Drei große göttliche Offenbarungen

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Die Grundfragen des Lebens - Band 1

2. Teil

Mensch und Lebenssinn

VI. Woher kommt und was ist der Mensch?

Kapitel 20 — Erde und Mensch

Der erste Erdbildungsabschnitt

Der zweite Erdbildungsabschnitt

Der dritte und vierte Erdbildungsabschnitt

Der fünfte Erdbildungsabschnitt — mit den Präadamiten

Die Vormenschen oder Präadamiten

Der sechste Erdbildungsabschnitt mit den ersten Vollmenschen

Warum so unausdenkbar langsam?

Kapitel 21 – Adam und Eva, das erste Vollmenschenpaar

Die Erschaffung Adams

Die Erschaffung Evas

Das Wesen Evas

Vom Paradies

Vom göttlichen Urzustand und vom Sündenfall

Die Erbsünde

Kapitel 22 – Die Geschichte der Urmenschheit

Über die Urmenschheit bis zur Sündflut

Die Sündflut

Über die Ausdehnung und die geistige Bedeutung der Flut

Die Überlebenden und ihre Geschicke nach der Flut

Der große Menschheitsbaum

Melchisedek, der König von Salem

Japhet in den Hütten Sems

Kapitel 23 – Der Geist als gestaltende Grundkraft im Menschen

Die große Entdeckung in der Keimlehre

Die neue Keimlehre von Driesch — und Jakob Lorber

Geist zeuget den Geist

Näheres über den Geist des Menschen

Kapitel 24 – Die Seele und ihr Aufstieg aus dem Naturreich

Aufstieg durch die Naturreiche unter Leitung des Geistes

Vereinigung zur Naturseele

Gazelle, Schakal und Aar — Beispiel der Bildung einer Menschenseele

Einzeugung der Seele ins Fleisch

Vorkreaturformen

Trostlicht über Kampf und Leiden der Tierwelt

Kapitel 25 – Die höheren Bestandteile der Menschenseele

Seelenelemente aus den leiblichen Eltern

Seelenelemente aus den Sternen

Der Reichtum der Menschenseele

Die Aura oder Außenlebenssphäre der Seele

Kapitel 26 – Sternenseelen

Auf fernen Welten

Irdische Heilsmöglichkeiten für Sternenmenschen

Übersiedlungsvertrag

Die irdischen Geschicke der Sternenseelen

Erdenseelen und ihre Bestimmung

Kapitel 27 – Die leibliche Zeugung

Der Zeugungsvorgang in seiner wahren Bedeutung

Ein Heiligtum Gottes

Zeugungskraft, Gefühlsreichtum und Geistesvollendung

Segen der Keuschheit und geordneter Zeugung

Der Leibesaufbau nach der Zeugung

Kapitel 28 – Geburtsgeheimnisse

die Einlegung des Geistes

Abdunkelung der Rückerinnerung

Geburt und erste Lebensspeise

Die hohe geistige Bedeutung des irdischen Geburtstags

VII. Wohin zielt unser Leben?

Kapitel 29 – om Sinn und Zweck des Menschenlebens

Das Ziel Gottes

Die Schöpfung — ein Schulhaus

Unsere Erde als Hochschule der Hauptkinder Gottes

Geschöpfe und Gotteskinder

Die Bedingungen der Gotteskindschaft

Die Heilsgrundlage der Demut

Kapitel 30 – Vom freien Willen

Das Problem der Willensfreiheit

Das neue Offenbarungswort lichtet das Dunkel

Veranlagung

Wie entsteht der freie Wille der Seele?

Kapitel 31 – Freitätigkeit und Führung

Vervollkommnung in der Schule des Lebens

Die Stimme Gottes

Der verlockende Ruf der Welt

Die Folgen der Widerordnung

Freie Willensentfaltung — an Gottes Hand

Kapitel 32 – Durch Erfahrung zu höherer Geistigkeit und Freiheit

Zweierlei Lebensschüler. — Die Ungelehrigen

Die Gelehrigen und ihr Aufstieg

Durch höhere Erkenntnisse zu einem höheren Willen

Bekehrung zur Gottes- und Nächstenliebe

Wahres Eigentum und wahre Selbständigkeit

Kapitel 33 – Am Vollendungsziel der Wiedergeburt

Wahre Gotteskindschaft

Göttliche Kraft und Macht der "gewordenen Engel"

Wahre Freiheit

Höchste Seligkeit

Kapitel 34 – Gott, Mensch und Schicksal

Gnadenerlösung oder Selbsterlösung

Selbstgestaltung unter göttlicher Leitung

Vorherbestimmung des Schicksals (Prädestination)

Des Menschen Lebensbahn im Lichte der Neuoffenbarung

Das allgemeine Endziel

Ja, Vater!






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VI. Woher kommt und was ist der Mensch?

Kapitel 20
Erde und Mensch

Wer die Lorbers Schöpfungslehre mit ihren geistigen Grundlagen und Zielen richtig verstanden hat, dem dürfte es klar sein, dass der Mensch auf unserer Erde (wie auch auf den anderen Gestirnen) nicht ohne vorangehende, langwierige Einwicklungen und Vorbereitungen von Gott erschaffen worden ist. Der ganze Weltkörper, auf dem diese Blüte und Frucht der materiellen Schöpfung zutage treten sollte, musste als Träger solchen Lebens zuvor einen großen Bildungs- und Werdegang durchmachen und einen bestimmten Reifezustand erreichen, bevor der himmlische Gestalter diese Knospe am Fruchtbaume hervortreten lassen konnte. Muss doch auch im Obstgarten zuerst aus winzigem Keime der Apfelbaum heranwachsen, um erst zur bestimmten Zeit die Blüte und Frucht des Apfels zu reifen.

So erfahren wir auch durch Lorber in Übereinstimmung mit der Schöpfungsgeschichte der Bibel und den wesentlichen Feststellungen der Wissenschaft, dass unsere Erde schon ein hohes Alter besaß und lange Entwicklungszeiten durchgemacht hatte, als endlich die Schöpferliebe Gottes zur göttlichen Allmacht sprach:

"Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei!"

Der erste Erdbildungsabschnitt

Im "Großen Evangelium" (Bd. 8, 70, 6 und 71-73) bekundet der Herr: "Die Erde besteht als Weltkörper für eure Begriffe schon nahezu unendlich lange und hatte viele Veränderungen auf ihrer Oberfläche zu erleiden, bis sie zu ihrer gegenwärtigen Gestalt gedieh. Feuer, Wasser, Erdbeben und große Stürme waren die Handlanger, die aus ihr nach Meinem Willen das gemacht haben, was sie nun ist.

Als die Erde in ihren Urzeiten so weit gediehen war, dass sich über ihren Gewässern einige größere und kleinere Inseln erhoben, die mit Meeresschlamm überdeckt waren, da legte Ich, der Herr der Schöpfung, auch bald aus Meiner Weisheit und Meinem Willen allerlei Pflanzensamen in den fruchtbaren Schlamm. Und siehe, da waren solche Inseln bald bepflanzt, zuerst mit allerlei Gräsern, Kräutern und kleinen, später auch überaus großen Bäumen.

Als jene Inseln bewachsen waren, schuf Ich dann auch Eier oder Samen zur Bildung einer für jenen Erdzustand tauglichen Tierwelt. Diese bestand zuerst nur in allerlei kleinen und dann größeren Würmern, in der Folge aus Insekten und endlich, als der trockener gewordene Boden schon Futter in großer Fülle hatte, auch aus riesig großen Tieren. Deren Aufgabe war es, sich mit den noch sehr rohen Kräutern und Baumästen zu nähren und mit ihrem Kot und endlich auch mit ihren Leibern den Boden mehr und mehr zu düngen.

In diesem ersten Erdbildungsabschnitt sehen wir die Erde gewissermaßen in ihrer Mager-Sauerknospen-Gestaltung. Was geschieht denn aber bei einem Baum im ersten Frühjahr, wenn die Magerknospe so recht geschwollen und grünsaftig wird? Seht, sie springt von innen gedrängt auf, wirft ihre erste Umhüllung gewisserart über Bord ins Meer der Auflösung, damit aus ihrer Mitte sich die Blätter als notwendige Begleiter der nachfolgenden Blüte und Frucht entfalten können. Obschon ein Baum nur ein höchst magerer Vergleich zur Entwicklung eines Weltkörpers ist, so kann er euch dennoch als gutes Bild dienen, dem ihr in sehr jüngstem Maße entnehmen könnt, wieviel dazu gehört, bis ein Weltkörper tauglich wird, um Menschen eurer Art zu tragen und zu ernähren.

Was wir in jener ersten Erdbildungsperiode gesehen haben, ging denn auch alles durch angeordnete Feuerstürme aus dem Inneren der Erde unter. Und nach einer großen Anzahl von Erdenjahren erhoben sich größere Landgebiete, schon mit Bergen geziert, aus den tiefen Meeren der Erde, mit einem schon um vieles fruchtbareren Schlamm überdeckt."

Der zweite Erdbildungsabschnitt

"Zur rechten Zeit wurden dann in dem nun folgenden zweiten Erdbildungsabschnitt aus Meiner Weisheit und Meinem Willen vollkommenere Sämereien in den fetteren Erdschlamm gelegt, und bald war ein schon üppigeres Aussehen auf der noch immer jungen Erde. Als es nun abermals Futter in großer Menge auf den verschiedenen größeren Länderstrecken gab, ward von Mir aus in der weisesten Ordnung für eine größere und schon vollkommenere Anzahl von kleinen und großen Konsumenten gesorgt. Das Wasser zwischen den Länderstrecken ward von größeren Tieren belebt. Und auch die Landgebiete selbst hatten ihre großen Verzehrer dessen, was ihr Boden an neuen Pflanzen, Kräutern und Bäumen bot.

Gräser, zahlreiche Kräuter, Gesträuche und gar riesige Bäume erzeugten teilweise schon Samen und konnten sich fortpflanzen. Die Tiere entstanden auf nahezu dieselbe Weise wie die euch bekannten Drachen des Nilstroms in Ägypten, nämlich aus den Eiern. Sie konnten in der Luft wie im Wasser leben und sich nähren von den Pflanzen im Wasser und auf den Ländern, auf denen es aber noch lange nicht zu trocken aussah.

Diese zweite Vorbildungsperiode dauerte wieder eine für euch unaussprechlich lange Zeit. Aber die Erde ward noch lange nicht tauglich, warmblütige Tiere, geschweige Menschen von noch so niederer Art zu tragen. Daher ging auch sie wie die erste unter, und es dauerte dann wieder lange, bis nach vielen stürmischen Zwischenperioden eine dritte Bildungsperiode zum Vorschein kam."

Der dritte und vierte Erdbildungsabschnitt

"In dem aus vielen notwendigen Vorgängen entstandenen dritten Erdbildungsabschnitt traten nun schon bedeutend große Länder aus dem Meere hervor, nach Meinem Willen getrieben durch das innere Feuer der Erde. Die Pflanzen- und Tierwelt ward noch um vieles reichhaltiger und immer noch riesiger Art. Aber auch diese Periode, die ebenfalls überaus lange andauerte und die man gleichsam mit der Blüte eines Baumes vergleichen könnte, war wie die beiden früheren noch lange nicht geeignet, dem Menschen einen Wohnort zu bieten. Daher ging auch diese unter und begrub, ebenso wie die erste und zweite, ihre pflanzlichen und tierischen Erzeugnisse, nur nicht so tief wie die erste.

Darauf gab es wieder eine Menge Zwischenperioden. Und es kam nach langen Zeiten ein vierter Erdbildungsabschnitt zum Vorschein. Die Länderteile wurden wieder um vieles größer, die Pflanzenwelt wurde auch um vieles üppiger. Und im Wasser, auf den schon trockeneren Landen wie auch in der Luft fing es an, von allerlei kleinen und daneben auch von größeren Tieren sehr lebendig zu werden. Es gab darunter sogar schon warmblütige Säugetiere, die nicht mehr mittels Eier in diese Welt kamen, sondern lebendige Junge zur Welt brachten.

Diese vierte Hauptvorbildungsperiode dauerte abermals ungemein lange, aber auch in ihr gab es noch nichts Menschenähnliches auf der Erde. — Es kamen wiederum große Umwälzungen und begruben erneut zum größten Teil alle vorhandene Kreatur. Ihr findet auch aus dieser Periode gar vieles unter dem Boden der Erde erhalten, das sich von den Lebensformen der ersten drei Perioden schon sehr wesentlich unterscheidet."

Der fünfte Erdbildungsabschnitt — mit den Präadamiten

"Nach langen Zeiten, in deren Verlauf auf der Erde schon größere Ruhe und Ordnung eintrat, und nach vielen noch immer sehr großen Erdströmen sehen wir nun einen fünften Erdbildungsabschnitt auftauchen. Aus dem tiefen Meeresgrund erheben sich von neuem große Länder, schließen sich aus früheren Perioden bestehenden an und bilden schon ordentliche Festlande.

In diesem fünften Abschnitt entstehen die meisten und höchsten Berge der Erde. Ihre überhohen Spitzen werden von den Blitzen zertrümmert und durch gewaltige Erdbeben und mächtige Wolkenbrüche in die tiefen Täler und Gräben der Erde geschwemmt. Dadurch werden weitgedehnte Ebenen und mehr oder minder breite Täler und Triften gebildet, auf denen alles besser gedeihen kann.

Mit dem Beginn dieser Periode wird die Erde auch in eine geordnete Bahnung um die Sonne gebracht. Tag und Nacht wechseln nun schon regelrecht, ebenso auch die Jahreszeiten — obschon noch unter allerlei Veränderungen, weil die Schwankungen der Erdachse noch immer bedeutend sind und in dieser Zeit auch noch sein müssen.

In diesem Abschnitt, in dem sich schon ein bleibendes Festland gebildet hat, beginnen die regelmäßigen Meeresströmungen von 14.000 zu 14.000 Erdenjahren. Durch diese wird nach und nach einmal die südliche Erdhälfte und darauf wieder die nördliche vom Meer überschwemmt, zur weiteren Fruchterdbildung über die oft sehr weitgedehnten Steingeröllwüsten. Denn nach ungefähr 14.000 Jahren hat das Meer so viel fruchtbaren Schlamm über die wüsten Steingeröllflächen und Täler gelegt, dass sie dann reiche Bewachsung tragen, so das Meer wieder zurücktritt und der zurückgelassene Schlamm zu einem gediegeneren Boden wird.

Es bedurfte bei diesem fünften Abschnitt wohl mehr als tausendmal tausend Jahre, bis endlich aller gut gelegene Erdboden völlig für eine neue Schöpfung einer großen Anzahl verschiedenartigster Pflanzen und dann auch für allerlei Tiere und voradamitische Menschen geeignet war. In diesem Abschnitt sehen wir dann schon eine große Menge von Fruchtbäumen und anderen Fruchtgewächsen aller Art für die Tiere und für die nun erstmals auftretenden Vormenschen."

Die Vormenschen oder Präadamiten

"Bei diesen letzteren, den Vor- oder Präadamiten‚ ist freilich von Ackerbau noch keine Rede. Wohl aber nutzen die Vormenschen schon bestimmte Tierherden, führen ein rohes Nomadenleben, haben kein Gewand und bauen sich auch keine Häuser und Hütten. Aber auf den dicken Baumästen errichten sie sich gleich Vögeln eine Art feste Wohn- und Ruhenester und schaffen sich Vorräte an Nahrungsmitteln. Ist der Vorrat aufgezehrt, so gehen sie scharenweise auf eine neue Jagd aus. Wenn es frostig wird (weil in dieser Periode auch der Schnee zum Vorschein kommt), dann ziehen diese Menschen samt ihren Haustieren, die in Mammuts, großen Hirschen, Kühen, Ziegen und Schafen bestehen — auch der Elefant, das Nas- und Einhorn, allerlei Affen und auch Vögel gehören dazu — in wärmere Gegenden. Mehr gegen das Ende dieser Periode erscheinen auch der Esel, das Kamel, das Pferd und das Schwein, welche Tiere von diesen Vormenschen ebenfalls gehalten werden. Denn so viel höheren Vernunftinstinkt besitzen sie, dass sie die genannten Tiere teils zum Tragen gebrauchen können, teils zur Jagd und teils zur Gewinnung der Milch und der Wolle, mit der sie sich ihre Nester wohl auslegen und ein weiches Lager bilden.

Sprache haben diese Vormenschen in der Art, wie sie nun unter Menschen gang und gäbe ist, eigentlich keine. Aber sie haben dennoch gewisse artikulierte Laute, Zeichen und Gebärden, können sich besser als selbst die vollkommensten Tiere gegenseitig über ein Bedürfnis verständigen und kommen dann auch einander zu Hilfe. Wird jemand krank, gewöhnlich wegen hohen Alters, so kennt er schon das Kraut, das ihm hilft. Kann er nicht mehr gehen und es suchen, tun das die anderen für ihn.

Nur ein Feuer machen und benützen können sie nicht. So sie aber hätten sehen können, wie es die Adamiten später machten, würden sie es nachmachen, weil bei ihnen der Nachahmungstrieb sehr vorherrscht und ihre Intelligenz mit einem gewissen Grade des freien Willens schon weit über die eines noch so vollkommenen Affen ragt. Also würden sie auch reden lernen können nach unserer Weise, doch aus sich selbst nie eine weise Rede verfassen.

Als Menschen aber waren sie leiblich sehr groß und stark und hatten auch ein so starkes Gebiss, dass sie sich dessen als Schneidewerkzeuge bedienen konnten. Ebenso hatten sie auch einen höchst starken Geruchs- und Gefühlssinn und gewahrten schon von weitem, wenn sich ihnen etwas Feindliches nahte. Mit ihren Augen und ihrem Willen bändigten sie die Tiere und mitunter auch die Naturgeister.

Die Farbe ihrer noch ziemlich behaarten Haut war zwischen dunkel- und licht-grau; nur im Süden gab es auch haarlose Stämme. Ihre Form hatte eine bedeutende Ähnlichkeit mit den Mohren der Jetztzeit. Sie pflanzten sich bis zu Adam in den Niederungen und dichten Wäldern fort, aber auf die Berge begaben sie sich niemals.

Diese fünfte Vorbildungsperiode dauerte viele tausendmal tausend Jahre. Es gab dabei gar viele Epochen auf dieser Erde, in denen ein früheres Geschlecht ganz unterging und nach und nach ein anderes und stets in irgend etwas vollkommeneres an seine Stelle trat." (GEJ 05, 198)

Der sechste Erdbildungsabschnitt mit den ersten Vollmenschen

"Zu den Zeiten Adams, mit dem die sechste Periode beginnt, hatte die Erde wieder teilweise große Umwälzungen zu bestehen durch Feuer und durch Wasser. Und da gingen bei dieser Gelegenheit die beschriebenen Voradamiten samt ihren Haustieren nahezu ganz unter, so auch die vielen Wälder und deren Tiere. Nur einige Gattungen der Vögel blieben, wie auch die Tiere der Berge und der Gewässer.

Zwar erhielten sich hier und da die beschriebenen Vormenschen wohl noch, aber höchst dünn gesät mit den Adamiten bis in die Zeiten Noahs. Aber sie verkümmerten nach und nach, weil sie keine ihnen entsprechende Nahrung zur Genüge mehr fanden. Doch in einigen tiefen Gegenden des südlichen Afrika und auf einigen größeren Inseln der weiten Erde sind noch einige verkümmerte Nachkommen aus der fünften Periode anzutreffen. Sie sind noch ganz wild; nur haben sie sich von den Nachkommen Kains doch hie und da eine etwas größere Kultur angeeignet. Sie können zu verschiedenen Arbeiten abgerichtet werden, aber aus sich im Grunde doch nichts erfinden. Ein Teil steht ja etwas besser, weil er aus der Vermischung mit den Kainiten und später auch den Lamechiten hervorging; aber auch dieser Teil ist zu einer höheren Geistesbildung nicht geeignet."

Warum so unausdenkbar langsam?

"Fragt Mich aber nicht, warum denn das Ausbilden eines Weltkörpers eine so unausdenkbar lange Zeit vonnöten hat, denn das liegt in Meiner Weisheit und Ordnung! Wenn der Herr eines Weinberges alle Arbeit in einem Augenblick fertig haben könnte, was würde er dann das ganze Jahr hindurch tun? Der kluge Weinbergsbesitzer aber teilt sich die Arbeit ein und hat an jedem Tag etwas zu schaffen. Und diese tägliche Tätigkeit bereitet ihm auch stets neue Seligkeit. Seht, so ist es auch bei mir der Fall! Denn Ich bin in der ganzen Unendlichkeit ewig das allertätigste, aber darum auch das allerseligste Wesen.

Aus dem euch so klar wie möglich Dargestellten könnt ihr nun auch den eigentlichen Grund entnehmen, weshalb der Prophet Moses die Schöpfung in sechs Tage eingeteilt hat. Diese sechs Tage sind die euch gezeigten sechs Erdbildungsabschnitte. Nach diesen kommt die siebente Periode der Ruhe, welche ist das seligste, ewige Leben!"






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Kapitel 21
Adam und Eva, das erste Vollmenschenpaar

Wir haben im letzten Kapitel gesehen, dass der lebendige Organismus unserer Erde langwierige und tiefgehende Entwicklungen durchmachen musste, bis er fähig war, die höchste Blüte und Frucht der materiellen Schöpfungsstufe, den gottebenbildlichen Vollmenschen hervorzubringen. Näheres über den großen Lebensorganismus unseres Planeten, über dessen gleichsam tierische Organe und seine zur Erhaltung der irdischen Wesenheiten dienende Lebensregungen findet sich ausführlich dargelegt in dem Lorberwerk "Erde und Mond". Wir wollen auf diese Anschauungen und Lehren, die sich folgerichtig aus dem geistlebendigen Grundwesen aller Materie ergeben, hier jedoch nicht näher eingehen, sondern uns weiter der Betrachtung des Menschen zuwenden.

Wie ist das gegenwärtige Menschengeschlecht mit seinen vielen verschiedenen Rassen entstanden? Ist der Mensch als eine Frucht der Schöpfungs- und Erdentwicklung an verschiedenen Orten unseres Planeten und in verschiedenen Artungen ins Dasein getreten? Oder gehen alle Rassen des gegenwärtigen Vollmenschengeschlechts auf ein Urgeschlecht, ein Urmenschenpaar zurück? Wenn ja, wie ist solches zur Entstehung gelangt? — Auch auf diese Fragen geben die Schriften der Neuoffenbarung eine unzweideutige, das Schriftwort der Bibel durchaus bestätigende Antwort.

Die Erschaffung Adams

"Als im sechsten Erdbildungsabschnitt", so sagt der Herr im "Großen Evangelium" (Bd. 2, 215, 12), "der Boden der Erde völlig reif war, da ward eine kräftigste (im Aufstieg durch die Naturreiche gebildete und reifste) Naturseele aus ihrer freier Luftnatur berufen, sich aus dem fettesten Lehmhumus einen Leib nach der Ordnung der in der Seele seienden Urform Gottes zu gestalten. Und die erste, reifste und kräftigste Naturseele tat, wie sie von innen aus durch die göttliche Kraft getrieben ward. So trat die erste Vollmenschen-Seele in einen von ihr aus wohl organisierten, frischen und kräftigen Leib und konnte nun schauen alle Sinnenwelt und die vielen Geschöpfe, die schon alle vor ihr da waren."

"Und sehet, dieser erste Vollmensch auf der Erde, der hervorging aus den Händen der Macht und Kraft der ewigen Liebe, wurde benannt aus dem Munde der erbarmenden Gnade: Adam oder 'Sohn der Erbarmung und der Gnade'."

Die Erschaffung Evas

"Als Adam kraft Meines Willens durch Erfahrung zu jener Kraft gediehen war, durch die sich bei ihm eine äußerst starke Außenlebenssphäre hatte bilden müssen, und als er einmal arbeits- und wegmüde in tiefen Schlaf verfiel, da war es an der Zeit, eine andere aus allen Naturstufen zusammengefügte Naturseele in die Außenlebenssphäre Adams zu versetzen. Diese Seele fing in der Außenlebenssphäre Adams sogleich an, aus den ihr sehr lieblichen Außenlebensteilen Adams d.h. aus dessen reichlichem Lebensdunst sich (wie es noch heutzutage Seelen Verstorbener zu tun pflegen, wenn sie den Menschen auf einige Augenblicke erscheinen wollen) einen ihr entsprechenden Leib nach Meinem Willen und nach Meiner Ordnung zu bilden, und war mit demselben auch in drei Tagen vollkommen fertig.

Als darauf Adam erwachte, sah er voll Staunens und voll Freude sein Ebenbild neben sich, das ihm natürlich äußerst zugetan war und sein musste, weil es dem Leibe nach aus seinem Wesen herstammte. Er aber nahm in der Gegend des Herzens wahr, als drücke ihn etwas, und zwar ganz angenehm. Auch fühlte er in sich zuweilen wie eine Leere. Dies war der Anfang der geschlechtlichen Liebe. Und er konnte sich nimmer trennen von dem Ebenbild, das ihm bald soviel Glück verschaffte. Wohin er ging, da folgte ihm das Weib. Und ging das Weib wohin, so konnte er es sicher nicht allein gehen lassen. Er fühlte des Weibes Wert und dessen Liebe und sagte darum in einem hellsehenden Augenblick: "Wir, ich ein Mann und du ein Weib, sind ein Fleisch und ein Leib. Du bist meines Lebens lieblichster Teil und es wird fürder so bleiben!"

Wenn es aber in der Schrift heißt, dass Gott dem Adam eine Rippe nahm und den betreffenden Leibesteil mit Fleisch bedeckte, so wird hoffentlich niemand so einfältig sein anzunehmen, dass Gott den Adam im Ernst verwundet hat, um ihn um eine Rippe zu verkürzen, damit aus der kleinen Rippe ein großes Weib werde! Die Sache ist geistig zu verstehen: Die Rippen sind ein äußerer fester Schutzschild der zarten inneren Lebensorgane. Wenn ein David sagt: "Gott, unsere feste Burg und ein starker Schild!" — ist darum Gott eine aus lauter Würfelsteinen erbaute feste Burg oder ein großer, eherner Schild? Ebenso steht es auch mit der Rippe, aus der die Eva stammen soll. Sie ist nur ein Zeichen für die Sache.

Eva ist dem leiblichen Wesen nach aus der Überfülle des Adamischen Außenlebensäthers entstanden. Und da dieser Lebensäther aus der Gegend der Rippen und der Brustgrube ausdünstet und danach den Menschen allseitig weithin umgibt als ein gewaltiger Schutz seines inneren Seelennaturlebens — so konnte Moses, dem die entsprechende Bildsprache geläufig zu Gebote stand, Eva ganz richtig aus einer 'Rippe' Adams entstehen und von Gott Adams Wunde mit dem Fleisch der Eva zudecken lassen." (GEJ 04, 162, 4-11.)

Das Wesen Evas

In der "Haushaltung Gottes" (Bd. 1, 7, 11) erfahren wir, dass die von der weiblichen Seele aus dem Außen-Lebensdunste Adams angezogenen Teile die mehr eigenliebigen, d.h. selbstgefälligen, sinnlichen und äußerlichen waren.

Über das Wesen des aus Adam hervorgegangenen Ewig-Weiblichen sagt im "Großen Evangelium" (Bd. 1, 166, 4) ein vom Herrn Erleuchteter:

"Ja, jetzt wird mir auf einmal alles klar! 'Das Weib ward geschaffen aus der Rippe Adams!' heißt: das hartnäckigere Geistige, das mehr Sinnliche, Stolze und Hochmütige des Mannes ward durch Gottes Weisheit und Macht aus dem Mann geschieden und in einer dem Mann ähnlichen, weiblichen Form dargestellt. Als aus dem Mann stammend, steht sie mit ihm in einer lebendigen Entsprechung und ist darum (durch den Akt der Zeugung) zur Erweckung einer lebendigen Frucht in ihr nach dem allmächtigen Willen Gottes fähig. Da ihr als dem hartnäckigeren geistigen Teil des Mannes ein größeres Leiden auferlegt ist, kann sie ihren Geist aber ebenso vollenden wie der Mann seinen sanfteren — wodurch es dann nach der Schrift geschehen kann und auch geschieht, dass am Ende Mann und Weib eins werden. Denn der Ausdruck, dass Mann und Weib einen 'Leib' haben, heißt nichts anderes als: obschon des Weibes Wesen der hartnäckigere Teil des Mannes ist, so wird es aber durch die im Verhältnis stärkere Probung am Ende dem sanfteren Geistteile des Mannes völlig gleich. Und das ist es, was da besagt, dass Mann und Weib einen Leib haben!"

Vom Paradies

Eine irrtümliche Vorstellung wäre es, in buchstäblicher Auffassung der durch die Heilige Schrift überlieferten Sinnbilder zu glauben, dass dieses erste Vollmenschenpaar nun in einem paradiesisch üppigen Garten in Fülle und Freuden ohne Müh und Arbeit zu leben gehabt hätte.

"Auf der Erde", sagt der Herr im Großen Evangelium, "gab es nirgends ein materielles Paradies, in dem den Menschen die gebratenen Fische in den Mund geschwommen wären. War der Mensch tätig, sammelte er sich die Früchte, welche die Erde ihm trug, hatte er sich dadurch einen Vorrat angelegt, so war jede Gegend der Erde, die der Mensch kultiviert hatte, ein rechtes irdisches Paradies. Was wäre aber wohl aus dem Menschen und seiner Geistesbildung geworden, wenn er in einem wahren Müßiggangs- und Fressparadiese sich um gar nichts zu kümmern und zu sorgen gehabt hätte; wenn er nur hätte wünschen dürfen, und alles wäre schon da gewesen? Wenn er nur den Mund aufzusperren brauchte und die besten Bissen hätten sich ihm hineingeschoben? Wann würde bei solch einer Erziehungsweise der Mensch zur Lebens-Selbständigkeit gelangen? Ich sage euch, dass der Mensch da bis zur Stunde nichts anderes wäre als da ist ein Fresspolyp auf dem Meeresgrunde!

Hatte der erste Mensch dem Leibe nach auch keine Kindheit durchzumachen (da er, als einziges Geschöpf, völlig ausgewachsen der Hand Gottes entsprang), und hatte er auch eine Größe von mehr als zwölf Schuh, nicht viel minder auch die Eva, so war er im Wissen über die Beschaffenheit der Erde dennoch ein Kind und musste erst durch die Erfahrung klug werden.

Im warmen Frühjahr, Sommer und Herbst konnte er es schon mit nackter Haut aushalten; aber im Winter fing er an, die Kälte sehr zu fühlen. Und er fragte sich in seinem Gefühl, das Gott durch geistiges und naturmäßiges Einfließen in ihm stets mehr erweckte. "Wo bin ich denn? Was ist mit mir vorgegangen? Es war mir zuvor so angenehm; nun friert mich und die kalten Winde tun wehe meiner Haut!" Er musste sich um eine vor dem Winde geschützte Wohnung umsehen und seinen Leib mit allerlei Laub der Bäume überdecken. Durch diese erzwungene Arbeit ward sein Denken reger und auch geordneter.

Aber es fing ihn auch zu hungern an, denn viele Bäume und Gesträuche hatten im beginnenden Winter leere Zweige. Er ging daher weiter fort, suchte Nahrung und fand noch volle Bäume. Er sammelte die Früchte und trug sie in die Grotte, die er als eine gute Wohnung auffand. Da sagte ihm sein schon mehr erfahrenes Gemüt abermals: "In dieser Zeit liegt die Erde in einem Fluch, und du Mensch kannst dir nur im Schweiße deines Angesichtes deine Kost sammeln!"

Nachdem aber der erste Mensch dieser Erde einmal in der Grotte überwintert hatte auf den Höhen, die da begrenzen den nordöstlichen Teil des gelobten Landes, zu dem auch Galiläa gehört, da hatte er Muße, mit seinem Weib tiefer in sich hineinzuforschen. Und da fand er auch ein Bedürfnis nach größerer Gesellschaft. Im Traume ward er belehrt, was er zu tun hätte, um zu einer solchen größeren Gesellschaft zu gelangen. Und nach solcher Belehrung fing er an, zu zeugen (unzeitig und ungesegnet) den Kain und dann bald darauf (gesegnet) den Abel und den Seth. Das Weib aber war es, das ihm den ersten Anreiz zur Zeugung gab. Denn dem Weibe kam zuerst im Traume ein Gesicht, wie dieselbe zu geschehen habe.

Alles ging sonach ganz natürlich zu. Aber Moses erkannte durch Gottes Geist, dass diese natürliche Führung auf dem Wege der Erfahrungen durch Meinen Geist geleitet ward. Er stellte darum Gott durch entsprechende Bilder stets an die Seite dieses ersten Menschenpaares und erläuterte auch Meine Einwirkung in den entsprechenden Bildern, wie sie damals üblich waren, weil überall zur Leitung des Volkes solch bildhafte Sprache notwendig war.

Übrigens versteht es sich von selbst, dass Gott und die Engel es wohl verstanden, das erste Menschenpaar in einer der fruchtbarsten Gegenden der Welt entstehen zu lassen. Wenn spätere, eigens zugelassene Naturereignisse die ersten Menschen nötigten, ihren ersten Nährgarten zu verlassen und sich auf der Erde umzusehen, so geschah das nicht etwa aus einer Art göttlichen Zornes, sondern nur aus Liebe zum Menschen, auf dass er von seiner träge gewordenen Sinnlichkeit wieder aufgeweckt würde, zur Tätigkeit überginge und ausgedehntere Erfahrungen mache.

Als Adam, sein Weib und seine Söhne wahrnahmen, dass es auf der weiten Erde beinahe überall zu essen gab, fingen sie an, größere Reisen zu unternehmen, wodurch sie mit Asien und Afrika ziemlich vertraut wurden. Das bereicherte sie wieder mit allerlei Erfahrungen. Geheim vom Gottesgeiste geleitet, kamen sie später in ihr erstes Eden zurück und blieben daselbst, von wo aus denn auch die Bevölkerung der ganzen Erde ausging." (GEJ 04, 142, 4-13.)

Vom göttlichen Urzustand und vom Sündenfall

Im "Großen Evangelium" heißt es zusammenfassend: "Es ward im Anfang vom Schöpfer also nur ein Menschenpaar auf die Erde gesetzt. Dieses erste Paar aber ward von Gott aus mit allen Fähigkeiten ausgerüstet. Es hatte tiefe Erkenntnisse, einen höchst klaren Verstand und einen machtvollen freien Willen, vor dem sich alle anderen Geschöpfe beugen mussten. Zu diesen Fähigkeiten bekam es auch aus dem Munde Gottes eine hellste und wohlverständliche Offenbarung. Die zeigte ihm ganz frei und offen, was es zu tun habe, um die Bestimmung, die ihm von Gott gestellt wurde, auf dem kürzesten und leichtest wandelbaren Wege zu erreichen. Aber daneben zeigte ihm Gott auch an, dass es ganz frei sei und dem geoffenbarten Willen Gottes auch zuwider handeln könne, so es nach dem Triebe des Fleisches und der Materie der Welt handeln wolle; aber dann werde es sich dadurch selbst ein Gericht und mit demselben auch den Tod bereiten.

Es ging danach auch eine Zeitlang ganz gut. Und darin — in der vollen Harmonie der Seele mit dem göttlichen Geiste — bestand geistig genommen das Paradies. Das Bild: Adam und Eva im Paradiese bezeichnet also das in der vollen Gottesordnung befindliche Urmenschenpaar. (Vergl. GEJ 08, 34, 15.) Aber nur zu bald siegte die sinnliche Begierde (von Moses dargestellt unter dem Bilde einer Schlange) über die Erkenntnis des Guten und Wahren der göttlichen Offenbarung, und das erste Menschenpaar übertrat das Gebot Gottes, um zu erfahren, was daraus werde.

Und siehe, was das erste Menschenpaar tat, das tun nun beinahe alle Menschen!" (GEJ 07, 121, 7-10.)

Die Erbsünde

"Hätte Adam das positive Gebot beachtet, so wäre die Menschheit, d.h. die vollkommene Seele des Menschen, nicht zu einem so sehr harten, schweren und gebrechlichen Fleischleibe gekommen. Aber der Ungehorsam gegen das Gottesgesetz hat den Menschen notwendig auf einen weiten Umweg gebracht, auf dem er nun das Ziel um vieles schwerer und später erreicht.

Du meinst freilich: "Ei, wie kann denn ein kleines, bloß moralisches Gesetz auf die gesamte Natur des Menschen einen gar so wesentlichen Einfluss haben? Adam wäre ohne den dummen Genuss sicher ebenso der fleischliche Adam gewesen, wie er sich nach dem Genuss des 'Apfel' gezeigt hat. Und er hätte dereinst dem Fleische nach sicher ebensogut sterben müssen wie nun alle Menschen!"

Du hast einesteils wohl recht, aber andernteils auch unrecht. Es ist der Genuss eines Apfels, der eine gesunde und reife Frucht ist, sicher nicht todbringend. Am Apfel selbst liegt also wenig oder gar nichts. Aber so er zum Genuss auf eine unbestimmte Zeit verboten wird (und das nur der größeren Festigung der Seele wegen!) — die Seele aber, ihres freien Willens bewusst, das Gesetz missachtet und übertritt, so vollzieht sie gleichsam einen Durchbruch in ihrem göttlich reinen Wesen. Und dieser gleicht dann einer offenen Wunde, die schwer je völlig zu heilen ist. Wenn die Wunde auch vernarbt, werden durch die Vernarbung eine Anzahl von Gefäßen so beengt, dass durch sie fürder die Lebenssäfte der Seele nicht gut zirkulieren können und darum an der Stelle der Narbe stets einen unbehaglich schmerzlichen Druck ausüben. — Und seht, diese Narbe heißt Welt!

Die Seele will zwar diese Narbe gleichfort loswerden, denn sie schmerzt die Seele im Gefühl der Weltsorge. Aber je mehr die Seele sich damit abmüht, desto härter wird die Narbe; und je derber, desto mehr Sorge erzeugt sie. Die Seele hat dann am Ende nichts zu tun, als sich nur mit der Heilung dieser alten Narbe zu beschäftigen, d.h. sich sorglos zu machen, und kümmert sich infolgedessen wenig mehr um ihren göttlichen Geist. Und seht, das ist die sogenannte Erbsünde!

'Wie aber kann sich so etwas wohl vererben?' wird man fragen. — Sehr leicht! Was die organische Seelengestaltung einmal angenommen hat, kann ihr Tausende von Jahren bleiben, wenn solches nicht durch den Geist in ihr wieder in volle Ordnung gebracht wird. — Seht den Typus eines Volkes an! Stelle Ich euch heute die Gestalt seines Urstammvaters vor, so werdet ihr bald erkennen, dass eine bedeutende Ähnlichkeit auf alle seine Nachkommen übergegangen ist. War der Stammvater ein guter und sanfter Mann und so auch dessen Weib, wird am Ende mit wenigen Ausnahmen das ganze Volk ein mehr gutes und sanftes sein als ein Volk, das einen zornmütigen, stolzen und herrschsüchtigen Stammvater hatte.

Wenn aber ein solcher leichter Zug eines Urstammvaters leiblich und moralisch noch nach ein paar Jahrtausenden in allen seinen Nachkommen wohl zu erkennen ist, um wie viel mehr ein (so gewichtiger) Zug des ersten Menschen der Erde in allen seinen Nachkommen, denen das Merkmal des Vaters gleich bei der Zeugung im Strome des Lebenssamens eingeprägt ward."






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Kapitel 22
Die Geschichte der Urmenschheit

Über die Entwicklungen und Geschicke des aus dem ersten Vollmenschenpaar hervorgegangenen Erdengeschlechts besitzen wir durch Jakob Lorber in dem dreibändigen Werke "Die Haushaltung Gottes" eine eingehende Schilderung von der Zeit Adams bis zur großen vorderasiatischen Erdkatastrophe, genannt Sündflut. Diese Geschichte der Urväter mit ihren tiefen Aufschlüssen über den wahren Schöpfungs- und Heilsplan unseres himmlischen Vaters zu lesen, kann jedem Gottesfreunde nur dringend und warm ans Herz gelegt werden. — Einen kurzen, zusammenfassenden Überblick gibt im "Großen Evangelium" (Bd. 5, 197) der Herr einigen israelitischen Jüngern.

Er belehrt sie über die Urmenschheit bis zur Sündflut:

"Menschen, wie sie nun der Boden der Erde trägt, bestehen erst etwas über 4'000 Jahre. Die damals lebenden ersten Vollmenschen waren Menschen wie ihr, aber sie zerfielen infolge ihrer Handlungsweise in zwei Klassen: in die Kinder Gottes, so genannt, weil ihr Herz und Gemüt Gott erkannte und Ihm treu blieb, und in die Kinder der Welt, so genannt, weil sie Gott stets mehr vergaßen und in allem nur der Welt dienten (so wie heute die meisten Menschen).

Die Kinder der Welt erbauten (in der Tiefebene, abseits ihrer gebirgigen Urheimat in Vorderasien) Städte und allerlei Götzentempel. Ihr Herrgott aber war, wie nun, der Mammon. Sie lebten ähnlich wie jetzt; darum war ihr Leben aber auch nur ein ganz kurzes, so wie jetzt!

Aber anders stand es mit den Kindern Gottes. Diese bewohnten die Berge, kamen nur höchst selten in die Tiefen hinab und lebten ganz einfach und naturgemäß. Da gab es keine Städte, keine Dörfer und auch keine gezimmerten Häuser, sondern nur bestimmte, mit lebenden Bäumen umgebene, reine Rasenplätze. Gegen die Bäume zu war ein bankartiger Erdwall gemacht und, wo es nötig, gegen die Baumstämme hin dick mit Moos belegt. Und so bildete dieser innere Rundwall eine ganz bequeme Tagesruhebank und zugleich ein gutes Nachtruhelager.

Die Kost der Kinder Gottes bestand zumeist in guten und reifen Baumfrüchten, allerlei schmackhaften Wurzeln und Milch. Mit der Zeit lernten sie, durch innere Offenbarung belehrt, auch verschiedene nützliche Hausgerätschaften aus Eisen und anderen Metallen anzufertigen. Sie betrieben dann auch den Ackerbau, bereiteten Mehl und verstanden ein recht gutes Brot herzustellen und noch gar manches, aber alles ohne Prunk. Der Zweck einer Sache genügte ihnen vollkommen. Und so lebten sie beinahe 2000 Jahre lang in voller Einfachheit und erreichten dabei ein überaus hohes Alter.

Nur als sie sich nach und nach auch von der Pracht und großen Schönheit der Weltkinder berücken ließen, wurden sie dann zur Strafe häufig von diesen unterjocht und förmlich zu Sklaven gemacht — bis auf einen sehr geringen Teil, der wie Noah Gott treu blieb. Aber damit änderte sich auch alles bei ihnen. Sie wurden leiblich kleiner und schwächer, und ihr Leben erreichte nur selten 100 Jahre, während sie früher oft nahe an die 1000 Jahre alt wurden.

Wie euch aber bekannt ist, so wurden alle rein zu Weltmenschen gewordenen Menschenerstlinge der Erde zu Noahs Zeiten eigenverschuldet von einer großen Flut ertränkt. Diese Flut deckte den größten Teil der damals bevölkerten Erde so unter Wasser, dass die mächtigen Wogen, durch Stürme und Orkane erzeugt, über die höchsten Bergspitzen schlugen und auch alles Leben in ihrem Bereich erstickten bis auf Noah und seine kleine Familie, und so auch alles Getier bis auf das, was Noah in seiner Arche beherbergte. — Mit Noah aber fing, wie bekannt, eine ganz neue Epoche der Erde an.

Damit habt ihr ein kurz gefasstes, aber getreues Bild von den Urmenschen dieser Erde."

Die Sündflut

Näheres über die sogenannte Sündflut, ihre geistigen und natürlichen Ursachen, ihre Ausdehnung und ihre Folgen finden wir in dem obenerwähnten Lorberwerke "Die Haushaltung Gottes" sowie in einem diesem Buche beigegebenen Anhang "Die vornoahische Gestalt der Erde" und im "Großen Evangelium" (Bd. 6, 207, 10 ff.). Danach wurde diese Erdkatastrophe, in der die ganze verderbte Völkerschaft Vorder- und Mittelasiens mit der Hauptstadt Hanoch zugrunde ging, naturmäßig hauptsächlich dadurch verursacht, dass die gottlosen, herrsch- und genusssüchtigen Hanochiten — zur Gewinnung von Gold und Edelsteinen wie auch in bösartigen Rachekriegen gegen die Hochlandbewohner — den Fuß der Gebirge, auf welchen die letzteren wohnten, mit Sprengkörnern von großer Wirksamkeit angruben und dadurch die natürlichen, unter den Gebirgen befindlichen Wasserbecken (Brunnen der Tiefe) eröffneten.

In der "Haushaltung Gottes" sagt der Herr zu einem der Urväter: "Meinst du denn, Ich habe den Plan gefasst, je einen Menschen zu richten und zu verderben? Siehe, Ich tue nur das Gegenteil! Aber eben um die Menschheit nicht zu richten mit Meiner Allmacht, muss Ich es nun leider zulassen, dass die Menschen selbst die Schleusen der Erde gewaltsam eröffnen, aus denen mächtige Fluten hervortreten und alles ertränken, was da atmet in diesem größten Wohnbezirk der Erde.

Ich sah das lange voraus und warnte darum auch stets die Menschen. Aber nun haben sie einen langen Krieg sogar gegen Mich unternommen und wollen die ganze Erde mit ihren Sprengkörnern zerstören, wie sie nun auch schon einen Berg um den andern in die Luft sprengen. Und das ist ihr eigenes Gericht! Siehe, unter den Bergen sind große Wasserbecken, enthaltend viele tausende Kubikmeilen Wasser. Dieses Wasser aber wird hervorbrechen und steigen über die Hochgebirge dieser Wohnbezirke und wird auch den Erdkreis in Dünste hüllen, aus denen es gewaltig regnen wird. — Sage Mir: Tat ich nicht recht, so Ich den einen Mir gehorsamen Noah diesen Kasten bauen ließ zur Rettung seines Lebens, wennschon sonst niemand Mich mehr hören wollte?

Über die Ausdehnung und die geistige Bedeutung der Flut

vernehmen wir in der "Haushaltung Gottes": "Wie aber und wohin ergoss sich das Gewässer der Sündflut? Der Hauptteil war Mittelasien, wo noch heute der Aralsee und das Kaspische Meer sind. Da stand das übergroße und stolze Hanoch. Und es ließen sich noch heutzutage Überreste dieser Stadt finden, freilich in großer Tiefe. Von diesen Hauptpunkten ergoss sich das Gewässer reichlichst nach Sibirien wie auch nach Europa, das aber damals noch nicht bewohnt war. Ein Teil brach gegen Süden durch, zum heutigen Ostindien und am stärksten nach Arabien. Auch das nördliche Afrika wurde stark mitgenommen bis zum Hochlande, von wo an dies Land nur kleine Unterströmungen erlitt. Amerika ward nur von Sibirien aus im Norden etwas mitgenommen; der Süden aber blieb frei, ebenso wie die meisten Inseln des großen Meeres.

Warum wird denn nun aber gesagt, die Flut ergoss sich dahin und dorthin? Regnete es denn nicht auf der ganzen Erde, und war die Flut nicht überall von gleicher Stärke?

Da sage Ich: Die Flut ergoss sich dahin und dorthin, weil es nicht über die ganze Erde geregnet hat und daher die Flut auch nicht von gleicher Stärke sein konnte. Hätte es wohl in den überkalten Polargegenden regnen können? Und wozu wäre der vierzigtägige Regen in jenen Gegenden gut gewesen, wo noch kein Mensch wohnte und auch wenig oder gar kein Getier? Oder was hätte der Regen über dem Weltmeere bewirken sollen? Und endlich, wenn das natürliche Flutgewässer auf der ganzen Erde über jedem Punkte gleich eine Höhe von über 3000 Klaftern erreicht hätte, wohin hätte es dann wohl abfließen und sich verlaufen sollen? — Darum war die Flut nur dort in ihrem verderblichen Auftritt, wo die arge Menschheit zu Hause war und bedeckte da besonders Mittelasien, von wo aus sie sich dann weit und breit nach allen Seiten hin ergoss!

Wenn es aber in der Schrift heißt; "Über alle Berge der Erde, und außer was die Arche trug, blieb nichts Lebendiges auf dem Erdboden" — so muss das nicht buchstäblich auf die Naturerde selbst bezogen werden. Denn unter "Bergen" wird hier der Hochmut und die Herrschsucht verstanden von Seite der Menschen. Und dass auf der Erde kein Leben übrigblieb außer in der Arche, besagt, dass Noah allein ein geistiges Leben in Gott und aus Gott getreuest bewahrte. Wer das wohl beachtet, der wird einsehen, dass die Flut Noahs wohl eine große örtliche, aber deswegen noch keine völlig allgemeine war, und das darum, weil nur in Mittelasien die Menschen durch Tollkühnheit dazu selbst die Hauptveranlassung gegeben hatten, was in den anderen Weltteilen nicht der traurige Fall war."

Die Überlebenden und ihre Geschicke nach der Flut

Von der großen Flut wurden demnach auch keineswegs alle bis dahin entstandenen Völker vom Erdboden getilgt. Es blieben im Norden und Osten als Nachkommen und äußerste Ausläufer der Hanochiten: die Mongolen, die Indianer Amerikas, die Japaner, die Chinesen und Polynesier. Im mittleren und südlichen Afrika und auf den australischen Inseln: die Neger — nach Lorber Nachkommen Kains.

Inmitten dieses Hanochitischen und Kainitischen Rassenkranzes aber entwickelten sich vom Zentrum des Hochflutgebietes, dem vorderasiatischen Hochland Iran (Araratgebiet) aus die Nachkommen Noahs. Ursprünglich mit einer Religion und einer Sprache in einer Volksfamilie zusammenlebend, trennte sich, als ihre Volkskraft wuchs, bald Sippe um Sippe vom Mutterstamm und zog in die Welt hinaus. Zuerst wandten sich die Söhne des dunkelhäutigen Ham nach dem Süden, bevölkerten Kanaan und drangen dann weiter nach Arabien, Ägypten und Nordafrika vor. Diese Völker heißen noch heute die Hamiten. — Ein anderer Teil des noahischen Urvolkes, die Japhetiden oder Nachkommen des Sohnes Japhet, wanderte in zahlreichen Trupps nach Osten, Norden und Westen und breiteten sich in weiten Wanderzügen fächerartig aus — vom Strome Indiens, dem Ganges, bis ans nördliche Eismeer und von da bis Skandinavien, England, Irland, Spanien, Italien und Griechenland. Man nennt diese von Noah stammende große Völkerfamilie daher auch die Indo-Germanen. Die Bibel spricht vom "weitausgebreiteten Japhet".

Mehr bei der alten Stammheimat blieben dagegen die Nachkommen des ältesten Noahsohnes Sem, die Semiten. Sie setzten sich nach kurzer Reise im fruchtbaren Stromlande des Euphrat und Tigris, in den Ländern Assyrien, Babylonien und Sumerien (Chaldäa) fest. Ein Teil unter Abraham zog von da (der Stadt Ur) aus, verdrängte die Hamiten aus Kanaan und besetzte und bevölkerte als ein biederes Hirtenvolk dieses kanaanitische Hügelland. Ein anderer Teil zog weiter an den Küstenstrich am Mittelländischen Meer, gründete die Städte Sydon, Tyrus usw. und ward unter dem Namen Phönizier oder Punier bald ein reiches, aber auch lasterhaftes und gefürchtetes Handelsvolk.

Der große Menschheitsbaum

Aus dem einen Samenkorne Adam entwickelte sich so unter dem ständigen Einfließen und Walten Gottes ein gewaltiger Menschheitsbaum mit zahlreichen Ästen und Zweigen. Das naturmäßige Bild vom Wachstum eines Baumes, ja eines ganzen Waldes, bestätigt in tiefsinniger Entsprechung die in den Schriften der Neuoffenbarung dargebotene Lehre von der Schaffung, Abstammung und Entwicklung des irdischen Menschengeschlechts aus einem einzigen Vollmensch-Keimling. — Danken wir dem himmlischen Vater, dass wir nach manchen fehlgeschlagenen Versuchen der menschlichen Wissenschaft durch Prophetenmund nun auch auf diesem Gebiet eine mit der Bibel und der erleuchteten Vernunft übereinstimmende, wahre Kunde empfangen haben!

Allen diesen Völkern war ursprünglich durch Offenbarung, d.h. durch das innere Wort des Herzens, durch Prophetenmund und durch unmittelbare Belehrung aus den Himmeln ein lichtvoller Glaube an einen alleinigen Gott, den Schöpfer Himmels und der Erde, den Vater aller Menschen und Herr einer Welt von Engeln und Geistern gegeben. Je mehr jedoch die Völker an Zahl und irdischer Weltliebe wuchsen, desto mehr verdunkelte und entstellte sich in ihrem Bewusstsein diese reine, himmlische Eingottlehre. Die Geisterwelt und die Geisterverehrung trat in den Vordergrund. Natur- und Schutzgeister wurden zu Nebengöttern und schließlich anstelle des unsichtbaren Himmelsvaters zu Hauptgöttern erhoben. Und so entstand durch den derben Weltsinn der wachsenden Völker und Völkergruppen die mannigfaltige Vielgötterei, durch die das Ewig-Göttliche vermenschlicht und der Glaube schließlich aller Wahrheitskraft entleert wurde. Besonders bei den reiselustigen Volksschwärmen Japhets, den Italern, Helenen, Germanen, Slaven usw. zeigte sich diese Entwicklung. Auf ihren langen und kriegerischen Wanderzügen verwilderte ihr Sinn und verlor ihr Herz den lebendigen Glauben an einen allwaltenden und allgütigen Himmelsvater Jehova. Und nur in ihrem obersten Gotte Jupiter, Zeus, Tuisko usw. verblieben ihnen gewisse Erinnerungen.

Melchisedek, der König von Salem

Besser bewahrten den Eingottglauben diejenigen Nachkommen Noahs, welche keine langen Wanderfahrten machten, sondern wie die Perser im vorderasiatischen Stammlande, oder wie die Semiten in dessen unmittelbarer Nachbarschaft blieben. — Ihnen ward bald nach der Sündflut ein erhabener Herrscher und Hoherpriester gegeben in Melchisedek, dem König von Salem.

Salem, der Sitz dieses sagenhaften, göttlichen Königs der Könige lag östlich des Jordans, nicht fern vom Galiläischen Meer auf dem Hügellande Manasse an der Stätte des späteren Abila.

Im "Großen Evangelium" (Bd. 10, 59 ff.) besucht der Herr mit seinen Jüngern diesen Ort und sagt: "Ich selbst bin der wahre König von Salem und Hohepriester von Ewigkeit. — Dieser König war also in Wahrheit vor aller Kreatur und somit auch eher als Noah. Was aber die Erdenzeit anlangt, in der Er selbst in Person und Gestalt eines Engels aus den Himmeln die Menschen über sich selbst und über ihre Bestimmung unterwies, so war Er zwar schon zur Lebenszeit des Noah von Zeit zu Zeit da und redete mit ihm. Jedoch ein eigentliches König- und Hohepriestertum ward von Ihm erst ein paar Jahrhunderte nach Noahs Aussteigen aus der Arche errichtet, welche Zeit Noah selbst und seine drei Söhne noch erlebten. In dieser Zeit war die Erde schon wieder stark bevölkert und die vielen Stammväter von kleinen Völkern führten den Namen "Könige", brachten alljährlich Ihm Opfer nach Salem und wurden von dem König Melchisedek unterwiesen.

Aber als sich dann die Völker mehr auf der weiten Erde ausbreiteten, vergaßen sie des Königs der Könige und fingen an, sich von Ihm zu trennen. Auch die in seiner Nähe wohnten, zogen nicht mehr nach Salem. Da verließ auch der König mit allen Engeln, die Ihm dienten, die Burg und besuchte (in Engelsgestalt) nur selten noch wenige, Ihm treu gebliebene Patriarchen, wie z.B. Abraham, Isaak und Jakob und später alle die großen und kleinen Propheten. Die Folge des Abfalls von Melchisedek war, dass unter den Völkern und ihren Königen bald Zwietracht, Neid, Missgunst, Zorn und Hass und dadurch auch Kriege entstanden."

Der Turmbau zu Babel und die Sprachverwirrung, wovon die Schrift berichtet, versinnbildlicht diese Zerklüftung der damaligen Menschheit im Gefolge der Weltliebe und Herrschsucht. Immer wieder steuerte freilich die Gnade Gottes dem zunehmenden Verderben und suchte den Abstieg in die Finsternis der heidnischen Vielgötterei und des Unglaubens aufzuhalten durch große und kleine Boten des Himmels. Den Persern ward einige Zeit nach Melchisedek (ums Jahr 1200 vor Chr.) der Dichterprophet Zoroaster (Zarathustra) gegeben, dessen lichtvolle Lehren Jahrtausende nachwirkten. Dem unter Abraham aus dem Euphrattal nach Kanaan und von da später nach Ägypten gewanderten semitischen Volksstamm der Hebräer oder Israeliten brachte um dieselbe Zeit der Gottesbote Moses Rettung aus der ägyptischen "Finsternis", und viele kleinere Propheten hatten immer wieder dieses erwählte Priestervölklein der semitischen Rasse trotz seiner starken Weltliebe und Sinnenlust auf den Wegen Gottes zu erhalten.

Japhet in den Hütten Sems

Bei den Israeliten wurde der alte Glaube an den alleinigen Gott Jehova am längsten und reinsten bewahrt. Hier im Zentrum der Erdteile Asien, Europa und Afrika wurde dann 2000 Jahre nach der Sündflut in der durch die großen Völkerwanderungen und stürmischen Lebensentwicklungen bewirkten allgemeinen Glaubensnacht jene neue große Geistleuchte für alle Völker des ganzen Erdrundes angefacht, die heute noch und in alle Ewigkeit den Menschenherzen das Licht des höchsten Heils spendet. Auch jene weltfrohen, wandersüchtigen Japhetiden: die Italer, die Helenen, Kelten, Germanen, Slaven, Russen usf. kamen, nachdem sie ihre irdischen Weltreisen zum Teil bis an die Eiswüsten der Polarländer, bis an die Küsten Irlands und an die Säulen des Herkules im Süden Spaniens ausgedehnt hatten, geistig verarmt zu diesem Urlichte in Jesus zurück, ja ergriffen es gleich dem heimgekehrten verlorenen Sohn mit doppelter Begier. Und so wurden in wunderbarem, vom Vater und Lenker vorausgeschautem Lauf der Geschicke die geheimnisvollen Worte Moses (1. Mose 9, 27) wahr, dass der 'weitausgebreitete Japhet' (geistig) wohnen wird in den 'Hütten' d.h. in den Glaubenslehren Sems.






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Kapitel 23
Der Geist als gestaltende Grundkraftim Menschen

Allezeit war und ist der Mensch sich selbst ein größtes Rätsel. Schwer begreifen wir nach jahrtausendelanger Forschung den kunstvollen Bau unseres Leibes, geschweige denn unsere seelisch-geistigen Wesensseiten. Und obwohl im Zeitenwandel das große Völkermeer der Menschheit sich ständig erneuert, obwohl vor unseren Augen das Wunder des Sprießens und Erblühens neuer Menschenleben sich täglich vollzieht, so ist es dennoch bis zur Stunde ein Rätsel aller Rätsel geblieben, wie diese reichhaltigste Frucht am erhabenen Baume des Lebens zur Entstehung gelangt.

Wir sagen, der Mensch trete ins Dasein durch Zeugung und Geburt. Und ein in ungeistigen, rein stofflichen Vorstellungen befangener Mensch glaubt, dann wohl auch schon eine genügende Erklärung gefunden zu haben. Allein, für den Tieferschürfenden beginnen die Schwierigkeiten und beklemmenden Dunkelheiten gerade erst hier, mit der Frage nach dem eigentlichen Wesen dieser geheimnisvollen Vorgänge der Lebensentstehung. Der mit Ehrfurcht nach Wahrheit strebende Mensch möchte zu seinem Heil Näheres wissen, um sein Leben in entsprechender Weise vernunftvoll einrichten zu können. Und so hat sich denn in der Neuzeit auf diesem Erkenntnisgebiet eine eigene Sonderwissenschaft, die Embryologie, zu deutsch Kunde vom keimenden Leben, entwickelt. Ihr war es vergönnt, gerade in den letzten Jahrzehnten eine der allergrößten und segensvollsten Entdeckungen zu machen, die je dem Menschengeiste beschieden waren.

Die große Entdeckung in der Keimlehre

Der Mann, der durch scharfe Beobachtung und klares Denken diese hohe Erkenntnis an den Quellen des Lebens gewinnen durfte und mit seltenem Bekennermut der Welt verkündet hat, war ein Deutscher, der Forscher Hans Driesch in Leipzig, einer der größten Gelehrten von Weltruf.

Um dem Geheimnis der Entstehung des menschlichen Lebens auf die Spur zu kommen, begann Driesch schon in seinen jüngeren Jahren mit dem Studium der Befruchtungs- und Keimvorgänge im tierischen Ei, die nach und nach zum wunderbaren, kunstvollen Aufbau des leiblichen Organismus führen. Bezüglich dieses staunenswerten Werdevorgangs, der aus einer einzigen, meist mikroskopisch kleinen Keimzelle ein unfassbar weises und zweckvoll gegliedertes Lebewesen gestaltet, gingen die Ansichten der Wissenschaft früher bedeutend auseinander. Bis in das letzte Jahrzehnt vor dem Weltkrieg herrschte nur die materialistische (mechanistische) Erklärungsweise.

In einem Berliner Vortrag führte Driesch aus, alles stimme nicht mit der alten Lehre überein, dass die einzelnen Zellen mechanisch vorherbestimmt seien für die Bildung bestimmter Teile. Die gesamten neuen Ergebnisse spotteten jeder mechanischen Erklärung. Sonach könne auch die befruchtete Keimzelle nicht eine Maschine sein. Es walten in derselben vielmehr zweckmäßig wirkende Kräfte, die stets das Ganze garantieren. Man könne sagen: es sei ein Agens, eine Kraft da, welche das Ganze wirke und die gleichsam ein ursprüngliches Wissen in sich habe. Er, Driesch, habe dafür den aristotelischen Begriff "Entelechie" (zu deutsch etwa soviel wie "Innenlicht") gewählt. Diese Entelechie könne man sich vielleicht in der Art eines seelisch-geistigen Wesens vorstellen; denn sie probiere nicht erst herum, sondern mache es "gleich richtig" aus einem urtümlichen Wissen. "Wir haben also damit in den lebenden Organismen einen nicht-mechanischen Faktor erkannt, der mit der Materie (schöpferisch) arbeitet."

Mit anderen Worten ausgedrückt, hat also auch der Forscher Hans Driesch im lebendigen Organismus der Pflanzen und Tiere als zentrale, grundlegende, aufbauende und erhaltende Kraft eine unserem geistigen Ich entsprechende geistige Macht entdeckt, die mit umfassendem, souveränem Wissen und Willen vorgeht und wie ein Gott im kleinen Maßstab das ihm obliegende kleine Schöpfungswerk gestaltet und verwaltet. Er stieß bei scharfsinnigen Untersuchungen im Seeigel-Ei und anderen pflanzlichen und tierischen Keimzellen auf die gleiche herrschgewaltige, göttlich anmutende, individuelle Geistkraft, die auch der Arzt und Forscher Oskar Kohnstamm durch seine Versuche im hypnotischen Schlafe als überpersönliches "Tiefstbewusstsein" in der Menschenseele entdeckt hat. Auch Driesch wies in seinem Vortrag auf den gleichliegenden Fall beim Menschen hin: der Organismus Mensch spotte in seinem Gebahren jeder Auflösung in Mechanik. Auch in ihm muss eine "Entelechie", und zwar natürlich eine besonders lichtvolle und kräftige als wirkendes Agens und eigentlicher, wichtigster Lebenskern angenommen werden.

Die neue Keimlehre von Driesch — und Jakob Lorber

Mit diesen und späteren Feststellungen bestätigte die Wissenschaft auf dem Gebiete der Lebensforschung in bemerkenswerter Weise die durch Jakob Lorber dargebotenen Lehren und lieferte einen geradezu unumstößlichen Beweis ihrer Wahrheit. Nach Jakob Lorber ist ja Reingeistiges als aufbauende, erhaltende und verwaltende Grundlebensmacht in jeglicher Materie. "Dieses ruht", so belehrt im "Großen Evangelium" ein Engel die Jünger, "z.B. bei der Pflanze in einem den Augen kaum sichtbaren kleinsten Hülschen, das in der vom Samenkorn umschlossenen Keimzelle vorhanden ist. Dieses in dem Hülschen eingeschlossene Reingeistige ist ein mit Liebe, Wissenslicht und Willenskraft erfüllter Gedanke aus Gott, in seiner vollen Abgetrenntheit von zahllos vielen anderen, in und für sich ebenso abgesonderten Gedanken."

Dieser so für sich abgesonderte Geist im Keimhülschen, sagt der Engel weiter, werde im Besitze seiner klaren Intelligenz und im Bewusstsein seiner Kraft leicht inne, wann der Same als sein von ihm erbautes, materielles Wohnhaus sich in einer Lage befindet, in welcher er, der reine Geist, seine Tätigkeit beginnen könne. Wenn der Same in die feuchte Erde gelegt sei und die äußere, substantiell-materielle Umkleidung sich erweicht habe, dann fange der reine Geist sofort an, von seiner Intelligenz und Willensmacht den rechten Gebrauch zu machen. Er erkenne genau die ihm entsprechenden Teilchen in der Erde, im Wasser, in der Luft, im Licht und in der Wärme der Sonne, ziehe sie an sich und schaffe aus ihnen in seiner Ordnung das, was seinem Wesen entspreche. Und so sehe der Mensch dann eine Pflanze aus dem Boden der Erde wachsen, mit der ihrer Art seit Jahrtausenden stets gleichen Eigentümlichkeit. Das Kraut oder (gewissermaßen) Außenfleisch der Pflanze von der Wurzel bis zur höchsten Stammspitze werde dabei nur darum erzeugt, dass der reine Geist in den neuentstehenden Samenkörnern sich schöpferisch vervielfachen und so sein Ich verunendlichfältigen könne. Nach solchem Werke erhebe sich der Geist und gehe im Verband mit den an sich gezogenen Seelenteilen zur Bildung höherer und vollkommenerer Formen und Wesen über. (GEJ 07, 73, 9; 74; 75, 7.)

"Und was ich dir jetzt von den Pflanzen gesagt habe", erklärt im "Großen Evangelium" der belehrende Engel weiter, "gilt in geringerem Maße auch von allen Mineralien und in höherem Maße von allen Tieren und endlich auch vorzüglich vom Menschen. Uranfänglich aber gilt dasselbe von der Bildung aller Weltkörper, aller Hülsengloben und des gesamten großen Schöpfungsbaues. Die angegebene Regel gilt für die ganze Ewigkeit und für die ganze Unendlichkeit. Verstehst du das Alpha, so verstehst du auch das Omega!" (GEJ 07, 74, 5.)

"Überall wo ein materielles Gebilde sich gestaltet, ist für die vollständige Vereinigung all der Spezifika (Urlebensteile) ein gewisses reingeistiges Zentrum gegeben. Dieses zieht mächtig all dasjenige an sich, was seines Wesens ist, und möge dieses noch so zerstreut sein." Auf diese Weise konzentrieren sich also die materiellen Urbestandteile oder Lebensfunken um das ihnen eigentümliche geistige Zentrum, ergreifen sich hier zu einer intelligenten Form und Eigenschaften sich nach dem Wesen ihres geistigen Grundlebens. ("Erde" 38.)

Nach den Eröffnungen durch Jakob Lorber hat der ganze, nach dieser Grundregel erfolgende Aufbau der endlos mannigfaltigen Lebensformen vom Mineral bis zum Menschen in seinen ständigen Werden, Vergehen und Neuwerden bekanntlich einen tiefgeistigen, göttlich erhabenen und ewigen Sinn und Zweck. Dadurch werden die bei dem aufrührerischen Abfall Satanas (Luzifer) aus der Ordnung Gottes getretenen und in der sichtbaren Stoffwelt aufgefangenen (verdichteten und entarteten) urgeistigen Elemente durch nichtgefallene Geister Gottes in die Ordnung zurückgeführt. Alle materiellen Organismen, vom Atom und Mineral bis zum Menschen, sind daher nach Jakob Lorber — geistig genommen — Seelenbildungsschulen, in welchen ein reiner "Geist" aus Gott als Lebenszentrum aus der Gottesordnung gefallene Lebensfunken, als "Seele" an sich zieht, um sie durch den planmäßigen Aufbau und Gebrauch eines entsprechend reich ausgestalteten "Leibes" im Dienste der Gottesordnung zu unterweisen, zu üben und zu festigen.

Geist zeuget den Geist

Von diesen allgemeinen Grundanschauungen aus ist nun unschwer zu verstehen, dass auch der Mensch eine Dreieinheit von Geist, Seele und Leib ist (wobei der Geist das eigentliche, schöpferische Grundleben darstellt) — und dass des Menschen Zeugung und Ausgeburt in die Welt nicht lediglich ein dumpfes, materielles Geschehen ist, sondern von geistig-seelischen Kräften und Vorgängen bestimmt wird.

In dem Lorberwerk "Die Haushaltung Gottes" (Bd. 2, 133) wird gesagt: "Der Geist zeuget den Geist, die Seele die Seele und das Fleisch das Fleisch!"

Und über die dabei in erster Linie in Betracht kommende Grundlebenskraft des Geistes vernehmen wir in den Lorberschriften:

"Jeder Mensch, der hier auf dieser Erde geboren wird, bekommt einen Geist unmittelbar aus Gott und kann durch ihn nach der vorgeschriebenen Ordnung die vollkommene Kindschaft Gottes erhalten. Auf den anderen Weltkörpern bekommen die Menschen Geister aus den Engeln, die, wie der Herr selbst und wie jeder Erzengel den Weg des Fleisches durchgemacht haben. Denn jeder Engel, der diesen Weg durchgemacht hat und dadurch ein Kind Gottes geworden ist, hat eben hierdurch die schöpferische Kraft und kann aus dem Überflusse seiner Liebe und seines Lichtes lebendige Kräfte nehmen und in die neu werdenden Menschen legen und sich auf diese Weise wie ein Gott Kinder seines Namens ziehen. Die Menschen auf den anderen Weltkörpern sind demnach nur Nachkinder und nicht wirkliche Kinder aus Gott, können jedoch auf dem Wege einer Wiedereinzeugung auf dieser Erde wohl auch zur Kindschaft Gottes gelangen." ("Erde", 53.)

Die Menschen unserer Erde haben also einerseits dadurch, dass sie hier am Sitz und Kerker Satans so nahe und fühlbar unter dem Einflusse dieser zerstörerischen, furchtbaren Grundmacht des Bösen leben müssen, gegenüber den Menschen anderer Weltkörper einen besonders schwierigen Standpunkt. Allein dieser Nachteil wird aufgewogen durch den unendlichen Vorteil, dass sie "einen kräftigen Geist mittelbar aus Gott haben, mit dem sie leicht, wenn sie nur wollen, die Bosheit des Bösesten bekämpfen können, um dadurch vollkommene Kinder Gottes zu werden."

Die Erschaffung dieses unserem Sein und Wesen zugrunde gelegten reinen Urgeistes oder Liebefunkens aus dem Herzen Gottes ist also die erste Bedingung unseres irdisch- menschlichen Entstehens. Und in der "Haushaltung Gottes" (Bd. 1 4, ff.) lesen wir über diese "Zeugung des Geistes durch den Geist" die Worte:

"Und Gott sah (in seinem Ursein) in sich die große Herrlichkeit seiner Liebe. Und die Liebe sah in der Gottheit ihre Gedanken und fand daran großes Wohlgefallen. Da entzündete sich die Liebe und die Kräfte der Gottheit rauschten um sie. Und siehe, die Gedanken der Liebe waren selbst Liebe und waren ohne Zahl. Da sprach die Liebe in der Gottheit: "Laß Uns die Gedanken der Herrlichkeit festhalten und hinausstellen, dass sie frei werden und Uns empfinden und sehen, wie Wir sie empfinden und sehen!" Da ging das Wort in die Gottheit über und sie ward überall Liebe. Und da sprach die Gottheit zum ersten Mal: "Es werde!" — Und es ward ein Heer der Geister aus Gott frei, deren Zahl kein Ende hat. Und die Liebe sah sich selbst in ihnen verunendlichfältigt."

Näheres über den Geist des Menschen

Von diesem reinen göttlichen Geiste, der positiven Lebensgrundmacht im Menschen, kündet in der Lorberschrift "Drei Tage im Tempel" (21, 19) der zwölfjährige Jesus den Priestern und Schriftgelehrten im Tempel: "Geist und Seele ist nicht ein und dasselbe! Die Seele des Menschen ist ein geistiges Produkt aus der Materie, in der ein gerichtetes Geistiges für die Löse rastet. Der reine Geist aber ist niemals gerichtet gewesen. Und es hat ein jeder Mensch seinen von Gott ihm zugeteilten Geist, der alles beim werdenden Menschen besorgt, tut und leitet, aber mit der eigentlichen Seele sich erst dann in eins verbindet, so diese aus ihrem eigenen Wollen vollkommen in die erkannte Ordnung Gottes übergegangen und somit völlig rein geistig geworden ist."

Wie jedes höhere Geistwesen, hat auch der in uns wohnende reine Geist die geistige Urform aller Formen, die Menschenform. Seiner Liebe, Weisheit und Macht nach ist er, weil "völlig aus dem Herzen Gottes" stammend, "ein Gott im kleinsten Maßstab." (GEJ 01, 214, 10.) "Der lebendige Geist im Menschen", sagt der Herr im "Großen Evangelium", "ist Meine ewige Liebe, Weisheit und Macht, die alles schafft, ordnet und erhält. Dieser Geist ist der eigentliche, wahre und in sich schon ewige Mensch im Menschen, der sich nach Meiner ewigen Ordnung der Selbständigwerdung halber mit Seele und (stofflichem) Leib umkleidet und so in eine äußerlich beschauliche Form tritt." (Bd. 9, 85, 10.) — Wie Gott, so ist auch solch ein Geist "eine Kraft in sich, die, ihrer selbst bewusst, in eben jener Klarheit, aus der sie hervorgegangen ist, wirken kann. Als eine Reinkraft durchdringt er alles, was Materie heißt, kann aber von der Materie selbst nicht durchdrungen werden." (GEJ 07, 66, 6.)

Da unser Geist also "ein vollkommen ebenmäßiges Abbild Gottes" ist, so haben wir durch ihn in uns alles, was im unendlichen Gottesgeiste selbst ist. "Wisset," sagt in dem tiefsinnigen Lorberwerk "Die geistige Sonne" (Bd. 2, 11) ein Erleuchteter, "so ihr nicht in euch hättet alle Sonnen, die in Millionen am Himmel brennen, so könntet ihr nicht eine erschauen. Und hättet ihr nicht in euch die Erde und alles, was in und auf ihr ist vom Atom an bis zur größten allgemeinen Form, so könntet ihr nicht eines der Dinge erschauen und keines derselben denken und im Worte aussprechen. Und hättet ihr nicht das ganze Universum in euch, so wäre sternenlos der ganze Himmel für euer Auge. Und hättet ihr nicht in euch das geistige Reich der Himmel und das ewige Leben aus dem Herrn, wahrlich, ihr könntet auch solches weder denken noch aussprechen." All dieses "was des Herrn ist" ist also durch den reinen göttlichen Geist, sein Abbild in unserem innersten Herzen, auch unser Eigentum. Und so verstehen wir das Wort der Schrift: "Das Gottesreich ist inwendig in euch".






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Kapitel 24
Die Seele und ihr Aufstieg aus dem Naturreich

Ein großes, herrliches Auferstehungslied im erhabensten Sinn ist die uns Menschenkindern durch Jakob Lorber enthüllte Seelenentwicklungslehre des Neuoffenbarungslichts.

Im vorangehenden Kapitel haben wir den aus Gott stammenden reinen Geist im Menschen als wahre, innerste Lebensgrundmacht kennengelernt. Nun möge unsere weitere Betrachtung zeigen, wie dieser "inwendige" göttliche Geistmensch aus den edelsten, gereiftesten Lebenselementen der Naturwelt unsere Seele gestaltet, um sie durch weise Führung nach dem Liebesplane Gottes zum ewigen Lebensziel der Vollendung in Gott zu leiten.

In dieser Hinsicht werden uns in den Lorberwerken tiefe Einblicke eröffnet. Wir wissen, dass die mit Luzifer aus der Ordnung Gottes gefallenen, im sichtbaren Weltstoffe materialisierten Lebenselemente zu ihrer geistigen Befreiung aus dem Materiegericht und zur Rückführung in die Ordnung des reingeistigen Gottesreichs alle möglichen Lebensstufen der Naturreiche durchmachen und sich auf jeder Stufe von neuem in einen materiellen Leib "einpuppen" müssen, um immer höhere Erkenntnisse und Fähigkeiten sich anzueignen und immer neue Lebensfunken mit sich zu vereinigen.

Im "Großen Evangelium" hören wir aus dem Munde des Herrn weiter, dass der "jenseitige, reine Geist", der sich entschlossen hat, auf dem Weg durchs Menschenfleisch eine Seele zur Gotteskindschaft zu läutern, die Lebensfunken, die er als Menschenseele zur Vollendung führen will, schon von Anfang an auf ihrem ganzen Weg durch die Naturreiche bearbeitet, weckt, sammelt und ihren ganzen Aufstieg leitet.

Aufstieg durch die Naturreiche unter Leitung des Geistes

Wir lesen im "Großen Evangelium" (Bd. 6, 133, 4). "Ist eine Seele — was ihr jenseitiger Geist aus Gott gar hell sieht — einmal in einem Leibe, sei es dem einer Pflanze oder dem eines Tieres, durch die erforderliche Ausreifung fähig, in eine höhere Lebensstufe aufzusteigen, so veranlasst ihr sie stets fortbildender jenseitiger Geist, dass ihr der für fernerhin unbrauchbare Leib abgenommen wird. Dies, damit sie dann, als schon mit höherer Intelligenz begabt, sich einen anderen Leib bilden kann, in dem sie kürzere oder längere Zeit hindurch sich wieder zu einer größeren Lebens- und Tätigkeitsintelligenz emporarbeiten kann, und das so fort bis zum Menschen hinauf, wo die Seele, als schon völlig frei, im letzten (materiellen) Leibe zum vollen Selbstbewusstsein, zur Erkenntnis Gottes, zur reinen, göttlichen Liebe und dadurch zur vollen Vereinigung mit ihrem jenseitigen Geiste gelangt, welche Vereinigung wir die Neu- oder Wiedergeburt im Geiste nennen."

Mit der ordnungsmäßigen Zusammenfassung aller zu einem Wesen gehörigen seelischen Intelligenzen sind aber auch noch andere Haupt- und Grundgeister als Baumeister am Werke, welche die unendlich verzweigten Entwicklungswege durch die zahlreichen Lebensformen des Mineral-, Pflanzen- und Tierreichs leiten. Es sind dies die Engel mit ihren zahllosen Untergeistern, deren ein hoher Engelsgeist nach Lorber "Millionen und Abermillionen als Diener und Gehilfen besitzt." Diese Unter- und Hilfsgeister bearbeiten im Atom, im Kristall, in der Pflanze, im Tier die aus der großen Luziferseele gelösten, willensfügigen Lebensfunken und führen sie unter der Oberleitung ihres Hauptgeistes Stufe um Stufe bis zu den höchsten Lebensformen des Tierreichs empor. Wie im Kriege die Unterführer, Offiziere und Soldaten im Feindeslande sich bewegen und wirken, so leben, wirken und walten diese Untergeister im sozusagen "feindlichen" Gebiet der Materie, während der leitende Hauptgeist selbst sich in dieser Zeit — wie ein Feldherr im Hauptquartier — in der obersten Luftregion, der sogenannten "Friedensregion" aufhält, wo (nach "Erde und Mond", 28) alle jene vollkommenen Geister wohnen, deren Aufgabe es ist, die Lebensvorgänge in den niedereren Regionen der Naturwelt zu überwachen und zu leiten.

Vereinigung zur Naturseele

Gewahrt nun ein Haupt- und Grundgeist in der Friedensregion, dass von seinen Unter- und Hilfsgeistern in verschiedenen höheren Tieren Seelenelemente in geeigneter Weise und genügender Anzahl vorbereitet und gereift sind, so ist es seine nächste Aufgabe, für die Vereinigung dieser Tierseelen zu einer sogenannten Naturseele zu sorgen.

"Aus einer einzigen Tierseele", sagt der Herr im "Großen Evangelium" (Bd. 6, 165), "kann nämlich nie eine Menschenseele werden. Man sagt darum auch, dass die Tierseele mit dem Tiere sterbe — was freilich nur so zu verstehen ist, dass z.B. die Seele eines Ochsen nach dem Verenden des Tiers völlig aufhört, eine Ochsenseele zu sein, weil sie sich bei ihrem Austritt aus dem Tierleibe alsbald mit noch vielen anderen freien Tierseelen zu einer neuen und vollendeteren Seele (Naturseele) vereinigt und als solche sich weiter ordnet und festigt, bis sie genügend gereift ist, um in einen Menschenleib eingezeugt werden zu können."

Wir haben durch Lorber diese Naturseelen als Erd-, Flur- und Luftgeister schon früher (S. 97 ff.) kennengelernt und wissen, dass sie nach Maßgabe ihrer Intelligenz und Willenskraft zu ihrer Weiterbildung in den verschiedensten Diensten im Inneren der Erde, in der Pflanzen- und Tierwelt und in der Atmosphäre — dem Herrn der Schöpfung zu dienen haben und dass sie dabei je nach Fähigkeit und Eifer aus den tieferen Sphären zu den höheren, und von einfachen Diensten zu bedeutenderen Aufgaben im Naturreiche aufsteigen können.

Gazelle, Schakal und Aar — Beispiel der Bildung einer Menschenseele

Wie eine solche Vereinigung verschiedener Tierseelen zur Naturseele von den höheren Dienern Gottes bewerkstelligt wird, ersehen wir aus einer Szene im "Großen Evangelium", wo die Jünger des Herrn folgendes beobachten:

"Bei dieser Gelegenheit", heißt es, "ersah man eine flüchtige Gazelle, die von einem Schakal verfolgt ward. In kurzer Zeit hatte der Schakal die Gazelle eingeholt und hatte, etwa fünfhundert Schritte vom Herrn und den Jüngern entfernt, eben nicht lange zu tun, mit seinem erjagten Morgenmahle fertig zu werden. Darauf begab er sich ganz langsam weiter gegen Süden hin, um sich irgendwo vielleicht noch ein Mittagsmahl zu erjagen.

Aber da flog ziemlich hoch in der Luft ein arabischer Riesenaar herbei. Dieser ersah aus der Höhe bald den schleichenden Schakal, stieß pfeilschnell hernieder und trug ihn trotz alles Sträubens hoch in die Luft empor. Dann ließ er ihn über einem Orte, der weithin sehr steinig war, niederfallen. Wie begreiflich, gab dies dem Schakal den Tod. Der Adler aber sank bald herab und überzeugte sich, dass der Schakal wirklich verendet war, nahm ihn abermals in seine Krallen und flog mit ihm südwärts, wo der Aar zwischen Steinfelsen sein Nest hatte.

Dort mit seiner Beute angekommen, ließ er sie abermals, da sie ihm zu schwer wurde, von einer ziemlichen Höhe hinabfallen. Die Beute aber prallte an eine Felsenwand und fiel in eine ziemlich tiefe Talschlucht hinab. In dieser Schlucht weideten arabische Hirten ihre spärlichen Herden und ersahen bald, wie sich der Riesenaar, als ein Feind ihrer Herden, stets mehr und mehr in die Tiefe herabsenkte, um seine ins Tal gefallene Beute zu holen.

Als die Hirten solches merkten, spannten sie sogleich ihre Bogen, und siehe, der Aar, von drei Pfeilen wohl getroffen, fiel tot in die Talschlucht und ward als Siegestrophäe von den Hirten in Empfang genommen. Der tote Schakal mit seiner Gazelle aber liegt noch zwischen den niederen Felsen, in die er hinabgefallen ist, und wird erst nach einiger Zeit von anderen Raubvögeln verzehrt werden.

"Und nun seht her", fährt der Herr fort, "dort vor der Türe steht eine Menschengestalt, wie die eines Kindes, und wartet, bei einer nächsten Zeugung in den Leib einer Mutter aufgenommen zu werden. Und hinter dieser Seelenerscheinung seht ihr eine Lichtgestalt. Das ist schon dieser Seele jenseitiger Geist, der dafür Sorge tragen wird, dass diese Naturseele bei der allernächsten Gelegenheit in einem Mutterleibe versorgt wird.

Es wird davon ein männliches Kind zur Welt geboren werden, aus dem, so es wohl erzogen wird, ein großer Mann werden kann. — Das Gemüthafte der Gazelle wird sein Herz regieren, das Schlaue des Schakals seine Vernunft und das Kräftige des Riesenaars seinen Verstand, seinen Mut und seinen Willen. Sein Hauptcharakter wird ein kriegerischer sein, den er aber durch sein Gemüt und durch seine Klugheit mäßigen kann, wodurch er ein sehr brauchbarer Mensch in jeglichem Stande wird. Wird er aber ein Krieger, so wird er zwar auch durch seinen Mut Glück haben, aber ebenfalls eine Beute der Waffen anderer Kriegsleute werden."

Einzeugung der Seele ins Fleisch

Die Erd-, Flur- und Luftgeister und sonstigen Naturseelen zeigen, wie wir schon einmal ausführten, im allgemeinen wenig Neigung, sich bald ins Fleisch des Menschen einzeugen zu lassen. Sie fürchten die ihnen aus ihren früheren, tierischen Einzeugungen wohlbekannte Schwere der materiellen Hülle und fühlen sich in ihren wandelbaren, leichten Geistformen, in welchen sie ohne Hemmnis durch Erde, Wasser, Luft und Feuer gehen können, bedeutend wohler. Ganz besonders aber fürchten sie die Menschenstufe, weil sie durch die höheren Geister und Engel des Herrn wissen, dass im menschlichen Probungsleben auf unserem Planeten den Seelen (ihrer Selbständigmachung wegen!) die Rückerinnerung an die vorhergehenden Seinsstufen gänzlich genommen und die bewusste Verbindung mit der geistigen Welt so lange verdunkelt wird, bis die Seele durch eigenes mühsames Suchen Gott, den großen Ur- und Allgeist, durch den Geistesfunken in ihrem Herzen wiedergefunden hat.

Durch die höheren Gottesdiener erfahren die älteren, gereiften Naturseelen aber auch, dass für sie der große Fortschritt vom untergeordneten Geschöpf zum vollfreien, seligen Gotteskind in Zeit und Ewigkeit allein durch die Einzeugung ins Menschenleben möglich ist. Und so kommt dann schließlich auch für die hartnäckigsten Freunde der Geisterfreiheit eines Tages die Stunde, da sie sich zu diesem großen Schritt aufmachen.

Die durch vielfache Schulung in allen Gebieten der Natur zur menschlichen Ein-Zeugung gereiften Naturseelen halten sich zumeist in der mittleren Luftregion auf, etwa "da, wo die Baumregion aufhört, bis zur Schnee- und Eisregion hinauf". — "Wenn nun einmal eine solche vollständig einzeugungsreife Seele die gehörige planmäßige Beschaffenheit in der Luft erreicht hat, so steigt sie tiefer bis zu den Wohnungen der Menschen herab, bekommt dann aus dem Außenlebensätherkreise, den ein jeder Mensch um sich hat, eine gewisse Nahrung und bleibt, wo sie durch die Gleichartigkeit ihres Wesens angezogen wird.

Wenn dann irgendein Menschenpaar sich durch den Naturtrieb genötigt fühlt, eine Begattung zu begehen, erhält eine solche vollreife und dem Gattenpaare zunächststehende freie Naturseele aus dem Außenlebensäther eine Kunde davon. Oder mit anderen Worten: sie wird durch die vermehrte Kraft des Außenlebenskreises der Gatten als verwandt angezogen, tritt mit einem gewissen Zwang während der Begattungshandlung in den Strom des Mannes und wird durch diesen in ein kleines Ei gelegt — was man die Befruchtung nennt. Und siehe, von da an gleicht die Lebensseele dann schon dem Samenkorn, das ins Erdreich gelegt ward, und macht im Mutterleibe bis zur Ausgeburt in die Welt alle die Zustände entsprechend durch, die das Samenkorn in der Erde durchmacht, bis es den Keim über den Erdboden treibt!" (GEJ 02, 216, 2 ff.)

Vorkreaturformen

Die tierischen Eigenschaften einer auf solche Weise zur Menschenseele erhobenen Naturseele machen sich natürlich in dem neuen, nun ins Fleisch gezeugten Menschen gar sehr bemerkbar. So tauchen (wie es sich in dem oben angeführten Beispiele von Gazelle, Schakal und Aar zeigte) die Erkenntniskräfte, Neigungen, Begierden und Fähigkeiten der in der Naturseele vereinigten Tierseelen mit ihren Auswirkungen deutlich auch in der neuen Menschenseele auf. Tückische Raubtiere, gutmütige Haustiere, treue Hundeseelen, krallenbewehrtes Katzenvolk, fromme Schäflein, lüsterne Böcke, gewalttätige Stiere — alles das bringt sich auf seine alte Weise zur Geltung.

Auch in den Bedürfnissen der leiblichen Nahrung zeigt sich der Ursprung der verschiedenen Seelenelemente. Menschen mit zahlreichen Seelenfunken fleischfressender Tiere werden, wenigstens im Anfang ihrer Entwicklung, ein starkes Bedürfnis nach Fleischkost empfinden, Menschen von pflanzenfressender Herkunft mehr nach Pflanzenkost. Schon in diesem Hinblick ist eine einseitige, für alle Menschen gleichlautende Ernährungslehre sicher nicht das Richtige!

Endlich bringen sich die sogenannten "Vorkreaturformen" nicht selten auch sichtbar in den Leibesformen zum Ausdruck. Man sieht Fischköpfe, Vogelgesichter, Stiernacken, Schafsnasen, treue Hundeaugen und alle möglichen Erinnerungen aus dem Tierreich in der Gestalt der Menschen. Zur Erklärung dieser Erscheinungen wird im "Großen Evangelium" (Bd. 4, 151) gesagt:

"Es kommt stets darauf an, aus welcher vorhergehenden Kreatursphäre ein Mensch seine Seele erhalten hat. Besonders bei Kindern birgt die Seele immer Spuren jener Vorkreaturgattungen in sich, aus denen sie in die Menschenform überging. Wird ein Kind gleich in eine gute Erziehung gebracht, so geht die seelische Vorkreaturform bald völlig in die Menschenform über und festigt sich mehr und mehr in derselben. Wird aber bei einem Kinde die Erziehung sehr vernachlässigt, so tritt in seiner Seele die Vorkreaturform bald mehr in den Vordergrund und zieht nach und nach sogar den Leib in die vorkreatürliche Form zurück. Man kann daher auch in der Tat bei so manchem rohen Menschen mit leichter Mühe erkennen, welche Form seine Seele (auf Grund ihres vorkreatürlichen Seins) vorherrschend besitzt."

Trostlicht über Kampf und Leiden der Tierwelt

Diese lichtvolle Lehre vom geistigen Aufstieg der tierischen Seelenelemente zur Menschenstufe erhellt uns die seltsamen Worte des Paulus vom Harren und Seufzen der Kreatur (Röm. 8, 19 ff.), macht uns die Andeutung der Schrift von der Verkündung des Evangeliums an alle Kreatur zur wohlverständlichen Tatsache und bestätigt die Voraussage in der Offenbarung des Johannes (5, 13). "Und alle Kreatur, die im Himmel ist und auf Erden und unter der Erde und im Meer und alles, was darinnen ist, hörte ich sagen: Dem, der auf dem Stuhle sitzt, und dem Lamm sei Lob und Ehre und Preis und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit!"

Die vom Schöpfer und himmlischen Vater enthüllte Seelenentwicklung gibt in den Augen jedes fühlenden Menschen der Tierseele eine ganz andere, das Gemüt befriedigendere Bedeutung als die landläufige Anschauung, welche entweder das Bestehen der Tierseele leugnet oder annimmt, dass dieselbe beim Tode des Tieres sich ins Nichts auflöse. Auch das Tierleben hat im Lichte dieser Lehre eine hohe, wahrhaft göttlich zweckvolle Bedeutung, und wir erkennen in den Tierseelen geistige Brüder, wenn auch noch auf tieferer Entwicklungsstufe. Dies wird unser Verständnis und unser Mitgefühl für die Mühsale und Leiden des Tieres erhöhen und wird uns anleiten, unsere Liebe und unser Erbarmen auch über diese Geschöpfe auszudehnen, in dem Bewusstsein, dass auch die Elemente unserer eigenen Seele einst diese mühselige Stufe durchzumachen hatten und dankbar waren für jede Erleichterung und Förderung.

Die Lorbers Seelenentwicklungslehre wirft zugleich aber auch ein herrliches Trostlicht über die Mühsal, den Kampf und das Leiden der Tierwelt, woran schon viele denkende Menschen sogar in ihrem Glauben an die Allweisheit und Allgüte Gottes wankend geworden sind. Der Aufstieg der Seelen durch die Naturreiche zeigt uns, dass auch die Tierseele notwendig eine harte Schule durchzumachen hat, in der sie lernen muss, den gehorsamen Anschluss an den göttlichen Geist zu suchen, vom alten satanischen Eigenwillen zu lassen und in die Ordnung Gottes sich zu fügen. Auch die rohe Tierseele braucht in dieser Schule, mehr noch als die Menschenseele, die harte Zucht von Not, Gefahr und Leiden und die darin liegenden Erweckungsantriebe zur Tätigkeit. Ohne Not und Gefahr würde auch das Tier sich zu keiner Lebenstätigkeit bequemen — man denke nur an die Nahrungssuche! Auch die Tierseele wird nur durch Leiden gesänftet und für die höheren, auf der Menschenstufe sich entwickelnden Gefühle des Mitleids und der Barmherzigkeit vorbereitet. Wenn eine Seele auf der Tierstufe viel Gefahr, Not und Leiden durchzumachen hatte, so werden deren Elemente auf der (nächst höheren) Menschenstufe die Seele des betreffenden Menschen ohne Zweifel in höherem Grade zu Mitefühl, Barmherzigkeit und Hilfsbereitschaft geneigt machen.

Und so hat im Lichte der Lorbers Seelenentwicklungslehre auch diese harte, anscheinend grausame Kampfes- und Leidensnot der Tierwelt ihren tiefen Sinn, der im vollen Einklang steht mit der uns aus der Schöpfung und aus den heiligen Schriften sonst allenthalben entgegenleuchtenden Liebe und Weisheit Gottes.






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Kapitel 25
Die höheren Bestandteile der Menschenseele

Nach den Eröffnungen durch Jakob Lorber besteht aber unsere Seele nicht bloß aus den erwähnten, dem irdischen Naturreich entstammenden naturseelischen Lebensfunken; vielmehr stehen den geistigen Dienern Gottes bei der Gestaltung einer neuen Menschenseele auch noch zwei weitere, sehr wichtige Lebensquellen zur Verfügung, aus welchen sie nach Belieben die mannigfaltigsten Lebensfunken schöpfen können, um der Seele in jeder Hinsicht die von Gott, dem himmlischen Bildner gewollte Veranlagung zu geben.

Seelenelemente aus den leiblichen Eltern

Die eine dieser beiden weiteren Quellen von Seelenfunken liegt in den leiblichen Eltern des zu zeugenden neuen Menschen.

Dass von Vater und Mutter Seelenelemente auch auf die leiblichen Kinder gleichsam als ein Erbteil oder eine Mitgift übergehen, bald mehr vom Vater, bald mehr von der Mutter, ist eine altbekannte Erfahrung. Auch in den Lorberwerken wird diese Tatsache betont.

"Dass die Seele der Kinder", heißt es in "Erde und Mond" (53), "zum großen Teil auch aus der Seele der leiblichen Eltern genommen ist, beweist nicht selten schon die äußere (und seelische) Ähnlichkeit mit den Eltern. Denn was in der Seele eines Kindes aus den Zeugern ist, das spricht sich ebenbildlich durch die Ähnlichkeit aus, und die Eltern erkennen daran ihre Kinder."

Auf der Beimischung elterlicher Seelenfunken beruht auch die wissenschaftlich festgestellte Vererbung von Krankheiten und Krankheitsveranlagungen, desgleichen aber auch von künstlerischen, handwerklichen, geschäftlichen und sonstigen Talenten und Fähigkeiten. Auch die oft Jahrtausende sich von Geschlecht zu Geschlecht fortsetzende Übertragung von Rassen- und Stammeseigenschaften der Völker erfolgt auf diesem Wege.

Und endlich erklärt sich damit auch das von der Bibel gelehrte, von den Ungläubigen als Märchen verleugnete Übel der "Erbsünde". Die Stammeseltern des irdischen Menschengeschlechts hatten in ihren Seelen durch die in arger Lust begangene Übertretung der Gottesordnung die Selbstliebe bedeutend und verhängnisvoll verstärkt und die wahre Gottes- und Nächstenliebe dagegen in entsprechendem Maße geschwächt. Es ist daher begreiflich, dass sich dieser Übelstand durch die von Zeugung zu Zeugung übertragenen Seelenelemente bis in unsere Tage auf die Nachkommen vererben konnte.

"Was die organische Seelengestaltung einmal angenommen hat, kann ihr Tausende von Jahren (in den Kindern und Enkeln) bleiben, wenn solches nicht durch den Geist wieder in die volle Ordnung gebracht wird … Wenn aber demnach schon ein leichter (sei es leiblicher oder moralischer) Zug eines Urstammvaters noch nach Jahrtausenden in seinen Nachkommen gar wohl zu erkennen ist, um wie viel mehr muss ein (solch hochgewichtiger) Zug des ersten Erdenmenschen sich in allen seinen Nachkommen zeigen, denen das Merkmal des Vaters gleich bei der Zeugung im Strome des Lebenssamens eingeprägt ward."

Zum Trost sei freilich gegenüber der harten, lichtlosen Vererbungslehre der Wissenschaft schon hier gesagt, dass der gütige Schöpfer und Himmelsvater die Veranlagung einer jeglichen Seele und ihre Führung durch das irdische und jenseitige Leben so wunderbar weise gestaltet, dass dem Menschen gegen jedes ererbte Übel leiblicher oder sittlicher Art auch Kräfte als Gegenmittel in genügendem Maße gegeben sind, besonders auch in dem ihm eingepflanzten göttlichen Geiste — so dass eine jede Seele, wenn sie nur guten und ernsten Willens ist, durch Gottes Liebe und Gnade auch über die schlimmsten erblichen Anlagen, sei es in diesem oder im anderen Leben Herr werden kann.

Seelenelemente aus den Sternen

Weitere, höchst wirkungsvolle und sehr reine Lebenskräfte, die den naturseelischen und elterlichen Elementen die Wage halten, empfangen alle Menschenseelen endlich auch aus einer wichtigen dritten Quelle, nämlich jenen endlos reichen Lebensströmen, die immerfort von den großen kosmischen Licht- und Lebenssammelpunkten, den Gestirnen des ganzen Universums auf die Erde hernieder tauen. Erleuchtete Weise haben davon zu allen Zeiten durch Beobachtung und innere Offenbarung Kenntnis gehabt, und in der Wissenschaft der echten Astrologie ist darüber manches Wahre niedergelegt.

Wie groß und vielseitig diese ständige Lebensstrahlung aus den zahllosen Welten und Sonnen des Schöpfungsalls ist, hat uns durch Jakob Lorber der Vater des Lichtes selbst klar und überzeugend enthüllt. Durch Ihn wissen wir auch Näheres über die seelisch-geistige Natur der von den Gestirnen ausgehenden Lichtmaterie. Und wir werden auf Grund dieser Lehren ohne weiteres begreifen, dass für die Zusammensetzung und den Aufbau der Menschenseele auch diese Lebensfunken aus den fernen Welten von größter Bedeutung sind und dass in ihnen für die Diener Gottes, welche die Zusammensetzung der Menschenseele besorgen, ein geradezu unerschöpfliches Meer des Lebens geboten ist.

Nach Lorber sind diese Sternenkräfte Lichtatome, oder in ihrer reicheren Zusammensetzung Lichtmonaden genannt, ihrer Natur nach allerwinzigste, mit keinem Mikroskop unterscheidbare lichtmaterielle Kleinwesen, reich erfüllt von rein-geistigen Kräften. Sie kommen von den Sonnen und werden auf den Planeten von den dortigen Lebensformen auf allen Stufen vom Mineral bis zum Menschen als eine Haupt-Lebensnahrung ständig und mit Begierde aufgenommen. "Ja, alles, was körperlich auf und in der Erde (und anderen Planeten) vorhanden ist", lesen wir in "Erde und Mond" (21), "ist im Grunde das Werk gegenseitiger Wirkung der Sterne, und das darum, weil Ich, der Schöpfer, den großen Weltenmechanismus also eingerichtet habe."

Von den unzählbaren und unendlich verschiedenartigen "Sternenspezifiken", die den Weltenraum erfüllen, nimmt jedes Geschöpf das ihm Zusagende und Notwendige auf. Und das Bedürfnis eines irdischen Lebewesens nach dem einen oder andern Spezifikum ist oft so groß, dass, wenn die betreffende, das Spezifikum ausstrahlende Sonne auf ihrer großen Bahn verschwindet, jene Art von Lebewesen zugrunde gehen muss, oder dass andererseits beim Neuauftauchen eines neuen Sonnengestirns plötzlich neue Lebewesen auf Erden entstehen. ("Erde und Mond", 21.)

Wahrhaft zahllose, von den Mineralien, Pflanzen und Tieren aufgenommene Sternenelemente mischen sich auf diese Weise schon durch die früher erörterten "naturseelischen" Bestandteile in die werdende Seele eines Menschen. Aber auch bei der Zeugung und während der Schwangerschaft und vornehmlich bei der Geburt führen die geistigen Diener Gottes der Seele solche Licht- und Lebensfunken aus den Gestirnen zu.

In "Robert Blum" (Bd. 2, 265) lesen wir daher: "Es haben alle Seelen auf dieser Erde etwas aus allen Sternen in sich. Vorherrschend bleibt freilich das, was sie aus der Natur derjenigen Erdenwelt haben, auf der sie zuerst als vollständige Menschenseelen ausgebildet worden sind." — Und die Beobachtung der Astrologen, dass der Stand der Gestirne in der Geburtsstunde eines Menschen von besonderem Einfluss ist auf dessen seelische Wesenheit, dürfte vielfach ihren guten Grund darin haben, dass die junge Menschenseele beim Austritt aus dem Mutterleibe besonders stärkungsbedürftig ist und die Diener Gottes der Seele gerade darum von den zu dieser Zeit wirkungsvoll stehenden Gestirnen besonders wichtige Himmelsspeise reichen. Nur sollten die Astrologen weiter berücksichtigen, dass die Seele des Menschen nicht bloß aus den Sternen der Geburtsstunde, sondern auch aus den Naturreichen dieser Erde und aus den Seelen der leiblichen Eltern stammt, und dass darum ihr Wesen und vermutliches Geschick nicht einzig und allein aus den Sternen gelesen werden kann, sondern dass dafür auch noch ganz andere Kräfte und Mächte maßgebend sind.

Der Reichtum der Menschenseele

Schauen wir nun auf dieses Werden und Zusammenströmen der Elemente unserer Seele aus allen Lebensstufen und -formen unseres Planeten und zahlloser anderer Erd- und Sonnenwelten zurück, so begreifen wir, dass die Seele des Menschen tatsächlich ein überaus reich zusammen gesetztes Wesen ist. Unzählbare Myriaden von Lebensfunken, oder wie es bei Lorber heißt, "Spezifiken" der verschiedensten Art sind hier wie die Nebelbläschen in einer großen Wolke oder die Funken in einer Flamme zu einer Gesamtintelligenz vereinigt.

"Wo das Mineral", so wird in "Erde und Mond" (46) als Maßstab angeführt, "etwa acht, neun, zehn, höchstens bis zwanzig Intelligenzarten zählt, da sind bei mancher Pflanze schon viele Tausende, bei manchem Tier viele Millionen mal Millionen und bei Menschen wahrhaft zahllose, aus allen Sternen und aus allen atomistischen Teilchen der Erde."

"Alle diese vielen Seelenatome sind durch die Weisheit und den allmächtigen Willen Gottes zu einer vollkommenen Menschenform zusammengesetzt." (GEJ 07, 66) Im Kindesalter ist die Gestalt der Seele eine dem sichtbaren Körperleib entsprechend kindliche. (GEJ 010, 185) Mit zunehmendem Alter wächst sie sich zugleich mit dem Körperleib mehr und mehr bis zur vollentwickelten Menschengestalt aus und erfüllt und durchdringt als eine feine ätherische Substanz den ganzen Leib.

"Die Seele als geistige Substanz ist", so wird im Großen Evangelium gesagt, "ganz vollkommen Mensch, sowohl der Gestalt als auch allen Gliedern und Bestandteilen des Leibes nach. Wäre sie das nicht, könnte sie auch nicht von ihrem Leibe einen möglichst vollkommenen Gebrauch machen. Die Hände der Seele befinden sich in den Händen des Leibes, ihre Füße in den Leibesfüßen und so fort: alle Teile der Seele in den entsprechenden Teilen des Leibes. Wird der Leib krank, so ist die in den kranken Leibesteilen gegenwärtige Seele sehr bemüht, ihn wieder gesund zu machen. Gelingt ihr das nicht, so wird sie darin untätig und die Folge davon ist, dass dann ein solcher Leibesteil ganz gelähmt und nahezu gefühllos und untätig erscheint." (GEJ 06, 218 u. 219)

Als Beweis dafür, dass die Seele den ganzen Leib des Menschen einnimmt, wird von einem jünger des Herrn im Großen Evangelium (Bd. 6, 219) erzählt: "Ich kannte in Rom einen Menschen, der hatte in einer Stadt ein Bein bis übers Kniegelenk eingebüßt. Als ich ihn fragte, ob er von dem verlorenen Gliede nie mehr etwas wahrnehme, beteuerte er mir, dass es ihm oft vorkomme, als habe er das Bein nie verloren. Er hatte in solchem Gefühl schon öfter auf den anscheinend noch immer vorhandenen Fuß auftreten wollen und sei darum schon mehrere Male recht hart gefallen!"

Durch die den Leibesorganen entsprechenden Seelenorgane besitzt die Seele natürlich auch die betreffenden Sinne. "Die schärfsten Sinne des Leibes würden der Seele nichts nützen, so sie nicht selbst in ihrem ätherischen Leibe ganz dieselben Sinne besäße. Weil aber die Seele dieselben Sinne besitzt wie der Leib, so nimmt sie auch leicht und bestimmt wahr, was vorausgehend die Sinne des Leibes von der Außenwelt aufgenommen haben." (GEJ 04, 51.)

Die Aura oder Außenlebenssphäre der Seele

Gesunde, starke und im göttlich Guten wohlentwickelte Seelen haben aber auch über ihre menschliche Formgestalt hinaus noch eine mehr oder weniger starke Ausstrahlung seelisch-geistiger Lebensfunken (Aura).

Im "Großen Evangelium" vergleicht daher der Herr den Menschen mit einer glühenden Kohle: Eine ganz ins Fleisch verwachsene, materiell gesinnte Seele gleiche einer nur matt glühenden, mit Asche umlagerten Kohle. Eine solche Weltseele brauche all ihr mattes Lebensfeuer zur Bildung der sie umlagernden, finsteren Materie. Da ist es sonach mit der Bildung einer Außenlebenssphäre so viel wie nichts, rund daher kann solch eine sehr materielle Seele unmöglich je von einer besonderen höheren Geisteseigenschaft etwas verspüren.

Ganz anders, wenn eine Seele durch Belehrung und Selbstüberzeugung geistig geweckt und gleich einer hochfeurigen Kohle in starkem, frischem Luftzuge lebensglühend geworden ist. Da fängt eine solche Seele an, sich selbst in ihrem Sein und Wesen und ihrem Ursprung aus Gott zu erkennen. Werden die geistigen "Anwehungen" stärker und stärker, so wird ihr geistiges Licht stets heller und ihre Außenlebenssphäre immer weitreichender. Was dann in solch eine Außenlichtsphäre tritt, wird von der Seele bald und vollkommen erkannt, beurteilt und beherrscht. Und wenn es eine Seele einmal sozusagen zur sprühenden Weißglut gebracht hat, so wird sie durch ihre machtvolle Außenlebenssphäre schließlich als Beherrscherin aller Kreatur dastehen, weil sie sich mittels dieser Lebensstrahlung in eine vollkommene, kräftigst wirksame Verbindung mit aller ihr nahestehenden Kreatur setzen kann. (GEJ 04, 261)

Eine Lebensausstrahlung der Aura haben übrigens alle Gebilde und Wesen der Schöpfung, vom Atom und Stein bis zum Engel. Die Vollkraft und Vollwirksamkeit entfaltet diese jedoch erst beim Menschen in der geistigen Wiedergeburt, d.h. wenn der göttliche Geist die geläuterte Seele völlig erfüllt und durchdringt.






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Kapitel 26
Sternenseelen

Durch den großen Seher und Gottesboten Jakob Lorber ward uns über die Herkunft mancher Menschenseelen noch eine weitere wunderbare Kunde. Wir hören, dass unter den Menschen der Erde sich auch solche befinden, deren Seele nicht von dieser Erde ist. Diese Menschen haben schon auf einem oder nicht selten auch auf mehreren anderen Weltkörpern gelebt. Sie haben sich nach ihrem dortigen Abscheiden aus gewissen Gründen auf unserer Erde noch einmal einzeugen lassen und durchlaufen nun hier auf diesem einzigartigen Planeten noch einmal das schwierige und bedeutsame Menschendasein, um hier das erhabene Ziel der höchsten und seligsten Gotteskindschaft zu erlangen.

Auf fernen Welten

Über dieses Geheimnis, das uns manche Eigenarten und Schicksale dieser "von oben" kommenden "Sternenseelen" verständlich macht, vernehmen wir im "Großen Evangelium" durch den Mund eines solchen Sternengastes:

"Siehe hinauf, alle die zahllosen Sterne sind Welten, die um vieles größer und herrlicher sind als unsere Erde. Und auf jeder dieser Welten findest du Menschen, die der Form nach uns völlig ähnlich sind. Überall findest du bei ihnen große Weisheit und auch der Liebe ermangeln sie nicht. Aber sie kommen, beinahe den Tieren unserer Erde ähnlich, schon vollkommen zur Welt und brauchen nicht von Grund an alles zu lernen. Ihre Sprache ist beinahe überall ein und dieselbe und ihr Erkennen hat ganz bestimmte Grenzen. Überall aber geht Erkennen, was freilich mehr ein Ahnen ist, bis zum höchsten Geiste Gottes.

Kurz, du findest auf all den zahllosen Weltkörpern Menschen, die den besseren Heiden (Griechen und Römern) dieser unserer Erde gleichen, nur mit dem Unterschied, dass die Menschen dort im Grunde nichts Neues erfinden, weil alles in höchst möglicher Vollendung schon da ist.

In den großen Welten aber gibt es hie und da doch auch Weise, die zuweilen mit höheren Geistern zusammenkommen und sich von ihnen in der tieferen Erkenntnis Gottes unterweisen lassen. Da geschieht es dann, dass hier und da einen Geweckteren der Wunsch anwandelt, auch ein Kind Gottes zu werden.

Denn in allen Welten wissen die Weisen durch die sich offenbarenden höheren Geister, dass es im weiten Schöpfungsraum eine Welt gibt, auf der die Menschen Gotteskinder sind; und dass die Seele eines Sternenmenschen, wenn sie in ihrer Welt ihres Leibes ledig geworden ist, sich auf jene glückliche Welt begeben und da von neuem in einen freilich grobfleischlichen Leib treten kann. Von dem Augenblick an aber, da ein Sternenmensch ernstlich diesen Wunsch äußert, wird ihm alles bis ins kleinste vorgestellt, was er in den sehr schwierigen Verhältnissen der Erde wird zu bestehen haben.

Wenn ein Sternenmensch nach solcher Belehrung dennoch vollkommen ernst die Übersiedlung verlangt, wird er des leichten Leibes in einem Augenblick ledig und wird schnell und unbewusst zur Einzeugung auf diese Erde gebracht. — Und da steht dann ein solcher Mensch, wie ich selbst nun, vor dir!"

3) GEJ 03, 221; vergl. auch Bd. 6, 192; Bd. 8, 16.

Irdische Heilsmöglichkeiten für Sternenmenschen

Freilich können nicht alle Menschen aus allen Sonnen und Planeten der Schöpfung zur Erlangung der höchsten Gotteskindschaft unmittelbar auf diese Erde kommen.

Im für euch unermesslichen Raume", sagt der Herr im "Großen Evangelium", "sind zahllos viele Hülsengloben. In jeder solchen Hülsenglobe, die für sich schon einen für eure Begriffe nie messbaren Raum einnimmt (da sie die Trägerin von Äonen mal Äonen Sonnengebieten und Sonnen ist), leben zahllos viele Menschengeschöpfe entweder noch im Leibe, oder aber schon rein geistig (in den geistigen Sphären). Sie haben in ihrer Art gewöhnlich eine sehr helle Vernunft und einen feinst berechnenden Verstand. Diese Sternenmenschen haben dann und wann traumähnliche Ahnungen, dass es irgendwo Kinder des allerhöchsten, ewigen Geistes gibt, und hegen auch nicht selten den Wunsch, um jeden Preis des Lebens solche Kinder zu werden. Aber es geht so etwas zu allermeist ganz und gar nicht, denn es muss alles in seiner Ordnung bestehen bleiben — gleich wie bei einem Menschen auch die Teile des Kniegelenks nicht zu den edlen Augen des Hauptes umgestaltet werden können und die Zehen der Füße nicht leichtlich zu den Ohren. Alle Glieder am Leibe müssen das bleiben, was sie einmal sind. Möchten z.B. die Hände noch so sehr wünschen, auch sehend zu sein, so nützt das nichts, sie bleiben ganz gesunde und glückliche blinde Hände, bekommen aber dennoch ein überaus hinreichendes Licht durch die sehenden Augen im Haupte. Oder es würde dem Auge sehr übel bekommen, wenn Teile, die nur zur Ernährung eines Knochens geeignet sind, als Bestandteile in das Auge kämen.

Und so würde es auch in der großen Schöpfungsordnung von sehr schlechtem Erfolg sein, so Ich die Menschengeschöpfe anderer Welten alle zur Werdung Meiner allereigensten Herzenskinder zuließe. Ja es ist wohl dann und wann eine solche Zulassung möglich, aber es gehören große Läuterungen und weitgehende Vorbereitungen dazu!

Am ehesten kommen die Seelen dieser (der Erde leuchtenden) Sonne zu dieser Gnade — oder auch die Urengel, denen die Pflicht obliegt, ganze Hülsengloben zu beherrschen und zu leiten. Aber so ungeheuer groß diese Urengel in allem auch sind, ebenso klein müssen sie sich gleich Mir auf dieser Erde zu sein begnügen und sich jede Demütigung gefallen lassen. — Auch aus der Mittelsonne des Gebiets, zu dem auch eure Sonne gehört, können Seelen auf diese Erde zur Erreichung der Kindschaft übergesiedelt werden; ebenso aus der weiteren Sonnengebiets- und Sonnenall-Mittelsonne. Dagegen aus der allgemeinen Urzentralsonne (eurer Hülsenglobe) können Seelen nicht leicht mehr hierherkommen, weil die Seelen jener riesenhaftesten Menschen zu ungeheuer viel Substanz in sich enthalten, als dass diese vom kleinen Leib eines diesirdischen Menschen könnte aufgenommen werden."

Übersiedlungsvertrag

In dem Lorberwerk "Die geistige Sonne" finden wir in einer feierlichen Szene (Bd. 2, 17 und 22) die Übersiedlung eines Mannes und eines Weibes von einer Mittelsonne auf die Erde eingehend geschildert. Und im "Großen Evangelium" (Bd. 1, 213 ff.) erfahren wir Näheres über das Sternenvorleben eines besonders geistesstarken Jüngers, des Griechen Philopold, der auf zahlreichen Weltkörpern als Mensch gelebt hatte, bis er zuletzt nach langwieriger Reifung auf der Sonnenwelt Procyon (mit ihrem eigentlichen Namen Akka genannt) den Wunsch faßte, auf den Planeten Erde gesetzt zu werden, um dort den zu sehen und zu hören, der ihn erschaffen hatte, und um dessen Kindschaft zu erwerben. Der Engel, der die Übersiedlung dieses Jüngers geleitet, bringt dem im geistigen Dunkel der Erde ungläubig Gewordenen, auf des Herrn Geheiß die Bedingungen seines damals mit dem Boten Gottes abgeschlossenen Vertrags in Erinnerung und lässt ihn durch Eröffnung der geistigen Sehe einen Blick in die von ihm verlassene Sonnenwelt zurücktun.

Nach einer ziemlichen Weile tiefsten Staunens sagt Philopold: "Ja, so ist es! Ich sehe nun in alle endlosen Tiefen meines Lebens zurück, sehe die Welten alle, auf denen ich schon geweilt, und die Orte und Plätze in den Welten, wo ich von der Geburt bis zum Abschied gelebt habe. Ich sehe, was ich war und was ich auf einem und dem andern Weltkörper getan habe, und sehe auch noch allenthalben meiner nächsten Verwandten Abkömmlinge. Und siehe, auf der Akka (Procyon) sehe ich sogar noch meine Eltern, meine vielen Brüder und Schwestern! Ja, ich höre sie um mich besorgt untereinander reden; 'Was ist mit Murahel? Wird sein Geist im endlosen Raume wohl schon den Großen Geist in Menschengestalt gefunden haben? Er wird unser nicht gedenken, weil Archiel, der Gesandte des großen Geistes, ihm die Rückerinnerung verdeckt bis dahin, wann er ihn dreimal beim rechten Namen rufen werde!'

Seht, so höre ich sie nun reden und sehe sie zugleich leibhaftig! Sie gehen nun in den Tempel, um in den Dokumenten nachzusehen die harten Lebensbedingnisse, aber sie finden diese nicht. Der Oberpriester des Tempels sagt ihnen, dass Archiel die Dokumente vor etlichen Augenblicken des Murahel wegen geholt habe, sie aber in aller Kürze zurückstellen werde. Und sie harren nun im Tempel und geben ein Opfer für mich.

O Liebe, du göttliche Kraft! Wie endlos weit strecktest du deine heiligen Arme aus! Überall dieselbe Liebe! O Gott, wie groß und heilig bist Du, und welcher verborgenen Geheimnisse voll ist doch das freie Leben! Welcher Mensch auf der ganzen Erde kann die Tiefen ergründen, die ich nun schaue? Wie nichtssagend geht der armselige Mensch auf dieser magersten Erde umher, streitet nicht selten um eine Spanne Erde auf Leben und Tod, während er in sich trägt, was Milliarden Erden nimmer zu fassen vermögen!"

Die irdischen Geschicke der Sternenseelen

Die von oben, von den Sternen kommenden Menschenseelen, die alle in einer oder auch zahlreichen Lichtwelten das inhaltsreiche Menschenleben zur Übung und Festigung ihres Wesens schon durchgemacht und in geistiger Hinsicht meist tiefere Lehren und Erkenntnisse aufgenommen haben, verlieren zwar (ihrer Selbständigmachung wegen) die Rückerinnerung, aber nicht ihre sonstigen Geistesgaben, Fähigkeiten und Willenskräfte. Sie ragen daher meist unter den ganz von dieser Erde stammenden Menschen durch ihr eigenartiges, starkes oder feinsinniges Wesen hervor. Diese edlere Art von Menschen ist besonders befähigt, "die Geheimnisse des Gottesreichs zu fassen und solche nach Bedarf den Kindern der Welt mitzuteilen und ihnen, als gutes Beispiel voranleuchtend, den Weg zu zeigen, auf dem auch sie zu Kindern Gottes und zu Bürgern des himmlischen Reiches werden können."

Bei ihrer Einzeugung in unsere Welt müssen die Sternenmenschen besonders mit dem für sie gar beschwerlichen fleischlichen Leibe auch Seelenelemente der groben diesirdischen Materie mit all ihren argen Eigenschaften und Trieben in sich aufnehmen, um als "Starke aus dem Reiche des Lichts" auch ihrerseits ein möglichst schwieriges Teil der großen Satansseele zu läutern und dem himmlischen Vater wiederzubringen. Diese Belastung mit irdischen Elementen macht im Verein mit den so besonders schweren Verhältnissen unseres Planeten den Sternenmenschen viel Beschwer und vielen gelingt es nicht, "ihre fremdweltliche Seele auch in der Materie dieser Erde durchzugären."

Manche dieser fremden Seelen, die in dem Leibe dieser Erde gleich zu Anfang ihres Eintritts ob der sie drückenden Materie nicht bestehen können, werden von ihrem Geiste gleich wieder dahin zurückgebracht, von wo sie gekommen sind. So erklärt sich nicht selten das frühzeitige Sterben eines manchen Menschenkindes schon bei oder bald nach der Geburt.

Andere Sternenseelen können vielfach "den Anblick dieser allermagersten und am wenigsten schönen Welt" nur schwer ertragen. Solche bilden dann ihre Sinne gewöhnlich sehr nachlässig aus. Sie halten wohl oft längere Zeit auf Erden aus und machen so manches, wenn auch gewöhnlich nur weniges, den Menschen dieser Erde nach, kehren aber nach einem solchen für sie immerhin tiefe Bedeutung habenden Leben (das gewöhnlich nur etliche Dezennien währt) nach ihrer Sternenheimat zurück, um dort das Ziel des Lebens besser zu erreichen.

Seelen aus Sonnenwelten erweisen sich auf Erden oft bald als sehr vollkommen. Manche aber "bekommen oft auch großen Zorn auf alles, was ihnen auf dieser argen Welt vorkommt. Daraus werden für diese Erde oft sehr böse Individuen, die rauben, morden und stehlen, was ihnen nur unterkommt. Auch haben sie gewöhnlich keine Liebe zu den Menschen dieser Erde und suchen ihnen auf alle mögliche Weise zu schaden. Solche entgleiste Sonnengeister entgehen auf unserem Planeten nur selten der Strafe für ihre Vergehen wider die erdbürgerliche Ordnung. Sie kehren wohl auch oft in ihre alte Heimat zurück, wo es ihnen dann aber auch nicht am allerbesten geht; denn ihr Geist fängt dort mit ihnen eine ganz entsetzlich scharfe und schmerzliche Schule an, die, je nachdem eine Seele stolz, verhärtet und selbstsüchtig ist, lange dauern kann." (GEJ 05, 188)

Erdenseelen und ihre Bestimmung

Wie schon erwähnt, machen freilich die Sternenseelen nur einen sehr kleinen Bruchteil der Erdenmenschheit (eins oder zwei vom Hundert) aus. Die meisten Bewohner unseres Planeten haben als Menschen nicht schon auf anderen Sternen gelebt. Ihre Seele wurde, wie wir in den vorangehenden Kapiteln ersahen, vielmehr erst hier auf Erden unmittelbar vor und bei der fleischlichen Zeugung von den geistigen Schöpfungsdienern Gottes (Schutzgeistern und Schutzengeln) zusammengestellt aus zahllosen, den Naturreichen, den leiblichen Eltern und der kosmischen Sternenstrahlung entnommenen seelischen Lebensfunken.

Da in diesen Erdenseelen-Menschen die aus dem Schoße der Erde durch das Mineral-, Pflanzen- und Tierreich aufgestiegenen naturseelischen Elemente eine bedeutende, meist sogar vorwiegende Rolle spielen, nennt man diese Menschenart "von unten", während die Sternseelen-Menschen "von oben" sind. (Joh. 8, 23)

Die in allen Völkern und Ständen sich zahlreich vorfindenden Erdseelen sind die eigentlichen "Weltmenschen". Eben erst dem Naturreich — "dem Schlamm dieser Erde" entwachsen, sind sie "natürlich noch sehr sinnlicher Art, da sie noch nie und nirgends irgendeine menschliche Vorschule, ein freies, (im göttlichen Erkenntnislichte) sich selbst bestimmendes Menschenleben durchgemacht haben." Bei ihnen herrscht in Trieben und Begierden meist noch stark das Tierische vor. Materieller Besitz und Genuss ist ihnen die Hauptsache. Naturhafte Selbstliebe überwiegt die Gottesliebe. Und während für irdische Dinge und Verhältnisse ein guter, oft scharfer Verstand sich bekundet, fehlt für geistige Belange vielfach das Interesse wie das Verständnis. "Sie können daher anfänglich auch nur durch ganz einfache, sinnfällige Bilder (und Lehren) zu der Erkenntnis eines höchsten und ewigen Gottgeistes hingeleitet werden." (GEJ 05, 225, vergl. auch Bd. 2, 169.)

Die Liebe und Weisheit des himmlischen Schöpfers und Allvaters macht freilich unter seinen Menschenkindern keine willkürlichen Unterschiede. Er will sie alle in ihrer Art zur möglichsten Lebensvollendung und höchsten Glückseligkeit führen und reifen. Und so sind denn auch die Erdseelen-Menschen auf unserer Welt durchaus nicht seine Stiefkinder!

"Denen Gott der Herr weniger Licht gegeben hat, die hat Er als Kindlein umso mehr lieb, indem Er ihnen ihre irdische Lebensprobeaufgabe so leicht wie möglich stellt, während Er den großen Geistern den Weg mit sehr vielen Dornen besät, auf denen nicht gar leicht zu wandeln ist." (GEJ 06, 139.)






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Kapitel 27
Die leibliche Zeugung

In unseren bisherigen Erörterungen über die Entstehung des Menschen haben wir zuerst den unmittelbar aus Gott entspringenden Geist (als heilige Lebensgrundmacht im Menschen) — sodann die von den Engeln Gottes bewirkte Zusammenstellung der menschlichen Seele aus den Elementen der Materie betrachtet. Nun kommen wir an den dritten und letzten Teil des "Heiligen Werdens": Die leibliche Zeugung.

In den Fragen des Geschlechtslebens sind heutzutage die Menschen mehr als je in unklaren, verderblichen Anschauungen befangen. Es rächt sich auf diesem so grundwichtigen Gebiete des Lebens die blind-materielle Weltanschauung, die nur mit dem Diesseits und nicht mit einem Gott und Vater und einem ewigen Lebensziel rechnet.

Wer nicht an das unsichtbare Reich des Geistes, unsere eigentliche Heimat, glaubt und im göttlichen Gebot reiner Gottes- und Bruderliebe nicht das unverbrüchliche Grundgesetz alles Lebens erkennt, der kann unmöglich in den Fragen der Zeugung und Entstehung des Menschen und mithin im ganzen Liebesleben der Geschlechter einen klaren und gesegneten Standpunkt gewinnen. Der ungläubige Mensch, der von keiner weisen Liebe eines göttlichen Menschenbildners etwas weiß, wird auch auf diesem Gebiet sein Sittengesetz nur auf diesweltliche Gesichtspunkte stützen können. Und da werden die meisten den sinnlichen Genuss und nur ein kleiner Teil die Werte eines schönen Familienlebens als das Vernunftgemäße erkennen und erstreben.

Das Diesseits bietet eben keine tieferen und einleuchtenderen Gesichtspunkte zur Beurteilung dieser Fragen. Und so leidet unsere durch die technische Kultur überhitzte Zeit unter einer sexuellen Not, die zusammen mit den Wirtschaftsnöten nahe daran ist, Ehe, Familie, Nachwuchs und damit das ganze Volksleben bei allen Nationen in Frage zu stellen. Volksfreunde, Gelehrte, Jugend- und Gesundheitsbehörden, gesetzgebende Körperschaften usw. suchen fieberhaft nach Abhilfe. Aber es ist von rein diesirdischen, materialistischen Standpunkte offenbar alles vergeblich — denn dieser Standpunkt führt letzten Endes immer nur zur Entfesselung des Tieres im Menschen.

Eine den höheren und ewigen Wesensteil des Menschen rettende Beleuchtung und Klärung dieser Fragen kann nur von überweltlichen Gesichtspunkten aus gewonnen werden, die uns das irdische Leben in seinem Zusammenhang mit dem Ewigen erkennen lassen und uns die eigentlichen Ziele und Aufgaben dieser wichtigen zeitlichen Daseinsstufe zeigen.

In diesem Lichte erkennen wir erst die göttlich erhabene Bedeutung des Zeugungsaktes und des Liebeslebens der Geschlechter. Und darum ist das durch Jakob Lorber gegebene neue Gotteslicht auch hier so unendlich bedeutsam, weil es uns auch in diesen Dingen durch vertiefte Erkenntnisse klare, wegweisende Blicke und Urteilsmöglichkeiten eröffnet.

Der Zeugungsvorgang in seiner wahren Bedeutung

Nachdem wir aus den bisherigen Betrachtungen wissen, welch große Vorarbeit für die Entstehung des Menschen von Gott und seinen Engeln durch die Erschaffung des Geistes und die Reifung und Sammlung der menschlichen Seelenelemente zu leisten ist, so ist klar, dass das, was der Mensch im Augenblick der leiblichen Zeugung hinzutut, nicht mehr so viel sein kann, wie es dem stofflich denkenden Verstande vorkommt.

Über den Zeugungsvorgang beim Tiere wird in dem Lorberwerk "Erde und Mond" (49) gesagt: "Wenn bei den Tieren der Akt der Zeugung eintritt, so treiben die Geister Gottes durch ihren Willen die angesammelten ätherisch-substantiellen Spezifika (Seelenfunken) in die Zeugungsorgane der Tiere und umschließen sie im Augenblicke der Zeugung mit einem materiellen Häutchen. In diesem Häutchen wird dann die neue Seele tätig und fängt an, nach der Art und dem Maße ihrer Intelligenz sich selbst zu ordnen. Hat die Tierseele innerhalb dieser ersten Behausung in sich selbst die ihr bestimmte Anordnung geschaffen, so sorgen die Geister Gottes weiter, dass die Seele durch neue, eigens dazu gebildete Organe aus dem Mutterleibe die ihr entsprechende Nahrung und damit das Baumaterial für den künftigen Leib erhält, den sie zu bewohnen und durch den sie zu wirken hat. Diesen Leib bildet die Seele selbst, aber freilich unter fortwährender Leitung der Geister Gottes, die dabei keine Hand, sondern nur ihren Willen ans Werk zu legen haben."

Grundsätzlich ähnlich, wenn auch nicht ganz gleich, verhält sich die Sache bei der Zeugung des Menschen. Ein Engel, der im "Großen Evangelium" (Bd. 4, 119 ff.) den Jüngern das Geheimnis der Ur- und Fortzeugung in Lehre und Vorführung enthüllt, bekundet darüber: Es hat auch das Menschenweib einen Naturstoff (Mutter-Lebensklümpchen, Ei) in sich. Ist dieser zur Befruchtung gereift, so wird er wie eine Beere von einer Traube abgerissen und an die rechte Stelle des Mutterleibes (Gebärmutter) gebracht. Wenn nun die Zeugung stattfindet, so tritt die schon fertige, von den Dienern Gottes gesammelte Seele hinzu, pflegt eine Zeitlang diese Lebensbeere, bis der Stoff in derselben so weit gediehen ist, dass die sich stets mehr zusammenziehende Seele in den noch sehr flüssig-lockeren Keimling eindringen kann, mit welcher Verrichtung die Seele etwa zwei Monate lang zu tun hat. Hat sie sich des Keimlings ganz bemächtigt, dann wird das Kind bald fühlbar lebendig und wächst schnell zu ordnungsmäßiger Größe.

Ein Heiligtum Gottes

Der Einblick in diese hinter dem Schleier des Materiellen sich begebenden seelisch-geistigen Lebensvorgänge führt uns den tiefen Ernst und die Heiligkeit des Zeugungsaktes eindringlich vor die Seele.

"Wenn das Leben des Menschen", spricht der Herr im "Großen Evangelium", "kein tändelnder Scherz, sondern ein sehr geheiligter Ernst ist, so kann auch der Entstehungsakt desselben durchaus keine Tändelei, sondern auch nur ein sehr geheiligter Ernst sein. Fasse du den Grund recht, und es wird dir darauf bald von selbst alles klar werden!

Die wohltuenden Empfindungen sollen nicht der Beweggrund zur Vornahme des Zeugungsaktes sein, sondern allein der Wille, dass ein Mensch gezeugt werde. Denn die Empfindungen sind nur begleitende Erscheinungen und für die selbstische Natur des Menschen notwendige Anreize zum höheren Zwecke der Zeugung.

Drängt dich der Hauptgrund, so gehe und handle, und du hast keine Sünde. Aber es ist dabei dennoch so manches in Berücksichtigung zu ziehen. Dieses Tun darf nicht außerhalb der Sphäre der wahren Nächstenliebe geschehen! Es hat also ein jeder, der nach Gottes Ordnung und Wohlgefallen leben will, auch bei ganz ordnungsmäßigen, der Keuschheit nicht widersprechenden Handlungen noch auf alle anderen menschlichen Nebenumstände sein Augenmerk zu richten, so er sich nicht gegen irgendein Gebot der Nächstenliebe versündigen will." (Bd. 3, 215)

"Um eine rechte und gesunde Frucht zu zeugen, müssen zwei reife Menschen eine echte Seelenverwandtschaft untereinander haben. Sind ein Mann und ein Weib in ihrem Herzen (d.h. ihrem Geiste) und in ihren Seelen verwandter Natur, so sollen sie sich denn auch ehelichen und sich nach der Ordnung der Natur des Zeugungsaktes lediglich zu dem Zweck bedienen, um zu einer lebendigen Frucht nach ihrem Ebenmaße zu gelangen. Ein mehreres, als eben dazu vonnöten, ist wider die Ordnung Gottes und der Natur und somit ein Übel und eine Sünde, die nicht um vieles besser ist als die stumme von Sodom und Gomorra.

Kann irgendein Zeugungsfeuriger bei all seiner Not zu keiner natürlichen Löschung seines ihn quälenden Feuers gelangen, dem rate Ich als bestes Naturmittel das Fasten (nach dem Beispiel des Täufers Johannes), ein fleißiges Baden im kalten Wasser und ein recht inbrünstiges Gebet um Linderung dieser Plage, so wird ihm solche ehestens abgenommen werden. Jede andere Löschungsart aber ist vom Übel und erzeugt abermals Übel und Sünde.

Zugleich aber soll allen Eltern ans Herz gelegt sein, dass sie ihre Kinder nicht den Reizungsgefahren aussetzen. Denn ein brennbares Material kann leicht in Brand geraten. Wenn aber einmal die Flammen auf allen Seiten lichterloh aufschlagen, dann geht es mit dem schnellen Löschen oft gar nicht mehr. Und ohne Opfer schlägt keine Flamme auf; wenn sie gelöscht ist, zeigt sich der Schaden. Darum sollen besonders die Jungfrauen wohl gekleidet, aber nie reizend geziert einhergehen. — Die Jungfrauen und Jünglinge sollen nicht dem Müßiggang preisgegeben werden, denn der Müßiggang ist stets die Ursache aller Sünden." — Und für beide Geschlechter ist auch eine einfache, mäßige und naturgemäße Ernährungsweise unerlässlich. (GEJ 03, 66, 1 ff.)

Zeugungskraft, Gefühlsreichtum und Geistesvollendung

In dem Lorberwerk "Die Haushaltung Gottes" wird vom König der großen lasterhaften Stadt Hanoch dem Herrn vorgehalten: "Der Mann hat ein Gefühl, demzufolge er nicht nur ein, sondern viele Weiber ergreift. Und dieses Gefühl ist ein wahrer Nimmersatt. Denn so da schon jemand hätte zwei, drei und noch mehrere der schönsten Weiber, käme aber dann an einen Ort, da es noch hundert wieder anders geformte Weiber gibt, da drängt es ihn bald gewaltigst, dass er sich auch in den Besitz dieser hundert setzen möchte! Warum denn solch ein Drang, der Deiner Ordnung zufolge nicht gestillt werden darf?"

Der Herr erwidert darauf. "Siehe, da verhält es sich mit dem Gefühlsreichtum geradeso wie mit der reichen Ausstattung der Zeugungsfähigkeit. Das Gefühl, das sich als mächtiger Zug oder Trieb im Herzen ausspricht, ist eine reiche Zeugungsfähigkeit im Geiste. Wenn aber der Mann ein Unzüchtiger ist und seinen Samen auf den Gassen verstreut, sage Mir, wird so ein grundgeschwächter Mann selbst mit einem fruchtbaren Weibe je eine Frucht von gerechtem Maße zu zeugen imstande sein? Siehe, das wird er nicht, denn aus den Trebern presst man keinen geistigen Saft mehr!

Ebenso steht es auch mit dem Gefühlsreichtum: Der Mann sammle nur sein Gefühl im Herzen und kehre es dann zu Mir. Und wenn es die rechte Kraftreife wird erlangt haben, dann wird er in Mir, dem Urgrunde aller Dinge und somit auch aller noch so schönen Weiber den allergenügendsten und befriedigendsten Ersatz finden. Er wird dann mit diesem kraftvollen Gefühl sein Weib in aller Kraft lieben können und es wird ihn das Weib seines Nachbars nimmer anfechten.

Wisse, dass auf dieser Welt alles im Menschen nur eine auszubildende Anlage ist für einen erhabenen, ewigen Zweck. Daher soll der Mensch von den in sich wahrgenommenen Kräften nicht eher einen Gebrauch machen, als bis sie zur Vollreife gelangt sind. Wie aber die Früchte der Erde nur im Lichte der Sonne reifen, so reifen auch die geistigen Kräfte des Menschen nur in Meinem Lichte. Daher soll jeder Mensch seine Kräfte auf Mich hinwenden, so wird er ein vollkommen reifer, mächtiger Mensch werden in Meiner Ordnung. Wer aber das nicht tut, der ist selbst schuld an seinem Tode." (Haushaltung Gottes, Bd. 3, 64.)

Im "Großen Evangelium" werden diese Gedanken vom Herrn in einer Aussprache über den Unsegen der Vielweiberei noch näher dargetan mit den Worten:

"Wer immer nach Meiner Lehre eine baldige und volle Wiedergeburt im Geiste seiner Seele wünscht, führe ein möglichst keusches Leben und lasse sich nicht berücken und betören vom Fleische der Jungfrauen und Weiber. Denn dieses zieht den Lebenssinn der Seele nach außen und verhindert dadurch gewaltig die Wachwerdung des Geistes in der Seele, ohne die keine volle Wiedergeburt der Seele in ihrem Geiste möglich und denkbar ist.

Eine gute, mit Vernunft, Weisheit und Selbstverleugnung gepaarte Ehe verhindert die geistige Wiedergeburt nicht, aber Sinnlichkeit und Wollust machen sie unmöglich. Darum fliehet sie ärger denn die Pestilenz!" (GEJ 08, 41)

Segen der Keuschheit und geordneter Zeugung

Wie und warum ein reines, keusches Leben und eine geordnete Zeugung den Segen des Himmels findet, wird den Jüngern vom Herrn ebenfalls erklärt. Wir finden darüber im "Großen Evangelium" die ernste und wichtige Belehrung aus höchstem Munde: "Würden die Menschen das Laster der Unzucht meiden und den Beischlaf nur so oft begehen, als er zur Erweckung einer Frucht in eines Weibes Leibe notwendig ist, Ich sage euch: Nicht einen gäbe es unter euch, der nicht ein Hellseher wäre! So aber, wie es unter euch Sitte ist, vergeuden der Mann und das Weib die besten Kräfte durch das oft tägliche Verpuffen der alleredelsten und seelenverwandtesten Lebenssäfte und haben demnach nimmer einen Vorrat, aus dem sich am Ende ein stärkeres Licht in der Seele ansammeln könnte.

Darum aber werden die Menschen stets mehr träge und polypenartig genusssüchtige Wesen, sind selten eines hellen Gedankens fähig und sind furchtsam, feig, materiell, launisch und wetterwendisch, selbstsüchtig, neidisch und eifersüchtig. Sie können schwer oder oft gar nimmer etwas Geistiges begreifen, denn ihre Phantasie schweift immer im Reize des Fleisches umher und mag sich nimmer zu etwas Höherem und Geistigem empor zu erheben. Sorget darum vor allem, dass dieses Laster nirgends einreiße. Und die Eheleute sollen, wie gesagt, nur so viel tun, als da zur Zeugung eines Menschen unumgänglich notwendig ist!

Wer sein Weib stört während ihrer Schwangerschaft, verdirbt die Frucht schon im Mutterleibe und pflanzt derselben den Geist der Unzucht ein. Denn der Geist, der die Gatten nötigt und reizt, sich über die natürliche Gebühr zu beschlafen, geht verstärkt in die Frucht über. Daher soll auch bei der Zeugung sehr gewissenhaft beachtet werden, dass erstens die Zeugung nicht aus gemeiner Sinnengier, sondern aus wahrhafter Liebe und seelischer Neigung ausgeübt werde — und zweitens, dass das einmal empfangen habende Weib noch gut sieben Wochen nach der Geburt ihrer Frucht ungestört in Ruhe belassen werde!

Kinder, auf diese ordentliche Art gezeugt und im Mutterleib ungestört ausgereift, werden schon leiblich vollkommener in die Welt kommen, weil die Seele in einem vollkommen ausgebildeten Organismus doch sicher leichter für ihren geistigen Herd sorgen kann als in einem ganz verdorbenen, an dem sie gleichfort zu bessern und zu flicken hat. Zweitens ist sie selbst in sich reiner und heller, weil sie nicht von den Unzuchtgeistern gestört wird, die durch die oft täglichen Nachzeugungen in des Embryo Fleisch und Seele hineingezeugt werden.

Wie leicht kann solch eine Seele ihr Gemüt schon in der zartesten Kindheit zu Gott erheben aus wahrer kindlicher, unschuldigster Liebe! Bei solchen Kindern fängt sich schon frühzeitig eine Außenlebenssphäre zu bilden an, sie werden bald und leicht hellsehend, und ihrem Willen wird sich alles in Meiner Ordnung Seiende zu fügen anfangen. Was sind dagegen die schon im Mutterleib verdorbenen Kinder? Ich sage euch: Kaum mehr als scheinbelebte Schattenbilder des Lebens! Und was ist hauptsächlich daran schuld? Das, was Ich euch bisher sattsam als Folge der Wollust gezeigt habe!

Wo irgend in der späteren Zeit Mein Wort von euch gepredigt wird, sollte diese Lehre nicht fehlen! Denn sie bearbeitet des Lebens Grund und Boden und macht ihn frei von Dornen, Gestrüppen und Disteln, von denen noch nie ein Mensch Trauben und Feigen geerntet hat." (GEJ 04, 230 ff. bis 231.)

Der Leibesaufbau nach der Zeugung

Wie wichtig ein reines, die Leibes- und Seelenkräfte sammelndes und bewahrendes Leben der Eltern für das Wohl eines werdenden Menschenkindes ist, erhellt auch im Hinblick auf den nach der Empfängnis sich vollziehenden leiblichen Aufbau des neuen Wesens. — Über diese in weiser Reihenfolge sich ergebenden Vorgänge voll heiliger Wunder vernehmen wir in "Erde und Mond" (50 und 51):

Hat die Seele in ihrer Umhülsung sich in menschlicher Form geordnet und ihren Lebensfunken mit Kräften aus dem Mutterleibe eine feste Verbindung gegeben, so strömen aus dem Mutterleibe alsbald weitere Spezifika (stoffliche und seelische Lebenskräfte) an den Ort, wo der neue Mensch entsteht. "Diese werden zur Bildung der Nerven verwendet, welch letztere gewisserart Schnüre sind, die von der Seele überall ergriffen und angezogen werden, um dadurch dem entstehenden Leibe jede mögliche Bewegung zu geben.

Sind die Nerven in ihren Grundlagen und Verbindungen fertig, dann werden die hinzuströmenden Spezifika zur Bildung der Eingeweide (d.h. der inneren Leibesorgane) verwendet, die sogleich mit den Hauptnerven verbunden werden.

Da die meisten Nerven im Kopfe zusammenlaufen, und zwar hauptsächlich im Hinterhaupt (in dem auch die Seele ihren Kopf hat), so beginnt zugleich mit der Bildung der Eingeweide auch die Bildung des Kopfes, der das entsprechendste Bild der Seele ist (weil alle Intelligenzen der Seele sich durch gewisse Hauptausstrahlungen im Kopfe konzentrieren). Und da die Augen der vollkommenste Ausdruck der Intelligenz sind, so werden auch besonders die Augen am ersten ersichtlich sein; denn in den Augen strömen alle Ausstrahlungen der einzelnen Intelligenzen der Seele zusammen. (Daher die Möglichkeit der Augendiagnose!)

Ist die Seele mit dieser Arbeit durch die Willenshilfe der Geister Gottes fertig, so werden ihr wieder neue Spezifika zugeführt, aus denen dann schon allerlei andere Dinge des menschlichen Leibes geordnet werden. Es braucht hier nicht des Machens oder Schaffens; die Sache macht sich sozusagen von selbst, wenn ihr nur (von den höheren Geistern Gottes) der Weg zur rechten Ordnung gezeigt wird. Und so werden hier Fleisch, Knorpeln, Muskeln, Sehnen und Knochen gestaltet. Es ergreift sich da alles von selbst, was zusammengehört. Nur würde die Richtung und auch die Form verfehlt, wenn nicht die Geister den Intelligenzspezifiken durch ihre weise geleitete Willenskraft den rechten Weg vorzeichneten.

Wenn es freilich manchmal geschieht, dass die Mutter, die so ein Kind in sich trägt, in ihrem Gemüte sich in die Hölle begibt (d.h. schlechten Gedanken, Begierden, Leidenschaften und Genüssen sich hingibt), so können da freilich Gottes gute Geister und Engel nicht volle werktätige Gesellschaft leisten. Die Folge solchen Übels ist gewöhnlich eine Fehl- oder Mißgeburt oder manchmal gar ein Einschiebling aus der Hölle, welchen das Volk einen "Wechselbalg" nennt. Daher ist es jeder Mutter zu empfehlen, sich während der Schwangerschaft so tugendhaft wie möglich zu betragen.

Wenn die Seele die obenerwähnten Knorpeln, Muskeln, Knochen und Sehnen ausgebildet hat, wird von ihr weiter Sorge getragen, die äußeren Glieder durch richtige und ordnungsmäßige Verwendung der dazu gehörigen Spezifika zur völligen Ausbildung zu bringen.

Wenn dies auch getan ist, zieht sich die Seele in die Eingeweide zurück und beginnt die Muskeln des Herzens in Bewegung zu setzen, wo zuerst durch besondere wasserklare Säfte die Organe geöffnet und gewisserart durchstoßen werden. Ist dies geschehen, dann setzt die Seele die Milz in Tätigkeit. Dadurch wird das Blut erzeugt und in die Herzkammern geführt, von denen aus es dann bald in die Organe getrieben wird. Hat das Blut auf diese Weise einmal den ersten Kreislauf gemacht, so beginnt der Magen die in ihm liegenden Nährsäfte in eine größere Gärung zu bringen, wodurch die edleren, feinstofflichen Spezifika ausgesondert, die gröberen, unverdaulichen Flüssigkeiten aber durch den natürlichen Entleerungskanal hinausgestoßen werden. Daher kommt die Flüssigkeit in der Mutterblase, welche nichts anderes ist als der Unrat des nun schon im Mutterleibe leiblich lebenden Kindes."






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Kapitel 28
Geburtsgeheimnisse

Das Geheimnis der Entstehung des Menschen ist mit den geschilderten Vorgängen noch nicht erschöpft. Vielmehr ereignen sich vor der Geburt des werdenden Menschenkindes im hegenden und nährenden Mutterschoße noch geistige Dinge, von denen sich der ungläubige, stofflich denkende Mensch nichts träumen lässt — obwohl gerade erst durch diese Ereignisse das junge Lebewesen vom mehr tierischen Geschöpf zum Menschen erhoben wird.

Das wichtigste dieser "Geburtsgeheimnisse" unseres Schöpfers und himmlischen Vaters ist die Einlegung des Geistes

Die Einlegung des Geistes

Wir lesen darüber in "Erde und Mond": Wenn die höchst kunstvolle Ausbildung der Frucht im Mutterleibe getan ist, wird der reine göttliche, für dieses Menschenkind als innerstes Haupt- und Grundleben ersehene Geist, der die Reifung der Seelenelemente auf den Stufen der Naturreiche von Anfang an leitete (GEJ 06, 133), durch einen höheren Engelsdiener Gottes in das mit dem leiblichen Herz zusammenfallende Herz der Seele eingelegt.

Dieser heilige Akt der himmlischen Gnade erfolgt in der Regel "nachdem die Frucht im Mutterleibe wenigstens drei Monate lang ein leibliches Leben hatte und die Seele nach getanem Hauptwerk ruhiger geworden ist — bei einigen Kindern früher, bei andern später, bei vielen drei Tage vor der Geburt". ("Erde und Mond", 51.)

Da die Seele des Menschen auf der nun erreichten Entwicklungsstufe des menschlichen Lebens in vollster Freiheit und vollkommener Willensselbständigkeit durch Selbsterfahrung erzogen werden soll, ist es nun im göttlichen Erziehungsplan gelegen, dass der zur Einlegung ins Fleisch des Menschen ersehene Geist vorläufig auf seine göttliche Kraft und Macht weitgehend verzichtet und sich gleichsam mit festen Banden fesseln und umhüllen lässt. An der eben angeführten Stelle wird von einer "siebenfachen Umhülsung" gesprochen. "Natürlich", heißt es aber, "darf sich dabei niemand eine materielle Umhülsung denken, sondern eine geistige, welche viel kräftiger und haltbarer ist als eine stoffliche — was sich ja schon aus vielen Dingen auf dieser irdischen Welt ersehen lässt, wo es oft ein leichteres ist, einen materiellen Kerker zu durchbrechen als einen geistigen!"

Welches die eigentlichen Fesseln, Bande und Hülsen des in unsere Seele gelegten reinen Geistes sind, wird deutlich in dem durch Jakob Lorber uns wiedergegebenen Jakobusevangelium "Die Jugend Jesu" (298) dargelegt. Es heißt dort:

"Es muss jeder Mensch gewisse Schwächen in sich tragen, die da die gewöhnlichen Fesseln des Geistes sind, durch welche dieser wie in einer festen Hülse eingeschlossen ist. Diese Fesseln können erst dann zersprengt werden, wenn die mit dem Fleisch vermengte Seele sich durch gerechte Selbstverleugnung so gestärkt hat, dass sie fest genug ist, den freien Geist zu fassen und zu halten. Durch allerlei Versuchungen kann der Mensch seine Schwächen gewahren und so erfahren, wie und worin sein Geist geknebelt ist. Wenn er dann gerade in diesen Punkten sich in seiner Seele selbst verleugnet, löst er dadurch dem Geiste die Fesseln ab und festigt damit die Seele. Ist dann so in der rechten Zeit die Seele mit allen ehemaligen Geistesbanden gefestet, so geht ganz natürlicherweise der entfesselte Geist in die erstarkte Seele über. Und diese gelangt dadurch in alle himmlische Machtvollkommenheit des Geistes und wird für ewig vollkommen eins mit ihm."

Unsere widergöttlichen, aus Luzifer, dem gefallenen Großgeiste stammenden argen Seelenfunken mit ihren selbstherrlichen, selbstsüchtigen Gedanken, Gefühlen und Begierden fesseln also mit ihrer von Gott zugelassenen freien Willensmacht den reinen göttlichen Liebefunken in unserem Herzen geistig in entsprechender Weise, wie die harten Hülsen und Schalen eines Samenkorns den Keim in sichtbarer Weise stofflich gleichsam einkerkern, bis die Feuchtigkeit und Wärme eines guten Erdreichs die Hülsen erweicht und dem Keim die Freiheit und Möglichkeit zum Wirksamwerden gibt.

Den göttlichen Geistfunken aus dem Kerker dieser Umhülsung nach und nach mit der Gnadenhilfe Gottes zu befreien und ihn zur vollen Herrschaft über unsere Seele und unser ganzes Sein und Wesen zu bringen — das ist die große, heilige Aufgabe unseres menschlichen Lebens, deren Erfüllung wir womöglich schon hier im diesirdischen Dasein als unsere "geistige Wiedergeburt" erreichen sollen.

Abdunkelung der Rückerinnerung

Um aber diese geistige Neugeburt der Seele in höchster Freiheit und Selbständigkeit zu erzielen, ist vor der Geburt des werdenden Menschenkindes noch eine weitere, überaus weise und bedeutungsvolle Maßregel des göttlichen Bildners und Lebensmeisters notwendig.

Wir vernehmen darüber im "Großen Evangelium" (Bd. 4. 120): "Sobald die Seele im Mutterschoße unter geistiger Leitung als letztes das zarte, vielverästelte Nervensystem völlig ausgebaut hat und der sich entwickelnde Nervengeist (als wichtiges Mittelglied zwischen Seele und Leib) ordnungsmäßig tätig geworden ist, begibt sich die Seele mehr und mehr zur Ruhe und schläft am Ende in der Gegend der Nieren völlig ein. Sie weiß nun nichts mehr von sich selbst und vegetiert ohne alle Erinnerung an ihren früheren Naturzustand (d.h. an das Vordasein ihrer Elemente auf den verschiedenen vorangegangenen Stufen des Naturreiches, die sog. "Vorkreaturformen"). — Erst etliche Monde nach der Geburt fängt die Seele wieder mehr und mehr zu erwachen an, was aus der Abnahme der Schlafsucht wahrgenommen werden kann. Aber bis sie zu einigem klaren Bewusstsein gelangt, braucht es noch eine längere Zeit. Erst wenn das Kind der Sprache mächtig wird, tritt auch ein rechtes Bewusstsein in die Seele — jedoch ohne Rückerinnerung; denn diese könnte man bei der höheren Weiterbildung der Seele durchaus nicht brauchen."

Es tritt also bei den Menschen auf dieser unserer Erde "der sonst nirgends mehr vorkommende Fall ein, dass sie aller Rückerinnerung (an ihre seelischen Vorzustände) bar werden und daher eine ganz neue Lebensordnung und -bildung vom Anfang an beginnen müssen, die so gestellt ist, dass mit ihr ein Mensch bis zur vollsten Gottähnlichkeit emporwachsen kann." (GEJ 04, 106)

Nur durch diese Abdunkelung der Rückerinnerung, womit dem Menschen zunächst auch das den höheren Naturseelen eigene Wissen von Gott und der geistigen Welt verloren geht, kann es erreicht werden, dass die hilflose, junge Menschenseele selbsttätig nach dem Lichte und den stärkenden Kräften des göttlichen Geistes verlangt und bei ihrem neuen, in sie gelegten Lebenspol Anschluss, Leitung und Kräftigung sucht. Nur der Mangel ist es ja überall, der ein Wesen zum Suchen und Streben und mithin zu selbständiger Tätigkeit antreibt. Von diesem Gesichtspunkt erklärt sich für jeden Denkenden die oft als Vorwurf gegen den Schöpfer aufgeworfene Frage, warum Gott sich und sein geistiges Reich dem Blick unserer Seele verhüllt und uns in tiefem Dunkel unter größten Schwierigkeiten und Zweifeln nach einem wahren, ewigen Lichte suchen lässt. — Wüssten wir alles, wäre uns das Sein und Walten Gottes samt allen Geheimnissen und Wundern der Schöpfung schon von Geburt an bekannt, so hätten wir keinen Antrieb zum Forschen und mithin aber auch keine Möglichkeit zur Selbständigwerdung und zu eigenem geistigem Erwerb und Gewinn, worin ein wichtigster Teil göttlicher Vollendung und Seligkeit liegt.

"Die Menschen der Erde sind im vollsten Sinne frei und können tun, was sie wollen: Gutes nach den Geboten Gottes oder Schlechtes wider dieselben. Sie werden weder zum Guten noch zum Schlechten genötigt, sondern lediglich durch ihren vollkommen freien Willen dazu bestimmt. Aus diesem Grunde ist einerseits diese Welt in ihren Lebensverhältnissen so mager bestellt, dass durch sie kein freier Wille eine unwiderstehliche Versuchung und Beirrung erleide. Andererseits aber ist auch das Himmlische dergestalt verdeckt, dass durch die bestimmte Anschauung künftiger Seligkeiten ebenfalls kein freier Wille zum Guten genötigt wird. So kann ein jeder, obschon er die Folgen seines guten oder schlechten Lebens aus der gegebenen Gotteslehre weiß, dennoch frei handeln, wie er will — weil er weder auf der einen noch auf der andern Seite irgendeine nötigende Gewissheit hat."

"Wird die Seele (in der Wiedergeburt) mit ihrem göttlichen Liebegeist-Funken völlig eins, dann wird sie in der Beschauung ihrer selbst schon in jene klare Rückerinnerung gelangen, aus der sie die endlose Liebe und Weisheit des großen göttlichen Baumeisters im seligsten Dankgefühl allerhellst erkennen und bewundern wird. Dann wird ihr eine solche Rückbeschauung zum ewigen Lebensnutzen dienlich sein, während sie ihr jetzt gar gewaltig schaden würde."

Geburt und erste Lebensspeise

Nach der Einlegung des Geistes in das Herz der Seele wird der Leib schneller vollends ausgereift und in kurzem erfolgt die Geburt.

Auch dieser Austritt des neuen Menschen aus dem Lebensschoße der Mutter in die materielle Welt steht selbstverständlich unter der Leitung der Diener Gottes. Aber der mehr oder weniger schwierige Hergang und Erfolg wird auch von manchen anderen Umständen abhängen, die vielfach im freien Willen der Eltern und der sonstigen Umwelt liegen. Haben die Eltern der Ordnung Gottes gemäß gehandelt und ihr Leben entsprechend eingerichtet, so wird auch ein ordnungsmäßiger, leichter Verlauf der Geburt möglich und zu erwarten sein.

Nach der Geburt "wird die Lunge des Neugeborenen in Tätigkeit gesetzt und das Kind fängt an, aus der Luft durch jeden Atemzug eine zahllose Menge Spezifika in sich aufzunehmen, welche sofort zur Bildung des Nervengeistes und zur Kräftigung der Seele verwendet werden. Weitere leiblich-geistige Nahrung erhält das Kind von den guten umgebenden Geistern durch die Sinne und Organe des Leibes." ("Erde und Mond", 51.)

Wir können demnach verstehen, dass die im Augenblick der Geburt vom Himmel strahlenden Gestirne für die seelische Ausgestaltung eines Menschenkindes große Bedeutung haben können, sofern dies im Willen Gottes und seiner leitenden Geister gelegen ist. Denn in ihrer Macht steht es ohne Zweifel, auch von diesen aus den Sternen herniedertauenden Lebenselementen dem jungen Menschenwesen in beliebiger Menge Seelenspeise zuzuführen. Aber es geschieht dies nicht, wie viele Astrologen sich vorstellen, blindlings und mechanisch, sondern in weiser Abwägung nach dem freien, über alle Naturmächte erhabenen Willen und Plane des Schöpfers, der jede einzelne Seele so gestaltet, wie es seinem weisen Liebesratschluss entspricht.

Die hohe geistige Bedeutung des irdischen Geburtstags

Welch großer Augenblick es für den Menschen ist, wenn er als neue Schöpfung Gottes ins irdische Leben tritt, um nunmehr auf der hohen, menschlichen Seinsstufe die Wiedervereinigung mit der reingeistigen Welt zu erlangen — das wird in "Himmelsgaben" Bd. II S. 135 mit folgenden tiefsinnigen Lichtworten dargetan:

"Höre, Mein lieber Freund! Es ist wahrlich nichts Geringes, wenn ein Mensch aus dem Mutterleibe zur Welt geboren wird. Denn was dazu gehört, bis eine Menschenseele aus allen Stufen der Naturreiche reif wird zur Ausgeburt in die Welt, ist fürwahr mehr, als du in Ewigkeiten zu fassen imstande sein wirst!

Wisse, in dem tiefen Zeiten- und Ewigkeits-Raum wurden von Mir in endloser Fülle Geister, Mir ähnlich, ins freie Dasein gerufen. Eine Unzahl hat sich durch den Missbrauch ihrer Freiheit von Mir getrennt. Eine Unzahl aber hat sich auch mit Mir auf ewig vereinigt. Was sollte nun mit der getrennten Unzahl werden? Sollte sie für ewig zugrunde gehen, oder sollte sie, was nur Mir allein möglich, zurückgeführt werden? Siehe, das war selbst für Mich, den Allmächtigen und allerhöchst weisen Schöpfer, keine geringe Frage! Denn lasse Ich sie zugrundegehen, so ist auch in Mir der Tod zu Hause. Führe Ich sie aber zurück, dann ist die unantastbare Heiligkeit Meiner urewigen Ordnung gefährdet. Was war und ist sonach hier zu tun?

Siehe, die Liebe, als das alleinige Leben in Gott, musste sich gewissermaßen trennen, die abgetrennte Unzahl der Geister ergreifen, sie binden mit ihrer Macht und aus ihnen gestalten zahllose Weltenmassen verschiedenster Art, je nach Beschaffenheit der Geister, die darin eingefangen wurden.

Als nun die Welten von der Urzentralsonne abwärts ausgebildet waren, da erst wurde genau berechnet, wann jedes Welten-Atom gelöst werden sollte. Und war die große Rechnung einmal vollzogen, dann erst begannen die organischen Schöpfungen auf den Weltkörpern durch alle Stufen in der höchst weisen, wohlberechneten Ordnung. Und hernach erst wurde der Mensch als ein vollkommenes Aufnahmeorgan aller ihm vorangegangenen Stufen und als ein vollkommener Wiedervereinigungspunkt des einst aus Mir gegangenen Lebens geschaffen.

Siehe, solches alles steckt hinter einem einzigen Geburtstag! Beachte daher wohl, was er in sich birgt, damit dir dadurch bald ein neuer großer Geburtstag werde im Geiste!"






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VII. Wohin zielt unser Leben?

Kapitel 29
Vom Sinn und Zweck des Menschenlebens

Der Einblick, den wir durch die Lorberschriften in die Entstehung und das dreieinheitliche Wesen des Menschen gewinnen, erhellt uns auch in einem bisher nie erreichten Grade die uralte Frage nach dem Sinn und Zweck unseres Erdenlebens.

Wozu sind wir Menschen da? Wozu leben wir auf diesem kargen Planeten Erde und ringen uns zwischen Geburt und Tod durch ein mühevolles, oft schmerzens- und enttäuschungsreiches Dasein? Lohnt es sich, diesen bitteren Kampf bis ans Ende zu führen, da die Summe des irdischen Lebens nach der Erfahrung selbst besonders glückbegnadeter Mensch doch vorwiegend Not und Qual ist? Viele haben diese Frage schon verneint. Besonders zahlreich sind auch in unserer verwirrten Zeit solche, die ihr Leibesleben aus freien Stücken wegwerfen in der irrigen Meinung, dadurch der Qual des Daseins und den Notwendigkeiten ihrer geistigen Entwicklung zu entgehen.

Unter diesen Umständen ist es gerade in unseren Zeitverhältnissen eine große Gnade, durch die Neuoffenbarungsschriften die herrlichsten Aufklärungen über den hohen Sinn und Zweck des menschlichen Lebens zu erfahren und dadurch für dieses Erdendasein eine neue Leuchte des Herzens zu gewinnen.

Das Ziel Gottes

"Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken,

und eure Wege sind nicht Meine Wege, spricht der Herr;

sondern soviel der Himmel höher ist als die Erde,

so sind auch Meine Wege höher als eure Wege

und Meine Gedanken höher als eure Gedanken."

Diese Worte des Dichterpropheten Jesaja kommen uns in den Sinn, wenn wir in den Lorberschriften lesen, was Gottes eigentliche höchste Absicht mit den Menschen ist.

Im "Großen Evangelium" sagt darüber der Herr. "Gott kann mit seiner Allmacht jederzeit einen Geist mit vollendeter Weisheit und Macht aus sich hinausstellen oder erschaffen, und das in einem Augenblick gleich zahllos viele. Aber alle solche Geister haben keine Selbständigkeit; denn ihr Wollen und Handeln ist kein anderes als das göttliche selbst, das unaufhörlich in sie einfließen muss, auf dass sie da sind, sich bewegen und handeln nach dem Zuge des göttlichen Willens. Sie sind für sich gar nichts, sondern nur Gedanken und Ideen Gottes.

Sollen sie mit der Zeit selbständig werden, so müssen sie den Weg der Materie oder des gerichteten und gefesteten Willens durchmachen auf die Art, wie ihr sie auf dieser Erde vor Augen habt. Haben sie das getan, dann erst sind sie aus sich selbständige, selbstdenkende und freiwillig handelnde Kinder Gottes — die zwar auch allzeit den Willen Gottes tun, aber nicht, weil er ihnen durch die Allmacht Gottes aufgedrungen ist, sondern weil sie solches als höchst weise erkennen und sich selbst bestimmen, nach solchem zu handeln (was dann für sie lebensverdienstlich ist und ihnen erst des Lebens höchste Seligkeit und Wonne gibt.)

Siehe, Mein lieber Freund, so stehen diese Sachen! Und eben daran kannst du des alleinigen, wahren Gottes höchste Weisheit immer mehr erkennen und bewundern, da du daraus ersehen kannst, wie Gott aus seiner höchsten Liebe und Weisheit seine eigenen Gedanken und Ideen zu selbständigen, Ihm vollkommen ähnlichen Kindern gestaltet und erzieht!"

"Von Gott aus darf da nur gewisserart der Same, versehen mit allen erdenklichen Lebensfähigkeiten, wie in einer Hülse eingeschlossen, geschaffen werden. Die weitere, freie Lebensentwicklung und die Ausbildung desselben muss dem Samen selbst überlassen werden. Er muss das ihn umströmende Leben aus Gott selbst an sich zu ziehen anfangen und daraus ein eigenes, für sich dastehendes Leben bilden. Und siehe, so etwas geht nicht so leicht und schnell." (GEJ 05, 71, 10 ff.)

Ich aber bin ja nun darum in das Fleisch dieser Welt gekommen, um euch Menschen die beste Lebensvorschrift (Heils- und Lebenslehre) zu geben, nach der ein jeder sich in die höchste Lebensfülle versetzen kann. Und diese Vorschrift lautet ganz kurz: "Liebe Gott aus allen deinen Kräften über alles und deinen Nächsten wie dich selbst!" — Wer das übt und vollauf tut, der ist Mir gleich und wird auch eben dadurch in alle Weisheit, Kraft und Macht geleitet werden!" (GEJ 05, 72, 12 ff.)

Die Schöpfung — ein Schulhaus

Sein Ziel: die Erziehung und Heranreifung selbständiger, Ihm ebenbildlicher Kinder — verfolgt der Schöpfer und Allvater auf allen Gestirnen der ganzen Schöpfung mit allen Menschen.

Überall werden Teile der großen im Materiegericht der Weltkörper erstarrten Luziferseele abgelöst, die winzigen Grundbestandteile oder Lebensfunken auf der Stufenleiter der Naturreiche in zahllosen Lebensformen im göttlichen Dienst geübt und gefestigt und schließlich in Myriaden zu einer Menschenseele vereinigt, um auf dieser bedeutsamen Stufe unter Leitung eines der Seele eingepflanzten reinen Gottesgeistfunkens den höchstmöglichen Grad der Gottähnlichkeit zu erreichen.

Die ganze unermessliche Schöpfungsentwicklung ist also im Endzweck ein geistiger Erziehungsvorgang und die Schöpfung mit all ihren zahllosen Gestirnen eine große, vielgestufte Seelenvollendungsanstalt. — So vernehmen wir in dem Lorberwerk "Die Haushaltung Gottes":

"Die Welt ist als eine gefestete Unterlage Meiner Liebe ein großes Schulhaus, in dem alle Menschen in kurzer Abgeschiedenheit von Mir durch den eigenen Antrieb ihres inneren Lebens eine große Sehnsucht nach Mir bekommen sollen. Die äußeren Reize der Welt sind nur der Versuchung wegen da, damit sich die Menschen selbst richten sollen nach Meiner Liebe. Sobald jemand durch Führung und Erfahrung an der Welt kein Wohlgefallen mehr findet, sondern in stets wachsender Sehnsucht nur nach Mir trachtet, wird ihm dann bald das innere Auge und Ohr erschlossen. Er wird, wenn auch noch im sterblichen Leibe, alsbald den Heiligen Vater hören und dann und wann zu sehen bekommen. Der Geist der ewigen Liebe wird ihn dann erfüllen. Er wird schauen die Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit allörtlich. Und des Leibes Tod wird jeden mit unaussprechlicher Wonne erfüllen, da er dann überklar zu schauen beginnt, dass der Tod des Leibes kein Tod, sondern nur ein vollendetes Wachwerden zum ewigen Leben ist." (HGt 01, 80.)

Unsere Erde als Hochschule der Hauptkinder Gottes

Zwischen dem Leben und Entwicklungsziel der Menschheit auf unserer Erde und dem der Menschen auf den anderen Gestirnen besteht aber ein großer Unterschied. Dieser beruht darauf, dass im festen Mittelpunkt unserer grobmateriellen Erde sich der Kerkersitz und Hauptsammelpunkt des großen, gefallenen Urgeistes Luzifer befindet und dass aus diesem Grunde hier, wo der Geist der Finsternis am mächtigsten ist, auch der Vater des Lichts in Jesus zur Materie herniedergestiegen und den Menschen ein Mensch, Lehrer, Bruder und Erlöser geworden ist.

Weil demnach nirgends die Macht der Finsternis das Leben so versuchungsreich und schwer gestaltet, nirgends aber auch die Liebe Gottes sich machtvoller auswirkt — so ist unsere Erde (welche im großen Schöpfungsmenschen dem Herzlebenswärzchen entspricht zufolge dieser besonderen Eignung durch die Gnade Gottes berufen, eine ganz besondere Lebenshochschule der strebsamsten Geister und Seelen zu sein, die aus allen Gebieten der Schöpfung durch die höchste geistige Vollendung zum Herzen Gottes und zur Seligkeit der innigsten Gottesnähe gelangen wollen. Den entsprechenden gewaltigen Unterschied zwischen dem Leben und Entwicklungsziel der Erden- und der Sternenmenschen beleuchtet besonders eindrucksvoll eine Szene in dem Lorberwerk "Die geistige Sonne"‚ in welcher der Bewohner einer großen Mittelsonne zum Zweck der Erlangung der wahren Gotteskindschaft sich zur Übersiedlung auf unsere Erde entschließt.

Geschöpfe und Gotteskinder

Zu der im Heiligtum eines großen Sonnenpalastes vor dem Altar versammelten Gemeinde spricht da ein ehrwürdiger Ältester:

"Ihr wisset, dass der Herr, unser alleiniger Gott, zweierlei Wesen gestaltet hat, die sich selbst frei bestimmen können.

Die erste Art sind wir Sonnen-Geschöpfe, begabt mit freiem Willen und einem verständigen Gemüt, auf dass wir selbsttätig sein können zu unserer Freude und großen Wohlfahrt. Diesen seinen Geschöpfen hat der Herr diese Sonnen-Welt leiblich wie geistig zur Wohnung für bleibend eingeräumt. Dies angenehme Los zu erreichen ist überaus leicht. Denn wer da glaubt, dass der Herr ist ein einiger Gott Himmels und aller Welt und gibt dem Herrn der Herrlichkeit die Ehre durch Opfer und Anbetung auf die Art, wie desgleichen üblich ist auf unserer Welt, der hat sich dieses angenehmen Loses würdig gemacht.

Wenn wir aber die zweite Art der Geschöpfe betrachten, deren freilich an Zahl viel weniger sein dürften, so finden wir an ihnen laut der uns zuteil gewordenen Offenbarung, dass sie nicht nur Geschöpfe wie wir, sondern wahrhaftige Kinder des alleinigen Gottes sind. Diese "Kinder" stehen in aller Machtvollkommenheit Gottes, und ihre Seligkeit ist gleich der Seligkeit Gottes; denn sie haben alles, was Gott hat, sie tun alles, was Gott tut. Und Gott tut, was sie tun!

Ihnen ist Gott nicht mehr ein Gott also, wie Er uns ist — ein ewig unzugänglicher, den nie ein weltlich Auge schauen kann; sondern ihnen ist Er ein wahrhaftiger Vater, der allzeit unter ihnen ist, sie führt und leitet und mit ihnen spricht wie ich mit euch, und für sie sorgt und baut, dass sie ewig keine Sorge haben dürfen. In ihrer Vollendung sind sie einst vollkommene Herren über die ganze Unendlichkeit wie ihr allmächtiger Vater und freuen sich ihrer unendlichen Machtvollkommenheit, die ihnen von ihrem Vater verliehen wurde.

Solch ein Los ist freilich wohl etwas ganz anderes als das unsrige! Ja, es ist gegen das unsrige unaussprechlich erhaben und selig. Sind wir Geschöpfe dieser Welt aber für ewig ausgeschlossen, dieses überherrliche Los ebenfalls zu erlangen? Was spricht darüber die Offenbarung, die wir dereinst bekommen haben in der Urzeit der Zeiten von einem mächtigen Geiste?

Also lautet sie mit kurzen Worten: "Einen Altar erbauet euch in eurer Wohnung, und dieser Altar sei allzeit belegt mit wohlduftendem Holz übers Kreuz und über die Quere. So jemand den alleinigen Gott erkannt hat in seinem Glauben, der frage sein Herz, ob es entzündbar ist, so wird die Glut des Herzens das Holz am Altare ergreifen und es verzehren unter hellen Flammen. In diesen Flammen wird der im Herzen Entzündete die großen, heiligen, aber überschweren Bedingungen lesen, durch welche er zu einem Kinde Gottes werden kann."

Nun frage ich euch: Welcher von euch meinen Hausgenossen und Kindern die Bedingungen in der Flamme lesen will, der trete herbei und lese! Hat jemand die Bedingungen annehmbar gefunden, der lege — der Offenbarung gemäß — seine Hand an den Altar, und Gott der Allmächtige wird seinen Geist führen auf jene Welt, wo er selbst weilte. Er wird den Geist zu einem neuen Menschen gestalten, der (zwar nur auf eine kurze Zeit) einen sterblichen, schmerzhaften Leib tragen und in diesem bis zum Tode sich wird demütigen müssen. Und wenn er wird durch und durch gedemütigt sein, dann wird er noch müssen schmerzhaft dem Leibe nach sterben, um aus dem Tode dann erst zu erstehen zu einem wahren Kinde Gottes!"

Die Bedingungen der Gotteskindschaft

Nun seht, auf diese Worte des Ältesten tritt ein Mann aus der Mitte der ganzen Menge und liest aus der Flamme folgende Bedingungen: "Unzufriedener mit deinem seligen Lose! Was willst du? Du kennst bis jetzt keine Leiden und nie hat ein Schmerz dein Wesen berührt. Der Tod ist dir fremd und noch nie hat eine schwere Bürde deinen Nacken berührt. Bleibst du auf dieser Welt nach der Ordnung Gottes, so kannst du ewig nie fallen, verderben und zugrundegehen. Was dein Herz wünscht und fühlt, hast du und wirst es allezeit haben. — Bist du aber mit dem nicht zufrieden und willst dahin ziehen, wo die Kinder Gottes gezeugt werden, so wisse, dass dich Gott, dein Herr, durch allerlei große Leiden, Schmerzen und Trübsale mächtig bis auf den letzten Lebenstropfen wird durchprüfen lassen, bevor du durch den Tod umgewandelt wirst zu einem Kinde. Wehe dir aber, wenn du die Prüfung nicht bestehst! Da wirst du für die Eitelkeit deiner Bestrebung im Zornfeuer der Gottheit büßen müssen.

Du wirst aber auf jener Welt, da die Kinder Gottes gezeugt werden, mit der vollkommensten Blindheit geschlagen sein, und nichts wird dir von allem, was du hier zu deiner ferneren Führung erfährst, im Bewusstsein übrig bleiben. Du wirst da genötigt sein, ein ganz neues, mühevolles und beschwerliches Leben zu beginnen. Nichts wird dir somit bleiben als allein zu deiner größten Gefahr die Begierde nach dem Leben dieser (von dir verlassenen) Welt. Du wirst dich nach allen ähnlichen Vollkommenheiten und Herrlichkeiten sehnen. Große Anlagen und Fähigkeiten des Geistes wirst du klar in dir gewahren, aber in deinem schweren, mühseligen Leibe wirst du keine ausführen können.

Hier auf unserer Sonnenwelt ist von Gott aus dein, was du hast. Dort auf jener andern Welt wirst du dir nicht einen Grashalm zueignen dürfen. Reichtum und große Pracht gehört bei uns zur Tugend; dort aber wird sie dir zum tödlichen Laster gerechnet werden. Hier darfst du wollen, und der Erdboden gehorcht deinem Winke; dort aber wirst du dir die Nahrung im schmerzlichen Schweiße des Angesichtes mühsam selbst suchen und bereiten müssen.

Das sind die Bedingungen, die zu erfüllen deiner harren, so du dich zu einem "Kinde Gottes" aufschwingen willst.

Es ist nicht unmöglich, dass du Gnade und Erbarmung bei Gott finden wirst, so du Ihn wirst lieben über alles und wirst sein wollen der Nichtigste und Geringste und wirst ertragen alle Leiden und Schmerzen mit großer Geduld und völligster Hingebung in den Willen Gottes. Aber es ist viel leichter möglich, dass du fällst, als dass du erstehest! Daher besinne dich und lege dann erst deine Hand auf den Altar — auf dass dir werde nach deinem Wollen!"

Die Heilsgrundlage der Demut

Nun sehet, der Bewerber bedenkt sich die Sache ganz ernstlich und spricht dann zum Ältesten: "Höre, du Vater dieses Hauses! Wenn ich hier den ernstlichen Entschluss fasse, nicht ein Kind des Herrn zu werden, sondern nur ein unterster Diener der geringsten seiner Kinder — bloß aus dem Grunde, um ganz geheim hebend dem allmächtigen Herrn einmal in Sehnähe zu gelangen, so meine ich, das dürfte doch nicht vermessen sein. Wird aber der Herr meines Grundsatzes eingedenk sein und mich in solche Verhältnisse stellen, in welchen ich diesen Grundzweck erreichen kann? Wenn das der Fall ist, so will ich meine Hand auf den Altar legen."

Der Alte spricht: "Dessen kannst du völlig versichert sein! Denn aus welchem Grunde da jemand zur Kindschaft des Herrn gelangen will, aus ebendiesem Grunde wird der Herr ihn auch werden lassen in jener Welt das, wodurch er erreichen kann, was da liegt im Grunde seines Lebens. Willst du der Geringste sein, dann wird dich der Herr tragen auf seinen Händen. Wer aber der Größte sein will, der wird den Herrn nicht zum Führer haben, sondern der Herr wird hinter ihm einhergehen und wird belauschen seine Schritte und Tritte. Und wenn der Großseinwollende zu einem Abgrunde gelangen wird und wird nicht frei umkehren, so wird ihn der Herr weder rufen noch vom Abgrunde zurückziehen, sondern ihm überlassen, entweder frei umzukehren oder frei hinabzustürzen in den Abgrund. Du aber hast dir den demütigsten Grund gefasst. Dieser Grund wird dir vom Herrn dein Leben und die Erbarmung unwiderruflich erwirken. Und so kannst du getrost deine Hand auf den Altar legen!"

Sehet, nun spricht der Bewerber: "Herr, Du Allmächtiger in Deiner Liebe, Gnade und Erbarmung! Aus keinem andern Grunde als aus reiner Liebe nur will ich zu Dir! Daher verlaß mich nicht in der Zeit meiner Schwäche und sei Du allein alle meine Kraft und Stärke! In welcher Gestalt ich immer in der neuen Welt auftreten werde, sei Deine Liebe mir das alleinige, ewige Vorbild meines Lebens, nach dem ich trachten will aus all meiner von Dir verliehenen Lebenskraft. — Verhülle mir ganz, was ich hier war und hier hatte, damit ich desto leichter erstrebe alle Niedrigkeit in meiner großen Liebe zu Dir! Aber den Grund der Demut laß allzeit auftauchen in mir, auf dass ich kräftiger werde stets in der Liebe zu Dir! Und so übergebe ich mich denn, o Herr, Deiner unendlichen Liebe, Erbarmung und Gnade!"

Sehet, damit legt der Bewerber seine Hand auf den Altar. Die mächtige Flamme ergreift ihn und im Augenblicke ist er nicht mehr unter den Bewohnern dieses Hauses.

Diese hohen Aufschlüsse über Sinn und Zweck unseres irdischen Lebens werden uns auch in den schwierigsten Verhältnissen mit Trost und Kraft, mit Freude und Ausdauer erfüllen. Wissen wir doch nun, worum es in diesem mühe- und kampfreichen Dasein, in diesem oft so kargen, entbehrungsvollen Leben geht: um die höchste Kindesseligkeit, die, wie alles Große, nur durch große Anstrengung mit göttlicher Gnade als Siegespreis vom Überwinder erworben werden kann.






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Kapitel 30
Vom freien Willen

Nachdem wir im vorangehenden Kapitel die Erde als Hochschule der Hauptkinder Gottes kennengelernt haben, wollen wir jetzt den wunderbaren Weg näher betrachten, auf dem die Liebe und Weisheit des göttlichen Seelenbildners den Menschen zum Ziele der Vollendung hinanführt.

"Ihr sollt vollkommen sein wie euer Vater im Himmel!" — das ist der Leitsatz, der in leuchtenden Lettern über diesem Wege steht. Denn Gott schuf den Menschen "sich zum Bilde"1 Worin besteht nun diese göttliche, uns zum Vorbild gesetzte Vollkommenheit unseres Gottes und Vaters? In zwei Haupt- und Grundeigenschaften seines Wesens! Zum ersten darin, dass im Vater die Fülle alles Guten ist, also die Liebe, Liebeweisheit und Liebetatkraft, die Ordnung, der Ernst, die Geduld und die Barmherzigkeit (die sogenannten sieben Geister Gottes). Und zum zweiten darin, dass der Vater alles, was Er ist, ewiglich aus sich selbst ist, dass Er keine andere Macht als Ursprung und Grundlage braucht, sondern dass all sein Sein und Leben in Ihm selbst begründet ist und aus Ihm selber quillt.

Zur Vollkommenheit des Vaters gehört also neben seiner endlosen Liebegüte seine unbedingte Selbständigkeit. Durch diese zwei Grundwesenszüge ist Gott der ewige, allwaltende Schöpfer und Allvater.

Soll der Mensch nun wirklich ein möglichst ähnliches Ebenbild Gottes, ein wahres Kind seines himmlischen Vaters werden, so muss also seine Erziehung und Bildung von Gott so geleitet werden, dass auch er, der Mensch, am Ziele der Reife nicht nur göttlich gut, sondern auch in der Willens- und Handlungsfähigkeit göttlich selbständig ist. Das heißt also, der vollendete Mensch muss das der himmlischen Liebe entsprechende Göttlich-Gute aus eigenem, wahrhaft und vollkommen freiem und selbständigem Wollen heraus tun.

Dies zu erreichen ist das nur einem allweisen und allmächtigen Gott erreichbare geistige Endziel der ganzen Schöpfung. — Wir kommen damit an das große, die Menschheit seit uralten Zeiten tiefst bewegende Problem der Willensfreiheit, über das die Menschheit bis heute noch nicht klug geworden ist.

Das Problem der Willensfreiheit

Um die einzigartige Bedeutung dieser großen Frage und die durch Jakob Lorber gebotene lichtvolle Lösung voll würdigen zu können, wäre es notwendig, auch nur in einem flüchtigen Blicke die schon von den ältesten Kulturvölkern der Erde, den Chinesen, Ägyptern, Griechen und Römern, bis in unsere Tage darüber angestellten Untersuchungen zu überschauen. Zahllose Weltweise und Forscher haben ihr ganzes Leben lang über diese Frage nachgedacht und Berge von Büchern sind darüber geschrieben worden. Gar manche Denker sind an diesem Rätsel gescheitert und zerbrochen. Denn schließlich hängt doch für die Beurteilung unseres Seins und Wesens und für Wert und Glück unseres Lebens alles davon ab, ob wir wirklich einen freien Willen besitzen, oder ob wir nur die unbewusste, mechanische Endauswirkung von allerlei äußeren Ursachen und Umständen sind.

Am Ausgang des Altertums kam als letzter großer Denker der Kirchenlehrer Augustin (gest. 430 n.Chr.) zu der Ansicht, der Mensch könne tun und streben, was er wolle, so habe dies doch für seine Endbestimmung gar nichts zu bedeuten; denn Gottes allein maßgebender Gnadenratschluss habe seit Ewigkeit her den einen Menschen zur ewigen Verdammnis, den andern zur ewigen Seligkeit bestimmt, und dem könne kein Mensch je entrinnen. Diese in ihren Folgerungen für die "Verdammten" furchtbare Prädestinations- oder Vorherbestimmungslehre Augustins, die sich auf einige Stellen im Römerbriefe des Paulus stützt (9, 16-23) und unter den Menschen viel Verzweiflung und Unheil angerichtet hat, fand im späteren Mittelalter besonders durch die Philosophen Descartes und Spinoza und andere eine Art Ergänzung oder Umwandlung dahin, dass der Mensch überhaupt keinen freien Willen habe, sondern in seinem ganzen Denken, Wollen und Handeln unausweichlich bestimmt sei durch die äußeren Umstände seines Lebens: Geburt, Veranlagung, Sternen- und Natureinfluss und alle sonstigen Verhältnisse seiner Umgebung. In all diesen teils inneren, teils äußeren Ursachen liegen die unbedingt bestimmenden Antriebe des menschlichen Willens, der nach dieser Lehre (Determinismus genannt) also nur scheinfrei, in Wirklichkeit aber gleichsam mechanisch und zwangsläufig von den Umständen bestimmt sei.

Wenn aber der Mensch keinen freien Willen hat, dann kann man ihn auch für sein Handeln nicht verantwortlich machen. Auch hat es keinen Sinn, ihm sittliche Gebote als göttliche Lebensrichtlinien vorzuschreiben. Und wie konnte einer willensunfreien Menschheit der Herr sagen: "Ihr sollt vollkommen sein wie euer Vater im Himmel!" — und denen, welche den Willen des Vaters aus freien Stücken tun, die Kindschaft und den Himmel, den andern aber die Hölle in Aussicht stellen?

Von diesen gewiss sehr beachtenswerten, ja grundwichtigen Gesichtspunkten aus stellten andere Denker und Forscher daher schon im Mittelalter die Lehre auf, dass der Wille des Menschen zwar ohne Zweifel beeinflusst werde von vielen äußeren Umständen, aber dass der Mensch in seinem innersten Ich doch allezeit vollkommen frei und ungenötigt wählen könne, ob er so oder anders — gut oder böse, heilvoll oder unheilvoll handeln wolle. Diese Lehre (Indeterminismus genannt) stimmte offenbar viel besser zu der Sitten- und Heilslehre der Heiligen Schrift. Aber doch war es durchaus nicht zu leugnen, dass das sogenannte freie Denken, Fühlen, Wollen, Wählen und Handeln sehr stark, ja meist ausschlaggebend bestimmt erscheint durch die dem Menschen gegebene, von seinem Willen unabhängige Veranlagung seiner Seele und seinen körperlichen, gesundheitlichen, sozialen und sonstigen Verhältnissen.

Und so wurde in dem alten Streite zwischen den Deterministen und den Indeterministen bis zum heutigen Tage noch keine befriedigende Klärung und Lösung der großen Lebensgrundfrage erzielt.

Das neue Offenbarungswort lichtet das Dunkel

Was sagt nun der Herr der Schöpfung und Meister des Lebens selbst in seinem neuen Lichtwort über dieses tiefe Geheimnis? Gibt er den Deterministen oder den Indeterministen recht? Wir werden sehen: Er gibt keinem vollkommen recht, aber auch keinem vollkommen unrecht. Die Wahrheit liegt in einer wunderbar einfachen, aber bei einigem Nachdenken voll überzeugenden Weise in der Mitte.

Der Herr lässt uns in den Schriften seines neuen Wortes zum Verständnis des großen Willensproblems den Menschen nicht in einem bestimmten einzelnen Augenblick seines Dasein, sondern in seinem ganzen Werde- und Entwicklungsgang betrachten. Und da sehen wir, dass der Mensch im Anfang seiner Lebenslaufbahn durch die ihm von Gott gegebene Veranlagung weitgehend bestimmt (determiniert) und unselbständig — am Ziele seines Vollendungsweges als geistig Wiedergeborener aber durch freiwillig auf dem Erfahrungswege aufgenommene höhere Erkenntnisse wahrhaft und vollkommen frei und selbständig ist.

Von der geschöpflichen, veranlagungsmäßigen Gebundenheit (dem "Geschöpften" oder Gegebenen) — zum Gotteskinde uns Menschen zu reifen — das ist ja gerade der Sinn des im ganzen Schöpfungsvorgang ersichtlichen geistigen Erziehungsplans Gottes!

"Eben darum", spricht der Herr im "Großen Evangelium", "bin Ich ja selbst auf diese für die Zeugung Meiner wahren Kinder bestimmte Erde gekommen, um euch von den Banden der geschöpflichen Notwendigkeit zu befreien und euch den Weg zur wahren, selbständigen, ewigen Lebens- und Willensfreiheit zu zeigen durch Wort und Tat — um ihn zu bahnen und zu ebnen durch Mein euch allen vorangehendes Beispiel. Denn nur auf diesem Wege allein wird es euch möglich sein einzugehen in die nie ermessbare Herrlichkeit Gottes, Meines und eures Vaters!"

Veranlagung

Um das Geheimnis der Willensfreiheit richtig zu verstehen, müssen wir also unser Augenmerk vor allem auf den Ausgangspunkt der menschlichen Seelenentwicklung, auf die einem jeden Menschen vom Schöpfer in einer besonderen Weise gegebene Veranlagung richten.

Wenn wir ein Kind beobachten, sehen wir ja schon in der frühesten Jugend eine ganz bestimmte Denk-, Empfindungs- und Handlungsweise an ihm zutage treten. Und wir wissen, das ist des Kindes Veranlagung, das hat es nicht sich selbst gegeben, sondern so ward es ihm bei der Zeugung seiner Seele vom Schöpfer verliehen in den aus den Naturreichen, aus den Seelen der leiblichen Eltern und aus den Sternen geschöpften Seelenfunken.

Diese Erfahrungstatsache wird hell beleuchtet durch die Eröffnungen, die wir hinsichtlich der Zeugung und Gestaltung der Menschenseele in den Lorberschriften finden und in den vorangehenden Kapiteln ausführlich erörtert haben. — Wir hörten: Seelenfunken aller Art und von der verschiedensten geistigen Beschaffenheit werden von den geistigen Dienern Gottes, den Engeln und Schutzgeistern, schon vor der leiblichen Zeugung als vollgereifte Früchte vom großen Schöpfungsbaume der Natur gesammelt und zu einer Menschenseele vereinigt; und zwar nicht nur solche, in welchen schon die himmlischen Gedanken und Gefühle kräftig vorherrschen, sondern auch solche Funken, in welchen noch die Gedanken und Gefühle der alten satanischen Selbstherrlichkeit und Selbstsucht mächtig sind — also jene Seelenfunken der Herrschsucht, Habsucht, Genusssucht, Sinnenlust,

Zornlust, des Neides, des Hasses, der Rache usw., von welchen unsere Seele oft so schwer und nachhaltig erschüttert und verfinstert wird.

Warum gibt aber der Herr aus der großen Seele Luzifers auch solche unreife, noch arge und ungeläuterte Lebensfunken in die Seele des Menschen? Aus zwei Gründen! Zum ersten, weil eben diese noch unreifen Funken in der Seele des neuen, zum Gotteskinde bestimmten jungen Menschen gereift und geläutert und für das Lebensreich des himmlischen Vaters seiner Freiheit und Herrlichkeit zurückgewonnen werden sollen. Und zum zweiten, weil kein Leben, auch kein inneres Seelenleben des Menschen, denkbar ist ohne wetteifernde Gegensätze und Gegenkräfte.

Im "Großes Evangelium" beleuchtet diesen letzten Lebensgrundsatz der Herr am Beispiel eines in die Luft gestellten Riesen, der mangels einer Gegenkraft nicht die geringste Wirkung auszuüben imstande ist.

"Sehet, alles, was da ist, besteht und irgendein Dasein hat, kann nicht anders bestehen als durch einen gewissen beständigen Kampf. Ein jedes Dasein, das göttliche nicht ausgenommen, hat daher in sich lauter Gegensätze als verneinende und bejahende Kräfte, die einander stets also entgegenstehen wie Kälte und Wärme, Finsternis und Licht, hart und sanft, bitter und süß, Hass und Liebe" usw. (GEJ 02, 228, 4-6.)

"Wollte nun Gott aus sich heraus Ihm ähnliche, freie Wesen erschaffen, so musste Er sie mit eben den streitenden Gegensätzen versehen, die Er in sich selbst von Ewigkeit her (natürlich in den besten und reinst abgewogenen Verhältnissen) besaß und besitzen musste, ansonst Er nie wirkend dagewesen wäre."

Jedem nach Gottes Ebenmaß gestalteten Wesen wird daher in den verschiedenartigen, in seiner Seele vereinigten Lebensfunken "Ruhe und Bewegung, Trägheit und Tätigkeitssinn, Finsternis und Licht, Zorn und Liebe, Heftigkeit und Sanftmut und tausenderlei anderes zu eigen gegeben." Und zwar nicht allen gleich, sondern jedem einzelnen in einer ihm eigentümlich besonderen Mischung.

Wie entsteht der freie Wille der Seele?

Wenn wir nun wissen, wie die menschliche Seele zusammengesetzt ist aus zahllosen Seelenfunken von verschiedenartigster Denk-, Empfindungs- und Willensart, so ist unschwer zu verstehen, wie aus diesen wahrhaft unzählbar vielen Kleinkräften in der Menschenseele unser Wille entsteht.

Wir begreifen es wohl am besten unter dem Bilde einer Volkskörperschaft. Die vielen Lebensfunken unserer Seele entsprechen den Mitgliedern einer solchen Versammlung, den sogenannten "Volksvertretern", von welchen jeder seine besondere Denkweise und Gesinnung hat. Diese treten einzeln oder in Parteigruppen bei jeder zur Erwägung stehenden Frage zur Beratung und Abstimmung zusammen. Nach mehr oder weniger langen und heftigen Aussprachen wird abgestimmt und dann die Ausführung des Beschlusses den dazu bestimmten Ausführungsorganen übergeben.

Genau so vollziehen sich im großen Volksstaate unserer Seele die Beratungen, Kämpfe und Beschlüsse der zahllos vielen Seelenfunken, die schließlich auf solche Weise unsere Willensentschlüsse und unsere Willenshandlungen herbeiführen. Auch in unserem Gemüt wogen die Meinungen, Gefühle, Empfindungen und Bestrebungen, wie wir alle täglich erleben, in oft stürmischem Widerstreit durcheinander. Und dieses freie Wallen, dieses Sichherausbilden unserer Entschließungen im inneren Kräftespiel gehört zur Bildung des freien Willens. Da jedoch der Mensch auch ein geistiges Wesen ist, weil in seinem Herzen der Gottesfunke ruht, der als die Stimme seines Geistes in die Seele einstrahlen kann, so wird die Willensbildung des Menschen auch von dieser Seite beeinflusst. Das Organ, das uns gut und böse zum Bewusstsein bringt, heißt das Gewissen. Tun wir das Gute und Rechte, so entsteht in uns ein bejahendes Gefühl. Handeln oder reden wir aber schlecht, so ergreift uns ein geheimes Bangen. Es kann jedoch dieses Organ so abgestumpft werden, dass es die Willensbildung des Menschen nicht mehr berührt, dann ist es schlecht um seinen freien Willen bestellt; er ist aus der Ordnung Gottes getreten und wird nur noch von den niederseelischen Neigungen und Trieben beherrscht.

Somit wird der freie Wille gebildet aus den Gegensätzen zwischen Geist und Materie, zwischen Geistseele und Triebseele, zwischen Gottesliebe und Eigenliebe, zwischen Ordnung und Widerordnung. Meist wird er von der Eigenliebe bestimmt, denn die Liebe, ob guter oder böser Art, ist das eigentliche Leben der Seele und die letzte Instanz des freien Willens.

Es hat unserem Schöpfer und himmlischen Vater seinem großen Schöpfungsplane zufolge gefallen, diese lebendige Auseinandersetzung und Willensfestsetzung in unserer Seele nicht mit den unwiderstehlichen Einflüssen seines allmächtigen Gotteswillens zu beherrschen, sondern diesem inneren Kräftespiel die vollste Freiheit und Entfaltungsmöglichkeit zu gewähren.






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Kapitel 31
Freitätigkeit und Führung

Der in Parlament unserer Seele durch den lebhaften Widerstreit unserer zahllosen Seelenfunken zustande kommende freie Wille hat am Anfang unserer geschöpflichen Lebenslaufbahn auch beim besten Menschen noch gar große und wesentliche Mängel und Unvollkommenheiten.

Vor allem ist, wie die Bibel sagt (da unsere Seelenelemente aus der großen Luziferseele stammen), "das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens böse von Jugend auf" oder wie Lorber sagt: die Gedanken, Gefühle und Triebe der Menschenseele stehen im Anfange noch nicht wie bei Gott selbst im "besten, reinst abgewogenen Verhältnis" (Gr.Ev., Bd.2, Kap.229/3,7), sondern die materiell gestimmten Seelenfunken der Selbstherrlichkeit und Selbstsucht haben beim unreifen Menschen noch ein Übergewicht über die geistig gestimmten Funken der Gottes- und Bruderliebe (GEJ 09, 181). Es fehlt also beim menschlichen freien Willen im Anfange seiner Entwicklung noch das rechte, der himmlischen Ordnung entsprechende Erkennen und Wollen des Göttlich-Guten. Der ungereifte, ungeläuterte Mensch denkt, fühlt und handelt im allgemeinen noch selbstherrlich und selbstliebig.

Aber zu diesem Mangel kommt hinzu, dass unser "freier Wille" im Anfang unserer Entwicklung noch ganz bestimmt wird von unserer gottgegebenen Veranlagung, d.h. durch die unserer Seele gegebene Mischung von Seelenfunken guter und böser, weiser und unweiser, tatkräftiger und träger, frommer und unfrommer Art usw. An jedem Kinde sehen wir ja, wie schon erwähnt, die Auswirkungen dieser ihm angeborenen Veranlagung. Und auch unser himmlischer Vater kennt gar wohl die willensbestimmende Bedeutung der Veranlagung und die Unselbständigkeit des Willens beim unreifen Menschen. Daher kommt auch seine übergroße Langmut, Geduld und Erbarmung mit dem Irren des Sünders.

Vervollkommnung in der Schule des Lebens

Aber des Schöpfers heiliger Planwille ist es, dass der Mensch vollkommen werde wie der Vater im Himmel, und zwar sowohl in allem Göttlich-Guten wie auch in der möglichst großen Selbständigkeit seines Denkens und Wollens.

In dem Lorberwerk "Die Haushaltung Gottes" lesen wir. "Der Herr hat dem Menschen die Schwächen zur selbständigen Probung gegeben, und eben durch sie ist unser aller geistige Freiheit bedingt. Nur durch die Erkenntnis und Besiegung unserer Schwächen können wir vollkommen frei im Geiste werden. Denn die Schwäche in uns ist ein vom Herrn geflissentlich unvollendeter Teil unseres Wesens, den wir selbst (mit seiner Hilfe) vollenden sollen, um dadurch die Gottähnlichkeit in uns selbst zu bekräftigen und zu rechtfertigen und ein wahres freies Leben für ewig durch uns selbst zu gründen."

Um nun diese Vollendung und Selbständigwerdung zu erreichen, lässt Gott den Menschen den inneren Willen seiner Seele in möglichst ungehindertem Maße frei auswirken und betätigen und führt den Menschen durch solche "Freitätigkeit" auf wunderbarer Bahn zwischen zwei mächtigen Polen: Gott und Welt — durch eine höchst weise und wirkungsvolle Schule des Lebens.

Die Stimme Gottes

In dieser Schule des Lebens kann der Mensch das ihm noch fehlende Göttlich-Gute sich nicht selber geben. Daher muss ihm das "Licht aus den Himmeln" von oben gereicht werden. Dieses Licht, diese große Heilslehre aus den Himmeln aber lautet ganz kurz gefasst: "Gott, dein Schöpfer und Vater ist die ewig unendliche Liebe, Weisheit und Kraft. Liebe Ihn in seiner Offenbarungsgestalt als Jesus Christus über alles und alle deine Mitgeschöpfe wie dich selbst."

Diese Lehre gibt Gott den Menschen seit Urzeiten in allen Religionen und in den verschiedensten Formen. Wir alle dürfen seine Belehrung täglich und stündlich erleben: durch allerlei menschliche Worte und Schriften, durch das äußere und innere Gotteswort und ganz besonders durch die stets so wunderbaren Führungswege, auf welchen seine unsichtbare Hand uns durch diese irdische Schule geleitet.

Der verlockende Ruf der Welt

Aber auf der andern Seite lässt Gott, der weise Erzieher und Seelenbildner, zur Erweckung und Festigung unserer Seele auch gegenseitige Anreizungen und Versuchungen zum Widergöttlichen, zur Selbstsucht, zu allen Arten niederer, höllischer Begierden und Leidenschaften von außen her an uns herantreten. Denn nur durch den so hervorgerufenen inneren Kampf und Widerstreit kommt unsere Seele in ein inneres Leben, das schließlich durch die sich einstellenden Erfahrungen zur Klärung und geistigen Vollendung des Menschen führt.

"Auf einer Welt, auf der es sich darum handelt, dass die Menschen zu vollendeten Gotteskindern erzogen werden, müssen sie nebst dem freiesten Willen und einem hellen Verstand auch die von Gott gegebenen Gesetze haben, die ihr Wille frei ergreifen und ausüben soll. Wie aber könnten sie das letztere, wenn in ihnen nicht auch eine gleich mächtige Anreizung zur Nichteinhaltung der Gesetze vorhanden wäre? Diese entgegengesetzte Anreizung verschafft dem menschlichen Willen erst die vollkommene Freiheit und gibt ihm (durch Erfahrung und Übung) schließlich auch die volle Kraft, den Reizen der Widerordnung zu widerstehen und den erkannten Willen Gottes an deren Stelle zu setzen." (GEJ 06, 165)

"Um das ewige Leben und die Herrlichkeit des Vaters seinen wahrhaften Kindern zu verschaffen, müssen daher Himmel und Hölle unter einem Dach wohnen. Ohne Kampf kein Sieg! Wo das Höchste zu erreichen möglich ist, muss dafür auch die höchste Tätigkeit in vollen Anspruch genommen werden; um ein Äußerstes zu erreichen, muss man sich von einem entgegengesetzten Äußersten loswinden." (GEJ 03, 178)

Ein tiefes Licht des Verständnisses, das uns zeigt, warum es in unserer Welt oft so unerquicklich, ungerecht und arg zugeht, bieten daher die Worte des Herrn:

"Wäre diese Welt nicht mit allen erdenkbaren Reizungen versehen, sondern wäre sie nur das für den Menschen, was da ist eine leere Wüste für die wilden Tiere, so wären dem Menschen sein gottähnlicher Wille, seine Vernunft und sein Verstand vergeblich gegeben. Denn was sollte da seine Liebe erregen und was sollte diese begehren und wollen, und was könnte da seine Vernunft läutern und seinen Verstand erwecken und beleben?

Das nahezu endlos Mannigfaltige, Gute und Schlechte, Edle und Unedle ist also nur des Menschen wegen da, auf dass er alles erkenne, prüfe, erwähle und es zweckmäßig gebrauche. Daraus kann er dann schließen, dass das alles ein höchst weiser, guter und allmächtiger Urheber so geschaffen und eingerichtet hat, der, wenn der Mensch aus sich so zu urteilen beginnt, dann niemals säumt, sich dem denkenden Menschen näher zu offenbaren, wie das noch zu allen Zeiten unbestreitbar der Fall war." (GEJ 09, 23)

Und zusammenfassend sagt der Herr:

"Dass für eine jede Seele die Materie (d.h. die innere Veranlagung zur Selbstliebe und der Reiz der Welt) ein gewisses Übergewicht haben muss, das ist darum so verordnet, auf dass die Seele dadurch genötigt wird, tätig gegen das kleine Übergewicht der Materie zu werden, um so von der Freiheit ihres Willens den rechten Gebrauch machen zu können. Um aber das tun zu können, ist ihr die Lehre zu allen Zeiten klar aus den Himmeln gegeben, welche die Seele in eine vollkommene Freischwebe zwischen Geist und Materie stellt." (GEJ 09, 181, 9)

Die Folgen der Widerordnung

Nun soll freilich die Seele des Menschen nicht bei ihrer Unvollkommenheit verharren, den Reizen der Widerordnung nicht folgen oder gar dauernd stattgeben, sondern sie soll lernen, diese aus freier Erkenntnis und freien Stücken zu überwinden und die guten, göttlichen Triebe in sich zur Herrschaft zu bringen.

Zu diesem Zweck hat die Weisheit des Schöpfers in der ganzen Unendlichkeit, auf Erden wie in den Himmeln für alle Wesen es so eingerichtet, dass die aus der machtvollen Urmitte der Gottheit strömenden Lebenskräfte des Heiligen Geistes als Nährbrot alten Wesen in beseligendem Vollmaß nur insoweit zugehen, als sie in der Ordnung Gottes leben und wandeln. Können ja doch auch die lebenspendenden Strahlen der natürlichen Sonne nur den Geschöpfe zugehen, das sich in ihren Bereich stellt. So ist es eine natürliche Willensfolgenordnung, wenn auch die belebenden und beglückenden Ströme des heiligen Gottes-Lebensgeistes einem jeden Wesen zu mangeln beginnen, das sich aus der göttlichen Ordnung entfernt.

Dieses selbstverschuldete Verlustiggehen der göttlichen Segens- und Lebensströme bedeutet aber für jedes Wesen eine — mit der Entfernung aus der Gottesordnung fortgesetzt sich steigernde — schmerzvolle Einbuße, die schließlich zu vollem Kräftezerfall und gänzlicher Verarmung und einer Art Erstarrung (geistiger Tod) führen kann. Und so ist die weise Ordnung Gottes die, dass ein Wesen (sei es Geist, Mensch oder Engel) einem Reiz der Widerordnung folgend, zwar wohl einen augenblicklichen, kurzen Vorteil erreichen kann, dafür aber unfehlbar den schweren, oft lang andauernden Nachteil der Entfernung vom heiligen Strome des Gotteslebens sich zuzieht. Und diese göttliche "Willensfolgenordnung" ist es, welche für den Menschen wie auch für alle anderen Wesen das Leben auf dem Boden der Materie zu einer so vortrefflichen Erfahrungs- und Vollendungsschule macht.

Im "Großen Evangelium" hören wir darüber die Worte des Herrn:

"Ist der Übertretungsreiz einem jeden Wesen miteingegeben, so muss auch irgendeine daraus wie von selbst hervorgehende schlimme Folge gewisserart als eine Strafe gegeben sein. Und es müssen dem Wesen die Folgen spürbar werden, dass sie wirklich sind, und wie und warum sie einer dem gegebenen Gebote zuwiderlaufenden Handlung allzeit folgen müssen. Man muss das Wesen erkennen lassen, dass sich durch die Übertretung des Gebotes für das Wesen wohl anfangs irgendein kurz währender Vorteil erreichen lässt, dass es aber späterhin stets einen lange währenden Nachteil daraus ziehen wird, dem zu begegnen es dann viel harte Mühe und schmerzliche Anstrengungen kostet.

Mit alldem versehen, kann das neugeschaffene Wesen erst einen wahren Gebrauch von seiner freien Intelligenz und der daraus hervorgehenden Tatfähigkeit machen, gehe es dann, wie es wolle, krumm oder gerade, recht oder unrecht. Das neugeschaffene Wesen wird nun einmal aus sich heraus selbständig und beginnt dadurch den Hauptakt zur vollen und wahren Selbständigkeit. Und das ist es, um was es sich am Ende bei allen geschaffenen Intelligenzen handelt. Denn die Selbständigkeit wird dadurch schließlich erreicht, entweder auf kürzerem oder längerem Wege." (GEJ 02, 227)

Freie Willensentfaltung — an Gottes Hand

Da für die Gewinnung der göttlichen Selbständigkeit und Vollkommenheit demnach die Freitätigkeit der Wesen von grundlegender Wichtigkeit ist, so wird in den Schriften der Neuoffenbarung immer wieder mit größtem Nachdruck die Willensfreiheit als ein Grundgesetz des Lebens in der ganzen Schöpfung verkündet. Dieses besagt, dass es von Gott aus jedem Geistwesen und ganz besonders dem Menschen gestattet ist, seinen Willen in der früher beschriebenen Weise durch den Wettstreit seiner inneren Seelenkräfte frei (d.h. ungehindert durch die göttliche Allmacht) zu bilden und den also gebildeten Willen auch so frei wie irgend mit den ewigen Heilszwecken des Schöpfers verträglich, zu betätigen.

Dieses Gesetz der freien Willensentfaltung ist freilich nicht dahin zu verstehen, dass jedes Wesen schon im Zustande geistiger Unreife und Unvollkommenheit alles, was ihm in den Sinn kommt, gänzlich ungehemmt tun dürfe. Wozu würde dies im Reiche der Schöpfung führen, wo alles dem Ziele des obersten Allgeistes zuzustreben und seiner Ordnung sich einzufügen hat. Wenn auch grundsätzlich jedem Menschen die Betätigung seines Willens freigegeben wird, so muss diese Betätigung sowie deren Auswirkung von Gott aus doch ständig überwacht, geleitet und in gewissen Grenzen gehalten werden — in einer Weise, dass der Mensch mit seinem Tun und Lassen schließlich doch an das ihm vom Schöpfer und himmlischen Vater gesetzte Lebens- und Reifeziel gelangt.

Um dabei die Willensfreiheit möglichst zu wahren und immer höher zu entwickeln, ist es für alle Diener Gottes aber ein strenges Gebot, diese Führung in einer unvermerkten, zwanglosen Weise zu vollbringen. So verkündet der Herr seinen geistigen Dienern, den Schutzgeistern und Schutzengeln der Menschen:

"Um den Menschen zur höchsten Freiheit, Selbständigkeit und Machtvollkommenheit fähig zu machen, muss man dahin wirken, dass er sich völlig freiwillig auf die Wege des Lichtes begeben und auf diesen sich so lange mit aller Liebe und Selbstverleugnung fortbewege, bis er das rechte Ziel durch seine eigene Tätigkeit und freie Selbstbestimmung erreicht hat. Dazu aber dient weder ein äußerer noch ein innerer Zwang, von denen jeder ein Gericht ist, durch das ein Menschengeist in seinem Willen niemals frei werden kann. Solange aber sein Wille nicht frei ist, kann auch von der Vereinigung seines Willens mit dem allerfreiesten Willen in Gott keine Rede sein.

Es sind daher die Menschen zunächst nur durch allerweisesten Unterricht zur Erkenntnis ihrer selbst und des einzig wahren Gottwesens zu führen, und zwar mit aller möglichen Güte, Geduld und größten Sanftmut. Nur hartnäckig widerspenstige Charaktere, bei denen im Hintergrund ein ganz böser Mutwille und teuflische Bosheit steckt, sind durch ein äußeres, weltliches Strafgericht zu Paaren zu treiben." (GEJ 05, 78)

Ausdrücklich betont der Herr: Die führende Beeinflussung hat daher immer nur so zu geschehen, "dass ein Himmelsdiener bei jedem Menschen nur auf sein Erkenntnisvermögen, nie aber auch nur im entferntesten Sinne (unmittelbar) auf den Willen hemmend oder fördernd einwirkt. Denn ein unvorsichtig unterstützter Wille ist ebenso wie ein gehemmter als 'gerichtet' zu betrachten. Die Hölle, ja, die packt die Menschen beim Willen und zerrt sie beim selben ins Verderben, ins Gericht und in den Tod! Aber so darf es bei uns (Trägern der himmlischen Liebe) nicht sein, denn von uns aus muss die vollste Freiheit des Willens auf das äußerste geachtet werden. Daher müsst auch ihr dort, wo ihr ermächtigt seid, nie auf den Willen, sondern allein nur auf das Erkennen des Menschen einwirken." ("Robert Blum", Bd. 2, 254)

Die Führung der Menschen durch die Diener Gottes (Schutzgeister und Schutzengel) erfolgt, diesen Grundsätzen entsprechend, sonach ganz unvermerkt einesteils durch die Stimme des Geistes im Herzen (das Gewissen), andernteils aber auch in sehr nachdrücklicher Weise dadurch, dass der Mensch in allerlei für ihn belehrende Verhältnisse und Erlebnisse hineingeleitet wird, sei es durch Zulassungen oder Fügungen seitens der unsichtbaren Diener Gottes.

Unter diesem Gesichtspunkt gibt es daher im Leben des Menschen durchaus keinen Zufall. Und die Heilige Schrift bekundet die reine Wahrheit in dem Worte: "Es fällt kein Haar von eurem Haupt ohne Gottes Willen." Alles, auch das Seltsamste und Widrigste ist Zulassung oder Fügung von oben — mit dem ausgesprochenen Zweck, uns über Gottes Liebewillen, Ordnung und Ziel zu belehren. Am Menschen liegt es, auf diese weisen Führungen zu lauschen und sich ihre Lehren zum Heil seiner Seele zunutze zu machen.






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Kapitel 32
Durch Erfahrung zu höherer Geistigkeitund Freiheit

In der Schule der Erfahrung, zu der sich das Leben des Menschen durch seine Freitätigkeit und durch die göttliche Führung gestaltet, lernen wir zufolge der schon erörterten "Willensfolgenordnung" mit der Zeit zweierlei:

Erstens, dass der Mensch, wenn er entgegen dem Willen und der Ordnung Gottes nur sich selbst lebt und sich der Selbstherrlichkeit und Selbstsucht hingibt, trotz allen Ringens und Jagens zu keinem inneren Frieden und wahren Glücksgefühl gelangt, sondern dass sein Leben ein trostloser Kampf und ewige Qual bleibt, ohne wahren Segen für ihn selbst und seine Umgebung. Dies ist das negative Ergebnis, das sich, sei es im Diesseits oder im Jenseits, in der Erfahrungsschule des Daseins unvermeidlich herausstellt für alle Menschen, die nur sich selbst leben und nicht Gott und ihre Nächsten lieben.

Entsprechend zeigt die Erfahrungsschule des Lebens uns aber auch andererseits, dass wir bei wahrer Verbindung mit Gott und seiner Ordnung in einen beglückenden Herzensfrieden gelangen, in welchem uns selbst bei äußerlich bescheidenen, ja kümmerlichen Verhältnissen wunderbare Kräfte des Geistes zuströmen, die uns stärken und tief beglücken und uns auch für unsere Umgebung zu einer Quelle des Glückes und des Segens werden lassen. Dies ist das positive Ergebnis, das sich in der Erfahrungsschule des Lebens für jedermann herausstellt. Alle wahren Lebenskenner haben diese Erfahrungstatsachen bestätigt gefunden. Und es wird auch ewiglich so sein und bleiben, da die Ordnung Gottes zum Heile aller Wesen zu keinen anderen Ergebnissen führen kann.

Zweierlei Lebensschüler. — Die Ungelehrigen

Sehr verschieden ist nun aber das Verhalten der Menschen in dieser Schule des Lebens und zu deren göttlichen Lehren und Forderungen.

Die meisten wollen im Anfange durchaus nicht von ihrem alten, selbstliebigen Wesen abgehen und sträuben sich mit aller Macht gegen höhere Einsichten und ein entsprechend gutes Wollen und Handeln. Die besseren Elemente oder Lebensfunken ihrer Seele bleiben trotz aller Belehrung matt und kraftlos, nehmen keinen Kampf auf gegen die eigenliebigen Seelenfunken und werden von diesen, statt sie zu besiegen, selber besiegt und zum Schweigen gebracht oder gar ins Böse verkehrt und zu Verächtern der göttlich-wahren Liebes- und Lebensordnung gemacht.

Eine solche Entwicklung nahm schon in Urzeiten der große Lichtgeist Luzifer mit seinen Untergeistern — trotz aller Belehrung, die auch ihnen von seiten der Gottheit ständig in der weisesten und liebevollsten Art zuteil wurde. Es führte solch starrsinniges Verhalten schon bei ihnen zu einer zunehmenden inneren Verderbnis ihres freien Willens — und zwar bis zum äußersten Maße, so dass in ihnen zuletzt so gut wie gar keine Kräfte der Gottes- und Nächstenliebe mehr wirksam waren und nur noch die Gedanken und Triebe der Selbstliebe herrschten. (GEJ 02, 229 und 231) Auch Luzifer und sein Gefolge mussten dementsprechend die unvermeidlichen Folgen der oben geschilderten Willensfolgenordnung Gottes verspüren und gerieten zu ihrer möglichen Belehrung und Besserung in die schweren Gerichte der materiellen Fesselung.

So geht es bis zum heutigen Tage einem jeden Menschen, der in der göttlichen Erziehungsschule des irdischen Lebens keine Lehre annehmen will. Er kommt in ein Gericht ums andere und stürzt schließlich von Hölle zu Hölle, um immer peinvoller an sich selber zu erfahren, dass ohne Gott sich kein Wesen ein wahres, dauerndes Heil und Glück verschaffen kann.

Wohl mag manch selbstliebiger Weltmensch in dieser irdischen Daseinsspanne einen blendenden Scheinvorteil gewinnen, ja es mag ihm äußerlich durch Reichtum, Macht und Ehre wohlergehen, und mancher Tor beneidet ihn. Aber nie wird ein solcher Mensch den inneren tiefbeglückenden Frieden, der aus Gott strömt, in sich finden. Unruhe und Kälte wird in seinem innersten Herzen wohnen. Und ein furchtbares Erwachen wird sein Teil sein, wenn an der Todespforte aller irdische Besitz und Glanz von ihm abfällt und er in das ewige Leben nichts mit hinüber bringt als die peinvolle Leere und Nacht seiner lieb- und lichtlosen Seele. Wie furchtbar wird es dann sein, wenn er erkennt, dass er das kostbare irdische Leben verpraßt und verspielt hat! — Das Gleichnis des Herrn vom reichen Mann und vom armen Lazarus (Luk. 16, 19 ff.) gibt ein gewaltiges Zeugnis.

Die Gelehrigen und ihr Aufstieg

Andere, nach dauerhaftem Wohlsein und Glück sich sehnende Seelen dagegen fühlen sich durch die Erfahrungen des Lebens mehr oder weniger dazu gedrängt, nach den Bedingungen eines höheren Daseins zu suchen, sich über Gott, den Schöpfer und Erhalter der Welt Gedanken zu machen und sich vom Vater alles Lichtes die wahren Wege des zeitlichen und ewigen Heils weisen zu lassen.

Durch dieses auf dem Erfahrungsweg erlangte Suchen kommt ein solcher Mensch zum Finden. — Denn uns allen ist verheißen: "Suchet, so werdet ihr finden! Bittet, so wird euch gegeben! Klopfet an, so wird euch aufgetan!" — Wir gelangen zum beglückenden Lichtschatz höherer Erkenntnisse und sind nun innerlich durch die unter himmlischer Führung freitätig gewonnenen Erfahrungen auch vorbereitet und gereift, dieses von oben gereichte höhere Erkenntnislicht freiwillig anzunehmen und uns zu eigen zu machen.

Durch höhere Erkenntnisse zu einem höheren Willen

Nimmt nun der Mensch unter dem Eindruck seiner Erfahrungen die neuen, höheren Erkenntnisse (über das Sein und Walten Gottes, über seinen Liebewillen, über das ewige Heilsziel im geistigen Lebensreiche usw.) in sich freiwillig und ernstlich auf, so machen diese neuen Anschauungen sich auch nach und nach immer stärker bei dem inneren Ringen seiner Seelenkräfte, den "Seelenkämpfen" geltend, in welchen unser menschlicher Wille geformt wird.

Es wird bei diesem inneren Seelenkampf durch die neugewonnenen höheren Erkenntnisse die Gottes- und Bruderliebe in ihrer Klarheit und Willenskraft gestärkt, die unlauteren Triebe der Eigenliebe dagegen zum Guten umgestimmt oder schließlich überwunden und wirkungslos gemacht.

Auf diese Weise gewinnt dann in unserer Seele infolge der freiwillig angenommenen Erkenntnisse die "Gottesliebe" die Oberhand und bildet in unserem Innern nun aus freien Stücken einen ganz neuen höheren Willen. Es hat so schließlich nicht mehr die Materie, d.h. die Ichsucht und Selbstherrlichkeit, das Übergewicht — sondern die Gottes- und Nächstenliebe fängt an, mehr und mehr vorherrschend zu werden.

"So der Mensch zu einem rechten Erkennen gelangt, wird dieses höhere Erkennen den Willen leiten wie ein guter Reiter sein Pferd. Und die Seele wird dann mehr und mehr das zu wollen anfangen, was ihr Erkennen als wahr, gut und zweckdienlich findet. Dadurch werden der Wille und das Erkennen einander stets befreundeter, bis sie endlich völlig eins werden, was dann die Vollendung des Menschen ergibt." ("Robert Blum", Bd. 2, 254)

Bekehrung zur Gottes- und Nächstenliebe

Diese mehr oder weniger rasche Wandlung des Willens (von der Selbstliebe durch höhere Erkenntnis des göttlich Wahren und Guten zur Gottes- und Bruderliebe) nennt man Bekehrung, weil hier die Seele in ihrer Gesamthaltung aus freien Stücken sich einer neuen, himmlischen Richtung zukehrt. Bloß verstandliche Erkenntnisse und ein noch so starker Kopfglaube genügen dazu aber nicht, sondern eine wirkliche "Bekehrung" oder "Umkehr" liegt nur insoweit vor, als durch die Erkenntnisse auch wirklich der Wille und somit die Liebe des Menschen von der selbstischen in eine göttliche Tatgesinnung gewandelt wird.

Diese Umkehr oder Bekehrung geschieht in der Zeit der Reife bei manchen Menschen zuweilen in sehr auffallender Weise nach irgendeinem für sie besonders eindrucksvollen inneren oder äußeren Erleben, einer Predigt, einem Unglücksfall, einer Schauung oder einer Errettung. So erfolgte sie bei dem Apostel Paulus durch das geistige Erlebnis vor den Toren von Damaskus. Aber auch bei dem feurigen Apostel wie überhaupt bei jedem Menschen ist sie nicht, wie der Schein zuweilen glauben lässt, die Folge eines plötzlichen Eindrucks oder einer einmaligen Gnadenberührung seitens des Heiligen Geistes, sondern die Frucht einer stets sehr langen, von Gott liebevoll, weise und langmütig geleiteten Erziehung und Entwicklung. Bevor diese innere Reifung einer Seele vom göttlichen Meister erreicht ist, kann kein menschliches Predigen, Belehren und Bemühen etwas helfen. Auch einen Apfel am Baume muss Gott reifen. Wir Menschen können nur die vom Himmel gereifte Frucht pflücken.

Auf diesen weisen Wegen göttlicher Seelenerziehung kann selbst ein höchst arger Mensch gebessert und vollendet werden durch die schlimmen Zustände, in die er sich selbst durch seine böse Liebe versetzt. "Wenn eines solchen Menschen Seele", sagt der Herr im "Großen Evangelium" (Bd. 7, 52), "zufolge ihres eigenen Verhaltens sich im Gericht befindet, beginnt sie über den Grund ihres argen und unglückseligen Zustandes nachzudenken. Erkennt sie dann einmal den Grund, wird sie auch bald den Wunsch in sich fühlen, ihren argen Zustand los zu werden. Hat die Seele aber einmal solch einen Wunsch und Willen in sich, dann ist sie auch schon fähig, ein heilvolles, höheres Licht in sich aufzunehmen, das ihr von oben her durch allerlei geeignete Mittel geboten wird. Ergreift die Seele die ihr angebotenen Mittel, so fängt ihre ehedem böse Liebe an, sich in eine gute und bessere aus und in sich selbst umzugestalten. Es wird lichter und lichter in ihr und sie geht von Stufe zu Stufe zu einer höheren Lebensvollendung über."

Wahres Eigentum und wahre Selbständigkeit

"Wenn Ich nun aber", bekundet der Herr weiter, "die Menschen lehre, die volle Wahrheit zu erkennen und danach selbständig zu handeln, so ist dadurch ihrer Seele vollste Freiheit nicht im geringsten gehemmt, und was sie sich auf diese Weise nach Meiner Lehre einstens werden errungen und erkämpft haben, das wird dann ihr Werk und auch ihr volles Eigentum sein.

Und sehet, das ist denn also nach der ewigen Ordnung der Wille Gottes hinsichtlich der wahren und allein wahrhaft nützlichen Lebensbildung der Menschen auf dieser Erde! Nur auf diese Art und Weise kann eine Seele zum wahren, ewigen Leben gelangen und am Ende Selbstschöpferin ihres Lebens und ihres Himmels werden." (GEJ 08, 126)

Zwischen der veranlagungsmäßig gegebenen Beschaffenheit eines Wesens zu Anfang seines Werdegangs und einem auf diese Weise durch Freitätigkeit, Führung und Erfahrung gereiften und bekehrten Menschen am Ziel der Reifung ist nun offensichtlich ein großer Unterschied. Im Anfang, beim jungen Menschen, ist alles, auch das Gute, vom Schöpfer gegeben. Der aus dem Widerstreit der verliehenen Seelenfunken sich bildende Wille ist zwar ein in der Menschenbrust unbehindert sich gestaltender und in diesem Sinne ein "freier"; aber da er auf gegebenen Seelenkräften beruht, ist er dennoch ein nur bedingt selbständiger.

Beim gereiften, bekehrten Menschen dagegen bildet sich der Wille, wie wir gesehen haben, auf Grund von höheren, durch Erfahrung unter der Leitung Gottes selbsterworbenen und frei angeeigneten Erkenntnissen. Ein solcher Mensch steht also geistig auf selbsterworbenem Grunde. Sein Wille ist selbständig und der Mensch mithin jetzt erst, wie es bei Lorber mehrfach heißt: "wahrhaft und vollkommen frei".






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Kapitel 33
Am Vollendungsziel der Wiedergeburt

Eine Menschenseele, die auf dem Erfahrungswege in freiester Entschließung den festen Willen gewonnen hat, nach der Ordnung Gottes zu leben, ist reif zur "geistigen Wiedergeburt". Sie ist nunmehr in ihrer Liebe ganz so geartet wie der ihr als geheimer Leiter und Lebensvollender eingezeugte reine, göttliche Geistfunke.

Jetzt kann sich Gleiches mit Gleichem verbinden. Die von allem satanischen, selbstherrlichen und selbstliebigen Wesen gereinigte Seele kann mit ihrem göttlichen Geiste völlig eins werden und dadurch geistig den kerkerartigen Mutterschoß der Materie verlassen und — wenn auch vielleicht noch körperlich im materiellen Leibe wohnend — in die Sphäre des reinen Geistes hinaustreten.

Dieses durch die Seelenreifung erfolgende geistige Hinaustreten aus dem Materiegericht und Eintreten in die reingeistige Gottesordnung nennt man als einen der leiblichen Geburt entsprechenden Vorgang die "geistige Wiedergeburt". — Man spricht auch von der Wiedergeburt "im" oder "aus" dem Geiste — weil diese Seelenausreifung im Licht- und Lebensstrahl des reinen, göttlichen Liebegeistes erfolgt, wie das Reifen einer Baumfrucht in den Lebensstrahlen des Sonnenlichts. — Oder man spricht auch von der Wiedergeburt des Geistes "in der Menschenseele" weil nunmehr der göttliche Geist mit seinen Wirkungskräften sich in die ganze Menschenseele ergießt und sie vollkommen durchdringt. Mit all diesen Bezeichnungen meint man jene geistige Vollreife der Seele.

Dem Jünger Judas bezeichnet dieses Lebensziel der Herr näher mit den Worten: "Ich will dir denn ein Maß geben, nach dem ein jeder wissen mag, wie es mit ihm in seiner Vollendung hinsichtlich der Liebe zu Gott, zum Nächsten und zu sich selbst stehen soll! Nimm die Zahl 666, die in guten und schlechten Verhältnissen entweder einen vollendeten Menschen oder einen vollendeten Teufel bezeichnet. Teile deine Liebe gerade in 666 Teile! Davon gib Gott 600, dem Nächsten 60 und dir selbst 6, so bist du ein vollendeter, wiedergeborener Mensch! (GEJ 02, 77)

Man kann auch sagen, die geistige Wiedergeburt erfordert die volle Entwicklung aller sieben Grundeigenschaften Gottes.

In Gott ist die Fülle alles Guten, die Liebe, Liebeweisheit und Liebetatkraft, die Ordnung, der Ernst, die Geduld und die Barmherzigkeit.

Wahre Gotteskindschaft

Durch die Wiedergeburt wird der Mensch aus einem unselbständigen Geschöpf zum wahren, in allem Himmlisch-Guten vollkommen selbständigen Gotteskind. Auch in der geistigen Vollendung verschmelzen Seele und Geist freilich nicht vollkommen, sondern beide bilden eine wohl unterscheidbare Zweiheit:

"Es wird der Seele durch die Wiedergeburt ihr äußeres Erkennen und ihr eigener freier Wille nicht benommen. Die Seele wird sich zum Geiste stets so verhalten wie im zeitlichen Leben der irdische Leib zur Seele. Der Leib mag für sich Begierden haben, so viele er will und mit allen seinen oft sehr scharfen Stacheln die Seele zur Gewährung und Befriedigung reizen, so sagt eine vollkommene Seele aber dennoch stets ihr wirkungsreiches Nein dazu. Genau dasselbe aber tut (bei einem Wiedergeborenen) der göttliche Geist in der Seele, in die er völlig übergegangen ist. Solange die Seele auf des Geistes Willen vollkommen eingeht, geschieht auch alles genau nach dem Willen des Geistes, der da ist Gottes Wille. Wenn aber die Seele infolge ihrer Rückerinnerung etwas mehr sinnlich Eigenliebiges will, so tritt in solchen Augenblicken der Geist zurück und überlässt der Seele allein die Ausführung ihres Wunsches, woraus aber gewöhnlich nichts wird, besonders wenn das Vollbringenwollen sehr wenig oder gar nichts Geistiges in sich enthält. Die Seele, ihre selbstische Schwäche und Ungeschicklichkeit in solchem Falle bald merkend, lässt von ihren Selbstlust-Träumereien dann auch bald ab, vereinigt sich wieder mit dem Geiste auf das innigste und lässt dessen göttlichen Willen vorwalten. Da ist dann natürlich wieder alles in Ordnung, Kraft und Macht in Fülle!"

Mit anderen Worten: Beim geistig wiedergeborenen Menschen hat der göttliche Geistfunke mit seiner himmlischen Liebe, Weisheit und Macht die volle Vorherrschaft und Führung in der Seele erlangt. Damit hat der göttliche Wesensbildner durch seine unendlich liebevolle und weise Erziehung sein vorgesetztes Ziel erreicht, wie solches der Herr im "Großen Evangelium" (Bd. 2, 229) mit den Worten erläutert:

"In Gott waren alle die Gegensätze schon von Ewigkeit her in der höchst besten Ordnung. Bei den geschaffenen Wesen aber mussten sie erst durch den freien Kampf wie aus sich selbst heraus (also durch die bekannte Selbsttätigkeit!) in die rechte Ordnung gelangen. Nun, da entstanden dann verschiedene Ergebnisse. In dem einen Teile ward die harte Ruhe zum überwiegenden Sieger, in dem andern Teile siegte die Bewegung zu sehr. Bei vielen Wesen aber haben die Gegensätze ein rechtes Maß nach der Ordnung Gottes erreicht und ihr Sein ist dadurch nun ein vollkommenes, weil sich ihre Intelligenzkräfte fortwährend allerbestens unterstützen."

Göttliche Kraft und Macht der "gewordenen Engel"

Da bei einem geistig Wiedergeborenen der göttliche Geist vorherrscht, kann einem solchen vollendeten Wesen nun auch die göttliche Kraft, Wirkungs- und Schöpfermacht in einer gottähnlichen Weise aus der Urquelle aller Kraft und Macht zugeteilt werden. Und so wird dann ein solch vollendetes, freies und selbständiges Kind auch teilhaftig der "Herrlichkeit" Gottes.

Ein solcher "gewordener Engel" wird niemals diese Kraft, Macht und Herrlichkeit in selbstsüchtiger Weise nützen, sondern sein Streben wird sein, die sich immer höher steigenden Erkenntnisse und Kräfte nach der glühenden Liebe seines Herzens auszuleben im Dienste der Schöpfung, d.h. der Erweckung, Führung und Vollendung aller noch in den Banden der Unvollkommenheit und des Materiegerichts weilenden Wesen und Mitbrüder.

In dieser Liebetätigkeit, die sich schließlich ausdehnt über alle Gebiete der materiellen und geistigen Schöpfungsräume, besteht die Seligkeit der in der Freiheit ihres Willens Vollendeten, da es nirgends einen Himmel tatlos schwelgenden Genusses geben kann, sondern ein dauerndes, wahres Glück nur zu finden ist in einer dem Wesen Gottes ähnlichen, schöpferischen Tätigkeit selbstloser Liebe.

Wahre Freiheit

Auf dieser Stufe der geistigen Wiedergeburt entfaltet sich für den Menschen dann auch erst die wahre, vollkommene Freiheit.

"Um dieses Höchste zu erreichen", sagt ein erleuchteter Jünger im "Großen Evangelium" (Bd. 4, 176) "ist es notwendig, Gott nicht etwa nur teilweise, sondern, leiblich, seelisch und geistig ganz in sich aufzunehmen durch die ausschließliche, alleinige Liebe zu Ihm. Ein solches Entgegenkommen wie das des Schöpfers zum Geschöpf und des Geschöpfes zum Schöpfer, muss am Ende notwendig eine volle Gleichsetzung zwischen dem schöpferischen Urwesen und dem geschöpflichen Nachwesen zur Folge haben. Gott wird eins mit uns, und wir werden eins mit Ihm. — ohne die geringste Beschränkung unserer persönlichen Individualität und vollkommensten Willensfreiheit. Ohne diese vollendete Gleichsetzung des Geschöpfes mit dem Schöpfer ist ewig nie an eine vollendete Willens- und Machtfreiheit zu denken, weil ja doch nur des Schöpfers Wille in der vollsten Unbeschränktheit sich befinden kann und des Geschöpfes Wille nur dann, wenn er vollkommen eins mit dem Willen des Schöpfers geworden ist.

Wollen wir das, was der Herr will, so ist mithin unser Wollen ein vollkommen freies, weil auch des Herrn Wille ein vollkommen freier ist. Wollen wir aber das nicht oder nur zum Teil, so sind wir elende Sklaven unserer eigenen Blindheit. — Nur in Gott können wir vollkommen frei werden. Außer Gott gibt es nichts als Gericht und Tod."

Auf dieser Stufe der Vollendung fallen also für die Auswirkung und Betätigung unseres Willens alle Fesseln und Schranken völlig hinweg, je vollkommener wir durch immer höhere Erkenntnisse uns den Willen Gottes als allein maßgebendes Gesetz des Denkens, Wollens und Handelns freiwillig zu eigen machen. Die Beengungen, welche vordem auf den ungeläuterten Stufen unseres Lebens notwendig waren, sind jetzt entbehrlich. Und mit Freuden gibt der Schöpfer und himmlische Vater zu den gewonnenen Kräften auch die Vollmacht unbehinderten, gottähnlichen Gebrauches in seinem Reiche des Lebens.

Der vordem unselbständige und im Hinblick auf seine ungeläuterte und unheilvolle Beschaffenheit gebundene und beengte Wille, wird nun also "in Gott" selbständig und nach jeder Hinsicht wahrhaft und vollkommen frei.

Höchste Seligkeit

Das Leben und Wirken in dieser vollkommenen Freiheit allein verbürgt nun auch die volle Seligkeit des zum "Engel Gottes" gewordenen Menschen.

Volle Selbständigkeit und Freiheit des Willens, sagt der Herr im "Großen Evangelium", sind zur höchstmöglichen Seligkeit die nötigsten Voraussetzungen. Siehe an einen noch so gut bestellten Diener. Er hat bei seinem Herrn nahe alles, was dieser selbst hat, und genießt, was der Herr selbst genießt. Aber dennoch ist die Seligkeit beider verschieden. Im Gemüt des Dieners ist infolge seiner Abhängigkeit im tiefsten Grunde immer eine gewisse Unruhe und Bangigkeit, seine Stellung zu verlieren. Nur der Herr ist wahrhaft glücklich, denn ob er schon seinen treuen Diener sehr lieb hat, darf es ihm dennoch nie bange sein, so ihn dieser verließe; denn für ihn bekommt er leicht hunderte. Er bleibt immer der hochbegüterte Herr und selbständige Eigentümer seiner Habe und Schätze. Seine Glückseligkeit kann daher nicht getrübt werden, während die zufällige des Dieners in jedem Augenblick den Garaus bekommen kann. Und siehe, ebenso verhält es sich in Meinem Lebensreiche: Solange Ich, als Herr alles Lebens und alles Lichtes, euch in einem fort Leben und Licht einhauchen muss, seid ihr nur Meine Knechte und Diener. Nun aber bin Ich eben darum selbst auf diese für die Zeugung Meiner wahren Kinder bestimmte Erde gekommen, um euch vollkommen selbständig und selig zu machen. (GEJ 03, 177)

Wenn eine Seele einmal dahin kommt, dass ihr innerer Geist sie ganz durchdringt und beherrscht, so kommt sie auch zum vollen Hellsehen und klarsten Erkennen, wie auch zur Erinnerung an alles, was sie war und wie sie geworden ist. Solch eine Seele kann dann sowohl diese Erde wie auch alle anderen Gestirne durchschauen und sich an ihrer wunderbaren Gestaltung und Einrichtung ergötzen und die höchste Freude an der Liebe, Weisheit und Macht des alleinigen Gottes empfinden.

Die größere Seligkeit einer vollendeten Seele besteht aber offenbar darin, dass sie Gott den alleinigen Herrn und Schöpfer der Unendlichkeit als ihren höchsten Lebensfreund fort und fort um sich haben und Ihn ohne Grenzen lieben kann.

Die allerhöchste Seligkeit einer vollendeten Seele aber besteht darin, dass sie, als mit Gott durch die Liebe völlig vereint, sich auch in der vollsten göttlichen Freiheit befindet. (GEJ 07, 66, 14 ff.; 67, 1 ff.)






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Kapitel 34
Gott, Mensch und Schicksal

Von diesem Vollendungsgipfel zurückblickend auf den ganzen Weg der Entwicklung, werden wir erkennen, dass tatsächlich jenes große Geheimnis der menschlichen Willensfreiheit nicht anders begriffen werden kann als durch diese, in den Schriften des neuen Gottesworts uns geoffenbarte Lösung. Es haben mit ihren einseitigen Anschauungen weder die Deterministen noch die Indeterministen vollkommen recht noch auch vollkommen unrecht. Die göttlich beseligende Wahrheit liegt in einem, beide Gesichtspunkte umfassenden, höheren Erkenntnislichte. Der Mensch ist im Anfang unvollkommen auch in Hinsicht der wahren Freiheit und Selbständigkeit seines Willens. Es ist ihm aber in der wunderbarsten Weise gezeigt und gelehrt, dass und wie er vollkommen werden soll und kann wie der himmlische Schöpfer und Allvater. Wir wissen durch die Neubotschaft Jakob Lorbers nun auch, wie des Menschen wahre und vollkommene Freiheit zustande kommt und beschaffen ist in der Vollendung.

Danken wir der ewigen Liebe Gottes, dass sie uns endlich dieses wichtigste Geheimnis des Menschenlebens erschlossen hat in einem beseligenden Lichte, das uns jetzt erst so recht den Sinn des Menschenlebens darlegt und dem, der es erfasst, machtvolle Kräfte zuströmen zur Erringung unseres ewigen Lebenszieles in Gott.

Gnadenerlösung oder Selbsterlösung

Es klärt sich in diesem Lichte auch die alte Streitfrage der Theologen: Gnadenerlösung oder Selbsterlösung? — Paulus hat recht, wenn er sagt: "Gott ist es, der in uns wirket beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen." (Phil. 2, 13.) Wir haben ja gesehen, wie weise und wunderbar der Schöpfer und himmlische Vater durch unsere vielseitige Veranlagung, Belehrung und Führung es wirkt, dass wir endlich zur Zeit der Reife ein höheres Licht und ein gutes, heilvolles Wollen annehmen können, das schließlich im Stande der Vollendung zu einem glücklichen Vollbringen des Göttlich-Guten führt.

Unser eigenes, aus der großen, gefallenen Luziferseele stammendes Seelenwesen in seiner Verderbnis hätte aus sich selber und ohne Gottes gnädige Hilfe niemals einen göttlich-guten, heilvollen Willen fassen und etwas Vollkommenes vollbringen können — auch beim heftigsten, rastlosesten "Wollen und Laufen" nicht. Denn der vom Geiste getrennten, durch kein höheres Himmelslicht erleuchteten Seele fehlt die richtige Erkenntnis sowohl wie auch die Kraft des guten Vollbringens. Und es liegt daher tatsächlich, wie Paulus an die Römer schreibt, zunächst und in erster Linie nicht an jemandes "Wollen und Laufen", sondern an "Gottes Erbarmung". Er muss kommen, uns ergreifen, erwecken, lehren und führen, sonst ist alles umsonst und kein Heilsziel zu erreichen!

Insbesondere hat auch der Vater in seiner Verkörperung als Jesus uns vom Fluche des Abfalls erlöst und durch Lehre und Beispiel uns den Weg zum Vaterhause und zur Vollendung gebahnt. Und somit ist unsere Erlösung vom Übel unserer luziferischen Natur in Wahrheit vor allem ein Werk der göttlichen Liebe, Gnade und Erbarmung, die uns Unwürdige, Abgefallene "ohne Verdienst" gerecht und selig macht.

Aber: Paulus hat auch recht mit einigen andern, dieser Lehre scheinbar widersprechenden Bekundungen. So mit der Mahnung an die Philipper (2, 12): "Schaffet, dass ihr selig werdet, mit Furcht und Zittern!" Oder der Herr, wenn Er bei Lukas (13, 24) sagt: "Ringet danach, dass ihr durch die enge Pforte eingeht." Oder in der Offenbarung (2, 7): "Wer überwindet, dem will Ich zu essen geben vom Baume des Lebens."

Auch vom Menschen ist also gemäß den ihm gegebenen Geboten ein Tun gefordert, ein Schaffen, Ringen und Überwinden! Die Gnade Gottes allein tut nicht alles! Etwas sehr Wichtiges ist auch in den Willen und die Tätigkeit des Menschen gelegt. Und in unseren Betrachtungen der Führungswege des göttlichen Erziehers haben wir ja auch deutlich ersehen, um was es sich hier handelt, worin dieses Wichtige, vom Menschen zu Erfüllende besteht.

Der Mensch muss das ihm gebotene Gnadenlicht des Himmels in der Zeit seiner Reife an- und aufnehmen — nicht nur in seinen Kopf, sondern ernstlich in seinen Willen, und seine Liebe entsprechend wandeln. Diese Willensumkehr, dieses ernste Jasagen zu Gottes Willen und dann das eifrige Bitten um Kraft und das Betätigen und Auswirken der empfangenen neuen Kräfte — das ist unser Teil, den wir selber beitragen müssen zu unserer Erlösung und Vollendung. Dieser durch die Liebe sich tätig auswirkende Glaube an Jesus, seine Lehre und sein Beispiel ist es, der "in Christo gilt" (1. Thess. 5) und uns vor Gott "gerecht" macht. (Röm. 1, 17; 2, 6, 13; 4, 28 usw.) Bei Lorber heißt diese Aufgabe unsere "Selbstgestaltung".

Selbstgestaltung unter göttlicher Leitung

Zu dieser Frage sagt im "Großen Evangelium" Judas zum Meister: "Herr! Tote rufest Du aus den Gräbern, und sie leben; warum lässt Du denn mein Herz im Grabe des Verderbens zugrunde gehen? Ich will ja ein besserer Mensch werden und kann es dennoch nicht, weil ich mein Herz nicht umändern kann. Daher gestalte Du mein Herz um, und ich bin ein anderer Mensch!"

Sagt der Herr: "Darin eben liegt das große Geheimnis der Selbstgestaltung des Menschen! Alles kann Ich dem Menschen tun, und er bleibt Mensch. Aber das Herz ist sein eigen, das er vollkommen selbst bearbeiten muss, so er das ewige Leben sich selbst bereiten will. Denn würde Ich selbst zuerst die Hand an des Menschen Herz legen, so würde der Mensch zur Maschine und gelangte nie zur freien Selbständigkeit. Wenn aber der Mensch die Lehre bekommt, was er zu tun hat, um sein Herz für Gott zu bilden, so muss er diese auch frei befolgen und sein Herz nach ihr bilden!

Hat er sein Herz danach gebildet und gereinigt und gefegt, dann erst ziehe Ich im Geiste in dasselbe ein und nehme Wohnung darin, und der ganze Mensch ist dann im Geiste wiedergeboren und kann fürder ewig nimmer verlorengehen. Denn er ist dadurch eins mit Mir geworden, wie Ich selbst eins bin mit dem Vater, von dem Ich ausgegangen bin in diese Welt, um allen Menschenkindern den Weg zu zeigen und zu bahnen, den sie zu gehen haben, um zu Gott in der Fülle der Wahrheit zu gelangen!

Du musst daher, so wie jeder von euch, selber die Hand an die Bearbeitung deines Herzens legen, sonst bist du verloren — und hätte Ich dich tausendmal aus den Gräbern ins Leben des Fleisches gerufen!" (GEJ 02, 75)

Das Ziel der Vollkommenheit und des seligen Lebens in Gott erreicht der Mensch also weder durch alleinige eigene Kraft, noch durch alleinige Gnadenwirkung von oben, sondern durch ein Zusammenwirken beider Kräfte. Wohl ist natürlich die göttliche Liebe, Weisheit und Macht die Grundlage, und der Apostel Paulus hat nicht unrecht getan, so stark und eindringlich darauf hinzuweisen und die göttliche Gnade als Allgestalterin, Allerhalterin und auch Allvollenderin zu preisen. Aber das große Ziel der Gnadenwaltung ist die menschliche Selbständigkeit und Selbsttätigkeit. Und darum ist auch die Entwicklung, Stärkung und Reifung dieser Eigenschaften auf jeder Stufe so unendlich wichtig und darf die Selbstverantwortung und Selbstbemühung des Menschen nicht verwischt und verkümmert werden durch eine einseitig übertriebene Gnaden- und Glaubensgerechtigkeitslehre!

Goethe, der große deutsche Dichter gab erleuchteten Geistes den himmlischen Chören die Worte in den Mund:

"Wer immer strebend sich bemüht,

den könnten wir erlösen!"

In diesem Gedankenkristall haben wir die reine, göttliche Wahrheit.

Vorherbestimmung des Schicksals (Prädestination)

Noch eine andere, tiefste Frage der Menschenbrust findet im Lichte dieser Eröffnungen über die Entwicklungswege der Menschenseele ebenfalls ihre seit Jahrtausenden gesuchte Aufhellung.

Es ist die Frage nach der Vorherbestimmung oder Prädestination unseres zeitlichen und ewigen Schicksals.

Wiederum ist es der Apostel Paulus, der in prophetischer Erleuchtung hier Wahrheitsworte ausgesprochen hat, die zahlreichen Gottes- und Menschenfreunden zu denken gaben und viele in eine anscheinend unlösbare Fragenwirrnis führten.

Am Beispiele des Pharao führt der Apostel, die Bedeutung der göttlichen Gnadenwirkung betonend, aus: "So erbarmet sich Gott, welches Er will, und verstocket, welchen Er will. Wohl sagst du: "Was kann Er dann noch jemand tadeln und strafen? Wer kann denn seinem Willen widerstehen?" ja, o Mensch, wer bist denn du, dass du Gott zur Verantwortung ziehen willst! Darf etwa das Gebilde zu seinem Bildner sagen: "Warum hast du mich so gemacht?" Hat etwa der Töpfer nicht Macht über seinen Ton, aus derselben Masse hier ein Gefäß zu ehrenvoller Bestimmung und dort ein anderes zu gemeinem Gebrauche zu verfertigen? Bei all seiner gewaltigen Macht hat Gott dennoch die Gefäße des Zornes, die zum Verderben zugerichtet waren, mit großer Langmut getragen, um zugleich den Reichtum seiner Herrlichkeit an den Gefäßen des Erbarmens zu erweisen, die Er für die Teilnahme an seiner Herrlichkeit zubereitet hat!" (Römer 9, 18 ff.)

Hier scheint wirklich so etwas wie eine Vorherbestimmung der Menschen entweder zu ewiger Verdammnis oder zu ewiger Seligkeit hervorzuspringen. Und auf Grund dieser und einiger anderer Stellen der Schrift hat denn auch der Kirchenlehrer Augustin (†430 n.Chr.) mit eiserner Schärfe seine "Prädestinationslehre" aufgestellt.

Des Menschen Lebensbahn im Lichte der Neuoffenbarung

Durch Jakob Lorber wird jedoch diese ungeheuerliche Ansicht des Augustinus, dass die ewige Liebe willkürlich einen Teil ihrer Wesen zur Herrlichkeit und Seligkeit, den andern aber zum Verderben und zur ewigen Verdammnis geschaffen habe, berichtigt und dieses Grundgeheimnis des Lebens in einer höchst einleuchtenden Weise aufgehellt.

Wohl schafft Gott die Wesen durch ihre höchst verschiedenartige Veranlagung in der mannigfaltigsten Beschaffenheit und zu den verschiedenartigsten Zwecken. Wie ein Töpfer nach seinem Gutdünken aus seinem Ton feine, zarte Edelgefäße zu ehrenvoller Bestimmung und harte, grobe Nutzgefäße zum Alltagsgebrauch fertigt, so gab Gott schon im Schöpfungsbeginne jedem seiner Urengel (z.B. Michael und Luzifer) eine seiner Zweckbestimmung entsprechende besondere Grundveranlagung. So ist auch heute noch von Gott aus jedem Menschen seine individuelle, eigenartige Veranlagung und Zweckbestimmung verliehen.

Aber zugleich gibt Gott jedem Menschen (wie auch schon den Urgeistern) auch einen freien Willen und ferner allen — ohne jeden Unterschied — ein einziges, durch Freitätigkeit, Belehrung und Erfahrung zu erreichendes höchstes Vollendungs-Endziel: die wahrhaft und vollkommen freie und allerhöchst selige Gotteskindschaft, die jedes Wesen, je nachdem es seinen freien Willen anstrengt, früher oder später erreichen kann.

So sagt in dem Lorberwerk "Bischof Martin" der Herr zu Luzifer: "Bin Ich nicht ein Werkmeister aller Werke der Werke? So Ich das aber bin und schaffe Mir Werkzeuge, wie Ich sie brauche und haben will, sage, kannst du Mir dann trotzen? Oder kannst du das Trotz nennen, so du also bist, wie du bist, und nicht anders sein kannst, als nur, wie Ich es am Ende will?

Ich aber bin kein harter Erzgießer, sondern ein Meister voll Liebe, so dass Ich sogar Meine Tiegel aus ihrer langen Glut ziehen will, so sie es wünschen und in die Ordnung Meiner freien Werke übergehen wollen. Wollen sie aber das nicht, und macht es ihnen mehr Freude, meine ewigen Schmelztiegel zu verbleiben, so ist es Mir auch recht, denn dann brauche Ich Mir keine neuen zu schaffen. Bleiben sie aber Tiegel, so sind sie, wie sie sein müssen, und unmöglich, wie sie sein wollen! Denn ein Werkzeug kann nicht anders sein, als wie Ich es gestalte und haben will.

Daher ist dein vermeintlicher Trotz, an dem du eine Freude hast, auch nichts als eine Chimäre, entstammend deiner großen Blindheit! Denn so wenig ein Topf zum Töpfer sagen kann: ich bin, wie ich will, während ihn doch der Töpfer dreht und gestaltet, wie er will — ebenso wenig kannst du zu Mir sagen, dass du seist, wie du wollest, während du doch nur sein musst, wie und was du bist, wie Ich es will. Nur gebe Ich, als die ewige Liebe selbst, dir nebst diesem deinem Gericht auch so viel lebendige Freiheit, derzufolge du deinen qualvollen Zustand fühlen, begreifen und ändern kannst, so du es willst. Willst du es aber nicht, so bleibe, wie und was du bist. Willst du aber dein Los verbessern, so werde Ich an deine Stelle ein anderes, Mir in deiner Art dienliches Werkzeug setzen!" (Bischof Martin, 119).

Wir sehen also auch hier: Je nach der Veranlagung wird sich die Führung sowie die Schwierigkeit und Länge des Weges gestalten. Und insofern ist alles, was einem Wesen auf seinem Lebenswege entgegentritt und geschieht in Wahrheit eine ihm bestimmte "Schule". Aber je mehr das Wesen in der Erfahrungsschule des Lebens freiwillig höhere Erkenntnisse aufnimmt und aus freien Stücken seinen Willen zum Guten wandelt, um so mehr wird es, wie wir hörten, wahrhaft und vollkommen frei und selbständig und um so mehr wird es der Selbstgestalter seines eigenen Schicksals.

Das allgemeine Endziel

Durch eigene, freie Willensentschließung kann somit, dank der gnadenvollen Führung und Hilfe Gottes, auch ein Gefäß der Unehre zuletzt ein erhaben herrliches Gefäß der Ehre werden. Ja, über einen reuigen Sünder ist im Himmel mehr Frohlocken als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nie bedurften. Denn ein Wesen der "Unehre" oder "Widerordnung", das mit Hilfe Gottes auf schwierigen, weisen Schul- und Erfahrungswegen eine ganze Hölle in sich zu überwinden lernte, ist ohne Zweifel in seinem Innern größer und reicher ausgestattet als eine ohne starke Gegenkräfte versehene, von Anfang an fromme Seele.

"Ein Kind der Welt und der Sünde soll neunundneunzig von der Geburt aus Gerechte überwiegen, wenn es Mich mit seinem ganzen Herzen ergreift. Ein solches Kind soll fürder nimmerdar weichen von Meiner Brust und soll Mich durch das ganze Leben schauen und haben!" (HGt 02, 122.)

Diese vom Schöpfer und Allvater für alle Wesen ohne Unterschied gleichermaßen aufgestellte Endbestimmung gleicht vollkommen die Verschiedenartigkeit der Durchgangsziele und der Zwischenbestimmungen aus. Und so verstehen wir das herrliche Walten der ewigen Liebe. Kein Gefühl der Willkür, der Ungerechtigkeit trübt uns das strahlende Gottheitsbild. Keine "vorherbestimmte ewige Verdammnis" schreckt uns mehr.

"Glaube nur", so wird im Jenseits einem römischen Prior gesagt, "der Herr ist auch in der Hölle pur Liebe. Und nicht ein einziger Geist ist darunter, der nicht, so er nur will, berechtigt wäre, als ein verlorener Sohn zum Vater zurück zu kehren! Wenn aber dies der gewisseste und untrüglichste Fall ist, so wirst du wohl auch aus deiner Liebe zum Herrn schließen können, dass dich seine Allmacht nicht für die Hölle erschaffen hat. Daher gehe nun und tue, was ich in seinem Namen dir gesagt habe, auf dass dir bald eine Löse werde!" (Geist. Sonne, Bd. 1, 86.)

Und wir begreifen die wunderbaren, urtiefen Lichtworte des Herrn in dem Buch "Die geistige Sonne" (Bd. 2, 121):

"Nur das einzige ist vom Herrn von Ewigkeit fest bestimmt, dass ein jedes Leben seine bestimmten Wege hat, über die es ewig nimmer hinaus kann. Diese Wege aber sind so intim mit der Natur des (betreffenden Wesens und seines) Lebens verflochten, dass sie eben mit dem Leben selbst das Lebensglück (des Wesens) ausmachen. Und würde jemand einen solchen Weg dem Wesen abschneiden, so schnitte man ihm seine Freiheit und somit auch sein Leben ab, und solches Abschneiden wäre ein todbringendes Gericht."

Einem jeden Menschenleben hat die unendliche Liebe und Weisheit Gottes also ein seinem Wesen entsprechendes seligstes Vollendungsziel bestimmt. Die Seelen auf dem zweckvollsten Wege durch alle Zwischenziele der Tiefe und der Höhe in ihrer vollen Freiheit zu diesem Hochziele zu führen, ist der heilige Liebesplan des Schöpfers und Allvaters und die Hauptarbeit seiner Engel.

Ja, Vater!

Damit sind wir nun zum Schluss unserer Betrachtungen über Gott, Mensch und Lebenssinn gelangt. Ein erleuchtetes, fühlendes Herz kann zu diesen wunderbaren Lehren der Neuoffenbarung wohl nur ein freudiges Ja und Amen sagen.

Ja, Vater, wir wollen die Führungswege, welche Du uns vorzeichnest, mit Freuden gehen! Wir wollen mit Deiner Hilfe das von Deiner Liebe und Weisheit gesetzte Ziel erstreben und erringen, indem wir Deine Gebote der Liebe halten.

Und wir wollen nun auch weiter mit Ernst und Hingabe vernehmen, was Du den Menschen ferner noch eröffnet hast über die Bedeutung Deines Grundgebotes der Liebe für alle Gebiete des irdischen Lebens: für Ehe und Familie, Gesundheits- und Glaubenspflege, Berufs-, Staats- und Völkerleben usw. — und wie der Weg des Heils und der Vollendung jenseits der Pforte des Todes in der geistigen Welt weitergeht.

Es ist alles ein Reich, die sichtbare wie die unsichtbare Welt. Überall waltest Du in Deiner unermesslich liebevollen, weisen und machtvollkommenen Heiligkeit. Und was Du tust, ist unaussprechlich gut und heilvoll für uns alle. Und so sei unser vertrauensvolles "Ja, Vater!" ein Dank für das Empfangene, ein freudiges Erharren des Künftigen und ein Gelöbnis voll Zuversicht hinsichtlich unseres ganzen Wollens und Strebens!


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