bald für euch in eurem Dunkel, so denn fremd und auch einheimisch." Bei diesen Worten betrachtete mich der Oberlehrer und sprach: "Du redest seltsame und wunderbare Dinge; sag an, wer bist du?" Und ich sagte: "Ich bin auf der Welt, worauf ihr waret und die ihr verlassen habt, sie heißt die naturmäßige Welt; und ich bin auch in der Welt, in die ihr kamet und in der ihr seid, die geistige Welt genannt; daher kommt, dass ich in naturmäßigem Zustand und zugleich auch in geistigem Zustand bin; in naturmäßigem Zustand mit Menschen des Erdballs, und in geistigem Zustand mit euch; und bin ich in naturmäßigem Zustand, so bin ich für euch unsichtbar, bin ich aber in geistigem Zustand, so bin ich sichtbar; dass ich so arte, ist mir verliehen vom Herrn. Dir, geehrter Mann, ist bekannt, dass der Mensch der naturmäßigen Welt nicht erblickt den Menschen der geistigen Welt, und auch nicht umgekehrt; versetzte ich denn meinen Geist in den Leib, so sahst du mich nicht, versetzte ich ihn aber aus dem Körper heraus, so sahst du mich: Lehrtest du doch auch bei der neulichen Erörterung, ihr seiet Seelen, und Seelen erblickten Seelen, weil sie sind Menschenformen; und du weißt, dass ihr nicht sahet euch, oder eure Seelen in euren Körpern, da ihr in der naturmäßigen Welt waret. Diese Erscheinung aber hat ihren Grund in dem Unterschied, der zwischen dem Geistigen und Naturmäßigen besteht."

Der Unterschied zwischen dem Geistigen und dem Natumäßigen ist der wie von Ursache und Wirkung

Dieser, da er von Unterschied zwischen Geistigem und Naturmäßigem hörte, sprach: "Was ist für ein Unterschied; ist es nicht der wie zwischen Reinerem und Minderreinem, was wäre denn das Geistige anderes als ein geläutertes Naturmäßiges?" — "Nicht dies ist der Unterschied," erwiderte ich, "sondern es ist der wie zwischen Vorgehendem und Nachgehendem, zwischen welch' beiden kein geschiedenes Verhalten besteht; Vorgehendes nämlich ist in Nachgehendem, wie Ursache in ihrer Wirkung, Nachgehendes aber ist aus Vorgehendem, wie Wirkung aus ihrer Ursache. Darin ist der Grund, warum das eine für das andere nicht zur Erscheinung kommt." Darauf entgegnete der Oberlehrer: "Ich sinne und sinne wieder über diesen Unterschied, doch bis jetzt erfolglos; möchte ich ihn doch inne werden." "Du sollst," sprach ich, "nicht nur inne werden den Unterschied zwischen dem Geistigen und dem Naturmäßigen, sondern auch schauen. Du bist," fügte ich nun weiter bei, "in geistigem Zustand, während du bei den Deinen bist, in naturmäßigem Zustand aber bei mir, denn du sprichst mit den Deinen in der geistigen Sprache, welche gemeinsam ist für jeden Geist und Engel, mit mir aber redest du in meiner Muttersprache. Ein jeder Geist und Engel nämlich redet, wenn er mit einem Menschen spricht, dessen eigene Sprache, so mit dem Franzosen französisch, mit dem Engländer englisch, mit dem Griechen griechisch; mit dem Araber arabisch und so fort. Damit du denn den Unterschied erkennst zwischen dem Geistigen und dem Naturmäßigen, machen wir es so: Du gehst hinein zu den Deinigen, sprichst etwas da, behältst die Wörter, kommst, mit diesen im Gedächtnis, wieder zu mir heraus und sagst sofort die Wörter wieder her." — Er tat so, kam, die Wörter im Mund, zu mir zurück, sprach sie her, und verstand auch nicht eines davon, denn es waren völlig fremde und fremdklingende Wörter, die sich in keiner Sprache der naturmäßigen Welt finden. Durch diesen Erfahrungsbeleg, den wir etliche Male wiederholten, gab sich klar zutage, dass in der geistigen Welt alle die geistige Sprache haben, die nichts Gemeines mit irgendeiner Sprache der naturmäßigen Welt hat, und dass jeglicher Mensch in diese Sprache nach seinem Hinscheiden von selbst eintritt. Zugleich auch überzeugte er sich, dass schon der Klang der geistigen Sprache vom Klang der naturmäßigen Sprache sich so sehr unterscheidet, dass ein geistiger Klang, auch noch so stark angestimmt, platterdings nicht vernommen wird von einem naturmäßigen Menschen, noch ein naturmäßiger Klang von einem geistigen Menschen.

Sofort bat ich den Oberlehrer und die Umstehenden, sie möchten zu den Ihrigen hineingehen, irgendeinen Satz auf ein Papier niederschreiben, dann mit dem Papier zu mir herauskommen und den Satz ablesen. Sie taten so, und kehrten mit dem Papier in der Hand wieder; da sie aber lasen, konnten sie lediglich nichts verstehen, weil die Schrift nur aus einigen Buchstaben des Alphabets bestand mit Schriftzügen darüber, deren jeder irgendeinen Sachsinn bezeichnete. Weil jeglicher Buchstabe des Alphabets in dieser Sprache einen Sinn ausdrückt, so zeigt sich der Grund, warum der Herr genannt wird Alpha und Omega. Indem sie nun wieder und wieder hineingingen, schrieben und zurückkamen, überzeugten sie sich, dass jene Schrift enthält und umfasst Unzähliges, was durchaus keine naturmäßige Schrift ausdrücken könnte; dabei ward gesagt, es sei dies darum so, weil der geistige Mensch denke Unfassliches und Unaussprechliches für den naturmäßigen Menschen, und dieses nicht könne in eine andere Schrift und in eine andere Sprache sich hinein machen und hinein getragen werden.

Geistiges Denken übersteigt das naturmäßige um vieles

Und nun, weil die Umstehenden nicht begreifen wollten, dass geistiges Denken um so vieles das naturmäßige Denken überfliegt, dass es im Vergleich unaussprechbar ist, so sagte ich zu ihnen: "Macht den Versuch, geht in euren geistigen Verein, denkt euch eine Sache, behaltet sie, kommt wieder, und gebt sie vor mir zutage." Und sie gingen hinein, dachten, behielten und kamen heraus. Als es aber daran kam, das Gedachte von sich zu geben, konnten sie es nicht. Nirgends fanden sie nämlich ein naturmäßiges Denkbild, entsprechend irgendeinem geistigen Denkbild; so denn auch kein sie ausdrückendes Wort, denn Denkbilder werden zu Sprachausdrücken. — Und nun gingen sie wieder hinein und heraus, und überzeugten sich, dass geistige Gedankenbilder sind übernaturmäßig, unausdrückbar, unsprechbar und unfassbar für den naturmäßigen Menschen. Und weil sie so überschwänglich sind, so sagten sie, seien geistige Ideen oder Gedanken, im Vergleich mit naturmäßigen, Ideen von Ideen und Gedanken von Gedanken, und darum würden durch jene ausgedrückt Beschaffenheiten von Beschaffenheiten und Regungen von Regungen, somit seien geistige Gedanken Beginnformen und Urstände naturmäßiger Gedanken; damit gab sich auch kund, dass geistige Weisheit ist Weisheit von Weisheit, mithin unfasslich für irgendeinen Weisen in der naturmäßigen Welt.

Der Unterschied zwischen Himmlischen und Geistigen ist ähnlich groß wie zwischen Geistigen und Naturmäßigen

Da ward ihnen gesagt aus dem dritten Himmel, es bestehe noch eine inwendigere oder höhere Weisheit, himmlische genannt, deren Verhalten zu geistiger Weisheit ähnlich sei dem Verhalten von dieser gegen die naturmäßige; und diese flössen in Reihenfolge nach den Himmeln ein aus der göttlichen Weisheit des Herrn, welche ist unendlich.

"Aus diesen drei Tatbelegen," sagte ich nun zu den Umstehenden, "habt ihr wohl ersehen, welches der Unterschied ist zwischen dem Geistigen und dem Naturmäßigen, und auch den Grund, warum der naturmäßige Mensch nicht sichtbar ist für den geistigen, noch der geistige für den naturmäßigen; obwohl sie beide in Absicht auf Regungen und Gedanken, und auf ein aus diesen rührendes Beisammensein, in Gesellung sind; dies die Ursache, warum ich dir, Oberlehrer, auf dem Weg her bald zu Gesicht kam, bald wieder nicht." Darauf ward vernommen eine Stimme vom oberen Himmel her an den Oberlehrer "komme herauf," und er stieg hinauf und kehrte wieder und sagte, die Engel hätten gleich ihm die Unterschiede zwischen dem Geistigen und dem Naturmäßigen bis eben nicht gekannt, aus der Ursache, weil sich ihnen früher noch bei keinem Menschen, der in beiderlei Welt zugleich war, irgend eine Gelegenheit zum Vergleich eröffnet hatte, ohne Vergleich aber jene Unterschiede sich nicht erkennen lassen.

Warum es nur ein Einfließen vom Geistigen in das Naturmäßige gibt und nicht umgekehrt

Hierauf trennte sich die Gesellschaft, nochmals aber sprachen wir vom Gegenstand in Frage, und "jene Unterschiede," sagte ich, "rühren nirgends anders her, als weil ihr, die ihr in der geistigen Welt seid und folglich geistig, in Substantiellem und nicht in Materiellem seid; Substantielles aber Beginnform von Materiellem ist. Ihr seid in Urständen und so in Einzelnem, wir aber sind in Abgeleitetem und Zusammengesetztem; ihr seid in Besonderem, wir aber in Gemeinem; und wie Gemeines nicht kann eingehen in Besonderes, so kann auch nicht Naturmäßiges, welches ist Materielles, eingehen in Geistiges, welches ist Substantielles. Ganz wie ein Schiffstau nicht kann eingehen oder durchgezogen werden durch das Öhr einer Nähnadel, oder wie ein Nerv nicht kann eingehen oder eingezogen werden in eine von den Fibern, woraus diese besteht, noch die Fiber in eine von den Fasern, woraus diese besteht. Diese Tatsache kennt man auch auf der Welt, weshalb die Gelehrten darin einig sind, dass es kein naturmäßiges Einfließen in Geistiges, sondern nur ein geistiges Einfließen in Naturmäßiges gibt.

Unser naturmäßiges Gedankenbild ist mit Zeit und Raum behaftet und macht wahre Vorstellung von Gott schwierig

Dies nun ist die Ursache, warum der naturmäßige Mensch nicht denken kann , was der geistige, und folglich solches auch nicht sprechen. Weswegen Paulus das, was er aus dem dritten Himmel vernahm, Unaussprechbares nennt. Hinzu kommt, dass in geistiger Weise denken, ist denken ohne Zeit und Raum, und naturmäßig denken, denken mit Zeit und Raum. Es klebt nämlich jedem naturmäßigen Gedankenbild etwas von Zeit und Raum an, nicht aber irgendeinem geistigen Gedankenbild. Der Grund ist, weil die geistige Welt nicht ist in Raum und Zeit, wie die naturmäßige Welt, sondern sie ist in dieser beiden Erscheinlichkeit: Darin auch unterscheiden sich Gedanken und Innewerdungen. Dies ist der Grund, warum ihr euch Gottes Wesen und Allgegenwart von Ewigkeit her denken könnt, das heißt: Gott vor Erschaffung der Welt, weil ihr euch nämlich Gottes Wesen von Ewigkeit ohne Zeit, und Seine Allgegenwart ohne Raum denkt, und auf diese Weise solches erfasst, das die Ideen des naturmäßigen Menschen überfliegt." Und nun erzählte ich, dass ich einst über Gottes Wesen und Allgegenwart von Ewigkeit her, d.h. über Gott vor Erschaffung der Welt, nachgedacht habe, und dass, weil ich noch nicht vermochte Raum und Zeit von meinen Gedankenbildern zu entfernen, mich ein Bangen anwandelte, weil nämlich die Idee von der Natur sich statt der Idee Gottes einschob; allein es ward mir gesagt: "Entferne die Idee von Raum und Zeit, und du wirst sehen!" Und es ward mir vergönnt, sie hinweg zu räumen, und ich sah. Und von dort an konnte ich denken Gott von Ewigkeit her, und durchaus nicht die Natur von Ewigkeit her, weil Gott in aller Zeit ist ohne Zeit, und in allem Raum ist ohne Raum, die Natur dagegen in aller Zeit ist in Zeit, und in allem Raum ist in Raum; und die Natur mit ihrer Zeit und Raum musste notwendig beginnen und hervorgehen, nicht aber Gott, Welcher ist ohne Zeit und Raum; weshalb die Natur von Gott ist, nicht von Ewigkeit her, sondern in der Zeit; das heißt: Zugleich mit ihrer Zeit und zusammen mit dem Raum.

Jedes Geteilte ist mehr und mehr vielfach und nähert sich dem Unendlichen

Nachdem der Oberlehrer und die übrigen von mir gegangen waren, begleiteten mich einige Knaben, die auch bei der Erörterung im Gymnasium gewesen waren, nach Haus, und standen ein Weilchen zu mir her, während ich schrieb. Und siehe, da erblickten sie eine Motte, die über mein Papier hinlief, und verwundert fragten sie, was das für ein behendes Tierchen wäre. "Es heißt," sagte ich, "Motte, und ich will euch Wunderbares von ihm erzählen." Und nun setzte ich ihnen auseinander, dass in einem so winzigen Wesen sich ebenso viele Gliedmaßen und innere Teile finden, wie im Kamel; dass es z.B. habe Gehirn, Herz, Lungenröhren, Sinn-, Bewegungs- und Fortpflanzungswerkzeuge, Magen, Eingeweide usw.; und jedes einzelne zusammengewoben aus Fibern, Nerven, Blutsgefäßen, Muskeln, Sehnen, Membranen, und dies alles aus noch Reinerem, das dem Blick auch des schärfsten Auges entschlüpft." Aber, sagten die Knaben, es erscheine ihnen dies winzige Wesen nicht anders, als wie eine einfache Substanz. "Und doch," sagte ich, "findet sich Zahlloses in ihm. Ich sage dies, weil ihr wisst, dass das gleiche der Fall ist, bei jedem Gegenstand, der sich euch darstellt als ein Einziges, Einfaches und Höchstkleines, sowohl in euren Handlungen, als in euren Regungen und Gedanken. Ich kann euch versichern, dass jedes Körnchen eures Denkens und jedes Tröpfchen eurer Empfindung teilbar ist bis ins Unendliche, und dass nach dem Maß, wie eure Ideen teilbar sind, so ihr weise seid. Bemerket, dass jedes Geteilte mehr und mehr vielfach ist, und nicht mehr und mehr einfach, weil jedes Geteilte und Wiedergeteilte sich mehr und mehr nähert dem Unendlichen, worin in unendlicher Weise alles ist. Diese Neuigkeit, wovon euch bis jetzt nichts ahnte, gebe ich euch zum besten."

Mit dieser Rede gingen die Knaben von mir zum Oberlehrer, und sagten diesem an, er möchte einmal im Gymnasium eine nie vernommene Neuigkeit zur Erörterung bringen. "Und was denn?" fragte er. "Dass alles Geteilte," antworteten sie, "mehr und mehr vielfach ist, und nicht mehr und mehr einfach; weil es sich immer mehr dem Unendlichen nähert, worin in unendlicher Art alles ist." Und er versprach, es vorzulegen, und sagte: "Das sehe ich, weil ich es inne ward, dass eine naturmäßige Idee in sich faßt unzählig viele geistige Ideen; ja, dass eine geistige Idee in sich unzählig viele himmlische Ideen fasst; daraus der Unterschied zwischen der himmlischen Weisheit, in der die Engel des dritten Himmels sind, und zwischen der geistigen Weisheit, in der die Engel des zweiten Himmels sind, wie auch gegenüber der naturmäßigen Weisheit, worin die Engel des letzten Himmels und auch die Menschen sind."






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Kapitel 14
Das Einfließen des Geistigen in das Naturmäßige

Viele meinen — so auch die Geister der Hölle —, die Schöpfung des Alls sei das Werk der Natur

Eine Denkwürdigkeit: Einst war ich in Staunen über die zahllose Menge von Menschen, welche die Schöpfung, und so denn alles, was unter der Sonne, und alles, was über der Sonne ist, der Natur zuschreiben, indem sie mit Zustimmung ihres Herzens beim Anblick eines Gegenstandes sagen: Ist das etwa nicht ein Werk der Natur? Und fragt man sie, warum sie solchen der Natur zu eigen geben und nicht Gott, das sie doch je zuweilen mit der Menge sagten, Gott habe die Natur geschaffen, und also mit gleichem Fuge sagen könnten, das, was sie gerade sehen, sei Gottes Werk, als es sei Werk der Natur, da erwidern sie mit niedergehaltenem und fast unvernehmlichem Ton: Was ist Gott anderes, als die Natur? Und all diese erscheinen von ihrer Ansicht über die Schöpfung des Alls aus der Natur, und von ihrem Irrwahn, als wäre es Weisheit, so aufgebläht, dass sie auf alle diejenigen, die sich zur Erschaffung des Weltalls durch Gott bekennen, wie auf Ameisen hinblicken, die auf niederer Erde kriechen und auf ausgetretenem Wege wandern; auf andere aber wie auf Schmetterlinge, in den Lüften gaukelnd, indem sie deren Lehrmeinungen Träume nennen, wo man sehe, was man nicht sehe; und hinzusetzen: Wer hat etwa Gott gesehen, und wer sieht etwa die Natur nicht?

Als ich nun so im Erstaunen war über die Menge solcher, stand mir ein Engel zur Seite und sprach zu mir: "Was sinnst du?" Und ich antwortete: "Über die Menge derer, die glauben, die Natur sei aus sich, und so Schöpferin des Alls." Und der Engel sprach zu mir: "Die ganze Hölle besteht aus solchen; und sie heißen dort Satane und Teufel." — Satane, die sich für die Natur begründeten und folglich Gott leugneten; Teufel, die lasterhaft lebten und so aus ihren Herzen alle Anerkenntnis Gottes verbannt haben.

Scheinwahrheiten lassen sich nicht durch Begründung zu Trugwahrheiten machen

Ich will dich aber zu den Gymnasien in der mittäglich-abendlichen Gegend führen, wo solche sind, ohne noch in der Hölle zu sein. Und er nahm mich bei der Hand und führte mich dahin. Und ich erblickte kleine Häuser, worin die Gymnasien sind, und in deren Mitte eines, das wie die Vorsteherwohnung unter denselben war; dieses war aus Pechsteinen, die mit Plättchen wie von Glas mit einer Art von Gold- und Silberschimmer bezogen waren, wie die sind, welche wir Seleniten oder Spiegelsteine nennen; und hie und da war Muschelwerk mit ähnlichem Glimmer eingesprengt. Wir traten zu diesem Haus und klopften an, und bald öffnete einer die Tür und sagte: "Willkommen!" und lief zu einem Tisch, und brachte vier Bücher herbei, und sprach: "Diese Bücher sind die Weisheit, der eine Menge von Staaten heutzutage huldigt: Dieser Schrift hier oder Weisheit huldigen viele in Frankreich, dieser da viele in Deutschland, dieser einige in den Niederlanden und dieser einige in England." Dann sprach er weiter: "Wollt ihr es sehen, so mache ich, dass diese vier Schriften vor euren Augen leuchten." Und nun goß er den Schein seiner Berühmtheit aus und umher, und die Bücher strahlten bald wie aus Licht. Vor unseren Augen aber verflatterte dieses Licht alsbald wieder. Und nun fragten wir, was er jetzt eben schreibe, und er antwortete: Nachgerade hole er aus seinem Schatz hervor und spende die Aufgaben der innersten Weisheit. In der Zusammenfassung seien es diese:

1. Ob die Natur Angehör des Lebens, oder ob das Leben Angehör der Natur sei?

2. Ob der Mittelpunkt Angehör sei des Umkreises, oder der Umkreis Angehör des Mittelpunktes?

3. Über den Mittelpunkt des Umkreises, oder des Lebens?

Mit diesen Worten ließ er sich wieder auf dem Armstuhl am Tisch nieder. Wir aber liefen in seinem sehr geräumigen Gymnasium umher. Er hatte auf seinem Tisch ein Licht stehen, weil dort nicht Sonnenhelle, sondern nur nächtliche Mondhelle war; und, was mich befremdete, das Licht schien überall, umzukreisen und zu erhellen; weil es aber nicht geputzt war, so leuchtete es nur matt. Und als er schrieb, sahen wir in mannigfaltiger Gestalt vom Tisch aus Bilder an die Wände fliegen, die in diesem nächtlichen Mondlicht wie schöne Vögel aus Indien erschienen. Als wir aber die Tür öffneten, siehe, da erschienen sie in der Tageshelle der Sonne wie Dämmervögel mit netzförmigen Flügeln. Es waren nämlich Scheinwahrheiten, durch Begründung zu Trugwahrheiten geworden, die er in sinniger Folge aneinandergereiht hatte.

Als wir dies sahen, traten wir zum Tisch und fragten ihn, was er nun eben schreibe. "Über jenen ersten Punkt," antwortete er, "ob die Natur Angehör des Lebens ist, oder das Leben Angehör der Natur." "Beides," sagte er hierbei, "könnte er begründen, und machen, dass es wahr sei. Weil jedoch inwendigst etwas versteckt lauere, das er scheue, so wage er nur so viel zu begründen, dass die Natur sei Angehör des Lebens, d.h. aus dem Leben heraus; nicht aber, dass das Leben sei Angehör der Natur, d.h. aus der Natur heraus." Wir fragten, freundlich auffordernd, was denn das sei, was er als inwendigst lauernd scheue. Er antwortete: "Ich könnte ein Naturalist geheißen werden, und so ein Gottesleugner von der Geistlichkeit, und ein Vernunftkranker von den Laien, weil diese und jene entweder gläubig aus blindem Glauben sind, oder sehen aus der Sehe derer, die diese begründen."

Liebe und Weisheit sind das Leben — und die Natur ist das Aufnahmegefäß

Nun aber redeten wir ihn mit einer gewissen Entrüstung des Wahrheitseifers an: "Freund," sagten wir, "du bist sehr in Irrtum; deine Weisheit, die nichts als die Gabe sinnreicher Schreibart ist, hat dich missleitet, und der Schauer des Ruhms hat dich angetrieben, zu begründen, was du nicht glaubst: Solltest du nicht wissen, dass das menschliche Gemüt erhöhbar ist über das Sinnenhafte, über das nämlich, was in den Gedanken aus den Sinnen des Körpers ist, und dass es in der Erhebung die Angehörden des Lebens über sich und die Angehörden der Natur unter sich erblickt; was ist das Leben anderes, als Liebe und Weisheit, und was ist die Natur anderes, als deren Aufnahmegefäß, mit dessen Hilfe jene ihr Auswärtswirken, nämlich ihre Nutzzwecke, schaffen? Können jene mit diesen auf andere Art Eines ausmachen, als wie Urständiges und Werkzeugliches? Kann etwa das Licht in eins zusammenfallen mit dem Auge, oder der Klang mit dem Ohr; woher anders kommen diesen ihre Sinne, als aus dem Leben, und ihre Formen, als aus der Natur? Was ist der menschliche Körper anderes, als nur ein Organ des Lebens? Ist in demselben nicht das Ganze und wieder alles Einzelne dazu organisch gebildet, dass es in die Erscheinung stelle, was die Liebe will und was der Gedanke denkt. Entstammen etwa nicht die Organe des Leibes der Natur, und Liebe und Gedanke dem Leben? Und sind diese beiden nicht ganz voneinander getrennt? Erhebe den Blick deines Scharfsinns nur um etwas höher, und du wirst sehen, dass es Angehör des Lebens ist, angeregt zu werden und zu denken, und dass die Anregung Sache der Liebe, und das Denken Sache der Weisheit, beides aber Angehör des Leben ist, denn, wir sagten es schon, Liebe und Weisheit sind Leben. Hebst du das Erkenntnisvermögen noch etwas höher, so wirst du sehen, dass es nicht Liebe und Weisheit gibt, ohne dass irgendwo ihr Entstehungsgrund liege, und dass ihr Entstehungsgrund ist die Liebe selbst und die Weisheit selbst, und folglich das Leben selbst: Diese aber sind Gott, von Dem die Natur ist."

Der Umkreis geht aus dem Mittelpunkt hervor wie Auswendiges aus Inwendigem und Gröberes aus Feinerem

Sofort sprachen wir mit ihm über den zweiten Punkt: Ob der Mittelpunkt Angehör sei des Umkreises, oder der Umkreis Angehör des Mittelpunktes? Und wir fragten, warum er diesem nachforsche. Er antwortete: "Zu dem Zweck, um über die Frage hinsichtlich des Mittelpunktes und des Umkreises der Natur und des Lebens abzuschließen, somit über die Entstehung des einen und des anderen." Und da wir ihn befragten, was denn seine Ansicht hierüber sei, antwortete er in gleicher Weise wie früher, dass er beides zu begründen vermöchte, jedoch aus Besorgnis einer Einbuße an seinem Ruf die Begründung dahin fallen lasse, dass der Umkreis Angehör des Mittelpunktes, d.h. aus dem Mittelpunkt sei; "wiewohl ich weiß," fügte er bei, "dass vor der Sonne etwas da war, und zwar allwärts im Umkreis, und dass dieses von sich selbst in die Ordnung zusammenfloss, und somit in den Mittelpunkt." Da nun ließen wir ihn wieder mit ungehaltenen Eifer an, und sagten: "Freund, du faselst." Und da er dies hörte, rückte er den Lehnstuhl vom Tisch zurück, sah uns betroffen an, und hörte uns alsdann zu, doch mit Lächeln. Wir aber fuhren fort: "Was kann man Ungereimteres sagen, als dass der Mittelpunkt vom Umkreis sei, unter deinem Mittelpunkt verstehen wir die Sonne und unter deinem Umkreis verstehen wir das Weltganze, so denn, dass das Weltganze ohne Sonne entstanden sei. Macht nun etwa nicht die Sonne die Natur und all ihre Eigentümlichkeiten, die sich sämtlich durch das Licht und die Wärme bedingen, die von der Sonne die Atmosphären hindurch hervorgehen? Wo sind diese vorher? — Doch ihren Ursprung wollen wir beim folgenden Punkt untersuchen. — Sind nicht die Atmosphären und alles, was auf dem Erdkörper ist, wie der Umkreis, und die Sonne ihr Mittelpunkt? Kann jenes alles ohne Sonne, kann es auch nur einen Augenblick bestehen; was wäre denn dies alles vor der Sonne; konnten sie wohl entstehen; oder ist nicht Bestehen fortwährendes Entstehen?

Da denn das Bestehen aller Naturdinge von der Sonne kommt, so folgt, dass auch aller Entstehen daher kommt. Jeder sieht dies und anerkennt es auf dem Grund der Selbstansicht. Besteht nicht das Nachgehende durch das Vorhergehende, wie es daraus entsteht? Damit nun der Umkreis das Vorhergehende, und der Mittelpunkt das Nachfolgende sei, müsste nicht das Vorgehende durch das Nachfolgende bestehen; was doch den Gesetzen der Ordnung zuwiderläuft. Wie kann das Nachfolgende Vorangehendes hervorbringen, oder Auswendiges Inwendiges, oder Gröberes Feineres: Wie denn also könnten Oberflächen, die den Umkreis bilden, den Mittelpunkt hervorbringen; wer sieht nicht, dass dies wider die Gesetze der Ordnung liefe? Wir nehmen diese Beweise aus der Analyse der Vernunft hierher, um zu begründen, dass der Umkreis aus dem Mittelpunkt hervorgeht und nicht umgekehrt, wiewohl es jeder Richtigdenkende auch ohne diese Beweisführung einsieht. Du sagtest, der Umkreis sei von sich selbst in den Mittelpunkt zusammengeflossen: Floß es denn von ungefähr in eine so wundervolle und staunenerregende Ordnung, dass eines da sei wegen des anderen, und das Ganze mit allen Einzelnen für den Menschen und für sein ewiges Leben; kann etwa die Natur irgend aus Liebe und irgend vermittelst Weisheit Absichten auffassen, Ursachen ausmitteln und Wirkungen vorsehen, auf dass jenes alles in seiner Ordnung hervorgehen; und kann sie etwa aus Menschen Engel, und aus diesen Himmel machen; und machen, dass, welche dort sind, ewig leben? Lege dies vor dich und denke ihm nach: Verschwinden wird deine Vorstellung von der Entstehung der Natur aus der Natur.

Alles geht von Gott aus — über die geistige Sonne in die natürliche und von dort in Pflanze, Tier und Mensch

Hierauf befragten wir ihn, was er gedacht habe, und nun denke über das dritte, nämlich über Mittelpunkt und Umkreis der Natur und des Lebens; ob er glaube, dass Mittelpunkt und Umkreis des Lebens dasselbe sei mit dem Mittelpunkt und Umkreis der Natur. Seine Antwort war: Hier stehe er an. Vorher habe er gedacht, die inwendige Tätigkeit der Natur sei das Leben; und Liebe und Weisheit, die wesentlich des Menschen Leben ausmachen, entstammen dieser; und das Feuer der Sonne bringe dieselbe durch Wärme und Licht mittels der Atmosphären hervor. Nun aber sei er infolgedessen, was er von der Menschen Leben nach dem Tode gehört, mit sich im Zweifel, und dieser Zweifel trage sein Gemüt abwechselnd nach oben und nach unten; und gehe es nach oben, so bekenne er sich zu einem Mittelpunkt, wovon er früher nichts geahnt; gehe es aber nach unten, so sehe er den Mittelpunkt, den er für den einzigen gehalten; und sehe, dass das Leben aus dem Mittelpunkt sei, von dem er vorher nichts geahnt, und dass die Natur aus dem Mittelpunkt sei, den er vorher für den einzigen gehalten; und dass beide Mittelpunkte Umkreise haben. "Schön!" sagten wir; "nur möchte er aus dem Mittelpunkt und dem Umkreis des Lebens auf den Mittelpunkt und den Umkreis der Natur hinblicken, und nicht umgekehrt; und wir unterrichteten ihn, dass über dem Engelhimmel eine Sonne sei, die lautere Liebe, und in der Erscheinlichkeit feurig sei gleich der Weltsonne; und dass aus der Wärme, die aus dieser Sonne hervorgehe, den Engeln und den Menschen Wollen und Lieben, aus dem daraus hervorgehenden Licht aber Verstand und Weisheit kommen; und dass das, was aus dieser Sonne komme Geistiges heiße, was aber aus der Weltsonne hervorgehe, des Lebens Behälter sei, und die Benennung Naturmäßiges habe; das, was dann den Umkreis des Lebensmittelpunktes bilde, nenne man die geistige Welt, die den Bestand aus ihrer Sonne habe; und, was den Umkreis der Natur bilde, führe den Namen naturmäßige Welt, und diese habe ihren Bestand aus ihrer Sonne. "Weil denn nun," fügten wir hinzu, "von Liebe und Weisheit sich nicht Räume und Zeiten aussagen lassen, sondern, statt ihrer, Zustände, so ergibt sich, dass der Umkreis der Sonne des Engelhimmels nicht ein Räumlichgedehntes ist, dass es jedoch im Räumlich-gedehnten der naturmäßigen Sonne, und bei lebendigen Geschöpfen in solchem je nach der Aufnahme ist, und dass die Aufnahme sich nach den Formen und Zuständen bestimmt." "Woher aber," fragte er nun, "ist das Feuer der Welt- oder der Natursonne?" Wir antworteten: "Aus der Sonne des Engelhimmels, die nicht Feuer ist, sondern die göttliche Liebe in ihrem ersten Ausgehen von Gott, Der in ihrer Mitte ist." Dies befremdete ihn; wir fügten erläuternd bei: Die Liebe in ihrem Grundwesen ist geistiges Feuer; darum bezeichnet im Wort, nach seinem geistigen Sinn erklärt, Feuer Liebe; weshalb die Priester in den Tempeln beten, das himmlische Feuer möge ihre Herzen erfüllen, wobei sie die Liebe meinen; das Feuer des Altars, das Feuer des Armleuchters in der Stiftshütte bei den Israeliten stellte nichts anderes als die göttliche Liebe vor; die Wärme des Blutes oder die Lebenswärme des Menschen, und insgesamt der Tiere, kommt nirgends anders her, als aus der Liebe, die ihr Leben macht; darum erwärmt, erglüht und entbrennt der Mensch, wenn sein Lieben sich zum Eifer steigert, oder in Zorn und Grimm ausbricht: Aus dem Umstand denn, dass die geistige Wärme, die Liebe ist, bei den Menschen naturmäßige Wärme hervorbringt, so dass sie deren Angesicht und Gliedmaßen erhitzt und entzündet, lässt sich mit Gewissheit entnehmen, dass das Feuer der naturmäßigen Sonne nirgends andersher entstanden ist, als aus dem Feuer der geistigen Sonne, welches ist die göttliche Liebe. Weil denn nun der Umkreis aus dem Mittelpunkt entsteht, und nicht umgekehrt, wie wir früher bemerkten, und der Mittelpunkt des Lebens, welcher ist die Sonne des Engelhimmels, die göttliche Liebe ist in ihrem ersten Ausgehen von Gott, Welcher ist in der Mitte jener Sonne; und weil es folglich der Umkreis jenes Mittelpunktes ist, was die geistige Welt heißt; und weil aus jener Sonne die Weltsonne entstanden ist, und aus dieser ihr Umkreis, welcher die naturmäßige Welt genannt wird, so liegt zutage, dass das Weltall von Gott erschaffen ist."

Wir schieden nun; und jener begleitete uns bis über den Vorhof seines Gymnasiums, und besprach sich mit uns über Himmel und Hölle und über Gottes Leitung mit neuer Schärfe der Einsicht.






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Kapitel 15
Nähere Entwicklung dieses Gegenstandes

Satane aus der Hölle versuchen zu erklären, dass Alles aus der Natur, die man doch sehen kann, hervorgehe

Eine Denkwürdigkeit: Eines Morgens aus dem Schlummer erwacht und im heiteren Frühlicht vor der vollen Tageshelle sinnend, erblickte ich vor dem Fenster wie Blitzesleuchten, und bald darauf hörte ich wie rollenden Donner; befremdet, woher dies kommen möchte, vernahm ich aus dem Himmel: "Es stehen einige nicht ferne von dir, die in hitziger Erörterung über Gott und Natur sind, und die Schwingung des Lichtes wie bei dem Blitzen und das Dröhnen der Luft wie beim Donnern sind Entsprechungen und folglich Erscheinlichkeiten des Kampfes und Widerstoßes der Beweisgründe auf einer Seite für Gott, und auf der anderen für die Natur." Der Anlass dieses geistigen Kampfes war der: Es waren einige Satane in der Hölle, die unter sich sagten: "Dürften wir nur mit Engeln des Himmels reden, gleich wollten wir ihnen bündig beweisen, dass, was sie Gott, den Urgrund aller Dinge nennen, die Natur ist, und dass denn Gott nur ein Wort ist, wenn man nicht die Natur darunter meint." Und weil jene Satane mit ganzem Herzen und ganzer Seele dies glaubten, und auch mit Engeln des Himmels zu sprechen verlangten, so ward ihnen vergönnt, aus dem Schlamm und der Finsternis der Hölle hinaufzusteigen, und mit zwei, eben auch vom Himmel niedersteigenden, Engeln zu reden. Sie waren in der Geisterwelt, die zwischen Himmel und Hölle zwischendrin liegt. Die Satane liefen beim Erblicken der Engel rasch hinan und riefen mit wütender Stimme: "Seid ihr die Engel des Himmels, mit denen wir einen Ringkampf der Vernunft über Gott und Natur bestehen dürfen? Man heißt euch Weise, weil ihr Gott anerkennt, aber, ach, wie töricht ihr seid! Wer sieht Gott? Wer versteht, was Gott ist? Wer faßt, dass Gott regiere und regieren könne das Weltall und sein Ganzes und Einzelnes? Wer, als der gemeine Haufen, anerkennt, was er nicht sieht und versteht? Was ist offenkundiger, als dass die Natur ist alles in allem; wer sah mit dem Auge was, als Natur; wer hörte mit dem Ohr was, als Natur; wer roch mit der Nase was, als Natur; wer schmeckte mit der Zunge was, als Natur; wer hat mit Hand oder Leib etwas anderes gefühlt, als Natur? Sind nicht die Sinne unseres Körpers Wahrheitszeugen; wer kann nicht auf sie schwören, dass es so ist? Sind nicht eure Köpfe in der Natur; woher das Einfließen in die Gedanken der Köpfe, als aus ihr; nehmt einmal diese hinweg: Könnt ihr noch irgend etwas denken?" — und anderes mehr von gleichem Gehalt.

Engel des Himmels überzeugen die Satane, dass Gott Alles — auch die Natur — erschaffen hat

Hierauf entgegneten die Engel: "Ihr redet so, weil ihr rein sinnenhaft seid; bei allen in der Hölle sind die Ideen in die Sinne des Leibes versenkt, und über diese können sie ihre Gemüter nicht erheben; wir denn sehen euch nach; das Leben in Bösem und folglich Glauben an Falsches verschloss das Inwendige eurer Gemüter so sehr, dass ein Erheben über das Sinnenhafte bei euch nicht denkbar ist, als im Stande der Entfernung von Lebensbösem und Glaubensfalschem; ein Satan kann nämlich ebenso gut wie ein Engel Wahres begreifen, indem er es hört, allein er behält es nicht, weil Böses Wahres verwischt und Falsches überhinzieht. Wir werden aber inne, dass ihr im Stande der Entfernung seid, und dass ihr denn Wahres fassen könnt, was wir reden. Merket also, was wir nun sagen: Ihr waret in der naturmäßigen Welt, starbet daselbst, und nun seid ihr in der geistigen Welt. Habt ihr nun früher, als eben jetzt, etwas vom Leben nach dem Tode gewusst; habt ihr es nicht vorher geleugnet, und euch auf die Linie mit den Tieren gestellt? Habt ihr früher etwas von Himmel und Hölle gewusst, oder etwas von Licht und Wärme dieser Welt; oder davon, dass ihr nicht mehr innerhalb der Natur, sondern über ihr seid? Denn diese Welt und all ihr Angehör ist geistig, und das Geistige ist über dem Naturmäßigen so sehr, dass nicht das Kleinste von der Natur, worin ihr waret, in diese Welt einfließen kann. Ihr aber, weil ihr die Natur für einen Gott oder eine Göttin hieltet, glaubt auch, das Licht und die Wärme der naturmäßigen Welt sei das Licht und die Wärme dieser Welt, da es doch dem nicht so ist, denn das naturmäßige Licht ist hier Finsternis, und naturmäßige Wärme ist hier Frost. Wusstet ihr wohl etwas von der Sonne dieser Welt, aus der unser Licht und unsere Wärme hervorgehen. Wusstet ihr, dass diese Sonne lautere Liebe, und dass die Sonne der naturmäßigen Welt lauteres Feuer ist, und dass es ist die Sonne der Welt, welche ist lauteres Feuer, woraus die Natur entsteht und besteht, und dass es ist die Sonne des Himmels, welche ist lautere Liebe, aus der das eigenste Leben, welches ist Liebe samt Weisheit, entsteht und besteht; und dass denn die Natur, die ihr zum Gott oder zur Göttin macht, platterdings leblos ist? Ihr könnt, wird euch Geleit gegeben, mit uns gen Himmel steigen, und wir können, wird uns Geleit gegeben, mit euch in die Hölle hinabsteigen, und ihr werdet Prachtvolles und Glanzvolles erblicken, in der Hölle dagegen Unedles und Unreines. Dieser Unterschied ist daher: Alle im Himmel verehren Gott, und alle in der Hölle verehren die Natur; und jenes Prachtvolle und Glanzvolle in den Himmeln ist Entsprechung von den Regungen der Liebe zu Gutem und Wahrem. Das Unedle und Unreine in den Höllen dagegen ist Entsprechung von den Trieben der Liebe zu Bösem und Falschem. Macht nun aus beiden den Schluss, ob Gott oder die Natur ist alles in allem."

Hierauf entgegneten die Satane: "Im Stande, worin wir jetzt eben sind, können wir auf das Gehörte beschließen, dass ein Gott ist; befängt aber der Lustreiz von Bösem unsere Gemüter, so sehen wir nichts als die Natur."

Jene zwei Engel und Satane standen nicht weit von mir. Ich sah und hörte sie denn, und siehe, ich erblickte um sie her viele, die gelehrten Ruhm in der naturmäßigen Welt hatten, und war darüber verwundert, dass diese Gelehrten sich bald zu den Engeln, bald zu den Satanen stellten, und dass sie denen, bei denen sie eben standen, sich beifällig zeigten, und es ward mir gesagt, der Wechsel ihrer Stellen sei Wechsel des Zustandes ihres Gemütes, das bald diesem bald jenem Teil zufalle. Sie waren nämlich in Absicht des Glaubens wie Wetterhähne. "Und (fügten jene bei) lass dir ein Geheimnis sagen: Wir sahen hinab auf die Erde zu berüchtigten Gelehrten und fanden sechshundert auf tausend für die Natur, und die übrigen für Gott; und diese für Gott, weil sie nicht irgend aus dem Verstand, sondern bloß aus dem Erlernten, dass die Natur aus Gott sei, häufig gesprochen haben; und häufiges Reden aus dem Gedächtnis und dem Gedächtniswissen, ohne zugleich aus dem Denken und dem Verstandesvermögen, künstelt eine Art von Glauben hervor."

Nunmehr wurde den Satanen Geleit gegeben, und sie stiegen mit den beiden Engeln den Himmel hinan, und sahen Herrliches und Glanzvolles, und da, in der Erleuchtung vom Licht des Himmels, anerkannten sie, dass es einen Gott gebe, und dass die Natur geschaffen sei, dem Leben, das von Gott ist, dienstbar zu sein, und dass die Natur in sich tot sei, und dass sie denn aus sich heraus nicht den Anstoß gebe, sondern vom Leben den Anstoß erhalte.

In der Hölle fallen die Satane wieder in ihre alten Denk-vorstellungen zurück

Nachdem sie dies gesehen hatten und inne geworden waren, stiegen sie hernieder, und je wie sie herniederkamen, kehrte die Liebe zum Bösen wieder und verschloss ihren Verstand obenher, und schloss ihn von untenher auf; und dann erschien über demselben wie eine Umhüllung, von höllischem Feuer blitzend; und kaum dass sie die Erde mit dem Fuß berührten, gähnte der Boden unter ihnen auf, und sie sanken wieder zu den Ihrigen hinab.






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Kapitel 16
Alles Gute im Menschen ist von Gott

Swedenborg darf einer Unterhaltungssitzung der Weisheit von Engeln im Himmel beiwohnen

Eine Denkwürdigkeit: Mit zwei Engeln sprach ich einst, wovon der eine aus dem östlichen Himmel, der andere aus dem mittäglichen Himmel war. Da sie inne wurden, dass mein Nachsinnen auf die Geheimnisse der Weisheit in Absicht auf die eheliche Liebe gerichtet war, sagten sie: "Weißt du nichts von den Unterhaltungen der Weisheit in unserer Welt?" — "Noch nicht," war meine Antwort. — Und sie sagten: "Es gibt deren mehrere; und die, welche das Wahre lieben aus geistigem Antrieb, oder das Wahre, weil es Wahres und der Grund der Weisheit ist, kommen auf ein gegebenes Zeichen zusammen, und erörtern und entscheiden das, was Vorwurf tieferen Verständnisses ist." Sie nahmen mich nun bei der Hand mit den Worten: "Komm mit uns, und du wirst sehen und hören; eben heute wurde das Zeichen der Zusammenkunft gegeben." Ich ward über eine Ebene hin an einen Hügel geführt, und siehe, am Fuß des Hügels ein Palmengang, der bis zum Kulm hinauflief. Wir traten ein und stiegen hinan, und auf dem Kulm, oder der Spitze des Hügels, zeigte sich ein Hain, zwischen dessen Baumwerk die aufgeworfene Erde eine Art Amphitheater bildete, dessen innerer Raum ein mit verschieden gefärbten Steinchen bestreuter Plan war. Im Umkreis des Theaters liefen im Viereck Sitze, worauf Liebhaber der Weisheit saßen; und in der Mitte des Bühnenraumes war ein Tisch, worauf ein versiegeltes Blatt gelegt war. Die auf den Bänken Sitzenden luden uns auf die noch unbesetzten Bänke, und ich erwiderte: "Ich bin hierher von den zwei Engeln geführt, um zu sehen und zu hören, nicht um einen Sitz einzunehmen." Und nun traten die beiden Engel in die Mitte des Plans an den Tisch, und lösten das Siegel des Blattes, und lasen den Sitzenden die darauf geschriebenen Geheimnisse der Weisheit, die sie nun erörtern und entfalten sollten. Es war von Engeln des dritten Himmels geschrieben, und auf den Tisch niedergelassen. Der Geheimnisse waren drei:

Das erste: Was ist das Bild Gottes, und was die Ähnlichkeit Gottes, in die der Mensch geschaffen ist?

Das zweite: Warum wird der Mensch nicht in das Wissen irgendeines Liebens geboren, da doch die Tiere und Vögel, edle wie unedle, in das Wissen all ihres Liebens geboren werden?

Das dritte: Was bedeutet der Baum des Lebens, und was der Baum des Wissens von Gut und Böse, und was das Essen von beiden?

Darunter stand: Verbindet diese drei in einen Ausspruch, und schreibt diesen auf ein besonderes Blatt, und legt es auf diesen Tisch nieder, und wir wollen sehen: Erscheint euer Ausspruch wohl abgewogen und richtig, so wird jedem von euch ein Preis der Weisheit werden.

Was bedeutet "Bild Gottes" und "Ähnlichkeit Gottes", in welcher der Mensch geschaffen ist

Sobald sie dies abgelesen hatten, traten die Engel zurück, und wurden in ihre Himmel erhoben. Und nun begannen die Umhersitzenden zu erörtern und zu entfalten die ihnen vorgelegten Geheimnisse. Und sie sprachen in der Reihenfolge, zuerst, die auf der Nordseite saßen, dann die gegen Abend, anschließend die gegen Mittag und zuletzt die gegen Aufgang. Und sie nahmen den ersten Gegenstand der Erörterung auf, der dahin lautete: Was ist Gottes Bild und was Gottes Ähnlichkeit, in die der Mensch geschaffen ist? Und jetzt wurden vorerst aus dem Buch der Schöpfung vor allen die Worte gelesen: "Gott sprach, lasset uns den Menschen machen in unser Bild, nach unserer Ähnlichkeit; und es schuf Gott den Menschen in Sein Bild, in die Ähnlichkeit Gottes schuft Er ihn": (1.Mo.1/26). — "An welchem Tag Gott den Menschen schuf, machte Er ihn in die Ähnlichkeit Gottes": (1.Mo.5/1).

Die gegen Mitternacht sprachen zuerst: "Das Bild Gottes und die Ähnlichkeit Gottes," sagten sie, "sind die zwei dem Menschen von Gott eingehauchten Leben, welche sind das Willensleben und das Verstandesleben; denn wir lesen: Jehovah, Gott blies in die Nüstern Adams die Seele der Leben, und der Mensch ward zur lebenden Seele (1.Mo.2/7). In die Nüstern ist in das Innewerden, dass ihm eingehaucht worden Wille zu Gutem und Verständnis von Wahrem, und so die Seele der Leben. Und weil das Leben von Gott ihm eingehaucht ist, so bezeichnen Bild und Ähnlichkeit die Reinheit aus der Liebe und Weisheit heraus, und aus der Gerechtigkeit und dem Gericht in ihm." Diesen fielen die gegen Abend bei, jedoch mit dem Zusatz: Jener Unschuldsstand, von Gott eingehaucht, werde fortwährend jeglichem Menschen eingehaucht. Er sei aber im Menschen wie in einem Aufnahmegefäß, und der Mensch sei je nach dem Verhältnis, als er Aufnahmegefäß ist, Bild und Ähnlichkeit Gottes.

Die dritten in der Reihe, welches die gegen Mittag Sitzenden waren, sprachen nun: "Bild Gottes und Ähnlichkeit Gottes sind zwei verschiedene Dinge, im Menschen aber von der Schöpfung her geeint. Und wir erblicken, wie aus inwendigerem Licht, dass das Bild Gottes vom Menschen verloren werden kann, nicht aber die Ähnlichkeit Gottes. Dieses scheint wie durch einen Schleier gesehen, aus dem Umstand hervor, dass Adam die Ähnlichkeit Gottes behielt, nachdem er das Bild Gottes verloren hatte, denn wir lesen nach dem Fluch: "Siehe, der Mensch ist wie einer aus uns, indem er Gutes und Böses weiß": (1.Mo.3/22); und später wird er Ähnlichkeit Gottes, und nicht Bild Gottes, geheißen (1.Mo.5/1). Jedoch überlassen wir unseren Genossen, die gegen Aufgang sitzen und denn in höherem Licht sind, zu sagen, was wirklich Gottes Bild und wirklich Gottes Ähnlichkeit ist."

Und nun, nach kurzem Schweigen, erhoben sich die gegen Morgen von ihren Sitzen, blickten zum Herrn empor, und ließen sich dann wieder auf ihre Sitze nieder, und "Bild Gottes," sagten sie, "sei Aufnahmegefäß Gottes; und weil Gott die Liebe selbst und die Weisheit selbst sei, so sei Bild Gottes das Aufnahmegefäß der Liebe und der Weisheit von Gott in ihm. Die Ähnlichkeit Gottes aber sei ein vollkommenes Ähnlichsehen und der volle Anschein, als wären Liebe und Weisheit im Menschen, und folglich ganz wie das Seine. Den Menschen nämlich (fuhren sie fort) gemahnt es in seiner Empfindung nicht anders, als ob er liebe aus sich und weise sei aus sich, oder als ob er Gutes wolle und Wahre erkenne aus sich, währenddessen er nicht das Geringste aus sich tut, sondern aus Gott. Gott allein liebt aus Sich und ist weise aus Sich, weil Gott ist die Liebe selbst und die Weisheit selbst. Das Ähnlichsehen oder die Erscheinlichkeit, als ob Liebe und Weisheit oder Gutes und Wahres im Menschen seien als das Seine, machen, dass der Mensch ist Mensch, und dass er mit Gott kann verbunden werden, und so ewig fortleben; hieraus die Folge, dass der Mensch dadurch Mensch ist, weil er kann Gutes wollen und Wahres erkennen völlig wie von sich, und doch wissen und glauben, dass es von Gott kommt; denn, je wie er dies weiß und glaubt, legt Gott Sein Bild in den Menschen: Anders, wenn dieser wähnte, es komme von ihm und nicht von Gott." Nachdem sie dies geredet, kam ein warmer Eifer aus der Liebe der Wahrheit über sie, und in diesem fuhren sie fort: "Wie kann der Mensch von Liebe und Weisheit etwas in sich aufnehmen, und es festhalten und in sich gestalten, wenn er es nicht wie das Seinige fühlt; und wie ist eine Verbindung mit Gott mittels Liebe und Weisheit möglich, wenn dem Menschen nicht irgendein Wechselseitiges der Verbindung gegeben ist, denn ohne Gegenseitigkeit ist keine Verbindung denkbar; und das Wechselseitige in der Verbindung ist, dass der Mensch Gott liebe, und in dem, was Gottes ist, weise sei wie von sich, und dennoch glaube, dass es von Gott ist. Wie kann ferner der Mensch ewig leben, wenn er nicht verbunden ist mit dem ewigen Gott; wie kann sonach der Mensch sein Mensch ohne diese Gottesähnlichkeit in ihm?"

Diesem Ausspruch fielen alle bei, und sagten, "lasst uns hierauf Beschluss nehmen," und es ward folgender genommen: "Der Mensch ist Aufnahmegefäß Gottes, und Aufnahmegefäß Gottes ist Bild Gottes. Und weil Gott ist die Liebe selbst und die Weisheit selbst, so ist der Mensch Aufnahmegefäß dieser beiden, und das Aufnahmegefäß wird Gottes Bild nach Maßgabe des Aufnehmens: Und der Mensch ist Gottes Ähnlichkeit dadurch, dass er in sich empfindet, das, was Gottes ist, sei in ihm wie das Seine; und wiederum ist er in dem Maß aus jener Ähnlichkeit Gottes Bild, als er anerkennt, dass Liebe und Weisheit, oder Gutes und Wahres, nicht sind in ihm das Seine, und folglich nicht von ihm; sondern allein in Gott und folglich von Gott."

Warum wird der Mensch nicht in das Wissen der Liebe hineingeboren wie die Tiere?

Sofort nahmen sie den zweiten Gegenstand der Erörterung auf: Warum wird der Mensch nicht geboren mit der Fertigkeit irgendeiner Liebe, da doch Tiere und Vögel, edle wie unedle, mit den Fertigkeiten all ihres Liebens geboren werden? Erst setzten sie die Wahrheit des Satzes selbst durch mancherlei Belege fest; am Menschen z.B., dass er mit keinerlei Fertigkeit geboren werde, selbst nicht mit der Kundigkeit des ehelichen Liebens; und sie fragten nach und erfuhren von Forschern, dass das Kind, vermöge angeborenen Wissens, nicht einmal die Brust der Mutter kenne, sondern dies von der Mutter oder Amme durch Entgegen-bewegen lerne, und dass es bloß zu saugen wisse, und dass es dies Wissen vom beständigen Saugen im Mutterleib habe, und dass es nachher weder zu gehen, noch den Ton zu irgendeinem menschlichen Wort zu gliedern, ja selbst nicht die Regung seiner Liebe in der Stimme kund zu geben verstehe, wie das Tier es kann; ferner, dass es keine ihm zuträgliche Nahrung erkenne, wie jedes Tier es vermag, sondern was ihm nur vorkomme, Reines wie Unreines, an sich reiße und dem Mund zuführe. Die Forscher sagten, ohne Belehrung habe der Mensch selbst kein Wissen hinsichtlich der Unterschiede des Geschlechts, und von den Liebesweisen gegen dasselbe, und auch erwachsene Jungfrauen und Jünglinge nicht ohne Unterweisung von anderen, wenngleich sie in Wissen mannigfaltiger Art eingeleitet wurden; es kürzer zu sagen: "Der Mensch kommt zur Welt körperhaft wie ein Wurm, und er bleibt körperhaft, wenn er nicht wissen, erkennen und weise sein von anderen lernt." Hierauf begründeten sie, wie die Tiere, edle wie unedle, als: Tiere der Erde, Vögel des Himmels, kriechendes Geziefer, Fische, Würmchen, die man Kerbtiere nennt, mit allen Kundigkeiten ihres Liebelebens geboren werden, wie z.B. für den ganzen Betreff ihrer Ernährung, ihrer Wohnung, ihrer Geschlechtstriebe und Fortpflanzung und der Aufziehung ihrer Jungen. Dies bekräftigten sie durch wundervolle Erscheinungen, die sie sich ins Gedächtnis zurückriefen von Gesehenem, Gehörtem und Gelesenem in der naturmäßigen Welt, wie sie unsere Welt nannten, in der es nicht vorbildende, sondern reale Tiere gebe. Nachdem so die Wahrheit des Satzes festgestellt war, boten sie ihrem Gemüt auf, die Absichten und Ursachen aufzusuchen und zu ermitteln, wodurch dieses Geheimnis sich hervorfinden und aufdecken ließe: Und alle sagten, alles müsste notwendig aus der göttlichen Weisheit kommen, damit der Mensch sei Mensch und das Tier sei Tier. Und so werde die Unvollkommenheit der Geburt des Menschen seine Vollkommenheit, und die Vollkommenheit der Geburt des Tieres seine Unvollkommenheit.

Hierauf begannen zuerst die Nördlichen, ihre Meinung abzugeben, und sagten: "Der Mensch werde geboren ohne Wissen, damit er alles Wissen aufnehmen könne. Käme er hingegen mit Wissen zur Welt, so vermöchte er keines aufzunehmen als nur das, in das er hineingeboren worden; und in diesem Fall könnte er sich gar keines aneignen." Dies verdeutlichten sie durch folgenden Vergleich: "Der Mensch ist bei seiner Geburt dem Boden gleich, in den noch kein Same gelegt ist, der aber alle Samenarten annehmen und sie zum Aufgehen und Fruchttragen bringen kann. Das Tier hingegen ist einem schon besäten und mit Gräsern und Kräutern überwachsenen Boden gleich, der außer dem eingesäten Samen keinen mehr annimmt und den nachgebrachten ersticken würde. Darin liegt der Grund, warum der Mensch eine Reihe von Jahren zum Erwachsen bedarf, in deren Lauf er wie Ackerland bestellt werden, und gleichsam Saaten, Blüten und Bäume aller Gattung hervorbringen kann, das Tier hingegen wenige, in deren Verlauf es nur dem Angeborenen sich zu bilden lässt."

Darauf sprachen die Westlichen und sagten: "Der Mensch komme nicht als Wissen zur Welt wie das Tier, sondern als Fähigkeit und Trieb, Fähigkeit zum Wissen und Trieb zum Lieben und Weisesein. Und er komme zur Welt als höchstvollkommener Trieb, zu lieben nicht allein das, was des Seinen und der Welt ist, sondern auch das, was Gottes und des Himmels ist; folglich komme der Mensch als ein organisches Wesen zur Welt, das nur kaum und ganz dunkel mit den äußeren Sinnen, und völlig ohne innere Sinne lebt, zu dem Zweck, damit er allmählich ins Leben eintritt und Mensch wird, erst naturmäßiger Mensch, dann vernunftmäßiger Mensch und endlich geistiger Mensch; was nicht der Fall wäre, wenn er mit Wissen und Lieben den Tieren gleich zur Welt käme. Denn angeborene Kundigkeiten und Triebe des Liebens beschließen jenen Entwicklungsgang, wogegen bloße Fähigkeiten und Triebe, die man mitbringt, nichts abschließen. Und darum kann der Mensch sich ewig vervollkommnen durch Wissen, Erkenntnis und Weisheit."

Hier nahmen die Südlichen auf und gaben ihre Meinung ab: "Dem Menschen ist es unmöglich," sagten sie, "irgendein Wissen von sich zu nehmen, sondern er ist bestimmt, es von anderen zu nehmen, weil kein Wissen ihm angeboren ist; und weil er kein Wissen von sich nehmen kann, so kann er auch kein Lieben von sich nehmen, indem, wo kein Wissen, auch kein Lieben ist. Wissen nämlich und Lieben sind unzertrennliche Gefährten, und lassen sich nicht scheiden, wie auch nicht Willen und Verstand, oder Trieb und Gedanke, ja selbst nicht füglicher, als Wesen und Form; in dem Verhältnis denn, wie der Mensch Wissen von anderen nimmt, so schließt sich diesem Lieben als sein Gefährte an. Die durchwaltende Liebe, die sich anschließt, ist die Liebe zu wissen, und dann zu erkennen und weise zu werden. Diese Liebgattungen gehören einzig dem Menschen und keinem Tier an, und fließen ein von Gott. Wir vereinigen uns mit unseren Genossen gegen Abend, dass der Mensch nicht eingeboren wird in irgendeine Liebe, und folglich in kein Wisstum, sondern bloß nur eingeboren wird in Neigung zu lieben, und folglich in die Fähigkeit zur Aufnehmung von Wisstümlichem, nicht von sich, sondern von anderen, d.h. unter Vermittlung anderer; "unter Vermittlung anderer" sagen wir, weil auch diese nichts von sich empfingen, sondern ursprünglich von Gott. Wir vereinigen uns auch mit unseren Genossen gegen Mitternacht, dass der Mensch zur Welt komme dem Ackergrund ähnlich, der noch gar nicht mit Samen bestellt ist, jedoch mit edlem oder unedlem bestellt werden kann. Wir setzen hinzu, dass die Tiere mit naturmäßigen Liebgattungen geboren werden, und folglich mit einem Wissen, das diesen entspricht; und dass sie dennoch aus dem Wissen lediglich nichts wissen, denken, erkennen oder weise daraus sind, sondern dass sie von ihrem Lieben zu jenem Wissen geleitet werden, ungefähr wie ein Blinder durch die Straßen von einem Hund, denn hinsichtlich des Verstandes sind die Tiere blind; oder noch mehr Nachtwandlern gleich, die aus blindem Wissen, bei schlafendem Verstand, verrichten was sie verrichten."

Zuletzt sprachen die Östlichen und sagten: "Wir stimmen zu dem, was unsere Brüder vortrugen, dass nämlich der Mensch nichts wisse aus sich, sondern aus anderen und durch andere, damit er erkenne und anerkenne, alles, was er weiß, erkennt und worin er weise ist, sei aus Gott; und dass der Mensch nicht anders kann empfangen, geboren und gezeugt werden von Gott, und Sein Bild und Ähnlichkeit werden; denn er wird Gottes Bild dadurch, dass er anerkennt, und glaubt, alles Liebegute und Liebtätigkeitsgute und alles Weisheitswahre und Glaubenswahre habe er empfangen und empfange er von Gott, und gar nichts von sich. Und Ähnlichkeit Gottes ist er dadurch, dass er empfindet jenes alles in sich wie von sich. Er empfindet so, weil er nicht in Wissen hineingeboren wird, sondern solches empfängt, und das Empfangen ihm erscheint wie von sich. So zu empfinden, wird ihm wieder von Gott, auf dass er Mensch sei und nicht Tier, weil er dadurch, dass er will, denkt, weiß, erkennt und weise ist wie aus sich heraus, Wisstümliches in sich aufnimmt, und solches emporhebt ins Verstandesgebiet, und, durch Erfüllung von Nutzzwecken in ihm, zur Weisheit. So verknüpft Gott Sich den Menschen, und der Mensch sich Gott: Dies könnte nicht erfolgen, wäre nicht von Gott veranstaltet, dass der Mensch in gänzlicher Kenntnislosigkeit zur Welt komme."

Auf diesen Ausspruch verlangten alle, dass aus dem Erörterten ein Beschluss gebildet werde, und es ward folgender genommen: "Der Mensch wird ohne Wissen geboren, damit er kann zu allem Wissen gelangen und voranschreiten zur Einsicht und durch diese zur Weisheit. Und er wird mit keiner Liebe geboren, damit er zu aller Liebe gelangen kann, durch Anwendung des Lernwissens aus Einsicht heraus; und damit er zur Liebe gegen Gott mittels der Liebe gegen den Nächsten gelangen und so mit Gott verbunden und dadurch Mensch werden kann, und ewig fortleben."

Was ist der "Baum des Lebens" und was der "Baum des Wissens von Gut und Böse" und das Essen von beiden?

Hierauf nahmen sie das Blatt und lasen den dritten Gegenstand der Erörterung; er hieß: Was bedeutet der Baum des Lebens, und was der Baum des Wissens von Gut und Böse, und was das Essen von beiden? Und alle baten, die vom Osten möchten dies Geheimnis entwickeln, weil es Aufgabe für den tieferen Verstand ist, und weil die, welche vom Osten sind, in feuerfarbigem Licht, d.h. in Liebesweisheit sind, und diese Weisheit verstanden ist unter dem Garten Eden, worin jene beiden Bäume gestanden haben. Und sie erwiderten: "Wir wollen es sagen; weil jedoch der Mensch nichts aus sich nimmt, sondern aus Gott, so wollen wir es sagen aus Ihm, doch aber von uns wie von uns." Und nun sagten sie: "Baum bezeichnet den Menschen, und Frucht sein Lebensgutes, folglich wird durch Baum des Lebens bezeichnet: Der aus Gott lebende Mensch oder: Gott lebend im Menschen, und weil die Liebe und Weisheit, und die Liebtätigkeit und der Glaube, oder Gutes und Wahres, Gottes Leben im Menschen machen, so wird durch "Baum des Lebens" der Mensch bezeichnet, in dem jene von Gott sind und woraus ihm ewige Fortdauer wird. Ähnliches wird bezeichnet durch den Baum des Lebens, von welchem wird zu essen gegeben werden (Offb.2/7; 22/2,14). Durch "Baum des Wissens von Gutem und Bösem" wird bezeichnet der Mensch, der glaubt, aus sich heraus zu leben und nicht aus Gott heraus; der denn glaubt, Liebe und Weisheit, Liebtätigkeit und Glaube, d.h. Gutes und Wahres, seien im Menschen das Seine und nicht Gottes; der dies glaubt, weil er denkt und will und spricht und handelt nach aller Ähnlichkeit und Erscheinlichkeit wie aus sich. Und weil nun der Mensch durch diesen Glauben sich beredet, Gott habe Sich eingegeben, oder Sein Göttliches in ihn übergegossen, darum sprach die Schlange: "Gott weiß, an welchem Tag ihr von der Frucht jenes Baumes essen werdet, werden eure Augen aufgetan werden, und ihr werdet sein wie Gott, wissend Gutes und Böses": (1Mo.3/5). Durch das Essen von jenen Bäumen wird angezeigt die Aufnahme und Aneignung; durch das Essen vom Baum des Lebens der Empfang des ewigen Lebens, und durch das Essen vom Baum des Wissens von Gutem und Bösem der Empfang der Verdammnis. Durch die Schlange wird bezeichnet der Teufel unter dem Gesichtspunkt der Selbstliebe und des Dünkels eigener Einsicht, und diese Liebe ist Besitzer jenes Baumes, und die Menschen, so in dem Stolz aus dieser Liebe sind, sind jene Bäume. Die also sind in schwerem Irrtum, welche glauben, Adam sei weise gewesen und habe das Rechte getan aus sich, und dieses sei sein Unschuldsstand gewesen, indessen Adam eben jenes Glaubens wegen verflucht worden ist; dieses nämlich ist ausgedrückt durch das Essen vom Baum des Wissens, von Gutem und Bösem. Und deshalb fiel er nun aus dem Stand der Unschuld, den er davon gehabt hatte, dass er glaubte, weise zu sein und das Rechte zu tun aus Gott und nichts aus sich; denn letzteres ist verstanden unter Essen vom Baum des Lebens. Der Herr allein, da Er auf der Welt war, war weise aus Sich, und tat das Gute aus Sich, weil das Göttliche Selbst, von Geburt her, in Ihm und das Seine war, weshalb Er auch aus eigener Macht Erlöser und Seligmacher wurde." Aus jenem und diesem bildeten sie nun den Beschluss: "Unter dem Baum des Lebens und unter dem Baum des Wissens von Gutem und Bösem und unter dem Essen von denselben, wird bezeichnet, dass dem Menschen Leben ist Gott in ihm, und ihm alsdann auch der Himmel wird und das ewige Leben; und dass Tod dem Menschen ist die Beredung und der Glaube, dem Menschen sei Leben nicht Gott, sondern er selbst; und dass dadurch ihm die Hölle und der ewige Tod werde, welches ist die Verdammnis."

Darauf überblickten sie das von den Engeln auf dem Tisch zurückgelassene Blatt, und fanden noch beigesetzt: Bringt diese drei in einen Ausspruch. Und nun fassten sie solche zusammen, und fanden, dass jene drei, aneinandergereiht, ein Ganzes bilden, und dass der hervorgehende Ausspruch dieser ist: "Der Mensch ist geschaffen, um Liebe und Weisheit von Gott in sich aufzunehmen, und doch in aller Ähnlichkeit als wie von sich, und letzteres zwechks der Aufnahme und Verbindung. Darum kommt der Mensch zur Welt nicht mit irgendeiner Liebe, nicht mit irgendeinem Wissen, und selbst nicht mit irgendeinem Vermögen zu lieben und weise zu sein aus sich. Gibt er denn alles Liebegute und alles Weisheitswahre Gott zu eigen, so wird er ein lebendiger Mensch; gibt er es aber sich zu eigen, so wird er ein toter Mensch."

Dies schrieben sie auf ein frisches Blatt nieder und legten dieses auf den Tisch. Und siehe, augenblicklich waren Engel in glänzendweißer Wolke da und trugen des Blatt in den Himmel. Und, als es dort gelesen war, vernahmen die auf den Bänken Sitzenden Stimmen von dort "gut — gut — gut." Und alsbald erschien einer von dort wie fliegend, und wie mit zwei Flügeln an den Füßen und mit zwei an den Schläfen, Preise haltend, die in Togen, Hüten und Lorbeerzweigen bestanden. Und er ließ sich hernieder, und gab denen, die gegen Mitternacht saßen, opalfarbige Togen; denen auf der Abendseite scharlachrote Togen; denen auf der Mittagseite Hüte, deren Rand eine Saumschnur von Gold und Perlen, und die linke Kopfseite in Blumen ausgeschnittene Diamanten schmückten; denen aber auf der Morgenseite gab er Lorbeerzweige, woran Rubinen und Saphire waren. Und alle gingen, geziert mit diesen Preisen, vom Spiel der Weisheit in die Heimat zurück, und, da sie sich ihren Gattinnen zeigen wollten, kamen diese ihnen entgegen, gleichmäßig geziert mit Schmuckstücken aus dem Himmel verehrt, was jene staunen machte.






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Kapitel 17
Das menschliche Gemüt scheidet sich in drei Regionen

Swedenborg erhält Aufschluss über die eheliche Liebe durch ein Gesicht und seine Deutung durch einen Engel

Eine Denkwürdigkeit: Eines Morgens nach dem Erwachen vertiefte sich mein Denken in einige Geheimnisse der ehelichen Liebe, und zuletzt in dieses: In welcher Region des menschlichen Gemüts wohnt die wahrhaft eheliche Liebe, und in welcher denn die eheliche Kälte? Ich wusste, dass der Regionen des menschlichen Gemüts drei sind, eine über der anderen, und dass in der untersten Region wohnt naturmäßige Liebe, in der oberen geistige Liebe, und in der höchsten himmlische Liebe, und dass in jeglicher Region Vermählung von Gutem und Wahrem besteht; und, weil Gutes ist Angehör von Liebe, und Wahres ist Angehör von Weisheit, dass in jeglicher Region Ehe von Liebe und Weisheit besteht; und dass diese Ehe dieselbe ist mit der Ehe von Willen und Verstand, weil der Wille Aufnahmegefäß von Liebe, der Verstand aber Aufnahmegefäß von Weisheit ist. Als ich in der Tiefe dieses Gedankens war, siehe, da erblickte ich zwei Schwäne im Flug gegen Mitternacht, und bald auch zwei Paradiesvögel im Flug gegen Mittag, und auch zwei Turteltauben, fliegend im Aufgang. Und da ich mit dem Auge die Flüge verfolgte, sah ich, dass die beiden Schwäne sich wendeten von Mitternacht gegen Aufgang, ebenso die beiden Paradiesvögel von Mittag her, und dass sie sich sammelten mit den beiden Turteltauben im Aufgang, und zusammen flogen gegen einen hochragenden Palast, um den her Ölbäume, Palmen und Buchen standen. Am Palast waren drei Fensterreihen, eine über der anderen. Und da ich hinblickte, sah ich die Schwäne einfliegen in den Palast durch offene Fenster im untersten Geschoss, die Paradiesvögel durch offene Fenster im mittleren Geschoss, und die Turteltauben durch offene Fenster im obersten Geschoss. Eben da ich dies erblickte, stand ein Engel bei mir und sprach: "Verstehst du dein Gesicht?" "Kaum ein wenig," war meine Antwort. "Jener Palast," sprach er, "bildet die Wohnungen der ehelichen Liebe vor, wie sie sich im menschlichen Gemüt finden. Der oberste Teil desselben, wohin die Turteltauben unterflogen, bildet vor die oberste Region des Gemüts, wo eheliche Liebe wohnt in Liebe zu Gutem mit ihrer Weisheit; das Mittelgeschoss, wohin die Paradiesvögel unterflogen, die mittlere Region, wo eheliche Liebe wohnt in Liebe zu Wahrem mit ihrer Einsicht; das unterste Geschoss aber, in das die Schwäne unterflogen, die unterste Region des Gemüts, wo eheliche Liebe wohnt in Liebe zu Gerechtem und Redlichem mit ihrem Wisstum. Die drei Vogelpaare bezeichnen dies auch: Das Paar Turteltauben eheliche Liebe höchster Region, das Paar Paradiesvögel eheliche Liebe mittlerer Region, und das Schwanenpaar eheliche Liebe unterste Region. Gleiches bezeichnen die drei Baumarten rings um den Palast: Ölbäume, Palmen und Buchen. Wir im Himmel nennen die oberste Region des Gemüts die himmlische, die mittlere die geistige, und die unterste die naturmäßige. Und wir werden dieselben inne wie Wohngelasse in einem Haus, eines über dem anderen, und Zugänge von einem hinauf zum anderen durch Grade, wie auf Treppen; und in jeglicher Abteilung wie zwei Gemächer, eines für Liebe, das andere für Weisheit, und gegen vorwärts wie ein Schlafgemach, wo die Liebe mit ihrer Weisheit, oder Gutes mit seinem Wahren, oder wo, was wieder dasselbe ist, der Wille mit seinem Verstand auf dem Lager sich gattet. In jenem Palast stehen wie im Abbild zur Schau alle Geheimnisse der ehelichen Liebe."

Diese Rede fachte in mir das Verlangen an, all dies zu schauen, und ich fragte, ob es jemand vergönnt wäre einzutreten und es zu sehen, weil es ein vorbildender Palast ist. "Niemanden," erwiderte er, "als denen im dritten Himmel, weil diesen alles Vorbildliche von Liebe und Weisheit zu Realem wird. Von diesen vernahm ich, was ich dir mitteilte, und dazu dies, dass die wahrhaft eheliche Liebe in der obersten Region inmitten der Wechselliebe wohnt, im Brautgemach des Willens, und auch in der Mitte von Regungen der Weisheit im Brautgemach des Verstandes, und dass sie sich im Beilager gesellen in dem Gemach, das vorwärts liegt und im Aufgang," und ich fragte, "warum der Brautgemächer zwei?"

"Der Mann," erwiderte er, "ist im Brautgemach des Verstandes, und das Weib ist im Brautgemach des Willens." Und ich fragte: "Da die eheliche Liebe dort wohnt, wo wohnt daselbst die eheliche Kälte?" — "Ebenfalls," war seine Antwort, "in der oberen Region, jedoch nur im Brautgemach des Verstandes, während das Brautgemach des Willens daselbst verschlossen ist. Der Verstand nämlich mit seinem Wahren kann, sooft ihm beliebt, hinansteigen auf einer Wendeltreppe nach der oberen Region in sein Brautgemach, steigt aber der Wille mit seinem Liebeguten nicht zugleich in das Zwillingsgemach hinauf, so wird letzteres verschlossen, und es entsteht Kälte im anderen, und dies ist die eheliche Kälte. Der Verstand schaut, während solche Kälte gegen die Frau besteht, aus der obersten Gegend niederwärts zur untersten, und, zieht ihn Furcht nicht zurück, so steigt er nieder, um dort in unerlaubtem Feuer zu entbrennen." So sprach der Engel und wollte noch mehr über die eheliche Liebe aus ihren Abbildern in jenem Palast erzählen. "Doch genug für diesmal," sprach er, "siehe erst zu, ob, was du vernahmst, über den gemeinen Verstand geht. Ist es so, wozu mehr? Ist es nicht so, so sollst du mehr erfahren?"


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