Drei große göttliche Offenbarungen

deutsch      english      español      français



Übersicht und Vergleich

Swedenborg Offenbarungen

Lorber Offenbarungen

Biographie

Die Wiederkunft Christi

Grundfragen d Lebens - Bd 1

1.Teil - Gott und Schöpfung

2.Teil - Mensch u Lebenssinn

Grundfragen d Lebens - Bd 2

Grundfragen d Lebens - Bd 3

Bischof Martin

Jenseits der Schwelle

Gottfried Mayerhofer:

Lebensgeheimnisse

Schöpfungsgeheimnisse

Mexikanische Offenbarungen


Literatur + Websites

Sitemap

Impressum


Die Grundfragen des Lebens - Band 1

1. Teil

Gott und Schöpfung

I. Gibt es einen Gott?

Kapitel 1 – Vom Gottsuchen

Die Ansicht des Denkers

Das Erkenntnislicht des Herzens

Gott im Buche der Natur

Das Evangelium des Samenkorns

Die Wissenschaft der geheimen Seelenkräfte

Das inwendige Erkenntnisvermögen

Der geistige Weg

Kapitel 2 – Das Offenbarungswort Gottes

In den Wolken des Himmels

Warum in Hüllen?

Warum durch Menschen, nicht durch Engelsmund?

Die Weisheit der göttlichen Formenfülle

Der heilige, reine Wahrheitskern

Der Schlüssel der Liebe

Kapitel 3 – Spricht Gott auch heute noch?

Die kirchliche Stellung

Das Wort des ewig Lebendigen

Der Standpunkt der Bibel, der Vernunft und der Erfahrung

Allgemeine und Privatoffenbarungen

Unterschiede und Unterscheidungsmerkmale

II. Was ist über Gott geoffenbart?

Kapitel 4 – Vom Wesen Gottes

Allgeist und Ur-Gottmensch

Das Machtzentrum der Gottheit

Weltseele oder Person?

Der ausstrahlende Gottesgeist

Gottes Grundeigenschaft — Liebe

Die sieben "Geister Gottes" und ihr Werk

Kapitel 5 – Er heißt — Ewig-Vater!

Einheit oder Dreifaltigkeit?

Das unteilbare Einreich Gottes

Vater, Sohn und Heiliger Geist

Es ist ein Gott

Gott, unser Vater in Jesus

Dreieinheit — das Geheimnis der Person Jesu

Wahrer Mensch und wahrer Gott

III. Wie erklärt sich das Wunderwerk der Schöpfung?

Kapitel 6 – Die Schöpfung, ein ewiger Entwicklungsvorgang

Entwicklungs- und Schöpfungsabschnitte

Schöpfungsperioden ohne Zahl in ewiger Folge

Herr, Deine Größe überwältigt mich!

Das Werk unseres himmlischen Vaters

Erkenntnisse der Demut und Liebe

Kapitel 7 – Die Urelemente der Schöpfung

Die alte Atomlehre

Die neuere wissenschaftliche Erkenntnis

Was bekundet Lorber über die Urstoffe?

Die Teilbarkeit der Materie

Das Wesen der Urfunken

Die Urfunken — Gottes Gedanken

Das göttliche Ziel alles Lebens

Die geistige Natur der Schöpfung

Ströme des Lichts

Kapitel 8 – Vom Geist zur Materie

Weisheit der Urvölker und der Bibel

Die Urgeister und ihr Seinszweck

Die Erziehung der Urgeister zur Selbständigkeit und Gottähnlichkeit

Luzifers Fall und die Entstehung der Materie

Die sichtbare Weltenschöpfung — eine Materialisation

Erde und Mond

Kapitel 9 – Der materielle Schöpfungsbau

Gottes Sternenheere

Hülsengloben als Schöpfungszellen

Der große Schöpfungsmensch

Der verlorene Sohn

Gericht und Umkehr des gefallenen Lichtgeistes

Kapitel 10 – Geheimnisse der Sternenwelt

Der rätselhafte Neptun

Ein geborstener Planet

Von den großen Haupt- und Mittelsonnen

Von unserer Mutter-Sonne

Von den Kometen, Erden und Monden

Entstehung und Wesen des Sonnenlichts

Die Sonne — ein Dynamo!

Die Lebensfeuerströme im All

Das Phänomen des Leuchtens — geistig erklärt

Das Farbenwunder

Das Beispiel vom Spiegelzimmer

Kapitel 11 – Die Sterne und wir

Astrologie in alter und neuer Zeit

Die wahre Lebensauswirkung der Weltkörper

Das Riesenorchester der Himmelskräfte

Die zwölf Himmelszeichen

Wirkung unserer Sonne auf die Erde

Das kosmische Strahlenmeer und der Mensch

Vom Horoskop und seiner Bedeutung

IV. Ist Ziel und Zweck in der Natur — oder walten blinde Kräfte?

Kapitel 12 – Das Naturleben der Schöpfung als Auferstehung der Materiegeister

Der Grundgedanke der Lorberschen Schöpfungslehre

Das Harren und Seufzen der Kreatur

Die Rückführung Luzifers in Atomen

Durch zahllose Lebensformen zur Gottähnlichkeit

Stirb und werde!

Die Stufen der Naturreiche

Der rein geistige Leiter

Die Lebensschule Gottes: Geist, Seele und Leib

Darwin und Lorber

Kapitel 13 – Gottes Wunder im Atom

Die Atomlehre der neueren Wissenschaft

Lorber über d atomischen Urbestandteile d Sandkörnchens

Das Atom — ein lebendiger Zeuge des lebendigen Gottes

Kapitel 14 – Ur- und Fortzeugung

Ur-Erschaffung

Mutterkeim und Befruchtung

Geistige Zeugung

Materielle Fortpflanzung

Lebensentwicklung im befruchteten Keim

Kapitel 15 – Engel und Geister als Schöpfungsdiener

Ein einziges, einheitliches Lebensreich

Dienen — die allgemeine Losung

Die Urengel

Auf dem Demuts- und Liebesweg durch die Materie

Naturgeister

Naturseelen

Erd- oder Berggeister

Flur- und Waldgeister

Luftgeister

Männlein im Walde

Übergang zur Menschenstufe

Menschen geister, Engel und Engelsfürsten

Alles im Namen des Herrn

Geisterwerk

Kapitel 16 – Der Gegenpol — Luzifer und seine Engel

Einst oberster Lichtgeist — jetzt Fürst der Finsternis

Dämonen und Teufel

Vom Ursprung und Zweck der Finsternismächte

Keine Kraft kann wirken ohne Gegenkraft

Gut und Böse als Kräftemischung in allen Wesen

Die Materiegeister als negativer Gegenpol im Wesen der Gottheit

Gottesstandpunkt und Menschenstandpunkt

Gott im Ja und im Nein

V. Was dünkt euch um Christus?

Kapitel 17 – Aller Geister Herr und Meister

Die Ur- und Grundkraft alles Lebens

Der All-Gott in Christus

Vorahnung

Das Kommen im großen Augenblick der Schöpfungsreife

Die Menschwerdung

Er nahm zu an Weisheit und Gnade

Kapitel 18 – Das Licht und Heil der Welt

Jesus als Mensch

Des Herrn Äußeres

Der große Weltlehrer

Die Lehre Jesu

Des Herrn Lehrweise

Zeichen und Wunder

Tatlehre und Tatlehrer

Der Heiland der Kranken und Freund der Armen

Das Lamm Gottes

Der Zeuge des ewigen Gotteslebens

Kapitel 19 – Der Erlöser und himmlische Vater

Ein nahbarer Vatergott und ein neuer Himmel

Der Mittler und Versöhner

Die Kunde des Kreuzeswegs auf den Gestirnen

Der Erlöser und die Erlösung

Der Name aller Namen

Ein höchstes, heiligstes Geheimnis






Nach oben



I. Gibt es einen Gott?

Kapitel 1
Vom Gottsuchen

Die Frage nach Gott hat von jeher das Menschenherz bewegt, und es sind schon viele Wege versucht worden, um einen klaren, unbestreitbaren Beweis vom Dasein Gottes zu finden. Besonders im Mittelalter wurde von Theologen und Philosophen vielfach der Versuch unternommen, das Dasein und Wesen Gottes durch logische Vernunftschlüsse zu beweisen. Aber alle Versuche haben trotz Bergen von Büchern zu nichts Gewissem geführt. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts machte der große deutsche Denker Immanuel Kant all diesen Spekulationen ein Ende, indem er mit logischer Klarheit darlegte, das Dasein Gottes könne mit dem bloßen Verstand niemals mit zwingender Sicherheit bewiesen werden. (Siehe, Im. Kant, "Kritik der reinen Vernunft", Elementarlehre, II. Teil.) Nur ein gewisser Wahrscheinlichkeitsbeweis lasse sich aus dem Buche der Natur, d.h. aus der Ordnung und Zweckmäßigkeit der ganzen Schöpfung, mit einer starken Überzeugungskraft ableiten.

Die Ansicht des Denkers

"Die Welt", sagt Kant, "eröffnet uns einen so unermesslichen Schauplatz von Mannigfaltigkeit, Ordnung, Zweckmäßigkeit und Schönheit, dass selbst nach den Kenntnissen, die unser schwacher Verstand davon erwerben könnte, alle Worte ihren Nachdruck, alle Zahlen ihre Kraft und selbst unsere Gedanken alle Begrenzung vermissen lassen. Allerwärts sehen wir eine Kette von Wirkungen und Ursachen, von Zwecken und Mitteln, Regelmäßigkeit im Entstehen und Vergehen. Und indem nichts von selbst in den Zustand getreten ist, darin es sich befindet, so weist jeder Zustand immer weiter nach einem andern Ding als seine Ursache zurück, welche dieselbe weitere Rückfrage notwendig macht. Auf solche Weise müsste das All im Abgrund des Nichts versinken, nähme man nicht Etwas an, das außerhalb dieses unendlichen Zufälligen für sich selbst ursprünglich und unabhängig besteht und als allgemeine Ursache allem seine Fortdauer sichert. Diese höchste Ursache — wie groß soll man sie sich denken? Nichts hindert uns, das oberste Wesen, dem Grade der Vollkommenheit nach, über alles andere irgend Mögliche zu setzen!"

"Dieser Gottesbeweis (aus der Ordnung und Zweckmäßigkeit der Natur)", so fährt Kant fort, "verdient jederzeit mit Achtung genannt zu werden. Er ist der älteste, klarste und der Menschenvernunft am meisten angemessene. Und es würde nicht allein trostlos, sondern auch ganz umsonst sein, dem Ansehen dieses Beweises etwas entziehen zu wollen."

So lautet die bestimmte und klare Ansicht Kants! Immerhin betont aber auch dieser große Denker, dass jener Gottesbeweis aus dem Buche der Natur nicht ein mathematisch zwingender, sondern eben nur ein Wahrscheinlichkeitsbeweis ist.

Einer der bedeutendsten Atomphysiker, der Nobelpreisträger Max Planck, äußert sich in einem in Florenz gehaltenen Vortrag unter anderem wie folgt: "Als Physiker, also als Mann, der sein ganzes Leben der nüchternsten Wissenschaft, nämlich der Forschung der Materie diente, bin ich sicher von dem Verdacht frei, für einen Schwarmgeist gehalten zu werden. Und so sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms folgendes: "Es gibt keine Materie an sich! Alle Materie entsteht und besteht nur durch eine Kraft, welche die Atomteilchen in Schwingungen versetzt und sie zum winzigsten Sonnensystem des Atoms zusammenhält. Da es aber im ganzen Weltall weder eine intelligente noch eine ewige Kraft an sich gibt — es ist der Menschheit nie gelungen, das heiß ersehnte Perpetuum mobile (das aus sich selbst bewegte) zu finden — so müssen wir hinter dieser Kraft bewussten, intelligenten Geist annehmen. Dieser Geist ist der Urgrund aller Materie. Nicht die sichtbare, aber vergängliche Materie ist das Reale, Wahre, Wirkliche (der Boden), denn diese Materie bestünde, wie wir es gesehen haben, ohne diesen Geist überhaupt nicht, sondern der unsichtbare, unsterbliche Geist ist das Wahre. — Da es aber Geist an sich nicht geben kann, sondern jeder Geist einem Wesen zugehört, so müssen wir zwingend Geist-Wesen annehmen. Da aber auch Geist-Wesen nicht aus sich selbst sein können, sondern geschaffen sein müssen, so scheue ich mich nicht, diesen geheimnisvollen Schöpfer ebenso zu nennen, wie ihn alle alten Kulturvölker der Erde früherer Jahrtausende genannt haben: "GOTT".

Das Erkenntnislicht des Herzens

Mit diesen Anschauungen der Denker ganz übereinstimmend sind die Lehren, welche uns in den Neuoffenbarungs-Werken Jakob Lorbers begegnen.

"Mit dem kalten Kopfverstand lässt sich das göttliche Wesen nie erfassen und ergreifen", heißt es auch hier. "Was sollte denn die Seele im Gehirn finden? Nichts als innehaftende Bilder dieser Welt, die dem, was des Geistes und des wahren Lebens ist, alle um vieles ferner stehen als die Seele selbst." (GEJ 09, 84, 3) — Dennoch soll der Mensch "seinen Gehirnverstand recht wohl ausbilden und vernünftig denken lernen, freilich nicht nach der Weise der Welt, sondern nach der Weise der wahren Kinder Gottes!" (GEJ 09, 100, 14)

Das heißt: der Verstand soll sich demütig und liebevoll von dem sich offenbarenden göttlichen Geiste erleuchten, belehren und beleben lassen.

Im großen, durch Jakob Lorber empfangenen Evangelium (GEJ 05, /61-62), gibt der Herr einem Führer des Essäerordens, der bisher vergeblich Gott und dessen Geheimnisse mit dem Verstand zu ergründen gesucht hatte, folgende Erklärung:

"Das innere Leben ist Liebe, also ein Feuer voll Wärme … Du wirst daraus wohl entnehmen können, dass der Mensch mit seiner bloßen, kalten Vernunft und seinem noch so klaren und scharfen Verstand von all dem, was geistig ist, nichts fassen kann. Er kann das Leben und dessen Grund-Endzweck nicht begreifen. Denn die Vernunft und der Verstand haben ihren Sitz im Gehirn und im Blute und besitzen dadurch wohl die Fähigkeit, die Eindrücke und Bilder der materiellen Außenwelt aufzunehmen, sie in ihren Formen und Wirkungen zu vergleichen und sich endlich daraus einen Kreis von allerlei Schlüssen zu bilden. Aber alles das sind Dinge und Abbilder der Materie, in der des Kopfes Sinne nimmer etwas Geistiges zu entdecken imstande sind.

Weil aber das Leben in seinem innersten Wesen nur etwas Geistiges sein kann, so kann es auch nur in und durch sich selbst begriffen werden. Es müssen im Menschen sonach noch andere Sinne vorhanden sein, durch die er auch das geistige Lebenselement in sich erfühlen, erschauen und nach und nach begreifen kann in allen seinen Tiefen und Beziehungen.

Welches sind aber solche inneren Sinne? Siehe, da gibt es eigentlich nur einen einzigen Sinn, und der heißt Liebe, die da wohnt im Herzen. Dieser Sinn muss vor allem gestärkt, gebildet und geläutert werden. Und alles, was der Mensch denkt, will und tut, muss von der lebensheißen Lichtflamme aus dem Feuer der reinen Liebe erleuchtet und durchleuchtet sein, damit alle Geister erwachen am Morgen des werdenden Lebenstages.

Darum kannst du als eine feste Norm annehmen und sagen: Kein äußerer Weltverstand kann je ergründen und erschauen, was im Menschen ist — das kann allein nur der Geist im Menschen. Und so kann auch niemand Gott erkennen als nur der erweckte und vollauf tätig gewordene Geist Gottes im Menschenherzen, der gleich wie Gott selbst die reinste Liebe ist.

Siehe, diesen alleredelsten Teil in deinem Herzen hast du noch nie gepflegt und hattest auch keine Ahnung von seinem Wert! Es ist darum begreiflich, dass du ein fester Gottesleugner geworden bist und, all deines Suchens ungeachtet, der ewigen, alles erschaffenden, durchdringenden und erhaltenden Gottheit nimmer auf die Spur kommen konntest!" –

Gott im Buche der Natur

Für eine vom Geist der Liebe erleuchtete Seele wird auch in den Lorberschriften die rechte Erkenntnis der Natur als ein guter Weg zu Gott bezeichnet.

"Alles in der Naturwelt, was sich nur immer in ihren drei Reichen befindet, ist Schrift und Sprache für die erleuchtete Seele des Menschen!" (GEJ 08, 102) Ein jeder Mensch hat Augen zum Sehen, Ohren zum Hören, den Geruchssinn, den Geschmack, das Gefühl und zu alledem Verstand und Vernunft. So ausgerüstet sieht er die Sonne und den Mond auf- und niedergehen; er sieht die Sterne und auf der Erde zahllos viele Arten und Gattungen der Geschöpfe, aus denen er Gott den Herrn stets mehr und mehr erkennen kann. Ein jeder Berg, jede Ebene, jeder Strom, alle die verschiedenen und mit aller Schönheit geschmückten Pflanzen und die gesamte Tierwelt geben ihm Stoff zur Genüge, der ihn über ihr Entstehen und Bestehen zu denken nötigt. Denkt aber ein Mensch darüber nach, so wird ihm eine innere Stimme sagen, dass alles das nicht aus sich selbst hat entstehen können, sondern dass da ein höchst weiser, liebevoller und allmächtiger Schöpfer sein muss, der all dieses geschaffen und geordnet hat, es jetzt noch forterhält und in einer stets vervollkommneteren Art ewig erhalten wird, weil Er es schon seit undenklichen Zeiten bis jetzt so getan hat.

Wer sich einen Gott und Schöpfer so vorstellt, muss dann auch eine große Achtung vor Ihm und Liebe zu Ihm stets mehr in sich wachrufen. Ist aber diese einmal erwacht, so ist auch der Anfang zum inneren Lebendigwerden der Seele da und wächst dann fort mit der Zunahme der Liebe zu Gott — weil der Liebegeist die Seele mehr und mehr erleuchtet und sie über das Wesen Gottes in stets größere Klarheit versetzt. Hat ein Mensch auf diese Weise den Weg zu Gott und somit zum wahren, ewigen Leben gefunden, so kann er dann aus Nächstenliebe auch seinen Nebenmenschen einen rechten Führer abgeben; und er wird dafür von Gott aus mit noch mehr Licht und Weisheit begabt werden." (GEJ 06, 111, 9-13; vergl. auch 87.

Das Evangelium des Samenkorns

Ober Gott im All und im Samenkorn lesen wir die Worte: "Sage mir, Bruder, hast du schon einmal erlebt, dass irgendwo aus bloßem Zufall ein Haus mit all seinen Einrichtungen entstanden ist? — Du sprichst: 'Nein, so etwas ist noch nie geschehen!' — Gut! Wenn der Zufall nicht einmal ein simples Haus zuwege bringen kann, wie soll er dann eine ganze Erde erschaffen können, auf der wir doch wohlberechnetste Wunderdinge in Unzahl antreffen, von denen das einfachste schon eine viel zu tief durchdachte Einrichtung und Gestaltung aufweist, als dass man mutmaßen könnte, das sei ein Werk des stummen und blinden Zufalls! –

Betrachte beispielsweise die wunderbaren Einrichtungen der Pflanzen. Wie genau sie in ihrer einmal gestellten Form durch Jahrtausende ihre Art-Beschaffenheit und Tauglichkeit auch nicht um ein Atom ändern! Wie unberechenbar kunstvoll muss schon die mechanische Gestaltung eines Samenkorns sein, derzufolge es aus der Erde nur die ihm zusagenden Teile an sich zieht, durch die es sich dann wieder vervielfältigt und fortpflanzt! Von dem übersinnlichen Wesen eines Samenkornes will ich gar nicht reden. Denn wer begreift jene göttliche Berechnung, nach der ein einziges Samenkorn zahllose Myriaden seinesgleichen in sich fasst, und das nicht nur in Form des Samenkorns, sondern auch in der Form der Pflanze, auf der das Samenkorn reift. Nur eine Eichelnuss: Setze sie ins Erdreich, so wird in Kürze ein ganzer Eichbaum zum Vorschein kommen, und dieser wird dir dann viele Jahre hindurch eine unzählbare Menge Eichelnüsse abgeben. Wenn du alle diese Nüsse wieder in die Erde legst, wirst du schon einen Wald von Millionen Eichbäumen haben, die wieder alle die gleichen Früchte erzeugen in einer nimmer berechenbaren Vielheit. Und siehe, das alles liegt wunderbar in einer jeden Eichelnuss unseren Blicken verborgen und ist doch unleugbar da!

Wenn aber also, dann sage mir, ob ein blinder Zufall eine Eichelnuss wohl so wunderbar einzurichten vermag? Nein, wahrlich — einen Gott voll der höchsten Urmacht und Weisheit muss es sonach geben! Das kann mein Gemüt und mein Verstand ewig nimmer in Abrede stellen!" (RB 01, 54, 5-9.)

Die Wissenschaft der geheimen Seelenkräfte

Wichtige Erfahrungswege bieten auch die Wissenschaft von den geheimen Seelenkräften sowie die Lehre vom Sein und Wirken unkörperlicher Geistwesen und Engel und der praktisch-geistige Verkehr mit solchen. Diese Wege der Erkenntnis haben gerade in unserer Zeit eine besonders große Bedeutung gewonnen. Bei der großen geistigen Weltwende unserer Tage, der Rückführung der Menschheit aus der Geistesnacht des Materialismus und Unglaubens, spielen sie durch die Zulassung unseres himmlischen Vaters eine wichtige Rolle. Man darf wohl ohne Übertreibung sagen, dass die Parapsychologie in den letzten Jahrzehnten mit ihren Ergebnissen Millionen von Menschen einem neuen Glauben an eine geistige Welt, an ein Fortleben und einen allwaltenden Gott entgegengeführt hat. Denn vielleicht mehr als manche christliche Kirche haben diese Forschungen Ungläubige zum Nachdenken und zur kritischen Prüfung ihrer alten, traditionellen Anschauungen gebracht.

Der Spiritismus hat freilich auch seine Gefahren, wie jeder Kundige weiß. Wir sollen daher nicht dabei stehen bleiben, sondern vom Spiritismus fortschreiten zur Theosophie. In diesem Punkte fasst eine lichtvolle Kundgabe durch Jakob Lorber folgendes kurz zusammen. "Wie aber nur der unterrichtete Apotheker versteht, was nach dem vorliegenden Rezept dem Kranken für eine Arznei zu bereiten ist, so soll auch in dieser wichtigen Sache, durch die eine Brücke zwischen der Sinnen- und Geisterwelt bewerkstelligt werden soll, sich kein Laie lediglich aus wundersüchtiger Neugierde beifallen lassen, Experimente zu bewerkstelligen, wozu ihm die Grundelemente fremd sind. Aber Sachkundige und ernstlich vom besten Willen Belebte können die Experimente mit allem Fleiß durchführen und sollen nicht ruhen, bis sich ihnen nicht nur der Vorhof, sondern auch der ganze Tempel des Lichtes aufgetan hat."

Freilich, so wenig wie die Naturerforschung sind auch Okkultismus und Spiritismus berufen, den Schleier vom Geheimnis Gottes völlig zu lüften.

In Übereinstimmung mit Kant heißt es bezüglich der Naturkunde auch in den Lorberschriften: "Ihr werdet damit die Menschen nur zu einem Ahnen vom Dasein eines Gottes, aber nie zu seiner vollen Erkenntnis bringen." Und ähnlich wird die Wirkung von Erscheinungen der Geisterwelt beurteilt.

Das inwendige Erkenntnisvermögen

Auch die Lorberschriften weisen deshalb den Menschen vom Suchen im äußeren und dem immerhin nützlichen Forschen der Wissenschaften ins eigene Innere, um dort — mit weit größerer Sicherheit und schließlich mit voller Überzeugung — durch ein ehrfurchtsvolles Glauben und liebetätiges Leben das inwendige Reich Gottes, den göttlichen Geistfunken, und durch ihn den Gott, Schöpfer und Vater selbst zu finden.

"So ihr Meine Lehre", spricht der Herr im Großen Evangelium, "klar und rein, wie ihr sie von Mir überkommen habt, euren Brüdern gebet, und sie euch hören und die Lehre annehmen, werden Meine Worte, da sie Kraft, Macht und Leben in sich bergen, eine ganz andere Wirkung in den Herzen und Gemütern hervorbringen als alle erdenklichen Beweise aus dem Bereiche der materiellen Welt und ihrer Ordnung.

Wenn dann die Menschen an Mich glauben und auch nach Meiner Lehre und Meinem Willen leben und handeln, so werden sie den wahren Lehrer (den göttlichen Geistfunken) in sich selbst finden, der sie in alle anderen Wahrheiten führen wird.

Wer Gott und sein ewiges Lebensreich finden will, muss also in seines Herzens stillem Kämmerlein in der Liebe zu Gott und zum Nächsten zu suchen anfangen. Wer da ernstlich sucht und nicht nachlässt, wird auch finden, was er ersehnt. Wer aber im Suchen lau wird, der wird das, was er mit geringer Mühe wohl haben möchte, auf dieser Welt und auch jenseits schwerlich oder gar nicht finden.

Schicket daher nur Mein lebendiges Wort voraus und machet erst hinterher die, welche Mein Evangelium angenommen haben, auf den Grund und die Erscheinungen der Naturdinge und ihre Ordnung in dieser Welt aufmerksam, so werdet ihr die besten Erfolge ernten!"

Der geistige Weg

Näheres über den einzig sicheren, geistigen Weg des Gottfindens lehren die Lorberschriften an zahlreichen Stellen. Ja man kann sagen, die überzeugende Verkündung dieses Gotteswegs ist ein Hauptzweck und der tiefste, eigentliche Sinn dieser ganzen Neuoffenbarung. Auf diesen innerlichen, geistigen Weg, der schmal und steil empor und anfangs oft durch Dornen und Leiden führt, soll die auf allerlei Irrwege geratene Menschheit wieder mit aller Klarheit gestellt werden. Jeder Leser wird es dankbar empfinden, dass diese erlösende und beseligende Grundwahrheit in den Werken Jakob Lorbers unzweideutig und nachdrücklich fast in jedem Kapitel erläutert und betont wird.

"Wenn dein Glaube durch Werke lebendig wird, so wirst du durch diesen lebendigen Glauben nach und nach ins Schauen, Selbstfühlen und tiefst dich überzeugendes Erkennen übergehen. Und das ist für die Seele des Menschen um vieles besser, als so sie erst das als überzeugend wahr annimmt, was sie durch ihr eigenes Suchen und Forschen mühevoll auf dem Erfahrungswege sich als eine Wahrheit zu eigen gemacht hat. Es ist wohl solch eine emsig forschende Seele auch ihres Lohnes wert; aber besser ist es, wenn eine Seele — so sie die Wahrheit aus dem Munde Gottes vernimmt — glaubt und danach tätig ist. Denn dadurch eint sie durch die Liebe Meinen Geist mit sich, der ihr in einer Stunde mehr der lichtvollsten Weisheit geben wird, als sie sich auf dem Wege des eigenen Forschens in hundert Jahren erwerben kann. — Aber darum soll dennoch eine frommgläubige Seele das gerechte Suchen und Forschen nicht auf die Seite setzen! Denn es soll ein jeder Mensch alles prüfen, was er von Menschen vernimmt, und das Gute, das auch allzeit wahr ist, behalten. Doch was leicht erkennbar von Mir selbst den Menschen geoffenbart wird, braucht der Mensch nicht viel zu prüfen, sondern nur zu glauben und danach zu handeln, und die lebendige Wirkung wird sich ihm bald sehr bemerkbar machen, Wer an Mich glaubt, Meinen Willen tut und Mich über alles und seinen Nächsten wie sich selbst liebt, zu dem werde Ich selbst kommen und Mich ihm treulich offenbaren!" — Auch der Philosoph und Denker Kant hat in der Hauptsache auf diesem inneren Wege Gott gefunden und daran mit Überzeugung sein ganzes Leben hindurch festgehalten. Denn das von ihm im Menschen entdeckte ewige Sittengesetz, der Geist der Gottes- und Bruderliebe, erwies ihm mit unwiderstehlicher Gefühlsgewalt ("praktischer Vernunft") den göttlichen Gesetzgeber und gütig-weisen Gesetzesvollstrecker.

Diese Übereinstimmung mit einem der klarsten Vernunftkritiker aller Völker und Zeiten wird uns im Glauben an die große Neuoffenbarung durch Jakob Lorber, den deutschen Mystiker, Seher und Gottesboten weiter bestärken.






Nach oben



Kapitel 2
Das Offenbarungswort Gottes

In einem Lorber-Werk sagt der Herr, dass sein Wesen und Wille den Menschen allezeit dreifach geoffenbart werde: in der Ordnung der Natur, durch des Menschen eigenes geistiges Herz und endlich durch Gottes Botschaften, das göttliche Wort. — Und bezüglich des letzteren hören wir: "Vom ersten Menschen dieser Erde bis zu dieser Stunde sind die Menschen nie auch nur ein Jahr lang gänzlich ohne Offenbarung von Gott aus geblieben." (GEJ 09, 19, 6) — "Und Ich sage euch weiter: Es wird allezeit Propheten geben bis ans Ende der Welt, bei allen Völkern der Erde, welches Glaubens sie auch sein mögen! Denn durch die Propheten allein wird, wenn sonst schon alle Stricke zwischen Himmel und Erde zerrissen sind, noch ein geheimes Band festgehalten, das keine finstere Macht zu zerstören vermag."

Dieses wird auch durch die Welt- und Religionsgeschichte aller Zeiten und Völker bestätigt. Nicht nur das Volk Israel, auch die alten Chinesen, Inder, Perser, Ägypter und die sonstigen Völker des Altertums durften große Offenbarungen empfangen, wie wir aus ihren heiligen Büchern noch heute erkennen. Und bis in die neueste Zeit sind immer wieder große Lichtgaben in bedeutenden Zeitabschnitten durch große Propheten und in den Zwischenzeiten durch kleinere Propheten erfolgt, welch letzteren jeweils die Aufrechterhaltung der durch die großen Propheten gegebenen Ordnung oblag. (GEJ 06, 176) — Zu den ganz großen Gottesboten müssen wir auch Jakob Lorber zählen, im Hinblick auf die Weite und Tiefe des durch ihn verkündeten Gottesworts.

In den Wolken des Himmels

Aber wie die Gottheit im Buche der Natur sich nicht mathematisch beweisen lässt, und wie sie auch als inneres Wort des Herzens sich nicht gleich einem Sturme, sondern nur als ein leises Säuseln kundtut — so redet Gott auch im Prophetenwort zu uns nur in verhüllter Weise. "Solches wisset", sagt der Herr im Lorberwerk "Die geistige Sonne" (Bd. 2, 15), "dass aus den Himmeln keine Kunde von Gott völlig enthüllt zu den Menschen der Erde gelangen kann, sondern eine jede solche Kunde ist stets mit einer Hülse umschlossen. Denn ohne eine solche Umschließung könnte keine Kunde aus den Himmeln, die an sich rein geistig ist, von den Menschen aufgenommen werden — so wenig als da jemand von euch imstande wäre, aus dem Brot den für den Leib allein tauglichen ätherischen Nährstoff ohne Beigabe gröberer Materie in sich aufzunehmen. Das Brot nämlich, das ihr esset, besteht aus lauter kleinen Hülschen, welche die Träger des eigentlichen Nährstoffes sind." — So wie mit dem Brot für den Leib, verhält es sich auch mit der Speise für den Geist: Wir können auch diesen "Nahrungsstoff" nur unter Beigabe "gröberer Materie" in "Hüllen" zu uns nehmen.

Warum in Hüllen?

Warum aber diese Umständlichkeit, diese Verhüllung der reinen Gotteswahrheit mit einer groben, irdischen Schale? Wäre es nicht besser, Gott offenbarte uns sein Wesen und seinen Willen klar und unzweideutig mit solchem Nachdruck, dass kein Mensch dem himmlischen Geisteslicht zu widerstehen vermöchte?

Der Philosoph Immanuel Kant, der auch über diese Frage offenbar viel nachgedacht hat, kam zu dem Schluss: Nehmen wir an, wir könnten die Wirklichkeit Gottes und unseres Fortlebens nach dem Tode, sowie die sonstigen Geheimnisse der Gottheit theoretisch vollkommen aus den Offenbarungen Gottes beweisen, was wäre die Folge? "Es würden dann Gott und Ewigkeit mit ihrer furchtbaren Majestät uns unablässig vor Augen liegen. Bei der Stärke der selbstischen Neigung im Menschen würde das zur Folge haben, dass zwar die Übertretung des Sittengesetzes vermieden, aber die meisten gesetzmäßigen Handlungen aus Furcht und wenige nur aus Hoffnung und gar keine aus (Liebes-)Pflicht geschehen würden. Ein moralischer Wert der Handlung aber, worauf doch in den Augen der höchsten göttlichen Weisheit allein alles ankommt, würde infolgedessen gar nicht bestehen."

Diese Ansicht des deutschen Denkers bestätigend, sagt der Herr im "Großen Evangelium": "Ich sage es euch als eine lichteste Wahrheit: Ebenso leicht hätte Ich in Menschengestalt von riesenhaftester Größe, begleitet von zahllosen Engelscharen und unter Feuer, Blitz, Donner und Sturm, Mich zur Erde herablassen und mit bergezertrümmernder Donnerstimme euch das Wort der Gnade verkünden können. Da wäre sicher keiner unter euch gewesen, der in sich nur den geringsten Zweifel hätte aufkommen lassen können. Denn Schreck und Angst hätten ihn augenblicklich derart geknebelt, dass er nicht einmal eines beschränkten Gedankens fähig gewesen wäre. Würde aber jemand das zu seiner innern, wahren Freiwerdung etwas genützt haben? Oh, mitnichten! Das wäre ein Gericht für jedes Menschen Seele gewesen und eine Gefangennehmung aller Gemüter.

Seht, darum bin Ich in der Niedrigkeit ganz unerkannt in diese Welt gekommen, auf dass keines Menschen Herz gefangen werde und sie allein durch die segensreiche Macht der Wahrheit Meiner Worte und Lehren Mich hebend erkennen und dann ganz frei ihren Lebenswandel einrichten!"

Aber auch noch ein anderer Grund der Verhüllung Gottes und seines Wortes wird uns hier klargemacht. Wir Menschen sollen nicht nur im selbständigen Denken und Urteilen, sondern auch in der emsigsten Tätigkeit, im unermüdlichen Wollen und Handeln, Gott ebenbildlich werden. Und so ist alles, was die göttliche Liebe und Weisheit uns darbietet, auch ihr geoffenbartes Wort, letzten Endes darauf angelegt, uns in dieser Hinsicht zu fördern. —

"Dass sich Gott nicht so bald und leicht finden lässt, wie es manche Menschen gerne hätten, hat seinen weisen Grund darin: Würden die Menschen mit leichter Mühe finden, was sie suchen, so hätte das Gefundene bald keinen Wert mehr für sie und sie gäben sich wenig Mühe mehr, noch weiter zu forschen. Sie begäben sich in die Trägheit, und der von ihnen leicht und bald gefundene geistige Schatz würde ihnen weit weniger nützen, als so sie ihn gleichfort suchen müssen. Darum geschehen große Offenbarungen selten, damit die Menschen, in ihrer Seelennacht geängstigt, selbst Hand ans Werk legen müssen, um mit allem Eifer die ewige Wahrheit und Mich zu finden!" (GEJ 09, 19)

"Also möchte es auch hier", sagt der Denker Kant, "im Hinblick auf diese Dinge wohl seine Richtigkeit mit dem haben, was auch das Studium der Natur und des Menschen uns hinreichend lehrt: dass die unerforschliche Weisheit, durch die wir bestehen, nicht minder verehrungswürdig ist in dem, was sie uns zuteil werden lässt, als in dem, was sie uns versagt." (Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft, Seite 176, ff.)

Warum durch Menschen, nicht durch Engelsmund?

Aus diesen weisen Gründen redet Gott zu uns Menschen auch nicht durch reingeistige Engelsboten, sondern durch Propheten, d.h. Menschen dieser Erde — eben weil dieser Mittelsweg die Möglichkeit bietet, dass der aus Gott strömenden reinen Wahrheit sich "gröbere Materie", d.h. Irdisch-Menschliches, als "Hülle und Hülse" des reingeistigen Feingehalts beimischt.

Wie geschieht denn nach Lorber diese Botschaft zwischen Himmel und Erde? Dadurch, dass Gott durch den reinen Geistfunken im Menschenherzen (der unmittelbar aus Gott stammt) ganz zart und leise in das Sensorium der Prophetenseele Gedanken, Bilder und Gefühle mehr oder weniger klar und deutlich einhaucht. Diese steigen aus der göttlichen Geistesquelle, unserem Tiefbewusstsein, durch das Unterbewusstsein des Gemüts mit all seinem geheimen Vorrat von Erinnerungen und Vorstellungen zum klaren Tagesbewusstsein des Gehirns hinauf. Dass auf diesem Wege Bestandteile des Unterbewusstseins wie auch andere geistige Einflüsse von dritter Seite her sich leicht einmischen können, ohne dass es dem Propheten selbst zum Bewusstsein kommt, kann jeder verstehen, der sich dessen erinnert, wie eine jede Quelle im Durchgang durch ein lockeres, sandiges Erdreich Bestandteile dieser Materie mit sich emporträgt.

Der gewiss hocherleuchtete Jünger Johannes sagt daher im Großen Evangelium über den Vorgang der Inspiration: "Ich werde mitunter beklommen, als möchte mein Herz möglicherweise etwas aus Dir, o Herr, Kommendes nicht richtig und schnell genug erfassen und dann leicht Eigenes fürs Deine hingeben."

Die Weisheit der göttlichen Formenfülle

Auf diese Weise geschieht es auch, dass das Offenbarungswort Gottes, um den verschiedenen Bedürfnissen und Auffassungskräften der Menschen zu entsprechen, die größte Mannigfaltigkeit nach Form und Inhalt aufweist. In dem Lorberwerk "Robert Blum" (Bd. 1, 114, 10) finden wir über diese wunderbare Beschaffenheit die treffende Bemerkung:

"Mit der Lehre Gottes (in den echten Offenbarungsschriften; d. Verf.) verhält es sich geradeso wie mit der anderen Schöpfung: Sie ist vor den Augen des eigentlichen Weltverstandes eine höchst unordentlich aussehende Torheit. Der Weltverstand sucht da vergeblich irgendeine feste Ordnung, die er natürliche Logik nennt. Wunderliche Taten und moralische Lehren in zumeist mystischen Bildern sind untereinander gemengt. Hier liest man ein Wundermärchen, dort einen Verweis; auf einer anderen Seite eine an und für sich zwar auserlesene Moral; aber sie hängt mit den anderen Erzählungen, Gleichnissen und Begebnissen für den Weltverstand oft noch weniger zusammen als die ordnungslose Flora einer gut gedüngten Bauernwiese, auf der ein Botaniker die heterogensten Muster für sein Herbarium beisammen findet. Das aber widerspricht der göttlichen Ordnung in der Gotteslehre an die Menschen dennoch nicht im geringsten, sondern bestätigt diese vielmehr. Denn eben dadurch zwingt die Gottheit die träge Natur der Menschen zum fortwährenden Denken und verschiedenartigen Suchen, sich ordentlich in dem zurechtzufinden, was ihr im Anfang und in der Äußerlichkeit unordentlich, wie zufällig und ohne alle Logik hingeworfen vorkommt … Auch ist die Gotteslehre damit so gestellt, dass aus ihr, wie aus dem Erdboden, jeder Geist seine ihm zusagende Nahrung gleich einer Pflanze saugen, sich ernähren und wachsen und zur Vollendung gelangen kann."

Der heilige, reine Wahrheitskern

Bei ihren Kundgebungen weiß die göttliche Vorsehung es freilich immer so zu richten, dass in der den Bedürfnissen und dem Reifegrad der Menschen entsprechenden Wort-Hülse der göttliche Wahrheitskern stets unversehrt zur Geltung gelangt. — In dem Lorberwerk "Die natürliche Sonne" (68-70) sagt darüber der Herr:

"Das Geistige ist eine in sich selbst bestimmte Kraft und ist mit sich selbst in der größten Ordnung. Es wird euch daher klar sein, dass, wenn Ich, als die Urkraft selbst aus der reingeistigsten, ewigen Ordnung, Mich für die Außenwelt äußere, Ich auch stets genau beachte, dass dabei von dem eigentlichen Göttlich-Heiligen in seiner Fülle nichts vergeben wird, sondern allenthalben höchst vollkommen der Offenbarung innewohnen muss. Was aber dann die äußere Form der Offenbarung betrifft, so muss sich diese den Gegebenheiten fügen. Sie muss daher notwendig in der Äußerlichkeit in allerlei sich widersprechend erscheinen, während sie doch in sich selbst in höchst ordnungsmäßigem Einklang steht …

Betrachtet z.B. das geschriebene Wort sowohl des Alten als des Neuen Testaments. Wie viele tausend Äste, Zweige und Wurzeln möget ihr wohl daran erkennen? Dem Äußeren nach scheint sich alles zu widersprechen. Lehrsätze über ein und dasselbe lauten verschieden. Prophetische Voraussagen über ein und dasselbe Ereignis sind von den verschiedenen Propheten auch verschieden verkündet. Sogar die vier Evangelisten erzählen ein und dieselbe Sache mit anderen Worten, ja sogar manche Orte geschehener Tatsachen werden häufig nicht völlig übereinstimmend bezeichnet und nicht selten variieren auch die Angaben der Zeit. — Wer da nun von der äußerlichen Anschauung auf den inneren Zusammenhang kommen will, der wird den Weg sicher verfehlen und wird das Zentrum nur schwer treffen."

Mit anderen Worten, das Unstimmige, sich widersprechende Irdisch-Menschliche und somit Vergängliche liegt bei den echten Gottesbotschaften nur im Äußerlich-Nebensächlichen, sozusagen in der Schale oder Rinde — wie denn auch bei jedem Baum die Rinde tot, zerrissen und zerklüftet erscheint und sich nur als eine grobe Decke des im Bast und im Mark wohnenden wahren Lebens darstellt. Wer aber im Äußeren nicht hängen bleibt, sondern in der richtigen Weise die Schale aufbricht, der wird leicht den unversehrten Markkern finden und von diesem aus dann auch den Zweck und das Wesen der äußeren Rinde richtig verstehen.

Der Schlüssel der Liebe

Den sicheren Weg zum Verständnis der Kernwahrheit jeglicher Offenbarung zeigt uns der Vater des Lichts klar genug in seinen Botschaften.

Wir wissen, das Wesen Gottes ist Liebe, und somit ist Liebe auch das Wesen seiner Worte und Schriften! Zum Pharisäer sprach Jesus: "Im Doppelgebot 'Liebe Gott über alles und deinen Nächsten wie dich selbst' hanget das Gesetz und die Propheten!" Mit anderen Worten: Alle Offenbarung zielt hin auf dieses Gebot. Wie denn auch gesagt ist: 'Des Gesetzes Erfüllung ist die Liebe'. Und wiederum hat Jesus gesprochen: "Wer Meine Gebote der Liebe hat und hält, der ist es, der Mich liebt, und ihn werde Ich Mich offenbaren."

So ist denn der Schlüssel in das Paradies der Offenbarungen: die in Jesus verkörperte und uns gebotene uneigennützige Liebe! Daher kann nur ein reines Herz, das demütig ablässt von allem eingebildeten Wissen und aller verhärtenden Eigenliebe, in das Reich des reinsten Lichts eindringen. Unter den zahlreichen Anschauungen, Lehren und Geboten können nur diejenigen wahr und göttlich sein, die jenem Grundwesen Gottes und Seinen Geboten entsprechen. Was mit der reinen Liebe übereinstimmt, ist echt und gut, das andere ist falsch und unnütz. — So ruft in der "Haushaltung Gottes" Henoch, ein wahrhaft gottdurchglühter Prophet: "Liebet Gott, unsern liebevollsten, heiligen Vater, aus allen euren Kräften über alles, so werdet ihr in einem Augenblick mehr empfangen, als euer Verstand in seiner größten Schärfe höchst unvollkommen in Jahrtausenden enträtseln möchte! Liebe ist die Wurzel aller Weisheit! Daher liebet, wollt ihr wahrhaft weise werden! (HGt 01, 90)

Ein Mensch, der auf diesen Grund sich stellt, wird auch im unendlichen Formenreichtum, in der berückenden Vielheit der Offenbarungsworte nicht irregehen. Und in diesem Geiste muss man auch an das in der äußeren Schale bisweilen sonderbar anmutende Wort der Lorberschriften herantreten. Dann wird der Gottesfreund hier mit seligem Staunen ein Meer göttlichen Weisheits- und Liebelichts finden, das die Geschlechter der Erde in Zeiten der Zeiten nicht ausschöpfen werden.






Nach oben



Kapitel 3
Spricht Gott auch heute noch?

Die Frage, ob Gott sich auch noch heute und immerfort durch sein Wort offenbare, dürfte von vielen Gläubigen in der ganzen Welt mit Überzeugung bejaht werden. Verspürt doch ein jeder wahre Gottesfreund, wenn er mit dem Geiste des himmlischen Vaters richtig verbunden ist, den lebendigen, göttlichen Anhauch in seinem Herzen. Einige auf die Offenbarungsschriften der Bibel sich gründende christliche Kirchen verneinen freilich in mehr oder weniger entschiedener Weise eine fortdauernde Gottesoffenbarung durch das Wort.

Die kirchliche Stellung

Von evangelischer Seite wird gesagt: "Wir haben in der Bibel die einzig wahre, allgemeine Offenbarungsquelle, welche die Selbsterschließung Gottes in wachsender Fülle bis zur völligen Klarheit in Jesus Christus uns bietet.

In dem Buch von Dr.Dr. Kurt Hutten, dem ehemaligen Apologet der Württembergischen Landeskirche und ehemaligen Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen "Seher, Grübler, Enthusiasten" — Das Buch der Sekten und religiösen Sondergemeinschaften der Gegenwart (7. Auflage, Seite 364 ), urteilt Dr.Dr. Kurt Hutten über das Werk Jakob Lorbers nach manchen dogmatischen Einwendungen wie folgt:

"Dieses Weltbild hat Tiefe und Kraft, umgreift alle Ebenen des menschlichen Seins und der Geschichte, enthält großartige Vorstellungen wie die des Großen Schöpfungsmenschen und hat in erstaunlicher Weise moderne Forschungsergebnisse vorweggenommen, so z.B. die in der Atomphysik erfolgte Auflösung der Materie in Energie und Bewegung.

In einer Zeit, in der sich die Dimensionen des Universums durch die Astronomie ins Unermessliche geweitet haben, unsere Erdenwelt als ein winziges, belangloses Stäubchen erkannt worden ist, das im Reigen der Sonnen und Milchstraßen verloren umhertreibt, und darum der Mensch sich unbehaust in einer frierenden Einsamkeit und Verlorenheit vorfindet, kann das Weltbild Lorbers eine große Hilfe sein. Denn es bändigt und ordnet von Gott her die Ungeheuerlichkeiten des Universums und versieht sie mit einem Sinn und Ziel; es gibt der Erde samt ihrer Geschichte und Heilsgeschichte ihre Würde wieder, verleiht dem Glauben eine kosmische Weite, verwebt Diesseits und Jenseits, Mikrokosmos und Makrokosmos ineinander, preist die alle Schöpfung durchwaltende Liebe Gottes und weist mit alledem dem Menschen einen Weg zur Geborgenheit."

Sicher ist, dass ein Mann wie Dr.Dr. Kurt Hutten, der solche Worte über das Schrifttum Jakob Lorbers schreibt, von demselben tief beeindruckt wurde. Auch hat Dr. Hutten in seinen Rundbriefen "Impulse" Nr. 4/1969 geschrieben: "Es stünde dem Universitäts-Theologen gut an, wenn er seinem allgemeinen Bildungsgut neben den Ergebnissen naturwissenschaftlicher und soziologischer Forschungen auch die Früchte parapsychologischer Untersuchungen einverleibte und darüber hinaus die großartigen Weltentwürfe von Männern wie Swedenborg und Jakob Lorber … zur Kenntnis nähme."

Die katholische Kirche spricht: Es sei falsch zu sagen, dass es außer der Bibel überhaupt keine Offenbarung gebe, und dass deshalb alle sonstige angebliche Offenbarung Täuschung und Trug sei. Vielmehr spreche die Heilige Schrift selbst aus, dass es auch gewisse göttliche Offenbarungen gebe, die nicht in der Bibel verzeichnet sind (Joh. 20,30; 21,25; 1. Kor. 11,23,34; 2. Thess. 2,15; 2. Tim. 2,2; 2. Joh. 12; 3. Joh. 14), und dass solche Offenbarungen auch in der Zeit nach Christus noch stattfanden und immerzu stattfinden werden (Joh. 2,28 ff, Luk 17,21, Joh. 6,45; 14,15-21; 16,12-15; 1. Kor. 14; 1,5, 19 ff.). Man könne für den Empfang nachchristlicher Offenbarungen außer auf Paulus und seine Gemeinden auf Männer wie Thomas a Kempis, den heiligen Bernhard, Franz von Assisi, die großen Mystiker Eckhart, Tauler, Seuse und andere hinweisen und aus der Kirchen- und Heiligengeschichte noch viele andere berühmte Namen beifügen. Viele solche Offenbarungen seien mit kirchlicher Druckgenehmigung in vielen Ausgaben verbreitet. Und so sei es tatsächlich über allen Zweifel erhaben, dass auch in nachchristlicher Zeit noch wirkliche Offenbarungen erfolgt sind und noch erfolgen können; Offenbarungen, die im Unterschied von der für die ganze Menschheit bestimmten und zum Heil notwendigen biblischen Offenbarung "Privatoffenbarung" heißen.

Aber es wird von katholischer Seite weiter gesagt, diese inneren Offenbarungen des Heilands müssen keine neuen Offenbarungen sein. Sie sind dies nur in seltenen Fällen und sie sind für gewöhnlich auch nicht für andere oder gar für die Allgemeinheit bestimmt. Diese Offenbarungen bestehen vielmehr in der Regel in Tröstungen und Erleuchtungen, wie sie uns im mystischen Gnadenleben, in der mystischen Liebesvereinigung begegnen: im Innewerden der gnadenreichen Gegenwart des Heilands und der Wahrheit des heiligen Glaubens, im besseren Verstehen einzelner Glaubenswahrheiten sowie der Führungen und Schickungen Gottes, in Bildern und Gesichten — und sind daher auch mehr Sache der einzelnen damit begnadeten Seelen.

Das Wort des ewig Lebendigen

Was sagt nun Jesus, das lebendige Wort, durch Jakob Lorber zu diesen kirchlichen Ansichten? Auch im Lorberwerk wird gelehrt, dass in Jesus Christus nicht nur die Fülle der Zeit, sondern auch die Fülle der Gottheit gekommen ist und durch Ihn die vollkommenste Offenbarung an alle Wesen der Unendlichkeit stattgefunden hat. Auch wird gesagt mit Paulus (Röm. 8, 32), dass mit Christus uns Gott alles geschenkt hat; und mit Petrus (Apg. 4, 11 ff): "Dieser Jesus ist der Stein, den ihr Bauleute verworfen habt, und der nun zum Eckstein geworden ist. In keinem anderen ist das Heil zu finden."

Aber nun ist wohl zu bedenken, dass in den Schriften des Alten und Neuen Testaments lange nicht alles der Nachwelt überliefert wurde, was Jesus gesagt und getan hat. Im Evangelium Johannes 20, 30 steht ausdrücklich: "Auch viele andere Zeichen tat Jesus vor seinen Jüngern, die nicht geschrieben sind in diesem Buche." Und dieses Evangelium schließt mit den bekannten Worten: "Es gibt noch vieles andere, was Jesus getan hat; wollte man das alles im einzelnen niederschreiben, so würde nach meiner Überzeugung die Welt die Bücher nicht fassen, die dann zu schreiben wären."

Weisheiten von unendlicher Tiefe hat also Jesus weiterhin durch Wort und Tat in seinen dreiunddreißig Erdenjahren und besonders in den drei Lehrjahren geoffenbart. Aber von all diesem endlos großen Lichtschatz ist der Nachwelt in den Schriften des Neuen Testaments nur ein gewisser, das Allerwesentlichste der Gottes- und Heilslehre umfassender Bruchteil überliefert worden — zweifellos aus guten Gründen der göttlichen Erzieherweisheit! In dem auf Jesus folgenden Entwicklungsabschnitt war offenbar die Erdenmenschheit zur Aufnahme des ganzen, unverhüllten und unbegrenzten Lichtes aus Jesus im allgemeinen noch gar nicht fähig und reif.

Wie dem Kinde in den ersten Monaten und Jahren nur eine einfache Speise bekömmlich ist und erst nach und nach in späteren Jahren eine Jünglings- und sodann eine Manneskost gereicht werden kann, genau so geht es auch mit der geistigen Ernährung jedes Menschen, jedes Volkes und der gesamten Menschheit. Zu dieser Überzeugung wird die Beobachtung des Lebens jeden hellerdenkenden Menschenkenner führen. Auch die Bibel selbst zeigt uns in Reihenfolge und Inhalt ihrer Schriften deutlich die von Stufe zu Stufe fortschreitende geistige Entfaltung eines erhabenen, ewigen und unendlichen Wahrheitslichtes.

Nachdem sich nun in den zwei Jahrtausenden seit Christus die Menschheit durch zahllose Erfahrungen, besonders auch durch die Erkenntnisse der Wissenschaften weiterentwickelt hat, sind damit tiefere Bedürfnisse und stärkere geistige Aufnahmefähigkeiten erwachsen. Und nun ist es natürlich, dass diesen gereifteren Menschen und Völkern von heute auch ein entsprechend breiterer Strahl des Geisteslichtes aus Jesus zugehen kann, ja muss! Denn weitere geistige Fortschritte können nur gemacht werden durch neue, kräftigere Nahrung von oben. Darum hat auch der Herr schon bei seinem irdischen Scheiden den Jüngern verheißen: "Der Heilige Geist, welchen Mein Vater senden wird, wird euch alles lehren und euch alles dessen erinnern, was Ich euch gesagt habe!" Dass Er mit dieser Verheißung nicht nur die damaligen Apostel, sondern auch alle künftigen, auf den Pfaden der Liebe dem Herrn nachfolgenden Gotteskinder meinte, ergibt sich unzweideutig aus dem weiteren Worte: "Wer Meine Gebote hat und hält, der ist‘s, der Mich liebt. Wer Mich aber so liebt, wird von Meinem Vater geliebt werden, und Ich werde ihn lieben und Mich ihm offenbaren!"

Die alten Berichte der Evangelien wurden daher nunmehr in unserem Zeitalter vom Vater in Jesus, d.i. von ewig lebendigen Wort Gottes selbst, durch geeignete prophetische Werkzeuge (insbesondere Jakob Lorber!) vervollständigt, ergänzt und im Geiste der ewigen göttlichen Liebe richtig ausgelegt. Lag doch gerade die Auslegung der Evangelien in der gesamten Christenwelt besonders in argen. Jede Kirche, jede Sekte und Gemeinschaft hatte sich im Laufe der Zeiten von den Worten und Lehren in fast allen wesentlichen Punkten — auf Grund menschlicher Erwägungen — die verschiedenartigsten Anschauungen gebildet, in denen sie sich heftig bekämpften und jeder Teil allein recht zu haben wähnte, während doch die verschiedenen Dogmen und Lehrmeinungen zumeist nur Abwege von der einzig wahren Liebeslehre Jesu Christi waren. Da musste nun der Heilige Geist selbst eingreifen und der Verheißung gemäß die Menschheit wieder alles dessen erinnern, was Jesus in Wahrheit gesagt und gelehrt hatte. Und so wird es heute und in Ewigkeit sein, dass Jesus, das lebendige Wort Gottes, sich immer wieder offenbaren muss, um den Menschen der Erde und aller anderen Gestirne immer wieder diejenigen Erkenntnisse zu bieten, deren sie auf ihrer jeweiligen Reifestufe bedürfen.

Der Standpunkt der Bibel, der Vernunft und der Erfahrung

Diese Auffassung ist eine den Entwicklungsgesetzen des geistigen Lebens und dem weisen Erziehungsplan Gottes entsprechende Lehre der fortschreitenden göttlichen Offenbarung. Gegen die fast selbstverständliche Überzeugungskraft dieser Anschauung können aus dem Zusammenhang gerissene Schriftstellen bezüglich der Endzeit und ihrer abschließenden Bedeutung (z.B.: Hebr. 1, 2; 1. Kor. 10, 11; 1. Petr. 4, 7; 2. Petr. 3, 3; 1. Joh. 2, 18) keinen triftigen Einwand bieten. Bezeichnenderweise ist ja auch kein einziges Wort des Herrn selbst unter jenen oben erwähnten Endzeitstellen.

Es ist bekannt, dass die Apostel, deren Briefen die Stellen entnommen sind, das "Ende der Zeit" irrtümlich in viel unmittelbarerer Nähe wähnten. Auch ist nicht gesagt, dass in dem ganzen, jetzt 2000-jährigen christlichen Weltzeitalter nichts anderes mehr zu erwarten war und ist als das Weltende und das Weltgericht. Bedurfte doch in dieser Zeit die mehrmals in äußerste Nacht versunkene Christenheit wiederholt der Aufrichtung durch neue Enthüllungen und tiefere Erkenntnisse der christlichen Wahrheiten. Wenn der Bibel zufolge unter den Menschen das Tausendjährige Friedensreich anbrechen soll, wie könnte es anders geschehen als durch neue Gnaden- und Lichtgaben aus den Himmeln? Es wäre wahrlich eine trostlose Aussicht, wenn die Gottheit nicht immer wieder durch große, neue und allgemeine Enthüllungen der ewigen, göttlichen Wahrheit dem unselig irrenden Menschengeschlecht liebevoll zu Hilfe käme! Mussten wir doch erleben, dass trotz der gegenwärtig so umfassenden Ausbreitung der Bibel Unglaube und Abfall vom Christentum niemals schlimmer war als in den letztvergangenen Jahrzehnten.

Allgemeine und Privatoffenbarungen

Nun leugnet ja die katholische Kirche eine gewisse Art der fortdauernden Offenbarung grundsätzlich nicht. Sie macht — offensichtlich im Interesse der Autorität und Einheitlichkeit der Kirche — eine durchaus unhaltbare Unterscheidung zwischen heilsnotwendigen Allgemeinoffenbarungen und mehr seelsorgerischen (von ihr anerkannten) Privatoffenbarungen.

Wo steht in der ganzen Bibel irgend etwas von solch einer Unterscheidung? Sagte nicht Jesus vielmehr ausdrücklich, dass der kommende Heilige Geist die Jünger über alles belehren und sie alles dessen erinnern werde, was Er, Jesus, gelehrt und getan hat? Ist da irgendein Unterschied gemacht zwischen allgemeinen "für die ganze Menschheit bestimmten und zum Heile notwendigen Offenbarungen und bloßen Tröstungen und Erleuchtungen, wie sie uns im mystischen Gnadenleben, in der mystischen Liebesvereinigung, begegnen"? — Wir finden in der großen Geistesverheißung des Herrn von einer solchen künstlichen Unterscheidung so wenig wie in der anderen Zusage in Johannes 14, 21. — Einen bibelschriftlichen Unterschied hier zu konstruieren ist willkürlich. — Es ist dieses aber auch der Sache nach unmöglich. Denn wie sollten seelsorgerische Tröstungen und Erleuchtungen des mystischen Gnadenlebens andere als die für alle Menschen bestimmten, heilsnotwendigen Glaubenswahrheiten zum Gegenstand haben? Im wahren mystischen Erleben spielen gerade die höchsten und tiefsten christlichen Glaubenserkenntnisse und -tatsachen die größte Rolle. Man kann sagen, dass nur sie bei diesen einzigartigen Erlebnissen lebendig und machtvoll zum Ausdruck kommen.

Also mit dieser Unterscheidung zwischen "amtlichen" Allgemeinoffenbarungen und bloß "erbaulichen" Privatoffenbarungen ist es nichts! Ist doch die katholische Kirche selbst zugunsten der inneren Kirchenentwicklung und der Unfehlbarkeit des Papstes genötigt, in den päpstlichen Erlassen eine nachchristliche Allgemeinoffenbarung zu verkünden. Auch verbreitet sie die angeblichen Privatoffenbarungen vieler katholischer Heiligen und frommer Katholiken in der ganzen Menschheit, während sie die große Allgemeinoffenbarung der Bibel in weitgehendem Maße der Menschheit bisher entzog, und erst ein Luther diese Hauptquelle den Christen zurückgeben musste.

Unterschiede und Unterscheidungsmerkmale

Unter den Offenbarungen Gottes an die Menschen können Unterscheidungen nur nach dem Grade der Reinheit gemacht werden. Und in dieser Beziehung bietet uns gerade das Neuoffenbarungswerk Lorbers eine klare Grundlage der Beurteilung, indem es uns vollen Aufschluss gibt über das Wesen der Inspiration und über den wahren, einzig segensvollen Geist der Auslegung (vergl. oben 2, 5. 17 ff.).

Was aus der reinen Gottes- und Nächstenliebe kommt und die Liebe lehrt und verwirklicht, ist von oben, ist wahr, gut und göttlich. Alle solche Schrift, von Gott eingegeben, ist nützlich zur Lehre und Besserung. (2. Thim. 3, 16) Was dagegen aus unreiner Liebe kommt und eine unreine Liebe verkündigt oder auswirkt, ist unwahr, schädlich und ungöttlich. Dies hat kein Geringerer als Jesus selbst (Joh. 7, 18) klar ausgesprochen in den Worten: "Wer aus sich selbst (d.h. aus seinem irdisch Menschlichen) redet, sucht seine eigene Ehre. Aber wer die Ehre dessen sucht, der ihn gesandt hat, der ist wahrhaftig und bei dem findet sich keine verwerfliche Selbstsucht." Insoweit also in der Person oder der Kundgabe eines Propheten sich verwerfliche Ehr- oder Selbstsucht verrät, ist die Prophetie nach dem klaren Urteil des göttlichen Meisters unrein und falsch; insoweit sie nur die Ehre Gottes sucht und darstellt, ist sie rein und wahr.

Nach diesem durch den Heiligen Geist des Vaters in Jesus in der Bibel aufgestellten Maßstab der Wahrheitsprüfung können und dürfen wir getrost sagen: Jakob Lorber war ein ungewöhnlich demutsvoller, selbst- und anspruchsloser Gottesmensch mit einem reinen Herzen voll opferbereiter Liebe. Und die durch seine demütige und ausdauernde Hingabe uns übermittelten Werke verkünden nichts als die lauterste Gottes- und Bruderliebe in machtvoll hinreißender Form. Reine Demut und Liebe ist nirgends und niemals gewaltiger, umfassender und tiefgründiger verkündigt worden als in diesem neuen Offenbarungswort. Wo solche Luft weht, ist Himmel, ist Wahrheit, ist Gott!


Ehre sei Gott in der Höhe!

Und Friede den Menschen auf Erden,

die eines guten Willens sind!






Nach oben



II. Was ist über Gott geoffenbart?

Kapitel 4
Vom Wesen Gottes

Über das Wesen jener höchsten Lebensmacht, die sich uns durch die Natur, durch unser Herz und durch die Schriften der Offenbarung als Grundursache alles Seins zu erkennen gibt, lehrt die Bibel in Übereinstimmung mit vielen anderen heiligen Schriften: Gott ist ein Geist; Er ist ewig und unendlich und besitzt die Fülle der Vollkommenheit. — Zugleich erfahren wir durch die Bibel aber auch, dass Gott ein Mensch ist, denn durch Moses ist gesagt: "Gott schuf den Menschen sich zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf Er ihn."

Zwischen diesen beiden Bekundungen — dass Gott ein ewiger, unendlicher Geist, zugleich aber auch ein Mensch ist — scheint ein Widerspruch obzuwalten, da im Begriff des unendlichen Geistes eine den ganzen Raum erfüllende Unbegrenztheit, im Begriff Mensch dagegen eine räumliche Begrenzung gegeben erscheint. Über diesen Gegensatz haben schon viele Christen nachgedacht, ohne zu einem Ergebnis zu gelangen. Man darf es daher als große Wohltat bezeichnen, dass die Lorberschriften uns in dieser Hinsicht hochbedeutende Aufschlüsse geben.

Allgeist und Ur-Gottmensch

In der "Haushaltung Gottes" [H.G., Bd. 2, 138-9] ]belehrt der Herr in der Gestalt des Wanderers Abedam die Urväter, indem Er an den grüblerischen Jared folgende Worte richtet: "Mein geliebter Jared, Ich kenne deine Lehre von Gott. Du sagst: 'Gott ist durchaus unendlich in seinem Wesen.' Nun möchte Ich aber doch erfahren aus deinem Herzen, wie du dir Meine dir ähnliche, wesenhafte Sichtbarkeit mit deinem Begriff von Meiner unendlichen Wesenheit zusammenreimst? Denn Ich bin der Meinung: Wie das Endliche, räumlich Begrenzte nie die unendliche Räumlichkeit erfüllen wird, wenn es sich auch ewigfort nach allen Seiten hinaus ausbreiten möchte — so ist es wohl auch umgekehrt der Fall. Wo und wie sollte sich das endlos Räumliche zusammenziehen zu einem endlichen Wesen? Wo und wie sollte es anfangen, wenn es keine Grenzen hat? Da es aber also ist nach deiner Lehre, so sage Mir: Wie bin Ich, der unendliche Gott, denn jetzt dir wie auch allen anderen ein sichtbarer, leiblich-räumlich abgegrenzter Gott geworden? Nach deiner Lehre kann Ich es unmöglich sein; nach deiner Liebe und deinem Glauben aber bin Ich es dennoch. So tue uns allen solches kund! Denn Klarheit in diesem Punkte ist von größter Wichtigkeit, da ein unendliches Wesen Gottes für alle endlichen Wesen so gut wie völlig undenkbar und sonach auch so gut wie kein Gott ist. Ein endlicher Gott aber schließt ja schon mit dem Begriff 'endlich' alle Göttlichkeit aus. Also tue dein Herz auf und erläutere uns diesen Widerspruch!"

Als Jared und die anderen solche Frage vernommen hatten, schlugen sie sich alle an die Brust, und ein Zweifel um den andern fing an, ihr Herz gefangenzunehmen. — Und Jared sagte nach einigem Nachdenken: "Herr und Vater in aller Deiner Liebe und Heiligkeit! Diese Frage wird zwar der größte und tiefsinnigste Cherub sowenig zu beantworten imstande sein wie ich. Doch mein Maßstab für Deine Gottheit ist mein eigenes Herz, da es niemanden so sehr wie Dich zu lieben vermag! Alles andere ist für mich von keinem Belang. Wie Du Dich als ein unendlicher Gott auch uns endlichen Würmern vor Dir als ein endlicher Gott in Gestalt eines Menschen zeigen kannst, mag begreifen, wer es kann. Doch gestehe ich hier ganz offen, dass ich Dich nur unter dieser Gestalt wahrhaft zu lieben imstande bin. Denn wo sollte ein begrenztes Herz die Liebe hernehmen, um Gott in seiner Unbegrenztheit zu lieben? Daher bist Du mir auch so ums unendliche lieber als in Deiner für mich undenkbaren göttlichen Unendlichkeit. Wenn ich Gott fürchte und liebe, so nur unter dieser Deiner Form; denn für einen unendlichen Gott dem Wesen nach bin ich ja so gut wie gar nicht da, und Er ist dann auch für das, was gegen Ihn völlig nichtig ist, unmöglich ein Gott. Siehe, das ist alles, was ich darüber zu sagen vermag; möge es Dir wohlgefällig sein!"

"Und Abedam", heißt es in der "Haushaltung Gottes" weiter, "drückte darauf Jared an seine Brust und sagte: 'Jared, du hast Mir eine vollkommene Antwort gegeben; es ist genau so, wie du es ausgesprochen hast. Die Liebe allein ist der Maßstab für Meine Göttlichkeit, und mit keinem anderen Maß bin Ich ermesslich. Ich bin wahrhaft ein unendlicher Gott! Was jedoch Meine räumliche Unendlichkeit betrifft, ist diese nur eine zeitbedingte Erscheinlichkeit — im Geiste aber ist das die Machtvollkommenheit Meines Willens, Meiner Liebe und Weisheit. Die gestaltliche Wesenheit Meines Ich aber ist dieselbe, nach der ihr alle seid gemacht worden zu Meinen wesenhaften Ebenbildern! Also bleibe du, Mein lieber Jared, wie du warst, und glaube es Mir: Niemand wird Mich je in einer anderen Form sehen, als in welcher ihr Mich jetzt alle sehet im Geiste! Amen."

Nach solcher Erklärung waren viele samt Jared sehr froh. Einige aber wussten sich doch nicht so recht zu helfen und grübelten angestrengt über die zwei Wesenheiten Gottes, nämlich über die unendliche und über die gestaltlich vor ihnen stehende.

Da erhob sich Abedam wieder, berief die Grübler zu sich und sagte: 'O ihr großen Narren, was habt ihr für Unsinn ausgedacht? Damit ihr aus euren Träumereien kommt, will Ich euch ein wahres Licht geben. Und so hört: Was ihr des Raumes Unendlichkeit nennt, ist der Geist Meines Willens, der von Ewigkeiten her die endlose Räumlichkeit gestellt und allenthalben erfüllt hat mit Wesen aller Art. Dieser Geist aber hat einen Mittelpunkt wesenhaft gestaltlich, in dem alle Macht dieses unendlichen Geistes vereinigt ist zu einem Wirken. Und dieses Machtzentrum des unendlichen Gottgeistwesens ist die Liebe als das Leben dieses Geistes; und diese Liebe bin Ich von Ewigkeit! Obschon Gottes Geist überall wirken kann, so kann Er sich dennoch nicht wesenhaft gestaltlich äußern ohne die Liebe. Wo Gott sich für endliche Wesen gestaltlich zeigt, da äußert Er sich durch seine Liebe, die da ist das eigentliche Grundwesen Gottes und der Sammelpunkt aller Macht, Kraft und Heiligkeit seines unendlichen Geistes. Seht, das ist das Wesen Gottes in aller Wahrheit und kann nur mit dem Herzen, nie aber mit dem Verstand begriffen werden!' — Somit ist nach diesen erhabenen Worten Gott vollkommen nicht nur in der endlosen Ausdehnung seiner Kräftewirkung, sondern ebenso auch in der Konzentration, der Sammlung seiner Kräfte und seines Wesens in einem Mittelpunkt — unermesslich gewaltig im endlos Größten wie im endlos Kleinsten!

Das Machtzentrum der Gottheit

Über die wesenhafte Gestaltung des wunderbaren Machtzentrums der Gottheit lesen wir im "Großen Evangelium" weiter: "in sich und für sich (d.h. in seinem Machtzentrum) ist Gott ein Mensch wie du und wohnt in einem unzugänglichen Lichte, das in der Welt der Geister die Gnadensonne genannt wird."

Über die entsprechende Örtlichkeit dieser göttlichen Gnadensonne heißt es in "Robert Blum" (Bd. 1, 140) vom irdisch-narurmäßigen Standpunkt aus betrachtet, wohne Gott in der Gegend des großen Sternbilds Löwe, und zwar "in der geistigen Zentralsonne, die da umfasst die naturmäßige Sonne mit Namen Regulus, und über diese hinaus in der ganzen Unendlichkeit."

Das menschliche Urbild im Machtzentrum der Gottheit dürfen wir uns natürlich aber nicht als einen grobstofflichen, materiellen Menschen nach Art des irdisch-leiblichen Menschen vorstellen. Wie unser wahrer, innerster Mensch rein geistiger (für unser Leibesauge unsichtbarer) Natur ist, so ist dies selbstverständlich auch der göttliche Urmensch, nach dessen Urbild, wie die Bibel sagt, Gott den irdischen Menschen gestaltet hat.

Dass dieser göttliche Ur-Geistmensch vor nahe zwei Jahrtausenden zur Materie herniederstieg und sich in Jesus mit einer irdischen Seele und einem fleischlichen Leibe umhüllte, um sich den Menschen und allen Geistern und Engeln als Gott schau- und nahbar zu machen und sie durch Lehre und Vorbild auf den Heilsweg zu führen — dieses erhabene Geschehen wird uns in seiner unermesslichen Bedeutung in den Lorberschriften in bisher nie vernommener Weise dargetan, doch wollen wir hierauf erst später näher eingehen.

Weltseele oder Person?

Durch die in den Lorberwerken so klar und überzeugend gebotenen Bekundungen über das Machtzentrum Gottes wird auch die alte Frage beantwortet, ob die Gottheit eine Person oder — wie die Brahmanen und sonstigen Pantheisten lehren — eine nebelhaft durch die Unendlichkeit gebreitete Weltseele ist.

Wodurch ist denn der Mensch eine Person? Dadurch, dass seine gesamte Intelligenz und Wesenskraft in einem bestimmten Mittelpunkt, nämlich dem in unserem Leibe sichtbar verkörperten Ich zu einheitlichem Empfinden, Denken, Wollen und Handeln gesammelt ist. Durch dieselbe Sammlung aller geistigen Lebenskräfte in einem Lebens- und Machtzentrum bekundet sich auch die Gottheit als eine unserem Ich wesensähnliche Geist-Person. Wir haben also durch diese Gestaltung in Wahrheit, wie die Bibel lehrt, einen persönlichen Gott, an den wir uns in Gedanken wie an unseresgleichen wenden können. — In dem Lorberwerk "Bischof Martin" sagt der Jünger Johannes: "Seinem Gottwesen und Willen nach ist Gott unendlich und somit auch allgegenwärtig, aber als wesenhafter Gottmensch und wahrer Vater seiner Kinder wohnt Er persönlich unter seinen Kindern im Himmel der Himmel."

Dass uns auch dieser überaus wichtige Punkt der Gotteslehre hier so klar und deutlich enthüllt ist, muss uns mit besonderem Dank erfüllen. Kann uns doch die unendliche Gottheit (wie schon oben durch den Urvater Jared ausgesprochen) nur dadurch in beseligender Weise nähertreten, dass sie sich uns nicht als unpersönliche nebelhafte Allmacht, sondern als eine unserem Geistes-Ich entsprechende persönliche Lebensmacht darstellt, die unsere Leiden und Freuden mit uns empfindet und teilt, und an die wir uns in persönlicher Weise hebend und vertrauend wenden können.

Der ausstrahlende Gottesgeist

Über die vom gewaltigen Machtzentrum ins Endlose hinausstrahlenden Geistkräfte, den sogenannten Außen-Lebensäther oder Heiligen Geist der Gottheit bekundet der Herr im Großen Evangelium: "Der ewige und unendliche Schöpfungsraum ist nach allen Seiten ewigfort mit nichts anderem erfüllt als mit Meinem Geiste, welcher da ist pur Liebe, Leben, Licht, Weisheit, klarstes Selbstbewusstsein, bestimmtes Fühlen, Schauen, Hören, Denken, Wollen und Wirken. In Mir (Jesus) ist zwar dieses ganzen, einen und ewigen Geistes Brennpunkt, aber Mein Außenlebensäther, der mit Mir, dem Hauptlebensbrennpunkt stets in innigster Verbindung steht, durchdringt und umfasst alles in der ewigen Unendlichkeit und sieht, hört, fühlt, denkt und wirkt überall auf dieselbe Weise. Hierauf beruht ganz klar und fasslich die Allgegenwart und Allwissenheit Gottes!" (GEJ 04, 257)

Ähnlich heißt es an einer anderen Stelle des Evangeliums: "Der reine Geist Gottes in sich als Stoff oder Element ist ein Feuer und ein Licht oder (anders ausgedrückt) die Liebe und Weisheit selbst. Doch müsst ihr euch darunter kein Materie- Feuer und keine sinnliche Liebe vorstellen und auch kein Licht wie das der irdischen Sonne, obschon zwischen beiden eine Entsprechung besteht. Denn das Feuer des Geistes ist pur Leben und dessen Licht reine Weisheit … Hinter der den unendlichen Raum erfüllenden Substanz des Äthers (d.h. durch sie strömend) ist das den menschlichen Sinnen nicht sichtbare Geistfeuer: eine waltende Kraft, die, von Gott ausgehend, den unendlichen Raum erfüllt und in einem fort wirkt und schafft. Gott selbst aber ist in seinem Zentrum der ewige Urgeist und Urmensch. Dieser erfüllt die aus Ihm hervorgehende Unendlichkeit mit seinen großen Gedanken und Ideen, die, von seiner Liebe erfüllt, zu einem Ihm gleichen Lebensfeuer, durch seine Weisheit zu geordneten Formen und durch seinen Willen zu gesonderten und wie für sich bestehenden Wesen werden. Und in diese ist die Fähigkeit gelegt, sich selbst als solche ewig fortzupflanzen, fortzubilden und auf der Stufenleiter der Ordnung Gottes sich mit der Zeit gegenseitig zu vereinen und (in den höchsten, reichhaltigsten Lebensformen) zur Gottähnlichkeit emporzusteigen." (GEJ 07, 71, 11 und 72, 9)

Gottes Grundeigenschaft — Liebe

Die erste Haupt- und Grundeigenschaft des ewigen, allgestaltenden und allwaltenden Gottwesens ist die Liebe. In ihr liegt der Grundwille zu beseligender Betätigung. In herrlichen Worten und Bildern wird in den Lorberschriften diese Urmacht alles Lebens auf die mannigfaltigste und ergreifendste Weise immer wieder geschildert und gepriesen. So heißt es in der "Haushaltung Gottes": "In der Mitte der unendlichen Kraft war Ich von Ewigkeit her die Liebe und das Leben selbst." Und in "Johannes, das Große Evangelium" sagt der Herr:

"Gott, der ewig wahre, ist pur Liebe und also auch die höchste Weisheit, als welcher Er alle Welten und Menschen aus sich heraus erschaffen hat. Da Er selbst pur Liebe ist, so will Er auch, dass alle Menschen Ihn vor allem und über alles lieben, und dann auch — weil alle Menschen sein Werk sind — sich untereinander lieben wie jeder sich selbst liebt. Denn wenn Gott alle Menschen mehr als ein bester Vater seine Kinder liebt, warum sollten dann auch die Menschen Ihn nicht wieder über alles lieben, so sie Ihn einmal recht erkannt haben? Wahrlich, Ich sage euch: Ohne die rechte Liebe werdet ihr Gott nicht finden, Ihn nie recht erkennen und werdet euch sonach Ihm auch nie nahen können. Nur die Liebe zeigt euch den sicheren Weg zu Ihm."

Diese göttliche Liebe macht im "Großen Evangelium" ein Weiser sich mit folgenden Betrachtungen begreiflich: "Für Gott als den Schöpfer und Vater aller Welten, Engel und Menschen muss allein das die größte Wonne sein — alle jene, die Ihn und seine Werke mehr und mehr erkennen und lieben, auch stets seliger zu machen! Aus diesem Grunde erfüllte Er den unendlichen Raum mit zahllosen Werken seiner endlosen Weisheit und Macht und erschuf denkende, mit Weisheit begabte Wesen. Diese, im höchsten Grade ergriffen, bewundern die göttliche Weisheitstiefe und Macht des Schöpfers und werden bei jeder Enthüllung zu neuer Anbetung und stärkerer Liebe hingerissen. Dieses allein schon muss für Gott die höchste Seligkeit sein! Um für uns Menschen dieser Erde, für die Engel aller Himmel und für alle Geschöpfe der ganzen Unendlichkeit eine größere Seligkeit zu bereiten, kam Er selbst als ein Mensch zu uns auf diese Erde, um sich uns wie ein Mensch dem anderen zu offenbaren."

Die sieben "Geister Gottes" und ihr Werk

Wir erfahren durch Lorber, wie sich aus dem göttlichen Beseligungsdrang der Liebe alle anderen Wesensseiten der Gottheit folgerichtig ergeben. Die nach Beseligung drängende Liebe Gottes zeugt, um ihr Willensziel zu erreichen, in sich schöpferische Gedanken und Ideen ohne Zahl. Es wird sozusagen in ihr "Licht", und so entspringt aus ihr die göttliche Weisheit. — Beide, Liebe und Weisheit, wollen ihre Schöpfungsgedanken verwirklichen, und so erwecken sie die ausführende Kraft und Macht, den sogenannten Heiligen Geist. Durch ihn bekommen die gedachten Wesenheiten Wirklichkeit und Leben. Liebe, Weisheit und Macht nennt man daher auch die drei Haupt- oder Grundgeister Gottes. –

Es kommen aber, aus ihnen entspringend, noch vier weitere "Geister Gottes" hinzu: die Ordnung, die den Wesen Zweck und Form gibt; der Ernst, der ihnen Bestand, Gedeihen und Fortpflanzung verleiht; die Geduld, welche die ruhige Reifung selbst in ausgedehntesten Zeiträumen gewährleistet; und als höchste Eigenschaft die Barmherzigkeit, die selbst der gottfeindlichen und tiefst gefallenen Wesen sich annimmt und schließlich alles zur Vollendung bringt.

Das Endergebnis des Zusammenwirkens all dieser Gotteskräfte im erhabenen Werke der Schöpfung schildert im "Großen Evangelium" (Bd. 3, 239) ein Erleuchteter mit den Worten: "Das große Doppelziel unseres Gottes und Schöpfers wird so erreicht: Das in der Schöpfungskrone Mensch gereifte Gottes-Kind erkennt seinen ewigen Vater, schaut Ihn mit liebetrunkenen Augen und freut sich über alle Maßen. Aber auch der Vater freut sich unendlich, dass Er nun nicht mehr allein ist, sondern in der lichtvollsten Mitte seiner Kinder, die Ihn über alles lieben, stets von neuem seine Wunderwerke genießen und seine unendliche Macht und Weisheit dankbar preisen."

Wie groß, wie gut, wie liebevoll, wie voll der höchsten Weisheit, Erbarmung, Kraft und Macht ist unser Gott! Lasset Ihn uns mit allen Kräften unseres Lebens suchen, erkennen und über alles lieben, indem wir den Geboten seiner heiligen Ordnung freudig gehorchen!






Nach oben



Kapitel 5
Er heißt — Ewig-Vater!

Immer wieder wird die Gedenkstunde jener heiligen Nacht nahen, in der das Licht des Heils, das Licht der höchsten göttlichen Liebe aus den Himmeln sich auf diese Erde herniedergesenkt hat in Gestalt eines hilflosen Kindleins. Immer wieder singen Millionen Stimmen in allen Landen:

"Christ ist geboren! Christ ist erschienen!

Freue dich, freue dich, o Christenheit!"

Und dennoch ist es bis heute den meisten Menschen immer noch ein Rätsel der Rätsel — wer es denn eigentlich war und ist, der dort im Stalle zu Bethlehem als Kindlein, als der heilige Christ sich den Menschen zum Pfande ewiger Liebe hingegeben hat. Wir sagen: es ist Jesus Christus, der Sohn und Gesandte Gottes, der Maria vom Engel verkündet wurde, und bei dessen Taufe die Stimme aus den Himmeln sprach: "Siehe, das ist Mein lieber Sohn, an dem Ich Wohlgefallen habe!" Aber ist dieser Gesandte und Gesalbte Gottes, der sich später zuweilen Gottessohn, zuweilen Menschensohn genannt hat, selbst Gott? Ist doch von Ihm gesagt, dass in Ihm die Fülle der Gottheit wohne! Wie aber ist dann sein Verhältnis zu dem urewigen Schöpfer und Vater, den uns die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments ernstlich als den alleinigen Gott lehrt? Und was bedeutet daneben als dritter der Heilige Geist?

Einheit oder Dreifaltigkeit?

Diese gewichtigen Fragen über das Wesen und das Verhältnis von Vater, Sohn und Heiligem Geist — die sogenannte Trinität — haben die Christenheit der ganzen Welt zu allen Zeiten mächtig bewegt. Es hat darüber bald nach der Auffahrt des Herrn die erbittertsten Kämpfe gegeben, die im 4. und 5. Jahrhundert n.Chr. durch wildbewegte Glaubensversammlungen nur gewaltsam und äußerlich geschlichtet werden konnten. Vom Konzil zu Nizäa (325) wurde unter Bannfluch als bindendes Glaubensbekenntnis festgesetzt: "Wir glauben an einen Gott, den allmächtigen Schöpfer alles Sichtbaren und Unsichtbaren, und an einen Herrn Jesus Christus, den Sohn Gottes, vom Vater (nicht geschaffen sondern) gezeugt aus dem Wesen des Vaters, Gott aus Gott und mit dem Vater eines Wesens … und glauben an den Heiligen Geist." Vater, Sohn und Heiliger Geist wurden als drei verschiedene Gottpersonen von gleicher göttlicher Wesenheit erklärt, die zusammen den alleinigen, ewigen und unendlichen Gott bilden! — In diesen und anderen feierlichen Konzilbeschlüsen über die Person Jesu hoffte man, eine allgemeine Glaubensgrundlage gefunden zu haben, die nach dem Verlust des früher lichtvoll belebenden Liebegeistes die zerrissene Christenheit zu einen und die sichtbare Kirche des Morgen- und Abendlandes zu tragen vermöchte. Diese Lehrsätze sind auch wirklich in der römisch-katholischen wie in der protestantischen Kirche bis zum heutigen Tage in Geltung geblieben. Und in dumpfer Erinnerung der einstigen Glaubenskämpfe werden sie noch in unserer Zeit von den Kirchlichgesinnten mit einer Art ängstlicher Scheu stillschweigend auf sich beruhen gelassen und für unantastbar erklärt.

Dennoch empfindet jeder hellere Mensch die unentwirrbaren Schwierigkeiten dieser Lehre vom dreipersönlichen Gott. Ein hervorragender Gelehrter der katholischen Kirche selbst schrieb über dieses sogenannte Trinitäts- oder Dreifaltigkeitsdogma. "Nun ist dies tatsächlich eine geheimnisvolle Lehre. Der menschliche Verstand allein kann ohne übernatürliche Offenbarung nicht zu ihr vordringen und sie auch nach erfolgter Offenbarung nicht beweisen noch vollends verstehen." — Freilich setzt der glaubensgehorsame Katholik hinzu: "Aber sie ist, wenn auch eine übervernünftige, über die menschliche Vernunft, über unseren Verstand hinausliegende, übernatürlich geoffenbarte Wahrheit, so doch keine unvernünftige Lehre."

Diese verwickelten Dogmen über die Dreifaltigkeit Gottes und die Person Jesu haben in der Welt keinen großen Segen gestiftet. Sie verwirrten den einheitlichen Gottesbegriff des Alten und Neuen Testaments in solchem Grade, dass Millionen Menschen am Christentum irre wurden und im 8. Jahrhundert die Völker des Morgenlandes mit fliegenden Fahnen zur strengen Eingottreligion des neuerweckten Propheten Mohammed übergingen. Wie von einem Feuersturm wurden die alten, von Paulus begründeten Christengemeinden Kleinasiens, Palästinas und Ägyptens hinweggefegt. Und was im Abendlande in der römischen Kirche bestehen blieb, konnte zu Christus schwer oder gar nicht mehr das rechte ausschließliche Gotteskind-Verhältnis finden.

Gott musste sich deshalb den durch menschliche Schriftauslegung und kaltverstandliche Konzilienbeschlüsse verwirrten Erdenmenschen neu enthüllen, wollte Er sie doch noch aus schmerzlicher Verirrung zum Licht und zum Ziele der Vollendung führen. Und so kamen in unserer Zeit, nachdem die Menschheit durch fast zweitausendjähriges Suchen und Ringen reif geworden war, durch Jakob Lorber Neuoffenbarungen über das Wesen Gottes, die auch über die Dreifaltigkeitsfrage und die Person Jesu durch den Heiligen Geist selbst eine wahre, Vernunft und Herz gleich befriedigende Schriftauslegung gaben.

Das unteilbare Einreich Gottes

In diesen Neuoffenbarungsschriften ist an vielen hochbedeutsamen Stellen klar und deutlich ausgesprochen: In Jesus ist verkörpert und Mensch geworden der alleinige Gott und Schöpfer Jehova Zebaoth. In Ihm ist vereinigt Vater, Sohn und Heiliger Geist! — Es kann keinen dreipersönlichen Gott geben! — Die Gründe sind am eingehendsten erörtert vom Herrn selbst im Großen Evangelium (Bd. 8, 26 und 27). Hier heißt es:

"Die göttliche Urkraft hat die Macht, sich endlos frei zu bewegen. Ihr steht demnach sicher auch das Recht zu, ihre Herrlichkeit ins Fleisch zu wandeln, um gegenüber den von ihr geschaffenen Menschen auch als ein ewig vollkommenster Mensch schau- und begreifbar dazustehen. Aber die Macht hat die Herrlichkeit Gottes nicht und kann sie unmöglich haben, andere ihr völlig gleiche Gottheiten außer sich zu erschaffen. Denn könnte sie das, so müsste sie außerhalb des einen unendlichen Raumes auch noch mehrere ebenso unendliche Räume erschaffen können — was wohl jeder nur ein wenig hell denkende Mensch als Unsinn erkennen muss! Denn wenn der eine Raum nach allen Richtungen hin unendlich ist, wo sollte dann ein zweiter ebenso unendlicher Raum seinen Anfang nehmen?

Ein zweiter vollkommener Gott mit der vollen unendlichen Herrlichkeit ist demnach ebenso wenig denkbar wie ein zweiter unendlicher Raum. Ihr könnt daraus klar ersehen, dass Ich, nun als ein Menschensohn im Fleische wandelnd, kein zweiter, sondern nur ein und derselbe Gott bin, der Ich von Ewigkeit war und bleiben werde in alle Ewigkeit.

Würde Ich außer Mir noch zwei Götter erschaffen, wie etwa den 'Sohn' und den 'Heiligen Geist', so dass dann beide von Mir persönlich unterschieden wären, so müssten sie ja notwendig auf alle Machtvollkommenheit Anspruch machen, da ohne diese ein Gott ebenso wenig denkbar ist wie der Begriff eines zweiten oder gar dritten unendlichen Raumes unter einer gewissen Teilung und gegenseitigen Beschränkung. Es kann aber nur ein solches göttliches Hoheitsrecht geben. Denn gäbe es deren drei, so wäre das endlose Einreich Gottes zersplittert, und sein Bestand wäre ebenso undenkbar und unmöglich wie der Bestand von drei unendlichen Räumen nebeneinander. Das Einreich des einen Gottes kann ewig nur darum bestehen, weil Gott allein sein einziger König und Herr ist, wie geschrieben steht in der Schrift der Propheten, die aus Gott geweissagt haben: "Gott wird seine Herrlichkeit keinem andern geben."

Vater, Sohn und Heiliger Geist

"Ich, Christus, allein bin der einzige Gott! Menschen, Engel, Herrschaften und Gewalten und alle Dinge im Himmel und auf Erden haben sich allzeit vor Mir gebeugt und werden sich auch in Ewigkeit nur vor Mir beugen, gleichwie auch alle für euch noch so großen Weltschöpfungsräume von dem einen unendlichen Schöpfungsraum umfangen werden und ihm gegenüber wie völlige Nichtigkeiten erscheinen.

Wenn unter dem Namen Vater, Sohn und Heiliger Geist nicht ein alleiniger, einwesiger Gott zu verstehen wäre und man statt dessen einen vom Vater zu unterscheidenden Sohn, und ebenso einen vom Vater zu unterscheidenden Heiligen Geist annehmen müsste, was für ein Gott müsste wohl dann der Vater sein? Wenn nach der Schrift der Propheten, die der selbstverschuldete Unverstand der Menschen nicht fasst, der Vater den Sohn mit aller Macht und Gewalt im Himmel und auf Erden bekleidet und Ihm den Heiligen Geist als Mitwirker beigesellt hat, was für einen Gott machet ihr dann aus dem Vater? Könnet ihr da überhaupt noch einen Gott aus Ihm machen? Ihr müsstet euch da nach finsterster menschlicher Art vorstellen, dass Gott-Vater etwa wegen seines hohen Alters gleich dem alten Pharao in Ägypten (der die Regierung dem Joseph übergab) seiner Schwäche wegen dem Sohne die Herrschaft für ewig übergeben habe, damit Er selbst sich in Ruhe indessen ganz müßig wohl geschehen lassen könne! O wie heidnisch dumm und blind müsste der Menschenverstand sein, solch einen Unsinn zu glauben!

Bestände ein 'Sohn' und ein 'Heiliger Geist' persönlich unterschieden vom 'Vater', wie da bestehen Engel und Menschen, so könnten sie weiter nichts als nur seine Geschöpfe sein, weil sie ihr etwa noch so vollkommenes Wesen doch nur von dem einen Schöpfer und nicht aus höchsteigener ewiger Machtvollkommenheit erhalten haben. Wie kann aber das, was sein Sein von einem andern erhält, gleich sein dem, das sein Sein ewig aus sich selbst hat? Kann je die flüchtige Zeit gleich sein der Ewigkeit oder ein beschränkter Raum gleich der Unendlichkeit? … Und wenn ferner der 'Sohn' von Ewigkeit her war, wie konnte er gezeugt werden! Und wenn der 'Heilige Geist' ebenso von Ewigkeit her war, wie konnte er von 'Vater' und vom 'Sohn' ausgehen? Kurz, wenn die drei göttlichen Personen ewig, d.h., ohne Anfang sind, wie könnte dann einer dem andern den Anfang seines Daseins geben?

Nein! Höret und glaubet: Ich bin als nunmehr ein Mensch im Fleische vor euch der Sohn und bin niemals von einem andern als nur von Mir selbst (in dieses Fleisch) gezeugt worden und bin also Mein höchsteigener Vater von Ewigkeit. Wo anders könnte da der Vater sein als nur im Sohne und wo anders der Sohn als nur im Vater?" (GEJ 08, 26 und 27)

Es ist ein Gott

"So ist also immer und ewig nur ein Gott in einer Person! Dieser Mein Leib ist die verherrlichte Gestalt des Vaters, der Menschen und Engel wegen ins Dasein gestellt, damit Ich ihnen ein begreiflicher und schaubarer Gott sei und sie Mich schauen, hören und sprechen können und doch dabei leben! Ich, Jesus, bin somit durchaus Gott! In Mir ist der 'Vater', und die von Mir gemäß Meiner Liebe, Weisheit und meinem allmächtigen Willen ausgehende Kraft, die den ewig endlosen Raum erfüllt und allenthalben darin wirkt, ist der 'Heilige Geist'!

Ich, wie ihr Mich nun als Gottmensch unter euch seht, bin demnach mit Meiner ganzen Urzentralwesenheit vollkommen und ungeteilt hier unter euch in diesem Saal auf dem Ölberg und befinde Mich darum als wahrer Gott und Mensch zugleich (persönlich) nirgends anderswo, weder auf dieser Erde und noch weniger auf einer andern. — Aber durch die von Mir ausgehende Kraft, die da ist der 'Heilige Geist', erfülle Ich wirkend dennoch alle Himmel und den ganzen endlosen Raum. Ich sehe da alles vom Größten bis zum Kleinsten, kenne alles, weiß um alles, ordne alles und schaffe, leite und regiere alles.

Wenn ihr nun solches wisset aus Meinem Munde, so werdet ihr auch verstehen, aus welchem Grunde ihr die Menschen, die an Mich glauben, im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes durch die Auflegung der Hände stärken sollet. Wenn die Menschen von euch dabei wahr und richtig belehrt werden, können sie nicht leicht durch die Nennung der drei göttlichen Eigenschaftsnamen in die falsche Vorstellung von drei persönlich wesenhaften Göttern verfallen. Aber Ich lege es euch auch teuerst ans Herz, dass ihr den Menschen allenthalben ein rechtes und wahrheitsvolles Licht über diese Sache gebet. Wo es an dem gebrechen wird, da werden die Menschen leicht und bald verkümmern und in allerlei Irrlehren übergehen, und es wird dann schwerhalten, sie auf den Weg der vollen Wahrheit wieder zurückzubringen!" (GEJ 08, 27)

Gott, unser Vater in Jesus

Besonders innig findet das heilige Geheimnis der Krippe zu Bethlehem seinen Ausdruck in dem Lorberwerk "Robert Blum" (Bd. 1, 126, 1 ff.). Einem katholischen Mönch, der im Jenseits von seinen alten kirchlichen Vorstellungen erwacht, flüstern hier himmlische Stimmen wie Weihnachts-Sphärengesang aus dem Unsichtbaren zu:

"Jesus der Gekreuzigte ist allein Gott über alle Himmel und über alles, was den unendlichen Raum erfüllt. Er allein ist der Urschöpfer aller Dinge, aller Engel, Menschen, Tiere, Pflanzen und aller Materie. Er ist der Vater seinem urewigen Liebewesen nach, der ewige Sohn seiner Weisheit und der Heilige Geist seiner unendlichen Macht, Kraft und Wirkung nach.

An diesen Jesus wende dich im Herzen wahrhaftig und getreu und liebe Ihn, der dich so sehr liebt und liebte, dass Er aus Liebe zu allen Menschen die Menschennatur annahm und des Leibes bittersten Tod über sich kommen ließ, auf dass dir und allen Menschen ein ewiges Leben ermöglicht werde.

Das ewige, Gott völlig gleiche, seligste Leben ist durch Ihn allein gegeben als ein unendlicher Schatz aller Kreatur. Und es bedarf nun nichts mehr, als diese große Gabe des heiligen Vaters liebewillig zu verlangen und dankbar anzunehmen — und der Mensch ist selig lebend in Ewigkeit in der Gesellschaft Gottes wie ein zweiter Gott.

Gott, der da ist unser aller Vater Jesus, ist die reinste Liebe, die niemanden richtet und jeden selig machen will. Aber der Mensch muss auch das wollen, was Gottes reinste Liebe will, sonst kann er nicht selig werden. Denn Gott tut niemand einen Zwang an, am wenigsten in der Welt der Geister. Daher wird jedem nur das zuteil, was er selbst will. Was du demnach willst, das wirst du auch empfangen! — Es gibt kein Leben und keine Seligkeit außer in der reinen Gottesliebe. Wer diese in sich aufgenommen hat und selbst will, was diese heilige Liebe will, der lebt und ist selig für ewig."

Dreieinheit — das Geheimnis der Person Jesu

Nach den Enthüllungen der Neuoffenbarung gibt es also nur einen alleinigen, ewigen und unendlichen Gott, in dem vereinigt ist die ganze Fülle der göttlichen Liebe, Weisheit und Macht. Vater, Sohn und Heiliger Geist sind nur Wesensseiten dieses alleinigen Gottes. Der Vater ist das göttliche Machtzentrum der Liebe, der Sohn ist die gleichsam ausstrahlende Weisheit, der Heilige Geist ist die ausstrahlende Kraft. In Jesus waren Vater, Sohn und Heiliger Geist, oder Liebe, Weisheit und Kraft in einer schaubaren, menschlichen Offenbarungsform vereinigt.

Nun fragt es sich, wie ist solches möglich, wie können wir uns solches denken? Wie kann in einer sichtbaren, begrenzten Menschenform die Fülle der unendlichen Gottheit vereinigt sein?

Auch über dieses Rätsel geben die Neuoffenbarungsschriften denkbar klar Aufschluss. Die hohe, einzigartige Bedeutung der durch Lorber gegebenen Lehren liegt gerade darin, dass ebendieses große Geheimnis vor allem gelichtet wird; dass wir erfahren dürfen, wieso in der Menschengestalt Jesu uns der Vater, die unendliche Gottheit in ganzer Licht- und Kraftfülle entgegentritt.

Um dieses Rätsel zu begreifen, müssen wir uns daran erinnern, was uns in den Lorberschriften bezüglich des Machtzentrums der Gottheit gesagt ist. Wir hören dort, dass die Gottheit nicht eine gleichmäßig durch die Unendlichkeit gebreitete Weltseele ist, sondern dass sie eine sozusagen zentral gestaltete Lebensmacht ist; dass sie einen Mittelpunkt hat, in dem alle ihre Kräfte zu einheitlichem Wirken in höchster Vollkommenheit vereinigt sind und von wo sie in die ganze Unendlichkeit sonnenartig ausstrahlen.

Einen solchen gottähnlichen, reingeistigen Kraft- und Lebensmittelpunkt besitzt aber nach der Lehre der Neuoffenbarung nicht nur die Gottheit, sondern nach ihrem Ebenbild jede von Gott geschaffene lebende Wesenheit, insbesondere auch der Mensch. So heißt es in der "Erde" (38): "Überall, wo eine lebendige Wesenheit sich gestalten soll, ist für die vollkommene Vereinigung aller geistigen Spezifika ein gewisses Zentrum gegeben. Dieses Zentrum ist der eigentliche Urgeist oder der Liebesfunke aus Gott. Dieser zieht mächtig alles das an sich, was seines Wesens ist und eigenschaftet es nach seinem Grundwesen". — Noch umfassender wird dieser Grundgedanke im Großen Evangelium (Bd. 7, 74) ausgesprochen wo ein Engel die Jünger über den reingeistigen Funken im Samenkorn belehrt und ihnen dartut, dass — so wie im Samenkorn — in jedem Schöpfungsgebilde von Atom bis zum Weltkörper und Sonnensystem, und von der winzigsten Blattmilbe bis zum Menschen überall ein reiner Geistfunke als zentrale Lebensmacht herrscht und wirkt.

Wir erfahren ferner, dass der unmittelbar aus Gott stammende reine Geistfunke des Menschen aus der Materie dieser Welt ungeläuterte Lebensfunken an sich zieht, aus den willensfügigeren unsere Seele gestaltet und aus den hartnäckigen grobstofflichen Elementen unsern Leib erbaut als Schulhaus und Werkzeug der Seele. Ein jeder Mensch ist danach eine Dreieinheit, bestehend aus einem reinen göttlichen Geist, einer aus der Materie aufgestiegenen, in der Läuterung begriffenen Seele und einem noch mehr oder weniger grobmateriellen Leib.

Ganz so, nach dieser allgemeinen Norm der Dreigliederung oder Dreieinheit war auch der Mensch Jesus gestaltet.

Wahrer Mensch und wahrer Gott

Seele und Leib Jesu waren wie bei jedem anderen Menschen aus der mit Satan gefallenen Materie aufgestiegen und bildeten den naturmäßigen Menschen oder "Menschensohn". In dieser Hinsicht war zwischen Jesus und uns kein Unterschied. Wir lesen in den Schriften auch (besonders klar in den Schlusskapiteln der "Jugend Jesu"), wie menschlich die Seele Jesu von Hause aus gestaltet und wie auch sie um ihre geistige Läuterung gegen ihre veranlagungsmäßigen Schwächen und gegen die Versuchungen der Materie gewaltig zu kämpfen hatte! Auch die Bibel berichtet uns ja von den Versuchungen der Finsternismacht und von den Kämpfen der Seele Jesu im Garten Gethsemane. Nur darum, weil Jesus dem Leib und der Seele nach ein Mensch und Kämpfer war wie wir, kann Er uns auch in Hinsicht der seelischen Entwicklung und sittlichen Bemühung in allem ein wahres Vorbild sein.

Ein endlos großer Unterschied zwischen Jesus und uns bestand jedoch hinsichtlich des Geistes. Während in uns nur ein von Gott ausgegangener, gleichsam abgesplitterter reiner Geist — bildlich gesprochen ein Geistfunke — als inneres Lebens-Zentrum eingepflanzt ist, hatte sich bei Jesus eben jenes gewaltige, von Ewigkeit als vollkommenster Geistmensch gestaltete Ur-Machtzentrum der Gottheit (der alliebende, allwissende und allschöpferische "Vater") aus seiner unnahbaren Unendlichkeit in die Materie herniedergesenkt und in der Seele und dem Leibe des Menschensohns aus Nazareth Wohnung genommen, — samt dem von Ihm ausströmenden Weisheitslicht und heiligen Willensgeist.

Im "Großen Evangelium" spricht der Herr über diese im Gleichnis vom verlorenen Sohn angedeutete gewaltige Tatsache zu dem schwer begreifenden Judas: "Von Ewigkeit wohnte Ich in Meiner unzugänglichen Mitte und in Meinem unzugänglichen Lichte aus Mir selbst. Aber es hat Mir der Menschen wegen wohlgefallen, aus Meiner Mitte und Meinem Lichte derart herauszutreten, dass Ich nun in ebenderselben Mitte und demselben Lichte, das auch den höchsten Engeln von Ewigkeit völlig unzugänglich war, Mich auf diese Erde begab, wo Ich nun sogar euch Menschen wohl zugänglich bin und ihr Mein Licht wohl ertragen könnt."

Unermesslich tief sind die in den Lorberschriften geoffenbarten Gründe dieser irdischen Verkörperung oder Menschwerdung Gottes. Wir werden später darauf näher einzugehen haben. Vorerst genügt es zu wissen, wer es ist, der vor nahezu 2000 Jahren in seiner endlosen Liebe, Weisheit und Erbarmung zu Bethlehem sich als liebespendendes und liebeheischendes Kindlein für uns in die Futterkrippe gelegt hat.






Nach oben



III. Wie erklärt sich das Wunderwerk der Schöpfung?

Kapitel 6
Die Schöpfung, ein ewiger Entwicklungsvorgang

Nachdem wir uns aus den Neuoffenbarungs-Schriften vom Sein und Wesen Gottes als dem Urgrund alles Bestehenden eine einheitlich klare Anschauung verschaffen durften, erhebt sich die Frage: Wie ist nun die vor unsern Sinnen ausgebreitete und sich fortentwickelnde Schöpfung als ein Werk dieses Ur- und Allgeistes zu erklären und zu verstehen?

"Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde", sagt die Bibel. An diesen Worten, mit welchen die Heilige Schrift beginnt, ist schon mancher Wahrheitssucher hängengeblieben und mit seiner Weisheit zerschellt. Wie, so fragten sich schon viele, kann der ewige Gott oder sein Schaffen irgendwann einmal einen Anfang genommen haben? Im Begriff der Ewigkeit liegt doch die vollkommene zeitliche Unbegrenztheit! Eine Erklärung dieser dunklen Bibelstelle wurde von manchen darin gesucht, die Gottheit sei eben unendliche Zeiten lang untätig gewesen und erst von einem bestimmten Zeitpunkte an schöpferisch geworden. Aber wie sollen wir uns eine unendliche Zeiten hindurch untätige Gottheit vorstellen? Auch diese Erklärung führt den denkenden Menschen zu keinem befriedigenden Licht. Und so blieb also hier am Eingang der Heiligen Schrift bis in unsere Zeit ein befremdendes Rätsel.

Im Großen Evangelium wird durch Jakob Lorber nun auch dieses Geheimnis den gereifteren Menschen unserer Zeit vom Heiligen Geiste entschleiert. Es findet eine gerade für die geistig durchgeschulte neuzeitliche Menschheit hochbefriedigende Lösung, die der Vernunft und dem Herzen einleuchten muss.

Entwicklungs- und Schöpfungsabschnitte

Wenn wir auf die Vorgänge in der uns sichtbaren Schöpfungswelt schauen, so wissen wir aus vielfältiger Erfahrung, dass alle diese Entwicklungsvorgänge der Natur sich nicht in ununterbrochener, einförmiger Gleichmäßigkeit, sondern in regelmäßigen Wechselzuständen, oder wissenschaftlich gesagt: in Entwicklungsperioden abspielen. Und zwar beobachten wir, gleichsam ineinandergeschachtelt, kleine, große und ganz große Entwicklungsabschnitte, bei denen jeweils das Ergebnis der vorangehenden Abschnitte in den nachfolgenden verwertet, weitergereift und der Vollendung zugeführt wird. So ist z.B. in der Natur ein jeder Tag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang ein kleiner Entwicklungsabschnitt, der an der uns umgebenden Welt, an Pflanzen, Tieren und Menschen, ein gewisses Maß ihrer Beschaffenheit verändert und weiterreift. Dann folgt in der Nacht eine Art Ruhepause, in der sich das Gewonnene sammelt und zu neuer Entwicklung vorbereitet. — Dreißig Tage bilden dann den nächsthöheren Abschnitt eines Mondumlaufs, in dem wiederum manches Umfangreichere gereift, abgeschlossen und neu vorbereitet wird. — Zwölf Mondumlaufsperioden geben den großen Jahresabschnitt mit dem für alles irdische Leben so machtvoll fühlbaren Frühlingsbeginn und der Ruhe- und Sammlungspause des Winters.

Während dieser große Abschnitt des Naturlebens durch den Umlauf der Erde um die Sonne bedingt ist, werden noch größere Entwicklungsperioden des irdischen Lebens, z.B. die Eiszeitperiode, bedingt durch die regelmäßigen Umläufe unserer Sonne samt ihren Planeten um die nächst höhere Zentralsonne (Sirius), sowie durch die Umläufe des Sirius und der weiteren Zentralsonnen um noch höhere Mittel- und Urmittelsonnen. Durch alle diese Bewegungen und Vorgänge vollzieht sich also das ganze Leben der sichtbaren Schöpfungswelt in regelmäßigen Perioden oder Abschnitten.

Und nun vernehmen wir im Großen Evangelium aus dem Munde des Herrn selbst, dass in dieser Weise die ganze Schöpfertätigkeit, das ganze Leben und Weben der Gottheit sich in solchen großen und größten Schöpfungsperioden abspielt, die durch Abschnitte der Ruhe und Sammlung voneinander in der Weise getrennt sind, wie die Tage durch die Nächte, die Wochentage durch den Sonntag und im naturmäßigen Jahr die lebenerzeugenden wärmeren Jahreszeiten durch den Winter.

Wie überaus einleuchtend muss diese Enthüllung jedem erscheinen, der mit offenen Augen den Naturablauf beobachtet! Und mit welch freudiger Genugtuung dürfen wir Lorber-Freunde unsere christlichen Brüder darauf hinweisen, dass jene gefährliche Zweifelsfrage an der Schwelle der Heiligen Schrift durch ebendiese Lehre von der periodischen, abschnittsweisen Schöpfertätigkeit Gottes so einfach und klar gelöst ist. Denn nun wissen wir, wie die fragwürdigen Worte "Im Anfang schuf Gott" zu verstehen sind. Moses, vom Geiste Gottes tiefst erleuchtet, wollte damit eben jene periodische Schöpfertätigkeit andeuten und sagen: Im Anfang unserer gegenwärtigen, uns allein fassbaren Schöpfungsperiode schuf Gott in der geschilderten Weise Himmel und Erde — wobei freilich die uns überlieferten Worte des Moses über die Schöpfungsgeschichte ebenfalls noch verständnisvoller Auslegung bedürfen.

Schöpfungsperioden ohne Zahl in ewiger Folge

Die bedeutsamen Ausführungen, in welchen der Herr uns dieses große Schöpfungsgeheimnis enthüllt, finden sich im Großen Evangelium (Bd. 4, 254 ff.), woselbst Er Mathael, einem durch hohe geistige Fassungskraft hervorragenden Jünger, erklärt:

"Mein lieber Freund, zwischen Gott und dem geschaffenen endlichen Menschen, selbst der vollkommensten Art, besteht der unübersteigbare Unterschied, dass Gott in seinem Urwesen ewig und unendlich ist in allem, während der Mensch wohl ewig stets vollkommener in seinem Geistwesen bestehen wird, aber Gott dem unendlichen Urwesenmaße nach doch nimmer erreichen kann. Und so können die langen Ewigkeiten in ihren zahllosen Ewigkeitsperioden wohl so manches fassen, das im endlosen Raume sicher Platz findet, wovon aber sogar einem Urerzengel noch nie etwas geträumt hat, denn auch ein solcher hat dafür noch eine zu beschränkte Fassungskraft. Erst wenn ein Urerzengel gleich Mir wird den Weg des Fleisches durchgemacht haben, dann wird er auch mehr zu fassen imstande sein — aber alles in der ganzen Unendlichkeit unmöglich je! Ja, ihr werdet fort und fort neue Wunder kennenlernen und in ihnen euch zu finden anfangen. Aber das Ende derselben werdet ihr dennoch nie und nimmer erreichen, wofür ihr euch den Grund leicht einleuchtend machen könnt, so ihr euch denkt, ob es wohl möglich wäre so lange zu zählen, bis man das Ende der Zahlen erreicht!

So Ich aber dem Geiste nach von aller Ewigkeit her immerwährend als derselbe Gott bestehe, denke, will und wirke aus der stets gleichen Liebe und Weisheit — die sich nach jeder Schöpfungsperiode freilich durch das gelungene Werk auch seliger fühlen muss — so könnt ihr Weiseren es wohl denken, dass Ich bis zu dieser gegenwärtigen Schöpfungsperiode sicher nicht in irgendeinem Unendlichkeitspunkte eine Art Winterschlaf gehalten habe! Möge eine Schöpfungsperiode von ihrem Urbeginn an bis zur gesamten geistigen Vollendung auch tausendmal Tausende Äonen von Tausendjahres-Zyklen dauern, so ist eine solche dennoch nichts gegen Mein ewiges Sein, und ihre für euch unmessbare Ausdehnungsgröße ist dem Raume nach ein Nichts im unendlichen Raume!"

Herr, Deine Größe überwältigt mich!

Mathael, von der Größe dieser Eröffnung ganz überwältigt, erwidert: "O Herr! Deine ewige Macht und Größe, der unendliche Raum und die ewige Zeitdauer machen mich schwindeln! So kann ich mir kaum vorstellen, dass Du solcher Schöpfungsperioden nicht etwa nur Dezillionen oder Äonen hinter Dir hast, sondern unzählige. Wenn ich demnach, nach rückwärts zählend, bei dieser gegenwärtigen anfange, würde ich niemals zu der Schöpfungsperiode kommen, von der man sagen könnte, sie wäre Deine erste. Kurz, Dein Anfang ist keiner! Und so haben auch Deine Schöpfungen unmöglich je einen Anfang gehabt. Platz haben im unendlichen Raum ja endlos viele, wenn ihre Entfernungen auch noch so groß sind. Und die künftigen werden die schon von Ewigkeit her vorhandenen auch um nichts vermehren; denn ein zahllos Vieles kann nie ein Mehr werden, weil es ohnehin endlos ist. Wohl zählen die neuen Schöpfungen für sich noch etwas, aber zur Anzahl der Vorschöpfungen gar nichts!

Aber hinweg mit solchen Gedanken, die wegen ihrer Größe die zu kleine Seele gänzlich erdrücken können! Wenn ich nur ein ewiges Leben habe, Deine Liebe und Gnade dazu, so werde ich es mir fürder nimmer wünschen, auch nur den Mond oder gar unsere Sonne näher kennenzulernen. Ich sehe nun ein, wie dumm es von mir war, Dich um etwas zu fragen, was sich für einen beschränkten Menschen zu wissen gar nicht ziemt!"

Sagt der Herr: "Nein, mein Freund, Dummheit ist das eben keine, nur ein für dieses Erdenleben etwas weit gehender Vorwitz. Denn solange die Seele nicht völlig eins mit Meinem Geist in ihr geworden ist, kannst du derlei Dinge unmöglich in der rechten Tiefe fassen. Wirst du jüngst aber zur geistigen Wiedergeburt gelangen und drüben im Reiche Gottes dich als eine vollendete Wesenheit befinden, so wirst du vieles bis auf den tiefsten Grund einsehen. Aber freilich nur insoweit, als es diese gegenwärtige Schöpfungsperiode betrifft, in deren Ordnung jede vorhergegangene ihren Bestand hatte und als vollendet bestehend, jetzt und immerfort geistig noch hat." –

Aus diesen Schlussworten des Herrn ersehen wir, dass von den zahllosen unserem Menschengeiste unfassbaren Schöpfungsperioden keine ins Dasein gerufen wurde, um sie nachher willkürlich wieder vergehen zu lassen. Vielmehr war — wie wir dies in den täglichen Schöpfungsabschnitten der Natur im Kleinen beobachten — eine jede Schöpfung stets die Unterlage der nächstfolgenden, und dabei war die letzte immer gleichsam die Ernte oder das geordnete Fruchtergebnis aller vorhergehenden.

Das Werk unseres himmlischen Vaters

Das gewaltige Schöpfungswerk Gottes ist also bis auf den heutigen Tag, wenn auch in zahllosen Schöpfungsperioden abrollend, nicht ein willkürliches Stückwerk, sondern ein erhabenes, höchst sinnvolles Ganzes: ein einheitlicher, unermesslich gewaltiger Entfaltungs- und Entwicklungsvorgang, in dem die Liebe, Weisheit und Macht der Gottheit sich fort und fort in immer höheren, heiligeren Lebensordnungen auswirkt.

Diese der erhabenen Majestät Gottes gerecht werdende Enthüllung vermittelt uns zugleich eine weitere tiefgründige Anschauung vom Wesen der Gottheit selbst. Denn durch diese Schöpfungslehre lernen, begreifen wir, was in dem Lorberwerk "Die geistige Sonne" (Bd. 2, 68, S. 303) ausgesprochen ist, dass selbst Gott in der Entwicklung seiner unendlichen Kraft ewig fortschreitet.

Erkenntnisse der Demut und Liebe

Wohl meint der Jünger Mathael an einer anderen Stelle des Evangeliums (Bd. 5, 117) angesichts ähnlicher Enthüllungen: "O Herr! Ich bleibe lieber bei Deiner Liebe als bei Deiner Macht- und Weisheitsgröße. Denn in Deiner Größe bist Du ein erschreckendes Feuermeer; aber in Deiner Liebe bist Du wie Honigseim! Wohl begreife ich nun freilich viele und große Dinge, aber wer wird sie nach mir wieder fassen? So habe ich nicht einmal rechte Freude daran, dass ich nun so manches Übergroße wohl einsehe, es aber niemand wieder verständlich machen kann, weil die Menschheit im allgemeinen auf einer zu niederen Stufe der geistigen Entwicklung steht. Daher will ich in der Folge allein bei der Liebe verbleiben. Nur was diese mir geben und enthüllen wird, soll in den Bereich meiner Weisheit aufgenommen werden. Habe ich da nicht recht?"

Auf diesen Einwurf erteilt der Herr dem Jünger Mathael jedoch eine Antwort, aus der wir ersehen, dass die fortgeschritteneren Menschen in unserer gereifteren Zeit dennoch guten Grund haben, sich auch in tieferen Fragen von oben erleuchten zu lassen

Der Herr: "Allerdings hast du recht, bei der Liebe zu verbleiben, denn wer in Meiner Liebe ist, der ist in allem, was aus Mir ausgeht. Aber aus Meiner Liebe ganz allein wirst du Mich wohl schwer als das erkennen, was Ich bin.

Hättest du Mich je als Gott erkennen können, so du an Mir nur rein menschliche Taten und Reden beobachtet hättest? Sicher nicht! Und wäre deine Liebe zu Mir so mächtig geworden, so du nicht Göttliches an Mir entdeckt hättest? Dadurch nur, dass Ich dich mit aller Liebe und Neigung erfasst habe, wie gleichsam ein Bräutigam seine Braut, hättest du nicht erfahren können, dass der Geist des allerhöchsten Gottes in Rat, Wort und Tat in Mir wohne und wirke. Erst Meine Weisheit und Meine Macht haben dir das verkündet. Es ist somit nicht ganz recht, so du Meine Weisheits- und Machtgröße ein erschreckendes Feuermeer nennst und der Meinung bist, dass damit die Menschen nie etwas zu tun haben sollten. Gerade das Gegenteil!

Die Menschen sollen mit aller Begier Mein Reich in allem suchen und sollen sich als Meine werdenden Kinder stets mehr in ihres Vaters großem Hause in jeder Sphäre und Beziehung auszukennen anfangen. Dadurch werden sie dann auch in der wahren Liebe voll Demut wachsen. Wenn die Menschen so tun und leben durch Meine Liebe, Weisheit und Macht, dann werden sie erst dadurch auch als Meine wahren Kinder ebenso vollkommen werden, wie Ich selbst bin.

Doch aber sage Ich euch allen, dass ihr vorderhand die Völker nicht alles das lehren sollt, was Ich euch nun erklärt habe. Lehret sie vor allem Gott erkennen und lebendig an Ihn glauben und Ihn lieben über alles! Alles andere wird ihnen nach Bedarf der Geist selbst enthüllen."






Nach oben



Kapitel 7
Die Urelemente der Schöpfung

Wir haben vernommen, dass unser Gott und Vater von Ewigkeit her sein endloses Schöpfungswerk in großen Abschnitten oder Schöpfungsperioden vollführt und zu immer höheren Ergebnissen entwickelt. Wie und woraus hat Gott nun die gegenwärtige, unseren Sinnen wahrnehmbare Welt gemacht und aufgebaut?

Die alte Atomlehre

Über dieses durch die Beobachtung der Natur sich uns aufdrängende Geheimnis haben schon viele Menschen zu allen Zeiten nachgedacht. Einige Jahrhunderte vor Christus stellte der Grieche Demokrit die Lehre auf, dass alle sicht- und greifbaren Gebilde der Natur letzten Endes aus unzähligen, winzigen Stoffteilchen aufgebaut seien. Demokrit nannte diese Ur-Grundteilchen Atome, d.h. "Unteilbare", weil er der Ansicht war, dass diese kleinen Bestandteile nicht weiter geteilt werden können. Er stellte sich dieselben als winzige Kügelchen vor und glaubte, dass zufolge ihrer verschiedenartigen Form und Größe und durch entsprechende mechanisch gesetzmäßige Lagerungen und Zusammenstellungen nach und nach alle Gebilde der Natur entstanden seien.

Diese Atomlehre des Demokrit wurde im 18. Jahrhundert auch von den französischen, englischen und deutschen Naturforschern übernommen und bildete die Grundlage der sogenannten materialistischen Welterklärung. Die Vertreter dieser Wissenschaft bauten auf Grund mühevoller Beobachtungen und Berechnungen die Atomlehre Demokrits höchst vielseitig aus. Sie lehrten, dass es viele Arten von Atomen geben müsse, die man Elemente nannte, und dass diese Elementaratome (z.B. Sauerstoff, Wasserstoff, Stickstoff, Kohlenstoff, Gold, Eisen, u.a.m.) sich nach gewissen "Naturgesetzen" untereinander verbinden, und dass durch solche naturgesetzliche Verbindungen ganz von selbst, d.h. ohne dass es eines Schöpfergottes bedürfe, die sichtbare Welt entstanden sei und sich fort und fort, ohne einen göttlichen Plan und ohne eigentliches Vernunftziel weiterentwickle. Der Jenaer Gelehrte Ernst Häckel, der diese Naturlehre am lautesten vertrat und im neunzehnten Jahrhundert mit seinen Schriften in der ganzen Welt verbreitete, erklärte geradezu, eine göttlich-geistige Grundkraft gebe es nicht und ein der menschlichen Vernunft entsprechendes planmäßiges Ziel könne in der ganzen Schöpfung nicht erkannt werden. Diese trostlose Anschauung griff noch zu Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts unter allen Kulturvölkern der Welt wie eine Geistesseuche um sich.

Die neuere wissenschaftliche Erkenntnis

In den letzten Jahrzehnten aber führten tiefere Untersuchungen die Wissenschaft zu ganz anderen Erkenntnissen über Bau und Wesen der sichtbaren Welt. Geistig hocherleuchtete Forscher entdeckten nämlich, dass die von dem Griechen Demokrit und von der modernen Chemie festgestellten Atome nicht eine gleichförmige, mit "Masse" erfüllte Kugelgestalt haben, sondern dass diese Schöpfungselemente aus noch viel winzigeren Urbestandteilen wie ein kleines Sonnen- und Planetensystem zusammengesetzt sind. Diese neuentdeckten allerkleinsten Urbestandteile nannte man Elektronen oder Kraftfunken und fand, dass in der Mitte eines jeden Atoms mehrere positive Kraftfunken vereinigt sind, die mit wunderbarer Ordnungsgewalt eine Anzahl um sie kreisender negativer Kraftfunken in planmäßigen Bahnen halten. Alles, was sich unseren Sinnen darbietet, selbst der härteste Stein und das scheinbar tote Metall löste sich durch die großen Entdeckungen der neueren Wissenschaften auf in ein unendlich vielfältiges, wunderbar geregeltes Durcheinanderweben zahllos vieler Kraft- oder Lebensfunken, die sich in bestimmten Ordnungen, einem höheren Willen gehorchend, zu jenen unseren Geist bezaubernden Wundergebilden der Schöpfung gestalten.

Besonders fortgeschrittene Gelehrte, welche noch tiefer der Natur dieser Elektronen oder Kraftfunken nachgingen, fanden, dass diese kleinsten Lebenskräfte mit einer gewissen Intelligenz oder Erkenntniskraft sowie mit einem mehr oder weniger mächtigen Willen ausgestattet sein müssen. Sonst sei nicht zu verstehen, dass sie sich gegenseitig suchen und fliehen, beherrschen und Gehorsam leisten und alle miteinander sich einem höheren, vernunftvollen Ordnungswillen mehr oder weniger willig fügen. Hervorragende Gelehrte wie z.B. der Leipziger Biologe Hans Driesch oder der Botaniker Francé vertraten mit Nachdruck die Ansicht, dass in allen Schöpfungsgebilden, vom Atom bis zum Menschen, eine geistige Grundkraft als Gestalter und Erhalter obwalte, dass die ganze Natur als ein Werk geistiger Kräfte zu betrachten sei, und wohl überhaupt nur aus geistigen Kräften bestehe. Die alte, mit toten Stoffen und blinden Kräften rechnende materialistische Welterklärung ist also heute durch eine höhere Erkenntnis der Gelehrtenwelt überwunden und macht unverkennbar auf allen Gebieten einer geistigen Auffassung Platz.

Was bekundet Lorber über die Urstoffe?

Was sagen nun die Lorberschriften zu allen diesen Dingen und zu jener gewiss hocherfreulichen Entwicklung der neuzeitlichen Wissenschaft? Der Leser wird finden, dass der Vater des Lichts alle jene Wahrheiten, die der Gelehrtenfleiß nach langem verderblichem Irren nun endlich finden durfte, schon lange Zeit vorher seinen gläubigen Kindern in schlichtester und doch zugleich umfassendster Weise durch seinen Boten Jakob Lorber prophetisch enthüllt hat.

Die Teilbarkeit der Materie

So lesen wir in dem für diese Schöpfungsfragen besonders aufschlussreichen Lorberwerk "Erde und Mond" (27):

"Ihr könnt was immer für eine Materie betrachten, so werdet ihr dennoch nicht finden, dass sie irgend vollkommen fest und unteilbar in die Erscheinlichkeit tritt, sondern jede Materie ist teilbar, und noch kein Gelehrter ist bis jetzt darüber im reinen, in welch kleinste Teile sie letztlich zerfällt. Man nehme z.B. ein Gran Moschus und lege es in einem großen Gemach auf irgendeinen Platz: in kurzer Zeit wird der ganze Raum mit Moschusduft erfüllt sein. Und man darf ein solches Stückchen viele Jahre liegen lassen, so wird es weder an Umfang noch Gewicht merklich verlieren. Und doch mussten sich in jeder Sekunde Millionen Teilchen von diesem Stückchen abgelöst haben, um fortwährend den großen Raum des Gemachs mit seinem Duft zu erfüllen. — Dergleichen Beispiele könnten noch in Menge angeführt werden. Allein für unsere Sache genügt dieses eine, um einzusehen, dass alle Materie wirklich bis in ein für menschliche Begriffe nahezu unendliches Minimum teilbar ist und somit notwendig aus entsprechend kleinsten Teilen zusammengesetzt sein muss."

Das Wesen der Urfunken

"Diese winzig kleinen Teile", sagt der Herr in "Erde und Mond" (27) über die Natur dieser ersten Urelemente der Schöpfung weiter, "sind ursprünglich nichts als eine Gedankenkraft aus Mir, dem Schöpfer aller Dinge. Diese Gedankenkraft bekommt Form, und die Form bekommt Leben aus dem Leben des Schöpfers. Er gibt die neubelebte Form frei von sich und gibt ihr aus seinem Urlicht ein Eigenlicht, d.h. eine eigene Intelligenz, durch welche die neubelebte Form sich erkennt und ihrer selbst wie ein selbständiges Wesen bewusst wird. Hat die Form sich also erkannt, da wird ihr die Ordnung als ein Gesetz alles Seins gegeben; mit dieser Ordnung das innerste Feuer der Gottheit, ein Funke der ewigen Liebe; aus diesem geht hervor der Wille. Nun hat die neue Lebensform also Licht (d.h. Erkenntnisfähigkeit), Selbstbewusstsein, die Ordnung und den Willen und kann ihren Willen der Ordnung gemäß einrichten oder dieser Ordnung auch zuwiderhandeln."

Wie das innerste Grundwesen der Gottheit, so ist nach diesen Worten des Herrn auch ein jeder dieser zahllosen Urfunken ein geistiges Etwas, das fähig ist zu erkennen, zu wollen und zu wirken, und dessen gesamte Kräfte — in einer "Form" vereinigt — von da nach allen Seiten hin gleich dem menschlichen Ich sich auswirken. Dies aber ist genau das, was auf Grund wissenschaftlicher Beobachtungen und Erwägungen die fortgeschrittensten Forscher der Neuzeit erkennen und feststellen durften.

Die Urfunken — Gottes Gedanken

Durch Jakob Lorber erfahren wir weiter über diese Urfunken und ihre Entstehung: "Siehe, Gottes Gedanken in der nie versiegbaren Fülle von einer Ewigkeit zur anderen sind die eigentlichen Ursubstanzen und Urstoffe, aus denen alles, was da auf Erden und in den Himmeln gemacht ist, durch die ewige Macht des göttlichen Willens besteht." (GEJ 07, 17)

"Gott ist dem Geiste nach ewig und unendlich. Alles, was da entsteht vom Kleinsten bis zum Größten, ist die endlose Fülle der Gedanken und Ideen Gottes.

Er denkt sie im klarsten Lichte seines Selbstbewusstseins und will, dass sie zur Wirklichkeit werden, und dann sind sie schon das, was sie uranfänglich sein müssen." (GEJ 06, 226)

An anderer Stelle sagt der Herr. "Mein freiester Wille ist das Gesetz über Meine Gedanken und Ideen, die zwar von Ewigkeit in Mir ihr nur für Mich beschaubares Dasein haben. Wenn es Mir aber nach Meiner Liebe wohlgefällt, sie in ein festes und selbständiges Dasein treten zu lassen, so bestimmt Meine Weisheit Meinen Willen zum Gesetz über Meine Gedanken und Ideen. Sie werden dadurch zu Wirklichkeiten, gleichsam wie außerhalb Meines Seins, und müssen so fortbestehen als äußere selbständige Wirklichkeiten, solange Meine Liebe und Weisheit Meinen Willen als das Gesetz aller Gesetze über sie zweckdienlich waltend erhält." (GEJ 08, 37)

Aus diesen hochbedeutsamen Eröffnungen ersehen wir, wie die Urfunken oder Urelemente der Schöpfung als Gedanken in Gott entstehen und durch seinen weisheitsvollen, festen Schöpferwillen gleichsam ausgesondert werden zu einem selbständigen geschöpflichen Dasein, in dem sie als Bausteine der Schöpfung dem Herrn und Meister für seine erhabenen Zwecke dienen.

Das göttliche Ziel alles Lebens

Diese Urfunken der Schöpfung sind aber nicht tote, nur mechanisch bewegte Bausteine, sondern als wesenhafte Gottesgedanken sind sie lebendige Intelligenzen oder Ur- Kleingeister, die berufen sind, durch willigen Dienst in der Ordnung Gottes und durch weise Verbindung mit anderen Urlebensfunken immer edler und vollkommener und schließlich dem göttlichen Ur- und Allgeiste an Liebe, Weisheit und Macht möglichst ähnlich zu werden. Diese große Bestimmung der Urfunken alles Lebens zusammenfassend, wird im "Großen Evangelium" (Bd. 7, 72) gesagt:

"Gott selbst ist in seinem Zentrum der ewige Urgeist und Urmensch. Er erfüllt die aus Ihm hervorgehende Unendlichkeit mit seinen großen Gedanken und Ideen, die, von seiner Liebe erfüllt, zu einem Ihm gleichen Lebensfeuer, durch seine Weisheit zu geordneten Formen und durch seinen Willen zu voneinander abgesonderten und für sich bestehenden Wesen werden. In diese ist die Fähigkeit gelegt, sich selbst als solche ewig fortzubilden und fortzupflanzen und auf der Stufenleiter der ewigen Ordnung Gottes sich mit der Zeit gegenseitig zu vereinen und (in den höchsten, reichhaltigsten Lebensformen) zur Gottähnlichkeit emporzusteigen."

Die geistige Natur der Schöpfung

Was die heutige Wissenschaft nach langer Irrfahrt endlich dämmernd ahnt — die geistige Natur der ganzen Schöpfung — wurde demnach schon im Jahre 1847 in "Erde und Mond" (41) vom Herrn der Schöpfung selbst verkündet mit den Worten:

"Die Naturforscher haben wohl in aller Materie gewisse Grundkräfte entdeckt, als da sind die anziehende und die abstoßende Kraft. Daneben sind noch die Dehnkraft, die Teilbarkeit und die Durchdringbarkeit der Materie gelehrt abgehandelt und unter die Grundeigenschaften der Materie eingeteilt worden. Allein, hätten diese Gelehrten, als selbst lebende Wesen, nur einen einzigen Schritt weiter getan und hätten der alles erfüllenden und alles beherrschenden Lebenskraft einen Platz eingeräumt, so wären sie schon lange in ihrem Wissen eine gewaltige Stufe vorwärtsgekommen und hätten nicht notwendig, "tote" Kräfte — was ein allergrößter Unsinn ist — abzuwägen und zu zergliedern. Sie hätten sogleich mit jener Grundbedingung alles Seins zu tun bekommen, in der sie sich selbst und alle harte Materie von allein wahren Standpunkt aus schon lange erkannt hätten. Aber so tappen die Lebendigen in lauter toten Kräften herum und wollen am Ende noch beweisen, dass die lebendige Kraft ein Zusammengesetztes solcher toten Kräfte sei.

O welche Verblendung! In welcher Logik kann denn eine wirkende Kraft als tot angesehen werden? Kann es etwas Unsinnigeres geben, als bestimmten, ersichtlichen Wirkungen eine tote Ursache zu unterbreiten — was ebensogut wäre, wie wenn man von einer Wirkung gar keinen Grund annähme! Wenn in und an der Materie wirkende Kräfte entdeckt werden, so sind sie nicht tot, sondern lebendig und intelligent. Denn ohne Intelligenz in einer oder der anderen Art lässt sich ebenso wenig eine Wirkung denken wie ohne Kraft.

Wie sich nämlich die Kraft aus der Wirkung erkennen lässt, so lässt sich auch die Intelligenz der Kraft aus der stets gleichmäßig geordneten Planmäßigkeit der Wirkung erkennen. Geht nicht der Wuchs jeder Pflanze nach einem inneren Plan vor sich, der sich leicht erkennen lässt? Ebenso ist es mit der Verwesung der Fall und mit allen Erscheinungen, denen Kräfte zugrundeliegen müssen. Woraus jeder leicht den Schluss ziehen kann: Wo bestimmte Wirkungen in Erscheinung treten, da muss es auch ebenso viele Kräfte wie Wirkungen geben, und weil alle diese Wirkungen geordnet und planmäßig sind, so müssen auch ebensoviele Intelligenzen wie Kräfte vorhanden sein. — Und aus diesem Schlusse wird denn auch begreiflich, dass die ganze Materie in Wahrheit aus lauter Intelligenzen besteht, die von höheren Intelligenzen nach Ordnung und Notwendigkeit zeitweilig festgehalten werden."

Ströme des Lichts

Wenn wir diese tiefgründigen Eröffnungen über die wichtigsten Geheimnisse der Natur in den Schriften der Neuoffenbarung überblicken, so möchte uns ein seltsames Hochgefühl fast überwältigen in dem Gedanken, dass einem einfachen, anspruchslosen Gottesmann durch die innere Stimme des Geistes so viel Licht gegeben wurde in einer Zeit, als noch die ganze verstandesstolze Gelehrtenwelt in Finsternis verweilte. Wir erinnern uns des schlichten Bildes, welches der Biograph Karl Gottfried von Leitner von dem "Schreibknecht Gottes", Jakob Lorber, entwirft, über den sich solche Ströme göttlicher Gnade ergossen. — "Er begann", so berichtet Leitner, "sein Schreibgeschäft, das von dem denkwürdigen 15. März 1840 an die Hauptaufgabe seines Daseins blieb, fast täglich schon morgens vor dem Frühstück, das er in seinem Eifer nicht selten ganz unberührt stehen ließ. Dabei saß er meistens an einem kleinen Tischchen, im Winter knapp neben dem Ofen, und führte ganz in sich gekehrt, mäßig schnell, aber ohne je eine Pause des Nachdenkens zu machen oder eine Stelle des Geschriebenen zu verbessern, ununterbrochen die Feder wie jemand, dem von einem anderen etwas diktiert wird."

So also ergingen über diesen Mann der Demut jene Offenbarungen, deren himmlische Wahrheitsschätze heute auch von der Gelehrtenwelt in kleinen Gaben nach und nach empfangen und aufgenommen und der ganzen Welt als große, umwälzende Entdeckungen verkündet werden.






Nach oben



Kapitel 8
Vom Geist zur Materie

Wenn manche Forscher heute auch das Geistige in der Natur besser erkennen und gelten lassen als vor Jahren, so fehlt ihnen doch noch vollkommen eine klare Vorstellung vom Zusammenhang des Geistigen mit dem Naturmäßig-Stofflichen. Sie wissen sich nicht zu erklären, wie durch eine geistige Schöpfungsmacht (Gott) aus geistigen Urelementen (Lebensfunken) die sicht- und greifbare stoffliche Welt entstehen konnte — jenes ganze, festgefügte Weltkörpersystem mit seinen unzähligen Sonnen, Kometen, Planeten und Monden. In dieses Schöpfungsgeheimnis ist bis heute das Licht der Wissenschaft noch nicht gedrungen. Ja, jeder Eingeweihte muss bekennen, dass hier der menschliche Verstand nach wie vor an einem bodenlosen Abgrund steht.

Die Lehren, die uns in diesen Dingen durch den Geist eines erleuchteten Propheten in den Lorberwerken geboten werden, knüpfen an altes Offenbarungswissen an, das allen Völkern in ihrer Kindheit gegeben war und noch heute den Naturvölkern der ganzen Erde zu eigen ist.

Weisheit der Urvölker und der Bibel

Die Eskimos der nördlichen Polarländer, die Feuerländer auf der Südspitze Amerikas, die Indianer in den Urwäldern Brasiliens, die Negerstämme Afrikas — sie alle bekunden, wenn die christlichen Missionare zu ihnen kommen und diesen Heiden den Gott der Bibel bringen wollen, merkwürdigerweise einen übereinstimmenden, überzeugten Glauben an einen ewigen, unsichtbaren, allwaltenden "Großen Geist" oder "Himmelsvater". Sie sagen, dieser große Gottgeist und Allvater habe in alten Urzeiten vor allem andern eine Anzahl unsichtbarer, großer und gewaltiger Geistwesen geschaffen, "Segenspender" oder "Großväter" genannt. Diese hätten nach dem Beispiel des Allvaters ihrerseits wiederum zahlreiche kleinere Geistwesen geschaffen — "Kinder der Großgeister" oder "Väter" genannt. Die Großgeister seien als Kinder Gottes ersten Ranges dem Allvater in allem am ähnlichsten. Sie seien unsichtbar, wohnen in der Luft, seien nicht gebunden an Raum und Zeit und seien fast allwissend, allgegenwärtig und unsterblich. Ohne den Willen Gottes tun sie den Menschen weder Gutes noch Böses, sondern harren allzeit seiner Befehle. — Die zweite, niedere Art der Geister dagegen wohne in Steinen, Pflanzen und Tieren. Groß sei ihre Macht nicht nur im Guten, sondern auch im Bösen. –

Auch des Menschen Seele sei solch ein Geist, der nur zu einem Probesein in der sichtbaren Leibeshülle lebe und nach dem leiblichen Tode wieder ins Geisterreich des höchsten Himmelsgottes zurückkehre.

Ähnliche Lehren und Anschauungen hatten nach den Feststellungen der Religionsgeschichte auch alle alten Kulturvölker in ihren Urzeiten — die Chinesen, die Inder und ganz besonders rein und klar die Perser in der Religion des sagenhaften Prophetendichters Zoroaster. Auch die ältesten Inschriften der Ägypter bezeugen: "Gott ist einzig und allein. Er ist ein Geist, unsichtbar und ewig. Er ist der Vater aller Großgeister und der Urvater aller Kleingeister."

Und so redet auch die Bibel von Erzengeln, Engeln und Geistern und nennt die beiden ersteren die "Diener Gottes", durch welche der Herr und Meister die sichtbare Schöpfung verwaltet. (Vergl. 1. Mose 19, 1 ff. und 28, 12.) Das ums Jahr 300 v.Chr. entstandene Buch Hiob lässt als Gegenstück zu den guten Geistern Gottes auch den argen Engel Satan auftreten. Weiter enthüllt wurde die Engellehre von dem Verfasser des ums Jahr 120 v.Chr. erschienenen Buches Daniel. Von da an vertrat den volkstümlichen Glauben an ein Engelreich die Partei der Pharisäer mit Entschiedenheit gegenüber der ungläubigen Adels- und Priesterpartei der Sadduzäer. Auch im Neuen Testament zeugen bekanntlich verschiedene Stellen deutlich vom geheimen Sein und Walten der Erzengel und Engel Gottes, wie auch Satans und seiner Gehilfen.

Eine tiefere Kenntnis von der unermesslichen Bedeutung dieser urgeschaffenen Wesen gab der himmlische Vater nach seinem göttlichen Erziehungs- und Heilsplan den Menschen aber erst in der großen Offenbarung seiner Schöpfungsgeheimnisse durch Jakob Lorber.

Die Urgeister und ihr Seinszweck

In den Lorberschriften vernehmen wir: Aus dem Bedürfnis nach liebender, mitfühlender und mittätiger Lebens- Gesellschaft schuf Gott im Anfang unserer Schöpfungsperiode aus seinen zahllosen wesenhaften Gedankenkräften, den "Urelementen" oder "Urlebensfunken", eine Anzahl großer Geistwesen nach seiner eigenen, göttlichen Urform. Gewisse besonders reich und stark veranlagte Lebensfunken wurden von Ihm mit der Kraft ausgestattet, als gewaltige "Machtzentren" zahlreiche andere Lebensfunken aus der unermesslichen Fülle des Schöpfers an sich zu ziehen und sich mit ihnen zu einer Gesamtintelligenz, einem lebenden Geistwesen zu vereinen. Diese großen "Urgeister" riefen sodann ihrerseits, nach dem Willen Gottes, in ihren Lebenskreisen zahllose "Untergeister" ins Dasein. Und so belebte sich nach und nach der unendliche Raum.

Im "Großen Evangelium" sagt der Vater des Lichts: "Meinst du, dass ohne ebenbildliche, Mich erkennende und liebende Wesen Mir Meine unendliche, ewige Lebensvollendung zu etwas frommte und Mir Seligkeit gäbe? Wahrlich nicht! — Im Mitwachsen Meiner zahllos vielen unvollendeten Kindlein, in ihrem zunehmenden Erkennen und Vollkommenerwerden und in ihrer daraus erwachsenden Tätigkeit liegt auch Meine eigene höchste Seligkeit. Ihre Freude über eine mühsam errungene, vollendetere Fähigkeit ist auch Meine stets erneute Freude. Und Meine unendliche Vollkommenheit bekommt erst dadurch den unschätzbarsten Wert, so sie von den noch unmündigen Kindlein stets mehr und mehr angestrebt wird und sich auch in ihnen unverkennbar wachsend zu erkennen gibt. Wäre es nicht so, meinst du, dass Ich je eine Welt und irgendein lebendes Wesen auf ihr gestaltet hätte? Alles das ist Mir schon von Ewigkeit her ein unerlässliches Bedürfnis gewesen, ohne das nie eine Erde erschaffen und mit allerlei Wesen belebt worden wäre."

Die Erziehung der Urgeister zur Selbständigkeit und Gottähnlichkeit

Das Bedürfnis der Gottheit nach liebender und mittätiger Wesenheit konnte jedoch nur durch vollkommen freie und selbständige, Gott möglichst ebenbürtige Wesen befriedigt werden — nicht durch scheinfreie, in jedem Augenblick ihres Daseins von Gott abhängige Maschinen-Geschöpfe. Denn im unfreien Geschöpf denkt, fühlt, will und handelt ja unmittelbar der Urgeist selbst. Und so wenig unsere Arme und Beine uns Gesellschafter sein können, so wenig vermögen dies in beseligender Weise bloße "Puppen" für die Gottheit. Ebenbilder seiner eigenen, vollkommen freien und selbständigen Geistperson musste also der Herr des Lebens sich heranbilden, wenn Er wahres, Ihn liebendes und beseligendes Leben um sich scharen und sein klarst bewusstes Dasein dadurch verunendlichfältigen wollte.

Dieser hohe Sinn und Zweck der Geisterschöpfung erforderte es aber, dass diese Kinder Gottes nicht auf ein einziges Schöpferwort mit einem Schlage vollendet, d.h. im Stande voller, gottähnlicher Selbständigkeit und Vollkommenheit der Gotteshand entsprangen. Nur ein allmähliches Werden, ein Entstehen aus Geringem, Unselbständigem und Unvollkommenem — ein stufenweises, durch Mühe und Anstrengung zu erreichendes Reifen der Wesen zu gottähnlicher Vollkommenheit — konnte dem Schöpfer sowohl wie den Geschöpfen jene andauernde Seligkeit des Gebens und Nehmens und jene Spannungen und Auslösungen der Lebenstätigkeit verschaffen, die Grundvoraussetzungen der wahren Lebenswonne sind.

So sagt der Herr im "Großen Evangelium": "Wenn Ich jedes Geistes Natur so gestellt hätte, dass er schon von seiner Entstehung an in höchster Vollendung ohne sein Zutun dastände, welche Übung des Lebens und Selbstfortschreitens wäre für ihn da noch denkbar? Zu welcher Tätigkeit könnten dann schließlich solche Geister verwendet werden? Ich sage euch; Da wären die Bäume des Waldes in der zum freien Leben unentbehrlichen Selbsttätigkeit ums Vielfache bevorzugter als etwa ein schon von der Geburt an in jeder Beziehung vollendeter Mensch!"

Die Urgeister wurden daher von Gott so geschaffen, dass sie ihre wahre, volle Selbständigkeit und Gottähnlichkeit erst nach und nach durch liebevolle, weise, machtvollernste Erziehung unter eigener Bemühung und Anstrengung erringen konnten — und zwar durch freie Annahme des Grundgesetzes des göttlichen Lebensreiches: "Liebe Gott über alles und deinen Mitbruder wie dich selbst!" — Nur in dieser heiligen Gottesordnung war und ist in alle Ewigkeit ein friedlicher Bestand eines einheitlichen Lebensreiches denkbar.

Luzifers Fall und die Entstehung der Materie

"Fast unermessliche Zeiten", so lesen wir in "Großen Evangelium" (Bd. 2, 231), währte jene Urperiode, in der Gott aus seinen Gedanken und Ideen die ersten Geister zu bilden und selbständig zu machen begann. Was geschah in solch endlos langer Zeit alles zur Vollbildung des freien Willens der Urgeister! Und doch gab es am Ende jener unnennbar langen Bildungsperiode noch eine Menge solcher, die obschon sie die rechten Bildungswege Gottes wohl begriffen — am Ende dennoch von einem freien Verhalten auf diesen Wegen nichts wissen wollten. Des schneller folgenden, wennschon nur kurz dauernden Vorteils wegen wichen sie von den gebotenen Ordnungsweg Gottes ab und betraten den Weg ihres Verderbens."

Der erste, der diesen verhängnisvollen Abweg einschlug, war der größte der urgeschaffenen Geister — "Lichtträger", in der lateinischen Mönchssprache "Luzifer" genannt. In diesem obersten Urgeiste, diesem "großen Sammelplatz", sagt der Herr (Haushaltung Gottes, Bd. 3, 27), war alles bis dahin von Gott entströmte wesenhafte Licht (Leben) vereint, "damit in ihm die ausgegangene Wesenfülle sich ausreife unter Meinen steten Gnadenstrahlen, frank und frei, Mir beschaulich und angenehm durch freies Leben und so auch Mich beschauend aus dem ihm von Mir gereichten Liebelicht".

Noch nicht einmal zur Viertelsreife gediehen (Haushaltung Gottes, Bd. 3, 22, 20) — also sozusagen in den Brausejahren seines großen Lebens, der wichtigsten und heikelsten Ausbildungszeit — begann dieser Hauptgeist, sich der alles leitenden Ordnung Gottes zu widersetzen. Und statt demütig seinen Schöpfer und Erhalter über alles zu lieben und aus solcher Gesinnung heraus auch alle seine Mitbrüder zu achten, verfiel er und mit ihm das ihm hörige Gefolge seiner Untergeister den innewohnenden Triebe der Eigenliebe folgend, in die äußerste Selbstherrlichkeit und Selbstsucht.

Da aber auf der Grundlage der erbarmungslosen Eigenliebe kein Leben bestehen kann, hatte diese Wendung für den großen Lichtgeist und seinen Anhang die verhängnisvollsten Folgen. Indem sie sich von Gott abkehrten, beraubten sie sich selbst der für alle Wesen sonnengleich von Gott ausgehenden nährenden Lebensströme. Ihre Kräfte schwanden, ihre Wesenheit schrumpfte sozusagen ein, verdichtete sich, und ihr ganzes Lebensreich verfiel in eine todesartige Erstarrung und Verwesung. So entstand aus lichten, weitausgebreiteten Ätherwesen der scheinbar leblose "Weltstoff", der Urnebel der Materie (wie aus unsichtbarem Wasserdampf durch Wärmeverlust sichtbares Nebelgewölk entsteht). Es war dies für die betroffenen Urgeister eine furchtbare Wandlung, ein schauerliches Gericht. — Aber der göttliche Schöpfer und Wesenbildner verstieß und verließ seine irrenden Geschöpfe nicht. Seine väterliche Liebe erbarmte sich der Gefallenen. Und aus den zahllosen sich weiter verdichtenden Urnebelwolken der Materie gestaltete seine Weisheit und Macht mit Hilfe der zahlreichen rein und treu gebliebenen Urgeister die ganze materielle Weltenschöpfung als eine wunderbare Neuordnung zu weiteren großen, wahrhaft göttlichen Entwicklungs- und Heilszwecken.

Die sichtbare Weltenschöpfung — eine Materialisation

Im Großen Evangelium (Bd. 4, 105) sagt der Herr; "Sehet, so wie nun die Menschen durch die Eigenliebe, die Selbstsucht, den Hochmut und die daraus hervorgehende Herrschsucht derartig aller Materie voll werden, dass sie viele Tausende von Jahren hindurch sich nicht völlig davon zu befreien imstande sein werden — ebenso gab es dereinst auch urgeschaffene Geister, die durch den ihnen verliehenen Reiz zu eigenliebig, selbstsüchtig, hochmütig und am Ende herrschsüchtig wurden. Die Folge davon war, dass sie sich in Materie verwandelten.

Sie haben sich abgesondert in große Vereine und stellten sich in für euch undenkbar großen Entfernungen auf. Ein jeder Verein wollte von einem zweiten nichts mehr hören, sehen und erfahren, um nur der Eigenliebe so recht frönen zu können. Durch dieses stets wachsende Eingehen in die Eigenliebe und Selbstsucht, in den dadurch mehr und mehr erwachten Hochmut und in eine absolute Herrschsucht schrumpften die zahllos vielen Lebensformen endlich nach dem Gesetze der Schwere, sich aus der Eigenliebe und Selbstsucht entwickelte, zu einem übergroßen Klumpen zusammen: die materielle Urzentralsonne einer Hülsenglobe war fertig.

Nun aber gibt es im unendlichen Raum eine Unzahl solcher Systeme oder Hülsengloben, wo überall eine Urzentralsonne zahllosen Weltengebieten zum gemeinsamen Mittelpunkt dient. Diese Urzentralsonnen sind eben jene zusammengeschrumpften Urgeistervereine, und aus ihnen sind mit den Zeiten der Zeiten alle anderen Sonnenalle, Sonnengebiete, Nebenzentralsonnen, Planetarsonnen, Planeten, Monde und Kometen hervorgegangen. Wie ging das aber zu?

Seht, in der Urzentralsonne (in sämtlichen Hülsengloben) ward vielen großen Geistern der Druck zu mächtig. Sie entzündeten sich zornglühend, machten sich vom Urdruck los und flohen endlos weit von ihrer ersten Zusammenballung hinweg. Eine Zeitlang schwärmten sie frei und harmlos für sich in aller Ungebundenheit im Raume umher und zeigten gute Miene, von selbst in die reingeistige Ordnung überzugehen. Aber weil sie des Elements der Eigenliebe nicht ledig werden konnten, fingen sie endlich wieder an, zu einem festen Körper zusammenzuschrumpfen, und daraus entstanden Zentralsonnen zweiten Ranges in einer wie in der andern der zahllos vielen Hülsengloben.

Auch in diesen Zentralsonnen zweiten Ranges ergrimmten mit der Zeit der Zeiten die Hauptgeister ob des stets zunehmenden Druckes, entzündeten sich und machten sich in zahllosen Massen von der zweiten Zusammenballung los. Sie zeigten nun wieder die besten Mienen zu einem geistigen Übergang. Da sie aber mit der Weile dennoch wieder ein großes Wohlgefallen an sich fanden, so wuchsen auch sie abermals im materiellen Gewicht und schrumpften ebenfalls wieder in große Körper zusammen. Und es wurden daraus Zentralsonnen dritten Ranges.

Bald aber kam es zu demselben Vorgang wie bei den früheren Zentralsonnen. Die höheren Geister, als die wenigeren an der Zahl, wurden nach und nach von den noch immer zahllos vielen untergeordneten Geistern zu mächtig gedrückt, ergrimmten bald wieder und rissen sich zu vielen tausendmal Tausenden mit großer Gewalt vom gemeinsamen Klumpen los mit dem festen Vorsatz, nun endlich ins völlig Reingeistige überzugehen. Undenkbar lange Zeiten schwebten sie als voneinander weit getrennte Ätherdunstmassen im weiten Schöpfungsraum. Diese Freiheit gefiel ihnen in der Rückerinnerung an den mächtigen Druck, den sie ausgestanden hatten. Aber in dieser untätigen Freiheit fing es sie mit der Zeit zu hungern an, und sie begannen im Raume Nahrung zu suchen, also Sättigung irgendwoher von außen. Diese mussten sie finden und sie fanden sie (in anderen zerstreuten Materiendunstmassen). Denn die Begierde ist gleich dem Magnetstein, der alles Eisen wie auch alle eisenhaltigen Minerale mit unwiderstehlicher Gewalt an sich zieht. Was aber war davon die Folge? Auch ihre Wesenheit fing dadurch sich nach und nach zu verdichten an. Damit erwachte auch bald wieder die Eigenliebe und die unausweichbare Folge war die Zusammenschrumpfung zu einem gemeinsamen Klumpen, wozu freilich wohl stets eine Unzahl von Erdjahren vonnöten waren.

Allein, was ist eine noch so lange Zeitendauer vor dem ewigen Gott? Ein Seher der Vorzeit sagte: 'Tausend Jahre sind vor Gott wie ein Tag!' Ich sage euch: Tausendmal tausend Jahre sind vor Gott kaum ein Augenblick! Wer ein Müßiggänger ist, dem werden aus lauter Langeweile die Stunden zu Tagen und die Tage zu Jahren. Dem Fleißigen und vielfach Tätigen werden die Stunden zu Augenblicken und Wochen zu Tagen. Gott aber ist mit einem unendlichen Tätigkeitseifer von Ewigkeit her unablässig tätig. Die beseligende Folge ist, dass für euch undenkbar lange Zeiten Ihm wie einzelne Augenblicke vorkommen müssen.

Aus der zuletzt bezeichneten Einschrumpfung entstanden und entstehen noch heute die Planetarsonnen, wie da eine ist, welche eurer Erde leuchtet. Diese Art Sonnen sind zwar in ihrer Wesenheit viel zarter und sanfter als die Zentralsonnen, haben aber dennoch eine ungeheure Masse schwerer Materie als Folge der Eigenliebe ihrer äonenmal Äonen Geister. Den edleren und besseren Geistern in diesem Leuchtball wird jedoch mit der Zeit der Druck von seiten der gemeinen Geister, die ganz Materie geworden sind, dennoch wieder zu schwer und unerträglich. Die Folge davon ist wie bei den früheren Sonnen: Gewalttätigkeit, Eruptionen über Eruptionen, und die edleren Geister machen sich frei. Hier erwacht dann in ihnen der schon ganz ernstliche Wille, durch die Befolgung der wahren Ordnung Gottes ins Urreingeistige überzugehen. Viele bekämpfen den in sie gelegten Reiz zur Widerordnung und werden zu urgeschaffenen Engeln, ohne vorerst einen Fleischesweg durchzumachen.

Aber einige Geistervereine, die sich aus den Planetarsonnen auch mit den besten Vorsätzen trennen, können sich von der Eigenliebe doch wieder nicht ganz losmachen und fangen nach und nach wieder an, dem in sie gelegten Urreize zu frönen. Bald werden sie als dunstige Kometen mit einem langen Schweif materiell ersichtlich. Was besagt dieser Schweif? Er zeigt den Hunger der schon materiell werdenden Geister und die große Gier nach materieller Sättigung. Diese Gier zieht aus dem Äther ihr zusagendes Materielles an. Und solch ein Komet, als eine Zusammenballung sehr materiell gewordener Geister, irrt dann viele Jahrtausende im großen Ätherraum umher und sucht Nahrung wie ein reißender Wolf. Durch dieses Einsaugen und Fressen aber wird der Komet ebenfalls dichter und schwerer. Mit der Zeit wird er von der Sonne, der er durchgegangen ist, wieder insoweit angezogen, dass er ordnungsmäßig um sie zu kreisen beginnen muss. Muss er sich einmal eine solche Ordnung gefallen lassen, so wird er ein Planet wie diese Erde, die Venus oder der Mars, der Jupiter, Saturn und etliche weitere dieser Art."

Erde und Mond

"Mit der Erde hat es freilich eine höchst eigentümliche Bewandtnis. Die Erde gehört zwar als Planet zu dieser ihrer Planetarsonne. Aber streng genommen ist sie nicht wie alle anderen Planeten aus dieser Sonne, sondern hat ihre ursprüngliche Entstehung schon aus der Urzentralsonne (der uns umschließenden Hülsenglobe) und ist der Zeit nach ums Undenkliche älter als die Planetarsonne. Doch hat sie körperlich zu werden (d.h. materiell sich zu verdichten) erst angefangen, nachdem diese Planetarsonne schon lange als ausgebildeter Weltenkörper den erstmaligen Umlauf um ihre Zentralsonne begonnen hatte; dann aber hat sie ihr eigentlich Materiell-Körperliches dennoch hauptsächlich aus dieser Planetarsonne an sich gezogen." (GEJ 04, 106)

Entsprechend wie die anderen Weltkörper ihren Mutterwelten entsprangen, entstanden dann schließlich — als letzte Ausgeburt — aus den Planeten die Monde. So vernehmen wir über das Werden unseres Nachtgestirns: "Vor vielen tausendmal Tausenden von Erdjahren war die Erde körperlich noch bedeutend schwerer, und ihre Geister wurden sehr gedrückt. Da ergrimmten die ärgeren Geister, trennten sich mit viel gröbstmaterieller Masse von der Erde und schwärmten viele Jahrtausende hindurch in einer sehr ungeordneten Bahn um diese Erde. Da aber alle Teile des Mondes bis auf wenige Klumpen noch weich und zur Hälfte (feuer)flüssig waren und die ganze Masse sich in beständiger Umdrehung befand, gestaltete sich endlich das Ganze zu einer großen Kugel.

So habt ihr denn nun gesehen, wie die ganze materielle Weltenschöpfung entstanden ist — bis zu den Planeten und Monden, die fast überall dieselbe Natur haben und demselben Zweck dienen." (GEJ 04, 107)






Nach oben



Kapitel 9
Der materielle Schöpfungsbau

Im großen, durch Jakob Lorber gegebenen Evangelium (Bd. 6, 245) gibt der Herr einigen gelehrten Juden und Römern folgendes gewaltige Bild vorn Wunderbau der Schöpfung:

Gottes Sternenheere

"Die Erde ist gewiss kein kleiner Weltkörper, und die Sonne ist noch etwa um tausendmal tausend Male größer als die Erde. Aber schon die nächste Zentralsonne ist mehr als tausendmal tausend Male größer als die Sonne, welche dieser Erde leuchtet, und hat mehr Körperinhalt als alle die tausendmaltausendmal tausend Planetarsonnen samt allen ihren Erden, Monden und Kometen, die sich in für euch undenkbar weit gedehnten Kreisen mit ihrem Angehör um eben solch eine Zentralsonne in großer Schnelle bewegen. Und dennoch benötigen besonders die entferntesten oft tausendmal tausend Jahre dieser Erde, um nur einmal ihre weite Bahn durchzumachen und wieder am alten Fleck anzugelangen. — Eine solche Großgruppe von Weltkörpern wird ein Sonnen gebiet genannt.

Nun gibt es aber auch eine zweite Gattung von Zentralsonnen, um die sich in noch endlos größeren Bahnen solche ganze Sonnengebiete mit ihren Zentralsonnen bewegen, von denen die entferntesten Gebiete schon ein Äon von Erdenjahren benötigen, um diese nur einmal zu umkreisen. Eine solche zweite Zentralsonne, um die nun ganze Sonnengebiete mit ihren Sonnen kreisen, wollen wir samt ihren tausendmal tausend Sonnengebieten ein Sonnenweltall nennen.

Nun denket euch aber wieder eine ebenso große Anzahl solcher Sonnenweltalle. Diese haben wieder in einer für keinen Menschenverstand mehr messbaren Tiefe und Ferne eine gemeinsame Zentralsonne dritter Gattung, die sicher als Weltkörper noch um zehntausendmal tausend Male größer ist als die Sonnenweltalle, die um sie in unermesslich weiten Kreisen bahnen. Diese Sonnenweltall-Gesellschaft mit einer Zentralsonne wollen wir ein Sonnen-Allall nennen.

Solche gibt es wieder eine für euch nicht zählbare Menge, und alle haben in einer endlosen Tiefe wieder eine allerungeheuerst große Urzentralsonne, um die se, ohne Störung ihrer vielen Sonderbewegungen, wie ein Körper in einer nur für Engel messbaren weiten Bahn kreisen. Und ein solches Sonnen- und Weltensystem um eine Urzentralsonne wollen wir darum, um es fassbar zu bezeichnen, eine Sonnen- und Welten-Hülsenglobe nennen. Denn alle diese vorbezeichneten Allalle, nach allen Richtungen um die Urzentralsonne kreisend, stellen eine unermesslich große Kugel dar und bilden infolge ihrer nahezu gedankenschnellen Bewegung und der dadurch bewirkten starken Wurfkraft nach außen hin eine Art Hülse, deren Dichtigkeit der atmosphärischen Luft dieser Erde gleichkommt, und die von innen bis außen einen (Wandungs-)Durchmesser hat, der nach den Weiten dieser Erde zu messen, mit tausendmal tausend Äonen noch viel zu gering angenommen wäre."

Hülsengloben als Schöpfungszellen

"Sagen die gelehrten Juden und Römer: 'Herr, uns ergreift ein Schwindel vor dieser erschrecklichen Größe Deiner Schöpfung! Kann die ewig je ein Engel übersehen und begreifen?'

Sagt der Herr: 'Ganz sicher, denn sonst wäre er kein Engel. Aber es wird noch stärker kommen, denn jetzt habe Ich euch erst kaum einen Punkt von der Größe Meiner Schöpfung gezeigt! — Wir sind bei der großen Hülse als der gemeinsamen Umfassung all der zahllos vielen Allalle stehengeblieben. Wie sich diese Umhülsung — (durch die Wurfkraft) — bildet, habe Ich bereits erwähnt. Aber warum wird sie gebildet?

Seht, jedes in sich Ganze vom Größten bis zum Kleinsten hat zur Bedeckung und zum Schutz seines kunstvollen Inneren eine Umhäutung. Diese aber hat auch noch den wichtigen Zweck, dass sie vom inneren Mechanismus eines belebten Körpers das Unreine, als ein zum organischen Leben Untaugliches, nach außen hinausleitet, dafür aber von außen her geläuterten Lebensnährstoff aufsaugt und zur Lebensstärkung dem inneren, organischen Lebensmechanismus zuführt. Daraus könnt ihr euch nun wenigstens einen Begriff machen, warum Ich die ganze Sonnen- und Welten-Allall- Zusammenfassung eine Hülsenglohe nenne.

Fraget aber ja nicht nach der Größe und Länge des Durchmessers einer solchen Hülsenglobe! Denn für den Menschen dürfte schwerlich je auf dieser Erde eine Zahl ausgedacht werden, durch die man diesen Durchmesser — die Entfernung von dieser Erde bis zur Sonne als Einheitsmaß genommen — hinreichend bestimmen könnte. Denn äonenmal Äonen solcher Entfernungen reichten kaum auf ein Sonnenweltenallgebiet aus, deren es in einer Hülsenglobe, wie schon gezeigt, eine beinahe zahllose Menge gibt.

Auf diesem Grundstein wollen wir nun weiterbauen. Seht, solch eine Hülsenglobe ist eigentlich nur ein einziger Punkt in Meinem großen Schöpfungsraum. Wie aber solches zu begreifen ist, werde Ich euch sogleich zeigen. Denkt euch ganz außerhalb der äußersten Haut einer vorbeschriebenen Globe den ungeheuer weiten Raum nach allen Seiten hin ganz leer, und das so weithin, dass jemand selbst mit dem schärfsten Auge von der ganzen, nahezu endlos großen Hülsenglobe nichts mehr als nur ein matt schimmerndes, allerkleinstes Pünktchen entdecken würde — und in der entgegengesetzten Richtung wieder ein solches, das auch wieder eine Hülsenglobe ist! Das gäbe dann so ungefähr ein Maß der Raumweite zwischen zwei Hülsengloben: eine so groß wie die andere, und doch schrumpften sie durch die ungeheure Entfernung schon auf dem halben Weg zu einem kaum bemerkbaren Schimmerpunkt zusammen. Und so hätten wir nun die Entfernung zweier nachbarlicher Hülsengloben kennengelernt."

Der große Schöpfungsmensch

"Was werdet ihr aber sagen, so Ich euch nun anzeige, dass es solcher Hülsengloben im endlos großen Schöpfungsraum für euren noch so hellen Menschenverstand wahrhaft zahllos viele gibt, die aber alle nach Meiner Ordnung in der Gesamtumfassung genau einen Menschen darstellen?

Wie groß muss dieser Mensch sein, wenn schon eine Hülsenglobe so endlos groß ist und noch äonenmal äonen Male größer die Entfernung von einer Hülsenglobe zur andern! Aber auch dieser Mensch ist in seiner äußersten Umfassung ebenso wie jede einzelne Hülsenglobe mit einer Art Haut umgeben. Freilich ist solch eine Haut noch ums unaussprechliche dicker — um für euch verständlich zu reden — als die einer Hülsenglobe und hat doch im allgemeinen denselben Zweck wie die Haut einer einzelnen Hülsenglobe.

Ihr werdet nun wohl fragen, was es dann außerhalb dieses Menschen gibt, und worauf dieser beinahe endlos große Mensch steht, und was er als Mensch für sich tut. — Außerhalb dieses Weltenmenschen geht nach allen Richtungen der freie Ätherraum ewig fort, den dieser Mensch in einem für eure Begriffe wahrhaft endlos großen Kreise, durch Meinen Willen getrieben, mit für euch unbegreiflicher Schnelle durchfliegt — und das wegen des Nährstoffes aus dem endlosen Äthermeere, das er gleichsam wie ein Fisch durchschwimmt. Da es im freien Ätherraum aber nirgends ein Oben oder Unten gibt und kein Wesen irgendwohin fallen kann, steht dieser Mensch so gut und fest im Ätherraume, wie diese Erde, ihre Sonne und alle äonenmal äonen Sonnen in einer Hülsenglobe."

Der verlorene Sohn

In dem bedeutsamen Werke Lorbers, das die jenseitigen Geistesentwicklungen des bekannten Freiheitsmannes Robert Blum schildert, ist es diesem Geiste in der jenseitigen Welt beschieden, zu seiner Erleuchtung und Beseligung jenen "Großen Schöpfungsmenschen" aus weiter Ferne zu schauen ("Robert Blum", Bd. 2, 301). — "Merkwürdig! Merkwürdig!" ruft er aus, "das ist ja eine vollkommene Menschengestalt — die Knie etwas vorgebogen, die Hände hängen ganz kraftlos herab, und das Haupt, mit langen Absalomshaaren versehen, ist wie das eines Trauernden nach vorwärts geneigt und in die bodenlose Tiefe hinabsehend. Die Lenden sind mit einer sehr zerrissen aussehenden Schürze zur Not bedeckt; kurz, die ganze Gestalt macht auf mich einen wehmütigen Eindruck! Die ungeheuerliche Größe könnte einen auf die Idee bringen, als sei dies die Außengestalt des allwirkenden Geistes aus Dir, o Herr! Aber die Trauergestalt sagt mir, dass dies unmöglich der Fall sein dürfte. Ferner müsste in Deinem Geiste auch ein Leben spürbar sein; von so etwas aber ist bei dieser Großgestalt keine Spur zu entdecken. Es ist wahrscheinlich nur ein Phosphorbild, durch Deine Allmacht ans unermessliche Firmament hingehaucht. Und dies alles wird seinen wichtigen Grund haben, den aber freilich außer Dir wohl niemand kennen wird."

Näherer geführt, bekundet der Schauende seine Eindrücke mit den Worten: "Ich ersehe jetzt durch die ganze ungeheure Gestalt, die nun beinahe alle Tiefen des endlosen Raumes auszufüllen scheint, wie sie aus lauter kleinsten, glitzernden Sandkörnchen, dichtest aufeinander gestreut, besteht. Die Zahl dieser Glitzerpunkte ist offenbar eine nahezu unendliche, oder sicher eine solche, die kein geschaffener Geist sich mehr vorstellen kann. Die ganze Gestalt aber nimmt sich nun auch um vieles besser aus, denn dies Glitzern verleiht ihr einen ganz eigentümlichen Majestätsnimbus!"

Und nun belehrt den Wissbegierigen der Herr: "Dieser Mensch in seinem ganzen Gehalt ist der urgeschaffene Geist, den die Schrift Luzifer (Lichtträger) nennt, der noch immer im Vollbesitz seines großen Selbstbewusstseins, aber nicht mehr im Besitz seiner Urkraft ist. Er ist gefangen und gerichtet in allen seinen Teilen. Nur ein Weg steht ihm stets frei, und das ist der zu Meinem Vaterherzen. Für jeden andern aber ist er gerichtet und so gut wie tot und vermag keinen Fuß und keine Hand auch nur um ein Haarbreit weiter zu bewegen.

Das aber, was dir wie glitzernde Sandkörnchen vorkommt, sind lauter Hülsengloben, in deren jeder Dezillionen mal Dezillionen Sonnen und dazu noch ums millionenfache mehr Planeten, Monde und Kometen enthalten sind."

Gericht und Umkehr des gefallenen Lichtgeistes

"Dass aber dieser Geist nun in sich in lauter solche feste Globen gesondert ist, das ist sein Gericht. Und sein Leben, das dadurch in beinahe endlos viele abgeschlossene Teile getrennt ist, ist also kein Ganzes mehr, sondern nur als ein höchst geteiltes anzusehen. Denn nur in jeder Globe ist Leben, außer ihr aber kein anderes als das Meines ewig unwandelbar festen Gotteswillens. Jede Globe steht fest und kann ihr Standverhältnis gegen ihre nächsten Nachbargloben auch nicht um ein Haarbreit ändern.

Zu allerunterst in der kleinen linken Zehe aber ersiehst du einen etwas rötlich glitzernden Punkt. Das ist eben jene Hülsenglobe, in der sich naturmäßig unsere Erde befindet. Und gerade in diese Globe, und darin nur auf den Punkt Erde ist das gesamte Leben dieses größten urgeschaffenen Geistes nun gebannt!

Will er sich dort demütigen und zu Mir wiederkehren, so soll sein Urleben wieder freigegeben werden, und dieser große Mensch wird dann wie von einem ganz freiesten Leben durchweht sein. Will aber dieser Urgeist Meiner Schöpfung in seinem hochmütigsten Starrsinn verharren, so mag diese Ordnung, wie sie nun bestellt ist, so lange verbleiben, bis die ganze Materie in ein neues, endlos vervielfachtes Seelen- und Geisterleben sich wird aufgelöst haben. Diese letztere Ordnung wird auch dann fortbestehen, so der urgeschaffene große Geist eine rechte Umkehr machen würde. Denn er kann nunmehr nur als ein ganz einfacher Geist gedemütigt umkehren und muss frei aus sich seine Urtotalität für ewig fahren lassen — wofür ihm freilich eine unermesslich größere, aber wie jedem anderen Menschengeist äußerlich nur ganz einfache Stellung als Gotteskind zuteil würde.

Das Hülsen- und Schotenwerk aber, das ohnehin nur durch Meinen ewig unwandelbaren Willen besteht, wird dann bleiben, entledigt alles nun in ihm enthaltenen Seelen- und Geisterlebens — als feste Unterlage und als ein ewiges Denkmal unseres großen Wirkens, an das sich dann neue und reingeistige Schöpfungen reihen sollen!"






Nach oben



Kapitel 10
Geheimnisse der Sternenwelt

Die Kenntnis vom Sein und Wesen der Gestirne, die als gewaltige Zeugen der Größe Gottes vom nächtlichen Himmel flammen, hat in der letzten Zeit bemerkenswerte Fortschritte gemacht. Durch neue Beobachtungen und Berechnungsarten hat sich die Vorstellung der Gelehrten vom Schöpfungsganzen bedeutend erweitert. Man hat in unermesslichen Fernen und Himmelstiefen neue, gewaltig große "Sternenhaufen" entdeckt, ähnlich unserem gesamten Milchstraßensystem. Vermutlich um ungeheure Mittelsonnen kreisend erwecken diese ein Riesenbild des Schöpfungsbaues, wie solches uns durch Jakob Lorber schon vor einem Jahrhundert prophetisch enthüllt wurde. Hätten die heutigen Gelehrten genügend Gottesglauben und Demut, dann würden die Astronomen mit Freuden erkennen, dass auch auf diesem Gebiet die große Neubotschaft unseres himmlischen Vaters glänzend bestätigt wird besonders durch die Wissenschaft der jüngsten Zeit — ihr aber auch noch so weit voraus ist, dass mancher Gelehrte aus den Lorberschriften unendlich viel gewinnen könnte.

Zur Zeit der Niederschrift der kosmischen Angaben durch Jakob Lorber im Jahre 1842 bestand die Meinung der Astronomen, dass es nur eine Galaxis (Spiralnebel — Milchstraße) im Kosmos gibt.

Erst um das Jahr 1920 hat H. D. Curtis die mit dem Teleskop festgestellten Nebelchen im Kosmos als Galaxien erkannt. Die Mehrzahl der Astronomen war nicht bereit, diese These anzunehmen. Erst im Jahr 1925, also nach fast hundert Jahren nach den Niederschriften der Werke Jakob Lorbers, wurde mit dem 2,57 m Teleskop auf dem Mount Wilson der unwiderlegbare Beweis erbracht, dass es außer unserer Milchstraße noch viele Galaxien gibt. (Pogg. 2, 1968, S. 946)

Anfang der 60-er Jahre wurde das Weltall mit Radioteleskopen durchforscht und Sonnen von Leuchtkraft und Größe entdeckt, die den Astronomen den Atem verschlugen. Diese Sonnen (Quasare) sind größer als 80 Milliarden Sonnen in unserer Milchstraße zusammengenommen. Diese Riesensterne müssten nach den Vorstellungen Einsteins explodieren, aber sie tun es nicht. (L. G. Tirala, 1969)

Die Gesamtzahl der Galaxien wird nach den Angaben Pascual Jordans heute auf 10 Milliarden geschätzt‚ und der Umlauf verschiedener Gruppierungen (Sonnengebiete mit ihren Zentralsonnen) um sich selbst und um größere Einheiten wird bereits angenommen. (J. Mussard, Zürich 1965)

Der rätselhafte Neptun

Als ein handgreifliches Beispiel möge hier die Geschichte des Neptun, des neunten Planeten unseres Sonnensystems berichtet werden:

Jahrhundertelang hatte man den Saturn für den äußersten Planeten des Sonnenbereichs gehalten. Im Jahre 1781 wurde jedoch von Wilhelm Herschel ein weiterer Planet, Uranus, entdeckt. Dieser Wandelstern ist von der Sonne schon so weit entfernt, dass er zu seinem Umlauf 84 Erdenjahre braucht. Und obwohl sein Durchmesser auf das vierfache der Erde berechnet wurde, so ist er für uns doch nur als ein winziges Sternchen sechster Größe wahrnehmbar. Damit glaubte man, nun an der äußersten Grenze unseres Sonnensystems angelangt zu sein.

Im Oktober 1842 gab jedoch der Herr durch seinen Knecht Jakob Lorber in dem Buch "Die natürliche Sonne" (53) den Menschen Kunde von einem weiteren, noch entfernteren Planeten mit Namen Miron, d.h. "Welt der Wunder".

In dem genannten Lorberwerk wird gesagt: "Es dürften zwar hier einige Sternkundige einwenden: Wenn es je noch irgendeinen Planeten gäbe in unserem Sonnengebiet, hätten wir ihn schon längst gefunden, da wir sogar die viel kleineren Kometen entdecken, wenn sie auch dem freien Auge unsichtbar bleiben. — Ich aber sage hier: Solches Unentdecktbleiben hat darin den Grund, weil dieser Planet eine so langsame Bewegung hat, dass er von all den astronomischen Instrumenten zufolge der großen Entfernung und dann mehr noch zufolge des zu kurzen Zeitraumes der Beobachtung bisher nicht wahrgenommen wurde. So geschieht es noch immer, dass dieser Stern als ein Fixstern von einer ganz unbedeutenden Größe betrachtet wird und nicht als Planet erkannt werden kann."

Drei Jahre nach dieser Bekundung durch Jakob Lorber berechnete der junge französische Mathematiker Leverrier aus gewissen Abweichungen in der Bewegung des Uranus, dass noch ein weiterer, unbekannter Planet von bestimmter Größe, Schwere und Sonnenferne dasein müsse. Er teilte sein Ergebnis dem Astronomen Galle in Berlin mit, der in der Tat mit einem besonders starken Sehrohr im Jahre 1846 den bisher für einen Fixstern gehaltenen, jetzt Neptun benannten Planeten entdeckte. –

Ein geborstener Planet

Die Abstände der Planetenbahnen von der Sonne befinden sich in einem gesetzmäßigen, mathematisch berechneten Verhältnis, die Titius-Bode-Reihe genannt. In dieser Reihenfolge zeigte sich zwischen Mars- und Jupiterbahn eine auffallende Lücke, so dass schon nach der Berechnung Keplers hier unbedingt noch ein weiterer Planet hätte stehen müssen. Statt dessen fanden im 19. Jahrhundert die Astronomen mit ihren geschärfteren Sehwerkzeugen in der Bahn dieses fraglichen Planeten einen ganzen Schwarm von Kleinsternen und Sterntrümmern, Asteroiden genannt, die hier um die Sonne bahnen wie traurige Zeugen und Überreste einer furchtbaren Sternkatastrophe. Viele Sternkundige vermuteten eine gewaltsame Ursache dieser Erscheinung. Im großen Lorberevangelium gibt uns der Herr über die Geschichte der Asteroiden eine Aufklärung, die in der Tat der Vermutung der Astronomen durchaus entspricht.

Zu Anfang der sechsten Erdentwicklungsperiode, sagt der Herr, sei ein großer, an Stelle der Asteroiden kreisender Planet durch Zerberstung von innen aus in viele Stücke zerrissen worden. "Dass eine solche Katastrophe für jene Menschen etwas Entsetzliches war, ist sicher. Aber sie waren selbst schuld daran, denn sie wurden zuvor schon viele und lange Zeitläufe hindurch belehrt, ermahnt und gewarnt. Es ward ihnen gezeigt, was sie zu erwarten haben. Sie hielten aber alles in ihrer großen Weltklugheit für Hirngespinste und eitle Phantasien von Seiten jener Seher, die angeblich darum solche Dinge einem leichtgläubigen Volk vorhersagten, damit sie selber zu Ansehen und leiblicher Versorgung kämen. Die Großen und Vornehmen verfolgten sie sogar nach allen Richtungen mit Feuer und Schwert.

Jene Menschen waren in irdischen Dingen sehr erfinderisch und erfanden schon vor vielen Tausenden von Jahren dieser Erde eine Art Sprengkörner. Wenn davon etwa zehntausend Pfund tausend Mannslängen tief unter dem Berg Libanon aufgeschichtet und dann angezündet würden, so würden sie den ganzen großen Berg in viele Stücke zerreißen — wie solches auch die Hanochiten vor Noah mit manchem Berg taten, wodurch sie die inneren Wasserschleusen der Erde öffneten und dann in den hochgestiegenen Fluten alle umkamen.

Seht, mit solchen bösen, ihnen von Teufeln eingegebenen Erfindungen trieben auch die Menschen jenes zerstörten Planeten ihr stets größeres Unwesen, am Ende schon in ungeheurem Maße. Sie führten Kriege, und einer unterminierte des anderen Land tief nach allen Richtungen hin und füllte die Minen mit großen Mengen solcher teuflischer Sprengkörner. Diese wurden dann auf eine besondere Art entzündet und zerstörten das ganze große Land. Auch glaubten diese in vollste Gottlosigkeit übergegangenen Menschen, Gott selbst Trotz bieten zu können. Sie suchten ihn in ihrer Blindheit gewaltsam vom Throne seiner ewigen Macht zu stürzen, da arge Weltweise sagten, dass Gott im Zentrum ihrer Erde Wohnung habe; man müsse dahin Minen machen und Ihn dort gefangennehmen. So gruben sie denn auch abgrundtiefe Löcher in jene Erde, wobei viele Menschen zugrunde gingen.

Mit solch argen Zerstörungsversuchen trieben sie es stets weiter und kamen endlich einmal zu tief, wodurch des Planeten innere Kammern, die mit dem Urfeuerstoff weit und tief nach zahllos vielen Richtungen hin angefüllt sind, in den heftigsten Schnellbrand gerieten. Solche innere Feuergewalt trieb dann den ganzen großen Planeten aus seinen Fugen und machte ihn nach allen Richtungen hin zerplatzen, womit die argen Menschen samt ihrer Erde ihr Ende erreicht hatten.

Nur die vier Monde blieben ganz. Da sie aber ihren Zentralkörper verloren hatten, so gerieten sie in Unordnung und entfernten sich voneinander mehr und mehr, weil sie durch die Berstung des Hauptplaneten einen sehr merklichen Stoß erhalten hatten.

Die Stücke des Planeten aber zerteilten sich in dem sehr breiten Raume zwischen der Mars- und Jupiterbahn. Eine große Menge kleinerer Trümmer entfernte sich auch über die beiden angezeigten Bahnen, und es fielen etliche in den Jupiter, etliche in den Mars, etliche sogar auf diese Erde, in die Venus, in den Merkur und auch in die Sonne. (GEJ 08, 76; 74; 75)

Von den großen Haupt- und Mittelsonnen

Nichts ist auch noch für die heutige Wissenschaft dunkler als das wahre Wesen der Sonnengestirne. Man betrachtet bisher allgemein die Sonnen als feurigglühende Bälle, die daher völlig unbewohnbar und alles organischen Lebens bar seien. Dass man mit dieser Anschauung die Hauptweltkörper der Schöpfung gleichsam verödete und ihrer Würde als Lebensträger entkleidete, bedachte man dabei nicht.

Durch Lorber ist uns nun ein klares und überzeugendes Bild von der naturmäßigen und geistigen Beschaffenheit der Sonnen gegeben. Die Anschauung von feurigglühenden Bällen einer gasigen "Lichtmaterie" trifft danach nur bezüglich der zwei allergrößten Arten von Mittelsonnen: den Allall-Sonnen und den noch gewaltigeren Urmittelsonnen der Hülsengloben zu.

In "Robert Blum" (Bd. 2, 299 ff.) ist es einem seligen Geist (Blum), nachdem er den ganzen Großen Schöpfungsmenschen geschaut (s. 9 "Der materielle Schöpfungsbau") durch die Gnade des Herrn gegeben, einen Blick auch in solch eine "allerungeheuerste" Haupt- und Urmittelsonne zu tun, deren Durchmesser sich nach Oktillionen deutscher Meilen (also Zahlen mit 48 Nullen!) bemißt. Feste, materielle Formen sind hier nicht zu entdecken. Von dem ihm entgegen wallenden, nur in Gegenwart des Herrn ertragbaren Feuerlichte ganz benommen, ruft der Schauende aus: "Ich kann schauen, wie immer ich nur will, so komme ich dennoch auf keinen Grund. Eine Lichtwoge drängt die andere! — Nun endlich, o Herrn und Vater, fange ich an, in dieser Sonne auch eine Menge großer Menschwesen zu entdecken. Sie müssen durch und durch überglühend sein. Aber von irgendeiner Art von Gebäuden entdecke ich nirgends etwas. Mit großer Hast wallen diese entsetzlich großen Wesen in den allermächtigsten Flammen umher und scheinen bei solch einer sicher sehr heißen Tätigkeit überaus guten Mutes zu sein. Einige erheben sieh von Weile zu Weile ziemlich hoch über das Lichtmeer und schleudern sehr stark glühende Bälle in die Unendlichkeit hinaus … Andere dieser Feuerriesen richten im Inneren der Sonne eine Art ungeheuer großes und weites Rohr in die Höhe. Was wird da nun geschehen? Mehrere Hunderte umstehen in ziemlich weiten Zwischenräumen das Rohr. Und nun sehe ich, dass die Riesen ihren Mund öffnen, und dem Munde entströmen verschiedenartige Lichtformen! Was bedeutet das wohl?"

Sagt der Herr: "Das ist die Sprache dieser Wesen. Sie geben einander zu verstehen, dass nun bald eine große Sonne, d.h. eine Zentralsonne, die ganze Sonnenalle in sich trägt, ausgeboren wird. Gib nur acht!"

Der Schauende blickt hin und sieht auch bald einen mächtigen Lichtball aus dem großen Rohr emporsteigen und mit großer Schnelligkeit von dieser Sonne sich hinwegbegeben.

Etwas deutlichere und festere Lebensformen erkennt der Schauende sodann in der nächsten Unterart dieser Feuersonnen, in einer Allall-Mittelsonne, deren Durchmesser Quadrillionen oder manchmal auch Quintillionen von Meilen misst. "Auch diese Art Sonnen", belehrt ihn der Herr, "haben noch ein vollkommen eigenes Feuerlicht und sind auf ihrer für euch unmessbar weiten Oberfläche für materielle Wesen zur Bewohnung nicht geeignet.

In dieser Weise fortschreitend werden auf den Untersonnen dritten, vierten und fünften Ranges (den Allsonnen, Gebietssonnen und Planetarsonnen) die Lebensformen immer fester und materieller. — Eine eingehende Beschreibung haben wir durch Jakob Lorber in dem Buch "Die natürliche Sonne" über die unserer Erde leuchtende Planetarsonne, die im Grunde schon mehr eine feste Erde als eine Feuerlichtsonne ist.

Von unserer Mutter Sonne

Die Planetarsonne eurer Erde, heißt es in dem genannten Lorberwerk, ist in Wahrheit "ein vollkommener Planet" und als "Muttergestirn" naturmäßig und geistig der vollkommene Inbegriff aller ihrer um sie bahnenden "Weltenkinder" — oder mit anderen Worten: Auf diesem Gestirn finden sich naturmäßig und geistig in vollkommener, vorbildlicher Gestaltung und Beschaffenheit alle Lebensformen, die auf den zu ihm gehörigen Erden, Monden und Kometen vorkommen. ("Die natürliche Sonne", 1, 2, 5) — "Als planetarischer Körper", so lesen wir weiter, "ist diese Sonne so gebaut, dass sie in sich aus sieben Sonnen besteht, von denen immer eine kleinere in der größeren steckt, wie eine hohle Kugel in der anderen. Nur die inwendigste, gleichsam das Herz des Sonnenplaneten ist von ihrer Oberfläche bis zum Mittelpunkt körperhaft voll."

Alle diese sieben mit atmosphärischen Zwischenräumen ineinander steckenden Sphären unserer Sonne sind bewohnt. Von körperlichen, zartmateriellen Menschen aber nur die Oberfläche der äußersten Sphäre oder Hohlkugel, die, wie wir hören, in sieben, durch Gebirge und Meere getrennte Gürtelpaare eingeteilt ist. Von diesen Gürteln zeigt der breite Mittelgürtel die eigentliche Sonnenwelt mit den vollkommensten solaren Lebensformen. Von den Nebengürteln entspricht je einer (oder ein gleichgeordnet liegendes Paar) einem der zur Sonne gehörigen Planeten und zeigt in vollkommener Art dessen Lebensformen.

Die sechs Innensonnen dagegen sind nicht von materiellen Körpermenschen, sondern von "Sonnen-Grundlichtgeistern" bewohnt. Diese sind dazu berufen, in geordneter geistiger Entwicklung von der innersten Sonne stufenweise bis zur äußersten Sonnensphäre emporzusteigen und dort schließlich materielle Leiblichkeit anzunehmen, unternehmen aber häufig ordnungswidrige, gewaltsame Aufstiege und Massenausbrüche. In den "Sonnenflecken" sehen wir die naturmäßigen Erscheinungen und Folgen solcher gewaltsamer Ausbrüche eigenwilliger Grundlichtgeister, von denen wenigstens ein Teil nach kurzer Freiheit meist bald von den Anziehungskräften der Sonne eingesaugt und wieder in die innerste Sphäre, das Sonnenherz zurückbefördert wird.

Von den Kometen, Erden und Monden

Nachdem wir das Wesen und die Beschaffenheit der Sonnen kennengelernt und dabei gesehen haben, wie von der Haupt- und Urmittelsonne an bis hinaus zu den Planetarsonnen die Lebensformen immer bestimmter, fester und materieller werden — so ist nun auch das Wesen und die Beschaffenheit der Von den Planetarsonnen ausgeborenen Kometen, Erden und Monden leicht zu verstehen.

Die Kometen sind, wie wir bereits sahen, werdende, sich verdichtende und materialisierende Erden, die zuerst ungeregelte, dann immer geregeltere und engere Bahnen um die Sonnen beschreiben. In ihnen und den Erden sind besonders hartnäckige, aus den Haupt- und Untersonnen immer weiter hinaus entronnene Geister angesammelt. Und so sind denn auch sinngemäß in den Kometen und Erden alle Lebenskräfte in einem noch festeren, materielleren Formengericht gebunden bis zum härtesten Metall und Stein. Aber noch viel härter ist naturgemäß die Materie auf den Monden für deren aus den Erden ausgebrochene allerhartnäckigste Geister.

Die ganze Weltkörperstufung von den Haupt- und Urmittelsonnen bis zu den Monden — erweist sich demnach als eine wahrhaft göttlich weise, durch die Geisterflucht von Gestirn zu Gestirn nach dem Grade der Hartnäckigkeit dieser Wesen gebildete geistige Stufung, Ordnung und Bindung der im Gericht dieser Weltkörper festgehaltenen Geister.

Entstehung und Wesen des Sonnenlichts

Wenn aber nach Lorber nur die beiden allergrößten Arten von Mittelsonnen, die Allallsonnen und die Hauptzentralsonnen ein eigentliches Feuerlicht haben — woher kommt dann die mächtige Licht- und Wärmeausstrahlung der anderen Sonnen — im besonderen auch unserer Planetarsonne?

Das Sonnenlicht wie überhaupt die Erscheinung des Lichts und des Leuchtens ist auch für die heutige Wissenschaft noch immer ein Rätsel. — Das materialistische Zeitalter des 19. Jahrhunderts erklärte bekanntlich das Licht nur für eine Wellenbewegung im Äther (Maxwells Theorie), ohne jedoch sagen zu können, was eigentlich der Äther ist und ob überhaupt ein solcher bestehe. Ein späterer Forscher, Max Planck (geb. 1858) fand jedoch durch unabweisbare Beobachtungen und Berechnungen, dass diese materialistische Lehre zur Erklärung der Naturtatsachen auf diesem Gebiet nicht ausreicht. Er stellte fest, dass das Licht in "Quanten", d.h. in kleinen Kraftmengen oder Kraftfunken von den Sonnen und anderen Lichtquellen ausgeht und sich fortpflanzt. Diese sogenannte Plancks "Quantentheorie" wurde durch den Begründer der Relativitätslehre Albert Einstein bestätigt und ergänzt. — Bemerkenswert ist nun, dass auch nach Lorber das Licht in Quanten, (Lorber sagt "Lichtatomen",) von den Sonnen ausgeht. Wie erklärt sich das?

Wir hörten oben, dass die Grundlichtgeister der inneren Sonnensphären oft und vielfach in ordnungswidriger Weise zur äußersten Sonnenoberfläche emporsteigen und nicht selten in ungeheuren Massen Ausbrüche unternehmen. Ein Teil, offenbar der willensschwächste, wird, wie bereits erwähnt, von den starken Anziehungskräften der Sonne nach kurzem ergriffen und — abgekühlt und gedemütigt — wieder in das innerste Sonnenherz zurückgeführt.

Was aber geschieht mit den übrigen, offenbar willenskräftigeren Sonnenausbrechern? Von diesen stürmt der eigenmächtigste, zügelloseste Teil, in ungeheuren Massen zusammengeknäult, von der Sonne hinaus in möglichst weite Fernen. Es werden aus diesen "Sonnenausgeburten" (vgl. 8, S. 41 ff.), falls sie nicht ins Reingeistige übergehen, neue Kometen und aus diesen mit der Zeit neue Weltkörper.

Die etwas zarteren und fügsameren unter den ausgebrochenen Grundlichtgeistern dagegen werden an der Sonnenoberfläche infolge der sehr schnellen Achsendrehung der Sonnenkörper durch Berührung und Reibung mit den reinen, von Gotteskraft erfüllten, die Sonne allseits umgebenden Geistern des freien Athers (dem die Unendlichkeit erfüllenden Gottesgeist oder "Außenlebensäther Gottes") in ihre Urbestandteile aufgelöst. Diese Lebensfunken (aus der Satansseele stammende lebenshungrige Elemente) verbinden sich darauf in jäher Eile mit den unmittelbar aus Gott stammenden, lebenskrafterfüllten Urfunken des reinen Äthers. Und so entstehen aus diesen beiden Arten von Lebensfunken, den hungrigen der Sonnenmaterie und den kraftgeladenen des freien Gottesäthers, die ersten, allerwinzigsten Kleinwesen der Lichtmaterie — Lichtatome genannt — wobei die kraftgeladenen Ätherfunken den positiven, kleinsonnenartigen Kern, etliche lebensdurstige Funken der Sonnenmaterie hingegen die negative, planetenartige Außenhülle bilden.

Und nun, da die Lichtatome in der übervollen Sonnenaußensphäre sich in dieser Weise mit Gottes Liebes- und Lebenskraft geladen haben, geht es nach dem bekannten geistigen und naturmäßigen Abstoßungsgesetz mit wahrhaft "geisterhafter" Blitzesschnelle hinaus auf die Reise in den unendlichen Raum. Und so entsteht die Licht-, Wärme- und Lebensstrahlung der Sonne!

Die Sonne — ein Dynamo!

Im großen Lorberevangelium wird den Jüngern über diese Geheimnisse folgender Aufschluss gegeben:

"Seht, die Sonne ist ebenfalls, dieser unserer Erde ähnlich, eine bewohnbare und auch vollauf bewohnte Welt. Nur ist sie um tausendmal tausend Male größer als unsere Erde. Aber die Ursache des Lichtes, das von jener großen Welt ausgeht, ist nicht die bewohnte Sonnenerde, sondern die sie allenthalben umgebende Luft, die mit ihrer äußerst glatten Oberfläche, durch stete Reibung mit dem sie nach allen Richtungen umgebenden Äther, in eitlem fort eine unberechenbare Menge des stärksten Blitzlichtes (dynamische Reibungselektrizität) erzeugt — und zweitens auf ihrem ungeheuren Rundspiegel das Licht von Äonen anderen Sonnen aufnimmt und wieder nach allen Richtungen zurücksendet. Durch solches Leuchten unserer Sonne wird auch diese Erde wie noch viele andere Planeten erleuchtet und erwärmt.

Die Wärme kommt jedoch nicht mit dem Licht aus der Sonne auf dieser Erde an, sondern wird erst an Ort und Stelle durch das Licht erzeugt, und zwar dadurch, dass durch das Licht die Naturgeister in der Luft, im Wasser und in der Erde in große Tätigkeit versetzt werden. Und eben diese Tätigkeit bringt erst das hervor, was wir als Wärme, und bei noch erhöhterer Tätigkeit der bezeichneten Geister, als Hitze fühlen. Wie aber Licht stets mehr und mehr ins Unendliche erhöht werden kann, so kann durch das Licht auch die Wärme erhöht werden.

Aber, wirst du fragen, wer kann dann in der Sonne selbst bestehen? Denn weil dort das Licht am stärksten sein muss, so wird auch die Hitze nicht zurückbleiben! Allein, dem ist nicht so. Nach dem Inneren des eigentlichen Sonnenweltkörpers dringt kaum der tausendmal tausendste Teil der ganzen Lichtkraft der Sonne. Darum ist es auf der Feste der Sonne nicht viel heller und wärmer als hier auf unserer Erde, und die Geschöpfe Gottes können sonach ebensogut dort bestehen wie auf unserer Erde. Nur kann es dort keine Nacht geben, weil sich auf der Sonne alles im eigenen, unvertilgbaren Lichte befindet."

Die Lebensfeuerströme im All

Durch ihre Achsendrehung hat nicht nur unsere, sondern auch jede andere Sonne und in sehr erhöhtem Maße jede Zentral- und Urzentralsonne ihr elektrisches, durch Spiegelung verstärktes Feuerlicht. Und so hat zum selben Zweck schließlich auch jede Hülsenglobe als Umfassung zahlloser Sternengruppen eine Achsenbewegung — "damit ihre Haut sich fortwährend an dem sie allenthalben umlagernden Äther reibt und dadurch eine rechte Menge elektrischen Feuers gleich dem der Blitze erzeugt, das dann als Hauptnährstoff für alle in einer solchen Globe befindlichen Weltkörper dient. Denn die ungeheure Menge dieses Stoffes, die bei solch einer Globenreibung mit dem Außenäther erzeugt wird, erfüllt den ganzen Ätherraum in der Globe. Durch die Bewegung der zahllos vielen Weltkörper innerhalb einer Globe wird dieser Stoff mittels der die Weltkörper umgebenden Atmosphären wieder erregt, teilt sich zuerst den Atmosphären in reichlichem Maße mit und durch diese den Weltkörpern selbst. Je größer ein Weltkörper — wie etwa eine Sonne oder gar eine Zentralsonne — und je schneller seine Bewegung, desto mehr dieses Licht- und Nährstoffes wird auf ihm erzeugt. Von den Sonnen aus wird das überflüssige an die Planeten gespendet.

Noch ausgiebiger ist die Bewegung des großen Schöpfungsmenschen im endlosen, ganz freien Ätherraum. Die Schnelligkeit seiner Bewegung in unendlich großem Kreise ist so außerordentlich, dass er in einem Augenblick tausend Hülsenglobenweiten vorwärts kommt, aber doch hundertmal tausendmal tausend Sonnenjahre vonnöten hat, um wieder am alten Ort anzulangen. Aus dem könnt ihr euch einen Begriff machen, wie groß der Kreis ist, den er stets von neuem durchmißt, und dass dadurch für die Ernährung all seiner Nerven und Fibern bestens gesorgt ist. Und weiter könnet ihr euch nun gewiss auch von der Macht, Weisheit und Ordnung in Gott einen helleren Begriff machen, als das bis jetzt der Fall war." (GEJ 06, 248)

Das Phänomen des Leuchtens — geistig erklärt

Als Welten-Nährstoff werden also die auf der Oberfläche der Sonnen und Sonnensysteme aus Sonnenmaterie und Äther sich bildenden Lichtatome, vollgeladen mit Gottes-Lebenskraft (Geistfeuer), durch ihren eigenen, gewaltig belebten Willensdrang hinausgetrieben in den endlosen Raum der Sonnengebiete. Draußen in den Planetensphären vereinigen sich nach Lorber viele von ihnen zu etwas größeren Ur-Lichtwesen, sogenannten "Lichtmonaden" Und diese von Gottes Lebenskraft übervollen Wesen sind nun die richtige Licht- und Lebensspeise für alles, was auf den Planeten, Kometen und Monden leiht und lebt.

Bei ihrem Zusammentreffen mit den Lebensformen auf diesen Weltkörpern geben sie ihnen ihre Lebensfracht, d.h. ihre Ladung an positiven reinen "Gottesgeistkräften" je nach Bedürfnis nach und nach ab, fördern und reifen so das geschöpfliche Wachstum und Gedeihen und kehren dann schließlich ihrem negativen Teile nach, d.h. als entleerte Hüllen nach erledigter Aufgabe wieder zu ihren Sonnen zurück. (Siehe "Die Fliege", 11)

Wie aber entsteht nun bei diesem göttlichen "Botengang" der Lichtatome für unser Auge die Erscheinung des Leuchtens und der Farben? Auch dieses Wunder der Natur erklärt sich nach Lorber vom Standpunkt der geistigen Weltanschauung im Anschluss an uns bekannte geistige Vorgänge einfach:

In der kleinen Schrift "Die Fliege" (9) wird gesagt: "Was bemerkt ihr an einem Menschen, dessen Herz noch voll Hochmut ist, wenn er von irgendwoher einen derben, demütigenden Stoß erhält? Wird er nicht alsbald über die Maßen in Zorn geraten? Und zwar so, dass er darob vor Grimm am ganzen Leibe bebt, seine Augen glühend werden und seine Haare sich nach allen Seiten sträuben. Und so er sich in gleichgesinnter Umgebung befindet, wird nicht auch diese nach dem Grade ihrer Befremdung bald mehr oder minder mitzornig werden?" Entsprechend wie Hochmut und Zorn versetzen aber auch reine Liebe und Freude den Menschen, und sich fortpflanzend, dessen Umgebung in oft stark sinnfällige Erregung. "Und nun, so ihr dieses nur einigermaßen innerlich betrachtet", heißt es in der "Fliege" weiter, "dann hätten wir schon unser 'Leuchten' an und für sich völlig erläutert."

Die Erscheinung des Leuchtens ist nichts anderes als der unserem Auge sichtbar werdende Ausdruck starker Erregungen der in der Materie der Sonnen und Erden eingeschlossenen Geister. "Durch solche Erregung gerät der in seiner Hülle (negative Polarität) eingeschlossene positiv-polarische Geist in eine große Begierde, sich auszudehnen und seine Hülle zu sprengen. Da aber seine negative, ihn umgebende Polarität so beschaffen ist, dass sie zwar bis zu einem gewissen Grade wohl ausdehnbar, sonst aber unzerreißbar und unzerstörbar ist, dehnt sich der freiwerdenwollende Geist in ihr zwar so weit als möglich aus. Da er jedoch nicht durchbrechen kann, zieht er sich schnell wieder zurück, versucht aber wieder und wieder mit irrig vermeinter erneuter Kraft seine Hülle zu zerreißen — welchen Akt mancher Geist in einer Sekunde viele tausend (ja millionen) Male zu wiederholen imstande ist."

Dieses Fiebern (Vibrieren) eines Geistes, das sich in räumlich und geistig nahestehenden andern Geistern leicht und schnell als ein Mitfiebern fortpflanzt, "wird vom Auge des Tieres, wie auch vorzugsweise des Menschen wahrgenommen. Und diese Wahrnehmung ist eigentlich das, was man 'Leuchten' nennt. Denn das Auge hat mit dem, was da 'Licht' genannt wird, eine ganz gleiche Polarität, wodurch es alles ihm Verwandte zu empfinden und selbst allerleiseste Schwebungen wahrzunehmen vermag." ("Fliege", 9)

Da es bei allen Geistern eine Erregung des Zorns sowohl wie eine Erregung der Liebefreude gibt, so gibt es in der Lichtwelt auch ein "Grimmleuchten" und ein "Liebeleuchten". Die von den Sonnen ausgehenden Lichtatonie aber nehmen aus der die Sonnen umhüllenden Sphäre liebevollster, seligeifrigster Gottesäthergeister natürlich nicht ein Grimmleuchten, sondern nur das höchste Liebfreudeleuchten mit auf ihren Weg.

Das Farbenwunder

Woher aber kommt es, dass das einfache weiße Sonnenlicht an den Formen der Natur sich in einer wahrhaft vielfältigen Farbenpracht widerspiegelt? Auch dieses Rätsel lässt sich nach den durch Lorber gegebenen Eröffnungen über das Wesen des Lichts aus weiteren Mitteilungen in der "Fliege" unschwer begreifen. Wir hörten, dass die winzigen "Lichtatome" in den Planetarsphären sich in großer Zahl zu Lichtwesen höherer Art, sogenannten Lichtmonaden, vereinen, die zwar nur um weniges größer sind, aber ein bedeutend konzentrierteres Leben besitzen. Die höchstentwickelten Arten dieser Lichtmonaden sind sonach für die Lebensgebilde auf den Planeten gleichsam ein überreicher Futterkorb voll Himmelsspeise.

In der "Fliege" wird gesagt: "Wenn diese schnellen Lichtträger aus der Sonne auf einem Planeten an eine Form stoßen, so nimmt die Form je nach ihrem inneren Gehalt bald die ihr zusagenden Teile an sich und lässt das für sie Unbrauchbare wieder in Schnelligkeit nach beliebigen Richtungen hin von sich weggehen."

Dadurch verändert sich also von Lebensform zu Lebensform der Wesens- und Kräfteinhalt der Lichtmonaden und dadurch auch der Grad ihrer inneren "Schwingungen". Und diese verschiedenen Grade der inneren Lebenskräfte und Schwingungen empfindet unser Auge als Farben.

Die Lebensbewegung der Voll-Monade, das Volllicht, erscheint uns als weiß, eine geringere Lebensbewegung als blau, grün, gelb, rot usw.

Sonach ist das Auge ein Aufnahmeorgan für die mannigfachen Unterschiede des Haupt- und des zurückgeworfenen Lichtes. Diese Unterschiede sind dem lichtempfindlichen Auge natürlicherweise die Ursache der Bildgestaltung all der verschiedenen Dinge nach Form, Farbe und Schattierung." ("Die Fliege", 11)

Das Beispiel vom Spiegelzimmer

Der große Weltenball einer Hülsenglobe, ja der ganze, aus zahllosen Hülsengloben aufgebaute materielle Schöpfungsmensch ist sonach ein von unermesslichen Lebens- und Lichtströmen durchwogter, ernährter und zusammengehaltener Organismus.

Von dem Strahlen und Widerstrahlen der Kräfte in der gigantischen Hülle einer Hülsenglobe entwirft uns der Herr und Schöpfer in "Die natürliche Sonne" (5) folgendes höchst anschauliche und lehrreiche Beispielbild:

"Auf welche Art alle die Sonnen zusammen und jede einzeln für sich dadurch leuchtend werden, dass das Licht einer Sonne sich auf der Luftoberfläche einer anderen Sonne abspiegelt, soll euch durch ein leicht fassliches Beispiel verständlich werden: Nehmt an ein Zimmer, dessen Wände wären aus lauter hochpoliertem Spiegelglas. Denket euch dazu den Raum dieses Zimmers inwendig vollkommen rund, als wäre das Zimmer eine große Hohlkugel. Nun behängt dieses Zimmer oder vielmehr die hohle Spiegelkugel mit allerlei großen und kleinen, spiegelblank polierten Glas- oder Metallkugeln. In der Mitte dieses Hohlraumes aber bringt einen Lüster an, der ein starkes Licht hat. Ist alles eingerichtet, dann seht alle die kleinen polierten Kugeln an, welche in diesem hohlen Raume hängen, wie sie sämtlich von allen Seiten beleuchtet sind, als wären sie selbstleuchtende Körper.

Woher kommt denn das? Die Wände, welche spiegelblank sind, werfen von allen Seiten das vom Lüster ausgehende Licht, nicht etwa geschwächt, sondern gesammelt gegen den Lüster zurück. Auf diese Weise sind alle in dem Raume aufgehängten Kugeln von allen Seiten vielfach beleuchtet: erstens vom selbständigen Licht des Lüsters; sodann vom zurückgeworfenen Lichte der Spiegelwände, die zusammengenommen einen kontinuierlichen Hohlspiegel bilden, der seine Brennweite genau im Zentrum seines eigenen Raumes hat.

Seht, wie sich die Sache des Leuchtens in unserer hohlen Kugel verhält, so auch in der großen Wirklichkeit. Denket euch statt der großen Spiegelkugel die euch bekannte Hülsenglobe mit ihrer für eure Begriffe unendlichen ätherischen Umfassung. Und denket euch dann in der Mitte der Hülsenglobe die für eure Begriffe wirklich endlos große Zentralsonne, welche immerwährend von intensivst leuchtenden Feuerflammen umgeben ist (welche da herrühren von den Geistern, die entweder hier ihre Reinigung ausgehend beginnen oder welche sie rückkehrend vollenden) so hat ihr dann auch schon alles, was zum vollkommenen Verständnis der Sache nötig ist."






Nach oben



Kapitel 11
Die Sterne und wir

Kein Wunder, dass die mit Blitzeskraft von Stern zu Stern strahlenden, das Weltall durchwogenden Lebensströme das ahnende Gemüt der Menschen von jeher zu Forschungen über die Einflüsse der Gestirne auf Wesen und Geschick der Menschen angeregt haben! Schon in den ältesten Zeiten spielte daher die "königliche Kunst" der Sterndeutung oder Astrologie bei allen Völkern eine Rolle. Auch heute hat sie wieder in allen Volksschichten an Boden gewonnen. Gebildete und Ungebildete beschäftigen sich damit, und es erhebt sich die Frage: Was ist an dieser Wissenschaft Wahres? Was sagen die Lorberschriften dazu?

Astrologie in alter und neuer Zeit

In "Die geistige Sonne" (Bd. 2, 15) lesen wir: "Habt ihr nie etwas gehört von der alten Astrologie? Ihr sagt: 'Sicher, aber auf diese wird man doch nicht zuviel halten dürfen?' — Ich sage euch: Auf die Art, wie ihr darauf zu halten pflegt, freilich nicht, denn das wäre Aberglaube. Aber jede Sache hat zwei Seiten, eine Licht- und Schattenseite! Wir wollen uns hier nur die Lichtseite dieses altertümlichen Mysteriums anschauen. Ihr Name heißt: Kunde der Entsprechungen! Auf dem Wege der Entsprechung hat ein jedes Ding, eine jede Form und ein jedes gegenseitige Verhältnis der Formen wie der Dinge einen entsprechend geistigen Sinn. Und so haben einen solchen Sinn auch alle Sterne und ihre Bilder. Wer demnach diese Dinge von dieser Lichtseite lesen und verstehen kann, der ist ein rechter Astrologe aus dem Reiche des Geistes. Er ist ein wahrhaft Weiser, wie auch die drei Astrologen aus dem Morgenlande Weise waren, da sie den Stern des Herrn erkannt haben und, geführt von ihm, den Herrn der Herrlichkeiten fanden.

Die in früheren Zeiten besonders bei den babylonischen Priestern in betrügerischer, gewinnsüchtiger Weise und mit ungenügender Naturkenntnis betriebene Sterndeuterei wird im "Großen Evangelium" vom Herrn freilich mehrfach verworfen und zum Schutze gegen solchen Betrug den Jüngern eine wahre Kenntnis der natürlichen Beschaffenheit und Bedeutung der Gestirne vermittelt. So heißt es im 10. Bande (129/130):

"Wollt ihr selbst nicht wieder in den finsteren Aberglauben jener Falschseher verfallen, müsst ihr der vollen Wahrheit nach wissen, wie die Erde, der Mond, die Sonne und die zahllos vielen anderen Sterne gestaltlich beschaffen sind! ... Die alten Ägypter wussten um das alles zum größten Teil. Und so wusste es auch Moses und hat darüber ein großes Buch geschrieben, das sich bis in die Zeiten der Könige erhielt.

Aber dem Priestertum, das nach irdischen Gütern jagte, trug solche Kenntnis zu wenig ein. Daher betrieb es (in betrügerischen Weise) eine Schein-Astrologie, prophezeite den blinden Menschen aus den Sternen allerlei Gutes und Schlechtes und ließ sich das hoch bezahlen. Wem sie etwas Gutes prophezeiten, der zahlte ohnehin gerne mehr, als was sie von ihm verlangten. Und wem sie etwas Schlechtes prophezeiten, der musste sich dann an die Priester wenden, dass sie für ihn bei Gott etwas Besseres erbäten. Dafür musste er dann die verlangten Opfer bringen, und so waren die Priester nie im Nachteil.

Solche betrügerische Schein-Astrologie wird leider auch heute wieder nicht selten von manchen geschäftsgewandten Laien betrieben. Durch dieses Gehaben wird viel Schaden angerichtet und die in der echten Sterndeutung liegende Wahrheit in Verruf gebracht.

Die wahre Lebensauswirkung der Weltkörper

Eingehendere Ausführungen über die wahre (natürliche und geistige) Auswirkung der Gestirne finden wir in "Erde und Mond" (21-23).

Die dortigen Belehrungen werden wir besser verstehen, wenn wir uns zunächst erinnern, dass alle Materie, auch die der Sonnen-Weltkörper im Grunde geistig-lebendiger Natur ist und dass alle Gestirne, Sonnen, Kometen, Planeten und Monde lebendige Organismen oder, wie es einmal heißt, "stufenweise geordnete Geisteransammlungen und -schulungen" darstellen, in welchen die mit dem großen Urgeiste Luzifer abgefallenen Wesen zu Gott und zur Gottesordnung zurückgeführt werden. — Wie wir im "Großen Evangelium" (Bd. 8, 102) vernehmen, hat jedes Schöpfungsgebilde vom Stein bis zum Menschen und Engel infolge dieser geistlebendigen Natur eine Lebensausstrahlung oder Außenlebenssphäre ("Aura"). An genannter Stelle sagt der Herr darüber:

"Sehet ein jeder Mensch hat als ein geistig, seelisch und naturkörperlich lebendes Wesen ebenso eine eigene Außenlebenssphäre um sich, wie solche ein jeder Weltkörper, jeder einzelne Stein, jeder Baum und jedes Gewächs, und so auch ein jedes Tier nach seiner Art eigens für sich hat. Ohne solch eine Außenlebenssphäre könnte weder eine Erde, noch ein Mineral, Gewächs oder ein tierisches Lebewesen bestehen.

Dass sich die Sache so verhält, könnt ihr der von euch sicher schon gemachten Erfahrung entnehmen, dass ihr z.B. in einem Eichenwald von einer ganz anderen Empfindung erfasst werdet als in einem Zedernwald. Ein ganz verschiedenes Gefühl bemächtigt sich des Menschen, wenn er sich auf einem Kalkfelsen befindet oder auf einem Granitfelsen. Ein anderes Empfinden hat der aufmerksame Mensch in einem Weinberg als in einem Garten mit Feigenbäumen. Und dasselbe wandelbare Gefühl hat der Mensch bei der Annäherung verschiedener Tiere und noch mehr bei Annäherung verschiedener Menschen. Ein sehr feinfühliger Mensch empfindet oft auf beträchtliche Ferne, ob ihm ein guter oder ein böser Mensch begegnen wird."

Wenn demnach schon die kleineren Lebensorganismen unserer irdischen Umwelt eine solche wirkungsmächtige Lebensausstrahlung besitzen, wie muss dann diese Eigenschaft in bedeutend erhöhtem Maße den gewaltigen Lebensorganismen der Sonnen, Planeten und sonstigen Gestirne zukommen! Fühlen wir diese doch alle in unverkennbarer Weise z.B. an der allesbelebenden Ausstrahlung unserer Mutter Sonne wie auch an der zarteren, aber besonders für Sensitive dennoch fühlbaren Ausstrahlung des Mondes. Wenn wir nun bedenken, dass die Myriaden von Fixsternen am nächtlichen Himmel im Grunde allergewaltigste, unser Tagesgestirn an Größe und Macht weit übertreffende Sonnengestirne sind, so ist begreiflich, dass der Strahl dieser mächtigen Weltkörper, wenn auch aus weitester Ferne, dennoch auf unserer Erde in aller Stille ebenso große Wunder wirkt wie die Strahlen unseres Tages- und Nachtgestirns.

Das Riesenorchester der Himmelskräfte

In "Erde und Mond" (21 ff.) vernehmen wir darüber:

"Sehet hinauf, wie zahllos prangen die Sterne in den fernen Räumen des unendlichen Äthers, der nirgends einen Anfang und ein Ende hat! — Der Mensch wird ganz entzückt, wenn das Schimmerlicht von all den Millionen Gestirnen in sein Auge fällt. Ist das keine Wirkung, die so wohltätig begeisternd das menschliche Gemüt ergreift? Ja, das ist alles Wirkung des Lichtes aus jenen fernen Gebieten. Und das Licht ist es auch, das die atmosphärische Luft als großes Weltauge rings um die Weltkörper bildet, wie es das Licht nur ist, welches das leibliche Auge bildet im Menschen und sich verwandt macht; denn wäre das Auge nicht Licht, nimmer könnte es das Licht erschauen.

Wenn aber das Licht der Sterne durch das Auge des Menschen in, höchst verjüngten Maßstabe schon eine so entschiedene Wirkung hervorbringt, wie viel stärker wird die Wirkung des Sternenlichtes durch das große Erdauge (d.h. die irdische Luftatmosphäre) auf die Erde selbst sein! Denn die Luftatmosphäre ist auf ihrer Oberfläche, wo der Äther auf ihr ruht, ein glänzender Spiegel, in dem sich ein jedes Gestirn in bedeutender Größe abbildet. Dieses Bild wird nun ganz bis zur festen Erdoberfläche hinuntergeleitet, und zwar in stets mehr konzentrierter Lichtkraft nach den bekannten optischen Grundsätzen. Dieses konzentrierte licht selbst ist an sich schon ein ganz eigenes 'Spezifikum' (Sonderkraft) in der atmosphärischen Luft, weil es auf die ihm zusagenden Teile in der Erde und auf ihrer Oberfläche einwirkt. Nun dürft ihr nur die zahllosen Sterne zählen (wenn ihr es könnt), so werdet ihr auch die Unzahl der einfachen 'Spezifika' in eurer atmosphärischen Luft ahnen. Alles, was körperlich auf und in der Erde vorhanden ist, ist durch gegenseitige Wirkung der Sterne hervorgerufen, weil Ich, der Schöpfer, den großen Weltenmechanismus so eingerichtet habe!

Manchmal kommt es vor, dass neue Sterne aufleuchten. Dieser Erscheinung zufolge müssen dann auch neue Spezifika auf der Erde zum Vorschein kommen, ihnen zufolge kommen auch neue Gebilde, die auf die früher schon vorhandenen Wesen günstig oder nachteilig wirken, je nachdem der Stern, von dem das Spezifikum ausgeht, ein guter oder ein böser ist. Denn es gibt gute und böse Sterne, so wie es ihnen zufolge gute und böse Pflanzen und gute und böse Tiere gibt.

So gibt es auch Doppelsterne, die sich in gewissen Zeiträumen gegenseitig bedecken; von denen ist gewöhnlich der eine guter und der andere schlechter Natur. Steht der gute vor dem schlechten, hebt er die Wirkung des schlechten auf; scheinen beide zugleich nebeneinander, so wird der schlechte Einfluss des schlechten Sternes durch den guten gemildert. Tritt der schlechte vor den guten, hebt er die Wirkung des guten ganz auf. Dann wird sich auf jenem Teil der Erde, über dem ein solches Gestirn im Zenit steht, bald eine schlechte Wirkung verspüren lassen, die sich entweder durch übles Wetter, durch Misswuchs mancher Pflanzengattungen oder durch Krankheiten der Tiere und Menschen zu erkennen gibt.

So üben auch die Sternbedeckungen durch Planeten teils einen üblen Einfluss, teils aber auch einen guten auf die Erde aus. Und von diesem Standpunkt aus bestimmten die alten Weisen auch das jetzt nunmehr fabelhaft klingende 'Regiment der Planeten', welches nicht so sinnlos ist, wie es sich die neuen, bloß mit Ziffern rechnenden Gelehrten einbilden.

Auch alle Voraussagungen in der Wetterkunde hatten in dieser Erkenntnis ihren Grund, worüber jetzt ebenfalls gelacht wird; dessen ungeachtet aber bleibt die alte Weisheit dennoch stets wahr. Auf eine gleiche Weise üben auch die Kometen und Lichtmeteore, auch wenn sie noch so kurze Zeit erscheinen, einen merklichen Einfluss auf die Erde, sowie nicht minder der Lichtwechsel des Mondes und besonders fühlbar die Lichtdauerveränderung der Sonne."

Die zwölf Himmelszeichen

"In alten Kalendern werdet ihr gewiss schon gelesen haben, dass auch die sogenannten zwölf Himmelszeichen einen Einfluss auf die vegetative Kraft der Erde nehmen, und dass diese Zeichen und mit ihnen die Planeten auf die Geburt der Tiere und Menschen Einfluss haben, und dass bei Menschen sogar ihre Zukunft sich darin abspiegle. — Die Landleute halten bisweilen noch heute große Stücke darauf. Besonders nehmen sie darauf Rücksicht, wenn sie ihre Früchte aussäen und einernten. Bauernkalender sind in dieser Weise noch heute Witterungspropheten und zeigen für jeden Tag an, welches Himmelszeichen auf ihn Einfluss nimmt, wie der Mond die Zeichen durchläuft und unter welchem Zeichen sich die Sonne befindet.

Sehet, an dieser Sache ist wirklich etwas! Aber freilich nicht in der euch bekannten, sehr missverstandenen Art, sondern in einer solchen, wie sie euch in der vorigen Mitteilung anschaulich bekanntgegeben wurde.

Der Mond durchläuft ungefähr binnen 29 Tagen seine Bahn, die sich in sehr engem Kreise unter den zwölf Himmelszeichen hinzieht. Dadurch muss es sich ereignen, dass der Mond während seiner Umlaufzeit nach und nach unter jedes der zwölf Himmelszeichen zu stehen kommt. — Dasselbe ist mit der Sonne der Fall, obschon da eigentlich nur die Erde der bewegte Körper ist. Dessen ungeachtet aber scheint es doch, dass die Sonne jeden Monat ungefähr um ein Himmelszeichen vorrückt. — Durch dieses Vorrücken (von Mond und Sonne) unter jenen Hauptsternbildern geschieht es, dass sowohl durch den Mond als durch die Sonne fortwährend einige Sterne dieser Sternbilder bedeckt werden. Durch diese Bedeckung wird natürlich auf kurze Zeit der Einfluss unterbrochen, die Gestirne der betreffenden Sternbilder auf den Erdkörper ausüben. Demzufolge muss dann auf dem Erdkörper irgendeine Veränderung verspürt werden. Besonders bei jenen Gegenständen, die aus dem Einfluss dieser Sterne eben mit diesen eine ähnliche Beschaffenheit haben, weil ihr Bestehen ein Spezifikum vonnöten hat, das dem Lichte dieser Sterne entstammt. Diese Wirkung kann jedoch von keiner Dauer sein, weil diese Sterne von Sonne und Mond nie auf lange Zeit bedeckt werden. — Aber ein anderer Umstand kommt vor, aus dem allerdings ein sehr fühlbarer Einfluss auf die Erde herrührt — nämlich jenes weniger bekannte Schwanken der Erde in ihrer Bahn um die Sonne und besonders das Schwanken des Mondes, der in vielen hundert Jahren kaum einmal vollkommen wieder die alte Bahn einschlägt. Durch diese Schwankungen wird natürlich der Zenitstand der zwölf Himmelszeichen verändert, und diese Veränderung lässt sehr fühlbare und empfindliche Veränderungen auf der Erde ins Dasein treten. — Zu diesen Situationsveränderungen gesellen sich sodann die steten Standpunktveränderungen der Planeten, die nur in vielen tausend Jahren wieder genau in jene Stellung kommen, in der sie schon einmal ihren Einfluss auf die Erde ausgeübt haben."

Wirkung unserer Sonne auf die Erde

"Neben diesen zu beachtenden Verhältnissen sind endlich noch die Eruptionen des Sonnenkörpers in besondere Betrachtung zu ziehen. Durch sie wird das Licht der Sonne geschwächt und kann nicht mit jener Kraft auf die Erde einwirken, als wenn die 'Tagesmutter' ganz ohne jeden eruptiven Makel ihr Volllicht spendet. Diese Wirkungen werden jedoch nicht so sehr in der untersten Luftregion wahrgenommen als vielmehr in der zweiten, die erst bei einer Höhe von fünf- bis siebentausend Fuß über dem Meeresspiegel ihren Anfang nimmt.

Die Sonne wirkt übrigens in alledem nur mittelbar. Sie unterstützt das aus den Sternen einfallende Licht, und zwar (in der Hauptsache) mit demselben Lichte, das sie aus den Sternen genommen hat. Sie ist also nur Unterstützerin, nicht aber Alleinspenderin. Dies erhellt leicht aus dem, dass die Sonne zuvor das Licht aus den zahllosen Sonnen auf ihrer Glanzoberfläche aufnimmt und es dann wie ein vereintes Licht in die weiten Ätherräume hinauswirft. Dieses vereinte Vielsternenlicht begegnet allenthalben auch denjenigen Lichtstrahlen, die unmittelbar von den Sternen auf die Erde einfallen, vereinigt sich mit diesen und fällt dann gemeinschaftlich mit ihnen auf die Erde."

Das kosmische Strahlenmeer und der Mensch

So ist also der auf alle Wesen unseres Erdkörpers durch die Strahlungen des Weltraums eindringende Lebensstrom ein wahrhaft millionenfältiger! Ohne Erleuchtung von Gott, ohne wahres, geistiges Hellgefühl wird da wohl kein Astrologe mit dem bloßen Kopfverstand etwas Wahres errechnen und kundgeben können. So viel ist aber aus dem Gesagten klar, dass den Gestirnen als großen Lebenssammelpunkten und Strahlungsquellen in Wahrheit ein hochbedeutender Einfluss auf alles Leben unserer Erde und mithin auch auf Leib, Seele und Geschick des Menschen zukommt ("Robert Blum", Bd. 2, 265). Ganz besonders in der Stunde der Geburt, wenn der Mensch mit einem Lebenshunger aus dem Mutterschoße ans Licht der Welt tritt, dürfte seine Seele aus den in diesem Augenblick besonders wirkungskräftigen Sternenausflüssen (d.h. von denjenigen Sternen und Sterngruppen, die zu dieser Stunde im Zenit stehen) zahlreiche und bedeutsame Lebenselemente in sich aufnehmen. So kann es uns nicht wundern, dass tatsächlich, wie die Astrologie behauptet und durch vielfältige Erfahrungen festgestellt hat, dem Stand der Sterne in der Geburtsstunde vielfach ein starker Einfluss auf Veranlagung und Wesen des Menschen zukommt.

Freilich wissen wir ebenfalls aus Erfahrung, dass die aus Myriaden von Lebensfunken zusammengesetzte menschliche Seele viele bestimmende Bestandteile auch aus der Seele der leiblichen Eltern besitzt ("Erde und Mond", 53). Durch Lorber vernehmen wir ferner, dass in jeder Menschenseele auch mehrfache, aus den Naturreichen aufgestiegene tierische Seelenelemente enthalten sind ("Großes Evangelium", Bd. 10, 185). Aus einem dreifachen Zusammenstrom (aus den Naturreichen, den leiblichen Eltern und den Sternen) entsteht also im allgemeinen die menschliche Seele. Und die Astrologie, die meist die ganze Veranlagung des Menschen nur von den Sternen herleiten will, hat mithin nur einen Bruchteil der Wahrheit.

Vom Horoskop und seiner Bedeutung

Die Kunst der sogenannten Horoskopstellung kann aber doch nicht ohne weiteres von der Hand gewiesen werden. Wahrhaft seherisch veranlagte und von oben erleuchtete Menschen dürften auf Grund alter Erfahrungsregeln und inneren Erfühlens hier manches Wahre über die Charakter- und Schicksalsanlagen ihrer Mitmenschen zutage fördern, das diesen segensvoll werden kann, wenn sie daraus die Schwächen ihrer Veranlagung erkennen und den festen Willen fassen, in der schwierigen irdischen Lebensschule mit Gottes Hilfe derselben Herr zu werden, das Böse und Unvollkommene in sich zu überwinden und ihr Schicksal zu ebnen. Freilich ist angesichts der vielen leichtfertigen Horoskopstellungen größte Vorsicht in der Bewertung der Deutungen geboten. Auf diesem Gebiet wird viel schädigender Schwindel getrieben, und manche arglose Seele kommt durch das Horoskopwesen in falsche Bahnen und unterwirft sich eingebildeten oder falsch bewerteten Lebensfaktoren.

Einseitig beschränkt sich die heutige Astrologie vielfach auch darin, dass sie das ganze menschliche Geschick, den gesamten Lebensablauf völlig oder doch wenigstens in erster Linie mit dem Stand der Gestirne in Beziehung bringt. Mächtige Einwirkungen auf Entwicklung und Schicksal des Menschen übt jedoch auch die äußere, irdische Umwelt (von Natur und Menschen) auf uns aus. Und noch bedeutender, wenn auch viel geheimer, sind die ständigen Einwirkungen der geistigen Welt auf unser Herz und Gemüt, und zwar die der versuchenden und verführenden Dämonenwelt, wie zu unserm Heil auch die Einflüsse der uns insgeheim belehrenden und führenden Lichtwelt (Schutzgeister), über der als höchste Instanz das Auge und der Arm des Allmächtigen waltet. Wir wissen ferner, dass inmitten aller dieser zahlreichen, miteinander kämpfenden und ringenden Einflüsse der Mensch einen freien Willen hat, mit dem er nach freier Entschließung sich dem einen oder anderen Einfluss bevorzugt hingeben kann. Nach der Willensordnung Gottes wird der Mensch auch dem von ihm gewollten Einfluss verfallen und darin entweder glücklich oder unglücklich sein. Ein einseitig eingestellter Astrologe, der nur an die Sterne als alleinige Schicksalsbringer glaubt, wird den Sternen verfallen, ein Materialist der Materie und das Gotteskind dem segensvollen Licht- und Lebensstrom der himmlischen Liebesmächte. So wird jeder das Seine finden, bis auch der Astrologe und der Materialist durch Erfahrung, sei es in diesem oder im anderen Leben erkennen, dass das wahre, ewige und höchste Heil nur in dem einen aus den Himmeln kommenden, reinen, liebevollen Lebensstrome unseres himmlischen Vaters zu finden ist.






Nach oben



IV. Ist Ziel und Zweck in der Natur —
oder walten blinde Kräfte?

Kapitel 12
Das Naturleben der Schöpfung als Auferstehung der Materiegeister

Schon in den früheren Kapiteln "Geist und Materie" und "Der Schöpfungsbau" wurde der geistige Sinn und Zweck des ganzen Schöpfungsvorgangs deutlich dargetan. Wir erfuhren aus den Lorberschriften, dass und warum die aus der Gottesordnung getretenen Urgeister in den starren, gleichsam leblosen Gerichtszustand der Materie gerieten und weshalb das ganze materielle Universum in der Urform eines Menschen, und zwar des "verlorenen Sohnes" Luzifer aufgebaut wurde.

Aus den Gründen dieses großen Schöpfungsgeschehens ergibt sich nun ohne weiteres, dass die Materialisierung Luzifers im großen Schöpfungsmenschen nicht ein Ruhe- und Endziel im Schöpfungsplane Gottes sein kann. So wunderbar der unermessliche Weltenbau des Kosmos ohne Zweifel ist, so ist doch das Leben des einst so herrlichen Urgeistes und seiner zahllosen Untergeister und Kleinintelligenzen in diesem gigantischen, starren Bau gebunden und gebannt, ja man muss sagen, es ist gleichsam tot in die Grabkammer des tiefsten Gerichts gelegt. Aber unsere Begriffe von der Liebe, Weisheit, Allmacht und Erbarmung Gottes lassen es als gewiss erscheinen, dass Gott, der Herr und Schöpfer des Lebens, die von Ihm geschaffenen Urwesenheiten sicher nicht in diesem Zustand belassen, sondern sein Werk an ihnen zur heilvollsten Vollendung führen will.

Der Grundgedanke der Lorberschen Schöpfungslehre

Einer der lichtvollsten Grundgedanken der Neuoffenbarung liegt in der Lehre, dass in der ganzen sichtbaren Schöpfung eine wunderbare Auferstehung der gesamten Materie zu erblicken ist. Die starre, wie ein Phosphorbild leuchtende Gestalt des großen Schöpfungsmenschen soll nicht als Leichnam im Todesschlaf des Gerichts verbleiben. Der Gefallene soll auferstehen aus der Finsternis der Widerordnung und, aus dem Grab der Materie steigend, als reuiger Sohn zurückkehren zum Vater des Lichts!

So sagt der Herr im großen Lorberevangelium: "Jener euch dargestellte große Weltenmensch ist in der allgemeinsten Bedeutung der 'verlorene Sohn', nun auf der Umkehr begriffen. Und der Vater, der ihm entgegenkommt, bin Ich (Jesus) nun als Mensch unter euch. Ich nehme ihn, den großen Urgeist, in einem jeden Menschen, der nach Meiner Lehre lebt, wieder in Mein Vaterhaus auf. — Wohl dem Sünder, der Buße tut und reuig zu Mir zurückkehrt!" (GEJ 06, 246)

Die Materialisierung, die Bannung in den starr materiellen Zustand wurde von der Liebe und Weisheit Gottes als ein Gericht an den luziferischen Urgeistern nur zugelassen, um die aus der Ordnung getretenen Geistwesenheiten durch dieses Zuchtmittel in einer weisen und liebevollen Lebensschule sicher zur freien Annahme der göttlichen Ordnung zurückzuführen; um auf diesem Erfahrungsweg aus den unselbständigen und unvollkommenen Geschöpfen wahrhaft freie, vollkommene Kinder Gottes, Ebenbilder seines eigenen göttlichen Ichs heranzubilden.

Das Harren und Seufzen der Kreatur

Diese Lehre von der Rückerlösung der Materie erklärt in wunderbarer Weise das ganze, vom Mineral bis zum Menschen aufsteigende Naturleben auf unserer Erde und allen anderen Gestirnen und gibt den Schlüssel zu seinen tiefsten Geheimnissen.

Sie wurde von dem erleuchteten Gottesboten Paulus im Brief an die Römer (8, 19-23) seherisch angedeutet mit den Worten: "Das sehnsüchtige Verlangen der ganzen Schöpfung wartet ja auf die Offenbarung der Herrlichkeit der Kinder Gottes. Denn der Vergänglichkeit ist die Schöpfung unterworfen worden — nicht mit eigenem Willen, sondern durch dessen Willen, der sie unterworfen hat, und zwar auf Hoffnung hin. Denn auch die Schöpfung wird von der Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit werden zur Teilnahme an der Freiheit, welche die Kinder Gottes im Stande der Verherrlichung besitzen werden. Wir wissen ja, dass bis zu dieser Stunde die ganze Schöpfung allüberall seufzt und mit Schmerzen einer Neugeburt harrt."

Auf diese Erlösung der Materiegeister und ihre Reifung zu freien, seligen Kindern Gottes durch eine göttlich-geistige Lebensschule weisen auch die für viele Christen völlig dunklen Worte der Schrift vom "Evangelium", das gepredigt werde "aller Kreatur, die unter dem Himmel ist" (Kol. 1, 23; Mark. 16, 15). — Aller Kreatur — nicht nur dem Menschen — auch dem Geistigen in den Tieren, Pflanzen, ja selbst in den Steinen wird diesen Worten zufolge die Botschaft von der heiligen Liebes- und Lebensordnung Gottes verkündigt. Das Ergebnis wird sein, was in der Offenbarung Johannis (5, 13) mit den Seherworten ausgesprochen ist: "Und alle Kreatur, die im Himmel ist und auf Erden und unter der Erde und im Meer und alles, was darinnen ist, hörte ich sagen: Dem, der auf dem Stuhle sitzt, und dem Lamm sei Lob und Ehre und Preis und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit!"

Durch die in den Lorberschriften so wunderbar enthüllte Lehre werden wir auch verstehen, dass es nicht bloß eine bildliche Redensart war, wenn der Täufer Johannes den geistes- und stammesstolzen Pharisäern und Sadduzäern Israels entgegenhielt: "Ich sage euch, Gott kann dem Abraham aus Steinen Kinder erwecken!" (Matth. 3, 9; Luk. 3, 8). Durch Jakob Lorber hat der Herr der Schöpfung selbst es uns in aller Klarheit dargetan, dass, warum und wie solches geschah und geschieht, — dass aus scheinbar toter Materie sich der Herr Himmels und der Erde durch eine wunderbare Schule wahrhaftige Kinder und Ebenbilder seines allerhöchsten, geistlebendigen Wesens zeitigt?

Die Rückführung Luzifers in Atomen

Da die Ursachen der Erstarrung und Materialisierung Luzifers geistige waren — nämlich das Verlassen der göttlichen Liebesordnung und das Verirren in die äußerste Selbstherrlichkeit und Selbstsucht — so kann folgerichtig auch die Neubelebung und Auferstehung aus dem Gericht der Materie nur auf geistigem Wege sich ergeben: nämlich durch die freiwillige geistige Umkehr von der höllischen Widerordnung der Eigenliebe zur himmlischen Ordnung der reinen Gottes- und Bruderliebe. Und zwar kann diese Umkehr Luzifers entweder wirkungsvollst in seinem zentralen Ich, seiner Urpersönlichkeit erfolgen — oder aber nach und nach in seinen geistigen Teilen, seinen Untergeistern, Kleinintelligenzen und Urlebensfunken.

Durch Lorber ist uns gesagt: Da die Urpersönlichkeit Luzifers, d.h. das Ur-Ich oder Urzentrum des Grundbösen bis jetzt trotz aller göttlichen Liebesmühe hartnäckig blieb, musste der Herr und Vater in der sichtbaren Schöpfung die langwierige Erlösung und Rückführung in kleinsten Teilchen ins Werk setzen. Währt so die Auferstehung und Umkehr auch fast unermessliche Zeiträume, so können die Wesen Gottes doch nur allein auf diesem Wege einer harten Lebenserfahrungsschule die wahre, gottähnliche Selbständigkeit und Vollkommenheit erlangen.

Wie das Wärmelicht der Sonne im Frühjahr Atom um Atom von den Eisbergen der Polarmeere löst und sie in freien Wasserdampf verwandelt, so löst das belebende Liebelicht Gottes Lebensfunken um Lebensfunken aus der starren Materie der Weltkörper los, um sie in den reingeistigen Zustand, zur "Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes" zurückzuführen (Paulus-Brief an die Römer, 8, 19-23). In allerlei zuerst einfachsten, dann immer reicheren Lebensformen unterwirft Gott durch seine treuen, reingeistigen Diener die neuerweckten luziferischen Urfunken einer wunderbaren Schulung. Durch Erfahrung und Übung im plan- und kunstvollen Bau und Gebrauch ihrer materiellen Lebenshüllen führt Er sie zu freiwilliger Annahme neuer, höherer Erkenntnisse und dadurch aus der alten satanischen Widerordnung in die ewige, göttliche Lebensordnung der Demut und tätigen Liebe. Am Ziel der großen mühsal- und kämpfereichen Lebensschulung winkt den "Überwindern" die Krone des ewigen Lebens, die darin besteht, dass den gereiften Wesen nun volle Freiheit, Selbständigkeit und alle Macht und Kraft wahrer Kinder Gottes gegeben werden kann.

Durch zahllose Lebensformen zur Gottähnlichkeit

"Siehe, alle Materie vom härtesten Stein bis zum Äther hoch über den Wolken ist Seelensubstanz in einem notwendig gerichteten und gefesteten Zustand. Ihre Bestimmung ist, wieder ins ungebundene, reingeistige Sein zurückzukehren, so sie — eben durch diese Isolierung — die Lebensselbständigkeit erreicht hat. Um aber diese durch eine stets erhöhte Selbsttätigkeit zu erlangen, muss die aus der gebundenen Materie freigemachte Seele alle möglichen Lebensstufen durchmachen und muss sich in jeder neuen Stufe auch wieder von neuem in einen materiellen Leib einpuppen, in dem sie dann wieder neue Lebens- und Tätigkeitssubstanzen an sich zieht und sich solche zu eigen macht.

Ist eine Seele — was ihr jenseitiger Geist aus Gott gar hell sieht — einmal in einem Leibe, sei es dem einer Pflanze oder dem eines Tieres, durch die rechte Ausreifung fähig, in eine höhere Lebensstufe aufzusteigen, so veranlasst ihr sie stets fortbildender jenseitiger Geist, dass ihr der für fernerhin unbrauchbare Leib abgenommen wird. Damit kann sie dann, als schon mit höheren Intelligenzen begabt, sich einen anderen Leib bilden, in dem sie eine kürzere oder längere Zeit hindurch sich wieder zu einer größeren Lebens- und Tätigkeitsintelligenz emporarbeiten kann. Und das so fort bis zum Menschen hinauf, wo sie dann, als schon völlig frei, im letzten (materiellen) Leibe zum vollen Selbstbewusstsein, zur Erkenntnis Gottes, zur Liebe zu Ihm und dadurch zur vollen Vereinigung mit ihrem jenseitigen Geist gelangen kann, welche Vereinigung wir die Neu- oder Wiedergeburt im Geiste nennen. Hat eine Menschenseele diesen Lebensgrad erreicht, so ist sie vollendet und kann dann als ein vollkommen selbständiges Sein und Leben nicht mehr von dem allgemein göttlichen All-Sein und All-Leben zerstört und verschlungen werden", (GEJ 06, 133, 3-5)

Stirb und werde!

"Wenn dein aber so, verliert ein Wesen beim irdischen Tode ja eigentlich gar nichts, so ihm dabei der weiterhin unbrauchbare Leib abgenommen wird, damit es dann schneller seine endliche Bestimmung erreichen kann. Was liegt denn am Leibe eines Kaninchens, mit dem sich der Aar seinen Hunger stillt, wenn dieser dabei des Tierchens Seele frei macht, so dass diese nun schon in der vollen Fähigkeit steht, in eine höhere Lebensstufe aufzusteigen? Der Aar aber hat ebenfalls eine Seele, die derselben Bestimmung entgegengeht. Im Fleisch und Blut des Kaninchens jedoch befinden sich auch noch gröbere Seelensubstanzen. Diese werden mit den Seelensubstanzen des Aars darum vereinigt, damit dessen Seele dadurch etwas sanfter und intelligenter wird und nach dem Verluste ihres Leibes schon etwa zu einer ganz ansehnlichen Menschenseele werden kann, mit viel Licht, Mut und Kraft begabt.

Auf dieser Erde ist nun einmal die Einrichtung so für die auf ihr zu erziehenden Kinder Gottes. Das Leben ist und bleibt so lange ein Kampf mit allerlei Feinden, bis es sich über alle Materie als ein Sieger aus eigener Kraft emporgerungen hat. Gott könnte infolge seiner Allmacht freilich auch einen Geist mit vollendeter Weisheit und Macht aus sich hinausstellen, und in einem Augenblick gleich zahllos viele. Aber alle solche Geister hätten dann keine Selbständigkeit; denn ihr Wollen und Handeln wäre kein anderes als das göttliche selbst, das unaufhörlich in sie einfließen müsste, auf dass sie sich nach dem Zuge des göttlichen Willens bewegen und handeln.

Sollen sie aber mit der Zeit selbständig werden, so müssen sie den Weg der Materie oder des gerichteten und gefesteten Willens Gottes durchmachen auf die Art, wie ihr es auf dieser Erde (in den Naturreichen) vor euren Augen habt. Haben sie das, dann sind sie erst aus sich selbständige, selbstdenkende und freiwillig handelnde Kinder Gottes, die allzeit den Willen Gottes tun; nicht, weil er ihnen durch die Allmacht Gottes aufgedrungen ist, sondern weil sie diesen als höchst weise erkennen und danach handeln, was ihnen dann erst des Lebens höchste Seligkeit gibt."

Die Stufen der Naturreiche

Der fortschreitenden Lösung, Befreiung und Verselbständigung entsprechend befindet sich also der ganze Inhalt unserer Erde wie auch aller anderen Weltkörper von ihrem Mittelpunkt an bis weit in die höchste atmosphärische Region hinauf in einem mannigfaltig abgestuften härteren oder milderen Gericht.

Die unterste Stufe oder Seinsform der gerichteten Lebenssubstanz nennt man das (scheinbar tote) Mineralreich, da sie dem Auge oder Gefühl des Menschen auf dieser Welt als tote (scheinbar leblose) Materie ersichtlich und fühlbar wird.

Der Herr: "Dahin gehören alle Steinarten, Mineralien, Erdarten, Wasser, Luft und alle noch ungebundenen Stoffe in ihr. — Dann kommt als zweite Stufe das Pflanzenreich im Wasser und auf der Erde samt seinem Übergang ins Tierreich. In diesem Reich erscheint das Gericht schon milder. Die Seelensubstanz befindet sich schon im Zustande der vollkommenen Löse, und die Sonderung und Einzelbildung der Intelligenzen in der früher wie chaotisch gemengten Seelensubstanz zeigt in diesem zweiten Reiche darum auch eine große Mannigfaltigkeit.

Aber die Seelensubstanz, die wegen der besonderen Intelligenzbildung im zweiten Reiche einer großen Sonderung unterworfen sein musste, muss im dritten Reiche der Tiere, das noch um sehr vieles mannigfaltiger ist, wegen der noch vollendeteren Gewinnung hellerer und freierer Einzelintelligenzen zu einer stets größeren Einigung gebracht werden. Und darum vereinen sich da zahllose Kleintierseelenteile verschiedener Art und Gattung zu einer größeren Tierseele, wie z.B. zu der eines größeren Wurmes und eines Insekts. Zahllos viele solche Insektenseelen von verschiedener Art und Gattung, wenn sie ihrer sie bindenden materiellen Hüllen ledig geworden sind, vereinen sich dann wieder zu einer Tierseele noch größerer und vollkommenerer Art; und das so fort bis zu den großen und vollkommenen Tieren teils noch wilder und teils schon sanfter Art.

Aus der letzten Einung dieser Tierseelen gehen dann erst die mit allen möglichen Intelligenzbefähigungen wohlversehenen Menschenseelen hervor. Wird ein Mensch in diese Welt geboren, so ist es von Gott höchst weise so eingerichtet, dass er als eine vollständige Seele sich all der notwendigen Vorzustände ebenso wenig erinnern kann, wie das Auge die kleinen Einzeltropfen des Meeres sehen und unterscheiden kann. Denn wäre einer Menschenseele das gegeben, so würde sie diese Einung aus so endlos verschiedenen Seelen und Intelligenzen nicht ertragen, sondern sich selbst hastig aufzulösen trachten, gleichwie sich da auflöst ein Wassertropfen auf glühendem Eisen. Um die Seele des Menschen zu erhalten, muss ihr daher jede Rückerinnerung völlig genommen werden bis zur Zeit der vollen inneren Einigung mit ihrem (reinen) Geiste der Liebe aus Gott. Denn dieser Geist ist das Verbindende, durch das alle die endlos verschiedenen Seelenintelligenzteile zu einem ewig unzerstörbaren Ganzwesen gefestet werden, sich in aller Klarheit durchleuchten, erkennen, begreifen und als ein vollendetes, gottähnliches Wesen Gottes Liebe, Weisheit und Macht loben und preisen." (GEJ 010, 21)

Der rein geistige Leiter

Der Stufengang der Wesen durch die Naturreiche dient also nicht nur zur quantitativen Ansammlung von Intelligenzfunken, sondern hauptsächlich auch zur geistigen Schulung, Läuterung und Veredlung dieser Urelemente des Lebens. Den aus Satan sich lösenden Urfunken, die aus sich selbst durch eigene Kraft ja nicht reiner und besser werden können, ist daher überall schon im kleinsten Atom "von oben her" ein reingeistiger Funke als Lebenssammelpunkt beigegeben.

"Siehe", sagt im großen Evangelium ein Engel, diese Wunder der Schöpfung einem Jünger erklärend, "da taucht Reingeistiges auch in der organischen Materie auf. Es zeigt dem Beobachter, dass das Äußerliche, was des Menschen Sinne als wesentlich ansehen, eigentlich nichts, sondern nur das Reingeistige, das im Samenkorn verborgen ruht, das wirklich Wesentliche ist. Dieses im Keimhülschen eingeschlossene Reingeistige ist ein mit Liebe, Erkenntnislicht und Willenskraft erfüllter Gedanke (Gottes) in seiner vollen Abtrennung von den zahllos vielen anderen in sich ebenso abgesonderten Gedanken und Ideen. Dieser Geist im Keimhülschen, im Besitz seiner klaren Intelligenz und im Bewusstsein seiner Kraft, wird leicht inne, wenn der Same — als sein von ihm erbautes materielles Wohnhaus — sich in einer Lage befindet, in welcher er, der reine Geist, seine Tätigkeit beginnen kann. Wenn der Same in die feuchte Erde gelegt wird und die äußere, materielle Umkleidung sich erweicht, fängt der reine Geist sofort an, von seiner Intelligenz und Willensmacht den rechten Gebrauch zu machen. Er erkennt genau die ihm entsprechenden Teilchen in der Erde, im Wasser, in der Luft, im Licht und in der Wärme der Sonne, zieht sie an sich und schafft aus ihnen in seiner Ordnung das, was seinem Wesen entspricht. Und so siehst du dann eine Pflanze aus dem Boden der Erde emporwachsen mit der ihr stets gleichen Eigentümlichkeit. Das Kleid oder die äußerlich sichtbaren Teile der Pflanze, von der Wurzel bis zur höchsten Stammspitze, werden dabei vom Geist nur darum erzeugt, dass der reine Geist im neuen Samenkorn sich schöpferisch vervielfachen und so sein Ich verunendlichfältigen kann. Nach vollbrachtem Werk löst sich der Geist und geht im Verband mit den an sich gezogenen Seelenteilen zur Bildung höherer und vollkommenerer Formen und Wesen über."

"Was ich dir", fährt der Engel fort, "jetzt von den Pflanzen gesagt habe, das gilt (in geringerem Maße) auch von allen Mineralien und (in höherem Maße) von allen Tieren und vorzüglich vom Menschen. Uranfänglich aber gilt dasselbe von der Bildung aller Weltkörper, aller Hülsengloben und des gesamten 'Großen Weltenmenschen' … Überall arbeitet (als Lebensmittelpunkt) ein reiner Geist nach seiner ihm innewohnenden Intelligenz mit der Kraft seines Willens, und es wird daraus eine Pflanze, ein Tier, ein Mensch, ja eine ganze Welt!"

Die Lebensschule Gottes: Geist, Seele und Leib

Allenthalben — im Atom, im Pflanzen-, Tier- und Menschenleib wie auch im Weltenkörper — besteht die Arbeit dieses reinen Geistfunkens darin, die von ihm aus Satan gelösten Urlebensfunken je nach ihrer Belehrbarkeit und Willensfügigkeit zu ordnen und gleichsam in Schulklassen einzuteilen. Die belehrbaren, willensfügigen schließt er als "Seele" gleichsam zu einer Schüler- und Gehilfenklasse zusammen und lehrt und leitet sie, nach dem Plane Gottes ein geeignetes Wohn- und Schulhaus — "Körper" oder "Leib" genannt — für ihr gemeinsames Leben zu bauen und in der Lebens- und Liebeordnung Gottes weise und heilvoll zu gebrauchen. — Die hartnäckig satanischen Urfunken dagegen, die in ihrer alten Selbstherrlichkeit und Selbstsucht verbleiben wollen und mithin aus dem harten Materiegericht noch nicht gelöst werden können, macht der leitende reine Geist zu den Bausteinen dieses leiblichen Wohn- und Schulhauses. Auf diese Weise wird in Wahrheit, wie die Schrift sagt (Mark.16,15; Kol. 1,23), aller Kreatur das Evangelium gepredigt und in der ganzen naturmäßigen Schöpfung die plan- und heilvolle Ordnung Gottes verwirklicht. Und so entsteht, je nach der Entwicklungsstufe des betreffenden Lebens-Gemeinwesens: ein Atom, eine Pflanze, ein Tier, ein Mensch oder ein Weltkörper. Allenthalben nach der allgemeinen Grundregel der Dreigliederung eine Dreieinheit von Geist, Seele und Leib!

"Betrachte von nun an", so schließt der Engel im Großen Evangelium seine Belehrung, !nur aufmerksam die gesamte Natur, und du wirst mit Sicherheit das in ihr finden, was ich dir nun erklärt habe. Du kannst von mir nicht verlangen, dass ich dir alle Mineralien, alle Pflanzen und alle Tiere sonderheitlich erörtere, inwieweit sie Reingeistiges, Substantiell-Seelisches und Grob-Materielles in sich enthalten. Es ist genug, dass ich dir hier am Beispiel des Samenkorns ganz klar dargetan habe, wie sich alles gegenseitig verhält. Diese dir gegebene Regel gilt für die ganze Ewigkeit und Unendlichkeit! Verstehst du das Alpha so verstehst du auch das Omega!" (GEJ 07, 74, 5)

Darwin und Lorber

Die höchste Stufe der materiell-geistigen Entwicklung, die Krone der sichtbaren Schöpfung nach der Lehre der Neuoffenbarung wie auch der Bibel ist der als Dreieinheit von Leib, Seele und Geist gestaltete Mensch. — Diese wunderbaren Entwicklungsgrundsätze gelten nach Lorber nicht nur auf unserer Erde, sondern auf allen Gestirnen, den Planeten, Monden, sowie auch auf allen Planetar-, Zentral- und Urzentralsonnen, auf welchen demgemäß auch ganz andere Lebensverhältnisse anzutreffen sind, als unsere Gelehrtenwelt sich heute noch träumen lässt.

Wenn man diese allumfassende Lorbers Entwicklungslehre mit den Gedanken vergleicht, welche Charles Darwin über die Entstehung der Pflanzen- und Tierwelt unserer Erde aufgestellt hat, so wird man einerseits gerne anerkennen, dass diesem Forscher von der göttlichen Wahrheit des entwicklungsmäßigen Schöpfungsvorganges immerhin ein Strahl bekannt war. Aber wie gering sind die von der Wissenschaft einst so hochgerühmten Erkenntnisse Darwins gegenüber der wahrhaft göttlichen Lichtfülle bei Lorber!

Darwin hat nur die Pflanzen und Tiere und zuletzt auch fast widerstrebend — den Menschen unserer Erde in den Kreis seiner Betrachtungen gezogen. Lorbers Lehre dagegen sendet ihr Licht über die ganze Schöpfung, das ganze Weltgeschehen. Sie lässt uns alles das, wovon der englische Gelehrte nur ein winziges Bruchstück ersah, in einem wunderbaren, in sich durch und durch folgerichtigen Zusammenhang erschauen. Von der Schöpfung der Ur-Lebensfunken, ja vom liebeglühenden Grundwesen Gottes an bis zum materiellen Schöpfungsmenschen und von da bis zum wiedergeborenen, zur vollen Selbständigkeit und Gottähnlichkeit gereiften Gotteskind ist alles eine vollkommen einheitliche, überzeugende Welterklärung! — Der bewährte Besitz der erleuchteteren Wissenschaft wird bestätigt, aber auch weit überflügelt.

In den Medien und auch an unseren Schulen wird heute der Eindruck vermittelt, als sei der Evolutionismus eine unbestreitbare gesicherte wissenschaftliche Theorie, aber es gibt hunderte von Wissenschaftlern in der ganzen Welt, welche die Unhaltbarkeit der materialistischen Evolutionstheorie erkannten und sich in der Creation Research Society and Institute of Creation Research, San Diego, Californien, USA, zusammengeschlossen haben.

Nachfolgend die Aussagen einiger Wissenschaftler:

Sir Fred Hoyle erklärte im Januar 1982, dass die Strukturen des Lebens so komplex seien, dass sie nicht, wie die Evolutionisten behaupten, durch Zufall entstanden sein könnten. Hinter den Strukturen stehe ein intelligenter Plan.

Edgar Dacquel schreibt: "Keine irgend uns bekannte jetztweltliche oder urweltliche Gattung und Form ist so gestaltet, dass man sie in den Stammbaum des Menschen als des höchsten Geschöpfes hereinnehmen könnte."

Heribert Nilsson schreibt: "Die Theorie der Entwicklung ist durch experimentelle Forschungen nicht bestätigt worden."

J. H. Woodger: "Bei kaum einer wissenschaftlich behandelten Frage sind so viele Widersprüche geblieben wie bei den Äußerungen zu den Abstammungsfragen. Man kann hier, auch aus den letzten Jahrzehnten, für fast jeden Satz das genaue Gegenteil aus anscheinend zuständigem Munde zitieren."

Der Nobelpreisträger Konrad Lorenz betont ausdrücklich: "Dass auf jeder Entwicklungsstufe des Lebendigen Neues auftritt, was aus der tieferen Stufe auf keine Weise ableitbar ist."

Was aber das Wichtigste bei der Offenbarung Jakob Lorbers ist: diese göttliche Schöpfungs-Entwicklungslehre hat vor der Darwinschen zugleich den himmelhohen sittlichen Vorzug, dass sie aus der Schöpfung nicht einen zweck- und vernunftlosen Mechanismus macht. Sie lässt diese als das Entwicklungswerk einer sittlichen Ur-Macht, eines mächtigsten, zugleich aber auch väterlichen Gottesgeistes erkennen und verleiht damit dem Leben des einfachsten Moospflänzchens, des winzigen Insekts und erst recht dem des Gott ebenbildlichen Menschen einen trostvoll erhabenen Sinn und Zweck!

Wachet auf, ihr Herzen! Erkennet diese Botschaft, welche die Wissenschaft mit dem biblischen Gott und die Bibel wieder mit der Wissenschaft in Einklang setzt! Ersehet im Stein, im Baum, im Tier und in allem was Menschen- und Engelsantlitz trägt, eure Brüder im großen Lebensreiche des Höchsten! Alles Leid und alle Not der Erde weicht, wenn ihr, erfüllt von diesem Licht, vom Tod des Unglaubens und der Materie aufersteht!






Nach oben



Kapitel 13
Gottes Wunder im Atom

Die Atomlehre der neueren Wissenschaft

Für die Atomlehre der Neuzeit hatten eine geradezu umwälzende Bedeutung die Untersuchungs- und Denkergebnisse zweier Forscher: des Engländers Ernest Rutherford (geb. 1871) und des Dänen Niels Bohr (geb. 1885). Diesen beiden erleuchteten Männern der Wissenschaft gelang durch Beobachtungen, Schlussfolgerungen und Berechnungen der Nachweis, dass das Atom nicht der (unteilbare) Urbaustein des Weltstoffes (Materie) ist, sondern dass dieses geschöpfliche Kleingebilde aus noch viel kleineren Einheiten, und zwar Elektronen oder Kraftfunken besteht, die sich im Atom in einem ähnlichen gegenseitigen Ordnungsverhältnis befinden, wie die Sonnen und Planeten in den großen Weltkörpersystemen der Sternenwelt. Um ein innerstes, mit Lebenskraft geladenes Ordnungszentrum (Atomkern genannt) kreist in Bahnen von verschiedenem Durchmesser mit bestimmten, großen Geschwindigkeiten eine mehr oder minder zahlreiche Kraftfunken-Schar und bildet mit ihrem Mittel- oder Lebenssammelpunkt eine nach göttlichem Plan geordnete Gemeinschaft.

Der (nach Lorber aus Gott stammende, reingeistige) Zentralfunke ist offensichtlich (wie in den großen Sonnensystemen) die beherrschende Macht, welche die (nach Lorber aus Luzifer stammenden, meist noch wenig willensfügigen) Planetarfunken mit geistiger Kraft in ihren gottgewollten Bahnen und Geschwindigkeiten erhält. Die einfache, ordnungsmäßige Kreisbewegung um den reingeistigen Mittelpunkt ist das erste, was hier im Kleingebilde des Atoms die (mit Luzifer in die äußerste Widerordnung verfallenen) Ur-Lebensfunken auf dem geistigen Schulwege der Rückkehr zu Gott lernen sollen. Wissenschaftliche Beobachter haben tatsächlich auch ein eigenartiges Überspringen und Vorrücken der "negativen" Planetarfunken von den äußersten Kreisen nach dem Inneren bis zur schließlichen Vereinigung mit dem positiven Kern festgestellt.

Lorber über die atomischen Urbestandteile des Sandkörnchens

Was werden die heutigen Gelehrten aber sagen, wenn sie hören, dass der einfache Knecht Gottes, Jakob Lorber, im Jahre 1847 — zu einer Zeit, als noch kein Wissenschaftler etwas derartiges zu denken wagte — durch göttliche Erleuchtung diese Dinge alle enthüllte und über den Bau eines Sandkörnchens und das Wesen und die Gestalt eines Atoms prophetisch folgendes kundgab:

"Ein Sandkörnchen, sicher das einfachste Mineral, ist so kunstvoll zusammengefügt, dass auch ihr vor lauter Verwunderung ganz betroffen wäret, so ihr erblicken könntet, wie wunderbar es in sich selbst gestaltet ist. Da würdet ihr eine Menge der verschiedenartigsten Kristalle entdecken, so geregelt aneinandergefügt, dass sie der geschickteste Mathematiker nie so genau berechnen könnte. Das ist aber noch das wenigste. Wenn ihr dann diese einzelnen Kristalle erst genauer untersuchen könntet, so würdet ihr finden, dass sie nichts als Ansammlungen von lauter tierischen Kadavern sind, und das von einer Art Infusorien (wissenschaftlich: Moleküle, kleinste chem. Verb.), die aber viel kleiner sind als jene schon weiter vorgerücktere Art, die im gärenden Wassertropfen zum Vorschein kommt. Würdet ihr dann selbst wieder diese Infusionstierkadaver näher untersuchen, so würdet ihr in einem jeden eine zahllose Menge atomistischer Tierchen entdecken, die zur Lebenszeit dieser nun in Kristallformen aneinandergeklebten Infusorien ebendiesen als Nahrung gedient haben. Und wäre es euch möglich, ein solches atomistisches Tierchen untersuchend zu betrachten — freilich mehr mit geistigen als mit den schärfst bewaffneten Leibesaugen — da würdet ihr in einem jeden solchen atomistischen Tierchen eine Kleinst-Hülsenglobe (Miniatur- Weltengemeinschaft) entdecken, in der im kleinsten Maßstab das ganze Universum wie abgebildet zum Vorschein kommt! — Fasset da Millionen (solcher Atome) in ein solches Kristallchen zusammen, das aus tausend Infusorien (Molekülen) gefügt ist, und das Sandkörnchen aus hundert solchen Kristallen, so werdet ihr euch wenigstens einen kleinen Begriff von dem höchst kunstvollen Bau dieses einfachsten Mineralstücks machen können."

Hier in dieser durch Lorber 1847 gemachten Enthüllung ist also die große, weiterschütternde Entdeckung Rutherfords und Bohrs vorweggenommen und dargetan, dass das Atom — als geistig-lebendige Wesenheit ("Tierchen") — ein Abbild des Universums im kleinsten Maßstabe ist!

Das Atom ein lebendiger Zeuge des lebendigen Gottes

Durch die großen Entdeckungen über Bau und Wesen des Atoms wurden auch über das Wesen der Materie, des sogenannten Weltstoffs ganz andere wissenschaftliche Anschauungen gewonnen. Man erkannte, dass es gar keinen "Stoff" im alten materialistischen Sinne gibt. Denn eben das scheinbare Stoffatom hatte sich entpuppt als ein reines Kraftfunkensystem, an dem nirgends irgend etwas "Stoffliches" mehr zu ersehen war. Es ist erfreulich zu sehen, dass in der Gelehrtenwelt auf Grund scharfsinniger Beobachtungen und Folgerungen heute mehr und mehr die Anschauung Boden gewinnt, dass jene sonderbare atomistische Kraftfunken-Gemeinschaft des Atoms kein "totes", gewissen Naturgesetzen "blind" gehorchendes mechanisches System ist, sondern, wie Lorber bekundet, ein geistig-lebendiges Etwas, ein Lebewesen, eine allereinfachste Art "Tierchen" mit einer gewissen Intelligenz und Willenskraft.






Nach oben



Kapitel 14
Ur- und Fortzeugung

Die erste Klasse der Tierwelt sind die unendlich kleinen Bewohner des Äthers. Sie sind in demselben ungefähr das, was ihr in eurer Sprache "Atome" nennet und sind so außerordentlich klein, dass auf einem Punkte, den ihr nur unter einer starken Vergrößerung als solchen entdecken könntet, schon mehrere Trillionen überflüssigen Platz fänden. –

Nun werdet ihr fragen, woher diese Tiere kommen und wie sie entstehen? — Da sage Ich euch: Diese Tiere entstehen aus dem Zusammenschlusse der Sonnenlichtstrahlen, welche sich allenthalben in dem unermesslichen Schöpfungsraume begegnen. Und daher wird es euch auch verständlich klar werden, wozu das viele Licht, welches die Sonnen in die weiten, leer scheinenden Räume entströmen von Mir, gewiss nicht unweise, verwendet wird.

Die Gestalt dieser Tiere ist die einer Kugel, deren Oberfläche äußerst glatt ist. Ihre Nahrung ist die Essenz des Lichtes. Und ihre Lebensdauer ist der trillionste Teil einer Sekunde, worauf sie — nach ihrem Ableben zu Trillionen sich einend — eine zweite Klasse [von Wesen] zu bilden anfangen, die sich zwar hinsichtlich der Größe von ihren Vorgängern um nicht gar vieles unterscheiden; nur wird ihr Leben um soviel konzentrierter, so zwar, dass sie schon ein Bedürfnis nach Nahrung empfinden; daher sie auch schon mit einem Organe versehen und unter dem Ausdrucke "Monaden" zu verstehen sind.

Diese Tiergattung hat ihren Lebensraum schon in der Planetensphäre, d.h. in dem Bereiche, allda Planeten um die Sonne kreisen. — Nun auf gleiche Weise wird fast unter gleicher Gestalt eine Klasse nach der andern mit einem stets potenzierteren Leben gebildet, bis endlich das Leben solcher Wesen zu einer solchen Potenz gediehen ist, dass es anfängt, sich an der obersten Luftregion als ein lichtvoller, bläulicher Dunst anzusiedeln.

Die Lebensdauer dieser Wesen ist dann schon nach und nach bis zum tausendmillionsten Teile einer Sekunde angewachsen. Da geschieht es dann öfter, dass sich durch einen innern Trieb viele Trillionen und Trillionen solcher Blaulicht- Tierchen ergreifen und zur Fortbildung einer höheren Klasse begatten." (Hg 01, S5. 82)

Ur-Erschaffung

Wie eine solche Ur-Erschaffung aus den in bisherigen Lebensformen herangereiften geistig-seelischen Elementen vor sich geht, veranschaulicht im "Großen Evangelium" um (Bd. 4, 119 u. 120) ein Engel des Herrn den Jüngern durch ein lebendiges Beispiel, wobei er folgendes ausführt:

"Gott ist in sich ewig und unendlich. Der unendliche Raum ist von Ihm allein erfüllt. Und die ganze Unendlichkeit ist voll der Gedanken aus Ihm. Wir, die Urengel aber — als seine schon seit undenklichen Zeiten ausgereiften und nun selbständigen Lebensideen voll Licht, Erkenntnis, Weisheit und Willenskraft — fassen die aus Gott kommenden Lebensgedanken (Ur-Lebensfunken) zusammen. Wir bilden daraus mit Hilfe unserer zahllosen Hilfsgeister, die gleichsam unsere Arme ausmachen, in einem fort nach der Gottesordnung in uns Formen und Wesen. Und so euch da jemand fragte, woher Gott oder wir als seine Boten den materiellen Stoff zur Bildung der Wesen hernehmen sehet, da vor euch habt ihr ihn nun! Diese schlangenartigen und feurigen (aus vielen Urlebensfunken bestehenden) Langzungen sind die geistigen Bausteine, aus denen alles gemacht worden ist, was die ganze Unendlichkeit nur immer Materiell-Wesenhaftes in sich fasst. Wie dieses 'Machen' aber vor sich geht, werdet ihr erst dann in aller Klarheit einsehen, wenn ihr selbst ganz lebensvollendet vor Gott dem Herrn steht im Geiste und nicht mehr im schweren Fleische.

Auf dass ihr aber nach dem Willen des Herrn, soweit es euch nun möglich ist, sehen könnt, wie wir mächtigen und alten Diener Gottes aus diesen im Raume umher- schwebenden Gottes-Gedankenkräften Formen und Wesen bilden, so schauet mit euren Seelenaugen hierher. Ihr werdet da etwas erfahren, was bis jetzt noch kein Sterblicher auf der Erde erfahren hat!

Sehet, ich gebot nun im Namen des Allerhöchsten meinen dienstbaren Geistern recht viel jenes notwendigen Baustoffes hierherzuschaffen. Und schon haben wir nun einen hellstrahlenden Klumpen von feurigen Langzungen vor uns, der noch keine andere Form als die eines runden Feuerballes hat. Seht nur, wie die feurigen Langzungen sich aneinanderdrängen, als wollte eine jede in die Mitte hineinkriechen. Nach und nach tritt nun in diesem Bestreben scheinbar stets mehr Ruhe ein. Aber es ist dies dennoch keine Ruhe, sondern nur eine durch das stets vermehrte Drängen gegen den Mittelpunkt eingetretene Behinderung, sich dem Mittelpunkt noch mehr zu nähern.

Warum aber strebt alles dem Mittelpunkt zu? Seht, es gibt unter den endlos vielen, aus Gott gehenden wesenhaften Gedanken eine Art ganz schwerer, die schon einer ausgereiften Idee gleichkommen; dann weniger schwere, aber doch immerhin als Intelligenzkraft ganz gediegene. Dann gibt es leichtere Gedanken, die noch weniger reif und lichtgenährt sind. Und endlich gibt es auch ganz leichte Gedanken; das sind solche, die den Frühknospen eines Baumes gleichen. Sie sind zwar in sich schon etwas, haben aber noch nicht jene göttliche Entfaltung erreicht, dass man bestimmt sagen könnte: Diese oder jene Form werden sie in ihrem Absonderungsstand annehmen.

Wenn nun unsereiner aus diesem (in den niederen materiellen Lebensformen vorgereiften) Seelenstoffe ein (höheres) Wesen in der Ordnung des göttlichen Willens formen will und (nach dem innersten Trieb des allerhöchsten Geistes) eigentlich muss, so beruft er die ihm dienenden Geister. Diese haben ihm den euch nun hinreichend bekannten Stoff zusammenzubringen. Und es ist hier geistig so leicht begreiflich wie materiell natürlich, dass die schweren, d.h. ausgereiftesten Gedanken hier eher an Ort und Stelle sein werden als die leichten oder gar sehr leichten. Die schwersten bilden infolgedessen das Zentrum, während die leichten, als später ankommend, mehr und mehr sich mit den Außenseitern begnügen müssen, und die sehr leichten das Alleräußerste ausmachen.

Da aber die Zentralgedanken die schon reichsten an Nährstoff sind, drängen sich die noch mehr leeren und noch hungrigen an die reichen, um von ihrem Überfluß etwas zu ihrer Sättigung zu gewinnen.

Mutterkeim und Befruchtung

"Und seht, gerade solch einen 'Mutter-Lebensklumpen' haben wir hier zur Betrachtung nun vor uns. Seht, wie er in der Zeit meiner an euch gerichteten Erklärung sich schon sehr beruhigt hat! Ließe ich ihn nun so, dann würde er in seinem Bestreben nach Ruhe stets mehr einschrumpfen, da sich seine Teile dem Zentrum immer näher zögen, dasselbe ganz aussaugten und am Ende mit ihm verkümmern müssten. Denn solche Lebensgeister sind gleichsam wie die kleinen Kinder scheu und furchtsam und nehmen, so sie sich einmal eingepuppt haben, von außen her keine Nahrung mehr zu sich, sondern saugen in einem fort an ihrem Mutterzentrum.

Aber nun werden wir kräftige, männliche, nur für die Bewegung erregte Urlebensgeister hierherziehen und diesen weiblich trägen Klumpen von ihnen bestreichen lassen. Ihr werdet sehen, welche Wirkung das in diesem weiblichen Klumpen hervorbringen wird.

Ich habe nun nach dem Willen des Herrn durch die vielen untergeordneten Dienstgeister die großen und sehr hell leuchtenden, langfeuerzungenartigen Urlebensgeister, die dort am Wasser spielten, hierhergezogen. Seht nur recht genau, wie sie sich um den vor uns frei schwebenden weiblichen Lebensklumpen emsigst zu tummeln anfangen! Und schon fangen die kleineren, weiblichen Lebensgeister wieder an sich zu rühren und bemühen sich, diese unruhigen, männlichen Lebensgeister los zu werden. Aber diese weichen nimmer, und die Erregung der weiblichen Lebensgeister greift immer tiefer bis zum Hauptlebenszentrum.

Nun beginnt auch dieses sich zu rühren. Und da die das Zentrum überlagernden Lebensgeister — durch starke Regsamkeit wieder sehr hungrig gemacht — vom Lichte der männlichen Lebensgeister Nahrung zu nehmen genötigt sind und dadurch wieder selbst heller und voller werden, so bekommt auch der Zentral-Hauptlebensgeist durch sie eine Mannesnahrung. Durch diese Tätigkeit genötigt, bekommen die Umlagerer von innen heraus die Anregung, sich mehr und mehr zu einer Art gut gefügtem Bollwerk zu ordnen. Die kräftigeren Lebensgeister gegen das Zentrum hin aber erkennen sich, ihren Sinn und dessen Ordnung nun und scharen sich nach der Art ihres Sinnes und ihrer Verwandtschaft. Und schon sehet ihr daraus organische Verbindungen entstehen: Das Äußere geht in eine Form über, die stets mehr einem Tierwesen ähnlich wird.

Durch diese Tätigkeit und diesen Kampf werden alle Lebensteile stets der Nahrung bedürftiger, und durch die männlichen wird ihnen diese auch stets mehr zugeführt. Die sich mehr und mehr ordnenden äußeren Lebensgeister aber beginnen sich wegen der Nahrung mit den sie beunruhigenden Mannsgeistern vertraut zu machen. Die alte Furcht und Scheu schwindet und das geht auch auf die inneren Geister über. Alles fängt an, sich freier zu regen und zu bewegen. Die Folge ist die Vollendung des Wesens, das nun in Kürze so weit gediehen ist, dass ihr schon bestimmen könnt, welche Gattung da zum Vorschein kommen wird."

Geistige Zeugung

In solcher Weise geschieht also unter der geistigen Leitung der Schöpfungsdiener Gottes die Ur-Erschaffung oder Urzeugung jeglicher Art von neuen Lebensformen. Auf diese Weise wird sonach jeweils der Keim oder Same vor der vollendeten Form erschaffen.

Immerfort entstehen so durch Geisterhände auch heute noch alle mineralischen Schöpfungsgebilde, die sich nicht durch geschlechtliche Zeugung vermehren. Und wenn wir diese eigentlich sehr "natürliche" und wohlbegreifliche Entstehungsweise ins Auge fassen, erscheint es uns auch nicht unverständlich, dass nach Lorber auf manchen höheren Gestirnen auch die dort lebenden willensstarken Menschen die Fähigkeit besitzen, Pflanzen, Tiere, ja sogar ihresgleichen auf geistigem Wege, rein durch ihre Liebe, Weisheit und Willensmacht, aus den vorgereiften Elementen der Natur in einem geeigneten Erdreich bzw. weiblichen Mutterschoße zu erzeugen.

Schließlich werden wir nun auch leicht verstehen, wenn die Schrift berichtet, dass in der Jungfrau Maria ohne irdisch-menschlichen Zeugungsakt, nur durch das reine Geisteswirken der Gottheit die heilige Frucht des Leibes Jesu Christi erweckt worden ist. Es waren und sind hier überall bei diesen Urzeugungen immer die gleichen, wenn auch uns unsichtbaren, so doch höchst realen und wirksamen Geisteskräfte am Werke: jene herrlichen Diener des Schöpfers, die mit ihrer Weisheit und Willensmacht aus den vorhandenen wesenhaften Lebens-Bausteinen in wunderbarer Vollkommenheit gestalten, was nach dem großen Schöpfungsplane der Gottheit Zeit und Umstände erfordern.

Materielle Fortpflanzung

Nach den gleichen Grundgesetzen des Lebens erfolgt aber auch bei jenen Geschöpfen der Pflanzen- und Tierwelt, denen vom Schöpfer eine geschlechtliche Fortzeugung gegeben ist, unter der Leitung höherer Schutzgeister die Fortpflanzung. Das Besondere ist hierbei nur, dass in diesem Falle die zwei Gruppen der mehr duldenden weiblichen und der mehr tätigen männlichen Lebenselemente als weibliches und männliches Sonderwesen für uns unterscheidbar und wohlersichtlich in Erscheinung treten und, von einer uns unsichtbaren Geistesmacht getrieben, für das Zustandekommen der materiellen Form eine Zeugungstätigkeit entfalten.

Der Engel des Herrn belehrt darüber die Jünger wie folgt: "Bei allen Tieren ist der Akt der Begattung nur eine Erregung der in des Weibleins Leib schon vorhandenen Seelenstoffe; denn Pflanzen- und Tierseelenklümpchen sammeln sich stets fort in bestimmter Zahl und Ordnung am bestimmten Orte im Mutterleibe. Sind sie einmal da, so erregen sie zuerst die Mutter; diese erregt durch ihr Erregtsein das Männlein, und dieses geht und befruchtet das Weiblein — nicht aber als legte es einen neuen Samen in die Mutter, sondern nur durch tätige Erweckung des in der Mutter schon vorhandenen Lebensklümpchens.

Diese Erweckung geschieht dadurch, dass des Männleins Same, als aus mehr freien und ungebundenen Lebensgeistern bestehend, die gebundenen Lebensgeister im Lebensklümpchen der Mutter in eine ordentliche Revolution versetzt und sie so zur Tätigkeit zwingt, ohne welchen Zwang sie in ihrer süßen Trägheit liegenbleiben und sich nimmer zur Formung und inneren Organisierung eines Wesens ergreifen würden. Des Männleins Samengeister necken und reizen die Lebensgeister im Weiblein in einem fort und geben ihnen keine Ruhe. Diesem Necken widersetzen sich die Mutterlebensgeister. Ja manchmal, wenn sie sehr kräftig sind, bringen sie des Männleins Samengeister sogar zum Schweigen, welchen Akt dann die Landwirtschaftssprache 'das Verschütten' nennt. Denn die weiblichen Lebensgeister im Mutterlebensklümpchen sind zu sehr für die Ruhe gestimmt, als dass sie sich gerne zu einer anhaltenden und geordneten Tätigkeit bequemten. Aber sind sie einmal gehörig und genügend erregt, dann geht die Entwicklung vorwärts." (GEJ 04, 120)

Lebensentwicklung im befruchteten Keim

Über die weiteren Vorgänge im befruchteten Keim sagt der Engel des Herrn, zur Erläuterung auf das Beispiel des Hühnereies hinweisend:

"Nehmt aus einer Henne den Eierstock und betrachtet die angesetzten Eiklümpchen genau. Einige werdet ihr noch ganz klein wie Erbsen, andere schon wie Weinbeeren und noch andere wie kleine Apfel finden. Innerhalb der leichten Umhäutung wird sich nichts vorfinden als der gelbliche Dotterstoff. Wie unförmig ist noch dieses Sein!

Nun wird aber (nach der Befruchtung) dieser Zentralstoff stets mehr ausgenährt und setzt um sich das Klar (Eiweiß) an. Nach einiger Nährzeit wird aus dem Klar das Größte ausgeschieden. Es entfernt sich aber dennoch nicht vom Ei, sondern setzt sich als eine feste Hülse um das Ei und dient ihm zum Schutz bei der Ausgeburt. Betrachtet nun ein gelegtes Ei: wie sehr verschieden ist es schon vom ersten Ei-Embryo im Mutterleib!

Nun setzt sich die Henne auf das Ei und durchwärmt dasselbe eine Zeitlang. Welche Veränderungen gehen da im befruchteten Ei vor! Im Dotter fängt es an sich zu regen und zu ordnen. Die rechten Gedanken (Feuer-Langzungen) finden und verbinden sich und ziehen die ihnen nächstverwandten an sich. Diese verbinden sich wieder teils mit den ersten und noch mehr unter sich, ziehen aber gleich wieder die nächstverwandten äußeren, d.h. leichteren an sich. In kurzer Zeit werdet ihr schon des werdenden Küchleins Herz, Kopf, Augen, Eingeweide, Füße, Flügel und Flaumfederchen entdecken.

Während solch fortgesetzter Tätigkeit wurde auch der ursprüngliche Haupt- und Grundlebensgeist mehr und mehr gestärkt, unterstützt und gesättigt und fängt nun an, mit der Überfülle seines Lebens in den Organismus überzugehen. Er übernimmt dessen Lenkung, und das Wesen wird sichtlich lebendig und bildet sich erst dann ganz aus.

Ist es einmal so weit, so nimmt der in den ganzen Organismus übergegangene Grundlebensgeist alsbald wahr, dass er sich noch in einem Kerker befindet. Er fängt darob sich stärker zu regen an, durchbricht den Kerker und tritt, da er sich noch nicht hinreichend gekräftigt fühlt, ganz matt und voll Furcht in die große Welt hinaus. Er fängt nun an, äußere Weltnahrung zu sich zu nehmen und wächst dadurch auch wieder weiter, und das so lange, bis er sich leicht fühlbar mit der Außenweltnatur ins Gleichgewicht gesetzt hat.

Wir sehen nun eine ausgebildete Henne vor uns, die nun wiederum das Vermögen hat, teils aus der Luft, teils aus dem Wasser, zum größten Teil aber aus der ihr zusagenden, schon beseelten organischen Nahrung die ernährenden Seelenspezifikalteile in sich aufzunehmen: die geistigen zur weiteren Ausbildung ihrer Lebensseele und die gröberen nicht nur zur Erhaltung ihres Organismus, sondern auch zur Neuschaffung von Eiklümpchenansätzen, aus denen gemäß dem euch gezeigten Verlauf wieder ein Männlein oder Weiblein, zum Vorschein kommt.

Das Geschlecht aber rührt von dem Mehr oder Weniger der ursprünglichen Gediegenheit und Kraft des lebendigen Seelengrundgeistes her. Ist dieser schon vom Ursprung an völlig gediegen, so dass er in sich selbst schon eine 'Idee' (d.h. eine reichere Vereinigung von Lebensfunken) ist, so wird dessen Ausbildung zu einer männlichen Gestalt führen; steht aber der Grundlebensgeist auf der zweiten und leichteren Stufe, so wird sich die Ausbildung in ein Weiblein hinüberziehen."

"Aber ihr dürfet dieses Beispiel nicht auf die Werdung und Zeugung des Menschen, namentlich auf dieser Erde, übertragen; obschon dabei viel Ähnliches stattfindet, ist der Grund davon dennoch höchst verschieden"






Nach oben



Kapitel 15
Engel und Geister als Schöpfungsdiener

In dem Werke "Erde und Mond", das von dem Seher Jakob Lorber im Jahre 1847 niedergeschrieben wurde, finden wir die tiefen Weisheitsworte: "Es kann im eigentlichsten Sinne gar keine (tote, ungeistige) Materie geben, da die Materie selbst nur eine Wirkung von Kräften ist, welche Wirkung in einer bestimmten Art, Beschaffenheit und Form in Erscheinung tritt und dadurch klar erkennen lässt, dass die wirkenden Kräfte nicht ohne Intelligenz sind. Denn wo immer an einer Sache oder an einem Wesen eine bestimmte Form, Art und Eigenschaft zu entdecken ist, kann niemand die Intelligenz der darin wirkenden Kräfte leugnen" (Erde und Mond, 42).

Der ganze "Weltstoff" der gesamten Schöpfung besteht also, wie die Naturforschung in unseren Tagen nun ebenfalls zu erkennen im Begriffe ist, aus intelligenten, d.h. erkenntnis- und willensfähigen Kräften. Oder mit anderen Worten: Alles ist geistiger Natur; in allem Bestehenden, vom Atom bis zum Sonnensystem, vom Stein bis zum Menschen leben und weben Geister.

Ein einziges, einheitliches Lebensreich

"Im Grunde des Grundes gibt es weder ein Mineral- noch ein Pflanzenreich", heißt es bei Lorber, "denn sowohl das Mineral- als auch das Pflanzenreich ist im eigentlichsten Sinn ein Tierreich: Es besteht ein jedes Mineral aus ebensovielen infusorischen (allerwinzigsten) Tiergattungen, als in ihm für den Geist der Weisheit einzelne seelische Sonderintelligenzkräfte wahrnehmbar sind." (Erde und Mond, 45) — Alle Naturreiche zusammen, so können wir im Einklang mit den Anschauungen fortgeschrittenster Wissenschaftler weiterfahren, bilden mit dem Menschen- und Engelreich ein einheitliches Lebensreich, in dem Mineral, Pflanze und Tier nur bestimmte Entwicklungsstufen darstellen, und dessen Wesen und Zweck uns im Großen Evangelium der Herr mit den Worten beleuchtet:

"Gott selbst ist in seinem Zentrum der ewige Urmensch und Urgeist. Er erfüllt die ewig aus Ihm hervorgehende Unendlichkeit mit seinen großen Gedanken und Ideen. Diese werden von seiner Liebe erfüllt, zu einem Ihm gleichen Lebensfeuer, durch seine Weisheit zu geordneten Formen und durch seinen machtvollen Willen zu voneinander abgesonderten und wie für sich bestehenden Wesen, in welche die Fähigkeit gelegt ist, sich selbst als solche ewig fortzubilden und fortzupflanzen und auf der Stufenleiter der Ordnung Gottes mit der Zeit sich zu vereinen und zur Gottähnlichkeit emporzusteigen."

Dienen — die allgemeine Losung

Aller Geistwesen erhabenes Lebensziel ist es also, der Gottheit möglichst ähnlich zu werden in ihren wesentlichsten Grundeigenschaften: der Liebe, der Liebesweisheit und der ewigfort selbsttätigen Liebesmacht. — Und da ein Geist diese Eigenschaften auf dem Boden der vollen Willensfreiheit nicht durch göttlichen Schöpferspruch, sondern nur durch weise Belehrung und eifrige Übung erwerben kann, ist die ganze Schöpfung nichts als eine große Sünde des Liebedienstes, der tätigen Mitwirkung am Werke der Schöpfung.

"Dienen heißt demnach das allgemeine Losungswort durch alle Sphären der Unendlichkeit — im großen Reiche der Natur sowohl als auch im endlosen Reiche der Geister."

Durch das "Dienen", sagt der Herr im Großen Evangelium, "wird die Demut (die für das Selbstgefühl der Geister schwerste, aber für die Einheit des Gottesreichs so überaus wichtige Herzenseigenschaft) am meisten geübt und gefördert. Und wie untergeordneter ein Dienst erscheint, desto tauglicher ist er oft für die wahre Ausbildung des Lebens. Die Demut nämlich (ein volles Sichhingeben an die ewige Urkraft) ist ein immer stärkeres Sammeln des Lebens in sich selbst, während der Hochmut ein endloses Zerstreuen und Verlieren des Lebens bedeutet. Nach Meiner ewigen Ordnung muss daher ein jeder Geist, Engel und Mensch zum Dienen sich bequemen und wird gerade im ewigen, stets vielfältigeren und ausgebreiteteren Liebesdienste die größte Wonne und Seligkeit finden. Ohne Dienen gibt es in Meinem Reiche gar kein Leben, keine haltbare Dauer desselben, kein Glück, keine wahre Weisheit und keine Seligkeit weder hier im Erdenleben noch jenseits.

Wer sich einen Himmel voll Dienstlosigkeit, Trägheit und müßiger Schwelgerei denkt, der irrt sich sehr. Vielmehr bekommen die seligen Geister der höchsten Himmel nur eben darum eine Mir nahezu gleiche Kraft und Macht, um Mir und allen Menschen desto gediegenere Dienste leisten zu können. Denn wo es wie in Meinem Reiche viel zu tun gibt, da gibt es auch viele Bedienstungen, je nach den Graden der Fähigkeiten. Wer sich viele Eigenschaften in Meiner Ordnung erwirbt, der wird über vieles — wer sich nur wenig erwirbt, über weniges gesetzt werden. Versieht ein Geist einen geringen Dienst gut, so wird er mit einem bedeutenderen betraut; versieht er ihn aber schlecht, so wird er bald auch das verlieren, was er schon hatte. Daher seid alle unermüdlich tätig und strebsam und sammelt euch dadurch Schätze, die für die Ewigkeit dauern!" (GEJ 04, 95-97)

Die Urengel

Die zeitlich ersten und für die Anfänge der Schöpfung auch wichtigsten Diener Gottes sind die reinen, urgeschaffenen Engelsgeister, welche den verhängnisvollen Weg Luzifers nicht gingen, sondern in der ihnen gegebenen überwiegenden Demut in der Liebesordnung Gottes verblieben, allezeit treu ihrem Schöpfer, Herrn und Meister. Diese Urengel wurden lange vor der materiellen Schöpfung geschaffen und sind nach Lorber gleichsam lebende "Sammelgefäße" der Gedanken und Ideen Gottes und die "Austräger" seines Willens.

Die urgeschaffenen Engel haben trotz ihrer vollkommenen Hingabe an den Gotteswillen dennoch auch einen eigenen Geschöpfeswillen. — "Ich fühle gar wohl", sagt im "Großen Evangelium" ein Engel zu einem Jünger, "was ich will und was der Herr will. Ich nehme aber des Herrn Willen leichter, bestimmter und schneller wahr als ihr Menschen und ordne den meinen dem Willen des Herrn sofort ganz und gar unter. Dessen ungeachtet könnte ich freilich so wie ein Mensch dem Willen des Herrn auch zuwiderhandeln; aber das kann in Wirklichkeit nie geschehen, weil ich die Weisheit in einem so hohen Grade besitze, dass ich — als Selbstlicht aus dem göttlichen Urlichte — zu sehr die unwandelbare Gerechtigkeit des göttlichen Willens als das allerhöchste Lebensgut aller Menschen, Engel und Welten erkenne und darum aus meiner höchsteigenen Bestimmung stets nur den wohlerkannten göttlichen Willen in Vollzug bringe." — Ebendiese unbedingte Willenshingabe ist es natürlich, welche diese Urengelsgeister zu den tauglichsten und berufensten Werkzeugen und Schöpfungsdienern Gottes macht.

Bei ihnen allen "ist ausnahmslos das männlich-positive Wesen vorwaltend; aber es ist dennoch in einem jeden auch das weiblich-negative Prinzip vollkommen gegenwärtig". Und so stellt ein jeder Urengel in sich die "vollkommenste Ehe der Himmel Gottes" dar. Es hängt ganz von ihnen ab, ob sie sich in der männlichen oder der weiblichen Form zeigen wollen. "Darin, dass sie ein Zweiwesen sind, liegt auch der Grund, dass sie nie altern können, weil sich in ihnen die beiden Pole ewigfort unterstützen." (GEJ 02, 156)

"Jeder große Engel dieser Art hat zahllose (von ihm selbst geschaffene) Untergeister als Diener, die in jedem Augenblick von seinem Willen abhängen. "Wenn ein Urengel aus dem Willen Gottes heraus etwas will, so erfüllt dieser Wille auch schon die zahllosen ihm unterstehenden Diener, die sogleich in vollste Tätigkeit treten und eine verlangte Tat schnellstens vollziehen."

Auf dem Demuts- und Liebesweg durch die Materie

Wenn diese urgeschaffenen Engel aber aus ihrer reinen Weisheitssphäre und (in gewissem Grade noch) geschöpflich unselbständigen Natur zur wahren, vollen Freiheit, Selbständigkeit und Vollkommenheit der Gotteskindschaft gelangen wollen, müssen sie dem großen Beispiel des Herrn folgen und alle selber den demütigen Weg dienender Liebe durch die Materie gehen.

"Der Weg, den der Herr (als Vorbild für alle Menschen und Engel) selbst ging, wird noch der Weg aller urgeschaffenen Geister aller Himmel werden, — aber freilich nicht von heute auf morgen, sondern nach und nach im gleichfort währenden Verlaufe der nimmer irgendwann endenden Ewigkeit, in der wir aus Gott wie in einem unendlich großen Kreise auf- und niedersteigen, ohne je des Kreises äußerste Linie zu berühren." (GEJ 03, 180, 12)

Mit ihren Untergeistern vollziehen diese urgeschaffenen "Machtträger" die bedeutendsten Aufgaben als Gestalter und Leiter in allen Sphären der ganzen Unendlichkeit. Sie ordnen, leiten und überwachen die Entwicklung der materiellen Weltkörper und Weltensysteme sowie das gesamte Leben auf diesen, walten auch über die Entwicklung und das Leben der Geister in den geistigen Schöpfungssphären und sind überall gewissermaßen "die Flügel des göttlichen Willens, ja ganz eigentlich der göttliche Wille selbst." (GEJ 02, 136, 6)

Diese Engel sind sonach auch die obersten Leiter am Wesenbau der Natur von der Pflanze bis zum Menschen. Ihnen unterstehen jenseitige Geister höherer und niederer Art, die überall an der ordnungsmäßigen Entwicklung und Zusammenfassung der zu einem Wesen gehörigen seelischen Intelligenzen tätig sind.

Naturgeister

"Ist eine durch reingeistige Kräfte aus der Materie angesammelte Seele in ihrem Leibe — sei es dem eines Minerals, einer Pflanze oder eines Tieres — durch die geistige Ausreifung fähig, in eine höhere Lebensstufe aufzusteigen, so veranlasst ihr sie fortbildender jenseitiger Geist, dass ihr der fernerhin unbrauchbare Materieleib abgenommen wird; das heißt, der jenseitige Geist erhebt sich und verlässt im Verbande mit den an sich gezogenen Seelenteilen den alten materiellen Leib, um in einer höheren Lebensform seine seelische Anlage weiter zu bereichern und zu vervollkommnen. (GEJ 06, 133, 3-5)

Die den einfachsten Lebensformen des Mineral-, Pflanzen- und Tierreichs entstammenden niederen Wesen dieser Art nennt Lorber "Naturgeister".

Von dieser Gattung, die meist bald von irgendeinem Mineral, einer Pflanze oder einem Tier wieder eingesogen wird, erzählt im Großen Evangelium (Bd. 4, 114) ein Hellseher:

"Wir sahen des öfteren die Luft wie auch die Gewässer dicht angefüllt mit allerlei wundersamen Fratzen und Larven, die sich schneller oder langsamer nach allen Windrichtungen fortschoben; auch schwebten sie auf und nieder, drehten sich bald langsam, bald ganz geschwind in Kreisen. Einige sanken gewisserart wie Schneeflocken auf die Erde nieder und verkrochen sich schnell in ihre Furchen. Einige wurden wie ein Tau von den Pflanzen, andere vom Erdreich und noch einige von allerlei Gestein aufgesogen. Die ins Erdreich sich verkriechenden und die von der Pflanzen- und Steinwelt aufgesogenen kamen nicht wieder zum Vorscheine.

Aber wo irgendein Baum oder ein Kraut oder etwas Tierisches verweste, da erhoben sich, anfangs wie ein leicht schimmernder Dunst aussehend, allerlei neue Gebilde, die sich bald zu Hunderttausenden ergriffen und in eine schon ganz gut ausgebildete Form zusammenschmolzen. War die Form einmal fertig, so dauerte es gar nicht lange, dass diese, wie mit einer Art von eigenem Bewusstsein versehen, sich zu bewegen anfing und wie ein Hund tat, wenn er etwas sucht, was seine Spürnase irgendwo aufgewittert hat. Wir sahen diese Wesen dann gewöhnlich den Herden von Schafen, Ziegen und Rindern zuschweben. Hatten sie eine solche erreicht, so blieben sie unter derselben. Und wurde von den Tieren eine Begattung verübt, wozu sie die Tiere sehr anzureizen schienen, da wurden sie von den sich begattenden Tieren abermals wie ein Tau vom welken Grase eingesogen und kamen nicht mehr zum Vorschein.

Viele solcher Formen eilten auch den Gewässern zu und schwammen leicht gleitend eine Zeitlang auf der Oberfläche umher. Einige tauchten darauf entschieden unters Wasser; einige drängten sich zu einer nebligen Masse näher zusammen und tauchten dann erst unter, nachdem sie in eine neue Form zusammengeschmolzen waren, die nicht selten einem Wassertier ähnlich sah. Aber was das Sonderbarste war, wir sahen, wie jetzt aus dem Wasser sich stets tausenderlei Fratzen, Larven und Formen erhoben, welche eine ähnliche Gestalt wie allerlei fliegende Insekten und kleine und große Vögel hatten. Diese Wesen besaßen sämtlich ganz gut ausgebildete Flügel, Beine und andere Gliedmaßen; aber sie bedienten sich derselben nicht wie die Vögel, sondern es hing alles an ihnen hernieder, und sie schwebten mehr wie Flammen oder Flocken in der Luft umher. Nur wenn ein Schwarm wirklicher Vögel in ihre Nähe kam, sah man eigentliche Lebensregungen an diesen dunstigen Larven und Formen; sie zogen dann auch mit dem Schwarm und wurden von ihm in Kürze wie aufgezehrt.

Aus der Höhe entdeckten wir nun zuweilen auch einen lichten Staub herabregnen, manchmal mehr, manchmal weniger dicht, und besonders häufig war er über den Wasserflächen zu ersehen. Wenn man diesen Staub näher betrachtete, so fand man auch an ihm irgendeine Form, die entweder kleinsten Tierchen oder überaus kleinen Wassertierchen gleichsah, und dieser Staub wurde vom Wasser meist sogleich verschlungen."

Naturseelen

Eine höhere Art solch seltsamer Wesenheiten entsteht, wenn zahlreiche entwickeltere Naturgeister sich begegnen und verbinden — besonders dann, wenn irgendein gewaltsames Naturereignis sie gleichzeitig aus ihrer materiellen Kreaturform befreite. Alles, was da bei solch einem Elementargeschehnis an Naturgeistern frei wird, vereinigt sich, wie wir durch Lorber vernehmen, in der fortbestehenden Art zu einer Art "Seelensubstanz-Knäuel". Dieser schwebt oft jahre- und jahrzehntelang umher, bis die ursprünglich verschiedenartigen Seelenelemente sich völlig zu einem neuen geistigen Wesen verschmelzen. Und so geschehen auch aus anderen Gründen verwandtschaftlicher und sonstiger Anziehung zahlreiche Naturgeister-Vereinigungen dieser Art. Es können daraus — je nachdem dabei mineralische, pflanzliche oder tierische Seelenelemente vorwiegen — edlere Pflanzenseelen, Tierseelen oder im besten Falle auch Menschenseelen entstehen. — Lorber nennt diese höheren Naturwesenheiten "Naturseelen". (Vergl. GEJ 04, 117)

Diese dem fleischlichen Auge unsichtbaren Geister bewohnen in der von ihnen sehr geschätzten Freiheit das Erdreich, Gewässer, Wälder, Fluren und Lüfte. Sie haben schon eine recht bedeutende Intelligenz und Willenskraft und sind in allen Dingen der Natur äußerst bewandert. Sie können alles sehen und hören, was auf der Erde geschieht und geredet wird, und können auch, wie wir in "Erde und Mond" (34) lesen, mit den Menschen umgehen und ihnen mancherlei Dienste leisten. Nur muss man sich hüten, ihnen zu nahe zu treten, denn da werden sie leicht erbittert und können jedem, der sie reizt, einen bedeutenden Schaden zufügen.

Aus den alten, ahnungsvollen Volkssagen kennen wir diese seltsamen Wesen als Kobolde, Nixen, Elfen, Wichtelmännchen usf. Wenn diese Geister den Menschen wohlwollen oder wenigstens nichts Arges im Sinne haben, so erscheinen sie gewöhnlich (indem sie aus der Lebensaura von Pflanzen, Tieren und Menschen sich einen sichtbaren Leib zusammenziehen) den Menschen in Zwerggestalt, und zwar in grauer, blauer oder grüner Farbe. Diese kleine Form zeigt an, dass sie sich zu den Menschen herabwürdigen, um ihnen Gutes zu tun, weil sie im Menschen den gebannten Geist gewissermaßen bedauern. Wenn aber ein Mensch sich dann gegen solche Wesen ungebührlich benimmt, so wachsen sie nicht selten zu einer wahren Riesengröße an, in welcher Gestalt es nicht mehr gut ist, ohne Anrufung des göttlichen Namens in ihrer Nähe zu verweilen. ("Erde und Mond", 34)

Ihrer Intelligenz und Willenskraft entsprechend sind diese Naturseelen im Haushalte der Natur vom Herrn aller Geister schon mit vielen verschiedenartigen und bedeutsamen Aufgaben betraut, und man unterscheidet je nach dem Aufenthaltsort und der Dienstleistung: Erd-, Flur- und Luftgeister.

Erd- oder Berggeister

Die Erd- oder Berggeister haben in der Mineralwelt die Ansammlung der Metalle, die Bildung der Kristalle und Gesteinsarten usw. zu besorgen. — So lesen wir im "Großen Evangelium": "Jene Naturgeister in der Materie der Berge, die z.B. mit dem in der Luft freien Goldstoff am nächsten verwandt sind, ziehen vermöge ihrer Intelligenz und Willenskraft (was die Chemiker die Anziehungskraft nennen) das freie Gold aus der Luft an sich. Wenn das mehrere Hunderte von Jahren fort geschieht, wird an einer solchen Stelle schließlich recht viel Gold sichtbar werden."

"Wer sich vom Dasein dieser Geister überzeugen will", heißt es in "Der Großglockner" (8), "der mache nur Bekanntschaft mit biederen und unbefangenen Bergleuten. Er wird unter hundert solchen Menschen sicher neunzig antreffen, welche in ihrem Leben schon mehrmals sogenannte Bergmännlein gesehen haben. Diese Art Geister kommen nur ganz selten an die Oberfläche der Erde, denn ihre innere Arbeitswelt kommt ihnen viel herrlicher und gehaltvoller vor als die äußere. Nur müsst ihr euch nicht denken, dass ihnen die Materie bei ihrem Hin- und Herwandern im Erdinnern hinderlich sei. Ein solcher Geist geht durch Wasser, Feuer und Stein noch ungehinderter als der Mensch durch Luft. Für ihren feinstofflichen Körper ist die grobe Materie kein Hindernis. Sie erschauen auch nur die entsprechende geistig-seelische Substanz.

Flur- und Waldgeister

Über die Tätigkeit der das Pflanzenleben bedienenden Wald- und Flurgeister wird in "Erde und Mond" (44) gesagt: "Die Arbeit dieser Wesen ist gebietsweise eingeteilt. Die niederste Art hat jede etwa nur einen Acker, ungefähr wie die natürlichen Acker der Menschen auf der Erde sind. Ein solcher Geist hat die dazu nötige Weisheit und Kraft und leitet die einzelnen, ihm unterstehenden Kleinwesen bloß mit seinem Willen. Er kennt genau in jedem in die Erde gelegten Samenkorn die Sonderkräfte. Er weiß, wie viele davon aus der Erde und wie viele aus den Sternen sind. Wenn dann das Samenkorn in die Erde gelegt wird, so haucht er über den Acker seinen Willen, der die Kräfte im Samenkorn ergreift und sie nötigt, nach dem Ordnungsplan Gottes tätig zu werden. Da beginnen dann diese Grundgeisterchen im Samenkorn ihr Geschäft, bilden die Wurzeln, die Röhren. Andere steigen empor und bilden den Stamm mit seinen Röhrchen, Klappen, Pumpen und Ventilen. Wieder andere steigen, gemäß ihrer Intelligenz und Kraft, durch die Röhren des Stammes noch weiter auf und bilden Zweiglein und Blätter. Wieder andere bilden Knospe und Blüte. Und die reifsten, durch diese Arbeit selbst geläutertsten bilden die Frucht. Und die geistigen 'Hauptintelligenzen' vereinen sich in der Frucht zum Keim und umschließen sich mit einem Gewebe, durch das die andern, noch nicht so reinen Grundgeisterchen nicht eindringen können. Ist durch dieses Bemühen mit der Zeit die Reife bewirkt worden, dann hat der leitende Flurgeist dieses Ackers seine Arbeit verrichtet und überlässt das weitere den Menschen und einiges auch anderen Naturgeistern, welche die Auflösung oder Verwesung jener Pflanzenteile zu bewirken haben, welche nicht zur Frucht gehören."

"Nun denkt euch aber", heißt es in "Erde und Mond" weiter, "dass da stets ebensoviele solcher Geister da sind wie Acker und Pflanzengattungen. Ein jeder bekommt auf einem bestimmten Gebiet seine besondere Pflanzen und muss sorgen, dass die ihm anvertraute Art fortwährend in der gleichen Beschaffenheit und Form vorkommt. Die geringste Unaufmerksamkeit von seiten eines solchen verantwortlichen Geistes hat Misswachs und Missernte zur Folge. Und solch eine Unachtsamkeit ist bei diesen Naturgeistern nicht gar so selten, da sie hinsichtlich der Treue ihres Wirkens keinen gerichteten, sondern einen vollkommen freien Willen haben (weil in einem gerichteten Willen keine Verantwortung geübt werden kann). Daher braucht es, so die Menschen mit einer Missernte gezüchtigt werden sollen, nichts weiter, als diese Arbeit etwas lauen Geistern anzuvertrauen, die sich ihre Aufgabe nicht so sehr angelegen sein lassen. Wenn diese über die Vegetation wachenden Geister die ordnungsmäßig entbundenen seelischen Naturkräfte nicht in rechter Ordnung und Zahl einsetzen und streng überwachen, so steigen die unbeschäftigten sogleich in die Luftregion und bewirken üble Witterung, schlechte Dünste und dergleichen; das alles wirkt schlecht auf das Pflanzenwachstum.

Damit aber solche Ordnungswidrigkeiten doch so selten wie möglich geschehen, so haben die Flurgeister stets einen höheren und vollkommeneren Geist über sich, der schon ein viel größeres Gebiet zu überwachen hat. Ein solcher Geist ist gleichsam ein Gutsherr und hat schon vieles unter sich. Er übersieht alle seine Untergebenen und teilt ihnen die Arbeit nach ihren Talenten aus. In den Bezirk eines andern Ober- Geistes aber greift er nicht hinüber. — Damit aber dann doch auch in allen Bezirken eine gleiche Ordnung herrsche, so ist über die Bezirksheeren wieder ein weiterer geistiger Leiter gestellt, der in der Lage ist, ein ganzes Land in allem zu übersehen und zu beherrschen. Das ist nun schon ein Engelsgeist, nicht mehr ein Naturgeist (Naturseele). — Ihr wisset aber, dass mehrere Länder ein Reich ausmachen. Darüber wacht dann ein Engelsfürst. — Über alle Reiche aber wacht der Fürst der Fürsten. der auch, was kein Geist vermag, in einem einzelnen Atom und Lebensfunken wacht. — Und so geschieht es, dass des Herrn Auge überall sieht, was da ist und geschieht." ("Erde und Mond", 44)

Ein anderer Teil der Flurgeister hat die Tierwelt unter sich und muss dort ebenso wie ihre Genossen in der Pflanzenwelt Obsorge tragen, dass jedes Tier seiner gottgewollten Form und Beschaffenheit entspricht und sich in der rechten Weise betätigt. Diese über der Tierwelt waltenden Geister werden den Menschen nur selten sichtbar, da sie viel zu sehr beschäftigt sind, um sich unnütz hervorzutun. "Dessen ungeachtet gibt es aber auf den Bergen doch so manche einfältig fromme Hirten, die auch solche Geister dann und wann zu Gesicht bekommen. Diese wissen denn auch so manche Geschichtchen zu erzählen, wie solche Geister über Nacht eine magere Wiese grünen gemacht haben, wie sie bei starken Gewittern und sonstigen Natur-Vorgängen das Vieh behütet und es vor steilen Felshängen bewahrt haben, wo es sich hätte zu Tode fallen können." Wenn ein gläubiger Mensch, so heißt es in "Der Großglockner", solche Naturgeister auch nicht sehe, so werde er doch nicht selten in Gebirgswäldern oder auf freien Alptriften, besonders wenn er durch große Herden von Pferden und Vieh wandere, von ihnen sonderbar berührt, indem er ein unheimliches Frösteln empfinde.

Luftgeister

Eine dritte Art der Naturseelen bilden sodann die "Luftgeister", denen die Leitung der Luftströmungen, der Wolkenbildung und des Wetters anvertraut ist.

"Wenn ihr den Zug der Winde beobachtet, namentlich die Strömungen nach Sonnenuntergang oder um Mitternacht oder bei Sonnenaufgang, und ihren erschauern- den Einfluss auf Tiere und Menschen bemerkt, so könnt ihr versichert sein, solche Erscheinungen rühren von den Luftgeistern her. Diese Art Luftgeister sind freilich untergeordneter Art. — Wenn ihr den Blick aber höher erhebt und die Wolken beschaut, dann könnt ihr Wirkungen einer etwas höheren Art ersehen. Die Wolken selbst bestehen zwar nicht aus diesen Geistern; aber was ihre Form betrifft, so hängt es allezeit von den Luftgeistern ab, wie sie eine Luftschicht um die andere drehen und wenden, dass die Wolken ihre bezeichnende Form annehmen. — Einer noch höheren, schon im Äther wohnenden Art dieser Luftgeister liegt die Ordnung der noch höheren Luftschichten und Strömungen ob." ("Der Großglockner", g)

Männlein im Walde

Über diese Naturseelen oder Erd-, Flur- und Luftgeister berichten die Lorberwerke so manche interessanten Einzelheiten, z.B. folgendes Erlebnis der Jünger des Herrn.

Im "Großen Evangelium" (Band 4, 115) sehen wir den Herrn eines Tages mit der kleinen, liebevollen Jüngerin Jarah und anderen Freunden auf einer Wanderung im Gebirge. Die Gesellschaft lagert sich am Rande eines Waldes und ergeht sich in allerlei weisen Gesprächen.

Sagt auf einmal die neben dem Herrn ruhende Jarah: "Aber Herr! Was sind denn das für kleine Männlein? Sie kamen vom Walde her und umlagern uns scharenweise in allen Farben. Einige scheinen ein dunstiges Kleid zu haben; die meisten aber sind ganz nackt, haben aber alle die Größe von kaum zwei Jahre alten Kindern."

Sagt der Herr: "Das sind diesirdische, in den Naturreichen herangereifte Menschenseelen, die den Weg des Fleisches noch nicht durchgemacht haben. Sie haben auch bis jetzt noch keine besondere Lust dazu, weil sie eine neue Einkerkerung in die Materie zu sehr fürchten. Die Bekleideten haben sogar eine Art Sprache, die freilich noch unentwickelt ist; aber eine gewisse Intelligenz besitzen alle!"

Sagt die Jarah: "Würden die Bekleideten mich verstehen, wenn ich sie anredete?"

Sagt der Herr: "Versuche es einmal auf gut Glück!"

Hierauf nimmt sich Jarah einen Mutanlauf und fragt einen dunstbekleideten Lichtblauen: "Wer seid ihr denn, und was wollt ihr hier?"

Das lichtblaue Männlein tritt nun ganz knapp zu Jarah hin, glotzt sie recht starr an und sagt darauf: "Wer gebot dir, du stinkendes Fleisch, uns Reine zu fragen? Bis auf den einen und bis auf noch einen stinkt ihr alle ekelhaft nach Materie, und das ist der größte Feind unserer Nüstern! Frage du in der Folge uns erst dann, du stinkendes Aas, wenn du vom allmächtigen Geiste aller Geister dazu ein Gebot erhalten haben wirst — sonst sorge du dich, wie du deines fleischlichen Mottensackes auf eine gute Art ledig wirst!"

Fragt der Herr die Jarah: "Nun, Mein Töchterchen, wie schmeckt dir diese Antwort?"

Sagt die Jarah: "Herr, Herr, ach diese Wesen sind ja ganz ungeheuer roh und grob! Bin ich denn wohl gar so ein stinkendes Aas? Ich kann mir nun vor lauter Wehmut nicht helfen, ja ich könnte nun ganz leicht verzweifeln!"

Sagt der Herr: "Schau, schau, Mein Töchterchen, das Geistlein hat dir ja etwas Gutes getan. Warum grämst du dich nun darob? Das Geistlein hätte dir das freilich mit zierlicheren Worten sagen können, dass in dir noch so ein ganz kleines Schönheitshochmütchen tief verborgen wohnt. Aber das Geistlein ist kein Sprachkünstler, hat nur einen notdürftigen Wortreichtum und spricht eigentlich viel mehr aus seiner Empfindung denn aus irgendeinem Verständnis heraus. Hättest du erst so einen Glühroten um Ähnliches wie den Lichtblauen gefragt, der hätte dir eine Antwort erteilt, dass du darob vor lauter Grimm in Ohnmacht gefallen wärst. Aber nun bedanke dich für die Wohltat, die dir der Lichtblaue erteilt hat, dann wird es mit ihm wohl besser zu reden sein!"

Jarah nimmt sich das zu Herzen und sagt sogleich zum sie noch immer starr anglotzenden Geistlein: "Ich danke dir, liebes Männlein, für die Wohltat, die du mir, durch deine aller Schonung baren Wörtlein, zugefügt hast; sei mir aber darum nur nicht gram!"

Hier lacht das Männchen hell auf und sagt: "Der dir das gesagt hat, der wäre schon recht — aber du Schneegänschen noch lange nicht; denn auf deinem stinkenden Boden ist weder der Gedanke noch der Wille dazu gewachsen! Aber erträglicher bist du mir nun schon als zuvor; nur ist dein Schönheitshochmütlein noch lange nicht ganz draußen! Bilde du dir nur gar nichts ein; denn alles, was dein ist, ist schlecht — das Gute gehört einem anderen!"

Sagt Jarah: "Aber sage mir, liebes Männchen, woher weißt du denn das alles?"

Lacht's Männchen wieder und sagt: "Was man sieht, das braucht man nicht zu wissen! Du siehst nun ja auch mehr, als du sonst sehen konntest. Ich sehe aber noch mehr als du, weil ich kein stinkendes Fleisch um mich gehängt habe. Und so sehe ich genau, wie du und jeder andere von euch beschaffen ist. Ich sage dir's, bilde du dir auf alle deine Vorzüge nichts ein, denn die sind bei dir noch langehin ein fremdes Gut!"

Sagt die Jarah: "Ja, wieso denn? Erkläre mir das doch näher!"

Sagt das Männchen: "Wenn dir einer, der viele Reisen gemacht hat und sich dadurch mit viel Mühe und Beschwerden allerlei Kenntnisse und Erfahrungen gesammelt hat, das mitteilt, was er gesehen und erfahren hat, so wirst auch du das wissen, was er selbst kennt. Kannst du dir darauf aber etwas einbilden? Nein! Denn das, was du nun mehr weißt als früher, ist ja nur ein doppeltes Verdienst dessen, der sich erstens mit viel Mühe und mit vielen Opfern solche Kenntnisse und Erfahrungen mühsam gesammelt hat, und der zweitens noch so gut war, dir das alles getreu mitzuteilen. Sage mir, ob du dir die Erwerbung solcher Erfahrungen und Kenntnisse zu einem Verdienste anrechnen kannst?

Da stehst du nun als ein mit viel nützlichen und guten Wissenschaften und Erfahrungen beschriebenes Buch und noch lange nicht als ein weiser Schreiber des Buches da! Wem gehört denn da das Verdienst des Guten, was im Buche geschrieben steht, dem Buche oder dem, der das alles hineingeschrieben hat? Siehe, du bist ein recht beschriebenes Buch, aber ein Schreiber noch lange nicht! Darum bilde du dir nur nichts ein!"

Hierauf lacht das Männchen wieder, stellt sich auf wie ein Feldherr und sagt zu seinem Heer: "Wenn ihr euch an der Gesellschaft sattgeglotzt habt, so ziehen wir wieder weiter; denn hier stinkt es mir wirklich zu viel!"

Da ziehen alle miteinander ab und verschwinden im Walde.

Übergang zur Menschenstufe

Um in ihrer Entwicklung weiterzukommen, müssen aber alle diese Naturseelen, wenn auch nach längerer Freizeit, den in den früheren mineralischen, pflanzlichen und tierischen Lebensformen begonnenen Weg durch die Materie wieder antreten, um ihn in der Menschenform weiterzugehen und zu vollenden. Denn eine höhere Entwicklung zur Gotteskindschaft gibt es für sie alle ja nur auf dem vom Vater in Jesus gewandelten Weg durch das beschwerliche, aber auch überaus lehrreiche Menschenleben.

Wenn nun eine Naturseele sich in ihrem irdischen Naturdienst sehr tätig und nützlich erwiesen hat, so kann ihr freilich der so besonders beschwerliche Fleischesweg hier auf dieser unserer Erde nachgesehen werden. Dafür aber kommt dann eine solche Naturseele in den Mond oder in einen anderen Planeten, wo die Einzeugung in das Menschenleben meist williger angenommen wird, weil auf diesen Weltkörpern die Einhüllung ins Fleisch gewöhnlich eine leichtere und flüchtigere ist als auf Erden. Diese Geister werden Wandergeister genannt und gehen nicht selten in einer gewissen Neugier von Weltkörper zu Weltkörper, um die ganze Schöpfung zu beschauen und kennenzulernen. Wenn sie mit der Länge der Zeit des Herumgaffens müde werden, kehren sie gewöhnlich wieder zur Erde zurück und lassen sich hier die schwere Inkarnation endlich doch noch gefallen ("Erde und Mond", 34).

Alle aus unserer Erde hervorgegangenen Naturseelen entschließen sich meist nur schwer zur menschlichen Einzeugung. Besonders der nach Gottes Ordnung mit der Einzeugung ins Fleisch des Menschen verbundene Verlust der Rückerinnerung hält sie zurück. Sehen sie dies doch als eine Art Tod ihres gegenwärtigen Seins an. Und so gibt es auf Erden Naturseelen, die nahezu ein fünffaches Alter Methusalems erreicht und den Weg des Fleisches noch nicht betreten haben. Nur viele Belehrungen seitens der höheren Geister und Engel Gottes und viele auf dem Erfahrungsweg gesammelte Erkenntnisse und beste Hoffnungen, auf dem Fleischeswege nie etwas zu verlieren, sondern nur zu gewinnen, bewegen sie schließlich doch zu dem unumgänglich notwendigen Entschluss, die hochbedeutsame menschliche Seinsstufe zu beschreiten. (GEJ 04, 116, 3 ff.)

Menschengeister, Engel und Engelsfürsten

Nach der Ordnung des göttlichen Schöpfungsplans ist es klar, dass auch der von einem besonders starken, reinen Gottesgeist aus den höchstgereiften naturseelischen Elementen gestaltete Mensch, die Krone der materiellen Lebensentwicklung, sowohl in seinem irdischen Leibesleben, wie nach der Ablegung der materiellen Körperhülle als "Geist" seine ihm angemessenen Aufgaben im Reiche der Schöpfung zu erfüllen hat. Gerade für den Menschen gilt das allgemeine Grundgebot: "Liebe Gott über alles und deinen Nächsten in werktätiger Weise wie dich selbst!" Wir werden über den Sinn und Zweck, die Aufgaben und die wahren Himmelswege des Menschenlebens später im Abschnitt über den Menschen noch vieles zu sagen haben.

Auch wie sich das Leben und Wirken des Menschengeistes nach Ablegung der leiblichen Hülle drüben im Reiche der Geister und endlich auf höheren Engelsstufen gestaltet, ist uns durch Lorber im Einklang mit der Bibel und den Ergebnissen der Forschung eingehend geschildert. Doch werden wir nach weiteren Ausführungen später bei der Lehre über die jenseitigen Verhältnisse näher erkennen, dass das einheitliche Wesenreich Gottes sich im sogenannten Jenseits nach den gleichen göttlichen Gesetzen und mit Hilfe der gleichen Intelligenzen fortsetzt: So, wie es im Urgeistigen begonnen und in der materiellen, unserem Auge sichtbaren Welt sich stufenweise entwickelt hat. Überall ein Gott, ein Leben und eine die Wesen zu gottähnlicher Liebes- und Schöpfertätigkeit reifende Ordnung!

"Ich will es", sagt der Herr im "Großen Evangelium", "dass alle Meine Gedanken und Ideen durch euch, Meine Kindlein, ins vollste Werk gesetzt werden — hier schon für Seele und Geist eurer Brüder und Schwestern, und jenseits in all die großen Wirklichkeiten von ihrer innersten geistigen Entstehung bis zu ihrer alleräußersten materiellen Ausbildung, und von da zur abermaligen Rückführung ins gemehrte, reine und selbständige, geistig vollendete Leben." (Bd. 4, 95, 7)

Alles im Namen des Herrn

"Mancher fromme Erdenpilger", heißt es in "Erde und Mond", "wird freilich dazu sagen: 'Diese Verrichtungen in der Natur, dieses ganze Schöpfungswalten, das besorgt doch alles unser lieber Herrgott! Wozu da noch andere Intelligenzen?' — Das ist ja wohl richtig, denn so spricht der Herr: 'Himmel und Erde und alles, was darinnen ist, habe Ich gemacht und mache es noch jetzt!' Aber wenn Ich mit diesem 'Machen' es zu weit triebe, da müsste Ich auf der Welt auch noch manches machen, was Ich eigentlich nicht mache, sondern den Menschen anheimstelle, damit sie auch etwas zu tun haben. Die Menschen machen es freilich nur mit Meiner ihnen verliehenen Kraft; und Ich mache dasselbe demnach mittelbar, und das ist auch soviel, als ob Ich es selbst gemacht hätte. So wie Ich aber auf Erden durch die Hände der Menschen zahllose Dinge bewirke, ebenso lasse Ich auch durch die Kraft der Liebe und Weisheit in Meinen Engeln und Geistern diejenigen Dinge auf allen Weltkörpern schaffen, die von den Menschen nicht vollbracht werden können. Die Menschen können wohl Häuser bauen und Kleiderstoffe bereiten und Werkzeuge herstellen, aber die Materie dazu können sie nicht machen. Sie können kein Gras erschaffen, kein Gesträuch und keinen Baum und ebenso wenig ein Tier, aber die durch und durch lebendigen Geister und Engel können das wohl, weil sie dazu mit jener Kraft aus Mir ausgerüstet sind, um solches in Meinem Namen zu vollführen." ("Erde und Mond", 42)


Geisterwerk

Keiner glaube,

dass die Traube

nur durch Sonnenkraft gedeihe!

Es bedarf da höherer Weihe,

um dies Rätsel zu ergründen.

Nur der Geist wird‘s euch verkünden,

dass in allen Früchten

Geister Geister richten,

den Geschmack, Geruch gestalten.

Farbe selbst wird durch ihr Walten.


All Gebilde,

noch so milde,

ist ein Werk der Geisterheere.

In der Erd‘, der Luft, dem Meere,

ja in allen Schöpfungsräumen

wohnen Geister in den Keimen.

Sucht, ihr werdet‘s finden,

in euch selbst ergründen,

welchen Weg die Geister gehen,

wie sie Erd‘ und Sonnen drehen.


Jakob Lorber






Nach oben



Kapitel 16
Der Gegenpol — Luzifer und seine Engel

Das durch Jakob Lorber enthüllte Weltbild wäre einseitig und unvollständig, wenn es uns nicht auch jene finsteren Mächte schildern würde, welche dem Lichtheere Gottes, den reingeistigen Schöpfungsdienern in ihrem göttlichen Liebeswerke als "Gegenpol" entgegenstehen: in Gestalt derjenigen Urgeister und ihrer Kreaturen, welche unter Führung ihres Hauptes Luzifer die Ordnungswege der Demut und Liebe verlassen haben und in die äußerste Widerordnung der Selbstherrlichkeit und Selbstsucht gefallen sind.

Einst oberster Lichtgeist — jetzt Fürst der Finsternis

Vom größten dieser gefallenen Urgeister, Luzifer oder Satan (ursprünglich Satana genannt), hörten wir, dass ihm unter allen urgeschaffenen Geistern einst die überragendste Stellung, Macht und Größe zukam.

"Als Satana war dieser Geist", so wird in "Erde und Mond" (56) gesagt, "der Gottheit gegenübergestellt wie das Weib gegenüber dem Mann. Die Gottheit hätte in sein Wesen ihre ewigen Ideen ohne Zahl hineingezeugt, dass sie reif geworden wären in seinem gesammelten Lichte. Und es wäre aus dem Lichte dieses Geistes eine Wesenschöpfung von höchster Klarheit hervorgegangen und die ganze Unendlichkeit wäre fort und fort aus eben diesem Lebenslichte stets mehr und mehr bevölkert worden. Aber da dieser Geist eine so große Bestimmung hatte, nahezu ein zweiter Gott neben dem Schöpfer zu sein, so musste er auch eine seiner Bestimmung entsprechende Freiheitsprobe bestehen, welche er jedoch nicht bestanden hat — weil er sich über die Gottheit erheben und diese sich unterwürfig machen wollte. Ein Rangstreit also war es, was dieser Geist gegen die Gottheit verbrochen! Da aber die Gottheit ihm den Vorrang nicht erteilen konnte, so erbrannte er in seinem Grimm und wollte die Gottheit förmlich vernichten. Sie aber ergriff ihn in allen seinen Teilen, nahm ihm alle spezifischen Wesenheiten, bildete daraus Weltkörper und umhüllte den Geist dieser endlosen Wesenseele mit den allermächtigsten Banden in der Tiefe der Materie."

"Und wollt ihr wissen", heißt es in "Erde und Mond" (55) weiter, "wo dieser allerböseste Geist mit seinem eigentlichen Ich oder Lebenszentrum seinen Aufenthaltsort hat, so kann euch dieses unschwer gesagt werden. Der Sitz oder Kerker dieses Geistes ist der eigentliche festeste Mittelpunkt eurer Erde, auf den alles eindrückt, auf dass der Gefangene sich nicht allzu gewaltig bewege und alles Wesen der Erde zerstöre.

Wenn aber der einstige große Urgeist jetzt auch noch so sehr gebunden ist, so versäumt er dennoch nie, sein Erzböses in die aufsteigenden Lebenskräfte zu hauchen, welcher Willenshauch noch mächtig genug ist, den Tod in alle Seelenspezifika einzupflanzen. Und dies bekundet sich an allen Kreaturen der Erde gar treulich. Denn alles Organische ist zerstörbar, und alle Materie ist fähig, Tod und Zerstörung zu bewirken. Das alles rührt von dem Willenshauch des Allerbösesten her, dessen Böses in sich so unbeschreiblich schrecklich ist, dass ihr euch davon nimmer auch nur den geringsten Begriff zu machen imstande seid. Denn alles, was ihr über diesen Geist schon gehört habt, ist nur ein leisestes Schattenbild der Wahrheit, das von Gottes Gnade allseits umhüllt, eben nur hinreicht, um das Wesen dieses Geistes für euer Bedürfnis euch ahnen zu lassen."

Dämonen und Teufel

In die Materie der Gestirne gebannt sind natürlich auch alle mit ihrem Oberhaupt gefallenen Untergeister Luzifers. Viele dieser Wesen hausen auch auf unserem Planeten Erde und üben hier als Gehilfen des Fürsten dieser Welt" ihre verhängnisvolle Wirkung aus. Man nennt diese noch nie durch das Menschenfleisch gegangenen satanischen Urgeister Dämonen.

Ihnen gesellen sich auf unserer Erde ferner diejenigen Seelen bei, die den Erlösungsweg wohl betraten und den Aufstieg durch das Mineral-, Pflanzen- und Tierreich mitmachten, aber auf der Menschenstufe in der Freiheit des menschlichen Lebens durch Satans Versuchungen von diesem zurückgewonnen und trotz aller Liebesmühe der schützenden Gottesdiener wieder ganz der alten höllischen Gesinnung anheimfielen, womöglich in noch schlimmerem Maße als zuvor. Diese ins arge satanische Wesen rückfälligen Menschenseelen nennt man Teufel; ihrer gibt es im irdischen Leben wie im Geisterreich leider eine gar große Zahl.

Alle diese Mächte der Finsternis und Widerordnung (Dämonen und Teufel) wirken gegenüber den Mächten des Lichts und der Ordnung als "Gegenkraft" versucherisch, zersetzend und vernichtend. Wo die Engel Gottes zum Guten mahnen, aufbauen und zu retten suchen, da locken diese verhängnisvollen Wesen zum Bösen, zum Abfall von Gott, zum Aufruhr wider die göttliche Ordnung und führen ihre Opfer in Vernichtung und Tod. Paulus sagt daher (Epheser 6, 12): "Wir haben nicht allein mit Wesen von Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern auch mit überirdischen Mächten und Gewalten, mit den Herrschern der Finsternis, dem Heere der bösen Geister unter dem Himmel."

In "Erde und Mond" (58) lesen wir über ihr Wesen und Wirken: "Satan, der eine große Menge böser Anhänger zählt, lässt seine Helfershelfer zu gewissen Zeiten unter das menschliche Geschlecht treten mit dem Auftrag, alles zu fangen, was nur immer zu fangen ist, und kein Mittel unversucht zu lassen, durch welches eine Seele für den Hofstaat des Fürsten aller Bosheit und Lüge zu kapern wäre. Auf solch einen Auftrag begeben sich dann die bösen Spießgesellen auf allen möglichen Schleichwegen zur Oberwelt hinauf und maskieren dabei ihre Absicht so fleißig wie möglich, damit ja kein ihnen begegnender besserer Geist Argwohn gegen sie schöpfen möchte. Da aber im Reiche der Geister, ob der guten oder der bösen, nichts so sehr geachtet werden muss wie der freie Wille (insoweit er nicht gar zu Arges im Schilde führt), so werden diese Wesen auch heraufgelassen, aber unter fortwährender heimlicher Aufsicht." Aber was tun nun solche böse Spießgesellen, wenn sie auf die Oberwelt heraufkommen? Sie ergreifen wirklich alle möglichen Mittel, ihr heimliches Vorhaben für das Reich Satans in die Tat umzusetzen. Sie verwirren und verführen die Menschen, bewirken Krankheit und Besessenheit. In den Neuoffenbarungsschriften ist vielfach geschildert, wie sie besonders auch im geschäftigen, erwerbssüchtigen Weltgetriebe und bei genießerischen Lustbarkeiten sich den Menschen in verderblicher Weise unvermerkt nahen.

Dass gerade auf unserem Planeten als dem Kerker des Urbösen diese unheimlichen Wesen so große Macht haben, ist uns Erdenbewohnern einerseits eine viele Schwierigkeiten in sich bergende Gefahr. Aber andererseits ist es auch ein großer Vorzug, hier unter dem starken Einfluss des Gegenpols leben und kämpfen zu dürfen, denn eben dadurch ist hier auf unserer Erde auch die lehrreichste Schule der Kinder Gottes. Wo die Aufgaben am schwierigsten sind, ist auch Ziel und Erfolgsmöglichkeit am höchsten. Wer sich hier übt und bewährt, kann im Reiche unseres himmlischen Vaters dereinst auch zu den schwierigsten und erhabensten Aufgaben berufen werden. — Andererseits ist auf dieser Erde dem Kinde Gottes, das im Suchen, Bitten und Anklopfen nicht nachlässt, auch die höchste und allerbarmendste Liebe und Hilfe sicher. Und auf diesem Stern, dem Sitz des schlimmsten Gegenpols, war es denn auch, wo der Herr selbst zur Materie herniederstieg, um in der tiefsten Finsternis das Licht der höchsten Himmel leuchten zu lassen, die herrlichste Lehre und das erhabenste Beispiel zu geben und auf Golgatha die Erlösungstat zu vollbringen, die Satan, Dämonen und Teufel in ihrer Grundmacht für immer besiegte.

Vom Ursprung und Zweck der Finsternismächte

Vielen denkenden Menschen drängt sich gewiss die Frage auf: Warum hat Gott überhaupt solche Wesen geschaffen, die sich gar so schlimm und verhängnisvoll entwickeln konnten? Warum lässt Er die Mächte des Bösen in der Welt zu? Kann man überhaupt annehmen, dass auch Satan und seine Dämonen und Teufel Geschöpfe des Gottes der ewigen Liebe sind?

Über diesem düsteren Rätsel der Schöpfung sind schon unzählige Menschen in Verwirrung geraten und in ihrem Gottvertrauen gescheitert. Denn gerade den tiefgläubigen Seelen ist es ein schmerzlicher Zwiespalt, dass einerseits Gott alles in allem ist und im ganzen All nichts besteht, was nicht in und aus Gott seinen Bestand hat — und dass doch andererseits das Böse und dessen Grundelemente so gar nicht zum Wesen Gottes passen.

Schon in der Urväterzeit stellte daher der König Lamech in einer tiefgründigen Unterredung dem Herrn die Frage: "Herr, Du warst von Ewigkeit her vollkommen und endlos gut in Deinem Sein. Und außer Dir war in Deiner ganzen Unendlichkeit ewig nichts als nur Du allein. Als Du Engel, Himmel, Welten und Menschen erschaffen wolltest, da bedurftest Du keines Stoffes, sondern Dein allmächtiger Wille, verbunden mit Deinen weisesten Gedanken und Ideen war allein ewig der Grund Deiner ganzen unendlichen Schöpfung. Da ich mir aber doch unmöglich denken kann, dass in Dir je eine arge Idee oder ein nur dem Anschein nach böser Gedanke stattgefunden hat, so möchte ich denn doch von Dir erfahren, woher denn eigentlich das Böse Satans und somit auch das Arge und Schlimme in uns Menschen kam? Woher die Sünde? Woher der Zorn, die Rache, die Herrschsucht, die Hurerei?"

Das hier von König Lamech so tiefsinnig gestellte Problem beschäftigte auch das einfache Gemüt jenes Kindes, das seine Mutter fragte: "Mütterchen, woher kam denn die Schlange im Paradies? Hat die auch der liebe Gott gemacht?" — Die Mutter erwiderte: "Ja, die hat natürlich auch der liebe Gott geschaffen. Denn Gott hat die Welt gemacht und alles was darinnen ist, also auch die Schlange!" — Darauf wurde das Kind ganz trübsinnig und sagte: "Ja, warum hat Er denn so etwas Böses gemacht?" Auf diese Frage wusste die Mutter natürlich keine rechte Antwort, und das Kind blieb sehr unzufrieden und kam in rechte Zweifel über den lieben Gott.

Wir sehen also, dass die Frage nach dem Woher und Wozu jener Finsternismächte in der Tat die Herzen sowohl der Philosophen wie der schlichtesten Menschen tief beschäftigt, sobald sie nur ein wenig zu denken anfangen. Es ist daher als eine besondere Gnade zu betrachten, dass in den Schriften der Neuoffenbarung durch Jakob Lorber auch über dieses beklemmende Dunkel ein helles Licht ausgegossen ist, und zwar dadurch, dass wir über den weisen, im gesamten Schöpfungswerke unentbehrlichen Daseinszweck der Widerordnungsgeister überzeugend aufgeklärt werden.

Keine Kraft kann wirken ohne Gegenkraft

Im "Großen Evangelium" (Bd. 2, 228) belehrt der Herr die Jünger: "Seht, alles was da ist, besteht und irgend ein Dasein hat, kann nicht anders bestehen und ein Dasein haben, als durch einen gewissen beständigen Kampf. Ein jedes Dasein, das göttliche nicht ausgenommen, hat daher in sich lauter Gegensätze als verneinende und bejahende Kräfte, die einander stets so entgegenstehen wie Kälte und Wärme, Finsternis und Licht, hart und sanft, bitter und süß, schwer und leicht, Hass und Liebe, böse und gut, Lüge und Wahrheit. Keine Kraft kann irgend etwas wirken, wenn sich ihr nicht eine Gegenkraft entgegenstellt.

Stellt euch z.B. einen tausendfach goliathstarken Menschen vor, dessen Kraft es mit einem ganzen Heere von Kriegern aufnähme. Wozu würde ihm alle seine Kraft und Stärke dienen, so man ihn gleich den Wolken in einen freien Luftraum stellte? Ein leisestes Lüftlein, das auf dem Boden hier kaum ein Blättchen in Bewegung setzt, würde ihn trotz all seiner Kraft und Stärke dennoch unaufhaltsam fortschieben nach der Richtung, in der das Lüftchen den Zug hat. Damit aber der Riese von seiner Kraft einen wirksamen Gebrauch machen kann, muss er einen festen Boden haben, der ihn trägt und ihm zur sicheren Stütze dient."

Nach lehrreicher weiterer Ausführung dieses Beispiels vom Riesen fährt der Herr in 229 fort: "Wir hätten nun aus diesem ziemlich handgreiflichen Beispiel sicher deutlich wahrgenommen, warum ein Sein ohne ein Gegensein so gut wie gar kein Sein wäre.

Es muss daher ein jedes Sein irgendein Gegensein haben, damit es selbst wirkend sei. In allem, was da ist, muss dieses polarische (gegensätzliche) Verhältnis im rechten Maße vorhanden sein. Und selbst das vollkommenste Dasein Gottes muss in sich selbst in jeder Hinsicht die ausgebildetsten Gegensätze fassen, ohne die es ebenfalls so gut wie gar kein Wesen wäre. Diese Gegensätze sind in einem ununterbrochenen Kampfe begriffen, aber stets also, dass der Sieg der einen Kraft auch stets zur Stütze der eigentlich besiegten Kraft dient, wie wir solches gesehen haben beim steten Siege des Bodens über die bewegende Schwerkraft des Riesen."

Gut und Böse als Kräftemischung in allen Wesen

"Wollte nun Gott aus sich heraus Ihm ähnliche freie Wesen erschaffen, so musste Er sie demnach auch mit eben den streitenden Gegensätzen versehen, die Er in sich selbst von Ewigkeit her in den besten und reinst abgewogenen Verhältnissen besaß. Die Wesen wurden also nach Gottes Ebenbild und Ebenmaß gestaltet. Und es ward ihnen am Ende auch die Fähigkeit notwendig eigen, sich selbst zu konsolidieren aus dem Widerstreit der von Gott in sie eingelegten gegensätzlichen Kräfte.

Jedem Wesen ward Ruhe und Bewegung, Trägheit und Tätigkeitssinn, Finsternis und Licht, Liebe und Zorn, Heftigkeit und Sanftmut und tausenderleiartiges völlig zu eigen gegeben; nur war dabei in dem Maße (der Mischung) ein Unterschied.

In Gott waren alle die Gegensätze schon von Ewigkeit her in der höchst besten Ordnung. Bei den geschaffenen Wesen aber mussten sie erst durch den freien Kampf wie aus sich selbst heraus, also durch unermüdliche Selbsttätigkeit in die rechte Ordnung gelangen.

Nun, da entstanden dann verschiedene Siege. In dem einen Teile ward die harte Ruhe zum überwiegenden Sieger, und die Bewegung ward dadurch allzusehr untergeordnet, daher sie sich denn auch stets gleichfort die größte und feurigste Mühe gibt, den Stein zu erweichen und ihn ihr ähnlicher und entsprechender zu machen. In anderen Wesen siegte die Bewegung in allen ihren Teilen zu sehr und ward darum von der schwächeren Ruhe stets bekämpft, um mit ihr in ein entsprechenderes Verhältnis zu treten. Bei vielen Wesen aber haben die Gegensätze ein rechtes Maß nach der Ordnung Gottes erreicht, und ihr Sein ist dadurch ein vollkommenes, weil sich ihre gegensätzlichen Intelligenzfähigkeiten fortwährend allerbestens unterstützen." ("Große Evangelium", Bd. 2, 229, 4-9)

Die Materiegeister als negativer Gegenpol im Wesen der Gottheit

"Dass nach eurer nun gemachten Erfahrung", so führt der Herr im "Großen Evangelium" (Bd. 5, 228) weiter aus, "der allerstärkste Riese ohne einen festen Gegenstützpunkt, den wir eine Gegenkraft oder einen Gegenpol nennen wollen, nichts zu wirken vermag, sehet ihr nun hoffentlich gut ein. Das gleiche Verhältnis aber dehnt sich, ins endlos Große gehend, bis zum allerhöchsten Gottwesen aus. Wenn der ewige, allerfreieste, weiseste und allmächtige Geist Gottes sich nicht schon von Ewigkeit aus sich heraus einen Gegenpol gesetzt hätte, so wäre es ihm als nur positivem Gott nie möglich geworden, Sonnen, Welten und all die zahllos vielen Wesen auf ihnen ins Dasein zu rufen.

Wie aber sieht dieser Gegenpol aus und worin besteht er? Ist er ein dem positiven, freien Gottesleben und Machtpol ganz fremder oder ein in einer gewissen Hinsicht gleichartiger? Ist er ein Selbstherr oder hängt er in allen seinen Teilen nur von dem positiven Machtpole ab? — Sehet, diese gar wichtigen Fragen werde Ich euch nun so lichtvoll wie möglich beantworten, und ihr werdet dann gleich einsehen, wer der sogenannte Satan und wer eigentlich seine Teufel sind!"

Nun schildert der Herr in klaren Ausführungen, wie aus den Gedanken und Ideen Gottes nach und nach ausgesonderte, fixierte Schöpfungen wurden, die zunächst in ihrer Fixierung wie tot und gerichtet sind und in diesem Zustande zu den positiven, frei schöpferischen Kräften in Gott einen (negativen) Gegenpol bilden — so lange, bis sie in einem langen Erziehungsprozeß durch Selbsttätigkeit zur göttlich-guten Vollkommenheit in voller Selbständigkeit übergehen.

In Bd. 5, 230, vernehmen wir weiter: "Ihr sehet daraus, dass selbst Gott, so Er nicht aus sich selbst den für euren Begriff endlos großen Gegenpol ins Dasein gestellt hätte, keine Schöpfung als materiell bestehend aus sich hätte hervorrufen können, weil eben der große Gegenpol die Schöpfung selbst ist. Diese muss gerichtet, fest und so gut wie tot und beharrlich sein, so sie ihrem vom Schöpfer gestellten Zweck entsprechen soll. Und weil sie das ist, was und wie sie ist, so ist sie auch gut — Gott gegenüber! Böse der Wirkung nach ist sie nur den Menschen gegenüber, weil diese der Seele und teilweise auch dem Fleische nach die Bestimmung haben, als aus dem Tode erweckte Wesen sich für ewig durch den [ihnen eingezeugten] reinen, positiven Geist aus Gott zu vereinen mit Gott, ohne dadurch je mehr ihre absolute Freiheit und Selbständigkeit einzubüßen."

Näheres darüber, wie aus Gott zu diesem erhabenen Schöpfungszweck auch die Urelemente der Widerordnung oder des Bösen hervorgehen konnten, wird vom Herrn in aller Klarheit im "Großen Evangelium" (Band 4, 158) ausgeführt. Dort heißt es: "Ihr kennt die gerechte und wahre Ordnung Gottes, kennt aber auch die Abweichungen derselben. Ihr könnt sie denken, fühlen und empfinden. Was aber ihr könnt, das gleiche kann auch Gott. Er kennt seine ewige Ordnung sicher am besten, kennt aber dazu auch alle die möglichen und verschiedenartigen Übertretungen dieser Ordnung, muss daher diese auch zu denken und zu fühlen imstande sein.

Ja, Gott muss auch in die frei und selbständig werden sollenden Geschöpfe, besonders in die Engel und die Menschen sogar den Reiz zur Widerordnung legen, auf dass daraus für die Genannten eine wahre und freitätige Selbstbestimmung vollkommen möglich wird. Aus dem aber geht klar hervor, dass Gott die etwaige Widerordnung ebenso bekannt sein muss wie die gute, wahre und lebendige Ordnung.

Die Gedanken und Gefühle der Widerordnung, in Gott sowohl als im Menschen, entsprechen gegenüber den ordnungsgemäßen Gedanken und Gefühlen den Giftpflanzen und Gifttieren. Weil sie aber auch Gottesgedanken und Gottesgefühle sind, so können sie nicht vergehen, sondern bleiben auch in der feuerzüngigen Urgestaltung [als Urlebensfunken oder Spezifika] bestehen und können als verwandt sich in der negativen Sphäre ergreifen und eine eigene Wesenreihe bilden. Aus diesem Urborn entstand zumeist die ganze materielle und gerichtete Schöpfung."

Ähnliche wichtige Eröffnungen über das Wesen und die Entstehung des Gegenpols finden sich auch in "Robert Blum", Bd. 2, 193.

Gottesstandpunkt und Menschenstandpunkt

In diesen und anderen Stellen der Lorberwerke ist also klar und unzweideutig dargetan, dass und wie und zu welchem erhabenen Zweck aus Gott auch die gegenpolarischen Grundelemente (Spezifika oder Lebensfunken) der Widerordnung oder des Bösen entstanden sind. Wir hörten zugleich den großen Unterschied in der Beurteilung dieser Elemente vom allumfassenden Gottesstandpunkt und vom Menschenstandpunkt aus.

Da die Grundelemente des Bösen als Gegenpol sowohl im Wesen Gottes, in der Gesamtschöpfung wie in den einzelnen Geschöpfen nach den Ausführungen des Herrn zur Kraft- und Lebensentfaltung notwendig sind, so sind sie in ihrer Art, so wie Gott sie aus sich selbst heraus gestaltet hat, vom allumfassenden Gottesstandpunkt aus zwar recht und rein und gut. "Vor Gott gibt es nichts Unreines, nichts Schlechtes und nichts Böses, denn alles ist gut (in seiner Art und für seinen Zweck), was Gott geschaffen hat. Gott gegenüber gibt es daher auch keinen Satan, keinen Teufel und somit auch keine Hölle." ("Großes Evangelium", Bd. 8, 34, 12) — Aber ganz anders ist die Sache vom Geschöpf- oder Menschenstandpunkt aus! Die Elemente des Bösen (Selbstherrlichkeit und Selbstsucht und alle ihre Ableitungen) sind von Gott in die Wesen ja nicht darum gelegt, dass dieser negative Pol in den Wesen herrschen soll; vielmehr sollen die ebenfalls in jedes Wesen gelegten Elemente des Guten oder der positive Pol (Gottes- und Bruderliebe und ihre Ableitungen) den negativen Pol mit Gottes Hilfe überwinden und in den Wesen die volle Herrschaft erlangen. Weshalb uns gesagt ist: Wer überwindet, dem will Ich geben vom Baume des ewigen Lebens!

Vom Geschöpf- oder Menschenstandpunkt aus sind also die in uns gelegten Elemente des Bösen wirklich böse und verabscheuungswürdig. Sie sind der Gegner, den der himmlische Vater in uns gesetzt hat zur Bekämpfung und Besiegung mit göttlicher Hilfe, damit unser positiver Pol daran erstarke und wir wahrhaft freie und selbständige Wesen würden.

Wie weise unser himmlischer Vater in allen Wesen die Mischung der guten und bösen Triebe gestaltet hat, und wie Er einem jeden Wesen durch liebevollste Erziehung und Führung hilft, durch freie Tätigkeit und freie Erfahrung den Gegenpol zu überwinden, und schließlich alle Wesen zur Vollendung führt, ist uns ja in den Schriften der Neuoffenbarung ebenfalls lichtvollst enthüllt. Es gibt uns diese Erziehungs- und Vervollkommnungslehre, die wir später noch eingehend erörtern werden, in ergänzender Weise vollends das richtige Verständnis für die Lehre vom Wesen und dienenden Zweck der Elemente des Bösen. Und wir verstehen die tief geistige Antwort, welche der Vater in der "Haushaltung Gottes" (Bd. 3, 67) dem König Lamech auf seine eingangs erwähnte Frage gibt und welche lautet:

Gott im Ja und im Nein

"Von Mir aus gesehen gibt es durchaus nichts Böses, sondern nur Unterschiede in der Wirkung Meines Willens; dieser ist in der Hölle wie im Himmel, im Schaffen wie im Zerstören gleich gut. — Aber vom Standpunkt der Geschöpfe aus ist nur eines als gut zu betrachten, nämlich der Verhältnisteil der Bejahung, unter dem das Geschöpf bestehen kann neben Mir und in Mir. Und das ist der erhaltende oder stets schaffende Teil aus Mir. Der auflösende oder zerstörende Teil aber ist in Anbetracht des Geschöpfes stets als böse zu betrachten, weil das Geschöpf in ihm neben Mir und in Mir nicht existenzfähig sein kann.

In Mir ist also das Ja wie das Nein gleich gut! Denn im Ja schaffe Ich und im Nein ordne und leite Ich alles. Aber fürs Geschöpf ist nur das Ja gut und das Nein böse, und das so lange, bis es völlig eins im Ja mit Mir geworden ist, wonach es dann auch im Nein wird bestehen und wirken können. Sonach gibt es für Mich keinen Satan und keine Hölle; wohl aber in Anbetracht der Menschen dieser Erde, weil es sich hier um die Bildung Meiner Kinder handelt. Es gibt noch zahllose andere Welten, auf denen man den Satan nicht kennt, und somit auch das Nein nicht, sondern allein nur das Ja in seinen Verhältnissen!

Siehe, so stehen die Dinge! Die Erde ist eine Kinderstube, und so gibt es auf ihr auch allzeit viel Geschrei und blinden Lärm. Aber Ich schaue das mit anderen Augen an als du, ein Mensch dieser Erde. Verstehest du solches? …"






Nach oben



V. Was dünkt euch um Christus?

Kapitel 17
Aller Geister Herr und Meister

Wir sahen in den bisherigen Betrachtungen, dass im ganzen Naturleben, ja in der ganzen Schöpfung Gottes sich Geister verschiedener Art und Ordnung auswirken, die in zwei gegensätzliche, sich wie Licht und Finsternis, Gut und Böse bekämpfende Klassen geschieden sind. Über den einfachsten, niedersten Naturgeistern und Naturseelen ersahen wir überwachende, leitende und ordnende Geister höherer Ordnung. Über diesen als Herrscher und Leiter Engel und über diesen wiederum Engelsfürsten, welch letzteren ganze Sonnengebiete, Hülsengloben und noch größere Schöpfungsgebiete zur Überwachung und Leitung anvertraut sind. Über alle diese endlich wacht nach den Bekundungen der Bibel wie auch der Neuoffenbarung als höchster Schöpfer, Erhalter und Alleinherrscher der Ur- und Allgeist, den wir Gott nennen, der nicht nur im ganzen Schöpfungsall, sondern auch in jedem einzelnen Atom gegenwärtig ist und alles nach seinem obersten Plan und Willen lenkt.

Die Ur- und Grundkraft alles Lebens

Auch die wissenschaftliche Forschung hat in den letzten Zeiten durch göttliche Erleuchtung dieses wunderbare Walten geistiger Kräfte und ihre geordnete Rangstufung wenigstens zu erahnen vermocht. Man fand im Atom ein herrschendes, die einzelnen Teile (Kraftfunken, Elektronen) mit Intelligenz und Willenskraft ordnendes Zentrum, den sogenannten Atomkern. Die Biologen fanden ein solch geistiges, organisierendes Zentrum in jeder Zelle aller lebenden Organismen. Sie schlossen daraus, dass ein solches Zentrum auch im gesamten Zellstaat eines jeden größeren Lebewesens, nicht zuletzt auch im Wunderbau des menschlichen Leibes sich als schöpferische Lebens-Grundmacht befinde. In dieser Weise vom Atom zur Lebenszelle, von dieser zum lebenden Organismus der Pflanzen, Tiere und Menschen fortschreitend, kann der forschende Verstand des Wissenschaftlers aber an dieser Grenze unmöglich stehen bleiben. Vielmehr wird die logische Denkreihe ihn über diese Grenze hinaus notwendig zur Annahme führen, dass auch die nächstgrößeren Organismen der Schöpfung, die Weltkörper und Weltkörpersysteme ein organisierendes geistiges Lebenszentrum, einen herrschenden und belebenden Geist als Lebens-Grundmacht besitzen.

Sehen wir doch tatsächlich zum Beispiel im Planetensystem, zu dem unsere Erde gehört, eine alles zusammenhaltende und ordnende Lebensgrundmacht verkörpert in der Sonne, von der auch nach wissenschaftlicher Vermutung die Planeten mit ihren Monden einst ausgeboren wurden und auch jetzt noch offensichtlich alles Leben empfangen. Es liegt mithin auch für die Logik des Sternkundigen der Schluss nahe, dass unser Sonnensystem wieder nur ein Teil eines noch höheren Weltkörpersystems ist, in dem wiederum ein Weltkörper mit einer noch größeren, weiseren und machtvolleren Lebensgrundmacht herrscht.

Auf der Stufenleiter dieser Erwägungen muss schließlich auch der wissenschaftliche Forscher unserer Tage zur Endanschauung gelangen, dass auch die Gesamtheit der ganzen Schöpfung, das ganze Schöpfungsall als geistigen Organisator, Herrscher und Leiter eine weiseste und mächtigste, von einem Zentralsitz aus in die Unendlichkeit wirkende geistige Grundlebenskraft besitzt: einen Ur- und Allgeist, den wir im Hinblick seiner unzweifelhaften Vollkommenheit und Einzigartigkeit mit Recht den ewigen, alleinigen, allwissenden und allmächtigen Gott nennen. Und da wir in der gesamten Schöpfung als Auswirkung seines Wesens eine, selbst das winzigste Atom mit Innigkeit und Ernst bedenkende Liebe erkennen, so werden wir von diesen obersten Allgeist und Allschöpfer gewiss auch mit Überzeugung glauben, dass Er nicht nur die ewige Allweisheit und Allmacht, sondern in seinem tiefsten Ursein auch die ewige Allliebe ist, die aus dem Drang nach Beseligung alle Gedanken und Taten der Schöpfung aus diesem Urgrunde geboren hat.

Der All-Gott in Christus

Durch die Bibel und die neueren Offenbarungen wissen wir auch weiter, dass dieser Gott, Schöpfer und Allvater sich vor bald zwei Jahrtausenden auf unserem Planeten den Menschen, Geistern und Engeln der ganzen Schöpfung mit seinem Urlebenszentrum sichtbar verkörpert hat in der Seele und dem Leibe Jesu Christi.

Und somit ist also aller Geister Herr und Meister — Christus, "in welchem wohnet die Fülle der Gottheit".

Gottesleugner haben allezeit auch diese große Tatsache, die uns die Heilige Schrift berichtet, bestritten und gesagt, es sei die Erzählung vom Gottessohn, der in die Welt kam, um sich zum Wohle der Menschheit zu opfern, eine Sage, die in manchen alten Dichtungen und Religionen vorkomme und von den späteren Christen auf den Propheten Jesus von Nazareth angewendet worden sei. Weit entfernt, geschichtliche Wahrheit zu sein, sei also die christliche Lehre der Menschwerdung Gottes in Jesu Christo nur eine stark ausgeschmückte Nachahmung früherer phantastischer Mythen.

Vorahnung

Ja, es finden sich auch wirklich in den alten Urreligionen der Ägypter, Perser, Inder usw. sagenhafte Vorstellungen und Lehren erwähnter Art. Aber warum? Woher kommen diese Anklänge? — In den Schriften der Neuoffenbarung durch Jakob Lorber wird uns gesagt, dass das große, in Zeit und Ewigkeit einzigartige Ereignis, die Darniederkunft des göttlichen Schöpfers und Vaters in die materielle Welt, sein Licht weit vorausgeworfen hat in die Herzen prophetischer Menschen, schon in den frühesten Jahrhunderten und bei allen Völkern der Erde.

"Die Völker alle, die auf der weiten Erde zerstreut wohnen, haben allezeit eine schon den ersten Menschen der Erde gemachte und gegebene Weissagung von Mir und von Meiner jetzigen Herabkunft zu den Menschen dieser Erde gehabt. Ihre Priester wussten sich stets durch Sagen und durch den innern Drang in ihrem Herzen einen Weg zu bahnen bis zu einer geistigen Anschauung [dieser großen Tatsache] und weissagten davon in freilich oft sehr verworrenen Bildern, die sie am Ende selbst nicht verstanden. Nur in wiederholten Verzückungen der Begeisterung kamen einige dann und wann zu einer helleren Anschauung und erklärten dann etwas näher ihre gehabten Gesichte." So vernehmen wir vom Herrn im "Großen Evangelium". (Bd. 3, 167, 11 ff.)

Das Kommen im großen Augenblick der Schöpfungsreife

Das Kommen des Herrn in seinen Weinberg, das Herniedersteigen des Vater-Gottes in die Welt der Materie war freilich auch ein Geschehnis, das nicht bloß den Menschen unserer winzigen Erde, sondern allen Wesen, allen Geistern, Menschen und Engeln der gesamten Schöpfung in der ganzen Unendlichkeit galt. Es erfolgte in einem bestimmten, von der Gottheit längst vorausbedachten Reifepunkt der Gesamtschöpfung. Das große Gleichnis vom verlorenen Sohn deutet uns diesen Zeitpunkt an in den Worten:

"Und er (der Sohn) machte sich auf den Weg zu seinem Vater. Da er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater kommen und ward von Mitleid ergriffen. Er lief ihm entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn."

Der verlorene Sohn ist die aus den Elementen des gefallenen Urgeistes Luzifer gestaltete materielle Weltenschöpfung, die in einem großen Entwicklungsvorgang durch die reinen Geister Gottes zur göttlichen Ordnung und zum Vaterherzen zurückgeführt wird. Nachdem ein geweckterer Teil dieser gefallenen Urelemente seinen Irrtum erkannt und den Rückweg zum Vater angetreten hatte, kam den Reuigen die ewige Liebe auf halbem Wege entgegen, "umarmte und küsste sie" — und führt nun im ganzen Schöpfungsgebiet alle rückkehrenden Geister aus Elend, Gericht und Trübsal der Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes und der himmlischen Heimat entgegen.

Dies ist, vom umfassendsten Gesichtspunkt aus betrachtet, der Sinn und Inhalt jenes großen Gleichnisses von der Darniederkunft des göttlichen Ur-Allgeistes ins Fleisch dieser Materie, der Menschwerdung Gottes in Jesus! — Und im "Großen Evangelium" (Bd. 6, 63) lesen wir weiter: "Wie bei jedem ordnungsmäßig sich fortbildenden Einzelmenschen einmal der Augenblick eintreten muss, in dem er zur Aufnahme höherer Wahrheit fähig wird, so ist nun [d.h. damals, zu Jesu Zeit] dieser Zeitpunkt für die ganze Schöpfung, von Gott wohlberechnet, gekommen, in dem allen gereiften Geschöpfen Gelegenheit geboten wird, aus ihren alten Gerichtsgräbern zur vollen Gottähnlichkeit überzugehen. Es heißt darum auch in der Schrift, dass nun alle, die in den Gräbern waren und noch sind, hervorgehen werden zum ewigen, wahren und völlig gottähnlichen Leben.

Weil dieser von Gott schon von Ewigkeit her wohlberechnete Zeitpunkt eben jetzt gekommen ist, in dem alle Geschöpfe die bestimmte selbständige Reife erlangt haben (die sich am besten daran erkennen lässt, dass die meisten von Gott beinahe nichts mehr wissen und von Gott also völlig abgetrennt sind), so bin Ich als Gott denn nun da, um die Menschen nicht mehr durch Meine Allmacht zu führen, sondern allein durch die Lehre, die Ich ihnen nun so gebe, als wäre Ich selbst nichts mehr und nichts anderes als sie selber. Ich kann nun als eine Person mit ihnen wie ein Fremder mit einem Fremden verkehren. Und der alte Grund hat nun völlig aufgehört, demzufolge niemand Gott schauen und dabei das Leben behalten konnte. Nun könnet ihr Mich anschauen, wie ihr wollt — und ihr behaltet dennoch unversehrt euer Leben!"

Die Menschwerdung

Wie die große Tatsachen möglich werden, wie der unendliche, ewige Allgeist sich ins Wesen eines irdischen Menschen einkleiden konnte, ist uns durch die Schriften der Neuoffenbarung ebenfalls begreiflich gemacht: vermöge der Grundanschanung, dass jeder Mensch, ja überhaupt ein jedes Wesen der materiellen Schöpfung, eine Dreieinheit ist, bestehend aus einem reinen, niemals gefallenen Gottesgeistfunken (als zentraler, aufbauender und leitender Lebensgrundkraft), einer aus den willensfügigeren Elementen der Materie gebildeten Seele und einem aus den hartnäckigeren Materieteilen gestalteten Leib. — In der Person Jesu Christi hat das Urmachtzentrum, der Urmittelfunke der Gottheit, genannt der "Vater" oder die ewige Liebe, Wohnung genommen. Das aus dem Feuer dieser Liebe hervorgehende Licht war die göttliche Seele Jesu oder der "Gottessohn" in Ihm. Seinem irdischfleischlichen Leibe nach war Er der "Menschensohn" und hat mit dessen hartnäckigen, satanischen Materieteilen und der mit diesen vermengten Seele sich ein zeitliches Gefäß und Werkzeug der Läuterung und Vollendung gestaltet. (Vergl. "Großes Evangelium", Bd. 4, 88 und 252.)

Während Jesu Geist als gewaltiges, in alle Schöpfungstiefen wirkendes Ur-Machtzentrum Gottes wirklich "die Fülle der Gottheit" in sich barg und sonach ganz durch und durch wahrer Gott war und ist — war Jesu Seelisch-Leibliches durch und durch wahrer Mensch nicht nur den geistigen Fähigkeiten und der äußeren Formgestalt nach, sondern auch der geistigen Vollendungsbedürftigkeit nach. Jesu Seelisch-Leibliches stammte ja ebenfalls aus der gefallenen Materie. Auch diese Elemente waren aus den Banden des härtesten Materiegerichts gelöst worden und sind auf dem langwierigen, mühseligen Weg durch die Naturreiche aufgestiegen, um nun in der Menschenform auf der willensfreien, gefährlichen Stufe des irdischen Menschenlebens selbständig Gott zu suchen und zu finden und völlig frei in die heilige Liebesordnung des himmlischen Vaters einzugehen.

Im "Großen Evangelium" (Bd. 6, 90) sagt in diesem Sinne der Herr selbst über seine Einzeugung als Mensch: "Nur das erste Menschenpaar erhielt den Leib aus der Willenshand Gottes — alle anderen Menschen sind aus einem Mutterleibe geboren. Und so ist auch Mein Leib aus einer irdischen Mutter — wenn auch nicht durch einen irdischen Vater auf die gewöhnliche Art, sondern allein durch den allmächtigen Willensgeist Gottes — gezeugt, was bei ganz reinen und gottergebenen Menschen sehr wohl möglich ist, vor alters bei solchen nichts Seltenes war und dann und wann auch noch in jetzigen Zeiten geschieht.

Dass solche auf einem reingeistigen Wege gezeugten Menschen auch geistiger sind als jene auf dem gewöhnlichen Wege gezeugten, ist klar. Denn Kinder sehr starker und völlig gesunder Eltern werden ja auch stark und gesund, Kinder schwacher und kranker Eltern dagegen werden gewöhnlich auch schwach und kränklich.

Ich als Mensch, wie Ich nun vor euch dastehe, bin kein Gott, wohl aber ein Gottessohn, was eigentlich ein jeder Mensch sein soll. Denn die Menschen dieser Erde sind berufen, Kinder Gottes zu werden, indem sie nach dem erkannten Willen Gottes leben. Einer von ihnen aber ist von Gott aus und von Ewigkeit her bestimmt gewesen, der Erste zu sein, das volle göttliche Leben in sich zu haben und es jedermann zu geben, der an Ihn glaubt und nach seiner Lehre lebt. Und dieser Erste bin Ich.

Aber Ich habe [als Seele] solches Leben aus Gott nicht etwa vom Mutterleib aus in diese Welt gebracht. Der Keim lag wohl in Mir, aber er musste erst entwickelt werden, was Mich nahezu volle dreißig Jahre Zeit und Mühe gekostet hat. Nun stehe Ich freilich als vollendet vor euch und kann euch sagen, dass Mir alle Gewalt und Macht gegeben ist im Himmel und auf Erden und dass der Geist in Mir völlig eins ist mit dem Geiste Gottes; darum kann Ich denn auch solche Zeichen wirken, die vor Mir noch nie ein Mensch gewirkt hat. Aber es ist das für die Folge eben kein besonderes Vorrecht ausschließlich nur für Mich, sondern für jeden Menschen, der glaubt: dass Ich von Gott in diese Welt gesandt bin, um den Menschen das Licht des Lebens zu geben, und der dann handelt nach Meiner Lehre, die den Menschen im hellsten Lichte zeigt den Willen des Geistes Gottes, der in aller Fülle in Mir wohnt.

Dieser Geist ist wohl Gott, doch Ich als purer Menschensohn nicht. Denn Ich habe als solcher genau wie jeder andere Mensch durch viele Mühe und Übung Mir erst die Würde eines Gottes erwerben müssen und konnte Mich als so gereifter Mensch erst einen mit dem Geiste Gottes. Nun bin Ich wohl eins mit Ihm im Geiste, aber im Leibe noch nicht. Doch Ich werde auch da völlig eins werden, aber erst nach einem großen Leiden und gänzlicher und tiefst demütigender Selbstverleugnung Meiner Seele."

Er nahm zu an Weisheit und Gnade

In dem von Jakob Lorber wiedergegebenen Jugendevangelium des Jakobus lesen wir in den beiden Schlusskapiteln:

"Es heißt in der Schrift: Und er nahm zu an Gnade und Weisheit vor Gott und den Menschen und blieb untertänig und gehorsam seinen Eltern, bis da er sein Lehramt antrat." — Hier erhebt sich die Frage: Wie konnte Jesus denn als das alleinige, ewige Gottwesen an Weisheit und Gnade vor Gott und den Menschen zunehmen, da Er doch Gott von Ewigkeit war? Und wie namentlich vor den Menschen, da Er doch von Ewigkeit das vollkommenste Wesen war?

Um das richtig zu fassen, muss man Jesus nicht lediglich als den alleinigen Gott ansehen, sondern man muss sich Ihn als einen Menschen vorstellen, in dem die alleinige, ewige Gottheit sich geradeso scheinbar untätig einkerkerte, wie da in eines jeden Menschen Wesen der Geist eingekerkert ist. Was aber ein jeder Mensch nach göttlicher Ordnung tun muss, um seinen Geist in sich frei zu machen, das musste auch der Mensch Jesus vollernstlich tun, um das Gottwesen in sich frei zu machen, auf dass er eins würde mit Ihm.

Es muss aber jeder Mensch gewisse Schwächen in sich tragen, welche die gewöhnlichen Fesseln des Geistes sind, durch welche dieser wie in einer festen Hülse eingeschlossen ist. Die Fesseln aber können erst dann zersprengt werden, wenn die mit dem Fleisch vermengte Seele sich durch die rechte Selbstverleugnung so gestärkt hat, dass sie fest genug ist, den freien Geist zu fassen und zu halten. Aus dem Grunde kann der Mensch eben auch nur durch allerlei Versuchungen seine Schwächen gewahren und erfahren, wie und worin sein Geist geknebelt ist. Wenn er dann gerade in diesen Schwächen sich in seiner Seele selbst verleugnet, so löst er dadurch dem Geiste die Fesseln ab und fesselt damit die Seele. Ist dann mit der rechten Zeit die Seele mit allen den ehemaligen Geistesbanden gefestet, so geht ganz natürlich der entfesselte Geist in die erstarkte Seele über. Und diese gelangt dadurch in alle Machtvollkommenheit des Geistes und wird für ewig vollkommen eins mit ihm.

In dem Ablösen einer Fessel um die andere aber besteht das Zunehmen der Seele in der geistigen Kraft, welche da ist die Weisheit und die Gnade. Die Weisheit ist das helle Schauen der ewigen Ordnung Gottes in sich. Und die Gnade ist das ewige Liebelicht, durch das alle die zahllosen Dinge, ihre Verhältnisse und Wege erleuchtet werden.

Wie aber das beim Menschen der Fall ist, so war es auch bei dem Gottmenschen Jesus. Seine Seele war gleich wie die eines jeden Menschen und war mit um so mehr Schwächen behaftet, weil der allmächtige Gottgeist sich selbst in die gewaltigsten Bande legen musste, um in seiner Seele gehalten werden zu können. So musste die Seele auch die größten Versuchungen, sich selbst verleugnend, bestehen, um ihrem Gottgeist die Bande abzunehmen, sich damit zu stärken für die endlose Freiheit des Geistes aller Geister und so völlig eins zu werden mit Ihm.

Wie lebte nun Jesus der Herr (in den Hauptentwicklungsjahren) von seinem zwölften bis zu seinem dreißigsten Jahre? Er fühlte in sich fortwährend auf das lebendigste die allmächtige Gottheit. Er wusste es in seiner Seele, dass alles, was die Unendlichkeit fasst, seinem leisesten Wink untertan sein muss. Dazu hatte Er den größten Drang in seiner Seele, zu herrschen über alles. Stolz, Herrschlust, vollste Freiheit, Sinn fürs Wohlleben, Weiberlust und dergleichen mehr, ebenso auch Zorn waren die Hauptschwächen seiner Seele.

Aber Er kämpfte aus dem Willen der Seele gegen all diese mächtigen, tödlichen Triebfedern seiner Seele. Den Stolz demütigte Er durch die Armut. Aber welch ein hartes Mittel war das für den, dem alles zugehörte, und der aber dennoch nichts "Mein" nennen durfte! — Die Herrschlust bändigte Er durch den willigsten Gehorsam gegenüber denen, die wie alle Menschen gegen Ihn wie gar nichts waren. — Seine ewige, allerhöchste Freiheit bestürmte Er eben damit, dass Er sich, wenn schon endlos schwer, den Menschen wie ein sklavischer Knecht zu den niedrigsten Arbeiten hergab. — Den starken Hang zum Wohlleben bekämpfte Er durch gar oftmaliges Fasten, aus Not und aus dem freien Willen seiner Seele. — Die Weiberlust bekämpfte Er durch nicht selten schwere Arbeit, durch magere Kost, durch Gebet und durch den Umgang mit weisen Männern. In diesem Punkte hatte Er ungemein viel auszustehen, da sein Äußeres und der Ton seiner Rede von höchst einnehmender Art waren. Aus diesem Grunde waren auch die fünf überaus schönen Pflegetöchter des Cyrenius in Ihn sterbensverliebt und wetteiferten untereinander, Ihm am besten zu gefallen. Ihm gefiel solche Liebe wohl; aber dennoch musste Er allezeit zu jeder sagen: "Rühre mich nicht an!" — Da Er ferner die Bosheit der Menschen mit einem Blick durchschaute und ihre Hinterlist, Heuchelei und Selbstsucht sah, so ist auch begreiflich, dass Er sehr erregbar war und leicht beleidigt und erzürnt werden konnte. Aber da mäßigte Er sein göttliches Gemüt durch Liebe und Erbarmung.

So übte Er sein Leben hindurch lauter schwerste Selbstverleugnungen, um dadurch die zerrüttete ewige Ordnung wiederherzustellen. Aus dem aber lässt sich ersehen, wie Jesus als Mensch die achtzehn Jahre unter beständigen Versuchungen und deren Bekämpfung zubrachte. Dadurch aber geschah auch das Zunehmen der Weisheit und Gnade in Jesu Seele vor Gott und den Menschen, und zwar in dem Maße, als sich der Gottgeist nach und nach stets mehr und mehr mit seiner göttlichen Seele einte, die da war der eigentliche Sohn."






Nach oben



Kapitel 18
Das Licht und Heil der Welt

Nur dadurch, dass Jesus wohl dem Geiste nach Gott, seinem Seelisch-Leiblichen nach aber ein wahrer Mensch wie wir alle war, konnte der große Zweck der Menschwerdung Gottes erreicht werden. Denn wie hätte uns mit der Unvollkommenheit unseres Wesens ringenden Menschen ein reiner, vollkommener Gott, für den es keine Versuchung und kein Ringen gibt, ein Lebensvorbild sein können? Hätte uns die Größe einer unverhüllt in die Erscheinung tretenden Gottheit nicht in unserem freien Willen überwältigt und statt zu selbständigen, freien Ebenbildern des Höchsten — zu gerichteten Geschöpfen gemacht? Und hätte die Hingabe des leiblichen Lebens am Kreuze als ein wahres Opfer bewertet werden können, wenn auf Golgatha nicht wirklich ein Mensch unter Qualen und Todesnot geblutet hätte?

Die Bibel und noch mehr und deutlicher die Schriften der Neuoffenbarung berichten uns daher mehrfach von den rein menschlichen Wesenszügen unseres Herrn und Heilands. Viele Leser dieser heiligen Schriften haben sich an diesen menschlichen Zügen im Bilde Jesu schon oft und stark gestoßen, da sie diese unvereinbar fanden mit der in anderen Schriftstellen geoffenbarten göttlichen Natur. Und es wurden gerade aus diesem Grunde von Ungläubigen schon viele heftige Angriffe erhoben gegen die diesbezüglichen Lehren und Berichte der Bibel. Wie kann, so sagen diese Zweifler, ein Gott zum reichen Jüngling sagen: "Was nennst du mich gut, Gott allein ist gut!" Wie kann ein Gott in Gethsemane "zagen und zittern"? Wie kann Er am Kreuze rufen: "Vater, warum hast du mich verlassen"?

Jesus als Mensch

In den Neuoffenbarungsschriften wird der Schleier auch von diesen Rätseln gehoben, und wir empfangen hier auch noch so manches Licht über verschiedene Einzelheiten in dieser bedeutsamen Frage der menschlichen Natur des Herrn.

So wird uns klar gemacht, dass und warum der Mensch Jesus durchaus nicht jederzeit alles wusste, was dem Vater, dem göttlichen Geiste in Ihm, bekannt war und in dessen unergründlichem Plane lag. Bei vollkommener Kenntnis alles Zukünftigen wäre ja der Seele Jesu das Streben und Ringen nach göttlicher Vollkommenheit und die volle Hingabe an den Vaterwillen in einer über das menschliche Maß weitgehenden Weise erleichtert worden. Und so belehrt im Großen Lorberevangelium der Herr einen Jünger, der sich über diesen Punkt wunderte:

"Du hast wohl recht, der Vater ist in Mir in aller Fülle. Aber Ich als der äußere Mensch bin dennoch nur ein Sohn von Ihm und weiß in Meiner Seele auch nur das, was Er Mir offenbart. Ich bin wohl die Flamme seiner Liebe, und Meine Seele ist das Licht aus dem Feuer der Liebe des Vaters. Ihr wisset aber, die Sonne, von der das Licht ausgeht, hat eine wundersame innere und allerinnerste Einrichtung; diese aber ist nur dem Innersten der Sonne selbst bekannt. Das äußere Licht weiß nichts darum und zeichnet auch nirgends ein Bild hin, aus dem man der Sonne innerste Einrichtung erschauen könnte. So ist es auch hier: der Vater ist in Mir; aber Sein Innerstes offenbart sich auch nur dann in Meine Seele, wenn Er es selbst will. Er hat gar vieles in seinem Innersten, darum der Sohn nicht weiß. Und will der Sohn darum wissen, so muss auch Er den Vater darum bitten! Aber es kommt bald die Stunde, da der Vater auch mit seinem Allerinnersten vollends eins wird mit Mir, dem Sohne von Ewigkeit."

Auch im Reden und Handeln Jesu zeigt sich der Unterschied zwischen dem unendlichen Gottgeiste und dem Menschensohn Jesus. In den großen Lehrreden, bei den Zeichen und Wundertaten wirkte der Gottgeist. Im alltäglichen irdisch- menschlichen Reden und Tun, im Zagen und Herzenskampfe in Gethsemane und beim Kreuzesworte. "Vater, warum hast Du mich verlassen?" sowie bei manchen anderen, von den Evangelien berichteten Gelegenheiten redete und handelte offenbar der Menschensohn. Ein Unterschied, den wir ja auch im Reden und Handeln der Propheten aller Zeiten ersehen, aus denen auch nur zeitweilig in der Berufung der Geist Gottes, sonst aber die irdisch-menschliche Seele sich kundtat. — Im "Großen Evangelium" (Bd. 5, 110, 7) betont der Herr diesen Unterschied einmal ausdrücklich, indem Er zu den Jüngern sagt:

"Nun rede Ich nicht als der Wunderarzt aus Nazareth, sondern als Der, der in Mir wohnt von Ewigkeit — als der Vater voll Liebe und Erbarmung und als der alleinige Gott, der da spricht: "Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das ewige Endziel der ganzen Unendlichkeit; außer Mir gibt es keinen Gott!"

Und da die Seele des Menschensohnes Jesus ebenso wie wir nach ihrer göttlichen Vollkommenheit zu ringen hatte, verstehen wir endlich auch das Beten des Herrn, das vielen Zweiflern ein so besonderes Rätsel ist. Im Gebet, das auch Er meist in der Einsamkeit übte, suchte seine Seele im stillen Herzenskämmerchen die vollste und innigste Verbindung mit dem in ihr wohnenden göttlichen Urgeist. — "Sonderbar," sagen im "Großen Evangelium" (Bd. 3, 121) einige Uneingeweihte, "jetzt geht er hin, um zu beten und sich auf den morgigen Tag vorzubereiten! Wen kann er denn noch anrufen und zu wem kann er denn beten? Ist er denn ungeachtet seines tiefsten Wissens den noch nicht das höchste Gottwesen? Sich selbst wird er ja doch nicht anbeten!" — Diesen Zweiflern erwidert der erleuchtete Jünger Mathael: "O ihr Blinden! Trägt Er hier auf Erden nicht gleichwie wir alle Fleisch und Blut, aus dem seine Seele sich wie die unsrige entwickelt hat, um fähig zu sein, in die volle Verbindung mit dem ewigen, grundgöttlichen Geiste zu treten? Nur der Geist in Ihm ist Gott, alles andere ist Mensch, wie wir da Menschen sind. So Er betet, so heißt das mit anderen Worten: Er lässt seinen Menschen ganz durchdringen von seinem urewigen Gottes-Grundgeist, von dem alle anderen Geister ebenso herrühren wie das kleine Abbild der Sonne in einem Tautropfen von der wirklichen Sonne."

Des Herrn Äußeres

Von der äußeren menschlichen Erscheinungsform des Herrn gibt die kleine Jüngerin Jarah von Genezareth, eine besonders hingebungsvolle Anhängerin des Heilands, folgendes Bild: "Mich hatte Er sehr lieb, wie auch ich Ihn über alles liebe, obschon Er äußerlich eben nicht ein "schöner" Mann ist; denn Er ist mehr klein von Statur (d.h. mittlerer Größe. Der Herr wollte nicht durch eine über das mittlere Maß hervorragende Gestalt die Menschen äußerlich in Bann schlagen) und seine Hände sind rauh und arbeitsnarbig. Aber sein Kopf ist würdevoll, und Sein Auge wohl das schönste, das mir je zu Gesichte kam. Auch um den Mund hat Er einen überaus freundlichen, wenn daneben auch würdevoll ernsten Zug. Die Stimme seines Mundes aber kann man eine wahrhaft männlich hinreißende nennen; denn sie klingt wenigstens für mein Ohr angenehmer als der schönste und reinste Gesang." (Bd. 2, 240)

Denen aber, welchen der Gedanke: Gott in Menschenform unmöglich, lächerlich oder gar gotteslästerlich erscheint, wird gesagt: "Ärgere dich nicht, so der Herr vor euch sich in menschlicher Form bewegt. Denn es ist ja jegliche Form sein höchst eigenes Werk" ("Großes Evangelium", Bd. 2, 38). Ferner vernehmen wir, dass in der ganzen Schöpfung auf allen materiellen und geistigen Welten eben die Menschenform materiell und geistig die höchste Vollendungsform aller Formen ist, weil sie als Keim oder geistige Urvollkommenheitsform alles Werdenden schon von Ewigkeit her im innersten Machtzentrum der Gottheit gegeben war.

Der große Weltlehrer

So kam denn also — in dieser schlichten, menschlichen Gestalt und Wesensart — der "Vater des Lichts" selbst aus seinem himmlischen Ursitz in die Welt, d.h. in seine materielle Schöpfung, um die einst mit Luzifer aus der Gottesordnung gefallenen, im Gericht der materiellen Weltkörper gebundenen Geister zu erlösen. Und um als guter Hirte die gesamte seufzende und harrende "Kreatur" ins Vaterhaus, in die Liebesordnung Gottes und in die Freiheit und Herrlichkeit seiner Kinder heimzuführen.

Der erhabene Schöpfer und heilige Allvater wählte zum Zweck seiner Darniederkunft nicht irgendeinen großen und himmlisch angenehmen Stern, etwa eine der riesenhaften Planetar- oder Gebietssonnen, sondern einen kleinen und zugleich geistig finstersten Planeten der Schöpfung, auf dem der Sitz und Kerker jenes schlimmsten und gewaltigsten der gefallenen Urgeister war und ist. Er, der große Herr und Meister wollte sich sein Werk der Liebe und Erbarmung nicht leicht machen. Wo die Arbeit am schwierigsten war, gerade da wollte Er sie mit Lehre und Beispiel in Angriff nehmen und zum Vorbild für alle Seelen und Geister der Unendlichkeit die große Aufgabe bezwingen. In der tiefsten Finsternis sollte das hellste Licht erstrahlen! Und da ein höheres, reineres Erkennen für alle Wesen die Vorbedingung eines höheren Wollens und Handelns ist, zeigte sich der Herr auf unserem Stern vor allem als Bringer eines reinsten, höchsten Erkenntnislichtes, als erhabener Lehrer der ewigen, himmlischen Liebesordnung.

Von dem was Jesus in diesem Amte als großer Weltlehrer im Verkehr mit den zahlreichen, sich zu Ihm drängenden Menschen jeden Geschlechts und Volkes auf Erden verkündet hat, berichtet die Bibel nur das, was für die noch unreife, sozusagen kindliche Erdenmenschheit der nachchristlichen zwei Jahrtausende am tauglichsten erschien: die auf einem einfachen Gottesglauben beruhende Liebelehre, zusammengefasst in dem Gebot: "Liebe Gott über alles und deinen Nächsten wie dich selbst". Der Jünger Johannes hat aber am Schluss seines Evangeliums deutlich ausgesprochen, dass es noch gar vieles gebe, was Jesus gesagt und getan habe, und wollte man das alles im einzelnen niederschreiben, so würde die Welt die Bücher nicht fassen, die zu schreiben wären. — Um eine fast zweitausendjährige Zeitperiode später, abermals in tiefer Finsternis, hat der himmlische Vater der inzwischen durch viele Erfahrungen gereifteren Erdenmenschheit durch seinen Knecht und Boten Jakob Lorber in zahlreichen Büchern einen weit umfangreicheren Teil der einstigen großen Jesu-Botschaft neugeoffenbart. Und wir bekommen durch diese Schriften erst so recht einen überwältigenden Begriff von Jesu Sendung als Weltlehrer.

Die Lehre Jesu

Wir sehen durch Ihn ein vollkommenes, einheitliches geistiges Weltbild vor uns entrollt, das durch seine Erhabenheit und Größe uns ebenso zur Bewunderung hinreißt, wie es durch seine glühende Lebens- und Liebeswärme uns beseligt und zur Hingabe an Gott, unsern Schöpfer und himmlischen Vater entflammt. Die Tiefen und Geheimnisse des Wesens der Gottheit tun sich vor uns auf. Aus der zentralen Lebensgrundmacht der ewigen Liebe in Gott entrollt sich das Werk der Schöpfung, entsprungen dem Drang der göttlichen Liebe, freie, selbständige, ihr selbst ebenbildliche Geistwesen zur seligsten Gesellschaft zu schaffen. Wir dürfen den Werdegang dieser Wesen schauen: ihr Entstehen durch gottgegebene Veranlagung; ihre Entwicklung und Reifung aus geschöpflicher Gebundenheit durch Freitätigkeit, Erziehung und Erfahrung zu gottähnlicher Selbständigkeit; die Überwindung ihrer widergöttlichen Triebe durch höhere Erkenntnisse und durch Gottes- und Bruderliebe. Wir entnehmen ferner den Lorberwerken, wie der Vater in Jesus das Doppelgebot: "Liebe Gott über alles und deinen Nächsten wie dich selbst!" als ewiges Grundgesetz der göttlichen Lebensordnung ins Zentrum seiner Heilslehre gestellt und von ihm eine alle Lebensverhältnisse der Menschen regelnde Lebensordnung abgeleitet hat. Und wir erfahren auch, dass diese auf der Liebe begründete Lebensordnung nicht nur für die Menschen dieser Erde, sondern für die Geister, Seelen und Engel in der ganzen Unendlichkeit gilt und ewiglich der einzig mögliche, einzig zuverlässig zum Ziel der vollen Gotteskindschaft führende Heils- und Vollendungsweg ist.

Alle diese durch Jakob Lorber neu enthüllten Gottes-, Schöpfungs- und Heilswahrheiten hat der Vater in Jesus damals vor zweitausend Jahren den Erdenmenschen zum Teil verkündet, wie wir aus dem Lorberwerk "Die Jugend Jesu" wissen, in seiner Kindheit und Jugend, zum größeren Teile aber in den drei Jahren, in welchen Er als Wanderbote und Heiland die Lande Palästinas durchzog, und sodann endlich in jenen vierzig Tagen zwischen der Auferstehung und Himmelfahrt des Verklärten.

Was bis dahin — auf Erden durch Propheten, Weise und erleuchtete Dichter den Menschen nur ahnungs- oder bruchstückweise in vereinzelten, oft sehr unsicheren Lichtblicken kundgetan — zum wahren Kern menschlicher Religionen gemacht worden war, das ward damals auf unserem Planeten durch den Vater des Lichts, den Herrn der Schöpfung den Gereiftesten unter den damaligen Erdenkindern in vollem Umfang und in ganzer Tiefe sonnenklar eröffnet; und von da dann allen weit genug gereiften Geistern, Menschen und Engeln auf allen materiellen Weltkörpern und in allen geistigen Sphären. (GEJ 01, 215)

Des Herrn Lehrweise

Einzigartig und göttlich groß war aber nicht allein, was der Vater in Jesus lehrte, sondern auch wie Er es lehrte.

Da war vor allem die vollkommene Liebe, Geduld und Sanftmut, welche den Menschen an diesem Himmelsboten auffiel. Keine gewaltsame Überredung, kein geistiger Zwang. Stets sorgsamste Beachtung der Urteils- und Willensfreiheit der Menschen. Im allgemeinen größte Milde, Nachsicht und Liebe gegen Schwache und Gutwillige nur gegen Hartnäckig-Bösartige ein wuchtiger, im Notfalle Geißel und Schwert führender Ernst.

Zahlreich sind denn auch besonders in der "Haushaltung Gottes" und im "Großen Evangelium" die diesem Geiste entsprechenden, vom Herrn verkündeten Missionslehren. So wird im "Großen Evangelium" (Bd. 8, 20) den Jüngern gesagt:

"Meine Lehre gibt euch die höchste Freiheit und kann darum nicht mit dem Schwert und mit den Ketten finsterer Sklaverei verkündet werden. Denn was dem Menschen die höchste Lebensfreiheit verschaffen soll, kann und wird — das muss er auch in seiner vollen Freiheit anerkennen und annehmen. So habe auch Ich niemanden von euch einen Zwang angetan, sondern euch nur zugerufen: "Wer da will, der komme, höre, sehe und folge Mir nach!" Nehmet euch alle an Mir ein rechtes Beispiel! Was kostet es Mich denn, in einem Augenblick alle Menschen der ganzen Erde durch Meine Allmacht geradeso zur Annahme Meiner Lehre und vollsten Befolgung Meines Willens zu zwingen — wie es Mir möglich ist, in einem Augenblick aller anderen Kreatur den Weg, den sie strenge nach Meinem Willen zu gehen hat, mit einem unabänderlichen Muss vorzuzeichnen! Aber welche wahrhaft beglückende, sittliche Lebensfreiheit hätte die Menschheit wohl dabei? Ich sage euch: gar keine!

Alle Gebote, die Ich je den Menschen gab, waren daher eigentlich niemals Gesetze, sondern nur Ratschläge Meiner ewigen Liebe und Weisheit. Aus diesen Ratschlägen haben dann erst die Menschen in der Meinung, Mir dadurch eine größere Ehre zu erweisen, streng zu haltende Gesetze gemacht, deren Nichthaltung sie mit zeitlichen und ewigen Strafen bedrohten. Moses selbst hat vieles dazugetan, um den Juden damit größere Achtung vor dem geoffenbarten Willen Gottes zu verschaffen. Andere taten dasselbe, und die gegenwärtigen Pharisäer haben den höchsten Punkt nicht nur der Dummheit sondern auch der Bosheit erreicht. Dass aber die Sache des Judentums nun auf so schlechten Füßen steht, ist eine notwendige Folge eben davon, dass die Menschen aus Meinen frei gegebenen Ratschlägen Mussgesetze gemacht haben.

Der freie Wille des Menschen wird eine helle Erleuchtung seines Verstandes sicher gerne und stets mit größtem Dank als eine Gnade von oben annehmen. Wenn der Mensch mit freiem Gemüt die lichte Wahrheit Meiner Lehre und Meines besten väterlichen Willens erkennt und einsieht, dann wird er sich schon selbst mit seinem freien Willen auch ein freies Mussgesetz daraus machen und danach handeln. Und das allein wird ihm zur wahren Wohlfahrt der Seele gereichen!

Aber ein den Menschen gegebenes Mussgesetz wird ihnen statt Meines Segens nur das harte Joch und die schwere Bürde des Fluches geben und sie zu neuen Sklaven der Sünde und des Gerichts machen. Und das darum, weil erstens ein Mussgesetz für den freien Willen des Menschen ganz wider Meine göttliche Ordnung ist, den Menschen nur verfinstert und nie erleuchtet; und zweitens, weil mit dem Mussgesetz sich die Gesetzverkünder sogleich eine höhere, nur ihnen zukommende Gewalt anmaßen, darum bald stolz, hochmütig und herrschsüchtig werden und zu den als 'rein göttlich' verkündeten Satzungen aus angemaßter Machtvollkommenheit eigene arge Satzungen als 'göttlichen und ihnen neu geoffenbarten Willen' hinzufügen und auf deren Beachtung stets viel größeres Gewicht legen als auf die Beachtung der rein göttlichen Gebote. Daraus aber gehen dann hervor finsterer Aberglaube, Abgötterei, Hass gegen Andersgläubige, Verfolgung, Mord und verheerendster Krieg. Die Menschen begründen dies alles mit allerlei finsterem Unsinn, so dass sie am Ende des Glaubens werden, Gott einen angenehmen Dienst zu erweisen, wenn sie an ihren andersgläubigen Nebenmenschen die größten Frevel und Missetaten begehen. Und daran haben allein die Mussgesetzgeber schuld!

Ich habe euch das nun offen dargestellt und lichtvoll erklärt. Denn in Meinen Himmeln herrscht nur die höchste Freiheit, aber dadurch auch die höchste Eintracht, durch reine Liebe und größte Weisheit erreicht. Ihr wisset jetzt also frei ohne geringsten inneren Zwang, was ihr als Ausbreiter Meines Evangeliums zu beachten habt."

Zeichen und Wunder

Viel haben sich die Ungläubigen wie auch manche Verstandeschristen schon aufgehalten über die in der Bibel berichteten, von Jesus als Lehrer gewirkten Zeichen und Wunder. Auch die Schriften der Neuoffenbarung berichten über solche Auswirkungen des göttlichen Geistes in Jesus. Ja, die bezüglichen Schilderungen in den Lorberwerken, besonders im "Großen Evangelium", sind entsprechend der größeren Tiefe und Ausdehnung der Gesamtdarstellung noch bedeutend vielseitiger als die kurzen, aufs Wesentlichste beschränkten Überlieferungen in den biblischen Evangelien. Von vernünftelnden, materialistischen Erklärungen, wie solche auch von christlichen Theologen hinsichtlich der biblischen "Zeichen und Wunder" versucht wurden, kann hier nicht mehr die Rede sein. Vielmehr tritt in den Beschreibungen der Neuoffenbarungsschriften deutlich der göttlich-geistige Ursprung dieser "okkulten Phänomene" im Leben und Wirken des Herrn zutage. Wir erfahren, wie sich die Zeichen und Wunder Jesu genau nach jenen geistigen Grundgesetzen des Lebens erklären, denen die wissenschaftlich-okkultistische Forschung nun allmählich unverkennbar auf die Spur kommt und die durch Lorber vom Herrn selbst schon vor bald hundert Jahren so tief und klar enthüllt worden sind.

Es kann daher an der Echtheit der Zeichen und Wunder des Herrn kein Zweifel bestehen — und sollten diese noch so groß sein, sollte der Herr aus Wasser Wein machen, Kranke mit einem Worte gesund machen, Tote zum Leben erwecken, Häuser, Paläste, ja ganze Landschaften durch sein Willenswort erstehen lassen, dem Sturm und Meere oder gar den Gestirnen, der Sonne, dein Monde gebieten. Wissen wir doch, wer im Menschensohne war als innerste, allmächtige Lebensgrundmacht; dass hier das "Ur-Machtzentrum des Alls" mit der Fülle der Gottheit wirkte, von dem in der ganzen Unendlichkeit durch sein Willenswort ja alles gestaltet ist und erhalten wird: das Kleine wie das Große nach den gleichen, von uns in dieser Darstellung eingehend erörterten geistigen Schöpfungs- und Lebensgesetzen.

Obgleich demnach den Herrn als Träger der Gottheitsfülle in ganz natürlicher Weise die höchste, geistige Kraft und Vollmacht des Zeichen- und Wunderwirkens gegeben war, so hat Jesus dennoch im Hinblick auf die Urteils- und Willensfreiheit der Menschen aus guten Gründen von diesem Lehrmittel immer nur einen vorsichtigen Gebrauch gemacht und diese Zurückhaltung auch seinen Aposteln und Jüngern empfohlen.

"Im Notfall", heißt es in "Großen Evangelium" (Bd. 6, 178), "werdet auch ihr Zeichen zu wirken imstande sein. Aber seid damit sparsam und wirket erst dann ein Zeichen, so ihr im Geiste dazu genötigt werdet! Denn ein Zeichen wirkt zwar Gutes, aber ein wahres, lebendiges Wort um tausendmal Besseres, weil durch das Wort dem Menschenherzen kein Zwang auferlegt wird.

Denn das Wort erleuchtet zuerst den Verstand des Menschen. Dieser erweckt dann den Willen und die Liebe im Menschenherzen. Die Liebe wird dadurch zu einer mächtigen Flamme. Und diese beleuchtet und belebt durch Licht und Wärme den Willen des Menschen, und dieser handelt dann nach der Vorschrift des eigenen, vom göttlichen Liebegeist erhellten Verstandes. Und was der Mensch so frei aus sich tut, das ist eigene, verdienstliche Tat, und der Mensch hat erst so seinen eigenen Lebensherd gefunden.

Das Zeichen aber schlägt des Menschen Verstand auf eine lange Zeit nieder und schreckt die Liebe und ihren Willen nur künstlich zum Handeln auf. Aber es ist dieses Handeln gleich einem durch die Luft geworfenen Steine, der sich nur so lange durch die Luft bewegt, wie die Wurfkraft währt. Sobald diese aber aufhört, fällt der Stein nach seiner Schwere wieder als tot auf den Boden und bleibt da liegen in seinem alten Gericht.

Daher sage Ich euch allen noch einmal eindringlich: Lehret das Gotteswort hell und klar und seid in hohem Grade sparsam mit den Zeichen, so werdet ihr bleibende und unwandelbare Jünger erziehen! Denn das Zeichen vergeht; aber die helle und reine Wahrheit bleibt ewig und bedarf zu ihrer Bestätigung gar keines Zeichens mehr, weil sie selbst das höchste Zeichen ist, das aus den Himmeln zu jeder Zeit den Menschen, die es suchen, gegeben wird.

Es gibt schon auch Zeichen, die ihr wirken möget; aber da soll dasselbe für arme und bresthafte Menschen ohne Unterschied des Standes und des Glaubens nur eine rechte Wohltat sein, aber nicht ein besonderes Beweismittel für die reine Göttlichkeit Meiner Lehre.

Die Lehre muss sich durch ihr Licht selbst als rein göttlich erweisen. Wenn ihr das beachtet, werdet ihr Mir wahrlich gute Jünger und Boten sein. Wenn ihr es aber nicht genau beachtet, so werdet ihr dem Gegenchrist die Tore öffnen."

Tatlehre und Tatlehrer

Eine der wichtigsten, ja entscheidenden Wesensseiten der Lehrweise Jesu war auch — als ein Grundbestandteil ihres Wahrheitsgeistes — die Betonung der Betätigung, der lebendigen Tat als Bedingung der Wirksamkeit der Lehre. "Seid Täter und nicht bloß eitel Hörer und Bewunderer Meiner Worte, Lehren und Taten! Nur so werdet auch ihr die Vollendung des Lebens in euch selbst überkommen, welche ihr nun an Mir so hoch bewundert." Das ist der eigentliche, praktisch wichtigste Grundgedanke der Heils- und Lebenslehre Jesu Christi. Und die Bedeutung der Neuoffenbarung durch Jakob Lorber besteht hauptsächlich auch gerade darin, dass sie gegenüber der bloßen "Glaubensgerechtigkeit" die entscheidende Wichtigkeit des Tatlebens, des "Tatchristentums" stark und überzeugend in den Vordergrund stellt. Die bezüglichen Stellen in den Lorberwerken sind zahlreich und wir werden später davon noch viel vernehmen.

Auch für die Wirksamkeit der Wortverkündung durch Jünger und Boten erachtete der Herr das Tatleben als eine überaus wichtige Sache. So belehrt Er im "Großen Evangelium" (Bd. 6, 163) die Jünger: "Vor allem muss der Prediger für sich selbst ganz in der Ordnung sein, bevor er jemand anderes lehrt. Denn sonst ist die Lehre hohl und lässt auch den Lehrling leer. So jemand aber selbst ein eifriger Befolger dessen ist, was er lehrt, dann werden auch seine Jünger sich mit allem Eifer bestreben, so wie ihr Meister vollkommen zu werden. Wenn aber die Jünger hier und da Fehler und Unvollkommenheit an ihrem Meister entdecken, werden sie auch bald in ihrem Eifer nachlassen und am Ende sagen: "Der Meister ist selbst ein Stümper! Was soll aus uns werden?" Und Ich sage euch, die Jünger werden solch einem Meister bald den Rücken kehren. Darum müsset ihr zuvor selbst in allem vollkommen sein, d.h. in der Lehre und in der Tat danach, weil ihr sonst nicht fähig wärt, wahre Ausbreiter Meines Evangeliums zu sein.

Ich sage euch: Es werden nicht alle in das Reich Gottes eingehen, die da zu Mir sagen: "Herr, Herr!" — sondern nur die, welche den erkannten Willen Meines Vaters im Himmel tun! Es ist nicht genug, dass da jemand glaubt, dass Ich Christus, der Gesalbte Gottes bin, sondern er muss auch tun, was Ich gelehrt habe, sonst nützt ihm der Glaube nichts. Denn ohne die Werke ist der stärkste Glaube tot und gibt keiner Seele das ewige Leben. Das merket euch alle wohl und tuet danach, so werdet ihr leben"

Der Heiland der Kranken und Freund der Armen

Ewig vorbildlich war daher denn auch Jesus als Lehrer vor allem darin, dass Er seiner Lehre ein vollstes Gewicht gab durch sein eigenes Leben und Beispiel.

Als unermüdlicher Freund und Heiland aller Armen, Kranken und Schwachen ging Er über die Erde. Die Evangelien der Bibel berichten es, und noch eingehender die Schriften der Neuoffenbarung. Jesu Seele, Jesus der Mensch, lebte es aller Welt und allen Geistern und Engeln vor, wie man in der Tat und in der Wahrheit Gott über alles lieben soll, indem man seinen Nächsten, d.h. jedes hilfsbedürftig uns nahetretende Mitgeschöpf werktätig liebt und ihm alle mögliche Förderung leiblich und geistig angedeihen lässt.

Dabei durfte Jesus in seinen Heil- und Wundertaten auch zeigen, wozu ein reiner, mit der Urquelle aller Macht verbundener Mensch mit der ihn durchströmenden Gotteskraft ordnend, heilend und schöpferisch gestaltend imstande ist — nicht als ein die Naturgesetze überspringender Zauberer, sondern vollkommen in der Ordnung des durch die Kräfte Gottes geregelten Naturgeschehens, lediglich durch die allgewaltige Macht der reinen göttlichen Liebe.

Erschütternd sind in dieser Hinsicht viele herrliche Szenen in den Werken "Die Jugend Jesu", "Die Dreitageszene", "Briefwechsel Jesu mit Abgarus" und vor allem natürlich im "Großen Evangelium". So die Begegnung des Herrn mit dem Weibe am Jakobsbrunnen, die Belehrung, seelische und leibliche Heilung und ewige Beglückung so vieler Menschen. Ja hier, in diesem unvergleichlichen Wirken des einzigartigen Lehrers der Unendlichkeit wehte wahrhaft Gottes Odem mit überwältigender Macht! Hier neigte sich zu den Gefangenen der Materie die Ewige Liebe mit ihrem herrlichsten, alles beseligenden Licht!

Das Lamm Gottes

Das machtvollste Beispiel zur Bekräftigung der Lehre sollte der Menschensohn Jesus aber erst im leiblichen Tode geben.

Schon damals, als Jesus das irdische Vaterhaus in Nazareth verließ und zur geistigen Reifung in die Wüste und sodann als heimatloser Prediger auf die Wanderfahrt ging, hatte Er, um seiner Sendung an den Brüdern und Schwestern zu dienen, allen irdischen Besitz dahingegeben. So, dass Er sagen konnte: "Die Füchse haben ihre Höhlen, die Vögel ihre Nester, aber des Menschen Sohn hat nicht, wo Er sein Haupt hinlege". Aber die Hingabe an den Willen des Vaters und die Aufopferung alles Eigenwesens sollte noch weiter gehen. Es sollte um der Brüder und Schwestern willen auch noch das letzte, an was sich die Eigenliebe der Menschenseele am heißesten zu klammern pflegt, dem Vater dahingegeben werden: das Leben des Leibes, des Leibes Blut — und zwar auf die schmerzhafteste Weise.

In "Erde und Mond" (70) vernehmen wir darüber: "Ich selbst, als Ich im Fleische auf der Erde wandelte, konnte und durfte nicht tun, was Ich wollte, sondern was der wollte, der Mich gesandt hat und der in Mir war, wie Ich in Ihm. Er war der Geist Gottes als Vater von Ewigkeit, Ich aber war und bin dessen Seele, die zwar ihre eigene Erkenntnis und Fähigkeit besitzt, als die höchste und vollendetste Seele aller Seelen. Aber dennoch durfte diese Seele nicht tun, was sie wollte, sondern nur, was der wollte, von dem sie ausgegangen war. Wollte auch die Seele den letzten bitteren Kelch zur Seite schieben, so wollte aber solches dennoch nicht der, der in Mir war. Darum tat demnach Meine Seele auch das, was der wollte, der in Mir war."

Der Anblick der im Garten Gethsemane, d.h. im Banne der Materie schlafenden Brüder zeigte in der herben Entscheidungsstunde der Seele des Menschensohns, dass auch diese Tat zur Erweckung, Belebung und Rettung der schlaftrunkenen Seelen der Materie und zur Krönung des Erlösungswerkes unumgänglich notwendig sei. Denn die Hingabe und Aufopferung am Kreuze gab allen Wesen der Unendlichkeit erst recht das höchste Vorbild für die lebendige Auswirkung der vom Vater in Jesus verkündeten Liebes- und Heilslehre und bekräftigte zugleich als ein Blutzeugnis diese Lehre für alle Zeiten der Zeiten so machtvoll, dass man auf Erden und in der ganzen Unendlichkeit nun weiß: Von Golgatha, vom Kreuz, von der höchsten Kraft hingebender, sich selbst aufopfernder Liebe ergeht im Reiche des ewigen Lebens einzig und allein und ewiglich alles Licht und Heil!

Der Zeuge des ewigen Gotteslebens

Über die Zeugniskraft seines leiblichen Todes und seiner geistigen Auferstehung verkündet der Herr im "Großen Evangelium" (Bd. 8, 149) etlichen römischen Jüngern:

"Ich habe euch schon auf dem Ölberg einmal zu verstehen gegeben, dass Ich in nicht gar ferner Zeit zum Gericht der Frevler und zum Heil der Meinen es selbst zulassen werde, dass Mich die Menschen ergreifen und Meinen Leib töten am Kreuze wie einen gemeinen Verbrecher. So ihr davon hören werdet, dann ärgert euch nicht über Mich, sondern bleibt im Glauben an Mich und in der Liebe zu Mir. Ihr werdet dadurch selbst mit teilhaben an Meinem Werke der Erlösung der Menschen aus den alten und harten Banden der Sünde und des todbringenden Aberglaubens.

Ich sage es euch noch einmal, dass sich darob niemand ärgere und schwach werde im Glauben! Denn obschon Mein Leib von den Frevlern wird getötet werden, so werde Ich dennoch schon am dritten Tage wieder den getöteten Leib beleben und werde auferstehen als ewiger Sieger über den Tod und über alles Gericht.

Ich werde dann wieder zu euch kommen und euch die Kraft Meines Geistes und Willens zu eurer eigenen Lebendigmachung und Beseligung für ewig geben. Ich sage euch dieses darum mit großer Bestimmtheit voraus, auf dass, so es geschehen wird, sich von euch niemand ärgere an Mir.

Ich sage euch aber auch noch etwas, da ihr in euch denket: 'Ja, muss denn das so geschehen? Hat denn Er als der weiseste und allmächtige Herr der Himmel und dieser Erde im Ernst kein anderes Mittel, um die vielen Frevler zu bändigen und die an Ihn gläubig sich Haltenden zu beseligen?'

"Höret alle, was Ich euch darauf zu sagen habe: Ich will es (an sich) nicht, dass es so geschehe und Ich hätte Mittel und Wege, Meine Kinder auch ohne das, was da geschehen wird, zu erlösen und selig zu machen. Aber die argen Menschen wollen es so. Darum lasse Ich es auch zu, dass es so geschehen möge, auf dass sich eben dadurch auch viele Frevler zur Reue, Buße und zum wahren Glauben an Mich bekehren mögen. Denn die Brut im Tempel sagt und schreit es ja in einem fort: "Lasset uns ihn nur ergreifen und töten! Wenn er vom Grabe wieder auferstehen wird, dann wollen auch wir an ihn glauben!" Sie wollen also die letzte Probe an Mir machen, und so sei es denn auch sogar zugelassen!

Es werden dadurch viele, die jetzt noch ganz blind sind, sehend und an Mich gläubig werden. Doch die Grundargen werden eben dadurch auch ihr Sündenmaß voll machen und in ihr Gericht und ihren ewigen Tod fallen. Ihr aber seid getröstet und freuet euch! Wenn Ich wieder aus dem Grabe erstehen werde, dann werde Ich auch zu euch kommen und euch selbst überzeugen von dem, was Ich nun zu euch geredet habe."






Nach oben



Kapitel 19
Der Erlöser und himmlische Vater

Für die Jesuseele war die in Gethsemane und Golgatha vollzogene freie und vollkommene Hingabe an den Willen des Vaters zugleich die Vollendung der geistigen Läuterung und Verklärung: in so hohem Maße, dass nun der urewige, allerhöchste Gottgeist sich ganz und für ewig mit dieser höchst vollendeten, verklärten Jesuseele gleichsam zu einem neuen höheren Wesen, einem schaubaren Vatergott verbinden konnte, in welcher Erscheinungsform die Gottheit von da an den höheren Geistern, Menschen und Engeln nahbar ist und mit Liebe ergriffen und erfasst werden kann.

Ein nahbarer Vatergott und ein neuer Himmel

Eine neue, bis dahin nie bestandene Möglichkeit beseligender Annäherung an Gott wurde damit geschaffen — in der Schrift dadurch sinnbildlich ausgedrückt, dass in Jesu Todesstunde im Tempel der Vorhang vor dem Allerheiligsten zerriß. Eine bis dahin verschlossene innerste Himmelssphäre wurde geöffnet, den Wesen ein Zugang zum allerheiligsten Zentrum der Gottheit, zum Sitz der ewigen Liebe aufgetan; eben in dem unbeschreiblich seligen Bewusstsein, in der göttlich liebevollen und herrlichen Person Jesu den Vater schauen, ergreifen und lieben zu dürfen und mit Ihm zu verkehren wie ein Bruder mit dem andern; ja an seinem Herzen, "in Gott" ruhen zu dürfen, wie einst Johannes leiblich und geistig ruhte an der Brust des Herrn.

Von diesem Jünger der Liebe, Johannes, ist dies in dem Lorberwerk "Die geistige Sonne" (Bd. 2, 13) selbst mit den Worten ausgesprochen:

"Vor der Darniederkunft des Herrn konnte nie ein Mensch mit dem eigentlichen Wesen Gottes sprechen. Niemand konnte dasselbe je erschauen, ohne dabei das Leben gänzlich zu verlieren; wie es denn auch bei Moses heißt: Gott kann niemand sehen und leben zugleich! Es hat sich zwar der Herr in der Urkirche wie auch in der Kirche des Melchisedek, zu der sich Abraham bekannte, wohl öfter persönlich gezeigt und hat mit seinen Heiligen gesprochen und seine Kinder gelehrt. Aber dieser persönliche Herr war eigentlich doch nicht unmittelbar der Herr selbst, sondern allzeit nur ein zu diesem Zweck mit dem Geiste Gottes erfüllter Engelsgeist. Aus solch einem Engelsgeiste redete dann der Geist des Herrn so, als wenn unmittelbar der Herr selbst redete. Aber in einem solchen Geiste war dennoch nie die vollkommene Fülle des Geistes Gottes gegenwärtig, sondern nur soweit, als es für den bevorstehenden Zweck nötig war. Ihr könnet es glauben, in jener Zeit konnten auch nicht einmal die allerreinsten Engelsgeister die Gottheit je anders sehen, als ihr da seht die Sonne am Firmament. Und keiner von den Engelsgeistern hätte es je gewagt, sich die Gottheit unter irgendeinem Bilde vorzustellen, wie denn noch zu Mosis Zeiten dem israelitischen Volke auf das strengste geboten war, dass es sich von Gott kein geschnitztes Bild und überhaupt keine bildliche Vorstellung machen solle.

Aber nun höret: Diesem unendlichen Wesen Gottes hat es einmal wohlgefallen — und zwar zu einer Zeit, in welcher die Menschen am wenigsten daran dachten — sich in seiner ganzen, unendlichen Fülle zu vereinen und in dieser Vereinigung die vollkommene menschliche Natur anzunehmen. Nun denket euch: Gott, den nie ein geschaffenes Auge schaute, kommt als der von der allerhöchsten Liebe und Weisheit erfüllte Jesus auf die Welt! Er, der Unendliche, der Ewige, vor dessen Hauch Ewigkeiten zerstäuben wie lockere Spreu, wandelt und lehrt seine Geschöpfe, seine Kinder — nicht wie ein Vater, sondern wie ein Bruder!

Aber das alles wäre noch zu wenig. Er, der Allmächtige, lässt sich sogar verfolgen, gefangennehmen und dem Leibe nach töten von seinen nichtigen Geschöpfen! Sagt mir, könntet ihr euch eine größere Liebe, eine größere Herablassung denken als diese, die ihr an Jesus kennt?

Durch diese unbegreifliche Tat hat Er alle Dinge des Himmels neu gestaltet. Wohnt Er auch jetzt in seiner Gnadensonne, aus der das Licht allen Himmeln unversiegbar zuströmt, so ist Er dennoch ganz derselbe leibhaftige Jesus, wie Er auf der Erde in all seiner göttlichen Fülle gewandelt ist: als ein wahrer Vater und Bruder, als vollkommener Mensch unter seinen Kindern, gibt Er seinen Kindern alle Gnade, Liebe und Macht und leitet sie persönlich wesenhaft an, machtvoll zu wirken in seiner Ordnung!

Ehedem war zwischen Gott und den geschaffenen Menschen eine unendliche Kluft. Aber in Jesus ist diese Kluft beinahe völlig aufgehoben worden. Und Er selbst hat uns dieses sichtbar angezeigt, indem Er durch seine Allmacht den Vorhang im Tempel zerrissen hat, der das Allerheiligste vom Volke trennte.

Daher ist Er auch der alleinige Weg, das Leben, das Licht und die Wahrheit. Er ist die Tür, durch welche wir zu Gott gelangen können. Durch diese Tür überschreiten wir die unendliche Kluft zwischen Gott und uns und finden da — Jesus, den ewigen, unendlich heiligen Bruder!

Und Ihn, der es gewollt hat, dass diese Kluft aufgehoben wurde, können wir nun doch sicher auch über alles lieben!"

Der Mittler und Versöhner

Es ist der endlos barmherzige, heiligste Wille der in Jesus geoffenbarten und verkörperten Liebe: es soll fortan diese höchst beseligende Annäherung allen, auch den gefallenen Geistern der Materie gewährt sein. Allen, die dem Menschensohn nachfolgen, d.h. in reiner Gottes- und Bruderliebe ganz wie Er dem himmlischen Vater ihr ganzes Sein und Wesen im Liebesdienst für ihre Brüder und Schwestern hingeben.

Das erhabene Opfer der einen und edelsten Menschenseele, des Menschensohnes Jesus, wollte der Vater in Jesus gelten lassen als Sühnung des Abfalls aller Materiegeister. Auch ihnen, ja gerade für sie besonders, war der neue, höchste Liebehimmel aufgetan. Und so war also Jesu Opfertod für die Wesen der Materie nicht nur ein Beispiel, sondern auch eine Sühnung, welche auch ihnen den Zugang eröffnete zu der neuen, höchsten Möglichkeit selig zu werden.

Darum heißt es in der Heiligen Schrift, "Siehe, Ich mache alles neu!" — Und im "Großen Evangelium" vernehmen wir die Worte:

"Eine Erlösung von allem Fluche (des Abfalls und des Materiegerichts) geschieht eben jetzt, da Ich selbst alle Materie dadurch segne, dass Ich Mich in euren alten Fluch hineinbegeben und ihm dadurch den Segen gebracht habe. Alle alte Ordnung der alten Himmel hört auf. Es wird auf der Grundlage der nunmehr durch Mich gesegneten Materie eine neue Ordnung und ein neuer Himmel gebaut, und die ganze Schöpfung — wie auch diese Erde — wird eine neue Einrichtung bekommen.

Nach der alten Ordnung konnte niemand in die Himmel kommen, der einmal in der Materie gesteckt hat. Von nun an wird niemand wahrhaft zu Mir in den höchsten und reinsten Himmel kommen können, der nicht gleich Mir den Weg der Materie und des Fleisches durchgemacht hat!

Wer immer von nun an in Meinem Namen getauft wird mit dem lebendigen Wasser Meiner Lehre und mit dem Geiste Meiner Liebe und in Meinem Namen der Kraft und Tat nach, von dem ist die alte Erbsünde für ewig genommen. Sein Leib wird nun nicht mehr eine alte Mördergrube der Sünde sein, sondern ein Tempel des Heiligen Geistes.

Aber ein jeglicher gebe acht, dass er sich nicht von neuem verunreinige durch das alte, giftige Unkraut der Eigenliebe! Hütet euch vor diesem Übel, dann werdet ihr heiligen auch euer Fleisch und Blut. Und wenn der reine Geist in euch zur vollen Alleinherrschaft gelangt ist, dann wird in ihm und durch ihn zu vollendetem, ewigem Leben auferstehen nicht nur die Seele, sondern auch des Leibes Fleisch und Blut! Sehet, welch ein Unterschied ist da zwischen früher und jetzt! Wie es aber nun eingerichtet wird, so wird es bleiben in Ewigkeit."

Die Kunde des Kreuzeswegs auf den Gestirnen

Da die Menschwerdung Gottes und die Tat der Versöhnung nicht bloß den Menschen unseres unscheinbaren Planeten Erde, sondern der ganzen Schöpfung galt, so ist es eigentlich selbstverständlich, dass die Kunde des einzigartigen Geschehens auch auf den anderen Gestirnen den dortigen Menschen durch Offenbarung bekannt gemacht wurde und wird. Entsprechend der geistig-seelischen Beschaffenheit und Reife jener Menschengeschlechter bestehen freilich auf den Gestirnen große Unterschiede in Art und Maß dieser Offenbarung und Erkenntnis. Nicht allen Sternenmenschen ist die erhabene Tatsache in ihrem vollen Umfang bekannt.

Über die Kunde auf dem Haupt- und Mittelgürtel unserer Sonne lesen wir in dem Lorberwerk "Die natürliche Sonne" (21 und 22) bei Schilderung der dortigen höchsten Tempelart:

"Was wird denn in diesem Tempel alles gelehrt? Seht, das ist ein Tempel der tiefsten Geheimnisse, in die nur wenige eingeweiht werden. Diese Geheimnisse aber bestehen darin, dass Gott ein Mensch ist, und wie in diesem Menschen die allerhöchste Liebe wohnt, der alles, was da ist, aus eigener Kraft erschaffen hat. — Hier wird auch das Allergrößte gelehrt: Wie da Gott als die reinste Liebe auf einem Planeten, Erde genannt (in der Sonne hat aber dieser Planet den Namen Pjur), vollkommen ein Mensch schweren und sogar todfähigen Leibes geworden ist und daselbst in der größten Dürftigkeit lebte, obschon alle Himmel sein Eigentum sind — und sich zum Zeichen seiner unendlichen Liebe und unbegreiflichen Demut sogar an ein Kreuz heften und töten ließ … Merkwürdig für euch wäre daselbst ein auf einem Hügel gegenüber dem Tempel befindliches Kreuz. Da sieht es geradeso aus, wie bei euch auf der Erde auf einem gutgestalteten Kalvarienberg. Dieser Berg der Sonne aber ist von einem Kranze hochgezogener Baumstämme so umstanden, dass von außen her nirgends etwas von ihm zu erblicken ist, außer so jemand durch ein enges Pförtlein von dem obersten Priester eingeführt wird.

Da erschaut er eine künstlerisch gebildete Gruppe, durch die das letzte Abendmahl dargestellt wird. Von hier wird er dann auf einen freien Platz hinaus geleitet. Da erschaut er eine Gruppe, welche Christus darstellt mit seinen Aposteln im Garten Gethsemane auf dem Ölberg. Von da etwas weiter wieder eine Gruppe, welche des Herrn Gefangennehmung darstellt. Und so weiter kommt er spiralförmig um den Hügel herum von einer Gruppe zur andern, durch welche die verschiedenen Leiden des Herrn dargestellt werden.

Endlich zuoberst des Hügels befindet sich ganz freistehend ein großes Kreuz, an dem die Gestalt des Herrn in irdisch-menschlicher Form angeheftet ist, während auf dessen beiden Seiten an kleineren und niederen Kreuzen die bekannten zwei Schächer zu erschauen sind.

Nach diesem Anblick wird dem Besucher des Kalvarienberges von dem Führer die große Liebe in Gott gezeigt. Es wird ihm gesagt, dass durch diesen Tod am Kreuz die Menschen, besonders jene, welche auf dieser Erde wohnen, das wirkliche Kinderrecht überkommen haben."

Sodann wird der Führer wieder vom Gaste befragt, ob denn die Menschen der Sonne nie zu solch einem unaussprechlichen Glück des Kinderrechts gelangen werden? Und der Führer gibt ihm dann zur Antwort: "Nicht nur die Menschen der Sonne, sondern alle Menschen, welche da bewohnen alle Sonnen und alle Planeten der ganzen Unendlichkeit, haben dadurch ein geheimes Recht auf dieses unermessliche Glück. Aber auf keinem anderen Wege können sie zu diesem Glück gelangen als allein nur auf dem Wege der tiefsten Demut und, aus dieser heraus, auf dem Wege der vollkommensten Liebe ihres ganzen Wesens zu Gott!"

Siehe, darum auch ist dieses überheilige Bild hier aufgestellt, damit auch wir erkennen sollen, dass Er auch für uns seine Hände ausgestreckt hat. Auch uns will Er umfassen, aber wir müssen zuvor auf dem dir bezeichneten Wege des Kreuzes zu Ihm kommen."

Der Erlöser und die Erlösung

"Christus ist allein der Mittler zwischen Gott und der Menschennatur. Durch den Tod seines Fleisches und durch sein vergossenes Blut hat Er allem Fleische, das da ist die alte Sünde Satans, den Weg gebahnt zur Auferstehung und Rückkehr zu Gott! — Christus aber ist die Grundliebe in Gott, das Hauptwort alles Wortes, das da ist Fleisch geworden und dadurch geworden zum Fleische alles Fleisches und zum Blute alles Blutes. Dieses Fleisch nahm freiwillig alle Sünde der Welt auf sich und reinigte sie vor Gott durch sein heilig Blut. — Mache dich teilhaftig dieses größten Erlösungswerkes Gottes durch das Fleisch und durch das Blut Christi, so wirst du rein sein vor Gott! Kein Wesen und kein Ding kann rein werden durch sich, sondern allein durch die Verdienste Christi, die da sind die höchste Gnade und Erbarmung Gottes. — Du allein vermagst nichts, alles aber vermag Christus!" (RB 02, 157, 9)

Welche Gnadenfülle entstanden ist durch das Werk der Erlösung und wie aus deren Licht und Wärme alle Kreatur erst neu- und wiedergeboren werden kann zum ewigen Leben hören wir weiter:

"Das aber ist die Erlösung, dass erkannt werde der heilige Vater und die Liebe, welche die ganze Welt sühnend und wieder heiligend am Kreuz blutete und selbst den Missetätern durch den letzten Lanzenstich ins Herz der ewigen Liebe die heilige Pforte zum Lichte und zum ewigen Leben öffnen ließ. Und wie da einer sehend ward und lebendig im Glauben und in der Liebe, so können alle sehend und lebendig werden im Glauben. Das ist der wahre Anteil an der Erlösung, dass eure Liebe von neuem befruchtet werde durch die Strahlen der Gnadensonne und in euch aufgehe die Liebe des Vaters durch die Werke des Sohnes in aller Kraft und Macht des heiligsten Geistes aus beiden in der reinen Liebe eures wiedergeborenen Herzens.

Was das Werk Meiner Erlösung bedeutet und ist, so sage Ich euch, es ist das allergrößte Werk der ewigen Liebe, da hierdurch Ich, der Allerhöchste, in aller Fülle Meiner Liebe und in der unendlichen Fülle Meiner Gottheit selbst Mensch, ja sogar euch allen Bruder wurde, die ganze Masse der Sünden der Welt auf Meine Schultern nahm und die Erde reinigte vom alten Fluch der unantastbaren Heiligkeit Gottes. Dann ist es die Unterjochung der Hölle unter die Kraft Meiner Liebe, die früher nur in der Macht der zornergrimmten Gottheit stand und somit entfernt war von allem Einfluss Meiner Liebe. Diese aber ist die furchtbarste Waffe gegen die Hölle, da sie das alleräußerste Gegenteil von ihr ist, weshalb sie bei der liebevoll andächtigen Nennung Meines Namens auch schon in eine ganze Unendlichkeit zurückgetrieben wird. Sodann ist das Werk Meiner Erlösung die Eröffnung der Pforte des Himmels und ewigen Lebens und der getreue Wegweiser dahin, denn sie versöhnt euch nicht nur wieder mit der Heiligkeit Gottes, sondern sie zeigt auch, wie ihr euch vor der Welt erniedrigen müsst, so ihr wollet erhöht werden von Gott. Sie zeigt euch ferner, alle Verspottung, Leiden und Kreuz aus Liebe zu Mir und euren Brüdern zu ertragen in aller Geduld, Sanftmut und Ergebung eures Willens. Ja, sie lehrt euch, eure Feinde zu segnen mit der göttlichen Liebe in euren Herzen." ("Weg zur Wiedergeburt", S. 77)

Der Name aller Namen

Jesus Christus, der Gekreuzigte, ist also alles in allem. Er ist das verkörperte Ur-Machtzentrum Gottes, die Fülle der Gottheit. Er ist die ewige Allliebe, Allweisheit, Allmacht. Er ist der Herr und Meister aller Geister. Er ist das Licht und Heil der Welt. Er ist der Erlöser und himmlische Vater. Er ist die Einheit der Unendlichkeit, der Monarch des ewigen, göttlichen Allreichs!

"Ich sage euch", spricht Johannes, "Jesus ist etwas so ungeheuer Großes, dass, so dieser Name ausgesprochen wird, die ganze Unendlichkeit vor Ehrfurcht erbebt! Saget ihr 'Gott', so nennt ihr zwar auch das allerhöchste Wesen; aber ihr nennt es in seiner Unendlichkeit, da es erfüllet das unendliche All mit seiner unendlichen Kraft von Ewigkeit zu Ewigkeit. — Aber mit dem Namen 'Jesus' bezeichnet ihr das vollkommene, allmächtige, wesenhafte Zentrum Gottes, oder noch deutlicher gesprochen: Jesus ist der wahrhaftigste, allereigentlichste, wesenhafte Gott als Mensch, aus dem alle Gottheit, welche die Unendlichkeit erfüllt, als Geist seiner unendlichen Macht und Kraft hervorgeht gleich den Strahlen der Sonne. Jesus ist demnach der Inbegriff der gänzlichen Fülle der Gottheit. Oder: in Jesus wohnt die Gottheit in ihrer unendlichen Fülle wahrhaft körperlich wesenhaft. Darum auch allezeit die ganze göttliche Unendlichkeit mitschwingt, wenn dieser heilig erhabene Name in wahrer Liebe ausgesprochen wird!" ("Geistige Sonne", Bd. 2, 13)

Ein höchstes, heiligstes Geheimnis

Dass in Jesus Christus der Vater des Lichts, die Ewige Liebe selbst Mensch geworden ist und sich verkörpert hat, ist freilich ein höchstes, heiligstes Geheimnis. Eine göttliche Wahrheit, die ob ihrer Größe und Tiefe durchaus nicht von jedem Geist und Menschen erkannt, gefasst und geglaubt werden kann. Nur demütige liebeerfüllte Menschen können es begreifen und als möglich empfinden, dass die erhabene Majestät der Gottheit in ihrer endlosen Liebe und Erbarmung sich so weit herniederließ. Denn nur in solchen Liebeherzen sind zarte Saiten, die auf diesen Anhauch der ewigen Liebe gläubig mitschwingen können.

Es hat denn auch der Herr den Petrus wie auch andere eingeweihte Jünger — in Kenntnis der menschlichen Natur — immer wieder gewarnt, Ihn, d.h. die Gottheit in Ihm, ungereiften Menschen verfrüht zu verraten und diesen Glauben irgend jemandem aufzudrängen. Und wie vorsichtig enthüllt Er sich selber im "Großen Evangelium" den meisten Seelen:

"Dich habe Ich vorbereitet durch Wort und Lehre", sagt der Herr (GEJ 01, 155) zu einem besonders glühenden Anhänger. "Du hieltest Mich, als Ich vor etlichen Tagen zu dir kam, wohl für einen sehr weisen und wohlverständigen Arzt. Und als du Mich ungewöhnliche Taten verrichten sahst, so fingst du an, Mich für einen Propheten zu halten, durch den der Geist Gottes wirke. Du aber bist ein in allen Schulen bewanderter Mann. Es trieb dich, in volle Wissenschaft zu bringen, wie ein Mensch zu solcher Vollendung gelangen könne. Da enthüllte Ich dir, was der Mensch und was in ihm ist, und dazu, was aus dem Menschen werden kann, so er sich völlig erkannt hat und dadurch zur vollsten Lebensfreiheit seines Geistes gelangt ist.

Aber Ich zeigte dir dann auch, dass Gott selbst ein Mensch ist, und dass aus diesem einzigen Grunde auch du und alle dir ähnlichen Wesen Menschen sind. Und Ich zeigte dir dann auch im geheimen, dass eben Ich selbst der (Ur-)Mensch bin, und dass ein jeder Mensch berufen ist, das zu werden und für ewig zu sein, was Ich selbst bin. Da erstauntest du, und du weißt von da an, wer Ich bin. Und sieh, das war eine zweckmäßige Vorbereitung deiner Seele."

So kann es uns denn nicht wundern, wenn die große Tatsache, dass in Jesus Vater, Sohn und Geist vereinigt und verkörpert sind, auch in den biblischen Schriften des Alten und Neuen Testaments für die noch unreife Menschheit nur sehr verhüllt zutage tritt. Wir finden klare Hinweise hauptsächlich bei Jesaja ("Er heißt Ewig-Vater") und im Evangelium des Johannes ("Wer Mich siehet, der siehet den Vater"). Die große Masse der Christen verehrt bisher in Jesus nur den Gottessohn. Doch hat es immer gewecktere Seelen gegeben, die zarten Herzens in Ihm auch den Vater und den Heiligen Geist erkannten; so im früheren Mittelalter viele Mystiker und Heilige. Und selbst Luther hat einst erkannt: "Er heißt Jesus Christ, der Herr Zebaoth. Und ist kein anderer Gott."

So wollen denn auch wir nicht ungeduldig gegen solche sein, die in der Erkenntnis noch zurückstehen und in dem, der für uns der Vater, der Inbegriff alles Göttlichen und aller Liebe, Weisheit und Macht ist, nur einen weisen, menschenfreundlichen Arzt oder höchstens einen Propheten ersehen. Wenn solche Brüder und Schwestern sich nur auf dem Liebeweg befinden, so wollen wir freudig hoffen und Vertrauen auf die große Verheißung. "Wer Meine Gebote hat und hält, der ist‘s, der Mich liebt. Ihm werde Ich Mich offenbaren!"


Nach oben