Drei große göttliche Offenbarungen

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Mexikanische Offenbarungen - Einführung

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1. Geschichtlicher Hintergrund

2. Die Wiederkunft Christi

3. Die drei Zeiten und die sieben Siegel

Die drei Zeiten

Erste Zeit

Zweite Zeit

Dritte Zeit

Die sieben Siegel

Das Erste Siegel: Das Opfer

Das Zweite Siegel: Der Glaube

Das Dritte Siegel: Die geistige Stärke

Das Vierte Siegel Das Gesetz

Das Fünfte Siegel: Die Liebe

Das Sechste Siegel: Die Weisheit

Das Siebte Siegel: Die Vollendung

4. Das Volk Israel

5. Studie über die Seele — aus geistiger Sicht

6. Der lange geistige Entwicklungsweg der Menschheit

Das Gute ist Wahrheit und Liebe

Der Weg zurück zu unserer geistigen Heimat

Geistige Lichtwesen stehen uns zur Seite

Der Kampf zwischen Licht und Finsternis

Gottes Vision für unsere Zukunft

7. Diese Botschaft ist für alle Völker






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1. Geschichtlicher Hintergrund

Das große Ereignis, wie es zweifellos die Göttlichen Kundgaben darstellen, wurde von Gottes Hand weise vorbereitet. Das ausersehene Werkzeug war Roque Rojas, geboren in der Hauptstadt von Mexiko im Jahre 1812. Er war ein einfacher, frommer Mann, der schon in seinen Jugendjahren den religiösen Dingen zugetan war. Da geschah es in der Nacht des 23. Juni 1861, dass er ein geistiges Gesicht hatte, und eine innere Stimme sprach zu ihm: "Roque, du bist der dazu Auserwählte, du sollst der starke 'Fels Israels' sein." — Von diesem Zeitpunkt an hörte er oft innere Stimmen, deren Sinn er zunächst nicht begriff. Auch geistige Erscheinungen wurden ihm zuteil. Dies alles verwirrte ihn in großem Maße und er befürchtete den Verstand zu verlieren. In seiner Verzweiflung bat er die Stimme, die er hörte, ihm zu sagen, wer zu ihm sprach. Und er vernahm deutlich: "Gabriel ist es, der zu dir spricht." — Von diesem Augenblick an wurde Roque Rojas innerlich ruhig, denn er wusste nun, von wem die Stimme kam, und so oft er sie vernahm, konzentrierte er sich, um den Sinn der Worte zu begreifen. Seine Aufgabe war ihm klar geworden, und weisungsgemäß sammelte er gleichgesinnte Männer und Frauen um sich. In einer dieser Versammlungen offenbarte sich der Geist Elias' durch den Verstand von Roque Rojas und sagte: "Ich bin der Prophet Elias, jener der Verklärung auf dem Berge Tabor." Er erteilte die ersten Belehrungen an die Anwesenden und eröffnete ihnen, dass die "Dritte Zeit", das Zeitalter des Heiligen Geistes, seinen Anfang nehme. Der Geist Elias' war unermüdlich in der Zurüstung der ersten Jünger tätig, so wie er schon in der Zweiten Zeit durch Johannes den Täufer den Weg für Jesus vorbereitete. Am 1. September 1866, inmitten einer zahlreichen Versammlung, salbte Elias durch sein Werkzeug Roque Rojas sieben Gläubige, die an der Spitze der sieben Versammlungsstätten stehen und die sieben Siegel darstellen sollten. Vermutlich wurde an diesem Tage auch die von Roque Rojas früher empfangene Göttliche Offenbarung bekannt gegeben, welche die Gebote Moses, die Lehren Jesu und die Anweisungen Elias' in einem einzigen Gesetz mit 22 Geboten vereinigte. — Bei einer früheren Zusammenkunft waren 12 Männer und 12 Frauen gesalbt worden, die später als "Stimmträger" des Göttlichen Meisters dienen sollten. Als diese Zeit gekommen war, ruhte der Göttliche Strahl zum ersten Mal auf einer jungen Frau namens Damiana Oviedo, als dem auserwählten Werkzeug, durch das Christus sprach.

Alles ereignete sich in großer Einfachheit, gemäß dem göttlichen Willen. Der Anfang war bescheiden, infolge der menschlichen Schwächen und Unvollkommenheiten. Aber zu Beginn dieses Jahrhunderts gab es schon mehrere Gemeinden, in denen sich Christus durch auserwählte Werkzeuge kundtat. Diese Personen, Männer und Frauen, wurden von Gott ausersehen und zubereitet, damit sie in geistiger Verzückung als Instrumente für die Kundgabe Seiner Botschaften wirken konnten. Im Spanischen heißt das Wort "portavoz", was soviel wie Stimmträger, Wortträger oder Sprachrohr bedeutet. — Zwischen den Jahren 1930 und 1950 hatte sich die geistige Lehre gefestigt und in vielen Gemeinschaften in der Hauptstadt und in der ganzen mexikanischen Republik verbreitet. Von der großen Menge kaum beachtet, offenbarte sich Christus in herrlichen Unterweisungen. Es war die Wiederkunft Christi im Geist, im Wort.

Nach Gottes Willen dauerten die Kundgaben in Mexiko bis zum Jahre 1950, und in den letzten Jahren zuvor wurden die Predigten des Göttlichen Meisters mitgeschrieben. Eine Gruppe von treuen Anhängern der Geistesbewegung sammelte die Niederschriften und begann im Jahre 1956 den ersten Band in spanischer Sprache zu veröffentlichen. Im Gesamten umfassen die Unterweisungen heute zwölf Bände. — Wenn man bedenkt, dass die Göttlichen Offenbarungen durch verschiedene Stimmträger in den jeweiligen, zahlreichen Gemeinden kundgetan wurden und die Botschaften in ihrem Sinngehalt voll übereinstimmen, so ist dies eine Bestätigung mehr, dass das Wort, das von den Lippen der Erwählten kam, Göttliche Wahrheit ist.






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2. Die Wiederkunft Christi

Seit den ersten Anfängen des Christentums haben sich die Gläubigen mit der Wiederkunft Christi beschäftigt, und jede Zeit hat darüber ihre eigenen Vorstellungen hervorgebracht. Auch heute haben die Gläubigen unterschiedliche, vorwiegend verschwommene Ansichten darüber, weil sie die symbolische Bildsprache der entsprechenden Bibelstellen nicht richtig auszulegen verstehen.

Was den Zeitpunkt der Wiederkunft anbelangt, sagt der Herr zwar, dass niemand Tag und Stunde wisse, bevor das Ereignis eintrete, außer dem Vater (Math. 24, 36+42); doch gab Er verschiedene Vorzeichen Seines Kommens an: falsche Christi und falsche Propheten, Kriege, Seuchen, teure Zeiten, Erdbeben, zunehmende Lieblosigkeit und Trübsale, Schrecknisse und große Zeichen am Himmel, Überschwemmungen und schwere Unwetter, die Verkündigung des Evangeliums in der ganzen Welt. — All diese Zeichen sind erfüllt, und trotzdem warten die Gläubigen noch immer auf die Erfüllung der Verheißungen.

Weitverbreitet ist folgende Meinung: Danach würde der Herr vor den Augen aller Menschen in den Wolken des Himmels erscheinen, wobei alle Augen Ihn gleichzeitig sehen werden; denn Seine Wiederkunft soll ja wie ein Blitz am Himmel sein, alles erleuchtend und für alle Menschen sichtbar.

In welcher Art soll diese in der Stille sich vollziehende Wiederkunft des Herrn dann vor sich gehen? — Bei Matthäus lesen wir: "Denn gleichwie der Blitz ausgeht vom Aufgang (der Sonne, also Osten) und scheint bis zum Niedergang (Westen), also wird auch sein die Zukunft des Menschensohnes" (Math. 24, 27). — Es dürfte für jedermann verständlich sein, dass es sich hierbei nicht um einen natürlichen Blitz handeln kann, der mit unseren körperlichen Augen gesehen wird; denn in den wenigsten Fällen leuchtet der Blitz von Osten nach Westen, sondern geht vom Himmel zur Erde nieder: Die Bedeutung muss also eine andere sein. — Da der Blitz eine grelle Lichterscheinung am Himmel ist, und der Begriff Licht im Wort Gottes häufig als Sinnbild für geistige Erkenntnis verwendet wird, ist es naheliegend, diesen "Blitz" als eine vom geistigen Himmel ausgehende Offenbarungslehre Christi zu deuten.

Warum hat sie ihren Anfang gerade im Osten und ihren Abschluss im Westen? — Hierzu sagt uns der Herr in Seinem neuen Wort, dass mit diesem Bild die Gesamtheit Seiner Kundgaben an die Menschheit symbolisiert ist, die ihren Anfang im Volk Israel, also im Orient oder Osten hatte und ihren umfassenden Abschluss im Westen, in einem Land der westlichen Hemisphäre finden sollte und nun auch gefunden hat. (Die geistigen Offenbarungen in Mexiko) — Das Symbol des Blitzes hat zudem die Bedeutung, dass für Ihn die zwischen beiden Offenbarungszeiten liegende Zeitspanne nur ein kurzer Augenblick gewesen ist, der wie ein Blitz am Himmel vorüberging. — Für uns Menschen sind fast 2000 Jahre eine lange Zeit, für Gott nur ein Augenblick der Ewigkeit.

Die nachfolgenden Verse des Matthäusevangeliums, so wie sie uns überliefert sind, scheinen dieser Auslegung der Wiederkunft Christi als Offenbarung im Worte zu widersprechen, da es heißt, dass "Sonne und Mond" ihren Schein verlieren, die "Sterne" vom Himmel fallen werden, das "Zeichen des Menschensohnes" am Himmel erscheinen und anschließend Er selbst "in den Wolken des Himmels" mit großer Kraft und Herrlichkeit erscheinen wird.

Im Evangelium nach Lukas ist bezeichnenderweise nicht von "den Wolken des Himmels" die Rede, sondern von "der Wolke" und das Wort "Himmel" fehlt ganz: "Und alsdann werden sie sehen des Menschen Sohn kommen "in der Wolke" mit großer Kraft und Herrlichkeit" (Luk. 21, 27). Diese Ausdrucksweise zeigt deutlich, dass es sich nicht um irdische Wolken am Himmel handelt, sondern dass damit eine geistige Offenbarungsform ausgedrückt werden soll und der Herr nicht materiell-sichtbar erscheinen wird.

Damals lebte Christus schon einmal sichtbar unter den Menschen, und man hat Seiner Lehre keinen Glauben geschenkt — eine kleine Minderheit ausgenommen. Und wenn Er heute für unsere körperlichen Augen sichtbar als Mensch unter uns wäre, würde man Ihn noch weniger beachten als vor 2000 Jahren, denn heute sind die Menschen viel zu sehr mit ihrem Kampf um mehr Wohlstand oder mit ihren schweren Problemen der täglichen Nahrungsbeschaffung, mit ihren Machtkämpfen, Intrigen und Kriegen beschäftigt.

Und doch werden die Menschen Ihn sehen. Die einen, welche mit dem geistigen Gesicht begnadet sind, werden Jesus schauen, wie die Jünger Ihn bei der Verklärung auf dem Berge Tabor sahen. Nicht als einen Beweis Seiner Gegenwart — sie brauchen diese Beweise nicht — sondern als Belohnung ihres Glaubens und ihrer geistigen Zurüstung. — Die andern werden in ihrem tiefsten Innern die Gegenwart Christi in Seinen neuen Offenbarungen spüren. Ihr Geist bezeugt ihnen die Wahrheit Seines Wortes.

Bei Lukas folgt auf die Verheißung Jesu über seine Rückkehr zur Erde noch der Hinweis: "Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, so sehet auf und erhebet eure Häupter, darum dass sich eure Erlösung naht" (Luk. 21, 28). Der Ausdruck "wenn es anfängt zu geschehen" zeigt an, dass es sich nicht um ein plötzliches "Weltuntergangsereignis" handelt, sondern um einen längere Zeit andauernden Vorgang, nach dem die Menschen Ausschau halten sollen. Worum es sich bei diesem Vorgang handelt, erhellt ein weiterer Hinweis Jesu auf Seine Wiederkunft: "Wenn des Menschen Sohn kommen wird, meinst du, dass er auch werde Glauben finden auf Erden?" (Luk. 18, 8) Die Art des Fragesatzes drückt Verneinung aus und lässt darauf schließen, dass es sich bei Seinem zweiten Kommen ebenfalls um die Verkündung der Wahrheit, Seiner Heilslehre, handelt, und dass die Menschen wiederum aufgrund ihres freien Willens die Möglichkeit der Annahme oder der Ablehnung haben werden, und sie — zumindest was die große Masse der Menschen und die sie führenden Vertreter von Kirche, Wissenschaft und Staat betrifft — sich zunächst ebenso ungläubig und ablehnend verhalten werden wie zu Jesu Zeiten.

Nachdem Jesus den Jüngern noch einmal Sein Liebesgebot ans Herz gelegt und sie auf kommende Verfolgungen vorbereitet hat, gibt Er ihnen als eine Verheißung nach diesen Verfolgungen die tröstliche Versicherung

"Ich habe euch noch viel zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht von sich selber reden, sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen. Derselbe wird mich verklären; denn von dem Meinen wird er's nehmen und euch verkündigen. Alles, was der Vater hat, das ist mein. Darum habe ich gesagt: Er wird's von dem Meinen nehmen und euch verkündigen" (Joh. 16, 12-15).

Er wird als "Das Wort" ebenso wie auf Erden nur das verkünden, was Er in der Einheit mit Gottvater als göttliche Wahrheit und Weisheit von Diesem empfangen wird und das dennoch nichts Fremdes, nur Übermitteltes ist, sondern aus Seinem eigenen Geist hervorgeht. Dabei wird Er Sein Leben und Seine Lehre als Menschensohn Jesus, "verklären", also Licht und Klarheit darüber bringen, da dieser Tröster- und Wahrheitsgeist das Wort des einen Göttlichen Geistes selbst ist, weshalb er auch der "Heilige Geist" ist.

Wie wir aus den vorangehenden Zitaten ersehen, gibt uns das Neue Testament eine Fülle von Hinweisen und Erläuterungen über den "andern Tröster", "den Heiligen Geist" den "Geist der Wahrheit", den der Vater Seinen Kindern senden wird nach Jesu Heimgang zum Vater. Auch berichtet die Bibel, dass dies geschehen ist bei der Ausgießung des Heiligen Geistes auf die Jünger.

Nun besteht vielfach unter den Gläubigen die Ansicht, dass damit die Verheißungen voll erfüllt wurden und als abgeschlossen betrachtet werden können. Doch ist diese Auffassung richtig? — Wir müssen uns bewusst sein, dass alle Worte Jesu und besonders Seine Verheißungen nicht nur auf die damalige Gegenwart oder die ihr unmittelbar folgende Zukunft Bezug hatten, sondern dass ihr geistiger Sinn darüberhinaus auch für spätere Zeiten von aktueller Bedeutung ist. Die Ausgießung des Heiligen Geistes auf die Jünger Jesu, auf ihre späteren Mitarbeiter und Glaubensgenossen und hernach auf wenige Auserwählte war — trotz ihrer großen Bedeutung — nur ein bescheidener Anfang, gleichsam eine Vor-Erfüllung dessen, was kommen sollte. Bei dem sogenannten Pfingtgeschehen wurde nur ein kleiner Kreis erfasst; doch die vollkommene Erfüllung muss das ganze Geistige Volk Israel erfassen, wie schon der Prophet Joel weissagte: "Und nach diesem will ich meinen Geist ausgießen über alles Fleisch, und eure Söhne und Töchter sollen Träume haben, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen." (Joel 3, 1) — Was damals Zukunft war, ist seit 1866 Gegenwart. Der Geist der Wahrheit ist jetzt unter uns. Doch wie wenige sind innerlich schon bereit und fähig, voll in der Kraft des Heiligen Geistes zu wirken, auch wenn sie diesen Wahrheitsgeist in sich aufgenommen haben! "Solches habe ich zu euch durch 'Sprichwörter' (in Bildersprache) geredet. Es kommt aber die Zeit, dass ich nicht mehr durch 'Sprichwörter' mit euch reden werde, sondern euch frei heraus verkündigen von meinem Vater" (Joh. 16, 25). Hiermit bestätigt der Herr, dass Seine Sprache eine Bildersprache voller Symbole und geistiger Entsprechungen von irdisch-materiellen Dingen und Vorgängen zu solchen geistiger Natur ist. Doch werde die Zeit kommen — und das kann nur die Zeit Seiner Wiederkunft sein als Geist des Trostes, der Wahrheit und der Heiligkeit — da werde Er den Seinen in ihrer dann entwickelteren Sprach- und Begriffswelt unmissverständlich von Seinem Vater verkünden, so dass das Rätseln des Verstandes über den wahren Sinn der Bildersprache ein für allemal ein Ende hat.

Ängstliche Christen, die in jeder geistig weiterleitenden Offenbarung eine Irreführung sehen, und Namenschristen, die in ihrer geistigen Trägheit nicht gestört werden wollen, werden auf die Warnungen Jesu vor den falschen Christi hinweisen und die Menschen damit von der Annahme dieses neuen Gotteswortes abzuschrecken suchen. Doch diese sollten sich darüber klar sein, dass gerade zur Zeit der falschen Christi und falschen Propheten, von denen es schon genug gegeben hat und noch gibt, auch der "echte" Christus mit Seinem neuen Wort verheißen ist. Ein ungeprüftes oder vorurteilsvolles Verwerfen alles Neuen und nicht in die eigenen Vorstellungen und Interessen Passenden muß daher zwangsläufig auch zur Verwerfung Christi in Seiner Wiederkunft führen! Deshalb die ernste Ermahnung: Prüfet alles, aber das Gute behaltet.






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3. Die drei Zeiten und die sieben Siegel

Nach ihrer geistigen Erschaffung war ein großer Teil der Kinder Gottes durch Missbrauch ihres freien Willens in Ungehorsam von ihrem Schöpfer abgefallen. Dadurch verurteilten sie sich selbst zur ewigen Gottesferne, d. h. zum Tode. Doch Gott in Seiner unermesslichen Liebe machte es möglich, dass Seine Kinder wieder in ihre geistige Heimat zurückkehren konnten. Aber der Weg war sehr lang, schwer und leidvoll. Deshalb ließ Er sie dabei nicht allein, sondern offenbarte ihnen eine gewaltige Lehre, mit deren Hilfe sie Stufe um Stufe und Schritt für Schritt wieder das verlorene geistige Paradies erlangen konnten. Der Lehr- und Erziehungsplan war eingeteilt in drei große Zeitepochen, die wiederum in sieben Entwicklungsetappen unterteilt sind, die den Sieben Siegeln des Buches des Lebens in der Johannesoffenbarung entsprechen.


Die drei Zeiten

Erste Zeit

Am Anfang der Ersten Zeit konnte Gott noch mit Seinen Kindern durch manche Auserwählte geistig verkehren. Sie hörten Seine geistige Stimme, die sie leitete. Doch als diese Verbindung verlorenging infolge des zunehmenden Materialismus Seiner Kinder, suchte Gott einen Vermittler. Er rüstete einen Mann zu, durch den Er sich Seinem Volk mitteilen konnte. Mose war das ausgesuchte Werkzeug, durch das Er die Zehn Gebote bekanntgab, die zuerst dem Volk Israel und später der ganzen Welt die Richtlinien für das Leben geben sollten. Mose symbolisiert mit den Zehn Geboten und den ausführlichen Anordnungen die "Erste Zeit", in der sich Gott Seinen Kindern als der Schöpfer, der alleinige Gott, in Seiner unerbittlichen Gerechtigkeit offenbarte (Gott Vater der Dreieinigkeit).

Zweite Zeit

Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Eingeborenen Sohn. Gottes Geist wurde Mensch in Jesus und wohnte unter den Menschen. In Seinen Lehren offenbarte Er die Göttliche Liebe, und mit Seinem Leben und Seinem Opfertod gab Er den Menschen das vollkommene Vorbild; darum war Er der Göttliche Meister, der die Zehn Gebote der Ersten Zeit erfüllte durch die Liebe, die ihren höchsten Ausdruck am Kreuz fand, als Er sich für die Menschheit opferte. Jesus symbolisiert die "Zweite Zeit" (Gott Sohn der Dreieinigkeit).

Dritte Zeit

Jesus konnte während Seiner Erdenzeit nicht alles offenbaren, weil die Menschheit noch nicht reif dafür war. Er kündigte aber an, dass der Vater den Tröster, den Heiligen Geist senden werde. Diese Dritte Zeit wurde eingeleitet durch Elias, dessen Geist ein von Gott bestimmtes Werkzeug erleuchtete. Es war ein einfacher Mann mit Namen Roque Rojas; er war ähnlich Johannes dem Täufer der Wegbereiter, damit sich Gottes Heiliger Geist, der Geist der Wahrheit, unter den Menschen offenbaren konnte.

Im Jahre 1866 verkündigte der Geist Elias' durch seinen Wortvermittler: "Ich bin Elias, der Prophet der Ersten Zeit, jener der Verklärung auf dem Berge Tabor; bereitet euch zu..." Diejenigen Zuhörer, welche die Gabe der geistigen Schau hatten, sahen damals Jesus, Mose und Elias so, wie die Jünger bei der Verklärung Jesu auf dem Berge Tabor es erlebten. Dies ist die Bestätigung für die drei großen Zeitepochen und dafür, dass Elias die Dritte Zeit symbolisiert, in der der Geist der Wahrheit sich mitteilt, oder: die Wiederkunft Christi im Geiste (Gott Heiliger Geist der Dreieinigkeit).

Gott übergibt Seine Offenbarungen in vollkommener Reihenfolge: Die Lehre der Liebe wurde uns durch Jesus gegeben (Zweite Zeit), nachdem wir schon ausreichende Kenntnisse der Gerechtigkeit Gottes hatten (Erste Zeit). Und so werden wir die Lehre der Wahrheit und der Weisheit in dem Maße in uns aufnehmen können (Dritte Zeit), wie wir die Lehren der Liebe erfüllen.


Die sieben Siegel


Das aus der Johannesoffenbarung bekannte "Buch des Lebens" mit den Sieben Siegeln enthält die Geschichte der Menschheit, wie sie von Gott vorausgesehen wurde. Es ist in sieben große Kapitel unterteilt, die alle ein besonderes Siegel haben. Diese Siegel wurden von Christus gelöst, damit das in dem jeweiligen Kapitel des Lebensbuches enthaltene Licht, der Wille und Erziehungsplan Gottes, sich in der Menschenwelt auswirken und verwirklichen konnte. Dabei wird die Hauptlehre der betreffenden geistigen Entwicklungsstufe der Menschheit in einem symbolischen Geschehen von einem Auserwählten Gottes versinnbildlicht, als Leit- und Vorbild dieser Epoche und aller späteren Zeiten. — Seit dem Beginn der Dritten Zeit ist das "Buch des Lebens" beim Sechsten Siegel aufgeschlagen.

Das Erste Siegel: Das Opfer

Hierzu sagt uns der Herr in Seinem neuen Wort: "Die erste dieser geistigen Entwicklungsetappen in der Welt wird durch Abel versinnbildlicht, den ersten Diener des Vaters, der Gott sein Sühneopfer darbrachte. Er ist das Symbol des Opfers. Der Neid erhob sich gegen ihn." (U. 161, 54)

Aus dem 1. Buch Mose, Kapitel 4, wissen wir, dass Kain und Abel Gott ihr Brandopfer darbrachten. Das von Abel sah Gott gnädig an, denn es wurde mit unschuldigem und reinem Herzen gegeben. Aber das von Kain wies Gott zurück, weil Kain nicht reinen Herzens war. Dies ergrimmte Kain sehr, und aus Neid und Hass tötete er seinen Bruder Abel. Der tiefe Sinn dieser biblischen Erzählung liegt jedoch darin, dass Abel — außer seinem materiellen Brandopfer — Gott auch das geistige Opfer seiner irdisch-menschlichen Leidenschaften gebracht hatte. Darum war sein Herz unschuldig und rein. Diese Läuterung seines Wesens ist somit das eigentliche Symbol des Opfers. Zusammenfassend können wir sagen: Das Erste Siegel bedeutet, dass wir unsere sündigen Leidenschaften opfern sollen, damit der Geist den Körper beherrscht und wir dadurch erreichen, dass wir die geistige Verbindung mit unserem Himmlischen Vater erlangen.

Das Zweite Siegel: Der Glaube

Es ist symbolisiert durch Noah. Die Menschen beherzigten nicht die Lehre des Ersten Siegels, sondern in Missbrauch ihres freien Willens ließen sie sich von den bösen Leidenschaften des Materialismus beherrschen. ln 1. Mose 6, 3 ff lesen wir: "Da sprach der Herr: Die Menschen wollen sich von meinem Geist nicht mehr strafen lassen; denn sie sind Fleisch. Ich will ihnen noch Frist geben hundert und zwanzig Jahre. . . Da aber der Herr sah, dass der Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar.. . sprach er: Ich will die Menschen, die ich geschaffen habe, vertilgen von der Erde. . . Aber Noah fand Gnade vor dem Herrn. . . Noah war ein frommer Mann und ohne Tadel und führte ein göttliches Leben zu seinen Zeiten. . . "

Die Menschen verachteten Gottes Warnung und glaubten nicht der ihnen gesetzten Frist für ihre Besserung. Nur einer glaubte: Noah. Ihn erkor der Herr zu Seinem Werkzeug, um nach der Sintflut mit einer neuen Menschheit nochmals zu beginnen. — Es bedurfte eines starken Glaubens, um alle Anordnungen Gottes auszuführen, die auch damals ganz außergewöhnlich waren und über die deshalb die Menschen lachten. Aber Noah vertraute Seinem Gott und handelte, wie ihm befohlen war. Der Glaube war für Noah nicht nur wörtlich, sondern auch geistig die rettende Arche, und bis heute ist der Glaube für jeden Gläubigen eine rettende Macht. Auch ist es kein Zufall, dass Abraham, der andere große Glaubensheld, gerade in der Zeit des Zweiten Siegels lebte.

Das Dritte Siegel: Die geistige Stärke

Es ist symbolisiert durch Jakob. Gott gab Jakob den geistigen Namen "Israel", was "stark' bedeutet. Jakob oder Israel begegnete in seinem Leben vielen Widerwärtigkeiten und Gefahren — mit denen Gott ihn prüfte — die er aber überwinden konnte durch die geistige Kraft, die in ihm war. Er wurde für die Menschen zum Symbol der geistigen Stärke, die wir erlangen müssen, um mit Geduld und Ergebung die Prüfungen ertragen zu können, die Gott uns sendet. Dank der erwähnten geistigen Eigenschaft erkor ihn Gott zum Stammvater des Volkes Israel, indem aus seinen 12 Söhnen die 12 Stämme hervorgingen. Auch konnte Jehova durch ihn eine große geistige Offenbarung kundtun.

Aus dem Alten Testament kennen wir die Erzählung, die unter der Bezeichnung "Himmelsleiter" bekannt ist (1. Mose 28, 10 ff): Jakob sah in einem Traum eine Leiter, die auf der Erde stand und bis in den Himmel ragte, und die Engel Gottes stiegen daran auf und nieder. Am oberen Ende der Leiter stand der Herr. In symbolhafter Bildsprache zeigte Gott damit die Entwicklung des Geistes. Unser Geist muss reifer und reiner werden, um Stufe um Stufe aufzusteigen. Dabei können wir ermessen, dass es unserem Geist in einem einzigen Menschenleben, sozusagen auf den ersten Anhieb, nicht möglich ist, die Reinheit zu erlangen, die notwendig ist, die Leiter emporzusteigen, bis wir bei Gott sind. Es bedarf vieler Anläufe, vieler Inkarnationen, um jedes Mal eine Stufe höher zu kommen, entsprechend der Reife, die unser Geist erlangt hat. Dabei ermahnt uns der Herr, auf der Leiter nicht stehen zu bleiben, d. h. in unserer geistigen Entwicklung ständig fortzuschreiten, da wir sonst die nach uns Kommenden in ihrer geistigen Entwicklung behindern. — Die auf der Leiter niedersteigenden Engel Gottes sind die fortgeschrittenen Lichtgeister, die der Herr herabsendet, um den aufsteigenden behilflich zu sein. Auch hier kommt wieder zum Ausdruck, dass Gott uns auf dem Heimweg zu Ihm nicht allein lässt, sondern uns Seine Hilfe anbietet.

Der Weg, um die Eigenschaft des Dritten Siegels zu erreichen, ist die Beachtung der Lehren der beiden vorhergehenden: Erst durch die Opferung der niederen Leidenschaften und durch unverrückbaren Glauben kann Gott den in uns lebenden Geistfunken zu einer großen Stärke werden lassen.

Das Vierte Siegel Das Gesetz

Es ist symbolisiert durch Mose. Ihn hat Gott auserlesen, um das Volk Israel aus der ägyptischen Knechtschaft zu befreien, und durch ihn hat Er dem Volk die Zehn Gebote gegeben und viele Anordnungen, die den Menschen Gottes Willen kundtaten. Die Zehn Gebote wurden zur Grundlage aller menschlichen Gesetze, und wenn sie treu befolgt worden wären, hätte die Menschheit den guten Weg eingeschlagen: den der wahren Gottesverehrung, der Gerechtigkeit, der Ordnung und der Achtung des Nächsten. Aber die Nichtbeachtung des göttlichen Gesetzes, d. h. der Ungehorsam der Menschen gegenüber Gottes Willen, hat die Menschheit an den Rand des Abgrunds gebracht.

Das Fünfte Siegel: Die Liebe

Es wird vertreten durch Jesus. In Ihm wurde Gott Mensch aus Liebe zu uns. Sein Leben war ein vollkommenes Vorbild, und Seine Lehre eine einzige Verherrlichung der Liebe, die ihre höchste Erfüllung fand, als Er für uns Sein Leben gab. Darum konnte Er Seine Unterweisungen zusammenfassen in die Worte: "Ein neu Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebet, wie Ich euch geliebt habe, auf dass auch ihr einander liebhabt" (Joh. 13, 34). Und in der Tat, in diesem Neugebot der Liebe ist das gesamte Gesetz enthalten. Seine Befolgung bis zur letzten Konsequenz wird das geistige Gottesreich auf diese Erde bringen. Im Jenseits ist dies schon der Fall, weil die Liebe Voraussetzung und Grundlage des Geistigen Reiches ist.

Das Sechste Siegel: Die Weisheit

Das Sechste Siegel ist — als Auftakt und Vorbereitungsstufe der Dritten Zeit — durch Elias versinnbildlicht, den Propheten und großen Streiter im Alten Testament, der nach Beendigung seiner Mission in einem "Feurigen Wagen" gen Himmel fuhr (2. Kön. 2, 11). Mit dieser bildhaften Darstellung wird uns gezeigt, dass der Geist Elias' der lichtvolle Kämpfer Gottes ist. Dieser cherubinische Geist war nach dem Zeugnis Jesu auch in Johannes dem Täufer inkarniert (Matth. 11, 7-14), der die Herzen vorbereitete, damit Jesus Seine Lehre in sie legen konnte. Er ebnete auch in unserer Zeit die Wege des Herrn bei Dessen geistiger Wiederkunft und vermittelt als machtvoller Engelsfürst allen Geistern und Welten das Licht des Heiligen Geistes, der Göttlichen Weisheit, das dem geöffneten Sechsten Siegel oder Kapitel des Lebensbuches entströmt, dessen Lehren und Offenbarungen der Herr Selbst bis zum Jahre 1950 durch auserwählte Werkzeuge kundtat. Doch damit war die Zeit des Sechsten Siegels nicht beendet. Das Licht des Sechsten Siegels bestrahlt weiterhin die Menschheit, bis diese die Offenbarungen Christi in Seiner Wiederkunft anerkannt und sich vergeistigt hat. Die zur gleichen Zeit eintretenden Heimsuchungen werden diese Entwicklung unterstützen, damit die Geistwesen die Wahrheit und Weisheit Gottes empfangen können. Auf diese Weise wird die Menschheit für das Siebte Siegel vorbereitet.

Das Siebte Siegel: Die Vollendung

Mit dem Siebten Siegel wird das Werk der Erlösung vollendet, so wie am siebten Tag — bildhaft gesprochen — die Schöpfung beendet war. Der Geist hat den langen und leidvollen Weg zurückgelegt und steht wieder mit seinem Vater in engster Verbindung von Geist zu Geist. Der ungehorsame Sohn kehrt heim ins Vaterhaus, er hat sich selbst und die Welt überwunden. — Das Symbol des Siebten Siegels ist der Himmlische Vater Selbst, der das endlich erreichte Ziel dieses schweren Entwicklungs- und Läuterungsweges der Geistwesen sein wird. Noch ist das Siebte Siegel nicht geöffnet. Vielleicht ist es dem einen oder anderen Geist jetzt schon vergönnt, dank seiner geistigen Reife eine kleine Vorahnung von dem zu erleben, was das Siebte Siegel bringen wird. Doch für das gesamte Volk Gottes und für die Menschheit werden noch Generationen kommen und gehen müssen, werden noch viele Jahre der Prüfungen hereinbrechen, werden noch viele Tränen die Herzen läutern müssen, bis für alle die größte Zeit gekommen sein wird: die Zeit der beständigen Gemeinschaft mit dem Vater.






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4. Das Volk Israel

In den Unterweisungen spricht der Herr oft vom "Volk Israel", "Mein Volk" oder einfach "Volk". Damit ist keineswegs die mexikanische Nation gemeint, in deren Mitte die Kundgebungen geschahen. Ist etwa der Staat Israel gemeint? — Nein. — Um Irrtümer zu vermeiden, sei hier eine kurze Erläuterung über die Herkunft des Namens "Israel", und wer in den Offenbarungen mit "Volk Israel" angesprochen ist, gegeben.

Der Bibelkundige kennt die Erzählung im Alten Testament, derzufolge Jakob während einer schwierigen Lebenslage in der Nacht mit einem "Manne" rang, bis die Morgenröte anbrach. "Der Mann" konnte ihn nicht überwältigen und sagte schließlich: "Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel, denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und bist oblegen." Und Gott erneuerte gegenüber Jakob Sein Versprechen: "Dein Same soll werden wie der Staub auf Erden, und du sollst ausgebreitet werden gegen Abend, Morgen, Mitternacht und Mittag; und durch dich und deinen Samen sollen alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden," — Israel ist ein geistiger Name und bedeutet "stark". Es sollte eine starke, geistige Gemeinschaft werden, die das ganze Volk umfasst, ein zahlreiches, starkes Volk Israel. Und Gott gab dem Volk das Verheißene Land, um darin in Frieden leben und die geistige Verbindung mit Ihm vertiefen zu können. Jedoch war daran die Bedingung geknüpft, gemäß des mit Gott geschlossenen Paktes, dass es die wahre Verehrung des einzigen Gottes und die Wahrheit Seiner Lehre allen Völkern der Erde kundtun, also ein Priestervolk sein sollte.

Das Alte Testament berichtet anschaulich über die Entwicklung des Volkes Israel im Laufe der Jahrhunderte. Bald wurde innerhalb desselben eine Spaltung sichtbar: auf der einen Seite das kleine Häuflein, das wir das Geistige Israel nennen wollen, weil es den geistigen Kontakt mit Gott aufrechterhielt und aus deren Mitte die weisen Führer des Volkes und die großen Propheten hervorgingen. Auf der anderen Seite die Mehrheit, die wir als das materialistische Israel bezeichnen wollen, weil es die göttlichen Segnungen an großer Klugheit, Beharrlichkeit und Tatkraft ausschließlich dazu verwendete, um Macht und Reichtum zu erlangen. Dieser Ungehorsam gegenüber dem mit Gott geschlossenen Bund brachte dem Volk Israel oft schwere Prüfungen ein, die es selbst verschuldete, denn ihr Reichtum, ihre Macht und ihr Stolz forderten die Nachbarstaaten geradezu heraus, gegen sie zu kriegen. In der Drangsal und Not schrie das Volk zu seinem Gott, doch die Reue währte nur so lange, bis es wieder Freiheit erlangte und zu Reichtum gekommen war.

Während der vielen Prüfungen lebte die Minderheit des geistigen Israel unbeachtet, doch voller Glauben und Hoffnung auf den Messias. Deshalb konnte Er in ihrer Mitte in Jesus Mensch werden, um nochmals Sein Volk auf seine geistige Mission unter den Völkern aufmerksam zu machen und dafür vorzubereiten. Das geistige Israel folgte Ihm nach und war glücklich, Sein Wort zu hören. Die Mehrheit, das materialistische Israel, nahm kaum Kenntnis vom Ihm, und die offizielle Kirche lehnte Ihn entschieden ab. Sie erwartete einen starken Mann, einen mächtigen Krieger, der die Herrschaft der Römer brechen sollte, um ein irdisches, glanzvolles und unbesiegbares Israel aufzurichten. Doch der Messias war demütig und bekundete: "Mein Reich ist nicht von dieser Welt." Da war die Enttäuschung so groß, dass sie Ihn als Aufwiegler und Gotteslästerer verurteilten und Ihn kreuzigen ließen. — Damit war ein Ereignis von ungeheurer Bedeutung eingetreten: die sichtbare Trennung zwischen dem geistigen und materialistischen Israel.

Das Geistige Israel versammelte sich um die Apostel, und in der kleinen Schar reifte bald die Erkenntnis, die der Apostel Petrus in die Worte fasste: "Nun erfahre ich mit der Wahrheit, dass Gott die Person nicht ansieht, sondern in allerlei Volk, wer Ihn fürchtet und recht tut, der ist Ihm angenehm." — Also nicht nur die Juden gehören zum Geistigen Israel, sondern aus allen Religionen und Nationen diejenigen, die den Worten Christi glauben und danach handeln; denn es ist eine geistige Gemeinschaft und deshalb nicht an Nationen gebunden.

Das materialistische Israel in seinem fanatischen Bestreben, die römische Herrschaft abzuschütteln, erlitt eine schwere kriegerische Niederlage, und nach der Zerstörung von Jerusalem im Jahre 70 n Chr. hörte es auf, eine Nation zu sein, und die Juden wurden über die ganze Welt zerstreut. Ein schreckliches Gericht, das sich das materialistische Israel verursachte durch seinen Ungehorsam gegenüber den göttlichen Gesetzen und durch die Ablehnung des Messias. Unerbittlich erfüllte sich Jesu Prophezeiung beim Anblick des prächtigen Tempels in Jerusalem: "Wahrlich, Ich sage euch, es wird hier nicht ein Stein auf dem anderen bleiben, der nicht zerbrochen werde." Und weiter: "Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind; wie oft habe Ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne versammelt ihre Küchlein unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt! Siehe, euer Haus soll euch wüst gelassen werden." — Im Laufe der folgenden Jahrhunderte war es überall eine nicht gerne gesehene Minderheit, die Unterdrückung, Demütigung und Nöte erleiden musste.

Doch nun, beinahe 2000 Jahre nach jenen schrecklichen Ereignissen und der daraus hervorgegangenen sichtbaren Trennung zwischen dem geistigen und dem materialistischen Israel, vollzieht sich wieder ein Wandel von ungeahnter Bedeutung. Das Geistige Israel, das als kaum beachtete Minderheit unter den Völkern der Erde ein schwaches, wenig einflussreiches Häuflein war, wird wachgerüttelt und gesammelt. Christus in Seiner geistigen Wiederkunft spricht zum "Israel nach dem Geiste". Er vereinigt nun alle "zerstreuten Stämme Israels", um seinen Geist zuzurüsten und es in den Kampf zu senden, bis es die Rettung und Vergeistigung des Menschengeschlechts erreicht hat. Die Unterweisungen hierzu sind die neuen Offenbarungen Christi, die in den 12 Bänden "Buch des Wahren Lebens" gesammelt sind.

Auf der anderen Seite haben wir das materialistische Israel. Lange und leidvoll ist seine Pilgerschaft gewesen, seit es aus seinem Schoße Jenen verstieß, Der ihm Sein Reich als ein neues Erbe anbot. Doch die Zeiten schwerster Unterdrückung sind vorbei; es ist reich geworden, und mit dem Geld übt es großen Einfluss aus. Es ist stark und stolz geworden, und der nationalistische Zweig hat sich wieder als Nation niedergelassen, die alten religiösen Überlieferungen sind erwacht. Es glaubt die Gesetze Jehovas und Moses zu erfüllen, aber in Wirklichkeit betet es noch immer das goldene Kalb an. Es ist weit davon entfernt, seine geistige Mission zu begreifen und auszuführen. Dies darf nicht als einseitiger Vorwurf gegen die Juden oder die israelitische Nation gewertet werden; alle Nationen der Erde — vielleicht kleine Minderheiten ausgenommen — sind vermaterialisiert und "tanzen um das goldene Kalb." — Wenn in dieser Erläuterung das materialistische Israel besonders erwähnt wird, so deshalb, weil diese Abhandlung sich mit dem geistigen und materialistischen Israel befasst und feststellt, dass letzteres die ihm von Gott bestimmte Aufgabe, das Priestervolk unter den Völkern der Erde zu sein, nicht — noch nicht — erfüllt.

Unwillkürlich fragen wir uns: wie wird es weitergehen? — Wir dürfen nicht vergessen, dass Gott dem Volk Israel große Verheißungen gegeben hat, und Er wird diese niemals brechen. Doch dabei müssen wir uns ebenfalls bewusst sein, dass die Segensverheißungen, die Gott dem Jakob bezüglich seines Samens gab, den Geist betreffen, so wie schon der spätere Name Jakobs, nämlich Israel, ein geistiger Name ist. Es ist ein Irrtum, zu glauben, dass die Verheißungen sich auf die Materie, d. h. auf den Volksstamm oder auf den heutigen Staat Israel beziehen. Wenn dem so wäre, dann würden in ihm noch immer Propheten und Sendboten Gottes aufstehen. — Aber die Zeit wird kommen, in der das jetzt noch materialistische Israel sich mit dem Geistigen Israel vereinigen wird und beide wieder eine Einheit bilden werden, das eine Volk Israel. Doch wann wird dies geschehen? — Wenn das materialistische Israel dem Geld, der Macht und dem Stolz entsagt und die neuen Offenbarungen des Herrn anerkennt — was wahrscheinlich erst nach einer nochmaligen allerschwersten Heimsuchung möglich sein wird — und mit Tränen des Schmerzes ausruft: Jesus war der Messias, und Christus ist auch für uns "der Weg, die Wahrheit und das Leben".






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5. Studie über die Seele — aus geistiger Sicht

Der Begriff "Seele" ist den Menschen bekannt, doch sie haben unterschiedliche Meinungen darüber, was die Seele ist. Man weiß, dass sie ein Bestandteil des Menschen ist und fügt sie ein in den Dreiklang von Körper — Seele — Geist. Drei Bestandteile, die die Einheit "Mensch" bilden, wobei jeder Teil eine andere Aufgabe hat.

Der Körper ist der sichtbare, materielle Teil des Menschen; er dient als Schutzhülle für Seele und Geist und ist gleichzeitig deren Werkzeug, um sich der Außenwelt mitteilen zu können. Da der Körper sichtbar und betastbar ist, wurde er im Laufe der Zeit von den Wissenschaftlern untersucht und erforscht, sodass man weitgehendst von seinen Aufgaben und seinem wunderbaren Mechanismus Kenntnisse hat. Er funktioniert so perfekt und logisch, dass viele vergessen haben, dass dahinter eine höchst weise, geistige Kraft steht.

Über die beiden anderen Bestandteile des Menschen sind die Kenntnisse weniger gesichert und teilweise verschwommen. Da sie unsichtbar sind und nicht experimentell untersucht werden können, tut sich die Wissenschaft sehr schwer, Wesen und Aufgabe von Seele und Geist richtig zu erklären. Und doch ist es sehr wichtig, Klarheit darüber zu haben, denn wenn es gelingt, den Schleier des Unbekannten zu heben, erhalten wir auch eine genaue Erkenntnis über den Sinn und Zweck des menschlichen Erdenlebens. Allerdings ist unser Verstand allein dazu nicht fähig, denn Geistiges kann nur geistig erfasst und erklärt werden. Aber Gottes Geist offenbart diese Geheimnisse durch Menschen, die Er zubereitet hat, Seine Inspirationen zu empfangen. Durch diese Werkzeuge hat Gott uns die Kenntnisse geoffenbart, die unser begrenzter Verstand zu fassen fähig ist.

Die materielle, sichtbare Weltenschöpfung besteht seit unfassbaren Zeiten; jedoch vor ihr gab es schon eine geistige Schöpfung. Ihr Urheber ist Gott, der Urgeist von Ewigkeit her. Im Mittelpunkt Seines Wesens brannte das Feuer der vollkommenen Liebe, die Seine Haupteigenschaft ist. Doch was nützt die höchste Liebe, wenn dieselbe nicht weitergegeben und damit bewiesen werden kann? — Also schuf sich Gott in einem Geistwesen ein Gefäß, in das Er Seine Liebe, Seine Weisheit, Sein Licht und auch Seine Schöpferkraft hineinlegen konnte. Es war ein Wesen, aus Gottes Liebesherzen hervorgegangen, ein Ebenbild Gottes, denn es trug die gleichen göttlichen Eigenschaften in sich. Da es ein reiner Spiegel des göttlichen Lichtes war, war ihm sinngemäß die Bezeichnung "Luzifer" oder "Lichtträger" zu eigen. Dank der göttlichen Vollmacht konnte dies erstgeschaffene Wesen schöpferisch tätig sein, und bald gingen aus ihm andere, gleiche Wesen hervor, doch von geringerer Kraft. Auch sie waren Kinder der Liebe Gottes, in strahlendem Licht, in höchster Vollkommenheit. So erlebte Gott die unaussprechliche Freude, Seine Liebe in den unzähligen Geistwesen widergespiegelt zu sehen.

Der erstgeschaffene Geist war überglücklich, aber als ein von Gott erschaffenes Wesen war er an den Schöpferwillen gebunden. Gott aber wollte, dass er sich frei entfalten konnte, weil dies erst das Merkmal eines göttlichen Wesens ist. Die Liebe Luzifers zu seinem Schöpfer sollte so übermächtig sein, dass sie allein ausschlaggebend war für die freiwillige Unterordnug seines Willens unter den göttlichen. Diesen Liebesbeweis wollte Gott von Seinem Erstgeschaffenen erhalten, und dazu gab Er ihm die völlige Willensfreiheit. Auch die unzähligen Geistwesen besaßen die freie Willensentscheidung, waren also nicht dem Muss-Gesetz der Kreatur unterworfen, sondern als Kinder Gottes frei entscheidende Wesen. Gott lehrte sie durch das Gewissen, das als Stimme und Äußerung Seines Willens in ihrem Geiste vernehmbar war. Der Stimme des Gewissens sollten sie folgen, nicht im Zwang, sondern in freier Willensentscheidung, als Erwiderung der großen Liebe, die Gott ihnen entgegenbrachte.

Kennzeichnend für die Willensfreiheit ist, dass sie in sich den verborgenen Anreiz trägt, das Gegenteil von dem zu tun, was das Gewissen rät. Es waren somit in den Geistwesen stetige Gegensätze vorhanden, die sie veranlassten, sich im freien Kampf dauernd zu entscheiden: die göttlichen Tugenden zu verwirklichen oder deren Gegenteil zu tun. Während langer Zeiträume siegte die göttliche Stimme des Gewissens und alles war in der rechten Ordnung. Doch es kam ein Zeitpunkt, an dem Luzifer nicht mehr der geistigen Führung Seines Schöpfers gehorchen wollte. Die Herrlichkeit des erstgeschaffenen Wesens war so groß, dass es sich von ihr blenden ließ. Luzifer sah die ungezählten Wesen, die sein Wille in Erscheinung hatte treten lassen, und er fühlte sich selbst als deren Erzeuger, wenngleich er wusste, dass er die Kraft dazu von Gott erhalten hatte. Die geschaffenen Geister konnte er schauen, die Quelle der Kraft jedoch nicht, da Gott sich nur bei seltenen Gelegenheiten sichtbare Gestalt gibt, um Seiner Kinder willen. In seiner Verblendung glaubte Luzifer schließlich, die Kraftquelle sei in ihm selbst, und er erhob sich zum alleinigen Herrscher über "seine" Geister, die er zu überzeugen wusste, dass nicht Gott, sondern er, Luzifer, ihr Schöpfer ist und sie sich seinem Willen unterzuordnen haben.

Luzifer hatte sich gegen seinen Schöpfer entschieden. Nun mussten sich auch die unzähligen Geistwesen entscheiden, der freie Wille konnte wählen. — Gottes Lichtstrahl erleuchtete sie, und sie fühlten ihren göttlichen Vater, obwohl sie ihn nicht schauen konnten. Sie empfanden Seine Liebe und hörten Seine Stimme in ihrem Gewissen. — Auf der andern Seite war Luzifer, bei dem sie sehr wohl eine Willenswandlung bemerkten. Doch da sie ihn sehen konnten und ihm als ihrem direkten Erzeuger in Liebe zugetan waren, schenkten sehr viele seiner Aufforderung Gehör, unterstellten sich seinem Willen und strebten damit von Gott los. Bei diesen abtrünnigen Geistern vollzog sich nun eine folgenschwere Veränderung.

Die Liebe, Mittelpunkt des Göttlichen Geistfunkens, musste sich von den Geistwesen trennen, nachdem dieselben sich gegen ihren Schöpfer entschieden hatten. Dadurch entäußerten sie sich selbst der göttlichen Lebenskraft, und die ohne den Geist verbliebenen Gefäße und Ausführungsorgane (Seelen) verhärteten sich zu einer Seelensubstanz.

In Seiner Allwissenheit wusste der Schöpfer, dass ein großer Teil Seiner Kinder die große Liebe-Prüfung nicht bestehen würde, und Er hatte Seinen Plan bereit: Nicht die Vernichtung der Abtrünnigen, sondern ihre Rückführung. Da die Geistwesen durch die verkehrte Ausübung ihres freien Willens sich von Gott abgewandt hatten, wollte Er sie mit großer Geduld — auf einem unendlich langen und beschwerlichen Weg, fern Seinem Vaterhaus — so zubereiten und erziehen, dass sie wieder den Weg zu Seinem Vaterherzen finden würden. Gott erfasste die Seelensubstanz Luzifers sowie die der zahllosen ihm ergebenen Wesen, löste sie in kleinste Partikelchen auf und formte sie um zur sichtbaren, materiellen Schöpfung. — Für den Verstand ist dies unbegreiflich; nur wer schon geistiges Wissen besitzt, kann es ahnend erfassen. Dem Wissenschaftler ist es ein Ärgernis, die These anzuerkennen, dass das Stoffliche, die Materie, gerichtete, verhärtete Seelensubstanz ist. Aber vor diesem Hintergrund sind uns die Worte im Brief des Apostels Paulus an die Römer, Kapitel 8, Vers 19, verständlich, dass nämlich die ganze Kreatur seufzt und mit uns ihrer Erlösung harrt.

In dem für unsere Begriffe unendlich langen Entwicklungsprozess muss die Seelensubstanz sich fortwährend verändern, verwandeln, zu immer neuen und höheren Lebensformen. Dadurch ist auch verständlich, warum die Materie vergänglich ist, d. h. warum sie sich ständig im Vorgang des "Stirb und Werde" befindet. Mit andern Worten gesagt: Die Materie hat keinen Ewigkeitsbestand, da sie nur die Hülle von geistigen Seelensubstanzen ist, die sich höherentwickeln müssen und daher nicht ewig in der gleichen Hülle bleiben können. Die Materie selbst besteht zwar aus derselben Seelensubstanz, aber sie steht noch am Anfang ihrer Entwicklung und muss daher als niedrigere Lebensform den schon höher entwickelten Lebensformen in der Schöpfung dienen. Während diese für uns normalerweise unsichtbar sind, ist die Materie für uns sinnlich wahrnehmbar, da auch unser Körper aus Materieteilchen besteht, also aus verdichteten Seelenpartikelchen derselben niederen Schwingung.

Die in der materiellen Schöpfung gebundenen Seelenpartikel müssen sich im Verlauf des Entwicklungsprozesses gleich einer Kristallbildung zusammenschließen. Die Aufwärtsentwicklung beginnt im Mineralreich und setzt sich fort über das Pflanzen- und Tierreich. Dies ist so zu verstehen, dass z. B. im Tierreich die Seeleneinheiten großer Mengen von Kleinsttierchen nach einer längeren Entwicklungsperiode beim Absterben ihrer Hüllen zu einer größeren Einheit zusammengefasst werden, um eine schon höher entwickelte Seelensubstanz zu ergeben, die sich in einem größeren Tier weiterentwickelt. Dieser Vorgang wiederholt sich mehrmals, bis schließlich in klugen Tieren die Seele ihre höchstmögliche Ausreifung auf dieser Entwicklungsstufe erreicht hat. Mehrere solcher Seelen werden dann gemäß dem göttlichen Erlösungsplan, der keinen Stillstand in der Aufwärtsentwicklung duldet, zu einer neuen Einheit zusammengefasst und ergeben eine menschliche Seele. Die Seelenentwicklung über die Schöpfungsbereiche des Mineral, Pflanzen- und Tierreichs dauert Jahrmilliarden, und sie wird von Gottes Geist geleitet durch Sein unzählbares Heer von Lichtgeistern, die Seinen Willen naturgesetzlich übermitteln und durchführen.

Die ausgebildete Seele steht nun bereit. Sie hat auf ihrem Gang durch die verschiedenen Naturreiche Kräfte und Fähigkeiten erworben und harrt auf die letzte Stufe ihrer Entwicklung: die Inkarnation im Menschen. Sie nähert sich den Liebenden auf Erden, und bei der Zeugung wird sie in den Leib der künftigen Mutter gelegt. Aber noch fehlt das Wesentliche, damit die Seele ihre höchste Vervollkommnung erlangen kann. Kurz vor der Geburt des neuen Erdenbürgers lenkt Gott einen zur Erst-Inkarnation bereiten Geist in die Seele. Dadurch ist das Geistwesen wieder vollständig: Die beiden Teile dieser Einheit streben nun gemeinsam die End-Entwicklung zur Vollkommenheit an, was auch noch eine lange Zeit beansprucht und über viele Reinkarnationen geht, also über mehrfache Leben auf Erden in verschiedenen Zeitepochen.

Im Falle einer Reinkarnation steht die Geist-Seele-Einheit zur Inbesitznahme eines neuen Erdenkörpers bereit, jedoch auch dann dringt die Seele bei der Zeugung zunächst allein in den Leib der Mutter ein und nimmt die Verbindung mit dem werdenden Lebenskeim auf. Der Geist gelangt erst später in seine Seelenhülle, in einigen Fällen früher, in anderen später, jedoch nicht später als drei Tage vor der Geburt. — Da die Seele aus zahllosen winzigsten Partikelchen besteht, die nicht absolut unlösbar miteinander verbunden sind, nimmt sie beim Zeugungsvorgang auch Seelenteilchen der Eltern in sich auf, womit — neben der Anziehungskraft verwandter Seelen — die Vererbung mancher elterlicher Anlagen erklärt werden kann.

Nachdem im Vorstehenden die Herkunft und die Entwicklung der Seele erläutert wurde, soll nun ihr Wesen und einige ihrer Aufgaben im menschlichen Leben beleuchtet werden. Als erstes soll nochmals klar herausgestellt werden, dass die Seele nichts Irdisch-materielles ist, sondern eine unsichtbare, ätherisch-geistige Kraft. Sie ist einstmals aus Gottes Geist als ein selbstständiges Wesen hevorgegangen und hat nach einem Ewigkeiten währenden Sühnegang durch die göttlichen Schöpfungen wieder zu ihrer ursprünglich bestimmten Aufgabe zurückgefunden. — Räumlich gesehen erstreckt sich die Seele im Menschen über den gesamten menschlichen Körper; gleich dem Nervensystem verteilt sie sich über alle Organe und Teile des Leibes. Sie belebt den Körper, der ohne sie leblos wäre und bei ihrer Loslösung von ihm diesen als leblose Hülle zurücklässt. Praktisches Denken und Wollen, sinnenhaftes Fühlen und Empfinden, sowie Hören, Sehen, Schmecken und Riechen sind Funktionen der Seele. Sie ist die innere, treibende Kraft der körperlichen Hülle, und nur wer die Gabe des geistigen Gesichts hat, kann sie schauen und erkennen, dass sie völlig die Form der zugehörigen menschlichen Gestalt besitzt; daher wird sie auch als Astralleib bezeichnet.

Die Seele ist zusammen mit den körpereigenen Abwehrkräften verantwortlich für die Gesundheit des Körpers. Wenn sie ungestört und harmonisch schwingen kann, bildet sie einen Schutzwall gegen alle Arten von Krankheitserregern. Falls diese jedoch schon in den Körper des Menschen eingedrungen sind, nimmt die Seele im Zusammenspiel mit den körperlichen Abwehrfunktionen sofort den Kampf gegen sie auf, um sie unschädlich zu machen oder zu vertreiben. Es ist ein richtiger Kampf, durch den erhöhte Temperaturen hervorgerufen werden, die wir als Fieber kennen. — Auch bei der Ernährung des Körpers hat die Seele eine Aufgabe zu erfüllen. Die feineren Lebenskräfte der vom Körper aufgenommenen Nahrung werden von der Seele an alle Körperorgane weitergeleitet, damit jedes die ihm zuträglichen feinstofflich-seelischen Energien erhält. Doch wenn wir zu viel essen und trinken, fühlen wir unsere Seele dumpf und träge werden, weil sie zu sehr von körperlichen Belangen in Anspruch genommen ist und daher für einige Zeit ihre Beschwingtheit verloren hat.

Diese kleine Studie wäre unvollständig, wenn nicht auch das Verhältnis zwischen Seele und Geist erläutert werden würde und nicht gesagt würde, was der Geist ist und welche Aufgaben ihm zukommen. Zunächst, was er nicht ist: er darf nicht mit "Verstand" verwechselt werden. Der Geist im Menschen ist ein Funken des Göttlichen Geistes, der göttlichen Liebe, des göttlichen Lichtes. Er trägt in sich alle göttlichen Eigenschaften, daher nennt Gott uns Seine Ebenbilder, und wir dürfen Ihn Vater nennen. Dennoch muss unser Geist laufend Kraft schöpfen aus der Quelle seines Ursprungs: durch Gebet und geistige Erhebung sowie durch Studium der göttlichen Offenbarungen. Nur so kann er aktiv und lebendig bleiben und dem Menschen die Liebe, Weisheit und Kraft vermitteln, um Gottes Gebote erfüllen zu können.

Der menschliche Geist — göttlicher Herkunft — wurde vom Schöpfer in Adam gelegt gemäß dem biblischen Bericht, wonach Gott Seinen Hauch des Lebens in die Nase Adams blies. Seitdem wiederholt sich dieser unsichtbare Gnadenakt bei der Geburt eines jeden Menschen, wenn der Geist in die Seele eingebettet wird. Die Seele bildet gleichsam die Hülle für den Geist, so wie der Körper die Hülle für die Seele ist. Aufgabe des Geistes ist es nun, die Seele zu erleuchten, sie mit den göttlichen Tugenden zu durchdringen. Bei diesen Bemühungen darf jedoch der Geist die Seele nicht zwingen; diese muss sich in freier Entscheidung der Führung des Geistes unterordnen.

Die im Menschen inkarnierte Seele ist zunächst völlig dem Körper zugewandt und ist bereit, alle seine Wünsche zu erfüllen. Und im gleichen Maße, wie sich der Körper entwickelt, werden auch die irdisch-sinnlichen Eigenschaften der Seele stärker, die sie von ihrem langen Entwicklungsweg her noch in sich trägt. Hier beginnt nun die Aufgabe des Geistes. Mit Liebe und Geduld muß er die Seele durch das Gewissen belehren, dass sie die niederen und bösen Neigungen ablegen und das irdische Verlangen des Körpers — falls unerlaubt — überwinden muss. Findet der Geist Gehör bei der Seele, dann hat er einen großen Erfolg erreicht, auch wenn es immer wieder Rückfälle gibt, bei denen die Seele die irdischen Wünsche des Körpers erfüllt. Wenn die Seele fortfährt, sich für die Ermahnungen des Geistes offen zu halten, können die geistigen Tugenden immer mehr in sie eindringen, und gleichzeitig wird sie zunehmend immun gegen die verkehrten Wünsche des Körpers. Die Folgen dieser Wandlung werden dann sichtbar an den Ausstrahlungen des Menschen: Es ist ein Mensch mit guten Gedanken und reinen Gefühlen; er zeigt Demut, Geduld und Güte sowie Nächstenliebe. Wenn die Stunde des Todes kommt, verlassen Geist und Seele in voller Harmonie und großer Freude den irdischen Körper, denn sie wissen, dass sie im Jenseits Seligkeit und Frieden erwartet. Als Einheit gehen sie den vorgezeichneten Weg im Geistigen Reich weiter, bis sie die höchste Vollkommenheit wiedererlangt haben, die sie hatten, als Gott sie als Geistwesen schuf. Damit ist der Heilsplan Gottes zu Ende geführt und die Rückkehr des "Verlorenen Sohnes" erreicht.

Aber der Ablauf eines Menschenlebens kann auch ganz anders vonstatten gehen. Wenn die Seele sich den Belehrungen und dem Drängen des Geistes widersetzt, öffnet sie sich mehr und mehr den Forderungen des Leibes und den niederen Eigenschaften in sich. Der Geist kämpft einen verzweifelten Kampf und erbittet hierzu Kraft und Weisheit von seinem Himmlischen Vater. Lehnt die Seele in ihrer freien Willensentscheidung hartnäckig alle Einflüsse und Ermahnungen des Geistes ab, so wird sie zum Sklaven der sinnlichen Leidenschaften, der materiellen Wünsche und aller selbstsüchtigen Impulse. Sie sinkt so tief, dass der Gottesfunken in ihr zur Untätigkeit gezwungen ist; er wird zum Gefangenen in der seelischen Hülle, der Mensch ist dann "geistig tot." — In diesem Stadium wird klar ersichtlich, dass Geist und Seele zwei verschiedene Kräfte sind. Während der Geist zur Untätigkeit verurteilt ist und sich nicht mehr durch das Gewissen fühlbar macht, lebt die Seele sehr intensiv im "gewissenlosen" Menschen (andernfalls wäre der Körper leblos), und ihre bösen Untugenden werden dann über die Gedanken und Worte, über Gefühle und Handlungen in der Außensphäre des Menschen erkennbar. Gott gibt Sein Kind in diesem verlorenen Zustand nicht auf. Wenn die Seele die Stimme des Gewissens nicht hören will, spricht Gott zu ihr durch Krankheiten in ihrem materiellen Körper und durch mancherlei Nöte. In vielen Fällen beginnt dann die Seele nachzudenken und ist bereit, die Mahnungen des Geistes zur Umkehr zu beachten. Auf diese Weise vollzieht sich ein Wandel, und die Seele unterstellt sich freiwillig der Führung des Geistes. Er zieht sie an sich, durchdringt sie mit den geistigen Tugenden, und so gehen sie gemeinsam den beschwerlichen Weg der Höherentwicklung, bis sie Gott aus dem irdischen Leben abruft.

Leider gibt es unzählige Fälle, in denen die Seele trotz der guten Ermahnungen des Geistes durch das Gewissen und trotz der Prüfungen in ihrem bösen Treiben verharrt. Wenn eine solche Seele vom Tod überrascht wird, gibt es für sie im Jenseits ein böses Erwachen. Dort kann sie der Stimme des Gewissens nicht mehr entfliehen, die sie unerbittlich anklagt: ob der Missachtung der Göttlichen Gebote, der bösen Taten und der niederen Leidenschaften. Diese Selbstanklagen bereiten größte Seelenschmerzen und dienen der Läuterung. Wenn eine Seele ihre Verfehlungen einsieht und bereut, kann ihr wiedererwachter Geist sie lenken, damit sie Schritt für Schritt ihre bösen Neigungen abstreift und die göttlichen Tugenden in sich aufnimmt. In den Fällen, in denen eine Seele verstockt in ihrer Bosheit verbleibt, bereitet sie sich selbst ein unglückliches Dasein. Da sie keinen irdischen Körper mehr besitzt und andererseits auch nicht in die geistige Sphäre eingehen kann, irrt sie ziellos über die Erde in der Nähe der Menschen. Sie wird dann von denen angezogen, deren schlechte Gedanken, böse Taten und niedere Leidenschaften mit ihrem eigenen Wesen übereinstimmen. Sie nimmt bei ihnen "Wohnung", beeinflusst sie zum Bösen, und dieser Zustand kann bis zur Besessenheit führen, wodurch es mit solchen Menschen immer schlimmer wird. Die erdgebundenen Seelen unterstützen Gewalttaten, verwirren den Verstand und verursachen Krankheiten; sie sind eine ständige Gefahr für alle Menschen. Aber es gibt einen Schutz: Die Menschen, die ihr Leben nach Gottes Willen ausrichten und gute Gedanken und Empfindungen aussenden, sind durch diese wie mit einer Schutzhülle umgeben, an der die übelwollenden Angriffe niederer Seelen abprallen, da deren Einflüsterungen in diesen Menschen keine Resonanz finden und sogleich verworfen werden; darüberhinaus können und sollen die Menschen guten Willens durch ihr Gebet und die Aussendung lichtvoller Gedanken den umnachteten Seelen helfen.

Gott verhindert das böse Treiben der finsteren Seelen nicht, da Er ihren freien Willen achten muss. Aber es kommt einmal der Tag — meist nach sehr langer Zeit — an dem die Seele ihres elenden Daseins müde wird und mit Ekel auf die Schandtaten zurückblickt, die sie verursacht hat. Wenn sie ehrlich bereut und um Vergebung und Hilfe bittet, kann ihr Geist im gleichen Augenblick helfend eingreifen und sie behutsam führen. Lichtgeister und Engel Gottes stehen dann ebenfalls zu ihrer Hilfe und Belehrung bereit. Nun kann in der geistigen Sphäre Stufe um Stufe der Aufstieg beginnen.

Der menschliche Geist — als göttlicher Funke in uns — steht im Gegensatz zum Körper, während die Seele zwischen beiden steht. Sie muss sich für den Geist oder für den Körper entscheiden, denn sie kann nicht gleichzeitig zwei Herren dienen. Entscheidet sie sich für den Geist, dann ist sie bereit, das Göttliche in sich aufzunehmen und sich der Führung des Geistes unterzuordnen. Gilt ihre Wahl dem Körper, dann unterwirft sie sich den Wünschen des Fleisches, und die in ihr vorhandenen Neigungen können sich nachteilig voll austoben. Praktisch gibt es nur zwei Pole und daher erwähnt der Herr in Seinen Unterweisungen die Seele, bzw. deren Funktionen wie Verstand, Gedanken, Gefühle etc. nicht so oft, wie Geist und Körper. Am häufigsten wird der "Geist" angesprochen — als der wichtigste Teil — wobei nach den vorstehenden Erläuterungen verständlich geworden ist, dass bei der allgemeinen Bezugnahme auf das Geistwesen auch die Seele mit inbegriffen ist, selbst wenn zwischen "Geist" und "Seele" noch nicht die vollkommene Einheit erreicht worden ist. — In den Neuoffenbarungen spricht der Göttliche Meister sehr oft von dem Kampf des Geistes gegen die Einflüsse des Körpers. Gemäß den vorausgehenden Erläuterungen ist dies so zu verstehen, dass es ein Kampf des Geistes mit der Seele ist, wenn dieselbe sich ganz "verfleischlicht" hat, d.h. ganz den Einflüssen des Körpers und allem Materiellen hörig geworden ist. Denn der Körper kann nicht direkt vom Geist geführt werden, sondern nur über die Seele.

In feiner Empfindsamkeit fühlte der große Dichter Goethe die beiden gegensätzlichen Kräfte, und in seinem "Faust" legt er einer Person die Worte in den Mund:

"Zwei Seelen wohnen "ach"! in meiner Brust,

Die eine will sich von der andern trennen;

Die eine hält in derber Liebeslust

Sich an die Welt mit klammernden Organen;

Die andre hebt gewaltsam sich vom Dust

Zu den Gefilden hoher Ahnen."

Er spricht von "zwei Seelen" in seiner Brust: Die eine Kraft, die Seele, hörig der Liebeslust und dem irdischen Denken und Wollen. Die andere Kraft, der Geist, will sich aus der Umklammerung der Sinne und des Materialismus befreien und sich zu den hohen Gefilden erheben, zum Göttlichen Geist, von dem er ausgegangen ist. Es ist der Konflikt zwischen Geist und Seele, wenn letztere die niederen Begierden der Körper-Natur noch nicht überwunden hat.






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6. Der lange geistige Entwicklungsweg
der Menschheit

Das Gute ist Wahrheit und Liebe

Erkennet, dass mein Wort keine neue Religion ist noch sein kann. Dies Werk ist der lichtvolle Weg, in welchem sich alle Ideologien, Glaubensbekenntnisse und Religionen geistig vereinigen werden, um vor die Tore des Gelobten Landes zu gelangen. (310, 39)

Lernt Mich alle kennen, damit Mich niemand leugnet — erkennt Mich, damit eure Vorstellung von Gott auf Wahrheit beruht und ihr wisst, dass dort, wo sich das Gute zeigt, Ich bin.

Das Gute vermischt sich mit nichts. Das Gute ist Wahrheit, ist Liebe, ist Barmherzigkeit, ist Verständnis.

Das Gute ist klar erkennbar und unverwechselbar. Erkennt es, damit ihr euch nicht irrt. Jeder Mensch kann einen anderen Weg gehen; aber wenn sie alle an einem Punkt zusammentreffen, welcher das Gute ist, werden sie sich schließlich erkennen und vereinigen. Nicht so, wenn sie sich hartnäckig selbst betrügen, indem sie dem Guten den Anschein des Bösen geben und das Böse als Gutes maskieren, wie es bei den Menschen dieser Zeit geschieht. (329, 45-47)

Der Weg zurück zu unserer geistigen Heimat

Jede Welt, jede Daseinsebene wurde geschaffen, damit der Geist sich auf ihr entwickle und einen Schritt auf seinen Schöpfer zu tue und so, immer weiter auf dem Wege der Vervollkommnung vorankommend, Gelegenheit habe, fleckenlos, rein und wohlgestaltet ans Ziel seines Reiseweges zu gelangen, auf den Gipfel der geistigen Vollkommenheit, was eben gerade das Wohnen im Reiche Gottes ist.

Wem erscheint es unmöglich, schließlich "im Schoße Gottes" zu wohnen? Ach, ihr armseligen Verstandesmenschen, die ihr nicht wirklich nachzudenken versteht! Habt ihr schon vergessen, dass ihr aus meinem Schoße ins Dasein tratet, das heißt, dass ihr bereits zuvor in ihm existiert habt? Es ist doch nichts Seltsames daran, dass alles, was dem Quell des Lebens entsprang, zu seiner Zeit zu ihm zurückkehrt. Jeder Geist war, als er aus Mir ins Leben trat, jungfräulich rein; doch hernach befleckten sich viele auf ihrem Wege. Dennoch — da alles von Mir in weiser, liebevoller und auf Gerechtigkeit bedachter Weise vorausgesehen wurde, ging Ich unverzüglich daran, auf dem Wege, den meine Kinder durchlaufen mussten, alle notwendigen Mittel für ihre Rettung und Erneuerung bereitzustellen.

Auch wenn jene geistige Jungfräulichkeit von vielen Wesen geschändet wurde, wird der Tag kommen, an dem sie sich von all ihren Verfehlungen läutern und dadurch ihre ursprüngliche Reinheit zurückgewinnen. Die Läuterung wird in meinen Augen sehr verdienstvoll sein, denn der Geist wird sie durch große und fortwährende Prüfungen seines Glaubens, seiner Liebe, seiner Treue und seiner Geduld errungen haben. (313, 21-23)

Ich will, dass am Ende des Kampfes, wenn alle meine Kinder für ewig in der Geistigen Heimat vereint sind, sie an meinem unendlichen Glück als Schöpfer teilhaben, als Anerkennung dafür, dass jeder von euch aufbauend oder wiederherstellend am göttlichen Werke teilnahm.

Erst als Geistwesen werdet ihr entdecken, dass von allem, was Ich seit Anbeginn geschaffen habe, nichts verlorengegangen ist, dass alles in Mir wiederaufersteht, alles zum Leben ersteht und sich erneuert.

Wenn also so viele Wesen lange Zeit hindurch verirrt waren, wenn viele, statt Werke des Lebens, zerstörerische Werke vollbrachten, so werden sie feststellen, dass die Zeit ihrer Verirrung nur vorübergehend war und dass ihre Werke, so schlecht sie auch gewesen sein mögen, im Ewigen Leben Wiedergutmachung finden und sie zu Mitarbeitern meines unablässig schöpferischen Werkes verwandelt werden.

Was sind schon einige Jahrhunderte der Sünde und Finsternis, wie sie die Menschheit auf der Erde hatte, wenn ihr sie mit der Ewigkeit vergleicht, mit einer Zeit der Entwicklung und des Friedens ohne Ende? Ihr habt euch aufgrund eurer Willensfreiheit von Mir entfernt und werdet, durch das Gewissen veranlasst, zu Mir zurückkehren. (317, 17-20)

Geistige Lichtwesen stehen uns zur Seite

Ihr geht nicht allein, denn meine Ermutigung und mein Licht sind mit jedem von euch. Aber für den Fall, dass euch dies wenig erscheinen sollte, habe Ich jedem menschlichen Geschöpf ein geistiges Lichtwesen zur Seite gestellt, um über eure Schritte zu wachen, um euch irgendeine Gefahr ahnen zu lassen, um euch als Gefährte in eurer Einsamkeit und als Stab auf der Lebensreise zu dienen. Es sind jene Wesenheiten, die ihr Schutzengel oder Beschützer nennt.

Zeigt euch niemals undankbar ihnen gegenüber, und seid nicht taub für ihre Eingebungen, denn eure Kräfte werden nicht genügen, um alle Prüfungen des Lebens zu bestehen. Ihr bedürft jener, die weiter fortgeschritten sind als ihr, und die etwas aus eurer Zukunft kennen, weil Ich es ihnen offenbart habe.

Der Kampf jener Wesen ist sehr schwer, solange ihr nicht die Vergeistigung erreicht, weil ihr eurerseits sehr wenig beitragt, um sie bei ihrer schwierigen Mission zu unterstützen.

Wenn euch eure Vergeistigung erlaubt, die Gegenwart jener eurer Geschwister zu fühlen und wahrzunehmen, welche unsichtbar, ohne irgendeine Zurschaustellung, zugunsten eures Wohlergehens und eures Fortschritts wirken, dann werdet ihr es bedauern, sie genötigt zu haben, sich um eurer Sünden willen so sehr abzuplagen und auch zu leiden. Doch wenn diese Einsicht in euch aufsteigt, dann nur, weil es in eurem Verstande bereits licht wurde. Dann wird Mitgefühl, Dankbarkeit und Verständnis für sie erwachen.

Welch großes Glücksgefühl wird in euren Beschützern sein, wenn sie sehen, dass ihre Mühe von euch unterstützt wird, und dass ihre Inspiration mit eurer Erhebung im Einklang ist!

Ihr habt so viele Geschwister und so viele Freunde im "Geistigen Tale", die ihr nicht kennt.

Morgen, wenn die Erkenntnis über das Geistige Leben sich über den Erdkreis verbreitet hat, wird die Menschheit die Bedeutung jener Wesen an eurer Seite erkennen, und die Menschen meine Vorsehung segnen. (334, 70-76)

Der Kampf zwischen Licht und Finsternis

Jenseits eures menschlichen Lebens existiert eine Welt von Geistern, eure Geschwister, für den Menschen unsichtbare Wesen, die untereinander kämpfen, um euch zu erobern.

Jener Kampf hat seinen Grund in der Unterschiedlichkeit der Entwicklung, in der die einen und die anderen sich befinden. Während die Wesen des Lichtes, getragen vom Ideal der Liebe, der Harmonie, des Friedens und der Vervollkommnung, den Weg der Menschheit mit Licht bestreuen, ihr immer das Gute inspirieren und ihr all das offenbaren, was zum Wohle der Menschen ist, besäen die Wesen, die noch immer am Materialismus der Erde festhalten, die sich nicht von ihrer Selbstsucht und ihrer Liebe zur Welt zu lösen vermochten oder die auf unbestimmte Zeit menschliche Süchte und Neigungen nähren, den Weg der Menschen mit Verwirrungen, indem sie den Verstand verdunkeln, die Herzen blind machen, den Willen versklaven, um sich der Menschen zu bedienen und sie zu Werkzeugen ihrer Pläne zu machen, oder um sie zu gebrauchen, als ob sie ihre eigenen Körper wären.

Während die Geistige Welt des Lichtes den Geist der Menschen zu gewinnen sucht, um ihm eine Bresche zur Ewigkeit hin zu öffnen; während jene gesegneten Heerscharen sich unablässig abmühen, an Liebe zunehmen, zu Krankenpflegern am Schmerzenslager werden, zu Ratgebern an der Seite des Menschen, der die Last einer großen Verantwortung trägt, zu Beratern der Jugend, zu Beschützern der Kinder, zu Gefährten derer werden, die vergessen und allein leben, wirken die Legionen von Wesen ohne das Licht der geistigen Weisheit und ohne das erhebende Gefühl der Liebe gleichfalls unablässig unter den Menschen. Aber ihr Ziel ist es nicht, euch den Weg zum Geistigen Reich zu erleichtern — nein; die Absicht dieser Wesen ist völlig entgegengesetzt, ihr Bestreben ist es, die Welt zu beherrschen, weiterhin die Herren derselben zu sein, sich auf der Erde zu verewigen, die Menschen zu beherrschen und sie zu Sklaven und Werkzeugen ihres Willens zu machen — mit einem Wort: sich nicht das wegnehmen zu lassen, was sie immer als das Ihre betrachteten: die Welt.

Also, Jünger: Unter den einen und den anderen Wesen wogt ein heftiger Kampf — ein Kampf, den eure körperlichen Augen nicht sehen, dessen Widerspiegelungen sich jedoch Tag für Tag in eurer Welt fühlbar machen.

Damit der Mensch sich verteidigen und von den schlechten Einflüssen befreien kann, benötigt er Kenntnis von der Wahrheit, die ihn umgibt, muss er lernen, mit dem Geiste zu beten, und muss auch wissen, mit welchen Fähigkeiten sein Wesen ausgestattet ist, um sie in dieser großen Schlacht des Guten gegen das Böse, des Lichtes gegen die Finsternis, der Vergeistigung gegen den Materialismus als Waffen gebrauchen zu können.

Gerade die Geistige Welt des Lichtes wirkt und kämpft und bereitet alles vor, damit die Welt sich eines Tages auf den Weg zur Vergeistigung macht.

Denkt über all dies nach, und ihr werdet euch die Heftigkeit dieses Kampfes eurer geistigen Geschwister vorstellen können, die sich um die Rettung der Menschen bemühen — ein Kampf, der für sie ein Kelch ist, mit dem ihr ihnen fortwährend die Galle der Undankbarkeit zu trinken gebt, da ihr euch darauf beschränkt, von ihnen all das Gute zu empfangen, das sie euch bescheren, aber ohne euch jemals an ihre Seite zu stellen, um ihnen in ihrem Kampfe beizustehen.

Nur wenige sind es, die sich ihnen anzuschließen verstehen, wenige sind es, die für ihre Inspirationen empfänglich sind und ihre Hinweise befolgen. Aber wie stark gehen diese durch das Leben, wie beschützt fühlen sie sich, welche Wonnen und Inspirationen beflügeln ihren Geist!

Die Mehrheit der Menschen ist zwischen den beiden Einflüssen hin- und hergerissen, ohne sich für einen zu entscheiden, ohne sich völlig dem Materialismus zu verschreiben, aber auch ohne sich anzustrengen, um sich von ihm zu befreien und ihr Leben zu vergeistigen, das heißt, um es durch das Gute, durch Wissen und geistige Kraft zu erhöhen. Diese liegen noch ganz im Kampf mit sich selbst.

Jene, die sich völlig dem Materialismus ergeben haben, ohne sich noch um die Stimme des Gewissens zu kümmern, und die alles missachten, soweit es sich auf ihren Geist bezieht, kämpfen nicht mehr, sie sind im Kampf bezwungen worden. Sie glauben gesiegt zu haben, glauben frei zu sein und merken nicht, dass sie Gefangene sind und dass es nötig sein wird, dass die Legionen des Lichtes zur Finsternis herabkommen, um sie zu befreien.

Diese Botschaft des Lichtes sende Ich allen Völkern der Erde, damit die Menschen erwachen, damit sie sich bewusst werden, wer der Feind ist, den sie bekämpfen müssen, bis sie ihn besiegt haben, und welche Waffen sie, ohne es zu wissen, mit sich führen. (321, 53-63)

Gottes Vision für unsere Zukunft

Ich erwarte von der Welt Vergeistigung. Bei Mir haben die Namen, durch die jede Kirche oder Sekte sich unterscheidet, keinerlei Bedeutung, noch die mehr oder weniger große Pracht ihrer Riten und äußerlichen Kultformen. Dies erreicht nur die menschlichen Sinne, doch nicht meinen Geist.

Ich erwarte von den Menschen Vergeistigung, denn sie bedeutet Erhöhung des Lebens, Ideal der Vervollkommnung, Liebe zum Guten, Hinwendung zur Wahrheit, Ausübung der Liebestätigkeit, Harmonie mit sich selbst, was Harmonie mit den anderen und daher mit Gott ist. (326, 21-22)

Aus den Menschen von heute ohne Spiritualität und Liebe werde Ich die durch mein Wort schon so oft prophezeiten Generationen hervorgehen lassen. Aber zuvor werde Ich diese Völker bearbeiten, die sich heute verkennen, sich bekriegen und zerstören.

Wenn dann der Vollzug meines Gerichts über alle hinweggegangen ist und das Unkraut mit der Wurzel ausgerissen ist, wird eine neue Menschheit zu entstehen beginnen, die in ihrem "Blute" nicht mehr den Samen der Zwietracht, des Hasses oder des Neides trägt, weil das "Blut" ihrer Eltern sich im Schmelztiegel des Schmerzes und der Reue läuterte.

Ich werde sie empfangen und ihnen sagen: "Bittet, bittet, und es wird euch gegeben", so wie Ich es euch in der Zweiten Zeit sagte. Doch heute füge Ich hinzu: verstehet zu bitten. (333, 54)

Stellt euch den Fortschritt einer Menschheit vor, deren Moral der Vergeistigung entspringt; stellt euch eine Menschheit ohne Begrenzungen und Ländergrenzen vor, die alle Mittel zum Leben, die die Erde ihren Kindern beschert, brüderlich teilt. Versucht euch vorzustellen, wie die menschliche Wissenschaft beschaffen wäre, wenn sie als Ideal die Liebe untereinander hätte, wenn der Mensch die Kenntnisse, die er sucht, durch das Gebet empfinge. Bedenkt, wie wohlgefällig es für Mich sein wird, den Gottesdienst der Liebe, des Glaubens, des Gehorsams und der Demut von den Menschen durch ihr Leben zu empfangen, ohne dass sie ihre Zuflucht zu Riten und äußerlichen Kultformen nehmen müssen.

Dies erst wird Leben für die Menschen sein, denn in ihm werden sie Frieden einatmen, werden sie Freiheit genießen und sich nur von dem nähren, was Wahrheit enthält. (315, 57-58)

Wenn meine Stimme sich in geistiger Weise in der Menschheit vernehmen lässt, werden die Menschen etwas vibrieren fühlen, das immer in ihnen gewesen ist, obschon es sich nicht in Freiheit äußern konnte. Es wird der Geist sein, der — durch die Stimme seines Herrn ermutigt — sich aufrichtet und auf meinen Ruf antwortet.

Dann wird ein neues Zeitalter auf Erden beginnen, denn ihr werdet das Leben nicht mehr von unten aus betrachten, sondern es von den Höhen eurer geistigen Erhebung aus schauen, erkennen und genießen. (321, 38-39)






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7. Diese Botschaft ist für alle Völker

Der ganzen Menschheit werde ich durch Vermittlung meines Volkes ein Buch zukommen lassen, in dem das Wesentliche meines Wortes und das Zeugnis der Werke, die ich unter euch tat, enthalten ist. Es ist mein Wille, dass jene Seiten den ganzen Kern und die Wahrheit meines Evangeliums und mein Wort im Verlauf der drei Zeitalter in sich schließen.

Lest in diesem Buch, nehmt mein Wort als das Brot des Ewigen Lebens, und ihr werdet alles, was bis jetzt unklar und geheimnisvoll geblieben ist, verstehen, wenn ihr direkt von Geist zu Geist mit meiner Göttlichkeit verkehrt. Diese Belehrung ist wie ein neuer Tag, der für die Menschheit anbricht, und der sie zu einem großen Erwachen erleuchten wird.

Dies ist die Dritte Zeit, die Zeit, in der ihr lernen werdet, mein Evangelium zu begreifen, auszuüben und zu leben. In der Ersten Zeit ließ ich mich auf einem Berg nieder und sandte euch von dort aus mein Gesetz, in Stein gemeißelt. In der Zweiten Zeit stieg ich ins Tal hinab, um unter euch zu leben. In der Dritten Zeit mache ich eure Herzen zu meiner Wohnung, so dass ich mich kundtun und mit euch sprechen kann von eurem innersten Herzen aus. Wenn die Menschheit die Wahrheit dieser Lehre erkennt, ihre Gerechtigkeit und ihre unendliche Weisheit, dann wird sie ihr Herz befreien von allen Vorurteilen und aller Angst. Mein Gesetz versklavt nicht. Mein Gesetz befreit.

Nicht nur einmal, sondern oftmals und in verschiedener Weise zeigte ich an und versprach ich meinen Jüngern mein Wiederkommen Ich sagte ihnen die Zeichen voraus, die meine Ankunft ankündigen würden: Zeichen in der Natur, Geschehnisse in der Menschheit, Weltkriege, die Sünde auf ihrem höchsten Entwicklungsgrad. Doch damit sich die Welt nicht täusche, indem sie mich wieder als Mensch erwartete, ließ ich sie wissen, dass Christus auf den Wolken kommen werde, dem Symbol des Jenseits, von wo mein Strahl ausgeht, d. h. im Geist. Dieses Versprechen ist erfüllt. Mein Wort kam nicht, um sich aufs neue ins Fleisch einzuverleiben. Jene Lehrzeit ist vorüber. Ich brauche keinen Körper, um unter euch wohnen zu können. Trotzdem habt ihr mich in aller Fülle als Meister, als Richter, als Arzt.

Die heutige Zeit ist eine entscheidungsvolle Zeit im Leben der Menschheit. Ihr seht einen gewaltigen Kampf in allen Elementen und Kräften. Es ist das Ende einer menschlichen Entwicklungsstufe.

Die Ereignisse, die täglich die Völker der Erde erschüttern, sind Stimmen des Gerichts, die euch zur Reue, zum Gebet, zur Erneuerung und Läuterung rufen, aber diese Prüfungszeit wird sich verlängern, bis die Hartnäckigkeit und der Widerspruchsgeist der Menschen sich beugen, bis sie von ihrem Hochmut und ihrer Gottlosigkeit lassen. Noch ist der Menschheit eine kurze Frist gewährt, darin sie ihr Tun überprüfen kann, damit sie dem Göttlichen Richter Antwort stehe, wenn Er sie zur Abrechnung ruft.

Das Ende eines Zeitalters und der Beginn eines neuen haben die Krisis und das Chaos verursacht, worunter ihr jetzt leidet. Eine Zeit großer Trübsale naht sich für alle, da weder Macht, noch Geld, noch Wissen helfen werden, die Schwere der göttlichen Gerechtigkeit abzuwenden. Nur Vergeistigung wird die Menschheit vor dem Chaos retten. Ihr braucht auf keine andere Lösung zu hoffen. Wenn ihr euch wohl vorbereitet, dann wird die Welt einen neuen Kurs nehmen. Dann wird der drohende Krieg abgewendet, und es wird Friede werden. Ach, geliebte Menschheit, wenn du nur guten Willen hättest. E i n Gebet, e i n Gedanke, e i n Wort würde genügen, um Menschen, Völker und Nationen zu versöhnen. Noch sind die Menschen Kinder, aber die große Prüfung, die sich ihnen naht, lässt sie in kurzer Zeit so viel erleben, dass sie aus dieser Kinderzeit schnell zum Erwachsensein gelangen.

Diese Stimme, die euch ruft, ist die Stimme des Göttlichen Meisters. Dieses Wort ist von dem, der alles geschaffen hat. Der Sinngehalt dieses Werkes wird der Grundstein sein, auf dem künftig alle Ordnungen ruhen. Der die Macht hat, alles zu tun, wird euer Herz aus Stein umwandeln in ein Heiligtum der Liebe und Erhebung und wird Licht entzünden, wo nur Finsternis war.


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